Amt Stollberg (Erzgebirge)

Das Amt Stollberg (ehemals Herrschaft Stollberg oder "Pflege Stollberg") war eine im Erzgebirgischen Kreis gelegene territoriale Verwaltungseinheit des Kurfürstentums Sachsen.

Bis zum Ende der sächsischen Ämterverfassung im Jahr 1856 bildete es den räumlichen Bezugspunkt für die Einforderung landesherrlicher Abgaben und Frondienste, für Polizei, Rechtsprechung und Heeresfolge.

Geographische Ausdehnung

Das Gebiet des Amt Stollberg bildete den Kern des späteren Landkreises Stollberg. Es lag im unteren Erzgebirge südlich von Chemnitz in den Tälern von Würschnitz und Zwönitz.

Angrenzende Verwaltungseinheiten

Amt Schönburg-Lichtenstein Amt Grünhain (Exklave) Amt Chemnitz
Amt Zwickau (Exklave) Kompassrose, die auf Nachbargemeinden zeigt Amt Wolkenstein
Amt Schönburg-Hartenstein Amt Grünhain

Geschichte

Die ersten Besitzer der „Herrschaft Stollberg“ waren die Burggrafen von Starkenberg. Die „Stal(e)burc“, aus der sich der Name Stollberg ableitete, wurde 1244 das erste Mal urkundlich erwähnt und bildete das Zentrum der Gegend. Einige Orte um Zwönitz kamen bereits vor 1300 an das Kloster Grünhain. Um 1300 gelangte das Gebiet der Herrschaft Stollberg an die Schönburger, welche die Herrschaft bereits 1367 an König Wenzel von Böhmen verkauften. 1423 ging die Herrschaft Stollberg als böhmisches Lehen an die Wettiner über. Von 1447 bis 1473 war die Herrschaft Stollberg im Besitz von Mathäus Schlick, dem jüngeren Bruder, des Kanzlers Kaspar Schlick, als sächsisches Lehen.[1] 1473 kaufte der Bischof von Meißen Dietrich IV. von Schönberg mit seinen Neffen Heinrich und Caspar das Territorium. Seit der Leipziger Teilung 1485 war das Gebiet albertinisch. Das Amt Stollberg wurde 1564 eingerichtet, nachdem die Schönberger die Herrschaft an den sächsischen Kurfürsten verkauft hatten. Amtssitz war das Schloss Stollberg; seit dem 17. Jahrhundert wurde dieses als Gefängnis genutzt; von dem zu diesem Zweck im Hohen Eck errichteten neuen Turm leitete sich ab 1704 der neue Name Schloss Hoheneck ab; das Schloss blieb Gefängnis bis 2001.

1843 kamen zum Amt Stollberg einige Orte aus dem Amt Zwickau und dem Amt Grünhain dazu, welche räumlich vom Kerngebiet ihrer Ämter getrennt waren.

Zugehörige Orte

Hauptort des Amts war der namensgebende Ort Stollberg mit der um 1244 erbauten „Staleburg“, der späteren Burg Hoheneck.

Orte der Herrschaft Stollberg
Ort heutige Ortszugehörigkeit Bemerkungen
Stadt Stollberg/Erzgeb. Stadt Stollberg/Erzgeb. mit Schloss und Ort Hoheneck
Oberdorf Stadt Stollberg/Erzgeb.
Mitteldorf Stadt Stollberg/Erzgeb.
Niederdorf Gemeinde Niederdorf
Erlbach Stadt Lugau
Meinersdorf Gemeinde Burkhardtsdorf
Gornsdorf Gemeinde Gornsdorf
Auerbach (Erzgebirge) Gemeinde Auerbach (Erzgebirge)
Hormersdorf Stadt Zwönitz
Thalheim/Erzgeb. Stadt Thalheim/Erzgeb. Stadt seit 1925
Brünlos Stadt Zwönitz
Dorfchemnitz Stadt Zwönitz
Niederzwönitz Stadt Zwönitz
Niederwürschnitz Gemeinde Niederwürschnitz bis 1843 Exklave des Amts Zwickau
Oberwürschnitz Stadt Oelsnitz/Erzgeb. bis 1843 Exklave des Amts Zwickau
Neuwiese Stadt Oelsnitz/Erzgeb. um 1700 entstanden, bis 1843 Exklave des Amts Zwickau
Lugau Stadt Lugau gehörte ursprünglich zu Grafschaft Hartenstein, bis 1843 Exklave des Amts Zwickau, Stadt seit 1924
Oelsnitz/Erzgeb. (kurfürstlicher Anteil) Stadt Oelsnitz/Erzgeb. bis 1843 Exklave des Amts Zwickau und des Amts Grünhain; Stadt seit 1924
Kirchberg Stadt Lugau bis 1843 Exklave des Amts Grünhain
Ursprung Stadt Lugau bis 1843 Exklave des Amts Grünhain
Seifersdorf Gemeinde Jahnsdorf/Erzgeb. bis 1843 Exklave des Amts Grünhain
Pfaffenhain Gemeinde Jahnsdorf/Erzgeb. bis 1843 Exklave des Amts Grünhain
Gablenz Stadt Stollberg/Erzgeb. 1286 bis 1843 Exklave des Amts Grünhain
Günsdorf (Gu(e)nselsdorf) Stadt Zwönitz 1286 bis 1843 Exklave des Amts Grünhain
Abtei Oberlungwitz Stadt Oberlungwitz bis 1843 Exklave des Amts Grünhain
Bergstadt Zwönitz Stadt Zwönitz nach 1286 zum Amt Grünhain
Kühnhaide Stadt Zwönitz nach 1286 zum Amt Grünhain

Literatur

Einzelnachweise

  1. Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich: Göttingen Academy of Sciences and Humanities (AdW). Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Oktober 2020; abgerufen am 2. Oktober 2020.