„Hitlerjugend“ – Versionsunterschied

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Die Aufgabe der Hitler-Jugend bestand darin, die Kinder bzw. Jugendlichen im Sinne der herrschenden nationalsozialistischen Ideologie zu erziehen und zu beeinflussen. Der Alltag in der Hitler-Jugend war militärisch organisiert. Auf dem täglichen Stundenplan standen [[Exerzieren]], jede Art von Sport, Schießübungen, Fahnenappelle, Geländemärsche und Zeltlager. Fahrten durch Deutschland ergänzten das Programm. Bei all diesen Übungen und Veranstaltungen kam es den Führern der Hitler-Jugend nicht darauf an, das selbstständige und kritische Denken der Kinder zu fördern. Ziel war allein die körperliche Tüchtigkeit und die soldatische Disziplin der Mitglieder. Dabei sollte vor allem das Gefühl und das Empfinden der Kinder angesprochen werden, sie sollten von den gemeinsamen Ausflügen und Fahrten ein Gesamterlebnis "mitnehmen". Weiterhin wurden die Angehörigen des Jungvolks und der Hitler-Jugend zum Hilfsdienst für das „[[Winterhilfswerk]]“ (WHW) herangezogen: Sammeln von Geldspenden mit Sammelbüchsen auf der Straße mit Abzeichenverkauf, Sortieren und Verpacken der Sachspenden. Es gab auch einen vorerst freiwilligen [[Reichsarbeitsdienst]] (RAD) für Jugendliche. Ab 1935 wurde dieser Pflicht für die männliche und ab 1939 für die weibliche Jugend. Dieser Dienst wurde u.a. beim Bau von Straßen, Kanälen und Befestigungen (z.B. [[Westwall]]) eingesetzt. Ab 1943 stand auch der Kriegsdienst als [[Flakhelfer|Luftwaffenhelfer]] und Marinehelfer in Verbindung mit der Hitler-Jugend.
Die Aufgabe der Hitler-Jugend bestand darin, die Kinder bzw. Jugendlichen im Sinne der herrschenden nationalsozialistischen Ideologie zu erziehen und zu beeinflussen. Der Alltag in der Hitler-Jugend war militärisch organisiert. Auf dem täglichen Stundenplan standen [[Exerzieren]], jede Art von Sport, Schießübungen, Fahnenappelle, Geländemärsche und Zeltlager. Fahrten durch Deutschland ergänzten das Programm. Bei all diesen Übungen und Veranstaltungen kam es den Führern der Hitler-Jugend nicht darauf an, das selbstständige und kritische Denken der Kinder zu fördern. Ziel war allein die körperliche Tüchtigkeit und die soldatische Disziplin der Mitglieder. Dabei sollte vor allem das Gefühl und das Empfinden der Kinder angesprochen werden, sie sollten von den gemeinsamen Ausflügen und Fahrten ein Gesamterlebnis "mitnehmen". Weiterhin wurden die Angehörigen des Jungvolks und der Hitler-Jugend zum Hilfsdienst für das „[[Winterhilfswerk]]“ (WHW) herangezogen: Sammeln von Geldspenden mit Sammelbüchsen auf der Straße mit Abzeichenverkauf, Sortieren und Verpacken der Sachspenden. Es gab auch einen vorerst freiwilligen [[Reichsarbeitsdienst]] (RAD) für Jugendliche. Ab 1935 wurde dieser Pflicht für die männliche und ab 1939 für die weibliche Jugend. Dieser Dienst wurde u.a. beim Bau von Straßen, Kanälen und Befestigungen (z.B. [[Westwall]]) eingesetzt. Ab 1943 stand auch der Kriegsdienst als [[Flakhelfer|Luftwaffenhelfer]] und Marinehelfer in Verbindung mit der Hitler-Jugend.


==Die Entwicklung der HJ==
Gruber und die Hitler-Jugend (HJ) wurden kurze Zeit nach dem Weimarer Parteitag (4. Juli 1926) den obersten SA-Führern (Führer der Sturmabteilung) unterstellt. Angeblich soll die HJ von Hitler als eine Art von Jugendabteilung der SA, der Sturmabteilung, die als Hitlers Privatarmee diente, gesehen worden sein. Ende 1926 wurde von der NSDAP beschlossen, dass alle Mitglieder der HJ die 18 Jahre alt wurden, in die SA überzutreten hätten. Damit kam auch der Beschluss, mehr Gewicht auf Jugendarbeiten wie Heimatabende und Fahrten zu legen. Zu dieser Zeit entstanden die ersten NSDAP Schülergruppen. Diese wurden vereinigt und bekamen den Namen NS-Schülerbund. Adrian von Rentelns, ein nationalsozialistischer Funktionär und Politiker, leitete den NS-Schülerbund. Gleichzeitig wurde der Bund Deutscher Mädel gegründet.
Einer der für die Jugendlichen attraktivsten Programmpunkte waren die [[Jugendfilmstunden]], die seit 1934 einmal monatlich veranstaltet wurden. Im selben Jahr begann die HJ auch, eigene Filme herzustellen. Bis zum Kriegsende entstanden rund 15 kurze und mittellange Filme (z. B. "Die Stadt der weißen Zelte") sowie eine sechsteilige Reihe von Wochenschaubeiträgen, die 1942/43 unter dem Titel "Junges Europa" in den Kinos liefen.
Einer der für die Jugendlichen attraktivsten Programmpunkte waren die [[Jugendfilmstunden]], die seit 1934 einmal monatlich veranstaltet wurden. Im selben Jahr begann die HJ auch, eigene Filme herzustellen. Bis zum Kriegsende entstanden rund 15 kurze und mittellange Filme (z. B. "Die Stadt der weißen Zelte") sowie eine sechsteilige Reihe von Wochenschaubeiträgen, die 1942/43 unter dem Titel "Junges Europa" in den Kinos liefen.
Am Parteitag der NSDAP 1926 marschierten immerhin schon rund 2’000 Jugendliche an Hitler vorbei. Davon war die Hälfte Österreicher. 1931 trat Gruber als Reichsführer der HJ zurück. Im Herbst 1931 wurde Baldur von Schirach von Adolf Hitler zum Reichsjugendführer der NSDAP (im Range eines SA-Gruppenführers) ernannt und führte die HJ, den NS-Studentenbund (Nationalsozialistische Studentenbund) und den NS-Schülerbund. Am 13. April 1932 wurde die HJ durch das Verbot und die Verfolgung der SA durch Hitler und die SS (Schutzstaffel) betroffen und ebenfalls verboten. Dies galt jedoch nur für eine kurze Zeit. Die HJ arbeitete illegal weiter und Schirach schrieb, dass die HJ in dieser Zeit ihre besten Leute gewonnen habe. Die Zahl der Mitglieder wuchs in dieser Zeit auf zirka 35’000 an.

Am 1. und 2. Oktober 1932, dem Reichsjugendtag der HJ in Potsdam, marschierte die Teilnehmerkolonne der etwa 80’000 Jugendlichen mehr als sieben Stunden an Adolf Hitler vorbei. Das wies auf eine nicht zu übersehende Rolle im öffentlichen und politischen Leben Deutschlands hin. Die HJ wurde sehr stark für den Wahlkampf eingesetzt, wobei die HJ die NSDAP mit Demonstrationen und Propagandaaktionen tatkräftig unterstützte.

Das Jahr 1932 war für die HJ ein Jahr der Demonstrationen, Kundgebungen, Propagandaaktionen, Versammlungskampagnen und Märsche. Die HJ war vielmals die tragende Macht bei oben genannten Aktionen und wirkte bei fast allen mit. Bis 1933 starben 21 Angehörige der HJ bei politischen Auseinandersetzungen mit der Regierung oder politisch anders orientierten Organisationen.

Die Mitglieder der HJ setzten sich wie folgt zusammen:
69% Jungarbeiter und Lehrlinge
10% kaufmännische Berufe
12% Schüler
Der Rest waren Arbeitslose

An dieser Tabelle kann man ablesen, dass die meisten Jugendlichen in der HJ eine gute Zukunft hatten, was die Arbeit betraf. Eine grosse Prozentzahl der Mitglieder hatte eine Arbeit. Nur ein kleiner Teil der HJ war arbeitslos.

Die Abhängigkeit der HJ von der Partei im Politischen sowie im Organisatorischen ist unverkennbar. Die HJ betonte das auch immer wieder deutlich, wie beispielsweise eine Aussage von A. Axelmann, zweiter Reichsjugendführer, belegt: “Die HJ ist gross geworden als Gliederung der Partei - sie hatte stets den gleichen Weg und das gleiche Schicksal.“

Am 30. Januar 1933 übernahm die NSDAP in Deutschland die Macht. Damit bekam die HJ eine ganz neue Funktion. Diese wurde mit folgender Parole verkündet: “Die Kampfauslese der HJ muss nun zur Volksjugend werden.“

Weil die NSDAP jetzt die einzige erlaubte Partei in Deutschland war, wollte die HJ die einzige Jugendorganisation sein. Die Führung der HJ strebte danach, so viele Jungen und Mädchen wie möglich in die HJ zu bekommen. Gleichzeitig versuchte sie, in der HJ die Erziehungsfunktion zu übernehmen und Betätigungsmöglichkeiten wie Sport und Lager zu organisieren. Hans-Helmut Dietze schrieb: “Die HJ will sowohl die Gesamtheit der Jugend, wie auch den gesamten Lebensbereich des jungen Deutschen erfassen.“

Die NSDAP und somit Hitler selbst beschlossen, die gesamte Jugend zu erfassen, zu kontrollieren und nach dem sozialistischen Gedankengut zu erziehen. Schirach beschloss sehr früh, einige Jugendverbände aus dem Reichsausschuss deutscher Jugendverbände auszuschliessen. Ein Jugendverband nach dem anderen wurde verboten, von der HJ übernommen oder trat selbstständig über. Dabei ist zu beobachten, dass rechte Organisationen viel länger überlebten als linke oder soziale Organisationen. Damit begann ein sehr grosser Zuwachs von Jugendlichen bei der HJ. Auffallend ist, dass viele neue Mitglieder der HJ vorher kein Interesse gezeigt hatten, einer Jugendorganisation beizutreten.
Es gab jedoch einige Jugendverbände, die nach Ansicht der HJ gefährlich waren. Es handelte sich dabei um konfessionellen Jugendverbände oder auch freie Jugendbewegungen, die sich als eigenständige Selbsterziehungsgemeinschaften sahen und sich aufgrund der Verbote im Grossdeutschen Bund zusammengeschlossen hatten. Da Schirach nicht genug Macht hatte um dieses Problem zu lösen, drängte er auf eine institutionelle Festigung seiner Machtposition. Er wurde am 17. Juni 1933 von Hitler zum Jugendführer des Deutschen Reiches ernannt. Damit hatte er die Aufsicht über alle Jugendorganisationen und jede Neugründung musste von ihm bewilligt werden. Zudem konnte er die Führung der jeweiligen Jugendorganisationen wählen, beziehungsweise abwählen. Damit war die gesamte Jugendarbeit in Deutschland unter der Kontrolle der HJ-Führung. Das Erste, was Schirach in seiner neuen Machtposition unternahm, war, den Grossdeutschen Bund aufzulösen. Zur gleichen Zeit wurden auch die bündischen und freien Jugendbewegungen aufgelöst und verboten. Ende 1933 wurde die Evangelische Jugend Deutschlands (800'000 Mitglieder) formal von der HJ aufgenommen. Damit durfte die Jugendarbeit der evangelischen Kirche nur noch rein seelsorgerischer Natur sein. Jeder, der nicht HJ-Mitglied war, konnte nicht in die evangelischen Jugendwerke aufgenommen werden. Das gleiche wollten sie auch mit der katholischen Jugend machen. Es gab jedoch energischen Widerstand von Seiten der Katholiken und der Vatikan gab ihnen zudem einen gewissen Schutz. Schirach griff zu anderen Mitteln und führte Terrorakte und Propagandaaktionen gegen katholische Jugend durch. Er liess auch regionale Verbote aufstellen, wie zum Beispiel die Bestimmung, dass Kinder von Beamten nicht in der katholischen Jugend sein durften.

Damit stieg die Mitgliederzahl der HJ nochmals enorm. Ende 1932 verzeichnete die HJ eine Mitgliederzahl von 107'956 und Ende 1934 waren es bereits 3'577'565. Die HJ begann Sportwettkämpfe zu organisieren und es wurden Leistungsabzeichen geschaffen, die an der nun einheitlichen Uniform angebracht wurden. Die Uniform wurde vom Staat vorgeschrieben. Mit den dazugehörigen Abzeichen wurde eine starke Hierarchie eingeführt.
Am 1. Dezember 1936 veröffentlichte Hitler das Gesetz über die Hitler-Jugend:

„Von der Jugend hängt die Zukunft des deutschen Volkes ab. Die gesamte deutsche Jugend muss deshalb auf ihre zukünftigen Pflichten vorbereitet werden. Die Reichsregierung hat daher das Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird:

§ 1 Die gesamte deutsche Jugend ist in der Hitler-Jugend zusammengefasst.

§ 2 Die gesamte deutsche Jugend ist ausser im Elternhaus und de Schule in der Hitler-Jugend körperlich, geistig und sittlich im Geiste des Nationalsozialismus im Dienst am Volk und zur Volksgemeinschaft zu erziehen.

§ 3 Die Aufgabe der Erziehung der gesamten deutschen Jugend in der Hitler-Jugend wird dem Reichsjugendführer der NSDAP übertragen. Er ist damit Jugendführer des Deutschen Reiches. Er hat die Stellung einer obersten Reichsbehörde mit dem Sitz in Berlin und ist dem Führer und Reichskanzler unmittelbar unterstellt.

§ 4 Die zur Durchführung und Ergänzung dieses Gesetzes erforderlichen Rechtsverordnungen und allgemeinen Verwaltungsvorschriften erlässt der Führer und Reichskanzler.

Berlin, den 1. Dezember 1936 Der Staatssekretär und
Der Führer und Reichskanzler Chef der Reichskanzlei
Adolf Hitler Dr. Lammers“



Mit diesem Gesetz wurde die HJ die einzige und umfassende Institution der Jugenderziehung ausser dem Elternhaus und der Schule. Mit diesem Gesetz wurde das erste Mal klar ausgedrückt, wo die HJ stand. Sie umfasste die ganze deutsche Jugend. Diese Gesamtheit der deutschen Jugend wurde damit in der HJ mit nationalsozialistischem Gedankengut erzogen. Sie stand unter der Führung der NSDAP und somit unter der Führung Hitlers.

Die Jahre nach diesem Gesetz dienten vor allem der Festigung von Positionen und Systemen der HJ. Nachdem die Position gesichert und gefestigt war, konzentrierte sich die Führung der HJ auf die Gegner und die immer noch bestehenden Jugendgruppen. Am 18. Juni 1937 wurde die Doppelmitgliederschaft in der HJ und der katholischen Jugend verboten und andere ähnliche Massnahmen wurden getroffen, um die katholische Jugend auszuschalten.
Bei der Besetzung von Österreich führte die HJ die in Österreich seit 1933 illegale österreichische HJ mit über 35'000 Mitgliedern der HJ zu. Damit betrug die Mitgliederzahl der HJ Ende 1938 insgesamt 8'700'000 Jungen und Mädchen.


Mitgliederentwicklung der HJ
(nach Angaben der HJ)

Bevölkerung:
Gesamtzahl Zahl der davon
Der 10-18- HJ-Mit- Mädchen
Jahr Jährigen Glieder (JM, BDM)


Ende 1932 107'956 24’000
Ende 1933 7'529'000 2'300'000 593’000
Ende 1934 7'682'000 3'577'000 1'334’000
Ende 1935 8'172'000 3'900'000 1'334’000
Ende 1936 8'656'000 5'400'000 2'485’000
Ende 1937 9'060'000 5'800'000 2'759’000
Anfang 1938 9'109'000 7'000'000 3'304'000
Anfang 1939 8'870'000 8'700'000 3'426’000


Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 sind die Zahlen der Mitglieder in der HJ extrem stark gestiegen. Innerhalb eines Jahres ist die Mitgliederzahl von 107'956 auf 2.3 Mio. gestiegen. Nach der Bekanntgabe des Gesetzes über die HJ am 1. Dezember 1936 sind die Mitgliederzahlen nicht mehr merklich gestiegen. Es ist eher eine Tendenz zu abfallenden Neuzugängerzahlen zu sehen. Erst im darauffolgenden Jahr kommen wieder mehr Neuzugänger.

Die HJ, Jungen und Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren, wurden für den Krieg missbraucht. Sie mussten auf den Kartoffelfeldern mithelfen und gegen Ende des Krieges sogar an der Front kämpfen.
Ab 1937 stand eine HJ-Schiessschule zur Verfügung. 1.5 Millionen HJ-Jungen machten regelmässig Schiessdienst. Ab 1939 mussten Jungen Schiess- und Geländedienst leisten. Es gab zusätzlich eine Erweiterung in Sondereinheiten (1938):
Marine-HJ 50’000
Motor-HJ 90'000
Fliegereinheit 74’000
Nachrichten-HJ 29’000

Im Laufe des Krieges sind diese Sondereinheiten, wie auch die gesamte Wehrertüchtigung der HJ, erheblich ausgebaut worden. Die HJ wurde also darauf trainiert, im Kriege an der vordersten Front mitzukämpfen und für ihr Vaterland zu sterben. Die Jugend Deutschlands wurde von Hitler gnadenlos ausgenutzt und zum Teil in den sicheren Tod geschickt.

Am 20. April 1939 wurde die Jugenddienstpflicht eingeführt. Es ist anzumerken, dass der Jugenddienstpflicht vor dem Krieg, also nicht aus der Kriegsnot entstanden ist. Der Krieg brachte der HJ neue Aufgaben. So mussten die Jungen und Mädchen verschiedene Dienste für die Partei erbringen wie Einsätze für Staat und Kommunen, Luftschutz- und Feuerwehrdienst und die sehr wichtigen Land- und Ernteeinsätze. So waren zum Beispiel 1942 über 600'000 Jungen und 1'400'000 Mädchen im Ernteeinsatz tätig.

Eine der bedeutendsten Aktionen während des Krieges, für die die HJ verantwortlich war, war die so genannte Kinderlandverschickung. Dabei wurden ganze Schulen aus luftkriegsgefährdeten Gebieten in andere Bezirke oder sogar in von Deutschland besetzte Gebiete gebracht. Bis 1944 sollen in solchen Lagern insgesamt 800'000 Jungen und Mädchen erfasst worden sein. Einerseits wurden Kinder und Jugendliche aus luftkriegsgefährdeten Regionen evakuiert, anderseits waren das Kinder und Jugendliche, die andere Kinder aus diesen Gebieten fortbrachten.


Erlass des Reichsministers der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe vom 26.1.1943:

„Die Schüler der 7. und 6. Klasse der höheren und der 6. Klasse der mittleren Schulen der Geburtsjahrgänge 1926 und 1927 werden zum Kriegshilfseinstatz als Luftwaffenhelfer (Lw-Helfer) herangezogen, sofern sie an ihrem Schulort eingesetzt werden können oder als Heimschüler einer Internatsschule angehören.

Die Luftwaffe übernimmt mit dem Einsatz der Lw-Helfer eine hohe Verantwortung. Die Lw-Helfer sind im rechtlichen Sinne nicht als Soldaten anzusehen. Sie haben auch während des Kriegshilfseinsatzes als Schüler zu gelten. Die jungen Menschen sind stolz darauf, dass sie bereits in noch nicht wehrpflichtigem Alter für den Sieg Deutschlands im Rahmen der Wehrmacht aktiv eingesetzt werden. Diesen Stolz zu vertiefen, die Begeisterung für das Soldatische wach zu halten und zur Wehrfreudigkeit zu steigern, ist die Aufgabe aller Vorgesetzter und Soldaten, die mit Lw-Helfern zusammenarbeiten.“


Im Verlaufe des Krieges gab es in der HJ zwei Strömungen. Einerseits wurde der Kriegseinsatz vergrössert und die HJ wurde zum Teil sogar in die Kampfhandlungen involviert. Die HJ hatte Osteinsätze, leistete Luftschutzdienst und es wurden HJ-Luftwaffen- und Marinehelfereinheiten aufgestellt. Diese Entwicklung kam auch durch das grosse Interesse der Jugendlichen zustande, die aufrichtig für ihr Land kämpfen wollten. Dieses Interesse wurde durch die nationalsozialistische Erziehung der Jugendlichen geweckt und gefördert.

Auf der anderen Seite gab es vor allem in den letzten Kriegsjahren immer grösseren Unwillen gegenüber der HJ-Dienstpflicht. Es gab passiven und massiven aktiven Widerstand gegen die HJ. Der bekannteste Widerstand gegen die HJ war die der Widerstandsgruppe „Weisse Rose“. Einige Studenten an der Universität in München bildeten um den Philosophen Prof. Kurt Huber die „Weisse Rose“. Diese Gruppe versuchte, mit Flugblattaktionen und Mauerschriften auf die Willkürherrschaft Hitlers aufmerksam zu machen. Dem begegnete die HJ-Führung mit Ausweitung des Jugend-Arrestes, verschärften Kontrollen des Streifendienstes und Zuhilfenahme der Staatsorgane und ihrer Mittel. Im Falle der Organisation „Weisse Rose“ wurde die Spitze dieser Bewegung, unter anderem Sophie Scholl, zum Tode verurteilt.
Nach dem Krieg verschwand die HJ von der Bildfläche. Einige HJ-Führer versuchten die HJ illegal weiter leben zu lassen, was aber scheiterte.

A.Klönne bringt auf den Punkt, dass die HJ eine Organisation mit einem „perfekt-staatischen Erfassungssystem mit Zwangscharakter, paramilitärischen Organisationsformen und starker Betonung der Wehrertüchtigungsfunktion war. (...) Im Krieg lag die Funktion der HJ (als eine Art Kriegshilfsorganisation) weitgehend bei der Durchführung von Wehrertüchtigung und Einsätzen an der Heimatfront“




==Die HJ im „Volkssturm“==
==Die HJ im „Volkssturm“==

Version vom 30. September 2006, 23:22 Uhr

Die Hitler-Jugend (HJ) war die Jugend- und Nachwuchsorganisation der NSDAP, die zur „Erziehung“ der Jugend diente und dafür sorgte, dass sich bei den Heranwachsenden ein Bewusstsein bildete, das dem Nationalsozialismus dienlich war.

Datei:Hitlerjugend.jpg
Fanfarenbläser des Deutschen Jungvolks vor dem Rathaus in Tomaschow-Mazowiecki (Polen)
Leistungsbuch der Hitlerjugend, in dem die für die für das Jungvolk- (oben) bzw. HJ-Leistungsabzeichen (unten) notwendigen Leistungen festgehalten wurden.
Flagge der Hitler-Jugend

Vorläufer

Die Geschichte der HJ begann bereits 1922 mit der Gründung des „Jugendbundes der NSDAP“ in München. Dieser Jugendbund war die erste offizielle Jugendorganisation der NSDAP, er war untergliedert in „Jungmannschaften“ (14-16-jährige) und den „Jungsturm Adolf Hitler“ (16-18-jährige). Die Initiative zur Schaffung dieses Jugendbundes ging vom NSDAP-Parteimitglied Adolf Lenk und nicht etwa von der Parteiführung aus. Der Jugendbund wurde in den Parteiapparat eingebaut, der „Jungsturm Adolf Hitler“ unterstand unmittelbar der SA-Führung. Er galt als Jugendabteilung der SA, anfangs trugen die Jugendlichen daher die gleiche Uniform wie die SA-Leute. Folglich wurde dieser Jugendbund in der Öffentlichkeit und sogar in weiten Teilen der Partei gar nicht als eigenständige Organisation wahrgenommen und blieb in einem relativ bedeutungslosen Stadium.

Nach dem gescheiterten Putsch von 1923 (Hitler-Ludendorff-Putsch) wurden verschiedene Gruppen des Jugendbundes unter Decknamen weitergeführt. Letztlich konnte sich nur eine Gruppe in Plauen/Vogtland um ihren Führer Kurt Gruber halten. Ihm gelang es, die Mitgliederzahl rasch zu steigern und 1926 kam auf Betreiben Grubers der Zusammenschluss einiger solcher Gruppen unter der Bezeichnung „Großdeutsche Jugendbewegung“(GDJB) zustande. Diese zunächst auf Sachsen beschränkte Bewegung unterstellte sich nun der nach Hitlers Entlassung neu gegründeten NSDAP, war aber keine Parteijugend. Mehrere Wehrjugendverbände konkurrierten um die parteiamtliche Anerkennung durch die NSDAP. Als schärfster Kontrahent zur GDJB erwies sich dabei die von Gerhard Roßbach gegründete „Schilljugend“. Nach einem kurzen Machtkampf setzte sich Gruber schließlich durch und die „Großdeutsche Jugendbewegung“ wurde zur offiziellen Jugendorganisation der NSDAP.

Gründung

Im Juli 1926 in Weimar, auf dem ersten Parteitag der NSDAP nach der Neugründung 1925, wurde die GDJB dann auf einer Sondertagung für Jugendfragen im Vereinslokal "Armbrust" in „Hitler-Jugend, Bund deutscher Arbeiterjugend“ umbenannt und war fortan einzige Jugendorganisation der NSDAP. Sie blieb allerdings bis zur Machtübernahme des Nationalsozialismus 1933 relativ unbedeutend. Namensgeber war Hans Severus Ziegler, später stellvertretender Gauleiter in Thüringen. Baldur von Schirach fungierte auf dem Parteitag als Melder. An der Gründung der HJ ist er - entgegen landläufiger Meinung - nicht beteiligt gewesen.

Pflichtmitgliedschaft

Datei:HJ Zeltlager 1936.jpg
Erinnerungsplakette an ein HJ-Zeltlager 1936

Um die Jugendlichen dazu zu bewegen, in die Hitlerjugend einzutreten, lief eine gewaltige Werbekampagne: Geworben wurde mit Fahrten und Zeltlagern. Die Reiter-, Motor-, Flieger-, Marine-, Nachrichten- HJ sprach die technisch begabten und sportlichen Jugendlichen an; die Jugendlichen, deren Talent im künstlerischen Bereich lag, konnten sich bei Fanfarenzügen und Theaterspielscharen betätigen. Feiern wie zur Sommersonnenwende oder zum Gedenken an die "Märtyrer der Bewegung" versprachen das Erlebnis von Gemeinschaft. Wer der HJ nicht beitrat, zählte als Außenseiter. Beamte wurden dazu verpflichtet, ihre Kinder in die HJ zu schicken.

Seit dem 1. Dezember 1936 war die Mitgliedschaft gemäß dem „Gesetz über die Hitlerjugend“ und zusätzlich bekräftigt durch die „Jugenddienstpflicht“ (25. März 1939) nicht mehr freiwillig, das heißt, die Mitgliedschaft in der Hitler-Jugend konnte auch gegen den Willen der Eltern polizeilich erzwungen werden. Ab dieser Zeit wurde der Großteil der Jugend (Jungen und Mädchen) in der Hitler-Jugend erfasst. Am 9. Mai 1940 wurden die Bestimmungen und Vorschriften in der Polizeiverordnung "Zum Schutz der Jugend" vergrößert.

Aufgaben

HJ-Armband für medizinisches Personal

Die Aufgabe der Hitler-Jugend bestand darin, die Kinder bzw. Jugendlichen im Sinne der herrschenden nationalsozialistischen Ideologie zu erziehen und zu beeinflussen. Der Alltag in der Hitler-Jugend war militärisch organisiert. Auf dem täglichen Stundenplan standen Exerzieren, jede Art von Sport, Schießübungen, Fahnenappelle, Geländemärsche und Zeltlager. Fahrten durch Deutschland ergänzten das Programm. Bei all diesen Übungen und Veranstaltungen kam es den Führern der Hitler-Jugend nicht darauf an, das selbstständige und kritische Denken der Kinder zu fördern. Ziel war allein die körperliche Tüchtigkeit und die soldatische Disziplin der Mitglieder. Dabei sollte vor allem das Gefühl und das Empfinden der Kinder angesprochen werden, sie sollten von den gemeinsamen Ausflügen und Fahrten ein Gesamterlebnis "mitnehmen". Weiterhin wurden die Angehörigen des Jungvolks und der Hitler-Jugend zum Hilfsdienst für das „Winterhilfswerk“ (WHW) herangezogen: Sammeln von Geldspenden mit Sammelbüchsen auf der Straße mit Abzeichenverkauf, Sortieren und Verpacken der Sachspenden. Es gab auch einen vorerst freiwilligen Reichsarbeitsdienst (RAD) für Jugendliche. Ab 1935 wurde dieser Pflicht für die männliche und ab 1939 für die weibliche Jugend. Dieser Dienst wurde u.a. beim Bau von Straßen, Kanälen und Befestigungen (z.B. Westwall) eingesetzt. Ab 1943 stand auch der Kriegsdienst als Luftwaffenhelfer und Marinehelfer in Verbindung mit der Hitler-Jugend.

Die Entwicklung der HJ

Gruber und die Hitler-Jugend (HJ) wurden kurze Zeit nach dem Weimarer Parteitag (4. Juli 1926) den obersten SA-Führern (Führer der Sturmabteilung) unterstellt. Angeblich soll die HJ von Hitler als eine Art von Jugendabteilung der SA, der Sturmabteilung, die als Hitlers Privatarmee diente, gesehen worden sein. Ende 1926 wurde von der NSDAP beschlossen, dass alle Mitglieder der HJ die 18 Jahre alt wurden, in die SA überzutreten hätten. Damit kam auch der Beschluss, mehr Gewicht auf Jugendarbeiten wie Heimatabende und Fahrten zu legen. Zu dieser Zeit entstanden die ersten NSDAP Schülergruppen. Diese wurden vereinigt und bekamen den Namen NS-Schülerbund. Adrian von Rentelns, ein nationalsozialistischer Funktionär und Politiker, leitete den NS-Schülerbund. Gleichzeitig wurde der Bund Deutscher Mädel gegründet. Einer der für die Jugendlichen attraktivsten Programmpunkte waren die Jugendfilmstunden, die seit 1934 einmal monatlich veranstaltet wurden. Im selben Jahr begann die HJ auch, eigene Filme herzustellen. Bis zum Kriegsende entstanden rund 15 kurze und mittellange Filme (z. B. "Die Stadt der weißen Zelte") sowie eine sechsteilige Reihe von Wochenschaubeiträgen, die 1942/43 unter dem Titel "Junges Europa" in den Kinos liefen. Am Parteitag der NSDAP 1926 marschierten immerhin schon rund 2’000 Jugendliche an Hitler vorbei. Davon war die Hälfte Österreicher. 1931 trat Gruber als Reichsführer der HJ zurück. Im Herbst 1931 wurde Baldur von Schirach von Adolf Hitler zum Reichsjugendführer der NSDAP (im Range eines SA-Gruppenführers) ernannt und führte die HJ, den NS-Studentenbund (Nationalsozialistische Studentenbund) und den NS-Schülerbund. Am 13. April 1932 wurde die HJ durch das Verbot und die Verfolgung der SA durch Hitler und die SS (Schutzstaffel) betroffen und ebenfalls verboten. Dies galt jedoch nur für eine kurze Zeit. Die HJ arbeitete illegal weiter und Schirach schrieb, dass die HJ in dieser Zeit ihre besten Leute gewonnen habe. Die Zahl der Mitglieder wuchs in dieser Zeit auf zirka 35’000 an.

Am 1. und 2. Oktober 1932, dem Reichsjugendtag der HJ in Potsdam, marschierte die Teilnehmerkolonne der etwa 80’000 Jugendlichen mehr als sieben Stunden an Adolf Hitler vorbei. Das wies auf eine nicht zu übersehende Rolle im öffentlichen und politischen Leben Deutschlands hin. Die HJ wurde sehr stark für den Wahlkampf eingesetzt, wobei die HJ die NSDAP mit Demonstrationen und Propagandaaktionen tatkräftig unterstützte.

Das Jahr 1932 war für die HJ ein Jahr der Demonstrationen, Kundgebungen, Propagandaaktionen, Versammlungskampagnen und Märsche. Die HJ war vielmals die tragende Macht bei oben genannten Aktionen und wirkte bei fast allen mit. Bis 1933 starben 21 Angehörige der HJ bei politischen Auseinandersetzungen mit der Regierung oder politisch anders orientierten Organisationen.

Die Mitglieder der HJ setzten sich wie folgt zusammen:

69% Jungarbeiter und Lehrlinge 10% kaufmännische Berufe 12% Schüler Der Rest waren Arbeitslose

An dieser Tabelle kann man ablesen, dass die meisten Jugendlichen in der HJ eine gute Zukunft hatten, was die Arbeit betraf. Eine grosse Prozentzahl der Mitglieder hatte eine Arbeit. Nur ein kleiner Teil der HJ war arbeitslos.

Die Abhängigkeit der HJ von der Partei im Politischen sowie im Organisatorischen ist unverkennbar. Die HJ betonte das auch immer wieder deutlich, wie beispielsweise eine Aussage von A. Axelmann, zweiter Reichsjugendführer, belegt: “Die HJ ist gross geworden als Gliederung der Partei - sie hatte stets den gleichen Weg und das gleiche Schicksal.“

Am 30. Januar 1933 übernahm die NSDAP in Deutschland die Macht. Damit bekam die HJ eine ganz neue Funktion. Diese wurde mit folgender Parole verkündet: “Die Kampfauslese der HJ muss nun zur Volksjugend werden.“

Weil die NSDAP jetzt die einzige erlaubte Partei in Deutschland war, wollte die HJ die einzige Jugendorganisation sein. Die Führung der HJ strebte danach, so viele Jungen und Mädchen wie möglich in die HJ zu bekommen. Gleichzeitig versuchte sie, in der HJ die Erziehungsfunktion zu übernehmen und Betätigungsmöglichkeiten wie Sport und Lager zu organisieren. Hans-Helmut Dietze schrieb: “Die HJ will sowohl die Gesamtheit der Jugend, wie auch den gesamten Lebensbereich des jungen Deutschen erfassen.“

Die NSDAP und somit Hitler selbst beschlossen, die gesamte Jugend zu erfassen, zu kontrollieren und nach dem sozialistischen Gedankengut zu erziehen. Schirach beschloss sehr früh, einige Jugendverbände aus dem Reichsausschuss deutscher Jugendverbände auszuschliessen. Ein Jugendverband nach dem anderen wurde verboten, von der HJ übernommen oder trat selbstständig über. Dabei ist zu beobachten, dass rechte Organisationen viel länger überlebten als linke oder soziale Organisationen. Damit begann ein sehr grosser Zuwachs von Jugendlichen bei der HJ. Auffallend ist, dass viele neue Mitglieder der HJ vorher kein Interesse gezeigt hatten, einer Jugendorganisation beizutreten. Es gab jedoch einige Jugendverbände, die nach Ansicht der HJ gefährlich waren. Es handelte sich dabei um konfessionellen Jugendverbände oder auch freie Jugendbewegungen, die sich als eigenständige Selbsterziehungsgemeinschaften sahen und sich aufgrund der Verbote im Grossdeutschen Bund zusammengeschlossen hatten. Da Schirach nicht genug Macht hatte um dieses Problem zu lösen, drängte er auf eine institutionelle Festigung seiner Machtposition. Er wurde am 17. Juni 1933 von Hitler zum Jugendführer des Deutschen Reiches ernannt. Damit hatte er die Aufsicht über alle Jugendorganisationen und jede Neugründung musste von ihm bewilligt werden. Zudem konnte er die Führung der jeweiligen Jugendorganisationen wählen, beziehungsweise abwählen. Damit war die gesamte Jugendarbeit in Deutschland unter der Kontrolle der HJ-Führung. Das Erste, was Schirach in seiner neuen Machtposition unternahm, war, den Grossdeutschen Bund aufzulösen. Zur gleichen Zeit wurden auch die bündischen und freien Jugendbewegungen aufgelöst und verboten. Ende 1933 wurde die Evangelische Jugend Deutschlands (800'000 Mitglieder) formal von der HJ aufgenommen. Damit durfte die Jugendarbeit der evangelischen Kirche nur noch rein seelsorgerischer Natur sein. Jeder, der nicht HJ-Mitglied war, konnte nicht in die evangelischen Jugendwerke aufgenommen werden. Das gleiche wollten sie auch mit der katholischen Jugend machen. Es gab jedoch energischen Widerstand von Seiten der Katholiken und der Vatikan gab ihnen zudem einen gewissen Schutz. Schirach griff zu anderen Mitteln und führte Terrorakte und Propagandaaktionen gegen katholische Jugend durch. Er liess auch regionale Verbote aufstellen, wie zum Beispiel die Bestimmung, dass Kinder von Beamten nicht in der katholischen Jugend sein durften.

Damit stieg die Mitgliederzahl der HJ nochmals enorm. Ende 1932 verzeichnete die HJ eine Mitgliederzahl von 107'956 und Ende 1934 waren es bereits 3'577'565. Die HJ begann Sportwettkämpfe zu organisieren und es wurden Leistungsabzeichen geschaffen, die an der nun einheitlichen Uniform angebracht wurden. Die Uniform wurde vom Staat vorgeschrieben. Mit den dazugehörigen Abzeichen wurde eine starke Hierarchie eingeführt. Am 1. Dezember 1936 veröffentlichte Hitler das Gesetz über die Hitler-Jugend:

„Von der Jugend hängt die Zukunft des deutschen Volkes ab. Die gesamte deutsche Jugend muss deshalb auf ihre zukünftigen Pflichten vorbereitet werden. Die Reichsregierung hat daher das Gesetz beschlossen, das hiermit verkündet wird:

§ 1 Die gesamte deutsche Jugend ist in der Hitler-Jugend zusammengefasst.

§ 2 Die gesamte deutsche Jugend ist ausser im Elternhaus und de Schule in der Hitler-Jugend körperlich, geistig und sittlich im Geiste des Nationalsozialismus im Dienst am Volk und zur Volksgemeinschaft zu erziehen.

§ 3 Die Aufgabe der Erziehung der gesamten deutschen Jugend in der Hitler-Jugend wird dem Reichsjugendführer der NSDAP übertragen. Er ist damit Jugendführer des Deutschen Reiches. Er hat die Stellung einer obersten Reichsbehörde mit dem Sitz in Berlin und ist dem Führer und Reichskanzler unmittelbar unterstellt.

§ 4 Die zur Durchführung und Ergänzung dieses Gesetzes erforderlichen Rechtsverordnungen und allgemeinen Verwaltungsvorschriften erlässt der Führer und Reichskanzler.

Berlin, den 1. Dezember 1936 Der Staatssekretär und Der Führer und Reichskanzler Chef der Reichskanzlei

Adolf Hitler Dr. Lammers“


Mit diesem Gesetz wurde die HJ die einzige und umfassende Institution der Jugenderziehung ausser dem Elternhaus und der Schule. Mit diesem Gesetz wurde das erste Mal klar ausgedrückt, wo die HJ stand. Sie umfasste die ganze deutsche Jugend. Diese Gesamtheit der deutschen Jugend wurde damit in der HJ mit nationalsozialistischem Gedankengut erzogen. Sie stand unter der Führung der NSDAP und somit unter der Führung Hitlers.

Die Jahre nach diesem Gesetz dienten vor allem der Festigung von Positionen und Systemen der HJ. Nachdem die Position gesichert und gefestigt war, konzentrierte sich die Führung der HJ auf die Gegner und die immer noch bestehenden Jugendgruppen. Am 18. Juni 1937 wurde die Doppelmitgliederschaft in der HJ und der katholischen Jugend verboten und andere ähnliche Massnahmen wurden getroffen, um die katholische Jugend auszuschalten. Bei der Besetzung von Österreich führte die HJ die in Österreich seit 1933 illegale österreichische HJ mit über 35'000 Mitgliedern der HJ zu. Damit betrug die Mitgliederzahl der HJ Ende 1938 insgesamt 8'700'000 Jungen und Mädchen.


Mitgliederentwicklung der HJ (nach Angaben der HJ)

Bevölkerung: Gesamtzahl Zahl der davon Der 10-18- HJ-Mit- Mädchen Jahr Jährigen Glieder (JM, BDM)


Ende 1932 107'956 24’000 Ende 1933 7'529'000 2'300'000 593’000 Ende 1934 7'682'000 3'577'000 1'334’000 Ende 1935 8'172'000 3'900'000 1'334’000 Ende 1936 8'656'000 5'400'000 2'485’000 Ende 1937 9'060'000 5'800'000 2'759’000 Anfang 1938 9'109'000 7'000'000 3'304'000 Anfang 1939 8'870'000 8'700'000 3'426’000


Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 sind die Zahlen der Mitglieder in der HJ extrem stark gestiegen. Innerhalb eines Jahres ist die Mitgliederzahl von 107'956 auf 2.3 Mio. gestiegen. Nach der Bekanntgabe des Gesetzes über die HJ am 1. Dezember 1936 sind die Mitgliederzahlen nicht mehr merklich gestiegen. Es ist eher eine Tendenz zu abfallenden Neuzugängerzahlen zu sehen. Erst im darauffolgenden Jahr kommen wieder mehr Neuzugänger.

Die HJ, Jungen und Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren, wurden für den Krieg missbraucht. Sie mussten auf den Kartoffelfeldern mithelfen und gegen Ende des Krieges sogar an der Front kämpfen. Ab 1937 stand eine HJ-Schiessschule zur Verfügung. 1.5 Millionen HJ-Jungen machten regelmässig Schiessdienst. Ab 1939 mussten Jungen Schiess- und Geländedienst leisten. Es gab zusätzlich eine Erweiterung in Sondereinheiten (1938): Marine-HJ 50’000 Motor-HJ 90'000 Fliegereinheit 74’000 Nachrichten-HJ 29’000

Im Laufe des Krieges sind diese Sondereinheiten, wie auch die gesamte Wehrertüchtigung der HJ, erheblich ausgebaut worden. Die HJ wurde also darauf trainiert, im Kriege an der vordersten Front mitzukämpfen und für ihr Vaterland zu sterben. Die Jugend Deutschlands wurde von Hitler gnadenlos ausgenutzt und zum Teil in den sicheren Tod geschickt.

Am 20. April 1939 wurde die Jugenddienstpflicht eingeführt. Es ist anzumerken, dass der Jugenddienstpflicht vor dem Krieg, also nicht aus der Kriegsnot entstanden ist. Der Krieg brachte der HJ neue Aufgaben. So mussten die Jungen und Mädchen verschiedene Dienste für die Partei erbringen wie Einsätze für Staat und Kommunen, Luftschutz- und Feuerwehrdienst und die sehr wichtigen Land- und Ernteeinsätze. So waren zum Beispiel 1942 über 600'000 Jungen und 1'400'000 Mädchen im Ernteeinsatz tätig.

Eine der bedeutendsten Aktionen während des Krieges, für die die HJ verantwortlich war, war die so genannte Kinderlandverschickung. Dabei wurden ganze Schulen aus luftkriegsgefährdeten Gebieten in andere Bezirke oder sogar in von Deutschland besetzte Gebiete gebracht. Bis 1944 sollen in solchen Lagern insgesamt 800'000 Jungen und Mädchen erfasst worden sein. Einerseits wurden Kinder und Jugendliche aus luftkriegsgefährdeten Regionen evakuiert, anderseits waren das Kinder und Jugendliche, die andere Kinder aus diesen Gebieten fortbrachten.


Erlass des Reichsministers der Luftfahrt und Oberbefehlshaber der Luftwaffe vom 26.1.1943:

„Die Schüler der 7. und 6. Klasse der höheren und der 6. Klasse der mittleren Schulen der Geburtsjahrgänge 1926 und 1927 werden zum Kriegshilfseinstatz als Luftwaffenhelfer (Lw-Helfer) herangezogen, sofern sie an ihrem Schulort eingesetzt werden können oder als Heimschüler einer Internatsschule angehören.

Die Luftwaffe übernimmt mit dem Einsatz der Lw-Helfer eine hohe Verantwortung. Die Lw-Helfer sind im rechtlichen Sinne nicht als Soldaten anzusehen. Sie haben auch während des Kriegshilfseinsatzes als Schüler zu gelten. Die jungen Menschen sind stolz darauf, dass sie bereits in noch nicht wehrpflichtigem Alter für den Sieg Deutschlands im Rahmen der Wehrmacht aktiv eingesetzt werden. Diesen Stolz zu vertiefen, die Begeisterung für das Soldatische wach zu halten und zur Wehrfreudigkeit zu steigern, ist die Aufgabe aller Vorgesetzter und Soldaten, die mit Lw-Helfern zusammenarbeiten.“


Im Verlaufe des Krieges gab es in der HJ zwei Strömungen. Einerseits wurde der Kriegseinsatz vergrössert und die HJ wurde zum Teil sogar in die Kampfhandlungen involviert. Die HJ hatte Osteinsätze, leistete Luftschutzdienst und es wurden HJ-Luftwaffen- und Marinehelfereinheiten aufgestellt. Diese Entwicklung kam auch durch das grosse Interesse der Jugendlichen zustande, die aufrichtig für ihr Land kämpfen wollten. Dieses Interesse wurde durch die nationalsozialistische Erziehung der Jugendlichen geweckt und gefördert.

Auf der anderen Seite gab es vor allem in den letzten Kriegsjahren immer grösseren Unwillen gegenüber der HJ-Dienstpflicht. Es gab passiven und massiven aktiven Widerstand gegen die HJ. Der bekannteste Widerstand gegen die HJ war die der Widerstandsgruppe „Weisse Rose“. Einige Studenten an der Universität in München bildeten um den Philosophen Prof. Kurt Huber die „Weisse Rose“. Diese Gruppe versuchte, mit Flugblattaktionen und Mauerschriften auf die Willkürherrschaft Hitlers aufmerksam zu machen. Dem begegnete die HJ-Führung mit Ausweitung des Jugend-Arrestes, verschärften Kontrollen des Streifendienstes und Zuhilfenahme der Staatsorgane und ihrer Mittel. Im Falle der Organisation „Weisse Rose“ wurde die Spitze dieser Bewegung, unter anderem Sophie Scholl, zum Tode verurteilt.

Nach dem Krieg verschwand die HJ von der Bildfläche. Einige HJ-Führer versuchten die HJ illegal weiter leben zu lassen, was aber scheiterte.

A.Klönne bringt auf den Punkt, dass die HJ eine Organisation mit einem „perfekt-staatischen Erfassungssystem mit Zwangscharakter, paramilitärischen Organisationsformen und starker Betonung der Wehrertüchtigungsfunktion war. (...) Im Krieg lag die Funktion der HJ (als eine Art Kriegshilfsorganisation) weitgehend bei der Durchführung von Wehrertüchtigung und Einsätzen an der Heimatfront“


Die HJ im „Volkssturm“

Im April 1945, gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, fanden in der Nähe des Berliner Olympiastadions Tausende jugendliche Mitglieder der Hitler-Jugend als Teil des sogenannten Volkssturms den Tod. Auf Veranlassung des Sportfunktionärs Carl Diem und des Reichsjugendführers Arthur Axmann waren sie gegen die von Westen ins eingekreiste Berlin vorrückenden schwerbewaffneten sowjetischen Panzertruppen als letzte Reserve eingesetzt worden, um das schon von der Roten Armee eingenommene Reichssportfeld zurückzuerobern.

Gliederung

Formationen der Hitler-Jugend

  • das Deutsche Jungvolk (10- bis 14-jährige Jungen), seine Mitglieder Pimpfe genannt
  • die eigentliche Hitler-Jugend (14- bis 18-jährige Jungen)
  • der Jungmädelbund (10- bis 14-jährige Mädchen)
  • der Bund Deutscher Mädel (BDM) (14- bis 17-jährige Mädchen)
  • das BDM-Werk Glaube und Schönheit (17- bis 21-jährige Mädchen)

Sonderformationen

  • die Flieger-HJ
  • die Motor-HJ
  • die Marine-HJ
  • die Nachrichten-HJ
  • die Reiter-HJ
  • die HJ-Feuerwehrscharen
  • die HJ-Bergfahrtengruppen
  • der HJ-Streifendienst
  • die HJ-Feldschere
  • die BDM-Gesundheitsdienstmädel
  • die Gebirgsjäger-HJ

Jährliche Parolen des Reichsjugendführers

Ab 1934 stand jedes Jahr unter einem besonderen Motto, nach dem der „Dienstplan" der HJ schwerpunktmäßig ausgerichtet wurde. Diese hießen im Einzelnen:

  • 1934 Jahr der Organisation
  • 1935 Jahr der Schulung
  • 1936 Jahr der Ertüchtigung
  • 1937 Jahr des Jungvolks
  • 1938 Jahr der Heimbeschaffung
  • 1939 Jahr der Verständigung
  • 1940 Jahr der Gesundheit
  • 1941 Jahr der Bewährung
  • 1942 Unser Leben: Ein Weg zum Führer
  • 1943 Jahr des Osteinsatzes und des Landdienstes
  • 1944 Kriegseinsatz der deutschen Jugend
  • 1945 Jahr der Kriegsfreiwilligen

Dienstränge

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Rangabzeichen der HJ

Die Ränge in der Hitlerjugend waren: Hitlerjunge, Rottenführer, Oberrottenführer, Kameradschaftsführer, Oberkameradschaftsführer, Scharführer, Oberscharführer, Gefolgschaftsführer, Obergefolgschaftsführer, Hauptgefolgschaftsführer, Stammführer, Oberstammführer, Bannführer, Oberbannführer, Hauptbannführer, Gebietsführer, Obergebietsführer, Stabsführer der RJF, Reichsjugendführer.

Daneben gab es (erwachsenes) medizinisches Personal mit den Diensträngen: Oberfeldscher, Hilfsarzt, Truppenarzt, Hauptarzt, Hauptstabsarzt.

Die Ränge im Deutschen Jungvolk waren: Hordenführer, Oberhordenführer, Jungenschaftsführer, Oberjungenschaftsführer, Jungzugführer, Oberjungzugführer, Fähnleinführer, Oberfähnleinführer, Hauptfähnleinführer, Jungstammführer, Oberjungstammführer, Jungbannführer, Oberjungbannführer, Hauptjungbannführer und Gebietsjungvolkführer. Alle genannten Dienstgrade wurde am rechten Oberarm auf runden schwarzen Scheiben in Form von weißen Winkeln: 1 Winkel, 2 Winkel, 1 Stern, Stern und 1 Winkel, 2 Sterne und 1 Winkel in der vorgenannten Reihenfolge angebracht. Wie bei der HJ, gab es sowohl den Dienstrang wie den Dienstgrad. Der Dienstgrad war an den sogenannten "Führerschnüren" (weißrot= Jungenschaftsführer, grün= Jungzugführer,grünschwarz= Hauptjungzugführer, grünweiß= Fähnleinführer, weiß= Jungstammführer) erkennbar. Die letzten vier Schnüre wurden von der Brust bis zur Schulterklappe getragen. Am linken Arm wurde das Gebietsdreieck und die Sigrune getragen.

Hitlerjunge (1) Rottenführer (2) Oberrottenführer (3) Kameradschaftsführer (4) Oberkameradschaftsführer (5) Scharführer (6) Oberscharführer (7) Gefolgschaftsführer (8) Obergefolgschaftsführer (9) Hauptgefolgschaftsführer (10) Stammführer (11) Oberstammführer (12)
Bannführer (13) Oberbannführer (14) Hauptbannführer (15) Gebietsführer (16) Obergebietsführer (17) Stabsführer (18) Reichsjugendführer (Kragenspiegel) (19)

Literatur

  • Michael Buddrus: Totale Erziehung für den totalen Krieg. Hitlerjugend und nationalsozialistische Jugendpolitik, hrsg. v. Institut f. Zeitgeschichte. Bd. 13/1 u. 2. München 2003.
  • Karl-Heinz Huber: Jugend unterm Hakenkreuz. Frankfurt am Main-Berlin: Ullstein. 1986.
  • Michael H. Kater: Hitler-Jugend, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2005. - Solide Einführung Rezension
  • Arno Klönne: Jugend im Dritten Reich. Die Hitler-Jugend und ihre Gegner. Dokumente und Analysen. Düsseldorf 1982.
  • Werner Klose: Generation im Gleichschritt. Die Hitlerjugend. Ein Dokumentarbericht. Oldenburg-Hamburg-München 1982.
  • Hannsjoachim W. Koch: Geschichte der Hitlerjugend. Ihre Ursprünge und ihre Entwicklung 1922-1945. Percha 1975.
  • Heinz Schreckenberg: Erziehung, Lebenswelt und Kriegseinsatz der deutschen Jugend unter Hitler. Münster 2001 (= Geschichte der Jugend; 25).
  • Hans Siemsen, Die Geschichte des Hitlerjungen Adolf Goers,Verlag Rosa Winkel 2000
  • Stachura, Peter D.: Nazi Youth in the Weimar Republic (= Studies in comparative politics; 5), Santa Barbara (Calif.), 1975, S. 20-40
  • Schubert-Weller, Christoph: Hitlerjugend. Vom „Jungsturm Adolf Hitler“ zur Staatsjugend des Dritten Reiches. München: Weinheim. 1993.

Siehe auch