Helene Haeusler

Helene Haeusler (geboren 1904 in Metz, Lothringen; gestorben 1987 in Sonneberg, DDR) war eine deutsche Spielzeug-Designerin, die therapeutisches Spielzeug für behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene entwickelte.[1]

Leben

Über Helene Haeuslers Kindheit ist wenig bekannt. Sie hatte zwei Geschwister und 1911 zog die Familie nach Magdeburg. Der Vater fiel 1914 im Ersten Weltkrieg, woraufhin die Mutter mit den Kindern zu ihren Eltern nach Kassel zog. Haeusler beendete dort 1921 ihre Schulbildung und lernte zunächst bei Wolfsburg in einem kleineren landwirtschaftlichen Betrieb Haushaltsführung und besuchte danach zwei Semester lang die Textilklasse der Kunstgewerbeschule in Kassel. Auf Wunsch ihres Großvaters folgte sie zunächst nicht ihren künstlerischen Ambitionen, sondern absolvierte am Fröbel-Seminar eine Ausbildung zur Kindergärtnerin (heute Erzieherin), die sie 1924 abschloss. Helene Haeusler hörte danach Vorlesungen in Kunstgeschichte in Hamburg. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie als Verkäuferin in den Hansa-Werkstätten. Nach einem Jahr begann sie den Studiengang Buch- und Gebrauchsgraphik an der Staatlichen Kunstgewerbeschule in München. Die Klasse leitete Professor F. H. Ehmcke. Während ihrer zweijährigen Ausbildung dort zeichnete Haeusler Schriften, entwarf Drucksachen und arbeitete mit Holz- und Linoldruck. Sie soll sie in dieser Phase das Logo von Wella-Haarpflege gestaltet haben. Parallel begann sie auch dreidimensional zu arbeiten und fertigte Krippenfiguren und Puppen.

Im Juni 1927 nahm Haeusler ein Arbeitsangebot in Sonneberg, Thüringen, an und begann als Directrice für die Puppenfabrik von Martin Eichhorn zu arbeiten. Ein Jahr lang entwarf und nähte sie dort Muster für Puppenkleidung, bewarb sich aber dann bei der renommierteren Spielzeug-Firma Cuno & Otto Dressel. 1931 brachte die Firma die von Helene Haeusler entworfene Puppe „Heinerle“ in zwei Ausführungen (groß und klein) auf den Markt. Im Juli 1932 gründete Haeussler ihre erste eigene Werkstatt und arbeitete nur noch in Teilzeit bei Cuno & Dressel.

1934 wurde Helene Haeusler in München Mutter einer unehelich geborenen Tochter namens Gabriele, der Vater Otto Gumpert, ein Prokurist bei Cuno & Dressel war verheiratet. Bis 1940 verrichtete die alleinerziehende Mutter Gelegenheitsarbeiten als Graphikerin, aber auch als Schneiderin, Putzfrau oder Gärtnerin. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 arbeitete sie als Haushälterin und Kinderfrau im Haushalt einer kinderreichen Familie in München. Die Nachkriegsjahre verbrachte Haeusler in Schlederloh bei Wolfrathshausen und arbeitet weiter als Kinderfrau und Wäscherin. Ihre kleine Puppenproduktion warf kaum Erträge ab, sodass sie in recht ärmlichen Verhältnissen leben musste.

1954 kehrte Haeusler nach Sonneberg zurück und begann dort an der Fachschule für angewandte Kunst als Lehrerin für Spielzeugdesign zu arbeiten. Renate Müller, eine Schülerin Helene Haeuslers an der Sonneberger Fachschule, die selbst eine erfolgreiche Spielzeug-Designerin wurde, sagte über Helene Häusler: „Sie war vom Bauhaus beeinflusst, einfache Formgebung und Naturmaterialien waren ihr Ideal. Sie hatte ihren Studentinnen schon Ende der Fünfziger Zuckersäcke mitgebracht, aus denen die ersten mit Holzwolle gestopften Rupfentiere entstanden. In Sonneberg, wo sich alles ums Plüschtier drehte, war dieses Material eine Provokation.“[2]

In den sechziger Jahren begann Haeusler spezielles therapeutisches Spielzeug für Kinder mit Behinderungen zu entwerfen. Es sollte möglichst robust sein, taktile Erfahrungen fördern und die Fantasie der Spielenden anregen. 1965 ging Haeusler in den Ruhestand, beendete ihre Lehrtätigkeit, um 1966 mit einigen ehemaligen Schülerinnen eine eigene Werkstatt für die Produktion therapeutischen Spielzeugs in Jena („Jenaspiel“) zu gründen. Das Projekt scheiterte jedoch am Widerstand der DDR-Bürokratie, Haeusler wurde die Genehmigung nicht erteilt. Erst ab 1967 gelang es Haeusler, ihre therapeutischen Spielzeuge produzieren zu lassen. Die Sonneberger Firma H. Josef Leven KG erzielte damit große Verkaufserfolge, auch im Export in die Bundesrepublik.

1977 gründete Haeusler in Sonneberg eine Förderwerkstatt, in der geistig behinderte Menschen Puppen nähten und anderes Spielzeug anfertigten. Sie hatte viele Kontakte zu therapeutischen Einrichtungen für Behinderte im DDR-Gebiet und ließ auch in den dortigen Werkstätten Spielzeug produzieren. Haeusler starb im Sommer 1987 in Sonneberg.

Auszeichnungen

Helene Haeusler wurde 1982 der Designpreis der DDR verliehen. In Berlin wurde eine Förderschule für geistig behinderte Kinder und Jugendliche im Bezirk Pankow nach Helene Haeusler benannt.[3]

Literatur

  • Helene Haeusler: Leben und Schaffen einer Spielzeuggestalterin, Dagmar Lüder. Sammlung Industrielle Gestaltung. Berlin 1995.

Film

  • Spielzeug für die Schwächeren – Helene Haeusler, DEFA-Studio für Dokumentarfilme, 1986[4]

Einzelnachweise

  1. Helene Haeusler: Leben und Schaffen einer Spielzeuggestalterin, Dagmar Lüder. Sammlung Industrielle Gestaltung. Berlin 1995.
  2. Glück im Spiel, Interview mit Renate Müller im Süddeutsche Zeitung Magazin, Heft 30/2013, abgerufen am 23. Februar 2016
  3. Homepage der Helene-Haeusler-Schule in Berlin (Memento des Originals vom 10. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.helene-haeusler-schule.de
  4. Homepage der DEFA-Stiftung, abgerufen am 2. März 2016