David-François Munier

Undatiertes Foto von Munier aus den Sammlungen der Bibliothek von Genf.

David-François Munier (* 12. Januar 1798 in Genf; † 19. Oktober 1872 in Cologny, heimatberechtigt in Genf) war ein Schweizer protestantischer Pastor, Hochschullehrer und Politiker.

Leben

Familie

David-François Munier (porträtiert um 1825 von seiner Ehefrau)

David-François Munier war der Sohn des Kaufmanns Louis Munier und dessen Ehefrau Jeanne (geb. Mégevand). Seine Schwester Marthe-Adélaïde Munier war mit dem Musikwissenschaftler Antoine-Elisée Cherbuliez[1] verheiratet.

Er heiratete am 3. Juli 1821[2] die Porträtmalerin Amélie Munier-Romilly; von ihren Kindern ist namentlich bekannt:

Seine Enkelkinder waren unter anderem:

  • Amélie Chenevière (* 9. September 1846 in Genf; † 17. April 1889 ebenda), verheiratet mit dem amerikanischen Börsenmakler und Bankier James T. Bates;
  • Alfred Maurice Chenevière (* 5. Januar 1848 in Genf; † 20. November 1926 ebenda) verheiratet mit Marguerite Emma (* 27. Februar 1856 in Genf; † 16. Januar 1927 in Cologny), Tochter des Politikers David-Marc Paccard (1794–1863)[4];
  • Adolphe Chenevière (* 30. Januar 1855 in Genf; † 7. Juli 1917 in Collonge-Bellerive), Schriftsteller.

Zu seinen Urenkeln gehörte:

Werdegang

David-François Munier begann 1815 ein Theologiestudium an der Académie de Genève und beendete dieses 1819 mit seiner Dissertation De evangelio primitivo theses criticae; im gleichen Jahr erfolgte auch seine Ordination.

Von 1819 bis 1822 war er Vikar im französischen Le Havre, bevor er 1822 Gefängnisseelsorger in Genf wurde. Von 1825 bis 1831 war er Pfarrer in Chêne-Bougeries und von 1846 bis 1852 in Genf.[6]

Am 23. Juni 1826 wurde er Honorarprofessor für Exegese des Neuen Testaments an der Académie de Genève, bevor er von 1835 bis zu seinem Tod ordentlicher Professor für Hebräisch und Exegese des Alten Testaments an der Akademie wurde; in dieser Zeit war er von 1832 bis 1872 viermal Rektor.[7]

Geistliches, berufliches und gesellschaftliches Wirken

David-François Munier war ein Verfechter der Genfer Nationalkirche gegen den Separatismus. Er stand dem Gedankengut des Physikers und Politikers Auguste Arthur de la Rive, der die Seele des konservativen Widerstands gegen den Radikalismus war, nahe und lehnte die Revolutionen von 1841 und 1846 ab (siehe auch Geschichte des Kantons Genf).

Von 1831 bis 1838 war er Redakteur der liberalen Zeitung Le Protestant de Genève, die in Opposition zum Genfer Réveil stand; darauf war er in der Zeit von 1838 bis 1866 achtmal Moderator der Compagnie des pasteurs.

Er war einflussreich und trug viel zur Modernisierung der Genfer Akademie bei.

Von 1846 bis 1872 amtierte er als Präsident des Vereins der Protestanten in der Diaspora (Société genevoise en faveur des Protestants Disséminés), den er am 1. August 1843 gegründet hatte, nachdem sich bei ihm zu Hause eine Gruppe von Pastoren und Laien getroffen hatte, um einen Bericht über die schwierige Situation der Protestanten in Südfrankreich zu hören. Der Zweck des Vereins war die Hilfe der Protestanten in Frankreich, dieser wurde jedoch bis heute auf den Rest Europas und Afrikas ausgeweitet.[8]

Er übte von 1854 bis 1872 das Amt des Vizepräsidenten[9] des Genfer Musikkonservatorium aus und stand, als Freund der Künste, Alphonse de Lamartine[10] nahe.

In der Reformierten Kirche Chêne-Bougeries liess er die erste Orgel installieren.

Ehrungen und Auszeichnungen

  • David-François Munier wurde 1865 zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.
  • In Cologny ist die Strasse Chemin David-Munier ihm zu Ehren benannt.[11]

Schriften (Auswahl)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Pascal Bridel, Ansgar Wildermann: Antoine-Elisée Cherbuliez. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 8. April 2020, abgerufen am 12. April 2021.
  2. Family tree of David François Munier. Abgerufen am 12. April 2021 (englisch).
  3. Etienne Burgy, Ekkehard Wolfgang Bornträger: Arthur Chenevière. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 14. Juli 2005, abgerufen am 12. April 2021.
  4. Jean de Senarclens, Andreas Schwab: David-Marc Paccard. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 1. Dezember 2008, abgerufen am 12. April 2021.
  5. Christophe Vuilleumier: Les Chenevière. Une famille genevoise (1582-2021). Éditions Slatkine, Genf 2021, ISBN 978-2-8321-1084-3, S. 142–159, 216–217 (französisch).
  6. André Archinard (Pasteur): Genève ecclésiastique: ou, livre des spectables pasteurs et professeurs qui ont été dans cette église depuis la Réformation jusqu’en nos jours. Chez É. Carey, 1861 (google.com [abgerufen am 12. April 2021]).
  7. Henri Frédéric Amiel: L’enseignement supérieur a Genève depuis la fondation de l’académie le 5 juin 1559 jusqu’a l’inauguration de l’université le 26 octobre 1876. 1878 (google.com [abgerufen am 12. April 2021]).
  8. Histoire. Société genevoise en faveur des Protestants Disséminés, abgerufen am 12. April 2021.
  9. Recueil authentique des lois et actes du Gouvernement de la République et Canton de Genève. Fick, 1855 (google.com [abgerufen am 12. April 2021]).
  10. Daniela Vaj, Ruedi Graf: Alphonse de Lamartine. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 12. Mai 2009, abgerufen am 12. April 2021.
  11. Chemin David-Munier | Noms géographiques du canton de Genève. Abgerufen am 12. April 2021 (französisch).