Kameradschaft

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Kameradschaft ist eine spezifische Ausprägung von Kollegialität und bezeichnet eine Beziehung innerhalb einer sozialen Gruppe, also einer nicht freiwillig geformten Gemeinschaft von mehr als zwei Personen. Sie ist von der Erwartung gegenseitiger Solidarität geprägt und beruht in Abgrenzung zur Freundschaft nicht zwingend auf einem Gruppengefühl der Zuneigung.

Begriff

Anwendungsbereich

Der Begriff wird häufig im Zusammenhang meist männlich zusammengesetzter und miteinander konkurrierender Gruppen verwendet, etwa im Sport oder im Militärwesen. Im militärischen Kontext der Gefahrengemeinschaft wurde traditionell oft das Gemeinschaftsgefühl in Form von „Kameradschaft und Korpsgeist“ herausgestellt.[1][2] Es wird beim Bergsteigen von Bergkamerad gesprochen; Kameradschaftlichkeit beinhaltet hier zum Beispiel – als besonderes Merkmal – gegenseitige kameradschaftliche Hilfsbereitschaft unter den Bedingungen von Naturgefahren.

Wortherkunft

Der Begriff Kamerad teilt seine Herkunft mit dem des Gefährten. Das französische Wort camarade wurde das im 16. Jahrhundert in die deutsche Militärsprache übernommen. Der lateinische Ursprung ist das Wort camera für „Zimmer“ für eine „Stube für Soldaten“. Das Wort Kamerad wird im Dreißigjährigen Krieg geläufig und bald auch allgemein für Gefährte oder Genosse verwendet. Hinzu kam im 19. Jahrhundert das Adjektiv kameradschaftlich.[3]

Semantische Abgrenzungen

Gustav Radbruch, Rechtsreferendarzeit 1902

Hier werden die Bedeutungen von Kameradschaft versus Kameraderie und Freundschaft behandelt. Der Sozialdemokrat und durch seine Thesen einflussreiche Rechtsphilosoph Gustav Radbruch erklärte den Begriff im Zusammenhang mit dem sozialistischen Freundschaftsbegriff auch allgemein: Demnach beschreibt die Herkunft des Wortes den Begriff Kameradschaft treffend, da mit jemandem eine Kammer zu teilen, eine persönliche Verbundenheit ist, welche nicht aus einer inneren Neigung heraus, sondern auf äußeren Umständen beruht. Am stärksten kameradschaftsbildend wirkt die Gegnerschaft zu anderen; wenn aber Kameradschaft ausschließlich auf der Zugehörigkeit zu der einen und der Gegnerschaft zu einer anderen Gruppe beruht, wird abwertend von Kameraderie gesprochen. Die Übergänge von Kameradschaft und Freundschaft sind oft unmerklich. Der Begriff „Freundschaft“ beschreibt ein auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander, von innen heraus entstanden. Freundschaft ist demnach ein Gefühl und nicht einforderbar – Kameradschaft ist ein Verhalten, das gefordert oder auch befohlen werden kann. Während Freundschaft auf einen engen Personenkreis begrenzt bleibt, vermag Kameradschaft Millionen zu versammeln.[4]

Allgemeine Ausprägung

Kameradschaft in der Armee

Kameradschaft beispielhaft in der Bundeswehr ist als Idealbild des Zusammenhalts im Soldatengesetz verankert und wesentlicher Teil der sog. Moral einer Armee. Es verpflichtet jeden Soldaten, dem anderen Not und Gefahr beizustehen. Sie definiert das notwendige Verhalten untereinander, ohne die eine Armee im Gefecht nicht standhalten kann. Beispiel ist die für erste Hilfe gegenüber verletzten Kameraden, zu der jeder Soldat verpflichtet ist, auch ohne medizinische Ausbildung.

Wesentlich entscheidend für den Erfolg einer Armee ist ihre gelebte Kameradschaft, das Vorbild durch Vorgesetzte, die Verlässlichkeit und das Vertrauen der Soldaten untereinander und wesentlich die autonome, selbst initiierte Auftragserfüllung (Eigenverantwortung).[5] Toxische Gegenkraft einer vitalen Kameradschaft ist Korruption[6], die entscheidend für den Verlust von Schlachten oder Kriegen sein kann. Auch die Fragmentierung der Verantwortung in der Armee mindert oder verunmöglicht die Einsatzkraft einer Armee, wie sich am Beispiel der Bundeswehr nach der Wiedervereinigung Deutschlands beobachten lässt[7]. Einzelheiten zu den Armeen in unterschiedlichen Epochen finden sich im Kapitel zur Historie.

Durchsetzung

Kameradschaftserwartungen werden in Armeen auch mit Mitteln durchgesetzt, welche die Führung offiziell nicht kennt. Ein extremes Beispiel zeigt der Film Eine Frage der Ehre.[8] Die deutlich weniger gewalttätige Einübung von Treue und Kameradschaft ist die übliche Sozialisation der Rekruten zu Beginn ihrer Dienstzeit. Kameradschaft ist im Wesentlichen, niemanden unnötig bei Vorgesetzten anzuschwärzen (verpfeifen), sich gegenseitig zu helfen, kurzfristig für andere einzuspringen sowie lässliche Fehler nach außen zu kaschieren. Idealiter bildet sich so das Vertrauen, auf das in Not oder Krise zuverlässig zurückgegriffen werden kann.

Anders als das auf Gruppenausschluss zielende Mobbing gibt es in Armeen informelle Sanktionen, die den Betroffenen sog. einnorden und den Verbleib oder die Aufnahme in die Gruppe, vulgo dem Kameradenkreis absichern sollen. Diese reichen von Abwertungen, Beschimpfungen, einer zeitweisen sozialen Absonderung des Soldaten (abwertend: Kameradenschwein) bis hin drastischen Erniedrigungen. Lässt sich das der betroffene Soldat oder Polizist das ohne Widerspruch und Beschwerde bei den Vorgesetzten gefallen, ist die informelle Norm durchgesetzt und die "Abstrafung" damit beendet. Ihre Form ist in Militär oder Polizei auch körperlich und gewaltbetont, während dies in Wirtschaft oder Verwaltung nicht geduldet werden darf.[5]

Ranggleichheit (Peers)

Die Kameradschaft unter Ranggleichen (Peers) ist die tragende Säule der Kameradschaft. Zwischen Rangungleichen, also zwischen höheren und niederen Diensträngen, reduziert sie sich mit zunehmendem hierarchischen Abstand deutlich. Ursache ist der prinzipielle Konflikt zwischen Kameradschaft und Befehl und Gehorsam.

Ranggleichheit ist das wesentliche und förderndes Element für Kameradschaft („kleiner Dienstweg“) und ist auch ohne gute Kenntnis seines Gegenübers ausübbar. Sie erlaubt eine reibungsfreie Zusammenarbeit, weil nur Gleichgestellte untereinander ohne Furcht vor negativen Konsequenzen bereit sein können, nötige Abweichungen von der Dienstvorschrift zu zuzulassen. In Militär, Polizei oder Feuerwehr unterrichten Uniformen schnell über den Dienstgrad unter Ausschluss negativer Überraschungen aus einen unsichtbaren Hierarchieunterschied („graue Eminenzen“).

Die Kameradschaft unter Ranggleichen unterscheidet sich stark von der hierarchischen Ebene, auf der sich die Beteiligten bewegen. Unter Offizieren führt sie oft informellen administrativen Netzwerken, gleich denen höherer Beamter oder leitender Angestellten in zivilen Organisationen. Das bietet den Weg, eigene Vorhaben oder Arbeitsprioritäten schneller als über den formalen („großen“) Dienstweg voranzutreiben. Unteroffiziere erleben Kameradschaft als Unterstützung im täglichen Dienstbetrieb (vulgo „schnell was regeln“) und Mannschaften erfahren sie häufig als gemeinsamen Schutz gegen ihren Vorgesetzten in Form des gemeinsam erlittenen Drills.[9] Zur Förderung der Kameradschaft innerhalb der Dienstgradgruppe enthalten die Kasernen der meisten Armeen dedizierte Kasinos für Mannschaften, Unteroffiziere und Offiziere.

Nach dem Zweiten Weltkrieg haben Edward A. Shills und Morris Janowitz als Wissenschaftler Untersuchungen zur Kameradschaft innerhalb der besiegten Wehrmacht angestellt. Aus ihren Befragungen gefangener Wehrmachtssoldaten schlussfolgerten sie, dass deren Kampfbereitschaft vorrangig aus Pflichtgefühl und Kameradschaft entstand[10]. Das Ergebnis wird eingeschränkt, weil der Personeneid auf Adolf Hitler, die Befehle ihrer Vorgesetzten, die NS-Ideologie sowie andere Motive wie Plünderung oder Mordlust von den Befragten mit Wahrscheinlichkeit verschleiert worden sind.

Die Bereitschaft bis zum Ende zu kämpfen, hing den Untersuchungen zufolge vorrangig von der Moral der Gruppe, also der kleinsten Einheit unterhalb eines Zuges ab. Erst nach deren Auseinanderbrechen wich dieser soziale Zusammenhalt auf verbunden mit der Möglichkeit zu desertieren.[11]

Rangunterschiede

Kameradschaft zwischen Vorgesetzten und Untergebenen ist deutlich schwieriger weil es mit der Natur der Unterstellung kollidiert. Ein Untergebener kann kameradschaftliches Verhalten vom Vorgesetzten nicht einfordern, der Vorgesetzte muss von seiner Aufgabe her Verstöße gegen die Vorschriften oder die Ausbildungsinhalte ahnden. Er muss einen Grund haben, sie durchgehen zu lassen: wenn man in Notlage oder im Krieg ein verträgliches Miteinander besonders benötigt und so jeder auf den anderen angewiesen ist.[12]

Kameradschaftliche Verbundenheit zwischen unterschiedlichen Dienstgraden zeigt sich in vertraulichen Titeln, zum Beispiel der oder die „Mutter der Kompanie“ für den Spieß. Hier werden Anliegen der oder Konflikte innerhalb der untergebenen Ränge möglichst geschickt nach oben hin vertreten. In umgekehrter Richtung findet der Stelleninhaber einen besonders verträglichen Weg, Befehle der oberen Hierarchie passend umzusetzen oder sie abzumildern.

Historische Aspekte

Zeit der Romantik

Druckfassung von 1815

Das Ideal der Kameradschaft hat Ludwig Uhland 1809 im Gedicht Der gute Kamerad lyrisch interpretiert. Mit dem Ton von Friedrich Silcher wurde es 1825 zum Gassenhauer. Uhland[13] war ein bekannter, eher atypischer Vertreter der Deutschen Romantik und aus späterer, restaurativer Rückbetrachtung ein linksradikaler Politiker[14].

Der Liedtext erzählt von zwei Soldaten aus der Zeit der napoleonischen Kriege, dem Tod in der Feldschlacht des einen, dem Überleben um Haaresbereite des anderen und ihrer tiefst empfundenen Kameradschaft. Der Liedtext antizipiert das nach Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1813/14 entstandene Ideal von Kameradschaft, Kriegsopfer und Heldentod[15].

Das unterstützte auch die mit der neuen Wehrpflicht einhergehende nötige Aufwertung des Armeedienstes in der Gesellschaft; in Abgrenzung zu seiner früheren Deklassierung im stehendem Heer Preußens.

Der Kameradschaftsbegriff ist sehr anfällig für reaktionäre Propaganda[16] und jeden sonstigen, insbesondere militaristischen Missbrauch.[17] Thomas Kühne zeigt auf, wie der Begriff vom linken bis zum rechten Spektrum gebeugt werden kann. Das damalige romantische Verständnis von Kameradschaft ist mit den Erfahrungen der heutigen Zeit betrachtet vielfach problematisch, beschönigend oder abstoßend.

Erster Weltkrieg

Nach einer statistischen Befragung – des bayrischen Ministerialbeamten Joseph Schneider aus dem Jahr 1926 unter Kriegsveteranen – hatte jeder zwölfte „Unkameradschaft, Ungerechtigkeit“ erfahren, jeder fünfzigste „Kameradschaft“. Dies kann als Beleg gesehen werden, dass im Ersten Weltkrieg eher Unkameradschaft der Wirklichkeit entsprach und Kameradschaft kaum überhaupt wahrgenommen wurde.[18][19][20]

Adam Scharrer (DDR-Briefmarke 1989)

Der deutsche Schriftsteller und ehemalige Teilnehmer an diesem Krieg Adam Scharrer veröffentlichte 1930 sein Werk Vaterlandslose Gesellen. Es wird als proletarische Antwort auf Remarques Im Westen nichts Neues angesehen und als eine Abrechnung mit dem Wilhelminischen System. Er betont die Unfreiwilligkeit von Kameradschaft im Krieg und nimmt Bezug auf das „Uhland-Lied“, verquickt dabei aber sprachlich den Begriff mit dem der Freundschaft und dem der Kameradschaft in sozialistischem Sinn: „‚Ich hatt' einen Kameraden‘? Mag sein, dass manch einer Trost darin findet, seine eigene Tragödie zu besingen. Ich gehöre nicht zu diesen Glücklichen. Wenn die Granaten über uns krepieren, die zerschundenen Nerven den Angriff erwarten, Patrouillen nach vorn schleichen oder ein Angriff bevorsteht, dann gibt dir der Leutnant eine Zigarette, der Bauernsohn oder Gutsbesitzer ein Stück Wurst. ‚Nimm, Kamerad!‘ sagen sie dann. Was wollen sie noch damit, wenn die Kugel sie trifft? Es ist dann gut, einen Kameraden zu haben, auf den man sich verlassen kann. Sie ist billig, diese Kameradschaft — und hört sofort auf, wenn wir etwas weiter vom Schuss sind. Dann essen die Habenichtse, die Proletarier, wieder ihr trockenes Brot. Die Leutnants rauchen ihre Zigaretten selber. Die Bauern und Geldleute suchen mit ihrem Überfluss ebenfalls allein fertig zu werden. Wer ihnen die dreckigen Stiefel putzt, ihre dreckigen Hemden wäscht, der kann mal einen Brocken erben, aber nicht von dem ‚Kameraden‘, der Herr bezahlt seinen Knecht. Die Kameradschaft im Kriege ist die größte Lüge, die je erfunden wurde. Sie war niemals eine freiwillige, sondern immer nur eine Gemeinschaft von Todeskandidaten. Und doch habe ich zwei gute Kameraden verloren. Das waren der Tischler Franz Daimler und der Landarbeiter Döring.“

Die britische U-Boot-Falle HMS Baralong

Als ein in die Medien gelangtes Beispiel für Unkameradschaftlichkeit und Kriegsgräuel im Ersten Weltkrieg gegenüber Soldaten – der Gegenseite – kann unter anderem die Erschießung der Überlebenden U-Bootbesatzung von U 27 angesehen werden. Dieser Vorgang wurde als Baralong-Zwischenfall (engl. Baralong Incident) bezeichnet. Dabei wurden alle überlebenden Besatzungsmitglieder des zerstörten deutschen U-Boots von der Mannschaft der britischen U-Boot-Falle getötet. Der Zwischenfall führte zu einem monatelangen Notenwechsel zwischen der Deutschen Reichsregierung und der des Vereinigten Königreiches.

Sonderheiten Armee der Habsburger

Die Habsburgermonarchie regierte einen Staat mit großen ethnischen und sprachlichen Unterschieden, genannt Vielvölkerstaat. Ethnische Vielfalt, unterschiedliche staatlich-verfassungsmäßige Traditionen, Religionszugehörigkeiten und Sprachen charakterisierten die k.u.k. Armee. Insgesamt sprachen nur etwa 25 Prozent der Soldaten Deutsch als Muttersprache. Die restlichen Soldaten bedienten sich einer der acht anderen Sprachen, die neben Deutsch in der habsburgischen Armee gesprochen wurden, was die Probleme in dieser Armee verschärfte. Die Zusammensetzung des Strafbataillons im Roman spiegelt teilweise die ethnische Zusammensetzung der k.u.k. Armee wider. Die einzelnen Charaktere unterscheiden sich genauso auch im Hinblick auf ihre soziale Herkunft und hinsichtlich ihrer politischen Gesinnung. Dadurch gibt es teilweise zunächst gar keine Gruppensolidarität, sondern Hass bis hin zu gegenseitigen Mordabsichten. Die einzelnen Soldaten nutzen zwar, wenn sie von den Mitsoldaten des 1. Zugs der 1. Kompanie sprechen, den Begriff „Kamerad“ wohl im Sinne einer Funktionsbezeichnung, ihre Gefühle diesen „Kameraden“ gegenüber sind aber ambivalent und haben mit jenen, die gewöhnlich gedanklich mit „Kameradschaft“ als Tugend verbunden werden, wenig gemein. Die gelegentlich stattfindenden Maßnahmen zur „Politischen Erziehung“ definieren trotzdem „soldatischen Geist“ als „Geist des Siegeswillens und der Kameradschaft“. Solidarität lässt sich am ehesten noch dort festmachen, wo exemplarische Strafen an den Armeeangehörigen Mitleid unter den Mitsoldaten erzeugen und Abmilderungen in den Strafausführungen geschildert werden. Nur allmählich lassen sich auch innerhalb des gesamten Zugs erste Anzeichen von Gemeinschaftsgefühlen festmachen. Erst nach einzelnen kameradschaftlichen Solidaritätsbekundungen unter zuvor einander misstrauisch gegenüberstehenden Soldaten entwickelt sich gegenseitiges Vertrauen. Aus Kameradschaft entstehen teilweise Freundschaften. Die Ausweitung gegenseitiger Toleranz von ethnischen Eigenarten und verschiedenen nationalen Ansichten befördert später die Kameradschaft auf Bataillonsebene. Beim Marschieren ereignet es sich zum Beispiel, nachdem die Slowenen ein Volkslied angestimmt haben, dass ein Zugführer das Organisieren eines Chors beauftragt und sagt: „Die Slowenen! Dann singen wir eben slowenische Lieder, wenn es anders nicht geht.“ Man einigt sich auf Kompromisse oder auf allgemeinen Konsens auf niedrigstem Niveau. Vor dem Kriegseinsatz werden die Soldaten mit militärischen Riten zwar später allgemein emotional in Hochstimmung versetzt. Aber direkt an der Front zeigt sich nicht nur, dass ein Überleben – wenn überhaupt – nur durch gegenseitige Hilfe möglich ist, sondern auch dass: „[...] Obwohl alle wussten, dass der Weg, an dem sie geführt wurden, der Weg in den Tod war, hatte doch jeder Angst vor dem einsamen Tod in diesem von Gewehrfeuer durchlöcherten, steinigen Gefilde.[21]

Jugendbewegung im frühen 20. Jahrhundert

Als Jugendbewegung wird eine besonders im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts einflussreiche Strömung betitelt, die dem von der Industrialisierung geprägten städtischen Leben eine vor allem in Kreisen der bürgerlichen Jugend sich ausbreitende Hinwendung zum Naturerleben entgegensetzte. Die Jugendbewegung entstand auch aus Unmut über die starre Welt der Alten im Wilhelmismus mit ihrem Militarismus und Konformismus. Sie schwelgte zunächst im Pathos des Individualismus. Freundschaft und nicht Kameradschaft war der Leitbegriff ihrer Bewegung.[22] Jedoch entwickelte sie kein individualistisches Gegenmodell zu Kameradschaft, sondern arbeiteten an der Verschmelzung dieses Begriffes mit dem der Freundschaft. Eine abwertende Behandlung des Begriffes Kameradschaft findet sich im Rückblick selten. In der Jugendsprache dieser Bewegung erscheinen diese Begrifflichkeiten oft synonym.[23] In der sprachlichen Vermischung von Ideen oder Philosophien zu einem neuen System oder Weltbild spiegelte sich die Unentschiedenheit einer Bewegung wider, welche die Persönlichkeitsentfaltung des Einzelnen mit der Geborgenheit einer Gemeinschaft kombinieren wollte. Während bei Lagerfeuerromantik viele „Ichs“ sich zusammenfanden, regierte in Horden und Bünden ein „Wir“ über diese.[24]

Im grundsätzlichen Selbstverständnis waren die verschiedenen Gruppierungen zunächst unpolitisch. Den zeitgenössischen ideologischen Strömungen waren sie dennoch ausgesetzt und nur ganz allgemein auch daran orientiert. Tiefe Einschnitte für die Jugendbewegung stellte der Erste Weltkrieg dar, auf den die politisch stärker polarisierte Phase der bündischen Jugendbewegung folgte. Der Wertehorizont in der Gesellschaft wurde zunehmend wieder konformistischer. Ab 1930 war er nicht mehr nur ein Feld auf dem sich überwiegend Nationalisten und Militaristen bewegten, sondern er gehörte wieder zum kulturellen Allgemeingut der Deutschen. Auch die Jugendbewegung arbeitete ihm vor.[25]

Es war eine neue Vielfalt von Teilbewegungen und Neugründungen charakteristisch für die nachrevolutionären frühen Jahre der Weimarer Republik, die aber im weiteren Verlauf auch zu einer organisatorischen Einbindung von Pfadfinderbünden in die Jugendbewegung führte. Dagegen bildete die Arbeiterjugendbewegung immer einen eigenständigen Zweig unter den organisierten Gruppierungen.

Befördert wurde die Tendenz zur weiteren Auffächerung der Gruppierungen in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg – dem Psychologen Ulfried Geuter zufolge – durch die zunehmende Bedeutung der Mädchen in manchen Organisationen. Es gab Meinungsäußerungen, das Wesen der Geschlechter sei so grundsätzlicher unterschiedlicher Art, dass es zu den Jungen kein kameradschaftliches Nebeneinander geben könne und andere: „Wo Mädchen sind, da ist es gemütlich. Dort fühlt man sich zufrieden, nicht revolutionär.“ Auffällig geworden sind nach Geuter solche Abgrenzungen von männlicher Seite her gerade zu der Zeit, als in Deutschland eben das Frauenwahlrecht eingeführt worden war und immer mehr Frauen auf höhere Schulen und Universitäten gingen.[26]

Die Kameraden, deutsch-jüdischer Wanderbund waren ein Jugendbund innerhalb der jüdischen Jugendbewegung in Deutschland und verknüpfte den Begriff im Organisationsnamen bei seiner Gründung. Der 1916 gegründete Bund spaltete sich 1932 in drei Nachfolgeorganisationen auf.[27][28]

Ab 1930 verdrängte mehr und mehr der ursprünglich aus dem militärischen Sprachgebrauch stammende Begriff Kameradschaft den der Freundschaft, bis zum Aufgehen in die Hitlerjugend oder dem Verbot aller Zweige der Jugendbewegung und einem Schattendasein im Untergrund (1933–1945). Die HJ sollte so gut wie alle und schon die zehnjährigen männlichen Jugendlichen im NS-Staat abhärten und langfristig auf den Kriegsdienst vorbereiten. Dementsprechend herrschte eine stark militärisch geprägte Wortwahl vor. Der Bund Deutscher Mädel (BDM) war die Variante für Mädchen.

Weimarer Zeit

Kirchenratswahlen am 23. Juli 1933: Wahlpropaganda von der St.-Marien-Kirche am Neuen Markt in Berlin

Die Ideenwelt der Jugendorganisationen der Weimarer Republik war sehr vom Militarismus inspiriert. Zum Leitbild der männlichen Jugend wurde das des „Frontsoldaten“. Es dominierten militärische Tugenden wie Tapferkeit und Härte, Kameradschaft und Einsatzbereitschaft in den Erziehungswerten.

Es trat bei Gruppen der Jugendbewegung – konfessioneller, politischer oder sonstiger Ausrichtung – eine Militarisierung ein verbunden mit einem Verlangen nach utopischen Zukunftsentwürfen. Es gab einen „Kampf um die Jugend“, bei dem die kommunistischen und vor allem NS-Verbände durch ihre Agitation als Auslöser fungierten. In diesem Kampf ließ sich eine große Anzahl von Jugendlichen nicht nur widerstandslos, sondern mit Überidentifikation in Dienst nehmen, wie das folgende Zitat zeigt:

„Marschierende, einheitlich gekleidete Jungentrupps in geschlossenen, disziplinierten Reihen. Sie halten Gleichschritt, die Fahne an ihrer Spitze... [Anm: es] bedeutet allen ein elementares Erlebnis, wirkt auf alle wie ein Rausch.“

Josefa Fischer[29]

Nicht Emanzipation, sondern Integration war also ein massenhaftes Generationsbedürfnis.[30] In einer historisch bereits tief verankerten Tradition war in der Zwischenkriegsphase vor allem Kameradschaft als Leidensgemeinschaft anschlussfähig. Eine „sakrale Sinnstiftung“ des Soldatentodes und die Ausblendung des eigenen, aktiven Tötens verband sich wirkmächtig mit der christlichen Motivik des Leidens für die Glaubensgemeinschaft.[31]

Nationalsynodeneröffnung, Wittenberg 27. September 1933: Landesbischof Müller beim Hitlergruß

Als die höchste Form deutsch-christlicher Gemeinschaft wurde die Kameradschaft bei den Deutschen Christen beschrieben. Die Anrede Kamerad war im alltäglichen und wie auch dienstlichem Verkehr in Gebrauch. Verschiedene deutsch-christliche Gruppen schlossen sich zu Kameradschaften zusammen. In der Nennung Kamerad schwang vieles mit; unter anderem Assoziationen mit Kriegsfronteinsatz, gegenseitige Verlässlichkeit und Einsatzbereitschaft. Literarische Vorbilder lieferten die als Kameradschaft verklärte „Schützengrabenfreundschaft“ zwischen Walter Flex und dem vormaligen Theologiestudenten Ernst Wurche. Flex stellte ihn in den Mittelpunkt seines Buches Der Wanderer zwischen beiden Welten. Es war neben Im Westen nichts Neues das meistgelesene Buch über den Ersten Weltkrieg.[32]

Kameradschaft und Dolchstoßlegende

Dolchstoßlegendenvariante, Postkarte etwa 1924: Philipp Scheidemann ist dabei, deutsche Frontsoldaten hinterrücks zu erdolchen. Hinter ihm Matthias Erzberger und zwei als Juden stilisierte, auf Geldsäcken sitzende, Männer.[33]

Die Dolchstoßlegende beinhaltet den Vorwurf mangelnder Kameradschaft. Laut Thomas Kühne habe sich eine gesellschaftliche Deutung in der Zeit der Weimarer Republik dahingehend, dass der Erste Weltkrieg durch Mangel an innerem Zusammenhalt einer „Volksgemeinschaft“ verloren wurde, letztendlich erst 1930 durchgesetzt. Durch Beförderung und Nutzung des Dolchstoßmythos sei es dem NS-Staat gelungen, ein Idealbild soldatischer Kameradschaft im Sinne des geplanten neuen Krieges sozusagen zu „demokratisieren“. Durch internationale Veteranenbegegnungen in den 1930er Jahren zum Beispiel habe der NS-Staat den sozialistischen Ansatz einer völkerverständigenden Kameradschaft imitiert – wenn auch unter ganz anderen Vorzeichen.[31]

Nationalsozialismus

Inschrift auf dem Kriegerdenkmal (1930) in Speyer zitiert unter anderem das Uhland-Lied

In NS-Organisationen (vgl. NS-Ranggefüge) bezogen sich Prinzipien wie „Ehre“ oder „Anständigkeit“ nicht im Sinne universal gültiger Normen, sondern auf das Wohl der nationalsozialistischen Gruppe.[34]

Nachdem der Kameradschaftsbegriff in den Zwanzigerjahren stark umstritten war, vollzog sich etwa um 1930 so etwas wie eine Apotheose des Begriffes, bevor er im „Dritten Reich“ schließlich quasi zur Staatstugend erklärt wurde. Dies kann als ein deutsches Spezifikum angesehen werden. Begünstigt wurde die Etablierung des Kameradschaftsmythos „durch die kollektive Arbeit an den Lasten“ des Ersten Weltkriegs, die den Einzelnen überforderte und zu einem allgemeinen Paradigmenwechsel führte. An die Stelle einer christlich geprägten Gewissenskultur, die auf die individuelle Verantwortung setzte, trat so etwas wie eine an der Gemeinschaft orientierte Scham- und Schuldkultur, die den Konformismus beförderte.[35]

In der Stadt Bonn und vor den Korporationshäusern verteiltes HJ-Flugblatt (Juni 1934). Verbaler Angriff auf die katholischen Studentenverbindungen.

Der Zeitzeuge der Vorgänge im „Dritten Reich“ Sebastian Haffner beschrieb 1939 die Kehrseite des Gruppenzusammenhalts. Im Referendarlager Jüterbog im Herbst 1933 musste er als angehender Jurist an einer „weltanschaulichen“ Schulung und zudem an einer militärischen Ausbildung teilnehmen. Als „Gift der Kameradschaft“ beurteilte er die Tatsache, dass sich durch Kameradschaft das Gespür für die Eigenverantwortung völlig auflösen könne. Die Verantwortung vor Gott und dem eigenen Gewissen könne dadurch abhandenkommen, dass ein Mensch – in der Gruppe, wie alle seine Kameraden – tue, was alle anderen tun. Ohne Zeit zum selbstständigen Nachdenken zu haben, würden die Kameraden den Platz seines Gewissens einnehmen. Kameraden würden zu seinem Gewissen werden, denn sie erteilen ihm Absolution für seine Taten in der Gruppe:[36] „Kameradschaft gehört zum Krieg. Wie Alkohol ist sie eins der großen Trost- und Hilfsmittel für Menschen, die unter unmenschlichen Bedingungen zu leben haben. Sie macht Unerträgliches erträglich. […] Sie verdirbt und depraviert den Menschen wie kein Alkohol und kein Opium. Sie macht ihn unfähig zum eigenen, verantwortlichen, zivilisierten Leben. […] Die allgemeine Kameradschafts-Hurerei, zu der die Nazis die Deutschen verführt haben, hat dieses Volk heruntergebracht wie nichts anderes.“[37]

Haffner bezeichnete nicht nur einzelne NS-Organisationen in übertragenem Sinn – als „verkameradet“, sondern sah das ganze deutsche Volk in einem derartigen „Zustand“: „Die Nazis wußten schon, was sie taten, indem sie sie als normale Lebensform über ein ganzes Volk verhängten. Und die Deutschen, mit ihrer geringen Begabung zum individuellen Leben und zum individuellen Glück waren so schrecklich bereit, sie anzunehmen, so willig und gierig, die zarten, hochwachsenden, aromatischen Früchte der gefährlichen Freiheit gegen die bequem zur Hand hängende, üppige, saftig-quellende Rauschfrucht einer allgemeinen, wahllosen, gemein machenden Kameradschaft zu tauschen (...).“[38]

Der Historiker und Leiter der Forschungsstelle zur Geschichte des Nationalsozialismus Detlev Peukert hebt die politische Bedeutung der „Faszination der Formation“ hervor, die vor 1933 und darüber hinaus – besonders während der NS-Zeit, deutliche Auswirkungen auf die Sozialisation Heranwachsender hatte. Er beschreibt die Entwicklung der politischen Kultur in den Krisenjahren um 1923 der Weimarer Republik so:

„Das Lager wurde zur Lebensform, die Kolonne zur Bewegungsweise. Uniformierung und Militarisierung der politischen Strömungen überwucherten von den radikalen Rändern her auch die bisherige politische Mitte und wurden Anfang der dreißiger Jahre zur vorherrschenden Erscheinungsform der richtungsmäßig zerklüfteten politischen Kultur. Diese Einheitlichkeit der Form trotz der Feindschaft der Programme, die das Deutschland (...) der Zeit zwischen den Weltkriegen kennzeichnete, löste sich erst mit dem Zweiten Weltkrieg auf (...).“[39]

Der äußere Umstand, auf dem der Kameradschaftsbegriff beruht, war somit umfangreich gegeben. Der Organisationsgrad der Bevölkerung im NS-Staat war sehr hoch und spiegelte sich zum Beispiel auch in den vielen Jugend-, Schulungs-, Arbeits- oder sonstigen NS-Lagerveranstaltungen wider. Haffner stellt am Beispiel Referendarlager Jüterbog und unter anderem im Zusammenhang mit der dort erzwungenen „Du“-Anrede heraus, wie stark sich erzwungene Kameradschaft behindernd auf ein sich Kennenlernen auswirkt und zudem den unzivilisiert wirkenden Eindruck, den dies hervorrufen kann.[40] Das gegenseitige Duzen bezeugte im NS-Staat quasi Kameradschaft und war sozusagen praktizierte Volksgemeinschaft im Kleinen. Jedoch offenbarte sich besonders bei, schlicht gesagt, „Kameradschaft und Volksgemeinschaft auf Befehl“ bereits zu Anfang sein künstlich geschaffener Charakter. Die Nachbetrachtungen einer Lehrerin als ehemalige Teilnehmerin eines Schulungskurses in der NS-Zeit wird so zitiert: „Bei diesem Schulungskurs sollten wir uns Duzen. Da passierte es, daß wir uns nach 10 von 14 Schulungstagen uns noch immer mit dem Abstand gebietenden ‚Sie‘ anredeten. Jetzt hielt uns der Lagerführer eine Standpauke mit der Schlußrede, daß er uns alle am Nachmittag in eine Konditorei führen würde, wenn wir endlich die gewünschte Du-Anrede benutzten. Jetzt beschlossen die Vierergruppen der Zimmergemeinschaften das gegenseitige Du anzuwenden. Nach dem Kursus galt für uns selbstverständlich wieder die unter Erwachsenen übliche Sie-Anrede.[41] Auch dies zeigt derartige Grenzen in den sozialen Schranken von gegenseitiger Vertrautheit, des näheren Kennens und des Intimseins untereinander auf. Aber nicht allgemein, denn wenn derartige Regelungen einfach akzeptiert werden, treten auch keine derartigen Auffälligkeiten zutage und das Duzen kann durchaus ein Mittel zur Erleichterung der Gruppen- oder auch Kameradschaftsbildung sein. Kameradschaft besonders unter den Bedingungen des räumlich beengten Lagerlebens kann dazu führen, dass die menschliche Intim- und Privatsphäre stark zurückgedrängt wird. Dies ist aber grundsätzlich ein Element von Kameradschaft, kann auch beabsichtigt sein und wurde zum Beispiel in der NS-Zeit instrumentalisiert.[42]

Vom Infanterieregiment 15 (mot.) erschossene polnische Kriegsgefangene beim Massaker von Ciepielów (9. September 1939)

Fast alle Organisationen – in einer vordersten Stelle die Wehrmacht -[43] bauten auf einem bestimmten Begriff von Kameradschaft auf, der ein wichtiges Ordnungsprinzip der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ war. Unter anderem in diesem Zusammenhang sind Fragen stellbar, wie und ob „Täter“ und „Gesellschaft“ überhaupt voneinander abgegrenzt werden können und ob eine gemeinschaftsbildende Wirkung von Gewalt nicht auch für die Gesamtheit der deutschen Gesellschaft festgestellt werden kann.[44] Es ist naheliegend, hier Parallelen zu ziehen, jedoch ist gleichzeitig Skepsis gegenüber vorschnellen Analogien angesagt. Die auch in der NS-Zeit vergleichsweise komplexe deutsche Gesellschaft war mehr als eine einfache Addition von „Kameradschaften“. Gleichsam sich die Handlungsbedingungen an der „Heimatfront“ denen der Front zunehmend anglichen, hatten grundlegende Differenzen zwischen Zivilgesellschaft und militärischen Formationen weiterhin Bestand. Mit Blick auf die Gemeinschaftsbildung machte es einen substanziellen Unterschied, ob Morde gemeinsam begangen wurden oder lediglich von ihnen eigene Kenntnis bestand, ohne unmittelbar selbst beteiligt zu sein.[45] Ohne den Krieg, welcher Tätern ungeahnte Handlungsmöglichkeiten verschaffte und spezifische Handlungsbedingungen schuf, die im zivilen Leben undenkbar waren, wäre eine vergleichbare Eskalation von Gewalt und Vernichtung unmöglich gewesen. Der Zweite Weltkrieg und die ihm zugrundeliegenden Feindbilder strukturierte Zugehörigkeiten. Er erstellte einen spezifischen Referenzrahmen des Verhaltens und konfrontierte die Akteure in diesem Krieg mit Rollenerwartungen, denen sich die Mehrheit der Deutschen reibungslos anpasste.[46]

Da das Konzept der Kameradschaft auf einem Grundprinzip zum Mitmachen beruht und gleichzeitig Legitimationsstrategien bereithält, wirkte es als „Motor der Gewalt, und zwar der regulären wie der verbrecherischen“.[47] Es ist davon auszugehen, dass die meisten Wehrmachtssoldaten zum Beispiel Erschießungsaktionen wohl nur sehr widerwillig durchführten. Wer sich der „unangenehmen Pflicht des Mordens“ entzog, verstieß sozusagen gegen „das Kameradschaftsgebot der gleichmäßigen Lastenverteilung“.[48] So gesehen bedeutete jede Nachsicht gegenüber den propagandistisch dämonisierten äußeren Feinden letztlich die Leugnung des Primats der Binnengruppe.[49] Insbesondere galt dies für Gewalttaten, die als Vergeltungsaktionen gegen die Gegenseite legitimiert wurden. Dies war so etwas wie eine Umkehrung der Menschlichkeit – welche die Gruppe im Inneren pflegte, dagegen Humanität gegenüber dem Gegner ausschloss.[50] Inmitten der Bedrohungsszenarien des Vernichtungskrieges trug unter anderem die tief wurzelnde „Sehnsucht nach Gemeinschaft“ dazu bei, dass sich Soldaten am kollektiven Normbruch beteiligten, welcher in höchstem Maße soziale Komprimierung hervorbrachte. Einige Zeitzeugen identifizierten schon frühzeitig diese Form der Vergemeinschaftung als eine „kriminelle Komplizenschaft“.[51] Kameradschaft konnte Soldaten in Humanität und Altruismus, aber auch in Gewalt und Unmenschlichkeit in einer zweigesichtigen Sozialkultur vereinen; ohne grundsätzlich Widersprüchlichkeit hervorzurufen.

Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg allgemein

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das gedankliche Bild der vermeintlich guten Kameradschaft stufenweise von dem der bösen Kameradschaft abgelöst.[52]

Massengrab des Massaker von Katyn aus Sommer 1942

Die Wurzeln des Konformismus aus der Zeit von Weimar waren so nachhaltig, dass sie bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wirkten. Kriegsveteranen prägten in der Frühzeit der westlichen Bundesrepublik in Sachen Kameradschaft eine opferzentrierte Erinnerungskultur.[53] Ab den Achtzigerjahren des 20. Jahrhunderts wurde man sich vermehrt ihrer Kehrseite gewahr, der Gewalt und der Verbrechen der nationalsozialistischen Zeit.[54]

Die Erfahrung des Kriegsendes von Weltkrieg zwei unterscheidet sich grundlegend von der erfahrenen kollektiven Perspektivlosigkeit nach Verlust des Ersten Weltkrieges 1918. Viele entlassene Kriegsgefangene oder Demobilisierte konnten sich rasch beruflich wieder eingliedern und "zivilisierten" sich rasch.[55] Die unmittelbar und körperlich erfahrene Niederlage sowie die deckende alliierte Besatzung boten weder Raum noch Motivation für verklärend positive Kriegserinnerungen und sohin keinen Boden für reaktionäre Kameradenbünde.

Im Laufe der weitern Geschichte der Bundesrepublik zog sich der Kameradschaftsbegriff aus dem öffentlichen Raum zurück. Er verengte sich vorwiedend auf das Umfeld der Bundeswehr. Dabei verblieb es auch auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts. Hinzu kam die zeitglich zunehmende Hinterfragung des Begriffs durch die historische Aufarbeitung der Kriegsverbrechen, auch der Wehrmacht, im Zweiten Weltkrieg („Kultur des Gewissens“).[56] Der Bedeutungsverlust des Kameradschaftsbegriffs setzte sich mit der Verkleinerung der Bundeswehr im wiedervereinigten Deutschland weiter fort.

Weiterer Aspekt im akademischen Diskurs hierzu ist die sogenannte männliche Leitbildfunktion des Kameraden aus der späten Weimarer und der folgenden Zeit des Nationalsozialistismus – und ihre Ablösung durch heute gültige, deutlich mehr individualistisch geprägte, gesellschaftliche Normen.[57]

Sozialismus

Kinoplakat 1932

Nach einer sozialistischen These Radbruchs gibt es echte Kameradschaft nur in solchen Personengruppen, welche in einer gemeinsamen Sache, Werk oder Arbeit miteinander verbunden sind und dabei nur in einer „Gemeinschaft“: „Kameradschaft, Gemeinsinn und Arbeitsfreude sind die drei Grundgedanken sozialistischer Sittlichkeit“. Die höchste Form eines Kameraden wäre demnach der Genosse.

Radbruch formulierte: „Die Gemeinschaft fordert im Verhältnis ihrer Glieder: Kameradschaft; im Verhältnis jedes ihrer Glieder zur Gemeinschaft selbst: Gemeinsinn.“ Er sprach zudem von der „Brüderlichkeit“, dem „Gedanken der Gleichheit alles dessen was Menschenantlitz trägt“ und der „christlichen Liebe“ die der sozialistischen Kameradschaft zur Seite trete und ihrem Wesen nach „Nächstenliebe“ sei, als Elemente einer „Verwandtschaft“ zwischen Sozialismus und Christentum. Er bekannte sich einschränkend aber zu einer „diesseitsfrohen Religiosität“ und bezeichnete die „Bejahung des Lebens“ als Religion.

Die Formulierung Alle Menschen sind Brüder! sah er als schönen Traum. „Alle Menschen sind Kameraden!“ wäre „eine noch nicht greifbare“, aber „doch sichtbare Möglichkeit“. Er merkte an, dass dies eine nüchterne Betrachtung sei. Er schrieb in seiner Kulturlehre des Sozialismus 1922 es wäre durchaus ein neues Gemeinschaftsgefühl feststellbar und nimmt Bezug auf den amerikanischen Dichter Walt Whitman (1819–1892). In seiner Lyrik thematisierte Whitman die Schönheit der Natur und die Demokratie seines Landes und beeinflusste nicht nur die US-amerikanische Literatur, sondern auch den europäischen Naturalismus und Expressionismus. Radbruch bezeichnete ihn in Abgrenzung zum romantischen Kameradschaftsbegriff abwertend als einen „Sänger“.[58]

Der deutsch-französische „Versöhnungsfilm“ aus der Zwischenkriegszeit Kameradschaft, handelt von einem Grubenunglück an der Grenze, bei dem deutsche verunglückte französische Bergwerksarbeiter retten. Auszug aus dem Filmdialog: „Kameraden! Was der französische Kamerad gesagt hat, hab ich nicht verstehen können. Aber was er gemeint hat, haben wir alle verstanden. Weil es egal ist, ob Deutscher oder Franzose. Arbeiter sind wir alle. Und Kumpel is Kumpel. Aber warum halten wir nur zusammen, wenn’s uns dreckig geht? Oder soll’n wir ruhig zuseh’n, bis man uns wieder soweit verhetzt hat, dass wir uns im Krieg gegenseitig totschießen?“

Der Filmkritiker Siegfried Kracauer analysierte: „Pabst gibt sich nicht damit zufrieden, den Nationalismus anzuprangern, er interpretiert ihn im sozialistischen Sinne.“[59]

Der Kinofilm wurde vom deutschen Ausschuss des Völkerbund-Komitees für die Annäherung der Völker durch den Film ausgezeichnet. Vor dem Filmhintergrund des Grubenunglück von Courrières 1906, welches abgewandelt filmisch in die Filmentstehungszeit verlegt wurde und der zu dieser Zeit diskutierten Völkerbundidee thematisierte Georg Wilhelm Pabst die internationale Solidarität. Der Film war kommerziell aber nicht erfolgreich und spielte nur etwa ein Drittel seiner Produktionskosten wieder ein. Vom rechtsstehenden Teil der deutschen Presse wurde er verrissen. Der Regisseur wurde später in die Ehrenlegion aufgenommen. Zur Weltausstellung in Brüssel 1958 wird Kameradschaft von einer internationalen Kritiker-Jury unter die 30 besten Filme aller Zeiten gewählt. Genau betrachtet vermischt er den Begriff Kumpel (Umgangssprachlich: Bergmann od. Freund) mit dem der Kameradschaft und deutet auch diese beiden in „sozialistischem Sinne“. Seiner dargestellten These nach, vermag Sozialismus und Kameradschaft Katastrophenfolgen, Bergwerkshierarchien, Kultur- und Sprachbarrieren, Formalismus, Gesellschaftsschranken, Nationalismus und Nachkriegsfeindschaften, sowie alle Indoktrinationen auszuhebeln.[60][61] Courrières wurde bereits zuvor im linken Lager – vor dem Hintergrund der notdürftig beigelegten Ersten Marokkokrise – zum Symbol von Völkerverständigung, auch durch erfolgte grenzübergreifende Hilfsdienste. In der Presse wurde ein kollegialer Abschiedsausspruch eines französischen Feuerwehrmanns gegenüber einem deutschen zitiert: „Hol der Deuvel die ganze Marokkokrise.“[62]

Bundeswehr

Besondere Bedeutung hat die Kameradschaft in der soldatischen Gemeinschaft. Insbesondere bedeutet dies die Pflicht jedes Soldaten, seinem Kameraden unter allen Umständen – auch unter Lebensgefahr – beizustehen. Das besondere an der soldatischen Kameradschaft ist, dass sie nicht an persönliche Verbundenheit im Sinne von Freundschaft, Kumpanei o. ä. gebunden ist, sondern von jedem Soldaten als Dienstpflicht gefordert wird. Dies ergibt sich in der Bundesrepublik Deutschland aus § 12 Soldatengesetz (SG). Ihre Regelungsbedürftigkeit ergibt sich daraus, dass sie sozial in einem Spannungsverhältnis zu einer anderen soldatischen Pflicht stehen kann, der des „Gehorsams“. Die Kameradschaft verpflichtet alle Soldaten, die Würde, die Ehre und die Rechte des Kameraden zu achten und ihm in Not und Gefahr beizustehen. Die Pflicht zur Kameradschaft schließt gegenseitige Anerkennung, Rücksicht und Achtung fremder Anschauungen ein. Kameraden mit entsprechenden Rechten und Pflichten können nur Soldaten im Sinne des Soldatengesetzes sein.

„Kameradschaft ist nicht etwas, was sich der Soldat aussuchen kann – sie ist dem Soldaten befohlen. Sie vollzieht sich nicht nur horizontal, sondern auch vertikal – nicht nur von unten nach oben, sondern auch von oben nach unten.“

Immo von Schnurbein KzS a.D. Kdt Gorch Fock
Lovro Kuhar (* 1893 in Köttlach Österreich-Ungarn /† 1950 in Maribor Jugoslawien), Schriftsteller/kommunistischer Politiker, Foto seines Geburtsortes.

In offiziellen und teiloffiziellen Darstellungen wird „Kameradschaft“ als eine der Tugenden von Soldaten eingefordert, beschworen und mitunter verherrlicht[63]. Andere Quellen, wie unter anderem Autobiographien und Romane, zeichnen aber ein differenzierteres Bild von Kameradschaft.[21] Mit Hilfe des slowenischen Kriegsroman Doberdò von Lovro Kuhar[64], zeigt die Soziologin Sabine A. Haring auf, dass Kuhar im Jahr 1940 mit seinem Roman neben anderem auch eine „authentische“ Beschreibung des Kriegsalltags des einfachen Soldaten in der multi-ethnischen – umgangssprachlich meist k.u.k. Armee genannten – Österreichisch-Ungarischen Armee im Sinne einer „Gegenerinnerung“ zu offiziellen oder semi-offiziellen Darstellungen vorgelegt hat. Er schilderte den Drill und die Repression, die nicht zuletzt physischen Entbehrungen und den Kampf ums Überleben in den Isonzoschlachten des Ersten Weltkriegs, aus einer nationalslowenischen Perspektive.

Frühere Soldaten wahren häufig die Traditionen aktiver, aber auch ehemaliger militärischer Einheiten und schließen sich häufig in Kameradschaften zusammen. So bildet die „Reservistenkameradschaft“ die kleinste Organisationseinheit des Reservistenverbandes.

Kameradschaft in Konzentrationslagern

Schwur von Buchenwald, 19. April 1945

Auch KZ-Häftlinge redeten einander mit „Kamerad“ an. Im Schwur von Buchenwald heißt es: „… Das sind wir unseren gemordeten Kameraden und ihren Angehörigen schuldig.“

Im Jahr 1946 veröffentlichte Heinrich Christian Meier seine Erinnerungen als Überlebender des KZ Neuengamme. Er beschreibt das Kameradschaft unter den Bedingungen eines KZs, zu so etwas wie einem Automatismus – zwischen „Kreaturen“ die „dem Tod in die Arme laufen“ – werden kann: „Es hat immer mein Gewissen bedrückt, dass ich - wenn es mir gelang - einen Kameraden von einem gefährlichen Transport zurückzuhalten, vielleicht automatisch einen anderen nötigte, dem Tod in die Arme zu laufen. Wir alle waren Kreaturen, und es liegt mir fern, unsere Taten, hinterher zu vergöttlichen.“[65]

Der Historiker und wissenschaftliche Mitarbeiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme Hermann Kaienburg kommt in seinen Untersuchungen zu Solidarität und Widerstand zu dem Ergebnis: „Nicht Kameradschaft und gegenseitige Hilfe, sondern Gewalt, Elend und Verzweiflung bildeten die dominierenden alltäglichen Erfahrungen der meisten KZ-Gefangenen; daran änderte sich bis 1945 wenig. Solidarität oder gar Widerstand bildeten ein seltene Ausnahme.“ Den Häftlingen, denen es gelang, „dieses System der Hoffnungslosigkeit“ zu überleben und darüber zu berichten, erschien es fast unglaublich, dennoch so etwas wie Menschlichkeit und Solidarität erlebt zu haben. Dieses Ergebnis kann wohl für alle KZs angenommen werden.[66][67] Oft verdankten sie ihr Überleben der Kameradschaft in Form von Solidarität.

Viele Aspekte menschlicher Sprache fanden sich in den Sprachkonventionen der KZs wieder. In vielen KZs waren zudem Angehörige von 35 bis 40 verschiedenen Völkern oder Volksgruppen versammelt. Ältere Häftlinge bekamen in der Lagersprache der KZs – welche als „Lagerszpracha“ bezeichnet wird – oft die Betitelung „alte Nummer“. Ein typischer Lagerausdruck für Häftlinge im letzten Stadium der Entkräftung war Muselmann. Somit sprachen sich die KZ-Häftlinge – neben der Anrede Kamerad – mit den verschiedensten Bezeichnungen an. Genauso wenig wie dem „landläufigen Verständnis“ zum Beispiel von Begriffen wie „Gesellschaft“ oder „Gemeinschaft“, entsprach die sprachliche Situation in den nationalsozialistischen KZs gängigem Verhalten im sozialen Gefüge.[68]

Missbräuchliche Begriffsverwendungen

Feuerwehren und Hilfsorganisationen

21. Juli 1985: „Deutsch-deutsche Kameradschaft“ – Die DDR-Feuerwehr-Auswahlmannschaft des Deutschen Feuerwehrverbandes, die FF Beselich-Obertiefenbach.[69]

Der Begriff der Kameradschaft ist bei der Feuerwehr stark verbreitet. Die Feuerwehr-Kameradschaft endet nicht an Staats- oder Ländergrenzen, sondern wird auch auf internationaler Ebene gepflegt.[70] Er findet beim Technischen Hilfswerk, bei dem diese Forderung im 6. Leitsatz verankert ist, ebenfalls Verwendung. Auch bei anderen Hilfsorganisationen, zum Beispiel beim Deutschen Roten Kreuz oder der darin organisierten Bergwacht und Wasserwacht, wird der Begriff und die Anrede Kamerad stellenweise verwendet.

Kritik am Konzept

Kameradschaft kann übermotivieren und zu Selbstüberschätzungen in der Gruppe oder Organisation führen, zu Handlungen verleiten, welche ein Mitglied sonst unterlassen würde, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit liefern, so etwas wie einen Freundschafts- oder Familienersatz darstellen, in stark übersteigerter und falsch verstandener Form das Gespür für eigene Verantwortung abhandenkommen lassen, zur Verleugnung eigener religiöser oder weltanschaulicher Überzeugungen bis hin zu Kriminalität und Unmenschlichkeiten verleiten, zu Selbstverleugnung, unbedingtem Gehorsam, Automatismus im menschlichen Handeln und völliger Selbstvernachlässigung führen und dies im Besonderen im Zusammenhang mit Ideologien, Weltanschauungen, politischen Strömungen und damit oft einhergehendem Fanatismus.[71]

Exkurse

Kameradschaftsehe

Die sog. Kameradschaftsehe ist keine spezifische Ausprägung einer Personengruppe ohne freiwilligen Zusammenschluss (sozialen Gruppe). Vielmehr ist es ein persönlicher Zweibund als Ehe unter bewusster und weitgehender Auslassung der körperlichen Nähe (Intimität).

In der Zeit der sogenannten Emanzipation von bürgerlichen Normen während des 20. Jahrhunderts wurde auch diese Form der Ehe als neue Form erörtert[72]. Sie ist insbesondere in der Weimarer Zeit eingehend debattiert worden[73] sowie in Österreich von Stefan Zweig und in den USA von Autoren wie Ben Lindsey und Wainwright Evans.

Männerbünde im Nationalsozialismus

Sie sind ähnlich einer Kameradschaft eine Schwurgemeinschaft von Männern mit einem definierten gemeinsamen, meist elitäres Ziel.

NS-Organisationen wie die SS bezogen sich rückgreifend auf antike indogermanische oder „arische“ Männerbünde.[74] Das Männerbild des Nationalsozialismus grenzte sich klar zu dem der Weimarer Republik ab. Kühne verweist auf die Relevanz des Leitbildes der Kameradschaft.[75]

Im 20. Jahrhundert entwickelte sich die Zentralbedeutung des Kameradschaftsbegriffs.[76] Die „Schützengrabenkameradschaft“ des Ersten Weltkriegs galt Inbegriff der "Geborgenheit einer Gemeinschaft" gleichrangiger Männer. Die NS-Propaganda wandelte diese in zweierlei Hinsicht ab: Einerseits ins Hierarchische, andererseits ins Heroisch-Martialische. Die Frontkameradschaft war nun die „Keimzelle eines neuen Menschen“.[77] Elemente des spezifisch deutschen Männerbund-Gedankens wurden hierbei mit sogenannten völkischem oder germanenkundlichen Gedankeng vermengt.[78] So erklärt sich aus dieser Konzeption auch die zentrale Bedeutung der auf Führung und Gefolgschaft basierenden, männerbündisch organisierten Organisationen wie SA, SS, Hitler-Jugend bis hin zu den Eliteverbänden wie der Leibstandarte Adolf Hitler.[79]

Anderes

Kameradschaften sind ebenfalls die kleinsten Organisationseinheiten im Kyffhäuserbund. In der Kameradschaft 248 GSU e. V. haben sich wiederum Geschichtsinteressierte sowie Ehemalige der früheren 248 German Security Unit der britischen Militärpolizei in Berlin organisiert.

Literatur

Wiktionary: Kameradschaft – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. siehe etwa Gundula Gahlen: Das bayerische Offizierskorps 1815–1866, Kapitel VII. Geistiger Zusammenhalt und gesellschaftliches Leben , Abschnitt 1. Korpsgeist und Kameradschaft, S. 477.
  2. Sven Grüneisen: Kameradschaft in Militärorganisationen – Kameradschaft in Extremsituationen (PDF-Datei), 2010. In: Uni-Bielefeld.de.
  3. https://www.dwds.de/wb/Kameradschaft
  4. Gustav Radbruch: Kulturphilosophische und kulturhistorische Schriften. C.F. Müller GmbH, 2002, S. 66.
  5. a b http://www.uni-bielefeld.de/soz/personen/kuehl/pdf/Kuehl-Stefan-Working-Paper-15_2017-Die_ungewollten_Nebenfolgen_von_Kameradschaft_05.09.2017.pdf
  6. Andrea SPILLINGER: ...die afghanische Armee [ist] in wenigen Tagen zusammengebrochen, Neue Zürcher Zeitung vom 16.08.2021, abgerufen am 27.06.2024, digitale Referenz Trotz Milliardenhilfen ist die vom Westen aufgebaute afghanische Armee in wenigen Tagen zusammengebrochen – wie war das möglich?
  7. Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik: Vorschläge für eine neue deutsche Rüstungspolitik - Fragmentierung der Zuständigkeiten, in DGAP Policy Brief, Berlin 2020, Seite 4
  8. Stefan Kühl: Ganz normale Organisationen. Zur Soziologie des Holocaust. Suhrkamp, Berlin 2014, ab S. 162.
  9. Thomas Kühne: „Zwischen Männerbund und Volksgemeinschaft: Hitlers Soldaten und der Mythos Kameradschaft“, in: Archiv für Sozialgeschichte 3, 1998, S. 177f.
  10. http://www.uni-bielefeld.de/soz/personen/kuehl/pdf/Mitgliedschaft-Working-Paper-15062010.pdf
  11. Edward A. Shills und Morris Janowitz: „Cohesion and Disintegration in the Wehrmacht in World War II“, in Public Opinion Quarterly, Vol. 12, 1948, ab S. 280.
  12. Guy L. Siebold, „The Essence of Military Group Cohesion“, in: Armed Forces & Society 33, 2007, S. 286–295
  13. Hartmut Froeschle: Ludwig Uhland und die Romantik. Böhlau: Köln 1973.
  14. Georg Braungart, Stefan Knödler, Helmuth Mojem und Wiebke Ratzeburg (Hrsg.): Ludwig Uhland. Tübinger Linksradikaler Nationaldichter. Tübingen 2012
  15. Rezensionen zu „Ich hatt’ einen Kameraden“
  16. Uli Otto, Eginhard König: Ich hatt’ einen Kameraden… Mainz 1999
  17. Rezension zur Habilitationsschrift von Thomas Kühne, Kameradschaft, Göttingen 2006, auf literaturkritik.de
  18. Josef Schneider: Lebensweisheit für Deutsche, besonders Reichswehr und Polizei, Offene Worte, Charlottenburg, Berlin 1926, S. 131.
  19. Thomas Kühne: Kameradschaft: die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert, Vandenhoeck & Ruprecht, 2006, S. 49, 50.
  20. Der Kitt der Wehrmacht. In: FAZ.net. 16. August 2006, abgerufen am 28. Januar 2024.
  21. a b Sabine A. Haring: „Kameradschaft“ in der Habsburger Armee. (PDF; 783 kB) Eine emotionssoziologische Annäherung. In: lithes.uni-graz.at. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 29. Juni 2021; abgerufen am 8. April 2024.
  22. Richard Braun: Individualismus und Gemeinschaft in der deutschen Jugendbewegung, Ph.D. dissertation, Uni Erlangen (1929), S. 42, 45, 52, 88.
  23. Richard Braun: Individualismus und Gemeinschaft in der deutschen Jugendbewegung, Ph.D. dissertation, Uni Erlangen (1929), S. 35.
  24. Thomas Kühne: Kameradschaft: die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert, Vandenhoeck & Ruprecht, 2006, S. 85.
  25. Thomas Kühne: Kameradschaft: die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert, Vandenhoeck & Ruprecht, 2006, S. 85.
  26. Ulfried Geuter: Homosexualität in der deutschen Jugendbewegung. Jungenfreundschaft und Sexualität im Diskurs von Jugendbewegung, Psychoanalyse und Jugendpsychologie am Beginn des 20. Jahrhunderts. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1994, S. 184.
  27. https://jugend1918-1945.de/portal/jugend/thema.aspx?root=26635&id=3444#prettyPhoto
  28. https://web.archive.org/web/20060503145153/http://www.ghwk.de/sonderausstellung/schwarzer_haufen/schwarzer-haufen.htm
  29. Zitiert bei: Michael Mitterauer: Sozialgeschichte der Jugend, Suhrkamp, 1986, S. 226. Zitat vonb Josefa Fischer 1932, S. 39., digitale Referenz [[1]]
  30. Militarismus vor 1933. Jugend! Deutschland 1918 bis 1945. In: jugend1918-1945.de. NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln, 18. April 2016, abgerufen am 8. März 2024.
  31. a b https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/rezbuecher-7694
  32. Susanne Böhm: Deutsche Christen in der Thüringer evangelischen Kirche (1928–1945), Evangelische Verlagsanstalt, 2008.
  33. Georg Heuberger (Hrsg.): Abgestempelt. Judenfeindliche Postkarten. Auf der Grundlage der Sammlung Wolfgang Haney, Heidelberg 1999, S. 268.
  34. Raphael Gross: Anständig geblieben. Nationalsozialistische Moral, Frankfurt a. M. 2010.
  35. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ab S. 89.
  36. Frank Bajohr: Neuere Täterforschung, Version: 1.0, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 18. Juni 2013
  37. Sebastian Haffner: Geschichte eines Deutschen. Auf presseportal.de
  38. S. Haffner: Manuskript: Das Gift der Kameradschaft. In: zeit.de. 16. Mai 2002, abgerufen am 27. Januar 2024.
  39. Detlev Peukert: Die Weimarer Republik: Krisenjahre der Klassischen Moderne, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1987, S. 165.
  40. Sebastian Haffner: Geschichte eines Deutschen: Die Erinnerungen 1914–1933. Stuttgart/ München 2000, S. 257–259.
  41. Nie wieder Krieg! : Berliner Lehrerinnen und Lehrer erinnern sich an das Jahr 1945, die Zeit davor und die Zeit danach, Hrsg. von Monika Römer-Jacobs und Bruno Schonig, Verlag: GEW-Berlin, West-Berlin, 1986.
  42. Andreas Kraas: Lehrerlager 1932–1945: politische Funktion und pädagogische Gestaltung, 2004, Julius Klinkhardt Verlag, S. 275.
  43. Thomas Kühne, Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert, Göttingen 2006.
  44. Thomas Kühne: Belonging and Genocide. Hitler’s Community 1918–1945, New Haven 2010.
  45. Frank Bajohr/Dieter Pohl: Der Holocaust als offenes Geheimnis. Die Deutschen, die NS-Führung und die Alliierten, München 2006; Bernward Dörner: Die Deutschen und der Holocaust. Was niemand wissen wollte, aber jeder wissen konnte, Berlin 2007; Peter Longerich: „Davon haben wir nichts gewusst!“ Die Deutschen und die Judenverfolgung 1933–1945, München 2006.
  46. Harald Welzer/Sönke Neitzel: Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben, Frankfurt a. M. 2011.
  47. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, S. 272.
  48. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, S. 187.
  49. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, S. 108.
  50. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ab S. 151.
  51. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, S. 135.
  52. Vom guten Kameraden zur bösen Kameradschaft 1945–1995, in: Rezension zur Habilitationsschrift von Thomas Kühne, Kameradschaft, Göttingen 2006, auf literaturkritik.de
  53. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jh. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, S. 230.
  54. a. a. O., ab S. 263.
  55. a. a. O., ab S. 226.
  56. a. a. O., ab S. 231.
  57. Clio-online – Historisches Fachinformationssystem e.V.: Arbeitskreis Historische Friedensforschung – Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert
  58. Gustav Radbruch: Kulturphilosophische und kulturhistorische Schriften, C.F. Müller GmbH, 2002, S. 66
  59. Siegfried Kracauer: Von Caligari zu Hitler; Suhrkamp Verlag, Frankfurt/Main 1979
  60. http://www.goethe.de/ges/prj/nzv/ret/de13395439.htm
  61. http://www.cinegraph.de/lexikon/Pabst_GW/biografie.html
  62. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, S. 61.
  63. Heinz von Lichem: Spielhahnstoß und Edelweiß. Die Friedens- und Kriegsgeschichte der Tiroler Hochgebirgstruppe „Die Kaiserschützen“ von ihren Anfängen bis 1918: k.k. Tiroler Landesschützen-Kaiserschützen-Regimenter Nr. I – Nr. II – Nr. III. Graz: Stocker 1977, Hermann Fröhlich: Geschichte des steirischen k.u.k. Infanterie-Regimentes Nr.27 für den Zeitraum des Weltkrieges 1914–1918. Bd. 1–2. Innsbruck: Wagner’sche Universitäts-Buchdruckerei, 1937.
  64. Lovro Kuhar (Pseudonym Prežihov Voranc): Doberdò.(Do-berdob. Vojni roman slovenskega naroda. Ljubljana 1940.) Aus dem Slowenischen von Karin Almasy (Teile 2 und 4) und Klaus Detlef Olaf (Teile 1/3). Klagenfurt/Celovec; Ljubljana/Laibach; Wien/Dunaj: Hermagoras/Mohorjeva založba 2008–2009.
  65. Heinrich Christian Meier: So war es. 1946
  66. Hermann Kaienburg: Freundschaft? Kameradschaft? ... Wie kann das möglich sein? Solidarität, Widerstand und die Rolle der „roten Kapos“ in Neuengamme, in KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Herausgeber, Abgeleitete Macht - Funktionshäftlinge zwischen Widerstand und Kollabriation. Beiträge zur nationalsozialistischen Verfolgung in Norddeutschland, Heft 4, Bremen 1998, S. 29.
  67. Johann Klarmann: Die erneute Demuetigung: Hamburgs Umgang mit dem ehemaligen Konzentrationslager Neugamme von 1945 bis 1985
  68. Arbeitskreis Zukunft braucht Erinnerung: Sprache in nationalsozialistischen Konzentrationslager – Theorie und Empirie der „Lagerszpracha“
  69. Franz-Josef Sehr: Feuerwehr-Freundschaft begann zuvor – Beselich und Nationalmannschaft der DDR bei CTIF. In: Florian Hessen 7/2015. Henrich Druck+Medien, Wiesbaden 2015, S. 22–23.
  70. Franz-Josef Sehr: Feuerwehrkameradschaft international. In: Florian Hessen 9/1989. Munkelt Verlag, 1989, ISSN 0936-5370, S. 32–33.
  71. Thomas Kühne: Kameradschaft. Die Soldaten des nationalsozialistischen Krieges und das 20. Jahrhundert. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006
  72. Kristine von Soden: Frauen und Frauenbewegung in der Weimarer Republik. In: Die wilden Zwanziger. Weimar und die Welt 1919-33. Hrsg. v. Lusk, Irene/ Dietz, Gabriele. Berlin 1986. S. 123.
  73. Ute Frevert: 1918 – die Zukunft wird weiblicher. In: nzz.ch. 6. Oktober 2018, abgerufen am 29. Januar 2024.
  74. Stig Wikander: Der arische Männerbund, (1938).
  75. Thomas Kühne: Männergeschichte als Geschlechtergeschichte, Frankfurt am Main 1996 (Geschichte und Geschlechter 14), S. 7–30.
  76. Thomas Kühne: Männergeschichte als Geschlechtergeschichte, in: Thomas Kühne (Hrsg.): Männergeschichte – Geschlechtergeschichte: Männlichkeit im Wandel der Moderne, Frankfurt am Main 1996 (Geschichte und Geschlechter 14), S. 20.
  77. Thomas Kühne: „… aus diesem Krieg werden nicht nur harte Männer heimkehren“: Kriegskameradschaft und Männlichkeit im 20. Jahrhundert, Frankfurt am Main 1996 (Geschichte und Geschlechter 14), S. 174–192.
  78. Klaus von See: Politische Männerbundideologie von der wilhelminischen Zeit bis zum Nationalsozialismus, in: Gisela Völger u. a. (Hrsg.): Männerbande, Männerbünde: Zur Rolle des Mannes im Kulturvergleich, Köln 1990, Vol. 1, S. 158.
  79. Klaus von See: Politische Männerbundideologie von der wilhelminischen Zeit bis zum Nationalsozialismus, Köln 1990, Seite 101.