„Seeschlacht bei Tsushima“ – Versionsunterschied

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Nach der strategischen Niederlage in der [[Seeschlacht im Gelben Meer (1904)|Schlacht im gelben Meer]] und dem anschließenden Fall von [[Lüshunkou|Port Arthur]] am 2. Januar 1905 wurde die [[Baltische Flotte]] unter dem Kommando von Sinowi Roschestwenski am 15. Oktober 1905 auf die achtmonatige und 18.000 Seemeilen lange Fahrt ins [[Japanisches Meer|japanische Meer]] entsandt um die Reste der russischen Pazifikflotte in [[Wladiwostok]] zu entsetzen<ref>Evans, Peattie: Kaigun, Naval Institute Press, Annapolis, 2012 S. 109f.</ref>Die russische Flotte sah sich von Beginn ihrer Reise an mit verschiedensten Problemen konfrontiert. Neben der Bereitstellung von Kohle <ref group="A"> Schätzungen gingen davon aus, dass mehr als 3.000 Tonnen Kohle pro Tag benötigt würden. </ref> stellte die Besetzung der Flotte mit gut ausgebildeten Männern die größte Schwierigkeit dar. Unter den 12.000 Mann die benötigt wurden um alle Schiffe zu besetzen befanden sich viele Kriminelle und Gegner der Monarchie.<ref>Connaughton: ''Rising sun and tumbling bear'', Cassell, London, 2003 S. 241ff.</ref><br />Der japanischen Seite blieb diese lange unter anderem durch den [[Doggerbank-Zwischenfall]] noch verzögerte Reise nicht verborgen. Daher nutzte Admiral Tōgō die Zeit bis zur Ankunft der russischen Flotte um seine Schiffe zu reparieren und seine Mannschaften mit zahlreichen Manövern und Geschützdrill auf die kommende Schlacht vorzubereiten.<ref>Jukes: The Russo-Japanese War 1904-1905, Osprey, Oxford, 2002 S. 68.</ref>
Nach der strategischen Niederlage in der [[Seeschlacht im Gelben Meer (1904)|Schlacht im gelben Meer]] und dem anschließenden Fall von [[Lüshunkou|Port Arthur]] am 2. Januar 1905 wurde die [[Baltische Flotte]] unter dem Kommando von Sinowi Roschestwenski am 15. Oktober 1905 auf die achtmonatige und 18.000 Seemeilen lange Fahrt ins [[Japanisches Meer|japanische Meer]] entsandt um die Reste der russischen Pazifikflotte in [[Wladiwostok]] zu ersetzen.<ref>Evans, Peattie: Kaigun, Naval Institute Press, Annapolis, 2012 S. 109f.</ref> Die russische Flotte sah sich von Beginn ihrer Reise an mit verschiedensten Problemen konfrontiert. Neben der Bereitstellung von Kohle<ref group="A"> Schätzungen gingen davon aus, dass mehr als 3.000 Tonnen Kohle pro Tag benötigt würden. </ref> stellte die Besetzung der Flotte mit gut ausgebildeten Männern die größte Schwierigkeit dar. Unter den 12.000 Mann die benötigt wurden um alle Schiffe zu besetzen befanden sich viele Kriminelle und Gegner der Monarchie.<ref>Connaughton: ''Rising sun and tumbling bear'', Cassell, London, 2003 S. 241ff.</ref><br />Der japanischen Seite blieb diese lange unter anderem durch den [[Doggerbank-Zwischenfall]] noch verzögerte Reise nicht verborgen. Daher nutzte Admiral Tōgō die Zeit bis zur Ankunft der russischen Flotte um seine Schiffe zu reparieren und seine Mannschaften mit zahlreichen Manövern und Geschützdrill auf die kommende Schlacht vorzubereiten.<ref>Jukes: The Russo-Japanese War 1904-1905, Osprey, Oxford, 2002 S. 68.</ref>


== Japanischer Schlachtplan ==
== Japanischer Schlachtplan ==
Auch wenn es im Generalstab der Marine erhebliche Befürchtungen gab, dass die russische Flotte nicht nach Norden ziehen, sondern einen Punkt südlich irgendwo vor der chinesischen Küste einnehmen würde richtete der ranghöchste [[Stabsoffiziere|Stabsoffizier]] der Flotte, [[Akiyama Saneyuki]], seine Pläne nach der Wahrscheinlichkeit aus, dass der Feind Wladiwostok ansteuern würde. Von den beiden wahrscheinlichsten Routen, die die Russen nehmen könnten, der Tsugaru- oder der Koreastraße, nahm Akiyama die letztere an. Um Roschestwenskis Versuch, die Meerenge zu überwinden, zu begegnen, plante Akiyama eine offensive Verteidigung. Strategisch sah er eine Verteidigung in der Tiefe vor, taktisch plante er eine Reihe von Schlägen in mehreren Phasen, um den Feind innerhalb von zwei Tagen zu vernichten. Akiyama kombinierte Strategie und Taktik zu einem siebenstufigen Zermürbungsplan, der sowohl Angriffe der schweren Einheiten bei Tageslicht als auch nächtliche Angriffe durch Zerstörer und Torpedoboote vorsah. Zunächst sollte die russische Flotte mit Zerstörern und Torpedobooten abgefangen werden, um ihr Vorankommen zu verlangsamen. In der zweiten Phase würden die Hauptstreitkräfte einen direkten Angriff auf den sich nähernden Feind starten, wenn dieser versucht, die Meerenge zu passieren. Weitere nächtliche Angriffe und Auffangoperationen würden die Reste der russischen Flotte in Richtung des verminten Hafens von Wladiwastok treiben.<ref>Evans, Peattie: S. 112.</ref>
Auch wenn es im Generalstab der Marine erhebliche Befürchtungen gab, dass die russische Flotte nicht nach Norden ziehen, sondern einen Punkt südlich irgendwo vor der chinesischen Küste einnehmen würde richtete der ranghöchste [[Stabsoffiziere|Stabsoffizier]] der Flotte, [[Akiyama Saneyuki]], seine Pläne nach der Wahrscheinlichkeit aus, dass der Feind Wladiwostok ansteuern würde. Von den beiden wahrscheinlichsten Routen, die die Russen nehmen könnten, der Tsugaru- oder der Koreastraße, nahm Akiyama die letztere an. Um Roschestwenskis Versuch, die Meerenge zu überwinden, zu begegnen, plante Akiyama eine offensive Verteidigung. Strategisch sah er eine Verteidigung in der Tiefe vor, taktisch plante er eine Reihe von Schlägen in mehreren Phasen, um den Feind innerhalb von zwei Tagen zu vernichten. Akiyama kombinierte Strategie und Taktik zu einem siebenstufigen Zermürbungsplan, der sowohl Angriffe der schweren Einheiten bei Tageslicht als auch nächtliche Angriffe durch Zerstörer und Torpedoboote vorsah. Zunächst sollte die russische Flotte mit Zerstörern und Torpedobooten abgefangen werden, um ihr Vorankommen zu verlangsamen. In der zweiten Phase würden die Hauptstreitkräfte einen direkten Angriff auf den sich nähernden Feind starten, wenn dieser versucht, die Meerenge zu passieren. Weitere nächtliche Angriffe und Auffangoperationen würden die Reste der russischen Flotte in Richtung des verminten Hafens von Wladiwastok treiben.<ref>Evans, Peattie: S. 112.</ref>




== Die Schlacht ==
== Die Schlacht ==
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Gegen 18:00 Uhr näherten sich die Japaner den russischen Schiffen von achtern steuerbord wieder an. Kurz darauf begann das Gefecht von neuem. Die bereits stark in Mitleidenschaft gezogenen russischen Linienschiffe konnten den Japanern nichts mehr entgegensetzen. Um 19 Uhr sanken die Linienschiffe ''Suworow'' und ''Alexander&nbsp;III.'' mit allen Mann an Bord. Admiral Roschestwenski, einige Stabsoffiziere und Matrosen waren kurz zuvor von der ''Suworow'' auf ein Torpedoboot übernommen worden. Gegen 19:20 Uhr sank dann auch das Linienschiff ''Borodino''. Damit war das Hauptgefecht für den 27. Mai beendet und die Gefechtslinien trennten sich. Die folgende Karte vermittelt einen Eindruck von den verwickelten und unübersichtlichen Kampfhandlungen während der Schlacht.
Gegen 18:00 Uhr näherten sich die Japaner den russischen Schiffen von achtern steuerbord wieder an. Kurz darauf begann das Gefecht von neuem. Die bereits stark in Mitleidenschaft gezogenen russischen Linienschiffe konnten den Japanern nichts mehr entgegensetzen. Um 19 Uhr sanken die Linienschiffe ''Suworow'' und ''Alexander&nbsp;III.'' mit allen Mann an Bord. Admiral Roschestwenski, einige Stabsoffiziere und Matrosen waren kurz zuvor von der ''Suworow'' auf ein Torpedoboot übernommen worden. Gegen 19:20 Uhr sank dann auch das Linienschiff ''Borodino''. Damit war das Hauptgefecht für den 27. Mai beendet und die Gefechtslinien trennten sich. Die folgende Karte vermittelt einen Eindruck von den verwickelten und unübersichtlichen Kampfhandlungen während der Schlacht.




=== Nachtgefechte ===
=== Nachtgefechte ===

Version vom 4. Mai 2023, 18:56 Uhr

Seeschlacht bei Tsushima
Teil von: Russisch-Japanischer Krieg

Admiral Tōgō an Bord der Mikasa nach der Schlacht
Datum 27. Mai bis 28. Mai 1905
Ort vor der Insel Okinoshima bei Tsushima, Koreastraße
Ausgang Japanischer Sieg
Konfliktparteien

Russisches Kaiserreich 1883 Russland

Japanisches Kaiserreich Japan

Befehlshaber

Russisches Kaiserreich Sinowi Roschestwenski
Russisches Kaiserreich Nikolai Nebogatow
Russisches Kaiserreich Oskar Enkwist

Japan Tōgō Heihachirō
Japan Kamimura Hikonojo
Japan Dewa Shigetō
Japan Uryū Sotokichi

Truppenstärke

7 Einheitslinienschiffe
1 Panzerschiff
3 Küstenpanzerschiffe
3 Panzerkreuzer
8 Kreuzer
1 Hilfskreuzer
9 Torpedoboot-Zerstörer
Trossschiffe

4 Einheitslinienschiffe
1 Panzerschiff
8 Panzerkreuzer
17 Kreuzer
7 Hilfskreuzer
20 Torpedoboot-Zerstörer
31 Torpedoboote

Verluste

5.045 Tote
6.016 Gefangene
21 Schiffe gesunken
7 Schiffe übergeben

116 Tote
583 Verwundete
3 Schiffe gesunken

Die Seeschlacht bei Tsushima (japanisch 日本海海戦, Nihon-kai kaisen, dt. „Seeschlacht im Japanischen Meer“; russ. Цусимское сражение) fand vom 14. Maijul. / 27. Mai 1905greg. bis zum folgenden Tag in der Koreastraße zwischen der japanischen Flotte unter Admiral Tōgō Heihachirō und einem russischen Geschwader unter dem Kommando von Admiral Sinowi Petrowitsch Roschestwenski statt.

Die Seeschlacht endete mit einer vernichtenden Niederlage der russischen Seite und war vorentscheidend für den Ausgang des Russisch-Japanischen Krieges. Sie gilt unter Militärhistorikern als erste moderne Seeschlacht der Weltgeschichte.

Vorgeschichte

Die Baltische Flotte musste etwa 18.000 Seemeilen von ihren Heimathäfen zurücklegen, bis sie auf die Japaner traf.

Nach der strategischen Niederlage in der Schlacht im gelben Meer und dem anschließenden Fall von Port Arthur am 2. Januar 1905 wurde die Baltische Flotte unter dem Kommando von Sinowi Roschestwenski am 15. Oktober 1905 auf die achtmonatige und 18.000 Seemeilen lange Fahrt ins japanische Meer entsandt um die Reste der russischen Pazifikflotte in Wladiwostok zu ersetzen.[1] Die russische Flotte sah sich von Beginn ihrer Reise an mit verschiedensten Problemen konfrontiert. Neben der Bereitstellung von Kohle[A 1] stellte die Besetzung der Flotte mit gut ausgebildeten Männern die größte Schwierigkeit dar. Unter den 12.000 Mann die benötigt wurden um alle Schiffe zu besetzen befanden sich viele Kriminelle und Gegner der Monarchie.[2]
Der japanischen Seite blieb diese lange unter anderem durch den Doggerbank-Zwischenfall noch verzögerte Reise nicht verborgen. Daher nutzte Admiral Tōgō die Zeit bis zur Ankunft der russischen Flotte um seine Schiffe zu reparieren und seine Mannschaften mit zahlreichen Manövern und Geschützdrill auf die kommende Schlacht vorzubereiten.[3]

Japanischer Schlachtplan

Auch wenn es im Generalstab der Marine erhebliche Befürchtungen gab, dass die russische Flotte nicht nach Norden ziehen, sondern einen Punkt südlich irgendwo vor der chinesischen Küste einnehmen würde richtete der ranghöchste Stabsoffizier der Flotte, Akiyama Saneyuki, seine Pläne nach der Wahrscheinlichkeit aus, dass der Feind Wladiwostok ansteuern würde. Von den beiden wahrscheinlichsten Routen, die die Russen nehmen könnten, der Tsugaru- oder der Koreastraße, nahm Akiyama die letztere an. Um Roschestwenskis Versuch, die Meerenge zu überwinden, zu begegnen, plante Akiyama eine offensive Verteidigung. Strategisch sah er eine Verteidigung in der Tiefe vor, taktisch plante er eine Reihe von Schlägen in mehreren Phasen, um den Feind innerhalb von zwei Tagen zu vernichten. Akiyama kombinierte Strategie und Taktik zu einem siebenstufigen Zermürbungsplan, der sowohl Angriffe der schweren Einheiten bei Tageslicht als auch nächtliche Angriffe durch Zerstörer und Torpedoboote vorsah. Zunächst sollte die russische Flotte mit Zerstörern und Torpedobooten abgefangen werden, um ihr Vorankommen zu verlangsamen. In der zweiten Phase würden die Hauptstreitkräfte einen direkten Angriff auf den sich nähernden Feind starten, wenn dieser versucht, die Meerenge zu passieren. Weitere nächtliche Angriffe und Auffangoperationen würden die Reste der russischen Flotte in Richtung des verminten Hafens von Wladiwastok treiben.[4]

Die Schlacht

Auftakt

Karte der Seeschlacht bei Tsushima

In der Nacht auf den 27. Mai näherte sich die russische Flotte, der Koreastraße. Die russische Formation war in sechs getrennten Kolonnen über ein weites Gebiet verteilt, was die Führung und Kontrolle bei schlechter Sicht sehr erschwerte. Roschestwenski auf der Knjas Suworow führte die 1. Division an, gefolgt von der Alexander III, der Borodino und der Orel. Eine Gruppe von zwei leichten Kreuzern und vier Zerstörern deckte seine Steuerbordseite, die der japanischen Küste zugewandt war. Dahinter und an Backbord führte die Oslyabya die 2. Division an, gefolgt von der Sissoi Weliki, der Nawarin und dem Kreuzer Admiral Nachimow. Die 3. Division bestehend aus der General-Admiral Apraksin, der Admiral Senjawin und der Admiral Uschakow wurde von Konteradmiral Nebogatov auf der Nicholas I geführt. Ihm folgte eine Kreuzerdivision, die die Hilfsschiffe begleitete.

Der Großteil der japanischen Seestreitkräfte befand sich zu diesem Zeitpunkt an der koreanischen Küste in Masan. Da die japanische Aufklärung den Kontakt zur russischen Flotte verloren hatte, entsandte Admiral Tōgō die 5. und 6. Division unter Vizeadmiral Kataoka bzw. Konteradmiral in die Tsushima-Straße und Vizeadmiral Dewas 3. Division und fünf Zerstörerflottillen in die Miura-Bucht auf der Insel Tsushima. Schlechtes Wetter schränkte die Sicht der japanischen Aufklärer ein, so dass die verdunkelten russischen Kriegsschiffe unentdeckt durch die Meerenge schlüpfen konnten. Die Orel im hinteren Teil der Formation behielt jedoch ihre Beleuchtung an und wurde um 4:30 Uhr von der Shinano Maru zwischen den Inseln Tsushima und Iki gesichtet. Nachdem Admiral Tōgō per Funk informiert worden war, verließ die japanische Flotte um 05:05 Masan mit 14 Knoten in östlicher Richtung in der Hoffnung die russische Flotte nord-östlich von Tsushima abzufangen.[5] Im Laufe des Vormittags nahm die Zahl der japanischen Aufklärungsschiffe zu. Obwohl sie sich in Reichweite der Schlachtschiffe befanden, wurde kein Befehl zum Feuern gegeben. Nur die Orel eröffnete das Feuer auf einen der japanischen Kreuzer in einer Entfernung von 9 km, um ihn zu vertreiben. Gegen 12.00 Uhr befahl Roschestwenski, wahrscheinlich in Erwartung eines japanischen Angriffs von Osten, seiner Ersten und Zweiten Division, sich aus der Formation zu lösen nach Steuerbord zu wenden und die Geschwindigkeit zu erhöhen. Doch gerade als die erste Division das Manöver beendet hatte, veranlasste das erneute Auftauchen japanischer Kreuzer Roschestwenski, seine Meinung zu ändern. Er befahl der ersten Division, ihre Position wieder einzunehmen, und der zweiten, ihren Kurs beizubehalten.[6]

Gegen 13:20 Uhr näherten sich die japanischen Hauptstreitkräfte backbords auf Sichtweite an. Zuerst sah es aus, als ob die beiden Flotten aneinander vorbeifahren und es damit zu einem Passiergefecht kommen würde. Roschestwenski versuchte nun, die vier Linienschiffe wieder in die ursprüngliche Position zu bringen. Da aber die Geschwindigkeiten der einzelnen Abteilungen nicht aufeinander abgestimmt waren, mussten die hinteren russischen Schiffe ihr Tempo drosseln. Das Linienschiff Osljabja musste schließlich sogar ganz stoppen.

Das Hauptgefecht

Ablauf der Kampfhandlungen am 27. Mai 1905
Ablauf der Kampfhandlungen am 27. Mai 1905

Zu diesem Zeitpunkt – gegen 13:50 Uhr – ließ Admiral Tōgō seine Flotte einen Bogen schlagen und auf Parallelkurs zum russischen Geschwader gehen. Die japanische Gefechtslinie bildete nun für mehrere Minuten eine Schleife, was das Schussfeld der hinteren japanischen Schiffe behinderte. Die Russen hätten diesen Moment für einen Frontalangriff nutzen können, wozu es aber nicht kam. Stattdessen bewegten sich beide Gefechtslinien parallel zueinander.

Beide Flotten verfügten in der Schlacht über je zwölf Schiffe in ihrer Hauptgefechtslinie. Auf japanischer Seite waren dies neben den vier Linienschiffen Fuji, Shikishima, Asahi und Mikasa in der 1. Division seit der Schlacht im Gelben Meer die beiden 1904 von Ansaldo gelieferten Panzerkreuzer Kasuga und Nisshin. Die zweite Division bildeten die sechs Panzerkreuzer des ursprünglichen Bauprogramms von 1894 mit den vier in Großbritannien gebauten Asama, Tokiwa, Izumo und Iwate, der in Frankreich gebauten Azuma und der in Deutschland gebauten Yakumo. Damit verfügte die japanische Flotte über nur 16 305-mm-Geschütze und ein 254-mm-Geschütz, aber 30 203-mm-Geschütze. Ein wesentlicher Vorteil der Japaner war ihre höhere Geschwindigkeit, wie schon in den vorangegangenen Gefechten, auch wenn die japanischen Schiffe ihre Probefahrtgeschwindigkeiten nicht mehr erreichten. Ihre erste Division konnte geschlossen 15 Knoten (kn) laufen, ihre zweite Division geschlossen bis 18 kn.

Die Schlacht wurde um 14:05 Uhr bei der Insel Okinoshima von der Hauptartillerie des russischen Flaggschiffs Knjas Suworow bei einer Entfernung von 8000 bis 9000 Metern eröffnet. Die Japaner beantworteten den Beschuss sofort, wobei sie ihr Feuer auf die Knjas Suworow und die Osljabja konzentrierten. Darüber waren jedoch außer Admiral Roschestwenski und der Mannschaft des Schiffes niemand informiert worden, da man einen schlechten Einfluss auf die Moral der russischen Matrosen befürchtete. So glaubten auch die Japaner, dass die Osljabja noch Flaggschiff der 2. Division sei, und nahmen es sofort unter heftiges Feuer.

Das Schiff hatte sich nach dem missglückten Manöver noch nicht wieder in Bewegung gesetzt und erhielt mehrere schwere Treffer im Bugbereich. Die Osljabja kenterte schließlich gegen 15:15 Uhr, ohne vorher in großem Umfang in die Schlacht eingegriffen haben zu können. Russische Torpedoboote retteten einige der Schiffbrüchigen, mussten aber unter dem starken japanischen Angriff den Rückzug antreten. Mehr als 500 der 900 Mann starken Besatzung verloren beim Untergang ihr Leben.

Das russische Geschwader setzte seinen Weg auf dem Kurs Nordost 23 Grad fort. Die russischen Schiffe konnten jedoch nicht mehr als 9 Knoten fahren, um ihre Trossschiffe nicht zu verlieren. Die Japaner schoben ihre Spitze dank der überlegenen Geschwindigkeit von etwa 15 Knoten vor die der russischen Flotte. Dies ermöglichte Admiral Tōgō schließlich, zweimal hintereinander ein Crossing-the-T-Manöver durchzuführen. Dabei war das jeweilige russische Spitzenschiff dem konzentrierten Feuer der vordersten japanischen Einheiten ausgesetzt. Die Entfernung verringerte sich dabei auf bis zu 3500 Meter, wobei die Geschosse eher die Panzerungen durchschlagen konnten. Diesem konzentrierten Beschuss konnten auch die russischen Linienschiffe nicht lange standhalten. Gegen 15:30 Uhr scherte die Suworow aus und wurde durch die Alexander III. ersetzt. Später übernahm die Borodino die Führung. Gegen 17 Uhr setzte das Hauptgefecht für kurze Zeit aus, als die Schlachtlinien im Qualm und Dunst nicht mehr zu erkennen waren. Das russische Geschwader hatte sich – da man dem Crossing the T ausweichen wollte – immer weiter nach Süden drängen lassen und beschrieb schließlich einen Kreis.

Gegen 18:00 Uhr näherten sich die Japaner den russischen Schiffen von achtern steuerbord wieder an. Kurz darauf begann das Gefecht von neuem. Die bereits stark in Mitleidenschaft gezogenen russischen Linienschiffe konnten den Japanern nichts mehr entgegensetzen. Um 19 Uhr sanken die Linienschiffe Suworow und Alexander III. mit allen Mann an Bord. Admiral Roschestwenski, einige Stabsoffiziere und Matrosen waren kurz zuvor von der Suworow auf ein Torpedoboot übernommen worden. Gegen 19:20 Uhr sank dann auch das Linienschiff Borodino. Damit war das Hauptgefecht für den 27. Mai beendet und die Gefechtslinien trennten sich. Die folgende Karte vermittelt einen Eindruck von den verwickelten und unübersichtlichen Kampfhandlungen während der Schlacht.

Nachtgefechte

Zu diesem Zeitpunkt übernahm Admiral Nebogatow die Führung des russischen Geschwaders. Er hielt weiterhin Kurs auf Wladiwostok, obwohl erkennbar wurde, dass der Durchbruch misslungen war. Während der Nacht mussten sich die russischen Schiffe gegen zahlreiche Torpedoangriffe wehren. Diesen Angriffen fielen die russischen Schiffe Admiral Nachimow, Wladimir Monomach, Nawarin (unter dem Kommando des Barons Bruno von Vietinghoff) und Sissoi Weliki zum Opfer. Sie sanken noch in der unmittelbaren Nähe der Insel Tsushima.

Der 28. Mai

Im Verlauf des 28. Mai wurden die verbliebenen russischen Kreuzer und Torpedoboote von starken japanischen Einheiten zu Entscheidungsgefechten gezwungen. Obwohl gerade die Torpedoboote oftmals erbitterten Widerstand leisteten, mussten sich alle den überlegenen Japanern geschlagen geben. Einige Schiffe versuchten noch, die koreanische Küste zu erreichen, um so wenigstens einen Teil der Mannschaft an Land retten zu können. Doch dies gelang nur in einigen Fällen.

Das russische Torpedoboot Buiny, das Admiral Roschestwenski und die überlebenden Stabsoffiziere vom später versenkten Flaggschiff Suworow übernommen hatte, wurde den Japanern übergeben. Damit gerieten auch Admiral Roschestwenski und sein Stab in japanische Gefangenschaft.

Die Kapitulation

Vom ursprünglichen Verband waren nur noch das alte Panzerschiff Nikolai I. unter der Flagge des Admirals Nebogatow, das schwer beschädigte Linienschiff Orjol sowie die Küstenpanzerschiffe General-Admiral Graf Apraxin und Admiral Senjawin geblieben. Sie mussten sich gegen 10:30 Uhr den japanischen Verbänden ergeben. Die Kapitulation wurde nicht von allen Offizieren akzeptiert, aber angesichts der geringen Kampfkraft blieb dem Admiral keine andere Wahl. Nikolai Jung, der Kapitän der Orjol, war bei der Übergabe aufgrund seiner schweren Verwundungen bewusstlos und verstarb am kommenden Tag.

Nebogatow und die ihm untergeordneten Kapitäne mussten sich später vor Gericht für die Übergabe der Schiffe verantworten und wurden zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.

Andere Schiffe

Der Kreuzer Isumrud konnte sich dank seiner überlegenen Geschwindigkeit von 24 Knoten der Kapitulation entziehen und versuchte auf eigenem Weg nach Wladiwostok zu gelangen. Das Schiff fuhr jedoch in der Wladimirbucht kurz vor dem Ziel auf ein Riff und wurde von der eigenen Besatzung gesprengt.

Die von Admiral Oskar Enkwist geführte russische Kreuzerdivision, der unter anderem der Panzerdeckkreuzer Aurora angehörte, setzte sich am Morgen des 28. Mai in Richtung Süden ab. Die Aurora, die Schemtschug und der schwer beschädigte Kreuzer Oleg konnten sich bis auf die Philippinen durchschlagen, wo alle drei Schiffe im Hafen von Manila interniert wurden. Drei weiteren russischen Schiffen gelang die Flucht in neutrale Häfen, wo sie sich internieren ließen. Alle Schiffe wurden nach Kriegsende wieder nach Russland überführt.

Nur wenigen russischen Schiffen – den Torpedobooten Grosny und Brawy sowie der Admiralitätsyacht Almas – gelang der Durchbruch nach Wladiwostok. Durch den geringen Kampfwert dieser Einheiten war die japanische Vormachtstellung im ostasiatischen Raum nicht gefährdet.

Verluste

Russische Verluste

Die folgende Karte gibt einen Überblick über die Verluste der russischen Flotte bei der Seeschlacht.

Seeschlacht bei Tsushima 1905 – Verluste der russischen Flotte.
Seeschlacht bei Tsushima 1905 – Verluste der russischen Flotte.
Der beschädigte Kreuzer Oleg nach der Internierung in der Manilabucht

Das russische Geschwader wurde nahezu komplett vernichtet. Drei der vier neuen Linienschiffe waren gesunken, das vierte wurde schwer beschädigt an die Japaner ausgeliefert. Insgesamt versenkten die Japaner 21 russische Kriegsschiffe oder beschädigten diese so schwer, dass sie von ihren Besatzungen aufgegeben werden mussten. Während der Schlacht wurden 5.045 russische Seeleute getötet und viele weitere zum Teil schwer verwundet. Von den überlebenden russischen Offizieren und Matrosen gerieten 6.016 in japanische Gefangenschaft, als die Reste des Geschwaders am Morgen des 28. Mai kapitulierten. Unter den Gefangenen waren auch die Admirale Roschestwenski und Nebogatow. Der überwiegende Teil durfte nach einer Generalamnestie im Jahre 1906 nach Russland zurückkehren.

Japanische Verluste

Im Gegensatz zu den Russen hatte die japanische Flotte vergleichsweise geringe Verluste erlitten. Die schwersten Beschädigungen hatte Admiral Tōgōs Flaggschiff Mikasa erhalten. Es war von über 30 schweren Granaten getroffen worden, die das Deck und alle oberen Aufbauten schwer beschädigt hatten. Dabei waren sechs Offiziere, ein Unteroffizier und 106 Mann der Besatzung getötet oder verwundet worden. Weiterhin erhielten die japanischen Kreuzer Naniwa und Kasagi schwere Treffer an bzw. unterhalb der Wasserlinie und mussten sich infolge dieser Lecks vom Schlachtfeld zurückziehen. Zwei weitere Linienschiffe und neun Kreuzer hatten Schäden durch den russischen Beschuss davongetragen. Während der Nachtgefechte wurden drei japanische Torpedoboote versenkt und eine Vielzahl weiterer Boote schwer beschädigt. Insgesamt waren 116 japanische Seeleute gefallen und 583 verwundet worden. Ihre materiellen Verluste konnten die Japaner jedoch durch über 60 bei Tsushima und Port Arthur eroberte Schiffe mehr als ausgleichen. Ihre Flotte ging aus diesem Krieg gestärkt hervor.

Schlussbetrachtungen

Ursachen der russischen Niederlage

Der bessere Ausbildungsstand und die Kampftaktik der Japaner verhalfen diesen zum Sieg. Die Gründe für die Vernichtung der russischen Flotte waren vielfältig. Viele Fehler können dabei direkt oder indirekt dem russischen Geschwaderchef Roschestwenski angelastet werden:

  • Es existierte kein vorab besprochener und mit den anderen Admiralen abgestimmter Schlachtplan.
  • Der Admiral verfügte lediglich, dass jedes Schiff unter allen Umständen versuchen sollte, nach Wladiwostok durchzubrechen.
  • Die Vermischung neuer und veralteter Kriegsschiffe führte zu einer insgesamt geringeren Geschwindigkeit der russischen Flotte, wodurch die Japaner das Crossing the T durchführen konnten.
  • Da die russische Kreuzerdivision zum Schutz der Transportschiffe abgestellt wurde, verringerte sich die Kampfkraft der russischen Flotte zusätzlich.
  • Die Wirkung der russischen Artilleriegeschosse beim Aufschlag war für die Artillerieleitoffiziere und Geschützmannschaften schlecht oder gar nicht einzuschätzen. Es wurde Munition verwendet, die kaum Rauch entwickelte. Obwohl die japanische Flotte schwere Schäden an Bord verzeichnete, wurde die Moral der russischen Matrosen dadurch weiter untergraben, da sie ihr Artilleriefeuer für wirkungslos hielten.

Für den Fall des Ausscheidens des Flaggschiffes sollte das nachfolgende Schiff die Führung des Geschwaders übernehmen. Dies führte mehrfach dazu, dass das gesamte Geschwader mit den noch lebenden Admiralen und Stabsoffizieren einem einzelnen Schiff folgte. Das Spitzenschiff war dem feindlichen Beschuss dabei stets am stärksten ausgesetzt. Die wenigsten russischen Kommandanten konnten sich zu einem eigenverantwortlichen Handeln entschließen. Die russische Flotte verhielt sich in ihrer Gesamtheit zu passiv, und der Schlachtverlauf wurde während der ganzen Zeit durch Admiral Tōgō diktiert.

Zu allem Überfluss waren in der Vorbereitungsphase des Geschwaders schwerwiegende Fehler bei der Bewaffnung und Bemannung der Schiffe gemacht worden, die erst während der Schlacht offenbar wurden. Unter anderem war der Feuchtigkeitsgehalt der russischen Granaten gesteigert worden, um während der Fahrt durch tropische Gewässer die Gefahr der Selbstentzündung zu minimieren. Dies führte dazu, dass während der Schlacht nur ein Bruchteil der russischen Granaten beim Aufschlag explodierte. Die Russen verwendeten panzerbrechende Geschosse, die erst im Inneren des Schiffes explodierten und dabei eine geringe Rauchwirkung aufwiesen. Dies erschwerte den russischen Geschützführern die Bewertung ihrer Treffergenauigkeit, so dass keine vernünftige Fehlerkorrektur erfolgen konnte. Die japanischen Geschosse enthielten zudem mehr Schimose-Sprengstoff, der auch weit wirkungsvoller war als das von den Russen verwendete Pyroxilin.

Schließlich war der Ausbildungsstand der meist aus Reservisten und Rekruten bestehenden russischen Mannschaften deutlich geringer als der japanischer Matrosen. Bei den Geschützführern zeigte sich dies am deutlichsten in einer geringeren Treffergenauigkeit.

Militärische Erkenntnisse

Die Auswertung des Schlachtverlaufes durch die Marinen der damaligen Zeit führte zu der Erkenntnis, dass die Seeschlachten der Zukunft auf größere Entfernungen ausgetragen würden. Daher erfolgte bei neuen Schiffskonstruktionen eine Konzentration auf die schwere Artillerie zuungunsten der Mittelartillerie. Diese Entwicklung stellte bereits den ersten Schritt auf dem Weg zu den All-Big-Gun-Battleships der Dreadnoughts dar.

Politische Folgen

Die Niederlage bei Tsushima stellte die Weichen für die Beendigung des Krieges. Japans militärischer Sieg über Russland war ein deutliches Zeichen für die erfolgreiche Entwicklung Japans vom Feudalstaat zur modernen Großmacht. Der Unmut der russischen Bevölkerung angesichts immer neuer Hiobsbotschaften wuchs und wurde durch die bereits bestehenden innenpolitischen Probleme verschärft. Der russische Zar Nikolaus II. war daraufhin gezwungen, ein Vermittlungsangebot des amerikanischen Präsidenten Theodore Roosevelt für den Beginn von Friedensverhandlungen anzunehmen. Am 5. September 1905 wurde der Vertrag von Portsmouth unterzeichnet. Unter dem Eindruck der Schlacht kam es außerdem im Jahr 1907 zur Neufassung der Haager Konvention von 1899, welche die Genfer Konvention von 1864 für den Seekrieg übernommen hatte. Die überarbeitete Fassung orientierte sich dabei an der Genfer Konvention in ihrer Fassung von 1906.

Literatur

  • David C. Evans und Mark R. Peattie: Kaigun: Strategy, Tactics, and Technology in the Imperial Japanese Navy 1887–1941. Naval Institute Press, Annapolis 1979, ISBN 0-87021-192-7 (englisch).*
  • Michael Clodfelter: Warfare and armed conflicts : a statistical encyclopedia of casualty and other figures, 1494-2007. McFarland, Jefferson 2008, ISBN 978-0-7864-3319-3 (englisch).
  • Richard Connaughton: Rising sun and tumbling bear. Russia’s war with Japan. Cassell, London 2003, ISBN 0-304-36184-4 (englisch).
  • Robert Forczyk: Russian Battleship Vs Japanese Battleship Yellow Sea 1904– 05. Osprey, Oxford 2009, ISBN 978-1-84603-330-8 (englisch).
  • Mark Lardas: Tsushima 1905 Death of a Russian Fleet. Bloomsbury, New York 2018, ISBN 978-1-4728-2685-5 (englisch).


Commons: Seeschlacht bei Tsushima – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Schätzungen gingen davon aus, dass mehr als 3.000 Tonnen Kohle pro Tag benötigt würden.

Einzelnachweise

  1. Evans, Peattie: Kaigun, Naval Institute Press, Annapolis, 2012 S. 109f.
  2. Connaughton: Rising sun and tumbling bear, Cassell, London, 2003 S. 241ff.
  3. Jukes: The Russo-Japanese War 1904-1905, Osprey, Oxford, 2002 S. 68.
  4. Evans, Peattie: S. 112.
  5. Forczyk: Russian Battleship Vs Japanese Battleship Yellow Sea 1904– 05, Osprey, Oxford, 2009 S. 56f.
  6. Connaughton: S. 262ff.