Johann Georg Oestreich

Johann Georg Oestreich (* 2. Februar 1770 in Oberbimbach; † 28. Februar 1858 ebenda) war ein deutscher Orgelbauer.

Familie

Johann Georg Oestreich war der älteste Sohn des Orgelbauers Johann-Markus Oestreich (* 1738 in Oberbimbach; † 1833 ebenda), dem wohl bedeutendsten unter den fünf Generationen von Orgelbauern der Familie Oestreich, aus dessen zweiter Ehe mit Agnes Schmitt (* 1746 in Oberbimbach) und ein Enkel des Jost (Jodocus) Oestreich (1715–1790), der spätestens ab 1745 als der erste Orgelbauer der Familie in Erscheinung trat.

Er heiratete 1798 Margarete Faust (* 1776), mit der er die Kinder Adam Joseph (* 1799), Regina (* 1800), Margarete (* 1801), Michael (1802–1838), Katharina (* 1805) und Augustin (* 1807) hatte. Alle drei Söhne wurden ebenfalls Orgelbauer.

Wirken

Johann Georg Oestreich lebte in Oberbimbach und begründete den Oberbimbacher Zweig der Familie, während sein jüngerer Bruder Johann Adam Oestreich (* 15. Februar 1776 in Oberbimbach; † 16. Mai 1865 in Bachrain) in das nahe Bachrain zog und den Bachrainer Zweig begründete.

Er wirkte vor allem im Großraum Fulda, wo er viele Orgeln reparierte und auch rund 20 Neubauten herstellte. Seine Orgeln waren in einem traditionellen, nachbarocken Stil gebaut. Während sein Vater seine zweimanualigen Werke mit einer breiten Rokoko-Front baute, setzte Johann Georg Hauptwerk und Oberwerk zweigeschossig übereinander, wobei die Traktur zum Oberwerk durch die zweigeteilte Hauptwerkslade hindurch lief. Die Pfeifen des Pedalwerks standen dahinter.

Die Mehrzahl der von ihm geschaffenen Orgeln ist nicht mehr existent. Von ihm (weitgehend) erhaltene Orgeln befinden sich in der Hugenottenkirche in Schöneberg bei Hofgeismar (1810), in der ev. Pfarrkirche St. Michael in Sondheim vor der Rhön (1819), in der katholischen Pfarrkirche in Buttlar (1821) und in der ehemaligen Wallfahrtskirche in Ober-Wegfurth (1838).

Werkliste (Auswahl)

JahrOrtKircheBildManualeRegisterAnmerkungen
1800Marbach (Erfurt)St. Gotthardtnicht erhalten
1801Breitenbach (Schlüchtern)Ev. Kirchenicht erhalten
1802EltersKatholische Pfarrkirche[1]I7nicht erhalten; 1890 ersetzt durch Neubau von Guido Knauf aus Gotha
1802HintersteinauEv. Kirchenicht erhalten
1805Gemünden (Wohra)Ev. Stadtpfarrkirche[2]II/P18zusammen mit Johann-Markus Oestreich; Prospekt erhalten
1810Lingelbacherhalten; stand einige Zeit (ab 1896 ?) in Rothenditmold, seit 1965 in der Hugenottenkirche in Schöneberg bei Hofgeismar;[3] 1991 restauriert von Fa. Orgelbau Schmid, Kaufbeuren.[4]
1818Hauswurzkath. Kirche St. Bartholomäusnicht erhalten[5]
1819Sondheim vor der Rhönev. Pfarrkirche St. MichaelII22erhalten; zusammen mit seinem Bruder Johann Adam; von Hey Orgelbau 1924 umgebaut und 1967 renoviert
1821Buttlarkath. PfarrkircheI/P14erhalten: zusammen mit seinem Vater Johann-Markus Oestreich
1825–1827AmöneburgSt. Johannes der Täufermit seinem Vater Johann-Markus; 1833 Erweiterung durch Johann Georg Oestreich; nicht erhalten
1826–1828GroßkrotzenburgSt. Laurentiusmit seinen drei Söhnen; Prospekt erhalten
1827HofaschenbachSt. Peter und Paulmit seinem Bruder Johann Adam; nicht erhalten
1829Künzell-PilgerzellPfarrkirche St. Flora und St. Kilian auf dem Florenberg[6]I9mit seinem Bruder Johann Adam; nicht erhalten
1838Langenschwarzseit 1880 in der ehemaligen Wallfahrtskirche in Ober-Wegfurth erhalten.[7]
1838MichelsrombachKatholische Pfarrkirche St. Michaelmit seinem Bruder Johann Adam und seinem Sohn Adam Joseph; Prospekt heute in Hofaschenbach
1843KettenKath. St. Georgs-Kirchenicht erhalten

Literatur

  • Gottfried Rehm: Die Orgelbauerfamilie Oestreich. In: Acta Organologica. Bd. 7, 1973, S. 37–66.
  • Gottfried Rehm: Beiträge zur Geschichte der Orgelbauerfamilie Oestreich. In: Acta Organologica. Bd. 21, 1990, S. 55–99.
  • Gottfried Rehm: Musikantenleben. Beiträge zur Musikgeschichte Fuldas und der Rhön im 18. und 19. Jahrhundert. Parzeller, Fulda 1997, ISBN 3-7900-0282-8 (= Veröffentlichung des Fuldaer Geschichtsvereins).

Fußnoten

  1. Hofbieber-Elters Katholische Pfarrkuratiekirche: Orgel
  2. Das Orgelportrait (29): Die Oestreich-Orgel in der Ev. Stadtpfarrkirche, Gemünden (Wohra)
  3. https://www.hugenottenmuseum.de/museum/hugenottenorte.php
  4. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 30. November 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ekkh.de
  5. Am 31. März 1945 beim Brand der Kirche zerstört
  6. Wehrkirche am Florenberg: Die Orgel am Florenberg
  7. Die Ober-Wegfurther Kirchengemeinde kaufte 1880 die Orgel aus der 1879 abgerissenen ev. Kirche in Langenschwarz. 1964/65 und 1990 grunderneuert. (Evangelische Pfarrei Queck: Ober-Wegfurther Orgelgeschichte)