Maximilian von Cossel

Maximilian von Cossel, Oberleutnant der Luftstreitkräfte, Oktober 1916
Maximilian von Cossel (links) und Rudolf Windisch (rechts)

Maximilian Hermann Richard Paschen von Cossel (* 7. Januar 1893 in Jüterbog-Damm; † 11. Mai 1967 in Lüneburg) war ein deutscher Beobachtungsflieger im Ersten Weltkrieg und führte das erste bekannte Luftlande-Kommandounternehmen der Militärgeschichte aus.

Leben

Er entstammte dem mecklenburgischen Adelsgeschlecht von Cossel und war der Sohn des königlich-preußischen Geheimen Regierungsrats Otto von Cossel (1845–1915) aus dem Hause Jersbek und dessen Ehefrau Sophie, geborene Gräfin von Zeppelin-Aschhausen (1856–1945). Cossel wurde 1893 in Jüterbog geboren, wo sein Vater seinerzeit Landrat war. Sein älterer Bruder war der Genealoge Otto von Cossel (1883–1967).

Cossel[1] besuchte die Königliche Landesschule Pforta und kam als 18-Jähriger am 19. September 1911 zum Feldartillerie-Regiment „General-Feldzeugmeister“ (2. Brandenburgisches) Nr. 18 der Preußischen Armee in Frankfurt an der Oder. Hier wurde er am 27. Januar 1912 zum Gefreiten befördert, am 13. März 1912 zum Unteroffizier, am 22. Mai 1912 zum Fähnrich und am 18. Februar 1913 zum Leutnant der Fliegertruppe. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde er am 29. September 1914 zur Feldflieger-Abteilung 7 zur Schulung als Beobachter abkommandiert. Dort wurde er am 11. Januar 1915 verwundet. Am 23. März 1915 erhielt er das Beobachter-Abzeichen. Nach seiner Genesung kam er am 1. April 1915 wieder zurück zur FFA 7.

Am 4. August 1915 kam Cossel als ausgebildeter Beobachtungsflieger an die Ostfront zur Feldflieger-Abteilung 62 und wurde somit Kriegskamerad von Gustav Kastner-Kirdorf. Am 27. Januar 1916 wurde ihm das Eiserne Kreuz I. Klasse verliehen. Zuvor hatte er am 20. September 1914 das Eiserne Kreuz II. Klasse erhalten. Am 20. März 1916 erhielten er und sein Pilot Vizefeldwebel Müller vom Kommandierenden General des IX. Reserve-Korps, General der Infanterie Max von Boehn, für ihre hervorragende Aufklärungsarbeit im Sektor um Artois eine besondere Belobigung. Am 12. April 1916 wurde ihm das Lübecker Hanseatenkreuz verliehen und am 9. Mai 1916 gab es für Cossel und seinen Piloten Müller wieder eine besondere Belobigung für fast 80 erfolgreiche Frontflüge. Am 25. August 1916 konnten Cossel und sein neuer Flugzeugführer, der damalige königlich sächsische Vizefeldwebel Rudolf Windisch, einen russischen Fesselballon in Brand schießen.

Mit Windisch als Flugzeugführer führte Cossel das erste bekannte Luftlande-Kommando-Unternehmen der Militärgeschichte aus: Windisch flog die dazu genutzte Roland Walfisch und setzte Cossel hinter der russischen Front in einem Waldstück ab. In der Nacht vom 2. auf 3. Oktober 1916 sprengte Cossel die Bahnlinie RownoBrody, 85 Kilometer hinter der Ostfront, gleich an mehreren Stellen.[2][3][4] Dies wurde im Heeresbericht vom 4. Oktober 1916 anerkennend erwähnt: Östlicher Kriegsschauplatz: … Oberleutnant v. Cossel, von Vizefeldwebel Windisch südwestlich von Rowno vom Flugzeug abgesetzt und nach 24 Stunden wieder abgeholt, hat an mehreren Stellen die Bahnstrecke Rowno-Brody durch Sprengung unterbrochen. … Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.[5] Nach russischen Berichten wurden die Geleise jedoch lediglich an nur einer Stelle leicht beschädigt, so dass ein sie gerade passierender Zug seine Fahrt ungehindert fortsetzen konnte.[6]

Für seine Leistung wurde Cossel am 5. Oktober 1916 das fürstlich waldeck'sche Verdienstkreuz III. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet. Am 5. Oktober 1916 wurde ihm und Windisch vom Kaiser Wilhelm II. persönlich das Ritterkreuz des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern verliehen.[7] Später waren etliche Postkarten mit unterschiedlichen Fotos von ihm in Umlauf.[8] Am 16. November 1916 wurde Cossel mit dem österreichischen Militärverdienstkreuz III. Klasse mit Kriegsdekoration ausgezeichnet.

Am 17. November 1916 wurde Cossel zum Führer der Kampfstaffel 12 des Kampfgeschwaders 2 ernannt. Am 24. Dezember 1916 erhielt er das österreichische Feldpilotenabzeichen. Am 23., 24. und 29. Januar 1917 unternahm er erfolglose Angriffe auf Fesselballone im Raum Nancy. Am 5. Juni 1917 wurde er zum Führer der Kampfstaffel 8/Kampfgeschwader der Obersten Heeresleitung (Kagohl) 2 ernannt. Am 25. Juni 1917 konnte von Cossel, mit Vizefeldwebel Grabow als Pilot, zwei Fesselballone abschießen. Diese waren sein 2. und 3. Fesselballon-Abschuss. Damit war er der führende Zweisitzer-Flieger mit Ballonabschüssen.

Am 28. Juni 1917 wurde Cossel bei einem Luftkampf über Pontavert abgeschossen und geriet in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er erst ein gutes Jahr nach Kriegsende am 8. Februar 1920 entlassen wurde. Vier Tage später wurde er von der „Vorläufigen Reichswehr“ beurlaubt, erhielt aber noch am 31. März 1920 das Verwundetenabzeichen in Schwarz für seine fünf Jahre zuvor erlittene Verwundung am 11. Januar 1915 verliehen. Der 9. April 1920 gilt als der Tag seiner Verabschiedung.

Cossel heiratete in erster Ehe standesamtlich in Nowawes (Landkreis Teltow), kirchlich in Neubabelsberg am 22. März 1922 Dora Mylius (* 30. September 1893 in Berlin-Friedenau; † unbekannt), geschiedene Kropp. Diese Ehe wurde am 30. November 1930 in Hamm für nichtig erklärt. In zweiter Ehe heiratete er standesamtlich am 17. Juni 1944 in Paris, kirchlich am 2. September 1944 in Zehden an der Oder die Sekretärin Charlotte Kuhn (* 18. August 1919 in Rabaul, Neuguinea; † unbekannt), die Tochter des Bremer Kaufmannes Kurt Kuhn und der Margarete Kießling. Aus zweiter Ehe stammen eine Tochter und drei Söhne.

1931 trat er der NSDAP bei.

Cossel verlebte seinen Ruhestand als Oberst a. D. der Luftwaffe des Zweiten Weltkrieges und lebte in den 1950er Jahren in Lüneburg.

Auszeichnungen

Literatur

Einzelnachweise

  1. Schülerverzeichnis. Oberprima. Maximilian von Cossel aus Jüterbog, in: Jahresbericht über die Königliche Landesschule Pforta von Ostern 1909 bis Ostern 1910, Hrsg. 21. Mai 1910, 1910. Programm-Nr. 342. Schulnachrichten. H. Sieling, Naumburg a. S. 1910, Seite XXIII.
  2. Grund für diese Maßnahme war die Beobachtung lebhaften Bahnverkehrs auf russischer Seite, weshalb Truppentransporte zur Verstärkung der Rumänen vermutet wurde.
  3. Heinz J. Nowarra: 50 Jahre deutsche Luftwaffe 1910–1960, Aero Publishers, USA 1964, Seite 43. (Auszug)
  4. Peter Supf: Das Buch der deutschen Fluggeschichte, Band 2 (Vorkriegszeit, Kriegszeit, Nachkriegszeit bis 1932), Hrsg. Verein zur Förderung des Luftsports, Verlag Drei Brunnen, Stuttgart 1958, Seite 384. (Auszug)
  5. Heeresbericht vom 4. Oktober 1916
  6. Hannes Täger: Im Walfisch zur Bahnsprengung. In: Klassiker der Luftfahrt Nr. 7/2023. Motor Presse, Stuttgart, ISSN 1860-0654, S. 40–45.
  7. Foto: Oberleutnant v. Cossel (links) und Vizefeldwebel Windisch
  8. Noch heute werden diese Postkarten auf Auktionen angeboten.