Sportwagen-Weltmeisterschaft 1982

Werks-Lancia LC1 beim 6-Stunden-Rennen von Silverstone; am Steuer Riccardo Patrese
Werks-Porsche 956

Die Sportwagen-Weltmeisterschaft 1982 war die 30. Saison dieser Meisterschaft. Sie begann am 19. April und endete am 17. Oktober.

Meisterschaft

Zweimal in Folge, 1980 und 1981, hatte Lancia mit der Gruppe-5-Version des Beta Montecarlo die Marken-Weltmeisterschaft gewonnen. Die Einführung der Gruppe C 1982 machte die Gruppe-5-Rennwagen allerdings hinfällig. Ziel der FIA war es, mit der Gruppe C sowohl die Produktionsrennwagen der Gruppe 5 (mit Dach) zu ersetzen als auch die offenen Sportwagen-Prototypen der Gruppe 6. Während Motorsportklassen gemeinhin nach Hubraumbeschränkungen ausgeschrieben werden, war die Gruppe C von Anfang an als sogenannte Verbrauchsformel konzipiert: Die FIA schrieb ein Mindestfahrzeuggewicht von 800 Kilogramm vor sowie einen Tankinhalt von maximal 100 Litern. Der Hubraum wie auch die Verwendung von oder der Verzicht auf eine Motoraufladung waren freigestellt. Während eines 1000-Kilometer-Rennens, was die damalige Minimaldistanz in der Sportwagen-Weltmeisterschaft darstellte, waren fünf Tankstopps erlaubt. Effektiv war der Treibstoffverbrauch der Motoren somit auf 60 Liter pro 100 Kilometer beschränkt. Diese Beschränkung galt nicht für die IMSA-GTP-Serie, deren Rennen sich außerhalb des Hoheitsbereichs der FIA abspielten.

Während Lancia beim LC1 die offene Bauweise in Spiderform wählte, war der Porsche 956, der beim 6-Stunden-Rennen von Silverstone debütierte, ein geschlossener Prototyp. Da der LC1 dem alten Gruppe-6-Reglement entsprach, war der Wagen bei den Weltmeisterschaftsläufen zwar startberechtigt, die bei den Rennen erreichten Punkte kamen aber nicht in der Gesamtwertung der Marken zum Tragen. Dadurch wurde das Endergebnis der Marken-Weltmeisterschaft verfälscht, da die drei Lancia-Rennsiege nicht in die Wertung kamen und Porsche Weltmeister vor dem Team von Jean Rondeau wurde.

In der Fahrerwertung, wo bei allen acht Rennen Punkte vergeben wurden (bei den Marken waren es nur fünf), zählten die Punkte, die die Lancia-Piloten bei den jeweiligen Rennen erreichten, zur Gesamtwertung. Hier fiel die Entscheidung erst beim letzten Rennen in Brands Hatch, wo Jacky Ickx mit einem Sieg den Titel eines Fahrer-Weltmeisters gewann.

Rennkalender

Nr. Datum Rennname /
Rennstrecke
Team Gesamtsieger Fahrzeug Meisterschaft
1 18. April ItalienItalien 1000-km-Rennen von Monza
(Autodromo Nazionale di Monza)
FrankreichFrankreich Automobiles Jean Rondeau FrankreichFrankreich Henri Pescarolo
ItalienItalien Giorgio Francia
Rondeau M382 Marken und Fahrer
2 16. Mai Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich 6-Stunden-Rennen von Silverstone
(Silverstone Circuit)
ItalienItalien Martini Racing ItalienItalien Michele Alboreto
ItalienItalien Riccardo Patrese
Lancia LC1 Marken und Fahrer
3 30. Mai Deutschland 1000-km-Rennen auf dem Nürburgring
(Nürburgring)
ItalienItalien Martini Racing ItalienItalien Michele Alboreto
ItalienItalien Riccardo Patrese
ItalienItalien Teo Fabi
Lancia LC1 Marken und Fahrer
4 19. – 20. Juni FrankreichFrankreich 24-Stunden-Rennen von Le Mans
(Circuit des 24 Heures)
Deutschland Rothmans Porsche System Belgien Jacky Ickx
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Derek Bell
Porsche 956 Marken und Fahrer
5 5. September Belgien 1000-km-Rennen von Spa-Francorchamps
(Circuit de Spa-Francorchamps)
Deutschland Rothmans Porsche Team Belgien Jacky Ickx
Deutschland Jochen Mass
Porsche 956 Marken und Fahrer
6 19. September ItalienItalien 1000-km-Rennen von Mugello
(Autodromo Internazionale del Mugello)
ItalienItalien Martini Racing ItalienItalien Michele Alboreto
ItalienItalien Piercarlo Ghinzani
Lancia LC1 Fahrer
7 3. Oktober JapanJapan 6-Stunden-Rennen von Fuji
(Fuji Speedway)
Deutschland Rothmans Porsche Belgien Jacky Ickx
Deutschland Jochen Mass
Porsche 956 Fahrer
8 17. Oktober Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich 1000-km-Rennen von Brands Hatch
(Brands Hatch)
Deutschland Rothmans Porsche Belgien Jacky Ickx
Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Derek Bell
Porsche 956 Fahrer

Meisterschaft der Konstrukteure

Langstrecken-Weltmeisterschaft-Gesamtwertung

Position Konstrukteur 1 2 3 4 5 Gesamt
1 Deutschland Porsche 20 15 20 20 75
2 FrankreichFrankreich Rondeau 20 12 20 8 10 70
3 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Nimrod 10 10 4 24
4 FrankreichFrankreich WM 15 6 21
5 Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Ford 8 2 10
6 Schweiz Sauber 4 6 10
7 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Lola 3 3

Fahrer-Weltmeisterschaft

Gesamtwertung

In dieser Tabelle werden die ersten zwanzig Positionen der Weltmeisterschaft erfasst. Die Punktevergabe erfolgte in der Reihenfolge: 20-15-12-10-8-6-4-3-2-1. Hinzu kam ein Punkt für den jeweiligen Klassensieg.

Position Fahrer Konstrukteur 1 2 3 4 5 6 7 8 Gesamt
1 Belgien Jacky Ickx Porsche 15 20 20 20 20 95
2 ItalienItalien Riccardo Patrese Lancia 21 21 13 16 16 87
3 Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Derek Bell Porsche 15 20 15 20 70
4 ItalienItalien Teo Fabi Lancia 21 13 16 16 66
5 ItalienItalien Michele Alboreto Lancia 21 21 21 63
6 FrankreichFrankreich Henri Pescarolo Rondeau, Porsche 20 8 15 3 12 3 61
7 Deutschland Jochen Mass Porsche 15 20 20 55
8 ItalienItalien Giorgio Francia Rondeau, Osella 20 11 7 11 49
9= Deutschland Rolf Stommelen Rondeau, Porsche 15 15 30
9= AustralienAustralien Vern Schuppan Porsche 15 15 30
11= Belgien Jean-Michel Martin Porsche 12 10 22
11= Belgien Philippe Martin Porsche 12 10 22
11= Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich John Fitzpatrick Porsche 10 12 22
11= Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich David Hobbs Porsche 10 12 22
15 ItalienItalien Piercarlo Ghinzani Lancia 21 21
16 ItalienItalien Luigi Moreschi Osella 7 11 18
17 Deutschland Hans Heyer Porsche, Sauber 2 12 3 17
18= ItalienItalien Corrado Fabi Lancia 16 16
18= ItalienItalien Alessandro Nannini Lancia 16 16
18= Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Gordon Spice Rondeau 8 8 16

Literatur

  • Peter Higham: The Guinness Guide to International Motor Racing. A complete Reference from Formula 1 to Touring Car. Guinness Publishing Ltd., London 1995, ISBN 0-85112-642-1.