„Erica Pedretti“ – Versionsunterschied

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<!--schweizbezogen-->'''Erica Pedretti''', geborene ''Erika Schefter'' (* [[25. Februar]] [[1930]] in [[Šternberk]], [[Tschechoslowakei]]), ist eine [[Schweiz]]er Schriftstellerin, Objektkünstlerin und Malerin.
<!--schweizbezogen-->'''Erica Pedretti''', geborene ''Erika Schefter'' (* [[25. Februar]] [[1930]] in [[Šternberk]], [[Tschechoslowakei]]), ist eine [[Schweiz]]er [[Schriftsteller]]in, [[Objektkünstler]]in und Malerin.


== Leben ==
== Leben und Wirken ==
Erica Pedretti wurde 1930 im [[Nordmähren|nordmährischen]] [[Šternberk]] geboren und verbrachte die ersten fünfzehn Jahre ihres Lebens hauptsächlich in [[Zábřeh]], Šternberk, Berlin und [[Bruntál|Freudenthal]]. Ihr Vater war der Bühnenautor, Journalist und Besitzer einer Seidenfabrik Hermann Heinrich Schefter. Dieser war als Antifaschist während des Krieges [[Internierung|interniert]], dieser Umstand konnte die Familie nicht vor der [[Zwangsaussiedlung]] bewahren. Im Dezember 1945 fuhren die fünfzehnjährige Erica und ihre Geschwister in einem Rotkreuztransportzug mit Auslandsschweizern und KZ-Überlebenden von Warschau über [[Oświęcim|Auschwitz]], Prag und München nach [[St. Margrethen]]. Die Schweiz war die Heimat ihrer Grossmutter väterlicherseits, die durch die Ehe mit einem Ausländer die Schweizer Staatsbürgerschaft verloren hatte.
Erica Pedretti wurde 1930 im [[Nordmähren|nordmährischen]] [[Šternberk]] geboren und verbrachte die ersten fünfzehn Jahre ihres Lebens hauptsächlich in [[Zábřeh]], Šternberk, Berlin und [[Bruntál|Freudenthal]]. Ihr Vater war der Bühnenautor, Journalist und Besitzer einer Seidenfabrik Hermann Heinrich Schefter. Dieser war als Antifaschist während des Krieges [[Internierung|interniert]], dieser Umstand konnte die Familie nicht vor der [[Zwangsaussiedlung]] bewahren. Im Dezember 1945 fuhren die fünfzehnjährige Erica und ihre Geschwister in einem Rotkreuztransportzug mit Auslandsschweizern und KZ-Überlebenden von Warschau über [[Oświęcim|Auschwitz]], Prag und München nach [[St. Margrethen]]. Die Schweiz war die Heimat ihrer Grossmutter väterlicherseits, die durch die Ehe mit einem Ausländer die Schweizer Staatsbürgerschaft verloren hatte.


In [[Zürich]] besuchte sie von 1946 bis 1950 die [[Kunstgewerbeschule Zürich|Kunstgewerbeschule]], dort lernte sie ihren späteren Mann [[Gian Pedretti]], aus der Engadiner Künstlerfamilie Pedretti, kennen, der Bildhauer [[Giuliano Pedretti]] war ihr Schwager. 1950 musste die Familie Schefter, da sie in der Schweiz keine Aufenthaltsbewilligung erhielt, das Land verlassen. Es folgte die Emigration in die [[USA]]. Zwei Jahre verbrachte Erica in [[New York City|New York]] und arbeitete als [[Goldschmied|Gold- und Silberschmiedin]], ehe sie 1952 endgültig in die Schweiz zurückkehrte und Gian Pedretti heiratete. Das Künstlerpaar lebte 22 Jahre in [[Celerina]] im Engadin, wo es nach wie vor ein zweites Atelier unterhält. 1974 siedelten Pedrettis nach [[La Neuveville]] um, seit 1985 leben sie dort im selbsterbauten, über dem [[Bielersee]] gelegenen Atelierhaus, sie haben fünf Kinder.
In [[Zürich]] besuchte sie von 1946 bis 1950 die [[Kunstgewerbeschule Zürich|Kunstgewerbeschule]], dort lernte sie ihren späteren Mann [[Gian Pedretti]], aus der Engadiner Künstlerfamilie Pedretti, kennen, der Bildhauer [[Giuliano Pedretti]] war ihr Schwager. 1950 musste die Familie Schefter, da sie in der Schweiz keine Aufenthaltsbewilligung erhielt, das Land verlassen. Es folgte die Emigration in die [[USA]]. Zwei Jahre verbrachte Erica in [[New York City|New York]] und arbeitete als [[Goldschmied|Gold- und Silberschmiedin]], ehe sie 1952 endgültig in die Schweiz zurückkehrte und Gian Pedretti heiratete. Das Künstlerpaar lebte 22 Jahre in [[Celerina]] im Engadin, wo es nach wie vor ein zweites Atelier unterhält. 1974 siedelten Pedrettis nach [[La Neuveville]] um, seit 1985 leben sie dort im selbsterbauten, über dem [[Bielersee]] gelegenen Atelierhaus, sie haben fünf Kinder.


== Werk ==
Erica Pedretti veröffentlicht ihre Texte seit 1970. Sie war ab 1971 Mitglied der [[Gruppe Olten]]. Seit ihrer ersten grösseren Ausstellung als bildende Künstlerin 1976 in [[Solothurn]] präsentiert sie ihre Werke regelmässig als Einzel- und Gruppenausstellungen. Nach der [[Samtene Revolution|Samtenen Revolution]] fanden auch Ausstellungen in Tschechien statt. Zu den Installationen der Künstlerin im öffentlichen Raum gehört die grosse Flügelskulptur am Flughafen Zürich.
Erica Pedretti veröffentlicht ihre Texte seit 1970. Sie war ab 1971 Mitglied der [[Gruppe Olten]]. Seit ihrer ersten grösseren Ausstellung als bildende Künstlerin 1976 in [[Solothurn]] präsentiert sie ihre Werke regelmässig als Einzel- und Gruppenausstellungen. Nach der [[Samtene Revolution|Samtenen Revolution]] fanden auch Ausstellungen in Tschechien statt. Zu den Installationen der Künstlerin im öffentlichen Raum gehört die grosse Flügelskulptur am Flughafen Zürich.


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Erica Pedretti erhielt 1984 den [[Ingeborg-Bachmann-Preis]] für den Text ''Das Modell und sein Maler'' und 1996 den [[Marie-Luise-Kaschnitz-Preis]] für den Roman ''Engste Heimat''. Weiterhin wurde sie unter anderem mit dem [[Grosser Literaturpreis des Kantons Bern|Grossen Literaturpreis des Kantons Bern]] (1990), dem [[Kunstpreis der Stadt Biel]] (1996), dem Mitteleuropäischen Literaturpreis Vilenica, Slowenien (1999) ausgezeichnet. Sie war die erste Frau, die 1999 den [[Kulturpreis des Kantons Graubünden]] erhielt. 2010 verlieh ihr die kantonale deutschsprachige Literaturkommission für die „herausragende aktuelle literarische Arbeit“ ''fremd genug'' den Literaturpreis des Kantons Bern. 2005 wurde sie von ihrer Geburtsstadt Šternberk zur Ehrenbürgerin ernannt. <ref> Ehrenbürger von Šternberk [http://www.sternberk.eu/zakladni-informace-o-sternberku/cestna-obcanstvi-ceny-mesta/cestna-obcanstvi.html]</ref> Ihr Roman ''Engste Heimat'' wurde unter dem Titel ''Nechte být, paní Smrti'' (wörtlich: „Lasst fahren, Frau Tod“)<ref> Der tschechische Titel greift ein Zitat aus ''Der Ackermann aus Böhmen'' von [[Johannes von Tepl]] auf; in den slawischen Sprachen ist der Tod weiblich </ref> ins Tschechische übersetzt.
Erica Pedretti erhielt 1984 den [[Ingeborg-Bachmann-Preis]] für den Text ''Das Modell und sein Maler'' und 1996 den [[Marie-Luise-Kaschnitz-Preis]] für den Roman ''Engste Heimat''. Weiterhin wurde sie unter anderem mit dem [[Grosser Literaturpreis des Kantons Bern|Grossen Literaturpreis des Kantons Bern]] (1990), dem [[Kunstpreis der Stadt Biel]] (1996), dem Mitteleuropäischen Literaturpreis Vilenica, Slowenien (1999) ausgezeichnet. Sie war die erste Frau, die 1999 den [[Kulturpreis des Kantons Graubünden]] erhielt. 2010 verlieh ihr die kantonale deutschsprachige Literaturkommission für die „herausragende aktuelle literarische Arbeit“ ''fremd genug'' den Literaturpreis des Kantons Bern. 2005 wurde sie von ihrer Geburtsstadt Šternberk zur Ehrenbürgerin ernannt. <ref> Ehrenbürger von Šternberk [http://www.sternberk.eu/zakladni-informace-o-sternberku/cestna-obcanstvi-ceny-mesta/cestna-obcanstvi.html]</ref> Ihr Roman ''Engste Heimat'' wurde unter dem Titel ''Nechte být, paní Smrti'' (wörtlich: „Lasst fahren, Frau Tod“)<ref> Der tschechische Titel greift ein Zitat aus ''Der Ackermann aus Böhmen'' von [[Johannes von Tepl]] auf; in den slawischen Sprachen ist der Tod weiblich </ref> ins Tschechische übersetzt.


Unter dem Motto ''„was ich vor langem an einem andern Ort begangen habe ...“ – Die ‚Erinnerungstexte‘ der Autorin Erica Pedretti'' fand vom 28. bis 30. Oktober 2010 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ein unter anderem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes internationales literaturwissenschaftliches Symposium statt. Die Schwerpunkte galten vor allem der Charakterisierung der experimentellen Schreibweise, der Thematisierung der Deutsch-Tschechischen Geschichte in den Erinnerungstexten, ihrer Stellung innerhalb der Schweizer Literatur sowie der Bedeutung von Schrift, Bild und Figur in ihrem künstlerischen Schaffen. Von den Veranstaltern wurde betont, dass sich inzwischen viele osteuropäische Wissenschaftlerinnen mit den Texten der Schriftstellerin befassten, die den mittelosteuropäischen Raum erschließen, den Pedrettis Prosa reflektiere. <ref> Meike Penkwitt: ''Diese Autorin ist in Deutschland viel zu unbekannt''. Interview in: Badische Zeitung vom 28. Oktober 2010 </ref> <ref>http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=14327&view=print</ref>
Unter dem Motto ''„was ich vor langem an einem andern Ort begangen habe ...“ – Die ‚Erinnerungstexte‘ der Autorin Erica Pedretti'' fand vom 28. bis 30. Oktober 2010 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ein unter anderem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes internationales literaturwissenschaftliches Symposium statt. Die Schwerpunkte galten vor allem der Charakterisierung der experimentellen Schreibweise, der Thematisierung der Deutsch-Tschechischen Geschichte in den Erinnerungstexten, ihrer Stellung innerhalb der Schweizer Literatur sowie der Bedeutung von Schrift, Bild und Figur in ihrem künstlerischen Schaffen. Von den Veranstaltern wurde betont, dass sich inzwischen viele osteuropäische Wissenschaftlerinnen mit den Texten der Schriftstellerin befassten, die den mittelosteuropäischen Raum erschließen, den Pedrettis Prosa reflektiere. <ref> Meike Penkwitt: ''Diese Autorin ist in Deutschland viel zu unbekannt''. Interview in: Badische Zeitung vom 28. Oktober 2010 </ref><ref>http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=14327&view=print</ref>


== Literarisches Werk ==
== Werk ==
=== Literarisches Werk ===
=== Erinnerungstexte ===
==== Erinnerungstexte ====


In ihren autobiographisch geprägten Prosawerken <ref> Der Begriff „Erinnerungstexte“ wird von Meike Penkwitt, a.a.O., S. 242, vorgeschlagen. Es handelt sich dabei um ''Harmloses bitte'' (1970), ''Heiliger Sebastian'' (1973), ''Veränderung'' (1973), ''Engste Heimat'' (1995) und ''Kuckuckskind oder Was ich ihr unbedingt noch sagen wollte'' (1998), ''fremd genug'' (2010)</ref> thematisiert Erica Pedretti die durch Nationalitätenhass, Krieg und Heimatverlust entstandenen Verletzungen. Mit ihrem erzählenden Erinnern stellt sie die grundsätzliche Frage: ''„Wie lebt ein Mensch an einem fremden Ort (und wärs das Paradies), und hat noch alle Schrecken im Kopf?“'' <ref>Erica Pedretti in einem Dossier von Schweiz global 2001/4 zu Flüchtlingskonvention und Aussenpolitik</ref>
In ihren autobiographisch geprägten Prosawerken <ref> Der Begriff „Erinnerungstexte“ wird von Meike Penkwitt, a.a.O., S. 242, vorgeschlagen. Es handelt sich dabei um ''Harmloses bitte'' (1970), ''Heiliger Sebastian'' (1973), ''Veränderung'' (1973), ''Engste Heimat'' (1995) und ''Kuckuckskind oder Was ich ihr unbedingt noch sagen wollte'' (1998), ''fremd genug'' (2010)</ref> thematisiert Erica Pedretti die durch Nationalitätenhass, Krieg und Heimatverlust entstandenen Verletzungen. Mit ihrem erzählenden Erinnern stellt sie die grundsätzliche Frage: ''„Wie lebt ein Mensch an einem fremden Ort (und wärs das Paradies), und hat noch alle Schrecken im Kopf?“'' <ref>Erica Pedretti in einem Dossier von Schweiz global 2001/4 zu Flüchtlingskonvention und Aussenpolitik.</ref>


Die Schriftstellerin wendet sich in einem Gespräch mit Patricia Zurcher <ref> weblink Etretien avec Erica Pedretti par Patricia Zurcher </ref> gegen ein anekdotisches, glattes Erzählen, das angesichts der traumatischen Erfahrungen etwas Verlogenes an sich habe und der Angst nicht gerecht werden könne. Ihr Schreibstil wird als Komposition aus scharfrandigen Bruchstücken beschrieben. Die Leerstellen zwischen den Worten ordnen manche Passagen zu einer „bewegten Textgrafik“. <ref> Langer, Phantomschmerzen, a.a.O. S. 15 ; vergleiche auch weblink Heimat als zerbrochenes Puzzle, a.a.O. </ref>
Die Schriftstellerin wendet sich in einem Gespräch mit Patricia Zurcher <ref>siehe weblink ''Gespräch mit Erica Pedretti'' von Patricia Zurcher.</ref> gegen ein anekdotisches, glattes Erzählen, das angesichts der traumatischen Erfahrungen etwas Verlogenes an sich habe und der Angst nicht gerecht werden könne. Ihr Schreibstil wird als Komposition aus scharfrandigen Bruchstücken beschrieben. Die Leerstellen zwischen den Worten ordnen manche Passagen zu einer „bewegten Textgrafik“. <ref> Langer, Phantomschmerzen, a.a.O. S. 15 ; vergleiche auch weblink Heimat als zerbrochenes Puzzle, a.a.O. </ref>


[[Iso Camartin]] erkennt in seiner Laudatio zum Kulturpreis des Kantons Graubünden die Fäden einer Familiengeschichte, die sich zu einer [[Textur]] eines Flickenteppichs verweben: ''„Man wirft ja nichts weg, sondern zerlegt jeden Fetzen und Lappen wieder zu Fäden, die man für den Teppich neu verwebt. Wer über den Teppich schreitet, tritt auf umgewirkte Familiengeschichte“''<ref>Camartin, ''Die andere Heimat''</ref>.
[[Iso Camartin]] erkennt in seiner Laudatio zum Kulturpreis des Kantons Graubünden die Fäden einer Familiengeschichte, die sich zu einer [[Textur]] eines Flickenteppichs verweben: ''„Man wirft ja nichts weg, sondern zerlegt jeden Fetzen und Lappen wieder zu Fäden, die man für den Teppich neu verwebt. Wer über den Teppich schreitet, tritt auf umgewirkte Familiengeschichte“''<ref>Camartin, ''Die andere Heimat''</ref>.
Das hier in Zusammenhang mit Pedrettis letztem Roman ''Kuckuckskind oder Was ich ihr unbedingt noch sagen wollte'' geäusserte Stilmuster einer ''biographischen Knüpftechnik'' lässt sich auf ihre weiteren Erinnerungstexte übertragen. Die Romane und Erzählungen sind vielfältig miteinander verflochten: durch die biografischen Erinnerungen und die geschichtlichen Zeiträume, durch die Topografie der Handlungsorte, die Themen von Heimat, Heimatverlust und Heimatlosigkeit, vor allem aber auch durch die Figuren und deren Schicksale, durch Anna, das [[Alter Ego]] der Erzählerin, und deren Lebensleitfigur, den Onkel und Maler Gregor <ref> Zu Biografie, Werk und tschechischer Sekundärliteratur des Malers und Antifaschisten Kurt Gröger, der das Vorbild für die Malerfigur ist, vergleiche vor allem Šebestová, a.a.O. </ref>. Nicht zuletzt sind einzelne Romane durch [[leitmotiv]]ische Zitate verwoben, wie unter anderem aus dem spätmittelalterlichen Streitgespräch des Ackermanns mit dem Tod von [[Johannes von Tepl]].
Das hier in Zusammenhang mit Pedrettis letztem Roman ''Kuckuckskind oder Was ich ihr unbedingt noch sagen wollte'' geäusserte Stilmuster einer ''biographischen Knüpftechnik'' lässt sich auf ihre weiteren Erinnerungstexte übertragen. Die Romane und Erzählungen sind vielfältig miteinander verflochten: durch die biografischen Erinnerungen und die geschichtlichen Zeiträume, durch die Topografie der Handlungsorte, die Themen von Heimat, Heimatverlust und Heimatlosigkeit, vor allem aber auch durch die Figuren und deren Schicksale, durch Anna, das [[Alter Ego]] der Erzählerin, und deren Lebensleitfigur, den Onkel und Maler Gregor <ref> Zu Biografie, Werk und tschechischer Sekundärliteratur des Malers und Antifaschisten Kurt Gröger, der das Vorbild für die Malerfigur ist, vergleiche vor allem Šebestová, a.a.O. </ref>. Nicht zuletzt sind einzelne Romane durch [[leitmotiv]]ische Zitate verwoben, wie unter anderem aus dem spätmittelalterlichen Streitgespräch des Ackermanns mit dem Tod von [[Johannes von Tepl]].


Die Figur der Erzählerin mit ihrer Skepsis gegenüber authentischen Erinnerungen und ihrem Bekenntnis zum [[Fragment (Literatur)|fragmentarischen]] Erzählen ist charakteristisch für diesen hoch reflektierten Erzählstil. Sie versuche, so Erica Pedretti, ''„das, was während des Schreibens passiert, in die Geschichte einzubringen“'', die Erzählerin in ''Engste Heimat'' etwa zeige, ''„dass es sich nicht um eine [[Biographie]] handelt, dass es sich wirklich um [[Fiktion]] handelt, dass also jemand dasitzt und an etwas arbeitet, das dann diese Geschichte wird, und dass man das nicht rein biographisch liest, obwohl sehr viel biographisches Material verarbeitet ist“'' <ref> Zurcher, a.a.O.</ref>. Damit wird das Erinnern selbst zum Gegenstande des Erzählens. Die hervorgehobene Position der Erzählerin, die von ihrem friedlichen Schweizer Domizil aus ihre Figur ins ''„Land der alten Ängste und Schmerzen“'' <ref> Pedretti, ''Engste Heimat'', S. 153 </ref> auf Spurensuche schickt und reflektierend begleitet, beklagt das Geschehen als geschichtliche Gesetzmässigkeit. Elsbeth Pulver kann daher in ihrer Rezension des Romans ''Engste Heimat'' betonen, die letzten Kapitel hätten ''„den Tonfall und den grossen Atem einer [[Elegie]]“''. Deren Klage gelte nicht nur dem einzelnen Menschen; sie gelte vor allem der Tatsache, ''„dass der Mensch, der doch nach [[Johannes von Tepl]] […] das «allervornehmste, allergeschickteste, allerfreieste Werkstück Gottes» ist, immer wieder in den Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt gerät, diesen antreibt, von ihm zermalmt wird. Aber auf dem dunklen Grund dieses Geschichtspessimismus wächst die humane und überlegene Betrachtung der geschichtlichen Ereignisse, die das Buch in den Rang eines Meisterwerks erhebt“'' <ref>Elsbeth Pulver, Schweizer Monatshefte, 75. Jahr, Heft 6, S. 36</ref>.
Die Figur der Erzählerin mit ihrer Skepsis gegenüber authentischen Erinnerungen und ihrem Bekenntnis zum [[Fragment (Literatur)|fragmentarischen]] Erzählen ist charakteristisch für diesen hoch reflektierten Erzählstil. Sie versuche, so Erica Pedretti, ''„das, was während des Schreibens passiert, in die Geschichte einzubringen“'', die Erzählerin in ''Engste Heimat'' etwa zeige, ''„dass es sich nicht um eine [[Biographie]] handelt, dass es sich wirklich um [[Fiktion]] handelt, dass also jemand dasitzt und an etwas arbeitet, das dann diese Geschichte wird, und dass man das nicht rein biographisch liest, obwohl sehr viel biographisches Material verarbeitet ist“'' <ref> Zurcher, a.a.O.</ref>. Damit wird das Erinnern selbst zum Gegenstande des Erzählens. Die hervorgehobene Position der Erzählerin, die von ihrem friedlichen Schweizer Domizil aus ihre Figur ins ''„Land der alten Ängste und Schmerzen“'' <ref> Pedretti, ''Engste Heimat'', S. 153 </ref> auf Spurensuche schickt und reflektierend begleitet, beklagt das Geschehen als geschichtliche Gesetzmässigkeit. Elsbeth Pulver kann daher in ihrer Rezension des Romans ''Engste Heimat'' betonen, die letzten Kapitel hätten ''„den Tonfall und den grossen Atem einer [[Elegie]]“''. Deren Klage gelte nicht nur dem einzelnen Menschen; sie gelte vor allem der Tatsache, ''„dass der Mensch, der doch nach [[Johannes von Tepl]] […] das «allervornehmste, allergeschickteste, allerfreieste Werkstück Gottes» ist, immer wieder in den Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt gerät, diesen antreibt, von ihm zermalmt wird. Aber auf dem dunklen Grund dieses Geschichtspessimismus wächst die humane und überlegene Betrachtung der geschichtlichen Ereignisse, die das Buch in den Rang eines Meisterwerks erhebt“'' <ref>Elsbeth Pulver. In ''Schweizer Monatshefte'', 75. Jahr, Heft 6, S. 36.</ref>.
Mit dem Hinweis auf stilistische und formale Bezüge werden vorwiegend die Autorinnen und Autoren des [[Nouveau Roman]] [[Nathalie Sarraute]], [[Marguerite Duras]], [[Robert Pinget]] oder [[Claude Simon]] genannt, auch werden Verbindungslinien und Parallelen zu Autoren wie [[Zsuzsanna Gahse]], [[Agota Kristof]], [[Libuše Moníková]] und eventuell auch [[Herta Müller]] gesehen, zu ''„ebenfalls aus Ost- und Mitteleuropa stammenden und nach Westeuropa migrierten Autorinnen, die ähnlich wie Pedretti das Leben ‚in der Fremde‘ zum Thema machen“''. <ref>Meike Penkwitt, a.a.O., S. 255</ref>
Mit dem Hinweis auf stilistische und formale Bezüge werden vorwiegend die Autorinnen und Autoren des [[Nouveau Roman]] [[Nathalie Sarraute]], [[Marguerite Duras]], [[Robert Pinget]] oder [[Claude Simon]] genannt, auch werden Verbindungslinien und Parallelen zu Autoren wie [[Zsuzsanna Gahse]], [[Agota Kristof]], [[Libuše Moníková]] und eventuell auch [[Herta Müller]] gesehen, zu ''„ebenfalls aus Ost- und Mitteleuropa stammenden und nach Westeuropa migrierten Autorinnen, die ähnlich wie Pedretti das Leben ‚in der Fremde‘ zum Thema machen“''. <ref>Meike Penkwitt, a.a.O., S. 255.</ref>


=== Maler und Modell ===
==== Maler und Modell ====
[[Datei:Hodler - Valentine Godé-Darel im Krankenbett - 1914.jpeg|1914|miniatur|Hodler - Valentine Godé-Darel im Krankenbett]]
[[Datei:Hodler - Valentine Godé-Darel im Krankenbett - 1914.jpeg|1914|miniatur|Hodler - Valentine Godé-Darel im Krankenbett]]
Camartin sieht in den Werken Erica Pedrettis eine weitere existenzielle Frage nach Heimat und Fremde, vor allem in ihrem Roman ''Valerie oder Das unerzogene Auge'': ''„Die Frage lautet schlicht: Ist der Mann der Frau eine Heimat? Ist die Frau dem Mann eine Heimat? Zumal dann, wenn beide diese als das Terrain ihres Schaffens, ihres Ausdruckswillens, ihres erfahrbaren Glücks und ihrer Kunst begreifen?“'' <ref>Carmartin, ''Die andere Heimat''</ref> In kaleidoskopartiger Form sind die Schicksale der Protagonisten Valerie und Franz – Modell und Maler – mit den ästhetischen Reflexionen und einem Bilderzyklus von [[Ferdinand Hodler]] verspiegelt. Dieser hält darin das Sterben und den Tod von Valentine Godé-Darel, Modell und Geliebter, wie in einem Bild-Protokoll fest. Pedrettis Roman setzt dem künstlerisch geschulten männlichen Blick auf das Objekt der Sterbenden den ''unerzogenen'' Blick des weiblichen Modells entgegen. Der an einem Krebsleiden dahinsiechenden Valerie werden Stimme und Recht verliehen als Entgegnung auf Franz, der sich auf ästhetische Schriften Hodlers beruft. Auch der Zusatztitel ''Das unerzogene Auge'' stammt aus dessen Essay ''Über die Kunst''.
Camartin sieht in den Werken Erica Pedrettis eine weitere existenzielle Frage nach Heimat und Fremde, vor allem in ihrem Roman ''Valerie oder Das unerzogene Auge'': ''„Die Frage lautet schlicht: Ist der Mann der Frau eine Heimat? Ist die Frau dem Mann eine Heimat? Zumal dann, wenn beide diese als das Terrain ihres Schaffens, ihres Ausdruckswillens, ihres erfahrbaren Glücks und ihrer Kunst begreifen?“'' <ref>Carmartin: ''Die andere Heimat.''</ref> In kaleidoskopartiger Form sind die Schicksale der Protagonisten Valerie und Franz – Modell und Maler – mit den ästhetischen Reflexionen und einem Bilderzyklus von [[Ferdinand Hodler]] verspiegelt. Dieser hält darin das Sterben und den Tod von Valentine Godé-Darel, Modell und Geliebter, wie in einem Bild-Protokoll fest. Pedrettis Roman setzt dem künstlerisch geschulten männlichen Blick auf das Objekt der Sterbenden den ''unerzogenen'' Blick des weiblichen Modells entgegen. Der an einem Krebsleiden dahinsiechenden Valerie werden Stimme und Recht verliehen als Entgegnung auf Franz, der sich auf ästhetische Schriften Hodlers beruft. Auch der Zusatztitel ''Das unerzogene Auge'' stammt aus dessen Essay ''Über die Kunst''.


Eine tastende, fragmentarische Sprache ist die Ausdrucksform: ''„Die verschiedenen Ebenen des Erzählens werden übergangslos, bruchstückshaft, keiner erkennbar konstruierten Chronologie oder sonstigen Sukzession folgend ineinander montiert. Erinnerung, Dialogfragmente, Tagebuchnotizen, Phantasien, Berichte, Zitate scheinen wuchernd und unmotiviert zu folgen“'' <ref> Ecker, a.a.O, S. 78 </ref>. Erica Pedretti wurde durch die Aufsehen erregende Hodler-Ausstellung (1976/77) ''Ein Maler vor Liebe und Tod'' <ref> Vergleiche: Jura Brüschweiler: Ferdinand Hodler. Ein Maler vor Liebe und Tod.Ferdinand Hodler und Valentine Godé-Darel, ein Werkzyklus 1908 - 1915; Ausstellungskatalog Zürich, St. Gallen, München und Bern, 1976/1977 </ref> erschüttert und durch [[Max Frisch]] zur dichterischen Gestaltung des Stoffes ermuntert <ref>Šebestová, a.a.O. S.101; die Publikation enthält insgesamt reichhaltiges biografisches und bibliografisches Material</ref>. Mit dem Werk dieses Schriftstellers verbindet sie nicht nur der tagebuchartige Charakter des Romans, sondern auch das Thema ''Du sollst dir kein Bildnis machen.''
Eine tastende, fragmentarische Sprache ist die Ausdrucksform: ''„Die verschiedenen Ebenen des Erzählens werden übergangslos, bruchstückshaft, keiner erkennbar konstruierten Chronologie oder sonstigen Sukzession folgend ineinander montiert. Erinnerung, Dialogfragmente, Tagebuchnotizen, Phantasien, Berichte, Zitate scheinen wuchernd und unmotiviert zu folgen“'' <ref> Ecker, a.a.O, S. 78 </ref>. Erica Pedretti wurde durch die Aufsehen erregende Hodler-Ausstellung (1976/77) ''Ein Maler vor Liebe und Tod'' <ref> Vergleiche: Jura Brüschweiler: Ferdinand Hodler. Ein Maler vor Liebe und Tod.Ferdinand Hodler und Valentine Godé-Darel, ein Werkzyklus 1908 - 1915; Ausstellungskatalog Zürich, St. Gallen, München und Bern, 1976/1977 </ref> erschüttert und durch [[Max Frisch]] zur dichterischen Gestaltung des Stoffes ermuntert <ref>Šebestová, a.a.O. S.101; die Publikation enthält insgesamt reichhaltiges biografisches und bibliografisches Material</ref>. Mit dem Werk dieses Schriftstellers verbindet sie nicht nur der tagebuchartige Charakter des Romans, sondern auch das Thema ''Du sollst dir kein Bildnis machen.''


== Bildnerisches Werk ==
=== Bildnerisches Werk ===
;Flügelobjekte
;Flügelobjekte
Als bildende Künstlerin wurde Erica Pedretti in den 1970er Jahren durch ihre zum Teil grossformatigen ''Flügelwesen'' bekannt<ref>Vergleiche dazu das Datenblatt des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft| SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz: Erica Pedretti [http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4000503]</ref>Die verdrahteten und verleimten Skulpturen aus Natur- und Kunststoffen wie Schilf, Ruten oder Bambus und Materialien wie Gummi oder mit Plexiglaslösung getränkten Baumwollstoffen lassen weiten Spielraum für Fantasien und Assoziationen: Der Kurator der Ausstellung im [[Museum zu Allerheiligen]] Schaffhausen (1981) betont, sie seien keine «Flugmaschinen», sie gehörten viel eher in die Nähe von Fledermäusen oder von hautgeflügelten Samen der Ahornbäume. Sie seien in einem ganz und gar unliterarischen Sinn poetische Wesen. <ref>Max Freivogel: Ausstellung Erica Pedretti, Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen 1981, S. 2</ref>Angesichts der großflächigen Flügel in der Halle des Zürcher Flughafens fühlen sich andere Kunsthistoriker an die alten Flugmaschinen [[Otto Lilienthal]]s erinnert. Die Skulpturen verkörperten den ursprünglichen Menschheitstraum vom Fliegen, der zugleich mit dem „Trauma des Absturzes“ verbunden sei. <ref>Marion Mangelsdorf und Antonia Ingelfinger: ''Traumbilder von luftiger Schwere – zum plastischen und malerischen Werk Erica Pedrettis''. In: Meike Penkwitt (Hrsg.): ''Die Erinnerungstexte der Autorin Erica Pedretti'', a.a.O., S. 262 – 278, hier S. 267</ref>Demzufolge sind in Pedrettis Frühwerk schwebend aufgehängte Fluggebilde ebenso vertreten wie verletzte Flügelformen, überdimensionierte Flederwische oder Flügelreste und Skelettformen eines abgestürzten [[Ikarus]].
Als bildende Künstlerin wurde Erica Pedretti in den 1970er Jahren durch ihre zum Teil grossformatigen ''Flügelwesen'' bekannt<ref>Vergleiche dazu das Datenblatt des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft|SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz: Erica Pedretti [http://www.sikart.ch/KuenstlerInnen.aspx?id=4000503]</ref>Die verdrahteten und verleimten Skulpturen aus Natur- und Kunststoffen wie Schilf, Ruten oder Bambus und Materialien wie Gummi oder mit Plexiglaslösung getränkten Baumwollstoffen lassen weiten Spielraum für Fantasien und Assoziationen: Der Kurator der Ausstellung im [[Museum zu Allerheiligen]] Schaffhausen (1981) betont, sie seien keine «Flugmaschinen», sie gehörten viel eher in die Nähe von Fledermäusen oder von hautgeflügelten Samen der Ahornbäume. Sie seien in einem ganz und gar unliterarischen Sinn poetische Wesen. <ref>Max Freivogel: ''Ausstellung Erica Pedretti.'' Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen 1981, S. 2.</ref>Angesichts der großflächigen Flügel in der Halle des Zürcher Flughafens fühlen sich andere Kunsthistoriker an die alten Flugmaschinen [[Otto Lilienthal]]s erinnert. Die Skulpturen verkörperten den ursprünglichen Menschheitstraum vom Fliegen, der zugleich mit dem „Trauma des Absturzes“ verbunden sei. <ref>Marion Mangelsdorf und Antonia Ingelfinger: ''Traumbilder von luftiger Schwere – zum plastischen und malerischen Werk Erica Pedrettis''. In: Meike Penkwitt (Hrsg.): ''Die Erinnerungstexte der Autorin Erica Pedretti'', a.a.O., S. 262–278, hier S. 267</ref>Demzufolge sind in Pedrettis Frühwerk schwebend aufgehängte Fluggebilde ebenso vertreten wie verletzte Flügelformen, überdimensionierte Flederwische oder Flügelreste und Skelettformen eines abgestürzten [[Ikarus]].


;Raum- und Landschaftsinstallationen zum Thema Asyl und Behausung
;Raum- und Landschaftsinstallationen zum Thema Asyl und Behausung
Weiterhin entstehen in den 80er Jahren säulenartige Großskulpturen und skelettartige geometrische Formen: Zylinderröhren und Würfel oder Pyramiden. Als Fremdkörper in die Natur gesetzt, können manche dieser Werke als politischer Appell im öffentlichen Raum gelten und im Zusammenhang mit Pedrettis essayistischem Kommentar ''Flüchtlinge'' zur Flüchtlingspolitik in der Schweiz gesehen werden.<ref> Erica Pedretti: ''Flüchtlinge''. In: ''Flüchtlingspolitik am Wendepunkt''. Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten, Schweiz global 4/2001, Bern 2001, S. 14 – 15.</ref>Auf einer Ecke balancierende Würfelformen verweisen auf Behausungen, die auf der Kippe stehen. Die [[Installation (Kunst)|Installation]] ''ASYL'' (2002), eine mehrteilige Skulptur auf einer Waldwiese mit sechs achteckigen Zelten aus Eisengestängen und grellblauen durchsichtigen Kunststoffnetzen als schutzlosem Dach, erinnert an die ungeschützte und provisorische Form des Asyls. Mit einem Zelt als tragbarem Zuhause und den Worten der tschechischen Hymne ''[[Kde domov můj]]'' („Wo ist meine Heimat?“) an die Wände und „Dadij“ („Hier“) auf den Fussboden gesprayt präsentierte sich Erica Pedretti in ihrer ehemaligen Schule, dem verfallenden Augustinerkloster ihrer Geburtsstadt Šternberk, gegenüber dem früheren Haus ihrer Großeltern.<ref>Vergleiche dazu Marion Mangelsdorf und Antonia Ingelfinger: ''Traumbilder von luftiger Schwere – zum plastischen und malerischen Werk Erica Pedrettis'', a.a.O., S. 270 – 271.</ref> Mit einer kleinen [[Reclams Universal-Bibliothek|Reclam-Bibliothek]] ihrer Lieblingsbücher, Papier, Malkasten, Schreib- und Malutensilien als symbolischen Zeichen ihrer künstlerischen Existenz stellte sie am Ort ihrer Herkunft und Kindheit die Frage nach ihrem persönlichen Zuhause: „Kde domov můj“?
Weiterhin entstehen in den 80er Jahren säulenartige Großskulpturen und skelettartige geometrische Formen: Zylinderröhren und Würfel oder Pyramiden. Als Fremdkörper in die Natur gesetzt, können manche dieser Werke als politischer Appell im öffentlichen Raum gelten und im Zusammenhang mit Pedrettis essayistischem Kommentar ''Flüchtlinge'' zur Flüchtlingspolitik in der Schweiz gesehen werden.<ref> Erica Pedretti: ''Flüchtlinge''. In: ''Flüchtlingspolitik am Wendepunkt''. Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten, Schweiz global 4/2001, Bern 2001, S. 14–15.</ref>Auf einer Ecke balancierende Würfelformen verweisen auf Behausungen, die auf der Kippe stehen. Die [[Installation (Kunst)|Installation]] ''ASYL'' (2002), eine mehrteilige Skulptur auf einer Waldwiese mit sechs achteckigen Zelten aus Eisengestängen und grellblauen durchsichtigen Kunststoffnetzen als schutzlosem Dach, erinnert an die ungeschützte und provisorische Form des Asyls. Mit einem Zelt als tragbarem Zuhause und den Worten der tschechischen Hymne ''[[Kde domov můj]]'' („Wo ist meine Heimat?“) an die Wände und „Dadij“ („Hier“) auf den Fussboden gesprayt präsentierte sich Erica Pedretti in ihrer ehemaligen Schule, dem verfallenden Augustinerkloster ihrer Geburtsstadt Šternberk, gegenüber dem früheren Haus ihrer Großeltern.<ref>Vergleiche dazu Marion Mangelsdorf und Antonia Ingelfinger: ''Traumbilder von luftiger Schwere – zum plastischen und malerischen Werk Erica Pedrettis'', a.a.O., S. 270–271.</ref> Mit einer kleinen [[Reclams Universal-Bibliothek|Reclam-Bibliothek]] ihrer Lieblingsbücher, Papier, Malkasten, Schreib- und Malutensilien als symbolischen Zeichen ihrer künstlerischen Existenz stellte sie am Ort ihrer Herkunft und Kindheit die Frage nach ihrem persönlichen Zuhause: „Kde domov můj“?


;Überschreibungen
;Überschreibungen
Bei den Ausstellungen in Literaturhäusern der Schweiz, Österreichs und Deutschlands wendet sich die Künstlerin seit dem Jahr 2000 einer neuen Kompositionsform, einer Art [[Palimpsest]], zu, die sie ''Überschreibungen'' nennt: Sie ''überschreibt'' leicht übertünchte Zeitungsseiten, Bilder und Fotos mit den Schreibmustern und Schriftschichten ihrer persönlichen Handschrift. Auf diese Weise wird über das „einem tagtäglich Entgegendröhnende“<ref>Rainer Weiß, Nachwort zu Erica Pedrettis Tagebuch ''Heute'', a.a.O., S. 83 </ref>, das durch die Einfärbung scheint, eine Art handschriftliches [[Tagebuch]] gelegt.
Bei den Ausstellungen in Literaturhäusern der Schweiz, Österreichs und Deutschlands wendet sich die Künstlerin seit dem Jahr 2000 einer neuen Kompositionsform, einer Art [[Palimpsest]], zu, die sie ''Überschreibungen'' nennt: Sie ''überschreibt'' leicht übertünchte Zeitungsseiten, Bilder und Fotos mit den Schreibmustern und Schriftschichten ihrer persönlichen Handschrift. Auf diese Weise wird über das „einem tagtäglich Entgegendröhnende“<ref>Rainer Weiß, Nachwort zu Erica Pedrettis Tagebuch ''Heute'', a.a.O., S. 83 </ref>, das durch die Einfärbung scheint, eine Art handschriftliches [[Tagebuch]] gelegt.


== Prosawerke ==
== Veröffentlichungen ==
=== Prosawerke ===
* ''Harmloses, bitte''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1970
* ''Harmloses, bitte''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1970.
* ''Die drei Soldaten''. Mit 15 Linolschnitten. Flamberg, Zürich 1971 <small>(Das Lied von den „Trois jolis Tambours“ als fünfsprachiges Kinder-Bilderbuch)</small>
* ''Die drei Soldaten''. Mit 15 Linolschnitten. Flamberg, Zürich 1971. <small>(Das Lied von den „Trois jolis Tambours“ als fünfsprachiges Kinder-Bilderbuch)</small>
* ''Heiliger Sebastian''. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1973
* ''Heiliger Sebastian''. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1973.
* ''Erste Leseerlebnisse''. In: Siegfried Unseld (Hrsg.): Erste Leseerlebnisse. st 250, S. 90 - 95
* ''Erste Leseerlebnisse''. In: Siegfried Unseld (Hrsg.): ''Erste Leseerlebnisse.'' st 250, S. 90–95.
* ''Veränderung''. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977
** als Taschenbuch unter dem Titel: ''Die Zertrümmerung von dem Kind Karl und anderen Personen''. Suhrkamp (st 1156), Frankfurt am Main 1985
* ''Veränderung''. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977.
** als Taschenbuch unter dem Titel: ''Die Zertrümmerung von dem Kind Karl und anderen Personen''. Suhrkamp (st 1156), Frankfurt am Main 1985.
*** mit ''Harmloses, bitte'' und ''Heiliger Sebastian'' in einem Band mit dem Titel ''Harmloses, bitte & zwei Romane'': Suhrkamp (st 2518), Frankfurt am Main 1996
*** mit ''Harmloses, bitte'' und ''Heiliger Sebastian'' in einem Band mit dem Titel ''Harmloses, bitte & zwei Romane'': Suhrkamp (st 2518), Frankfurt am Main 1996.
* ''Das Modell und sein Maler''; in: Humbert Fink und Marcel Reich-Ranicki: Klagenfurter Texte zum Ingeborg-Bachmann-Preis 1984, List Verlag, München 1984, S. 13 - 24
* ''Das Modell und sein Maler''; in: Humbert Fink und Marcel Reich-Ranicki (Hrsg.): ''Klagenfurter Texte zum Ingeborg-Bachmann-Preis 1984.'' List Verlag, München 1984, S. 13–24.
* ''Sonnenaufgänge, Sonnenuntergänge''. Erzählungen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984
* ''Sonnenaufgänge, Sonnenuntergänge''. Erzählungen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984.
* ''Mal laut und falsch singen''. [[Eremitenpresse|Eremiten-Presse]] (Broschur 140), Düsseldorf 1986
* ''Mal laut und falsch singen''. [[Eremitenpresse|Eremiten-Presse]] (Broschur 140), Düsseldorf 1986.
** Neuausgabe in der [[Insel-Bücherei]]: Insel (IB 1123), Frankfurt am Main 1992
** Neuausgabe in der [[Insel-Bücherei]]: Insel (IB 1123), Frankfurt am Main 1992.
* ''Valerie oder Das unerzogene Auge''. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986
* ''Valerie oder Das unerzogene Auge''. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986.
* ''Engste Heimat''. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1995 - als Taschenbuch: st 3323
* ''Engste Heimat''. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1995; als Taschenbuch: st 3323.
* ''So war es. So war es nicht'' . - Ein Text im Dialog. Themenheft "drehpunkt" 108, Nov. 2000
* ''So war es. So war es nicht''. Ein Text im Dialog. In: ''Themenheft "drehpunkt"'', 108, Nov. 2000.
* ''Kuckuckskind oder Was ich ihr unbedingt noch sagen wollte''. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998
* ''Kuckuckskind oder Was ich ihr unbedingt noch sagen wollte''. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998.
* ''Heute. Ein Tagebuch''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001
* ''Heute. Ein Tagebuch''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001.
* ''Onkel Hans''; in: Verena Auffermann: Beste deutsche Erzähler 2002, Deutsche Verlagsanstalt: Stuttgart/München 2002, S. 105 - 110
* ''Onkel Hans''. In: Verena Auffermann: ''Beste deutsche Erzähler 2002.'' Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart/München 2002, S. 105–110.
* ''Von Hinrichtungen & Heiligen''. Texte, Bilder, CD. Rommerskirchen (Signatur 35), Remagen/Rolandseck 2001
* ''Von Hinrichtungen & Heiligen''. Texte, Bilder, CD. Rommerskirchen (Signatur 35), Remagen/Rolandseck 2001.
* ''Szenenwechsel. Tagebuchblätter'' (mit [[Hans Saner]]). Edizioni Periferia, Poschiavo/Luzern, 2005. ISBN 978-3-907474-17-4
* ''Szenenwechsel. Tagebuchblätter.'' (Mit [[Hans Saner]]). Edizioni Periferia, Poschiavo/Luzern 2005, ISBN 978-3-907474-17-4.
* ''Maria Aegyptica / Santa Lucia / Sankt Veit / Heilige Ursula. In: Simon Beer: Sacra Conversazione. Schwabe, Basel 1999
* ''Maria Aegyptica / Santa Lucia / Sankt Veit / Heilige Ursula.'' In: Simon Beer: ''Sacra Conversazione.'' Schwabe, Basel 1999.
* ''Schauen / Schreiben''. Wie kommt das Bild zur Sprache? In: NZZ, 9./10. März 1996, S. 49 - 50; die ''Drei Vorlesungen und ein Konversatorium '' sind auch dokumentiert in: "Wespennest" Nr. 106 vom 10. März 1997
* ''Schauen / Schreiben''. Wie kommt das Bild zur Sprache? In: NZZ, 9./10. März 1996, S. 49–50. Die ''Drei Vorlesungen und ein Konversatorium'' sind auch dokumentiert in: "Wespennest" Nr. 106 vom 10. März 1997.
* ''Vor den flatternden Vorhängen''. In: Das gespiegelte Ich. Deutschschweizer Schriftstellerinnen und Schriftsteller unserer Zeit in Wort und Bild. Benziger: Einsiedeln 1990, S. 118 - 121
* ''Vor den flatternden Vorhängen''. In: ''Das gespiegelte Ich. Deutschschweizer Schriftstellerinnen und Schriftsteller unserer Zeit in Wort und Bild.'' Benziger, Einsiedeln 1990, S. 118–121.
* ''«Das Leben ist seltsam, vielseitig und lustig». Für [[Libuše Moníková]] ''. In: Delf Schmidt und Michael Schwidtal (Hrsg.): ''Prag – Berlin: Libuše Moníková'', Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1999 (= Rowohlt Literaturmagazin 44), S. 54-60. ISBN 3-498-03907-5
* ''«Das Leben ist seltsam, vielseitig und lustig». Für [[Libuše Moníková]]''. In: Delf Schmidt und Michael Schwidtal (Hrsg.): ''Prag – Berlin: Libuše Moníková.'' Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1999 (= Rowohlt Literaturmagazin 44), S. 54-60. ISBN 3-498-03907-5
* ''Fremd genug''. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2010 (= Inselbücherei 1329). ISBN 978-3-458-19329-6
* ''Fremd genug''. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-458-19329-6. (= Inselbücherei 1329.)


== Hör-, Sprach- und Klangspiele ==
=== Hör-, Sprach- und Klangspiele ===
* ''Badekur''. Radio DRS (1970). Neuproduktionen: Süddeutscher Rundfunk (1971) und ORF (1972). Das 1970 mit dem ''Prix Suisse'' ausgezeichnete Hörspiel liegt als DRS-Hörbuch vor: Christoph Merian Verlag, Basel 2010, ISBN 978-3-85616-433-1
* ''Badekur''. Radio DRS (1970). Neuproduktionen: Süddeutscher Rundfunk (1971) und ORF (1972). Das 1970 mit dem ''Prix Suisse'' ausgezeichnete Hörspiel liegt als DRS-Hörbuch vor: Christoph Merian Verlag, Basel 2010, ISBN 978-3-85616-433-1.
* ''Kaninchen''. Süddeutscher Rundfunk (1971)
* ''Kaninchen''. Süddeutscher Rundfunk (1971)
* ''Catch as Katz can''. Radio DRS (1972)
* ''Catch as Katz can''. Radio DRS, 1972.
* ''Februar oder das ganze Volk fährt Ski''. Radio DRS (1972)
* ''Februar oder das ganze Volk fährt Ski''. Radio DRS, 1972.
* ''Gang in es Inschtitut''. Radio DRS (1972)
* ''Gang in es Inschtitut''. Radio DRS, 1972.
* ''ART 4/73 oder Soviel Kunst kann es gar nicht geben''. Radio DRS (1975)
* ''ART 4/73 oder Soviel Kunst kann es gar nicht geben''. Radio DRS, 1975.
* ''Steine oder Die Zertrümmerung von dem Kind Karl und anderen Personen''. Süddeutscher Rundfunk/Norddeutscher Rundfunk (1976)
* ''Steine oder Die Zertrümmerung von dem Kind Karl und anderen Personen''. Süddeutscher Rundfunk/Norddeutscher Rundfunk, 1976.


== Literatur ==
== Literatur ==

* [[Iso Camartin]]: ''Die andere Heimat. Das Geflecht der Erinnerung in Erica Pedrettis Prosa''. In: [[Neue Zürcher Zeitung|NZZ]] vom 16. November 1999.
* [[Iso Camartin]]: ''Die andere Heimat. Das Geflecht der Erinnerung in Erica Pedrettis Prosa''. In: [[Neue Zürcher Zeitung|NZZ]] vom 16. November 1999.
* {{Literatur|Herausgeber=Ingeborg Fiala-Fürst|Titel=Lexikon deutschmährischer Autoren|Ort=[[Olomouc]]|Verlag=[[Palacký-Universität Olomouc|Univerzita Palackého]]|TitelErg=[[Loseblattsammlung]], bislang zwei Lieferungen|Jahr=2002, 2006|ISBN=80-2440477-X, ISBN 80-244-1280-2}}.
* {{Literatur|Herausgeber=Ingeborg Fiala-Fürst|Titel=Lexikon deutschmährischer Autoren|Ort=[[Olomouc]]|Verlag=[[Palacký-Universität Olomouc|Univerzita Palackého]]|TitelErg=[[Loseblattsammlung]], bislang zwei Lieferungen|Jahr=2002, 2006|ISBN=80-2440477-X, ISBN 80-244-1280-2}}.
* Valentina Glajar: ''Narrating History and Subjectivity: „Vergangenheitsbewältigung“ in Erica Pedretti's „Engste Heimat“ (1995)''. In: ''Dies., The German Legacy in East Central Europe. As Recorded in Recent German Language Literature'', S. 72–114. Camden House, Rochester NY 2004.
* Valentina Glajar: ''Narrating History and Subjectivity: „Vergangenheitsbewältigung“ in Erica Pedretti's „Engste Heimat“ (1995)''. In: Dies.: ''The German Legacy in East Central Europe. As Recorded in Recent German Language Literature.'' Camden House, Rochester NY 2004, S. 72–114.
* Edith Kronawitter-Rintelen: ''Schreiben, um sich zu verteidigen''. In: Süddeutsche Zeitung, 2./3. Februar 1985.
* Edith Kronawitter-Rintelen: ''Schreiben, um sich zu verteidigen''. In: Süddeutsche Zeitung, 2./3. Februar 1985.
* Norbert Langer: ''„Phantomschmerzen“ - Zum literarischen Werk Erica Pedrettis''. In: Sudetenland 1985, Heft 1, Seite 13–20.
* Norbert Langer: ''„Phantomschmerzen“ - Zum literarischen Werk Erica Pedrettis''. In: Sudetenland 1985, Heft 1, Seite 13–20.
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* Meike Penkwitt: ''Erinnern zwischen Performanz und Referenz. Die Erinnerungstexte der Autorin Erica Pedretti''. In: ''Erinnern und Geschlecht'', Band II. Josef Fritz Verlag, Freiburg 2007, S. 237–263.
* Meike Penkwitt: ''Erinnern zwischen Performanz und Referenz. Die Erinnerungstexte der Autorin Erica Pedretti''. In: ''Erinnern und Geschlecht'', Band II. Josef Fritz Verlag, Freiburg 2007, S. 237–263.
* Meike Penkwitt: ''Erica Pedretti. Kontrapunktik, Räumlichkeit und Materialität der Sprache als Prinzipien der Textorganisation''. Epistemata Literaturwissenschaft Nummer 746. Königshausen & Neumann, Würzburg 2012, ISBN 978-3-8260-4755-8.
* Meike Penkwitt: ''Erica Pedretti. Kontrapunktik, Räumlichkeit und Materialität der Sprache als Prinzipien der Textorganisation''. Epistemata Literaturwissenschaft Nummer 746. Königshausen & Neumann, Würzburg 2012, ISBN 978-3-8260-4755-8.
* Meike Penkwitt (Hrsg.): Die Erinnerungstexte der Autorin Erica Pedretti. Königshausen & Neumann, Würzburg 2012, ISBN 978-3-8260-5025-1.<small>Der Sammelband vereint die Erträge der gleichnamigen Tagung von Pedretti-Expertinnen aus acht Ländern. Den Abschluss bilden ein ausführliches Werkregister und eine umfassende Bibiografie der Sekundärliteratur.</small>
* Meike Penkwitt (Hrsg.): ''Die Erinnerungstexte der Autorin Erica Pedretti.'' Königshausen & Neumann, Würzburg 2012, ISBN 978-3-8260-5025-1. <small>(Der Sammelband vereint die Erträge der gleichnamigen Tagung von Pedretti-Expertinnen aus acht Ländern. Den Abschluss bilden ein ausführliches Werkregister und eine umfassende Bibiografie der Sekundärliteratur.)</small>
* Elsbeth Pulver: ''Das allervornehmste Werkstück Gottes. „Engste Heimat“, das Opus magnum von Erica Pedretti''. In: [[Schweizer Monatshefte]]. 75. Jahrgang, Heft 6, S. 33–36.
* Elsbeth Pulver: ''Das allervornehmste Werkstück Gottes. „Engste Heimat“, das Opus magnum von Erica Pedretti''. In: [[Schweizer Monatshefte]]. 75. Jahrgang, Heft 6, S. 33–36.
* Elsbeth Pulver: ''Hommage á Erica Pedretti''. In: Dies.: Tagebuch mit Büchern. Essays zur Gegenwartsliteratur. Theologischer Verlag, Zürich 2005, S. 170 – 176.
* Elsbeth Pulver: ''Hommage á Erica Pedretti''. In: Dies.: Tagebuch mit Büchern. Essays zur Gegenwartsliteratur. Theologischer Verlag, Zürich 2005, S. 170–176.
* Lorena Silos Ribas: ''‚Altes neu zu betrachten‘: Kunst und Erinnerung in Erica Pedrettis ‚Engste Heimat‘''. In: ''brücken'', Germanistisches Jahrbuch Tschechien-Slowakei/DAAD, Neue Folge 18/1-2 (2010), Nakladatelství Lidové Noviny, Prag 2010. ISBN 978-80-7422-079-1, S. 281-291.
* Lorena Silos Ribas: ''‚Altes neu zu betrachten‘: Kunst und Erinnerung in Erica Pedrettis ‚Engste Heimat‘''. In: ''brücken'', Germanistisches Jahrbuch Tschechien-Slowakei/DAAD, Neue Folge 18/1–2 (2010), Nakladatelství Lidové Noviny, Prag 2010, ISBN 978-80-7422-079-1, S. 281-291.
* Theo Rommerskirchen: ''Erica Pedretti''. In: viva signatur si! Remagen-Rolandseck 2005. ISBN 3-926943-85-8.
* Theo Rommerskirchen: ''Erica Pedretti''. In: ''viva signatur si!'' Remagen-Rolandseck 2005, ISBN 3-926943-85-8.
* Guro Sandnes: ''Schreiben zwischen zwei Welten. Zu Erica Pedrettis ‚Harmloses, bitte‘ & ‚Engste Heimat‘''. Institut für Fremdsprachen, Universität Bergen 2009, digital ([https://bora.uib.no/bitstream/1956/4999/1/57679451.pdf PDF])
* Guro Sandnes: ''Schreiben zwischen zwei Welten. Zu Erica Pedrettis ‚Harmloses, bitte‘ & ‚Engste Heimat‘''. Institut für Fremdsprachen, Universität Bergen 2009, digital ([https://bora.uib.no/bitstream/1956/4999/1/57679451.pdf PDF])
* Irena Šebestová: ''Die Fremde in der Fremde. Zur künstlerischen Identität im Schaffen von Erica Pedretti''. Peter Lang, Frankfurt am Main 2008.
* Irena Šebestová: ''Die Fremde in der Fremde. Zur künstlerischen Identität im Schaffen von Erica Pedretti''. Peter Lang, Frankfurt am Main 2008.
* Gülperi Sert: ''Formen des Selbstbewußtseins der Frau in den Romanen von Erica Pedretti, [[Barbara Frischmuth]] und [[Adalet Agaoglu]]''. Phil. Diss. (Masch.) Ege Universität 1991<ref>[http://www.uebersetzercolloquium.de/index.php?id=10&user_ueuseful_uid=289&user_ueuseful_name=G%FClperi-Sert www.uebersetzercolloquium.de]</ref>.
* Gülperi Sert: ''Formen des Selbstbewußtseins der Frau in den Romanen von Erica Pedretti, [[Barbara Frischmuth]] und [[Adalet Agaoglu]]''. Phil. Diss. (Masch.) Ege Universität 1991<ref>[http://www.uebersetzercolloquium.de/index.php?id=10&user_ueuseful_uid=289&user_ueuseful_name=G%FClperi-Sert www.uebersetzercolloquium.de]</ref>.
* [[Jürgen Serke]]: ''Erica Pedretti''. In: Ders.: ''Frauen schreiben''. S. Fischer, Frankfurt am Main 1982, S. 265–282.
* [[Jürgen Serke]]: ''Erica Pedretti''. In: Ders.: ''Frauen schreiben''. S. Fischer, Frankfurt am Main 1982, S. 265–282.
* Lucy Topol'ská: ''Erica Pedretti und ihr Roman vom Erinnern und Vergessen. In: Topol'ská /Václavek: Beiträge zur deutschsprachigen Literatur in Tschechien''. Olomouc 2000, S. 207–210.
* Lucy Topol'ská: ''Erica Pedretti und ihr Roman vom Erinnern und Vergessen.'' In: Topol'ská /Václavek: ''Beiträge zur deutschsprachigen Literatur in Tschechien.'' Olomouc 2000, S. 207–210.
* [[Beatrice von Matt]]: ''Von tödlichen und von lebendigen Sprachen. Zum 70. Geburtstag von Erica Pedretti''. In: NZZ vom 2. Februar 2000.
* [[Beatrice von Matt]]: ''Von tödlichen und von lebendigen Sprachen. Zum 70. Geburtstag von Erica Pedretti''. In: NZZ vom 2. Februar 2000.
* Beatrice von Matt: ''Frauen schreiben die Schweiz''. Verlag Huber Frauenfeld, Stuttgart, Wien 1998, Pedretti u.a. S. 157– 174.
* Beatrice von Matt: ''Frauen schreiben die Schweiz''. Verlag Huber Frauenfeld/Stuttgart/Wien 1998. Pedretti u.a. S. 157–174.
* [[Gerda Zeltner-Neukomm|Gerda Zeltner]]: ''Erica Pedretti''. In: Dies.: ''Das Ich ohne Gewähr. Gegenwartsautoren aus der Schweiz''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1980, S. 101–123.
* [[Gerda Zeltner-Neukomm|Gerda Zeltner]]: ''Erica Pedretti''. In: Dies.: ''Das Ich ohne Gewähr. Gegenwartsautoren aus der Schweiz''. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1980, S. 101–123.


;zu Valerie oder Das unerzogene Auge
;zu „Valerie oder Das unerzogene Auge“


* [[Corina Caduff]]: ''Die Kunstpaare ‚Maler-Modell‘ und ‚Komponist-Sängerin‘ in literarischen Texten der Romantik und der Gegenwart''. In: E.T.A. Hoffmann Jahrbuch Band 9, Erich-Schmidt-Verlag, Berlin 2001, S. 125 –148; ''Remythisierung des weiblichen Kunstopfers (Pedretti)'' , S. 143 – 146
* [[Corina Caduff]]: ''Die Kunstpaare ‚Maler-Modell‘ und ‚Komponist-Sängerin‘ in literarischen Texten der Romantik und der Gegenwart''. In: ''E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch'', Band 9. Erich-Schmidt-Verlag, Berlin 2001, S. 125–148; ''Remythisierung des weiblichen Kunstopfers (Pedretti)'', S. 143–146.
* Gisela Ecker: ''Der andere Blick. Erica Pedrettis Roman „Valerie oder das unerzogene Auge“''. In: Sigrid Weigel (Hrsg.): ''Leib- und Bildraum. Lektüren nach Benjamin''. Böhlau Verlag: Köln/Weimar/Wien 1992, S. 77–99
* Gisela Ecker: ''Der andere Blick. Erica Pedrettis Roman „Valerie oder das unerzogene Auge“''. In: Sigrid Weigel (Hrsg.): ''Leib- und Bildraum. Lektüren nach Benjamin''. Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 1992, S. 77–99.
* [[Gunhild Kübler]]: ''Erica – Pedretti: Das unerzogene Auge''. In: [[Verena Auffermann]], Gunhild Kübler, [[Ursula März]], [[Elke Schmitter]] (Hrsg.): Leidenschaften. 99 Autorinnen der Weltliteratur. C. Bertelsmann, München 2009, S. 431 – 437. ISBN 978-3-570-01048-8
* [[Gunhild Kübler]]: ''Erica – Pedretti: Das unerzogene Auge''. In: [[Verena Auffermann]], Gunhild Kübler, [[Ursula März]], [[Elke Schmitter]] (Hrsg.): Leidenschaften. 99 Autorinnen der Weltliteratur. C. Bertelsmann, München 2009, ISBN 978-3-570-01048-8. S. 431– 437.
* Dominik Müller: ''Erica Pedretti - [[Ferdinand Hodler]]''. In: Konstanze Fliedl (Hrsg.): ''Kunst im Text''. Stroemfled/nexus 72, Frankfurt und Basel 2005, S. 181–199
* Dominik Müller: ''Erica Pedretti [[Ferdinand Hodler]]''. In: Konstanze Fliedl (Hrsg.): ''Kunst im Text''. Stroemfled/nexus 72, Frankfurt und Basel 2005, S. 181–199
* Anne-Kathrin Reulecke: ''Bild und Tod. Erica Pedrettis ‚Valerie oder Das unerzogene Auge‘'' . In: Dies: ''Geschriebene Bilder''. Zum Kunst und Mediendiskurs in der Gegenwartsliteratur. Wilhelm Fink Verlag, München 2002, S. 343 - 384
* Anne-Kathrin Reulecke: ''Bild und Tod. Erica Pedrettis ‚Valerie oder Das unerzogene Auge‘'' . In: Dies: ''Geschriebene Bilder''. Zum Kunst und Mediendiskurs in der Gegenwartsliteratur. Wilhelm Fink Verlag, München 2002, S. 343–384.
* Patricia Anne Simpson: ''Erica Pedrettis ‚Valerie oder Das unerzogene Auge‘'' . In: Monatshefte für deutschen Unterricht, deutsche Sprache und Literatur 85 (1993), Heft 1, S. 55 – 70
* Patricia Anne Simpson: ''Erica Pedrettis ‚Valerie oder Das unerzogene Auge‘'' . In: Monatshefte für deutschen Unterricht, deutsche Sprache und Literatur 85 (1993), Heft 1, S. 55–70.
* Peter Utz: ''Rosen für Valerie''. In: Schweizer Monatshefte 36 (1986), S. 443 - 446
* Peter Utz: ''Rosen für Valerie''. In: ''Schweizer Monatshefte'', 36 (1986), S. 443–446.
* Waltraud 'Wara' Wende: ''Künstlerbilder – oder: Über den Umgang mit dem Tod bei Ferdinand Hodler und Erica Pedretti''. In: Duitse Kroniek. Amsterdam 2003, S. 80–103.
* Waltraud 'Wara' Wende: ''Künstlerbilder – oder: Über den Umgang mit dem Tod bei Ferdinand Hodler und Erica Pedretti''. In: ''Duitse Kroniek.'' Amsterdam 2003, S. 80–103.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
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* {{HLS|12198|Pedretti, Erica}}
* {{HLS|12198|Pedretti, Erica}}
* {{SIKART|4000503|Pedretti, Erica}}
* {{SIKART|4000503|Pedretti, Erica}}
* [http://www.culturactif.ch/entretiens/pedretti.htm Entretien avec Erica Pedretti par Patricia Zurcher (französisch/deutsch)]
* [http://www.culturactif.ch/entretiens/pedretti.htm#all Gespräch mit Erica Pedretti], von Patricia Zurcher, 1999, bei ''culturactif.ch''
* [http://www.srf.ch/player/tv/srf-wissen/video/heimat-als-zerbrochenes-puzzle?id=1ce64010-dc6e-43d2-ac32-1efd058dc2e0''Heimat als zerbrochenes Puzzle'']
* [http://www.srf.ch/player/tv/srf-wissen/video/heimat-als-zerbrochenes-puzzle?id=1ce64010-dc6e-43d2-ac32-1efd058dc2e0''Heimat als zerbrochenes Puzzle.''] März 2008, beim [[Schweizer Radio und Fernsehen|Fernsehen SRF]]
* [http://www.drs.ch/www/de/drs/sendungen/hoerspiel-drs-2/2668.sh10091935.html Ausschnitt aus Erica Pedrettis Hörspiel ''Badekur'']
* [http://www.srf.ch/sendungen/hoerspiel/badekur-von-erica-pedretti-2 Ausschnitt aus Erica Pedrettis Hörspiel ''Badekur''], beim [[Radio SRF 2 Kultur]]
* [http://www.literaturport.de/index.php?id=28&no_cache=1&tid=499/ Von Pedretti gelesener Ausschnitt aus ''fremd genug'']
* [http://www.literaturport.de/index.php?id=28&no_cache=1&tid=499/ Von Pedretti gelesener Ausschnitt aus ''fremd genug''] beim [[Literaturport]]
* [http://www.drs.ch/lib/player/radio.php?audiourl=rtmp%3A%2F%2Fcp23910.edgefcs.net%2Fondemand%2Fmpc%2Fdrs2%2Freflexe%2F100225_reflexe.mp3&sg=10000142&sh=10121712&type=popup&skin=srdrs/ Hardy Ruoss im Gespräch mit Erica Pedretti: ''Lebensreise mit Umwegen. Erica Pedretti wird 80.'']
* [http://www.srf.ch/sendungen/reflexe/lebensreise-mit-umwegen-erica-pedretti-wird-80 Hardy Ruoss im Gespräch mit Erica Pedretti: ''Lebensreise mit Umwegen. Erica Pedretti wird 80''], beim Radio SRF 2 Kultur

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Version vom 5. Februar 2013, 23:49 Uhr

Erica Pedretti, geborene Erika Schefter (* 25. Februar 1930 in Šternberk, Tschechoslowakei), ist eine Schweizer Schriftstellerin, Objektkünstlerin und Malerin.

Leben und Wirken

Erica Pedretti wurde 1930 im nordmährischen Šternberk geboren und verbrachte die ersten fünfzehn Jahre ihres Lebens hauptsächlich in Zábřeh, Šternberk, Berlin und Freudenthal. Ihr Vater war der Bühnenautor, Journalist und Besitzer einer Seidenfabrik Hermann Heinrich Schefter. Dieser war als Antifaschist während des Krieges interniert, dieser Umstand konnte die Familie nicht vor der Zwangsaussiedlung bewahren. Im Dezember 1945 fuhren die fünfzehnjährige Erica und ihre Geschwister in einem Rotkreuztransportzug mit Auslandsschweizern und KZ-Überlebenden von Warschau über Auschwitz, Prag und München nach St. Margrethen. Die Schweiz war die Heimat ihrer Grossmutter väterlicherseits, die durch die Ehe mit einem Ausländer die Schweizer Staatsbürgerschaft verloren hatte.

In Zürich besuchte sie von 1946 bis 1950 die Kunstgewerbeschule, dort lernte sie ihren späteren Mann Gian Pedretti, aus der Engadiner Künstlerfamilie Pedretti, kennen, der Bildhauer Giuliano Pedretti war ihr Schwager. 1950 musste die Familie Schefter, da sie in der Schweiz keine Aufenthaltsbewilligung erhielt, das Land verlassen. Es folgte die Emigration in die USA. Zwei Jahre verbrachte Erica in New York und arbeitete als Gold- und Silberschmiedin, ehe sie 1952 endgültig in die Schweiz zurückkehrte und Gian Pedretti heiratete. Das Künstlerpaar lebte 22 Jahre in Celerina im Engadin, wo es nach wie vor ein zweites Atelier unterhält. 1974 siedelten Pedrettis nach La Neuveville um, seit 1985 leben sie dort im selbsterbauten, über dem Bielersee gelegenen Atelierhaus, sie haben fünf Kinder.

Erica Pedretti veröffentlicht ihre Texte seit 1970. Sie war ab 1971 Mitglied der Gruppe Olten. Seit ihrer ersten grösseren Ausstellung als bildende Künstlerin 1976 in Solothurn präsentiert sie ihre Werke regelmässig als Einzel- und Gruppenausstellungen. Nach der Samtenen Revolution fanden auch Ausstellungen in Tschechien statt. Zu den Installationen der Künstlerin im öffentlichen Raum gehört die grosse Flügelskulptur am Flughafen Zürich.

Auslandsaufenthalte führten sie unter anderem 1971 nach London; 1988 als Gast an das Istituto Svizzero in Rom; 1989 war sie Writer in Residence an der Washington University in St. Louis; 1994 hatte sie den Swiss Chair an der City University of New York inne. Die Wiener Vorlesungen zur Literatur über Poetik und kreatives Schreiben (1996) galten dem Thema Schauen und Schreiben. Im Mittelpunkt der poetologischen Überlegungen stehen die Begriffe Wahrnehmen, Schauen und Anschauen. Sie beruft sich dabei auf Gertrude Stein. Seit 1988 ist sie korrespondierendes Mitglied der deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Das Schweizerische Literaturarchiv in Bern erwarb ihr literarisches Archiv und exemplarische künstlerische Arbeiten.[1]

Ihre Kindheitserfahrungen des Verlusts von Heimat und Identität bilden den Hintergrund ihrer autobiografisch geprägten Arbeiten. In einem weiteren zumeist collagenartig gearbeiteten Prosatext dehnt sie das Motiv der Entfremdung auf die Beziehung zwischen den Geschlechtern aus, indem sie das Verhältnis von Maler und Modell thematisiert. Pedrettis bildnerisches Schaffen ist gekennzeichnet durch eine konsequente Weiterentwicklung von Ausdrucksformen. Bizarre Flügelwesen werden abgelöst durch gerüstartige Objekte und Installationen, die Themen wie Heimat und Asyl aufgreifen. Ihre Serien von Bild- und Wortkompositionen der jüngsten Zeit schaffen eine Verbindung zu den Textcollagen ihrer Prosawerke.

Auszeichnungen

Erica Pedretti erhielt 1984 den Ingeborg-Bachmann-Preis für den Text Das Modell und sein Maler und 1996 den Marie-Luise-Kaschnitz-Preis für den Roman Engste Heimat. Weiterhin wurde sie unter anderem mit dem Grossen Literaturpreis des Kantons Bern (1990), dem Kunstpreis der Stadt Biel (1996), dem Mitteleuropäischen Literaturpreis Vilenica, Slowenien (1999) ausgezeichnet. Sie war die erste Frau, die 1999 den Kulturpreis des Kantons Graubünden erhielt. 2010 verlieh ihr die kantonale deutschsprachige Literaturkommission für die „herausragende aktuelle literarische Arbeit“ fremd genug den Literaturpreis des Kantons Bern. 2005 wurde sie von ihrer Geburtsstadt Šternberk zur Ehrenbürgerin ernannt. [2] Ihr Roman Engste Heimat wurde unter dem Titel Nechte být, paní Smrti (wörtlich: „Lasst fahren, Frau Tod“)[3] ins Tschechische übersetzt.

Unter dem Motto „was ich vor langem an einem andern Ort begangen habe ...“ – Die ‚Erinnerungstexte‘ der Autorin Erica Pedretti fand vom 28. bis 30. Oktober 2010 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ein unter anderem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes internationales literaturwissenschaftliches Symposium statt. Die Schwerpunkte galten vor allem der Charakterisierung der experimentellen Schreibweise, der Thematisierung der Deutsch-Tschechischen Geschichte in den Erinnerungstexten, ihrer Stellung innerhalb der Schweizer Literatur sowie der Bedeutung von Schrift, Bild und Figur in ihrem künstlerischen Schaffen. Von den Veranstaltern wurde betont, dass sich inzwischen viele osteuropäische Wissenschaftlerinnen mit den Texten der Schriftstellerin befassten, die den mittelosteuropäischen Raum erschließen, den Pedrettis Prosa reflektiere. [4][5]

Werk

Literarisches Werk

Erinnerungstexte

In ihren autobiographisch geprägten Prosawerken [6] thematisiert Erica Pedretti die durch Nationalitätenhass, Krieg und Heimatverlust entstandenen Verletzungen. Mit ihrem erzählenden Erinnern stellt sie die grundsätzliche Frage: „Wie lebt ein Mensch an einem fremden Ort (und wärs das Paradies), und hat noch alle Schrecken im Kopf?“ [7]

Die Schriftstellerin wendet sich in einem Gespräch mit Patricia Zurcher [8] gegen ein anekdotisches, glattes Erzählen, das angesichts der traumatischen Erfahrungen etwas Verlogenes an sich habe und der Angst nicht gerecht werden könne. Ihr Schreibstil wird als Komposition aus scharfrandigen Bruchstücken beschrieben. Die Leerstellen zwischen den Worten ordnen manche Passagen zu einer „bewegten Textgrafik“. [9]

Iso Camartin erkennt in seiner Laudatio zum Kulturpreis des Kantons Graubünden die Fäden einer Familiengeschichte, die sich zu einer Textur eines Flickenteppichs verweben: „Man wirft ja nichts weg, sondern zerlegt jeden Fetzen und Lappen wieder zu Fäden, die man für den Teppich neu verwebt. Wer über den Teppich schreitet, tritt auf umgewirkte Familiengeschichte“[10]. Das hier in Zusammenhang mit Pedrettis letztem Roman Kuckuckskind oder Was ich ihr unbedingt noch sagen wollte geäusserte Stilmuster einer biographischen Knüpftechnik lässt sich auf ihre weiteren Erinnerungstexte übertragen. Die Romane und Erzählungen sind vielfältig miteinander verflochten: durch die biografischen Erinnerungen und die geschichtlichen Zeiträume, durch die Topografie der Handlungsorte, die Themen von Heimat, Heimatverlust und Heimatlosigkeit, vor allem aber auch durch die Figuren und deren Schicksale, durch Anna, das Alter Ego der Erzählerin, und deren Lebensleitfigur, den Onkel und Maler Gregor [11]. Nicht zuletzt sind einzelne Romane durch leitmotivische Zitate verwoben, wie unter anderem aus dem spätmittelalterlichen Streitgespräch des Ackermanns mit dem Tod von Johannes von Tepl.

Die Figur der Erzählerin mit ihrer Skepsis gegenüber authentischen Erinnerungen und ihrem Bekenntnis zum fragmentarischen Erzählen ist charakteristisch für diesen hoch reflektierten Erzählstil. Sie versuche, so Erica Pedretti, „das, was während des Schreibens passiert, in die Geschichte einzubringen“, die Erzählerin in Engste Heimat etwa zeige, „dass es sich nicht um eine Biographie handelt, dass es sich wirklich um Fiktion handelt, dass also jemand dasitzt und an etwas arbeitet, das dann diese Geschichte wird, und dass man das nicht rein biographisch liest, obwohl sehr viel biographisches Material verarbeitet ist“ [12]. Damit wird das Erinnern selbst zum Gegenstande des Erzählens. Die hervorgehobene Position der Erzählerin, die von ihrem friedlichen Schweizer Domizil aus ihre Figur ins „Land der alten Ängste und Schmerzen“ [13] auf Spurensuche schickt und reflektierend begleitet, beklagt das Geschehen als geschichtliche Gesetzmässigkeit. Elsbeth Pulver kann daher in ihrer Rezension des Romans Engste Heimat betonen, die letzten Kapitel hätten „den Tonfall und den grossen Atem einer Elegie. Deren Klage gelte nicht nur dem einzelnen Menschen; sie gelte vor allem der Tatsache, „dass der Mensch, der doch nach Johannes von Tepl […] das «allervornehmste, allergeschickteste, allerfreieste Werkstück Gottes» ist, immer wieder in den Kreislauf von Gewalt und Gegengewalt gerät, diesen antreibt, von ihm zermalmt wird. Aber auf dem dunklen Grund dieses Geschichtspessimismus wächst die humane und überlegene Betrachtung der geschichtlichen Ereignisse, die das Buch in den Rang eines Meisterwerks erhebt“ [14]. Mit dem Hinweis auf stilistische und formale Bezüge werden vorwiegend die Autorinnen und Autoren des Nouveau Roman Nathalie Sarraute, Marguerite Duras, Robert Pinget oder Claude Simon genannt, auch werden Verbindungslinien und Parallelen zu Autoren wie Zsuzsanna Gahse, Agota Kristof, Libuše Moníková und eventuell auch Herta Müller gesehen, zu „ebenfalls aus Ost- und Mitteleuropa stammenden und nach Westeuropa migrierten Autorinnen, die ähnlich wie Pedretti das Leben ‚in der Fremde‘ zum Thema machen“. [15]

Maler und Modell

Hodler - Valentine Godé-Darel im Krankenbett

Camartin sieht in den Werken Erica Pedrettis eine weitere existenzielle Frage nach Heimat und Fremde, vor allem in ihrem Roman Valerie oder Das unerzogene Auge: „Die Frage lautet schlicht: Ist der Mann der Frau eine Heimat? Ist die Frau dem Mann eine Heimat? Zumal dann, wenn beide diese als das Terrain ihres Schaffens, ihres Ausdruckswillens, ihres erfahrbaren Glücks und ihrer Kunst begreifen?“ [16] In kaleidoskopartiger Form sind die Schicksale der Protagonisten Valerie und Franz – Modell und Maler – mit den ästhetischen Reflexionen und einem Bilderzyklus von Ferdinand Hodler verspiegelt. Dieser hält darin das Sterben und den Tod von Valentine Godé-Darel, Modell und Geliebter, wie in einem Bild-Protokoll fest. Pedrettis Roman setzt dem künstlerisch geschulten männlichen Blick auf das Objekt der Sterbenden den unerzogenen Blick des weiblichen Modells entgegen. Der an einem Krebsleiden dahinsiechenden Valerie werden Stimme und Recht verliehen als Entgegnung auf Franz, der sich auf ästhetische Schriften Hodlers beruft. Auch der Zusatztitel Das unerzogene Auge stammt aus dessen Essay Über die Kunst.

Eine tastende, fragmentarische Sprache ist die Ausdrucksform: „Die verschiedenen Ebenen des Erzählens werden übergangslos, bruchstückshaft, keiner erkennbar konstruierten Chronologie oder sonstigen Sukzession folgend ineinander montiert. Erinnerung, Dialogfragmente, Tagebuchnotizen, Phantasien, Berichte, Zitate scheinen wuchernd und unmotiviert zu folgen“ [17]. Erica Pedretti wurde durch die Aufsehen erregende Hodler-Ausstellung (1976/77) Ein Maler vor Liebe und Tod [18] erschüttert und durch Max Frisch zur dichterischen Gestaltung des Stoffes ermuntert [19]. Mit dem Werk dieses Schriftstellers verbindet sie nicht nur der tagebuchartige Charakter des Romans, sondern auch das Thema Du sollst dir kein Bildnis machen.

Bildnerisches Werk

Flügelobjekte

Als bildende Künstlerin wurde Erica Pedretti in den 1970er Jahren durch ihre zum Teil grossformatigen Flügelwesen bekannt[20]Die verdrahteten und verleimten Skulpturen aus Natur- und Kunststoffen wie Schilf, Ruten oder Bambus und Materialien wie Gummi oder mit Plexiglaslösung getränkten Baumwollstoffen lassen weiten Spielraum für Fantasien und Assoziationen: Der Kurator der Ausstellung im Museum zu Allerheiligen Schaffhausen (1981) betont, sie seien keine «Flugmaschinen», sie gehörten viel eher in die Nähe von Fledermäusen oder von hautgeflügelten Samen der Ahornbäume. Sie seien in einem ganz und gar unliterarischen Sinn poetische Wesen. [21]Angesichts der großflächigen Flügel in der Halle des Zürcher Flughafens fühlen sich andere Kunsthistoriker an die alten Flugmaschinen Otto Lilienthals erinnert. Die Skulpturen verkörperten den ursprünglichen Menschheitstraum vom Fliegen, der zugleich mit dem „Trauma des Absturzes“ verbunden sei. [22]Demzufolge sind in Pedrettis Frühwerk schwebend aufgehängte Fluggebilde ebenso vertreten wie verletzte Flügelformen, überdimensionierte Flederwische oder Flügelreste und Skelettformen eines abgestürzten Ikarus.

Raum- und Landschaftsinstallationen zum Thema Asyl und Behausung

Weiterhin entstehen in den 80er Jahren säulenartige Großskulpturen und skelettartige geometrische Formen: Zylinderröhren und Würfel oder Pyramiden. Als Fremdkörper in die Natur gesetzt, können manche dieser Werke als politischer Appell im öffentlichen Raum gelten und im Zusammenhang mit Pedrettis essayistischem Kommentar Flüchtlinge zur Flüchtlingspolitik in der Schweiz gesehen werden.[23]Auf einer Ecke balancierende Würfelformen verweisen auf Behausungen, die auf der Kippe stehen. Die Installation ASYL (2002), eine mehrteilige Skulptur auf einer Waldwiese mit sechs achteckigen Zelten aus Eisengestängen und grellblauen durchsichtigen Kunststoffnetzen als schutzlosem Dach, erinnert an die ungeschützte und provisorische Form des Asyls. Mit einem Zelt als tragbarem Zuhause und den Worten der tschechischen Hymne Kde domov můj („Wo ist meine Heimat?“) an die Wände und „Dadij“ („Hier“) auf den Fussboden gesprayt präsentierte sich Erica Pedretti in ihrer ehemaligen Schule, dem verfallenden Augustinerkloster ihrer Geburtsstadt Šternberk, gegenüber dem früheren Haus ihrer Großeltern.[24] Mit einer kleinen Reclam-Bibliothek ihrer Lieblingsbücher, Papier, Malkasten, Schreib- und Malutensilien als symbolischen Zeichen ihrer künstlerischen Existenz stellte sie am Ort ihrer Herkunft und Kindheit die Frage nach ihrem persönlichen Zuhause: „Kde domov můj“?

Überschreibungen

Bei den Ausstellungen in Literaturhäusern der Schweiz, Österreichs und Deutschlands wendet sich die Künstlerin seit dem Jahr 2000 einer neuen Kompositionsform, einer Art Palimpsest, zu, die sie Überschreibungen nennt: Sie überschreibt leicht übertünchte Zeitungsseiten, Bilder und Fotos mit den Schreibmustern und Schriftschichten ihrer persönlichen Handschrift. Auf diese Weise wird über das „einem tagtäglich Entgegendröhnende“[25], das durch die Einfärbung scheint, eine Art handschriftliches Tagebuch gelegt.

Veröffentlichungen

Prosawerke

  • Harmloses, bitte. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1970.
  • Die drei Soldaten. Mit 15 Linolschnitten. Flamberg, Zürich 1971. (Das Lied von den „Trois jolis Tambours“ als fünfsprachiges Kinder-Bilderbuch)
  • Heiliger Sebastian. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1973.
  • Erste Leseerlebnisse. In: Siegfried Unseld (Hrsg.): Erste Leseerlebnisse. st 250, S. 90–95.
  • Veränderung. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977.
    • als Taschenbuch unter dem Titel: Die Zertrümmerung von dem Kind Karl und anderen Personen. Suhrkamp (st 1156), Frankfurt am Main 1985.
      • mit Harmloses, bitte und Heiliger Sebastian in einem Band mit dem Titel Harmloses, bitte & zwei Romane: Suhrkamp (st 2518), Frankfurt am Main 1996.
  • Das Modell und sein Maler; in: Humbert Fink und Marcel Reich-Ranicki (Hrsg.): Klagenfurter Texte zum Ingeborg-Bachmann-Preis 1984. List Verlag, München 1984, S. 13–24.
  • Sonnenaufgänge, Sonnenuntergänge. Erzählungen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984.
  • Mal laut und falsch singen. Eremiten-Presse (Broschur 140), Düsseldorf 1986.
    • Neuausgabe in der Insel-Bücherei: Insel (IB 1123), Frankfurt am Main 1992.
  • Valerie oder Das unerzogene Auge. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986.
  • Engste Heimat. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1995; als Taschenbuch: st 3323.
  • So war es. So war es nicht. Ein Text im Dialog. In: Themenheft "drehpunkt", 108, Nov. 2000.
  • Kuckuckskind oder Was ich ihr unbedingt noch sagen wollte. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998.
  • Heute. Ein Tagebuch. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001.
  • Onkel Hans. In: Verena Auffermann: Beste deutsche Erzähler 2002. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart/München 2002, S. 105–110.
  • Von Hinrichtungen & Heiligen. Texte, Bilder, CD. Rommerskirchen (Signatur 35), Remagen/Rolandseck 2001.
  • Szenenwechsel. Tagebuchblätter. (Mit Hans Saner). Edizioni Periferia, Poschiavo/Luzern 2005, ISBN 978-3-907474-17-4.
  • Maria Aegyptica / Santa Lucia / Sankt Veit / Heilige Ursula. In: Simon Beer: Sacra Conversazione. Schwabe, Basel 1999.
  • Schauen / Schreiben. Wie kommt das Bild zur Sprache? In: NZZ, 9./10. März 1996, S. 49–50. Die Drei Vorlesungen und ein Konversatorium sind auch dokumentiert in: "Wespennest" Nr. 106 vom 10. März 1997.
  • Vor den flatternden Vorhängen. In: Das gespiegelte Ich. Deutschschweizer Schriftstellerinnen und Schriftsteller unserer Zeit in Wort und Bild. Benziger, Einsiedeln 1990, S. 118–121.
  • «Das Leben ist seltsam, vielseitig und lustig». Für Libuše Moníková. In: Delf Schmidt und Michael Schwidtal (Hrsg.): Prag – Berlin: Libuše Moníková. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1999 (= Rowohlt Literaturmagazin 44), S. 54-60. ISBN 3-498-03907-5
  • Fremd genug. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-458-19329-6. (= Inselbücherei 1329.)

Hör-, Sprach- und Klangspiele

  • Badekur. Radio DRS (1970). Neuproduktionen: Süddeutscher Rundfunk (1971) und ORF (1972). Das 1970 mit dem Prix Suisse ausgezeichnete Hörspiel liegt als DRS-Hörbuch vor: Christoph Merian Verlag, Basel 2010, ISBN 978-3-85616-433-1.
  • Kaninchen. Süddeutscher Rundfunk (1971)
  • Catch as Katz can. Radio DRS, 1972.
  • Februar oder das ganze Volk fährt Ski. Radio DRS, 1972.
  • Gang in es Inschtitut. Radio DRS, 1972.
  • ART 4/73 oder Soviel Kunst kann es gar nicht geben. Radio DRS, 1975.
  • Steine oder Die Zertrümmerung von dem Kind Karl und anderen Personen. Süddeutscher Rundfunk/Norddeutscher Rundfunk, 1976.

Literatur

  • Iso Camartin: Die andere Heimat. Das Geflecht der Erinnerung in Erica Pedrettis Prosa. In: NZZ vom 16. November 1999.
  • Ingeborg Fiala-Fürst (Hrsg.): Lexikon deutschmährischer Autoren. Loseblattsammlung, bislang zwei Lieferungen. Univerzita Palackého, Olomouc 2002, 2006, ISBN 80-2440477-X, ISBN 80-244-1280-2(?!)..
  • Valentina Glajar: Narrating History and Subjectivity: „Vergangenheitsbewältigung“ in Erica Pedretti's „Engste Heimat“ (1995). In: Dies.: The German Legacy in East Central Europe. As Recorded in Recent German Language Literature. Camden House, Rochester NY 2004, S. 72–114.
  • Edith Kronawitter-Rintelen: Schreiben, um sich zu verteidigen. In: Süddeutsche Zeitung, 2./3. Februar 1985.
  • Norbert Langer: „Phantomschmerzen“ - Zum literarischen Werk Erica Pedrettis. In: Sudetenland 1985, Heft 1, Seite 13–20.
  • Norbert Langer: Wo ist meine Heimat? Oder wo meine Heimat ist. Essay zu Erica Pedrettis Roman „Engste Heimat“. In: Sudetenland 1996, Heft 4, S. 410–412.
  • Meike Penkwitt: Erinnern zwischen Performanz und Referenz. Die Erinnerungstexte der Autorin Erica Pedretti. In: Erinnern und Geschlecht, Band II. Josef Fritz Verlag, Freiburg 2007, S. 237–263.
  • Meike Penkwitt: Erica Pedretti. Kontrapunktik, Räumlichkeit und Materialität der Sprache als Prinzipien der Textorganisation. Epistemata Literaturwissenschaft Nummer 746. Königshausen & Neumann, Würzburg 2012, ISBN 978-3-8260-4755-8.
  • Meike Penkwitt (Hrsg.): Die Erinnerungstexte der Autorin Erica Pedretti. Königshausen & Neumann, Würzburg 2012, ISBN 978-3-8260-5025-1. (Der Sammelband vereint die Erträge der gleichnamigen Tagung von Pedretti-Expertinnen aus acht Ländern. Den Abschluss bilden ein ausführliches Werkregister und eine umfassende Bibiografie der Sekundärliteratur.)
  • Elsbeth Pulver: Das allervornehmste Werkstück Gottes. „Engste Heimat“, das Opus magnum von Erica Pedretti. In: Schweizer Monatshefte. 75. Jahrgang, Heft 6, S. 33–36.
  • Elsbeth Pulver: Hommage á Erica Pedretti. In: Dies.: Tagebuch mit Büchern. Essays zur Gegenwartsliteratur. Theologischer Verlag, Zürich 2005, S. 170–176.
  • Lorena Silos Ribas: ‚Altes neu zu betrachten‘: Kunst und Erinnerung in Erica Pedrettis ‚Engste Heimat‘. In: brücken, Germanistisches Jahrbuch Tschechien-Slowakei/DAAD, Neue Folge 18/1–2 (2010), Nakladatelství Lidové Noviny, Prag 2010, ISBN 978-80-7422-079-1, S. 281-291.
  • Theo Rommerskirchen: Erica Pedretti. In: viva signatur si! Remagen-Rolandseck 2005, ISBN 3-926943-85-8.
  • Guro Sandnes: Schreiben zwischen zwei Welten. Zu Erica Pedrettis ‚Harmloses, bitte‘ & ‚Engste Heimat‘. Institut für Fremdsprachen, Universität Bergen 2009, digital (PDF)
  • Irena Šebestová: Die Fremde in der Fremde. Zur künstlerischen Identität im Schaffen von Erica Pedretti. Peter Lang, Frankfurt am Main 2008.
  • Gülperi Sert: Formen des Selbstbewußtseins der Frau in den Romanen von Erica Pedretti, Barbara Frischmuth und Adalet Agaoglu. Phil. Diss. (Masch.) Ege Universität 1991[26].
  • Jürgen Serke: Erica Pedretti. In: Ders.: Frauen schreiben. S. Fischer, Frankfurt am Main 1982, S. 265–282.
  • Lucy Topol'ská: Erica Pedretti und ihr Roman vom Erinnern und Vergessen. In: Topol'ská /Václavek: Beiträge zur deutschsprachigen Literatur in Tschechien. Olomouc 2000, S. 207–210.
  • Beatrice von Matt: Von tödlichen und von lebendigen Sprachen. Zum 70. Geburtstag von Erica Pedretti. In: NZZ vom 2. Februar 2000.
  • Beatrice von Matt: Frauen schreiben die Schweiz. Verlag Huber Frauenfeld/Stuttgart/Wien 1998. Pedretti u.a. S. 157–174.
  • Gerda Zeltner: Erica Pedretti. In: Dies.: Das Ich ohne Gewähr. Gegenwartsautoren aus der Schweiz. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1980, S. 101–123.
zu „Valerie oder Das unerzogene Auge“
  • Corina Caduff: Die Kunstpaare ‚Maler-Modell‘ und ‚Komponist-Sängerin‘ in literarischen Texten der Romantik und der Gegenwart. In: E.T.A. Hoffmann-Jahrbuch, Band 9. Erich-Schmidt-Verlag, Berlin 2001, S. 125–148; Remythisierung des weiblichen Kunstopfers (Pedretti), S. 143–146.
  • Gisela Ecker: Der andere Blick. Erica Pedrettis Roman „Valerie oder das unerzogene Auge“. In: Sigrid Weigel (Hrsg.): Leib- und Bildraum. Lektüren nach Benjamin. Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 1992, S. 77–99.
  • Gunhild Kübler: Erica – Pedretti: Das unerzogene Auge. In: Verena Auffermann, Gunhild Kübler, Ursula März, Elke Schmitter (Hrsg.): Leidenschaften. 99 Autorinnen der Weltliteratur. C. Bertelsmann, München 2009, ISBN 978-3-570-01048-8. S. 431– 437.
  • Dominik Müller: Erica Pedretti – Ferdinand Hodler. In: Konstanze Fliedl (Hrsg.): Kunst im Text. Stroemfled/nexus 72, Frankfurt und Basel 2005, S. 181–199
  • Anne-Kathrin Reulecke: Bild und Tod. Erica Pedrettis ‚Valerie oder Das unerzogene Auge‘ . In: Dies: Geschriebene Bilder. Zum Kunst und Mediendiskurs in der Gegenwartsliteratur. Wilhelm Fink Verlag, München 2002, S. 343–384.
  • Patricia Anne Simpson: Erica Pedrettis ‚Valerie oder Das unerzogene Auge‘ . In: Monatshefte für deutschen Unterricht, deutsche Sprache und Literatur 85 (1993), Heft 1, S. 55–70.
  • Peter Utz: Rosen für Valerie. In: Schweizer Monatshefte, 36 (1986), S. 443–446.
  • Waltraud 'Wara' Wende: Künstlerbilder – oder: Über den Umgang mit dem Tod bei Ferdinand Hodler und Erica Pedretti. In: Duitse Kroniek. Amsterdam 2003, S. 80–103.

Einzelnachweise

  1. Archiv Erica Pedretti
  2. Ehrenbürger von Šternberk [1]
  3. Der tschechische Titel greift ein Zitat aus Der Ackermann aus Böhmen von Johannes von Tepl auf; in den slawischen Sprachen ist der Tod weiblich
  4. Meike Penkwitt: Diese Autorin ist in Deutschland viel zu unbekannt. Interview in: Badische Zeitung vom 28. Oktober 2010
  5. http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=14327&view=print
  6. Der Begriff „Erinnerungstexte“ wird von Meike Penkwitt, a.a.O., S. 242, vorgeschlagen. Es handelt sich dabei um Harmloses bitte (1970), Heiliger Sebastian (1973), Veränderung (1973), Engste Heimat (1995) und Kuckuckskind oder Was ich ihr unbedingt noch sagen wollte (1998), fremd genug (2010)
  7. Erica Pedretti in einem Dossier von Schweiz global 2001/4 zu Flüchtlingskonvention und Aussenpolitik.
  8. siehe weblink Gespräch mit Erica Pedretti von Patricia Zurcher.
  9. Langer, Phantomschmerzen, a.a.O. S. 15 ; vergleiche auch weblink Heimat als zerbrochenes Puzzle, a.a.O.
  10. Camartin, Die andere Heimat
  11. Zu Biografie, Werk und tschechischer Sekundärliteratur des Malers und Antifaschisten Kurt Gröger, der das Vorbild für die Malerfigur ist, vergleiche vor allem Šebestová, a.a.O.
  12. Zurcher, a.a.O.
  13. Pedretti, Engste Heimat, S. 153
  14. Elsbeth Pulver. In Schweizer Monatshefte, 75. Jahr, Heft 6, S. 36.
  15. Meike Penkwitt, a.a.O., S. 255.
  16. Carmartin: Die andere Heimat.
  17. Ecker, a.a.O, S. 78
  18. Vergleiche: Jura Brüschweiler: Ferdinand Hodler. Ein Maler vor Liebe und Tod.Ferdinand Hodler und Valentine Godé-Darel, ein Werkzyklus 1908 - 1915; Ausstellungskatalog Zürich, St. Gallen, München und Bern, 1976/1977
  19. Šebestová, a.a.O. S.101; die Publikation enthält insgesamt reichhaltiges biografisches und bibliografisches Material
  20. Vergleiche dazu das Datenblatt des Schweizerischen Instituts für Kunstwissenschaft|SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz: Erica Pedretti [2]
  21. Max Freivogel: Ausstellung Erica Pedretti. Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen 1981, S. 2.
  22. Marion Mangelsdorf und Antonia Ingelfinger: Traumbilder von luftiger Schwere – zum plastischen und malerischen Werk Erica Pedrettis. In: Meike Penkwitt (Hrsg.): Die Erinnerungstexte der Autorin Erica Pedretti, a.a.O., S. 262–278, hier S. 267
  23. Erica Pedretti: Flüchtlinge. In: Flüchtlingspolitik am Wendepunkt. Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten, Schweiz global 4/2001, Bern 2001, S. 14–15.
  24. Vergleiche dazu Marion Mangelsdorf und Antonia Ingelfinger: Traumbilder von luftiger Schwere – zum plastischen und malerischen Werk Erica Pedrettis, a.a.O., S. 270–271.
  25. Rainer Weiß, Nachwort zu Erica Pedrettis Tagebuch Heute, a.a.O., S. 83
  26. www.uebersetzercolloquium.de