Evangelische Hochschule Freiburg

Evangelische Hochschule Freiburg
Gründung 1918
Trägerschaft Evangelische Landeskirche in Baden
Ort Freiburg im Breisgau
Bundesland Baden-Württemberg Baden-Württemberg
Land Deutschland Deutschland
Rektorin Renate Kirchhoff[1]
Studierende 870 (WS 2019/20)[2]
Mitarbeiter 31 (WS 2019/20)[2]
davon Professoren 31 (WS 2019/20)[2]
Website www.eh-freiburg.de

Die Evangelische Hochschule Freiburg (EH Freiburg) ist eine staatlich anerkannte Hochschule in kirchlicher Trägerschaft mit Sitz in Freiburg-Weingarten. Sie ist Gründungsmitglied im 2022 errichteten Promotionsverband der Hochschulen für angewandte Wissenschaften Baden-Württemberg.[3] Träger der Hochschule ist die Evangelische Landeskirche Baden. Seit dem 1. Januar 2015 ist Renate Kirchhoff die neue Rektorin der Hochschule.

Das Kernstudienangebot der EH Freiburg bilden die Bachelor- und Masterstudiengänge Soziale Arbeit, Religionspädagogik/Gemeindediakonie sowie Kindheitspädagogik. Neu ist seit 2022 der konsekutive Masterstudiengang Friedenspädagogik / Peace Education, maßgeblich entwickelt durch das Friedensinstitut Freiburg der Evangelischen Hochschule. Zudem bietet sie weiterbildende Masterstudiengänge zu Sozialmanagement sowie zu Supervision und Coaching an.

Mitte August 2022 hat die Hochschule – nach zweijähriger Sanierung – das nach modernsten technischen und pädagogischen Standards generalsanierte Hauptgebäude wiedereröffnet. Auf dem Campus in Freiburg-Weingarten wurde im Frühjahr 2023 ein neues Studierendenwohnheim des Studierendenwerks Freiburg eröffnet.[4]

Geschichte

Evangelische Hochschule Freiburg

Durch die Frauenbewegung, die das Ziel einer geschlechtsgemäßen beruflichen Ausbildung im wohlfahrtspflegerischen Bereich verfolgte, entstanden in Deutschland zwischen der Jahrhundertwende und dem Anfang der 1920er-Jahre Soziale Frauenschulen. Weitere Motivation zu deren Entstehung lieferte die Not des Ersten Weltkriegs, von der besonders Frauen betroffen waren, die durch qualifizierte weibliche Kräfte unterstützt werden sollten.[5]

In Freiburg trieb Marie Luise Marschall von Bieberstein, die Witwe des Politikers Adolf Marschall von Bieberstein, als Gründerin des „Evangelischen Frauenverbands für Innere Mission in Baden“ die Einrichtung einer solchen Bildungseinrichtung voran. Am 16. Juli 1918 fand die erste konstituierende Sitzung des Arbeitsausschusses (heutiges Kuratorium) statt. Am 1. Oktober 1918 wurde der Lehrbetrieb unter dem Namen Evangelische Frauenberufsschule für kirchliche und soziale Arbeit mit zwölf Schülerinnen aufgenommen.[6] Ein Jahr später entstand mit der Sozialpolitischen Frauenschule Freiburgs ebenfalls eine der beiden Vorgängerschulen, aus denen später die Katholische Hochschule Freiburg hervorgehen sollte.[5]

Die Evangelische Frauenberufsschule für kirchliche und soziale Arbeit wurde indes 1921 staatlich anerkannt und änderte ihren Namen in „Evangelisch-Soziale Frauenschule“. Nach Rektorin Lina Mayer-Kulenkampff führte Julie Schenck (* 1895) ab 1923 die Schule. Diese zog 1926 in die Goethestraße 2, die bald um ein Internat erweitert wurde. 1943 übernahm die Evangelische Landeskirche in Baden die Trägerschaft. 1945 wurde der Lehrbetrieb kurzfristig nach Konstanz evakuiert und setzte den Unterricht später in der Goethestraße fort.[6]

Schenck führte die Schule bis zu ihrem Tod im Juni 1955 nach schwerer Krankheit. Im selben Jahr gab es eine erneute Namensänderung in „Evangelisches Seminar für Wohlfahrtspflege und Gemeindedienst“. Ab 1956 wurden auch Männer zugelassen. 1957 wurde ein Neubau an der Ecke Goethe-/Kronenstraße bezogen. Von 1968 bis 1971 trug die Institution den Namen „Höhere Fachschule der Evangelischen Landeskirche in Baden“. Im Zuge einer Änderung des Hochschulrahmengesetzes 1971 wurde daraus die Evangelische Fachhochschule für Sozialwesen, Religionspädagogik und Gemeindediakonie. 1975 wurde im Westen von Freiburg in unmittelbarer Nähe des sozialen Brennpunkt-Stadtteils Weingarten ein Neubau des Architekten Fritz Eberhard bezogen. Die alten Räumlichkeiten wurden aufgegeben.[6]

Erweiterungsbau der Hochschule

Da das für 500 Studierende konzipierte Gebäude, gebaut und bezogen in den 1970er Jahren, zu klein geworden war, wurde die Hochschule von der Evangelischen Landeskirche durch ein neues Gebäude erweitert. Die Grundsteinlegung fand am 8. Mai 2013 statt.[7] Gebaut wurde nach einem Entwurf des Architekturbüros Lamott & Lamott aus Stuttgart.[8] Die Baukosten des im Oktober 2014 eröffneten Neubaus von 7,4 Millionen Euro wurden vollständig von der Evangelischen Landeskirche in Baden getragen. Durch die Erweiterung bietet die Evangelische Hochschule Platz für etwa 1.000 Studenten, für die Forschungsinstitute und vor allem auch für große Fachtagungen.[9]

Der Deutsche Wissenschaftsrat beschloss 2014 die Reakkreditierung für den Maximalzeitraum von zehn Jahren. Besonders positiv würdigte der Wissenschaftsrat das „überzeugende Studienangebot und die starke Forschungsorientierung der Hochschule“.[10]

Rektorat

Mit dem Amt des Rektors bzw. der Rektorin wurden betraut:[11]

Studiengänge

Eingangsbereich der EH Freiburg (mit Schriftzug vor der Einführung des Corporate Designs im Rahmen des stringenten Hochschulmarketings)

Zum Wintersemester 2005/2006 wurden sämtliche Studiengänge im Zuge des Bologna-Prozesses auf Bachelor- und Masterstudiengänge umgestellt. Im Juli 2005 hat der Ministerrat des Landes Baden-Württemberg die staatliche Anerkennung für die beantragten Studiengänge der EH Freiburg ausgesprochen.

Folgende Bachelorstudiengänge werden angeboten:

  • Soziale Arbeit
  • Religionspädagogik/Gemeindediakonie
  • Pädagogik der Kindheit

Diese Masterstudiengänge gibt es:

  • Soziale Arbeit (konsekutiv, forschungsorientiert)
  • Bildung und Erziehung im Kindesalter (konsekutiv)
  • Religionspädagogik (konsekutiv)
  • Friedenspädagogik / Peace Education (konsekutiv)
  • Sozialmanagement (weiterbildend)
  • Supervision und Coaching (weiterbildend)

Der Studienbeitrag beträgt 280 € pro Semester für Bachelor-Studiengänge und 500 € pro Semester für konsekutive Master-Studiengänge.[12]

Organe

Das Rektorat und der Senat sind die Organe der Hochschule gem. § 12 RVO Verfassung EH Freiburg vom 24. Juli 2013.[13] Das kollegiale Rektorat leitet die Hochschule. Dem Rektorat gehören an: 1. die Rektorin bzw. der Rektor, 2. zwei Prorektorinnen bzw. Prorektoren und die Kanzlerin bzw. der Kanzler. Der Senat entscheidet in Angelegenheiten von Lehre, Studium, Weiterbildung und Forschung, die von grundsätzlicher Bedeutung und nicht zur abschließenden Entscheidung dem Rektorat oder einem seiner Mitglieder, den Fachbereichen oder den Hochschuleinrichtungen übertragen sind.

Ein weiteres Gremium der Hochschule ist das Kuratorium, welchem die Aufsicht über die Hochschule obliegt – übertragen von dem Evangelischen Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche in Baden.

Kirchliche Trägerschaft

Kirchliche Trägerschaft bedeutet, dass die Hochschule in spezifischer Weise den Auftrag der Evangelischen Landeskirche in Baden wahrnimmt, zur sozialen Bildung und Sozialgestaltung beizutragen. Daraus ergibt sich für Lehre, Forschung und Weiterbildung ein besonderer Stellenwert der Reflexion in Anthropologie und Ethik und des interdisziplinären Dialogs im Bereich der Human- und Gesellschaftswissenschaften. Die Theologie und Religionswissenschaft werden darin als gleichberechtigte Partner einbezogen. Die evangelische Trägerschaft verpflichtet zu Weltoffenheit und Toleranz in Forschung, Lehre und Weiterbildung. Nach § 3 (1) des Kirchlichen Gesetzes über Fachhochschule der Evangelischen Landeskirche in Baden vom 23. Oktober 2003 gilt: „Die Fachhochschule ist in Lehre und Forschung frei; sie ist dabei an den kirchlichen Auftrag und das staatliche und kirchliche Recht gebunden.“

Forschungs- und Innovationsverbund

Seit 1985 besteht die Forschungseinrichtung „FIVE – Forschungs- und Innovationsverbund an der Evangelischen Hochschule Freiburg“, an dem unter anderem zu Fragestellungen der Gerontologie, der Geschlechterforschung, der zivilgesellschaftlichen und demografischen Entwicklung sowie der Kinder- und Jugendforschung geforscht wird. Die Institute von FIVE sind:

  • AGP – Institut für angewandte Sozialforschung – Arbeit. Gesellschaft. Partizipation
  • SoFFI F. – Sozialwissenschaftliches Forschungsinstitut zu Geschlechterfragen Freiburg
  • itb – Institut für interdisziplinäre Theologie und Beratungsforschung
  • ZfKJ – Zentrum für Kinder- und Jugendforschung
  • zze – Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung

FIVE ist ein strukturell mit der EH Freiburg verzahnter, eingetragener und gemeinnütziger Verein. Er ist Mitglied im Diakonischen Werk Baden. Im Eigenverlag von FIVE, dem FEL-Verlag, werden Forschungs- und Projektberichte veröffentlicht.

Anbindung

Die Evangelische Hochschule befindet sich an der Haltestelle Bugginger Straße der Straßenbahnlinie 3. Für den Radverkehr führt der FR 5 von Innenstadt über den Stühlinger, Betzenhausen und den Dietenbachpark an der Evangelischen Hochschule vorbei. Die Station Bugginger Straße des Fahrradverleihsystems Frelo befindet sich direkt am Gebäude.

Literatur

  • Hans Ulrich Nübel: Frauen, Fenster, Wege, Aktivitäten. Zum 70jährigen Bestehen der Fachhochschule für Sozialwesen, Religionspädagogik und Gemeindediakonie der Evangelischen Landeskirche in Baden. Freiburg 1988.

Weblinks

Commons: Evangelische Hochschule Freiburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. eh-freiburg.de
  2. a b c Statistische Berichte Baden-Württemberg, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Artikel-Nr. 3234 20001 B III 1 – j/20 (Memento des Originals vom 19. Januar 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.statistik-bw.de
  3. Gemeinsames Amtsblatt Baden-Württemberg (GABl.) Nr. 6 (2022) vom 29. Juni 2022, S. 419 ff.
  4. Simone Lutz: Wie Freiburg-Weingarten vom Problem- zum Vorzeigestadtteil wurde. 25. Mai 2023, abgerufen am 6. Juni 2023.
  5. a b Klaus Burger: Prüfende Strenge statt blinder Weichherzigkeit. Zur Geschichte der Armut und der Sozialeinrichtungen in Freiburg. In: Heiko Hauman, Hans Schadek (Hrsg.): Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau. Band 3, Theis, Freiburg im Breisgau 1992, ISBN 3-8062-0857-3, S. 621.
  6. a b c Geschichte der EH Freiburg (Memento vom 16. Mai 2009 im Internet Archive), auf www.eh-freiburg.de (2008)
  7. Hochschule feiert Grundsteinlegung. Evangelische Hochschule Freiburg, 7. Mai 2013, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Juni 2013; abgerufen am 12. Mai 2013.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eh-freiburg.de
  8. Frank Zimmermann: Evangelische Hochschule wird für sechs Millionen Euro erweitert. Badische Zeitung, 1. April 2012, abgerufen am 2. April 2012.
  9. Evangelische Hochschule weiht Neubau ein. Evangelische Hochschule Freiburg, 13. Oktober 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. April 2015; abgerufen am 26. März 2015.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.eh-freiburg.de
  10. Stellungnahme des Deutschen Wissenschaftsrates zur Reakkreditierung der Evangelischen Hochschule Freiburg (Drs. 4178-14): online
  11. Flyer der EH: bilden. vernetzen. gestalten. November 2018, S. 21–23, abgerufen am 3. November 2019.
  12. Studienbeiträge, abgerufen am 25. Oktober 2019.
  13. Rechtsverordnung über die Verfassung der Evangelischen Hochschule Freiburg. Evangelische Hochschule Freiburg, archiviert vom Original am 4. März 2016; abgerufen am 2. April 2019.

Koordinaten: 47° 59′ 51″ N, 7° 48′ 14″ O