Fußball-Europameisterschaft 2016/Schweiz

Dieser Artikel behandelt die Schweizer Fussballnationalmannschaft bei der Europameisterschaft 2016 in Frankreich. Für die Schweiz war es die vierte Teilnahme an einer EM-Endrunde.

Qualifikation

Xherdan Shaqiri, bester Torschütze der Schweizer in der Qualifikation

Die Schweiz absolvierte die Qualifikation zur Europameisterschaft in der Gruppe E. Nach der WM 2014, bei der die Schweiz im Achtelfinal ausgeschieden war und die Amtszeit von Ottmar Hitzfeld als Nationaltrainer geendet hatte, traf sie im ersten Qualifikationsspiel unter dem neuen Nationaltrainer Vladimir Petković auf England und verlor mit 0:2. Die Engländer gewannen als einzige Mannschaft alle Spiele und wurden Gruppensieger. Die Schweizer verloren auch das zweite Spiel, sicherten sich dann aber mit sieben Siegen und nur noch einer Niederlage in England den zweiten Platz und damit die direkte Qualifikation für die EM-Endrunde. Die Slowenen scheiterten als Gruppendritte in den Play-offs an der Ukraine.

Insgesamt setzte Petković 32 Spieler ein, aber keinen in allen 10 Spielen. Nur einmal fehlten Josip Drmic und Xherdan Shaqiri, der mit vier Toren bester Torschütze der Schweizer war. Insgesamt konnten sich 14 Spieler in die Torschützenliste eintragen. Zudem profitierten die Schweizer von zwei Eigentoren. Im ersten Spiel gegen San Marino kam mit Silvan Widmer ein Neuling, im folgenden Spiel gegen Litauen kamen mit François Moubandje und Marco Schönbächler zwei weitere Neulinge und im zweiten Spiel gegen San Marino mit Luca Zuffi und Renato Steffen nochmals zwei Neulinge zu ihren ersten Länderspieleinsätzen.[1][2][3]

Spiele

Alle Resultate aus Schweizer Sicht

DatumSpielortGegnerErgebnisTorschützen
08.09.2014St. Jakob-Park, Basel

England England

0:2 (0:1)0:1, 0:2 Danny Welbeck (58., 90.+4′)
09.10.2014Ljudski vrt, Maribor (SVN)

Slowenien Slowenien

0:1 (0:0)0:1 Milivoje Novakovič (79./Elfmeter)
14.10.2014Stadio Olimpico, Serravalle

(SMR)

San Marino San Marino

4:0 (3:0)1:0, 2:0 Haris Seferović (10., 23.), 3:0 Blerim Džemaili (30.), 4:0 Xherdan Shaqiri (79.)
15.11.2014AFG Arena, St. Gallen

Litauen Litauen

4:0 (0:0)1:0 Giedrius Arlauskis (66./Eigentor), 2:0 Fabian Schär (68.), 3:0, 4:0 Xherdan Shaqiri (80., 90.)
27.03.2015Swissporarena, Luzern

Estland Estland

3:0 (2:0)1:0 Fabian Schär (17.), 2:0 Granit Xhaka (27.), 3:0 Haris Seferović (80.)
14.06.2015LFF-Stadion, Vilnius

(LTU)

Litauen Litauen

2:1 (0:0)0:1 Fiodor Černych (64.), 1:1 Josip Drmić (69.), 2:1 Xherdan Shaqiri (84.)
05.09.2015St. Jakob-Park, Basel

Slowenien Slowenien

3:2 (0:1)0:1 Milivoje Novakovič (45.), 0:2 Boštjan Cesar (48.), 1:2 Josip Drmić (80.), 2:2 Valentin Stocker (84.), 3:2 Josip Drmić (90.+4′)
08.09.2015Wembley-Stadion, London

(ENG)

England England

0:2 (0:0)0:1 Harry Kane (67.), 0:2 Wayne Rooney (84./Elfmeter)
09.10.2015AFG Arena, St. Gallen

San Marino San Marino

7:0 (1:0)1:0 Michael Lang (17.), 2:0 Gökhan Inler (55./Elfmeter), 3:0 Admir Mehmedi (65.), 4:0 Johan Djourou (72./Elfmeter), 5:0 Pajtim Kasami (75.), 6:0 Breel Embolo (80./Elfmeter), 7:0 Eren Derdiyok (89.)
12.10.2015A. Le Coq Arena, Tallinn

(EST)

Estland Estland

1:0 (0:0)1:0 Ragnar Klavan (90.+4′/Eigentor)

Tabelle

Pl.LandSp.SUNToreDiff.Punkte
 1.England England 10 10 0 0031:300+2830
 2.Schweiz Schweiz 10 7 0 3024:800+1621
 3.Slowenien Slowenien 10 5 1 4018:110 +716
 4.Estland Estland 10 3 1 6004:900 −510
 5.Litauen Litauen 10 3 1 6007:180−1110
 6.San Marino San Marino 10 0 1 9001:360−3501

Vorbereitung

Nach dem Ende der Qualifikation bestritten die Schweizer zwei Freundschaftsspiele am 13. und 17. November, von denen das erste gegen EM-Teilnehmer Slowakei mit 2:3 verloren und das zweite gegen Österreich, einen weiteren EM-Teilnehmer, mit 2:1 gewonnen wurde. Am 25. März 2016 wurde gegen EM-Teilnehmer Irland in Dublin mit 1:2 verloren, wobei mit Shani Tarashaj ein Neuling eingewechselt wurde. Am 29. März war in Zürich Bosnien-Herzegowina, das die EM-Endrunde in den Play-offs gegen Irland verpasste, der nächste Gegner (0:2-Niederlage). Die unmittelbare EM-Vorbereitung fand im Tessin statt, wo die Mannschaft vom 22. Mai bis 3. Juni das «Hotel Villa Sassa» in Lugano bezog und ab dem 23. Mai im Stadio di Cornaredo trainierte. Am 28. Mai wurde ein Testspiel in Genf gegen Belgien, die in der FIFA-Weltrangliste am besten platzierte europäische Mannschaft, mit 1:2 verloren und am 3. Juni in Lugano ein weiteres gegen Moldawien mit 2:1 gewonnen. Am 6. Juni folgte die Reise nach Montpellier, wo die Schweiz im «Vichy Spa Hotel» ihr Quartier bezog. Trainingsplatz war das Stade de la Mosson.[4]

Kader

Ein vorläufiges Kader mit 28 Spielern wurde am 18. Mai 2016 benannt, wobei Nationaltrainer Vladimir Petković auf Gökhan Inler wegen fehlender Spielpraxis verzichtete.[5] Es wurden Spieler von 19 Vereinen nominiert, die meisten (3) von Borussia Mönchengladbach. Das grösste Kontingent spielte in der deutschen Fussball-Bundesliga (11 Spieler).

Nachdem sich Renato Steffen am 22. Mai 2016 in einem Ligaspiel verletzt hatte und für die EM ausfiel, wurde das Kader am 30. Mai 2016 auf 23 Spieler reduziert.[6][7]

Nr.NameVereinGeburts-
datum
NM-Sp.[K 1]NM-Tore[K 1]DebütAnzahl der SpieleTorGelbe KarteGelb-Rote KarteRote Karte
Torhüter
21Roman BürkiDeutschland Borussia Dortmund14. Nov. 1990502014
12Marwin HitzDeutschland FC Augsburg18. Sep. 1987202015
01Yann SommerDeutschland Borussia Mönchengladbach17. Dez. 198819020124
Abwehr
05Steve von BergenSchweiz BSC Young Boys10. Juni 19835002006
20Johan DjourouDeutschland Hamburger SV18. Jan. 1987612200641
04Nico ElvediDeutschland Borussia Mönchengladbach30. Sep. 1996102016
06Michael LangSchweiz FC Basel8. Feb. 199117220132
02Stephan Lichtsteiner (C)ein weißes C in blauem KreisItalien Juventus Turin16. Jan. 198481520064
03François MoubandjeFrankreich FC Toulouse21. Juni 19901102014
13Ricardo RodríguezDeutschland VfL Wolfsburg25. Aug. 199238020114
22Fabian SchärDeutschland TSG 1899 Hoffenheim20. Dez. 19912052013312
Mittelfeld
11Valon BehramiEngland FC Watford19. Apr. 1985672200541
15Blerim DžemailiItalien CFC Genua12. Apr. 198649620064
16Gelson FernandesFrankreich Stade Rennes2. Sep. 198656220073
08Fabian FreiDeutschland 1. FSV Mainz 058. Jan. 19899120111
23Xherdan ShaqiriEngland Stoke City10. Okt. 19915417201041
17Shani TarashajSchweiz Grasshoppers Zürich7. Feb. 19954020161
10Granit XhakaDeutschland Borussia Mönchengladbach27. Sep. 1992446201141
14Denis ZakariaSchweiz BSC Young Boys20. Nov. 1996202016
Angriff
19Eren DerdiyokTurkei Kasımpaşa Istanbul12. Juni 1988521020081
07Breel EmboloSchweiz FC Basel14. Feb. 199711120154
18Admir MehmediDeutschland Bayer 04 Leverkusen16. März 1991434201141
09Haris SeferovićDeutschland Eintracht Frankfurt22. Feb. 199231720134

Trainer: Vladimir Petković

Spieler, die nur im vorläufigen Kader standen

Nachdem Renato Steffen verletzt ausgefallen war, wurden am 30. Mai 2016 noch vier weitere Spieler gestrichen.

PositionNameVereinGeburts-
Datum
Länderspiel-
einsätze[K 1]
Länderspiel-
tore[K 1]
DebütLetzter
Einsatz
EM-Spiele
TorhüterYvon MvogoSchweiz BSC Young Boys6. Juni 199400
AbwehrPhilippe SenderosSchweiz Grasshoppers Zürich14. Feb. 1985575200528. Mai 20163 (2008)
AbwehrSilvan WidmerItalien Udinese Calcio5. März 199370201428. Mai 2016
MittelfeldRenato SteffenSchweiz FC Basel3. Nov. 199140201529. März 2016
MittelfeldLuca ZuffiSchweiz FC Basel27. März 199040201529. März 2016

Anmerkungen:

  1. a b c d Stand: 25. Juni 2016.

Endrunde

Fußball-Europameisterschaft 2016/Schweiz (Frankreich)
Fußball-Europameisterschaft 2016/Schweiz (Frankreich)
Spielorte (grün = gewonnen, gelb = remis), Quartier (blau), Vorbereitungs-Trainingslager (pink)

Bei der Auslosung der sechs Endrundengruppen am 12. Dezember 2015 war die Schweiz in Topf 2 gesetzt. Sie wurde der Gruppe A mit Gastgeber Frankreich, Rumänien und Albanien zugelost. Gegen Albanien gab es zuvor in sechs Spielen fünf Siege und ein Remis – alle in Pflichtspielen (Qualifikationen zu den Weltmeisterschaften 1966 und 2014 sowie der EM 2004). Beim 1:0-Sieg gegen Albanien kam es zum ersten Bruderduell bei einer EM-Endrunde zwischen dem für Albanien spielenden Taulant Xhaka und seinem für die Schweiz spielenden Bruder Granit.[8] Gegen Frankreich war die Bilanz dagegen in 37 Spielen vor der EM negativ: 12 Siegen standen neun Remis und 16 Niederlagen gegenüber, zuletzt mit 2:5 bei der WM 2014 in der Gruppenphase. Die Bilanz konnte auch im letzten Gruppenspiel, das torlos endete, nicht verbessert werden. Gegen Rumänien hätte die Bilanz bei der EM nicht ausgeglichen werden können: In 12 Spielen gab es zuvor vier Siege, drei Remis und fünf Niederlagen, nun kam aber nur ein weiteres Remis hinzu.

Mit dem Auftaktsieg gegen Albanien und den beiden anschliessenden Remis wurden die Schweizer Gruppenzweite und überstanden damit erstmals die Gruppenphase einer EM-Endrunde. Im Achtelfinal trafen sie auf Polen, den Zweiten der Gruppe C. Bisher gab es in zehn Spielen zwischen beiden nur einen Schweizer Sieg im Mai 1976, fünf Spiele endeten remis, und vier wurden verloren.[9] Die letzte Begegnung zwischen beiden im November 2014 endete 2:2 und, obwohl ein Freundschaftsspiel, mit sechs Gelben und einer Gelb-Roten Karte.[10] Die Schweizer gerieten in der 39. Minute durch das zweite Turniertor von Jakub Błaszczykowski in Rückstand. In der zweiten Halbzeit dominierten sie weitgehend das Spiel und hatten mehrere Torchancen. Aber erst in der 82. Minute konnte Xherdan Shaqiri mit einer Mischung aus Seitfall- und Fallrückzieher den Ausgleich erzielen. Danach waren die Spielanteile wieder etwas verteilter, aber beiden Mannschaften gelang es weder in der restlichen regulären Spielzeit noch der Verlängerung, ein Tor zu erzielen. Im darauf folgenden Penaltyschiessen verschoss lediglich Granit Xhaka, der weit am Tor vorbeischoss. Alle anderen Schweizer und Polen verwandelten sicher und liessen den beiden Torhütern keine Chance. So schieden die Schweizer nach der WM 2006 zum zweiten Mal im Achtelfinal durch Penaltyschiessen und wie damals ungeschlagen aus.

Durch die EM-Spiele konnte die Schweiz in der FIFA-Weltrangliste zwar Punkte hinzugewinnen, verlor aber drei Plätze, da andere Mannschaften mehr Punkte hinzugewannen. Das Tor von Shaqiri gegen Polen wurde anschliessend in Deutschland zum Tor des Monats Juni gewählt und erhielt dabei mehr als 50 % der Stimmen.[11]

Gruppenphase

Pl.LandSp.SUNToreDiff.Punkte
 1.Frankreich Frankreich 3 2 1 0004:100 +307
 2.Schweiz Schweiz 3 1 2 0002:100 +105
 3.Albanien Albanien 3 1 0 2001:300 −203
 4.Rumänien Rumänien 3 0 1 2002:400 −201
Sa., 11. Juni 2016 um 15:00 Uhr in Lens
AlbanienSchweiz0:1 (0:1)
Mi., 15. Juni 2016 um 18:00 Uhr in Paris
RumänienSchweiz1:1 (1:0)
So., 19. Juni 2016 um 21:00 Uhr in Villeneuve-d’Ascq (Lille)
SchweizFrankreich0:0

Achtelfinal

Sa., 25. Juni 2016 um 15:00 Uhr in Saint-Étienne
SchweizPolen1:1 n. V. (1:1, 0:1), 4:5 i. P.

Einzelnachweise

  1. San Marino – Switzerland 0:4. In: eu-football.info. 14. Oktober 2014.
  2. Switzerland – Lithuania 4:0. In: eu-football.info. 15. November 2014.
  3. Switzerland – San Marino 7:0. In: eu-football.info. 9. Oktober 2015.
  4. Fragen und Antworten zur Schweizer EM-Teilnahme (Memento vom 6. Februar 2016 im Internet Archive). Schweizerischer Fussballverband, 2016.
  5. 28 Spieler im ersten EM-Kader: Petkovic plant ohne Inler, Kasami und Klose – Lichtsteiner neuer Captain. In: Watson. 18. Mai 2016.
  6. Ganz bitter! Renato Steffen verpasst die EM verletzungsbedingt. In: Solothurner Zeitung. 23. Mai 2016.
  7. Das 23-Spieler-Kader von Petkovic steht (Memento vom 30. Mai 2016 im Internet Archive). Schweizerischer Fussballverband, 30. Mai 2016 (Medienmitteilung).
  8. Granit Xhaka spielt gegen seinen Bruder (Memento vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive). FIFA, 12. Dezember 2015.
  9. Bilanz Schweiz – Polen. In: eu-football.info.
  10. Poland – Switzerland 2:2. In: eu-football.info. 18. November 2014.
  11. Tor des Monats Juni 2016. Shaqiris Fallrückzieher ins rechte Toreck. In: Sportschau. 17. Juli 2016.