Daniel Mütze

Daniel Mütze (getauft am 24. Januar 1683 in Bringhausen; † 23. Mai 1741 in Sachsenberg (Lichtenfels)) war ein deutscher Orgelbauer, der vor allem in Waldeckischen und im Marburger Raum wirkte.

Leben

(Johann) Daniel Mütze wurde als Sohn des Müllers Johann Reinhard Mütze (* 1636 in Sachsenberg) und dessen Ehefrau Anna Elisabeth geb. Jäger geboren. Möglicherweise erlernte Mütze den Orgelbau bei Johann Jacob John oder bei den Brüdern Andreas und Bernhard Reinecke, deren Orgel in Thalitter er nach dem Tod von Andreas Reinecke vollendet.[1] Anschließend ließ er sich in Sachsenberg nieder, wo er 1712/13 das Bürgerrecht erwarb. 1713 heiratete Mütze Anna Elisabeth Menckel in Bromskirchen.[2] Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor, die alle früh verstarben. Mütze selbst starb sechs Wochen nach dem Tod seiner Frau. Sein Neffe Johann Conrad Thiele (am 25. November 1714 getauft; † 29. Oktober 1756), Sohn von Mützes neun Jahre älteren Schwester Anna Catharina, führte die Werkstatt bis zu seinem Tod weiter, konnte das Niveau seines Onkels aber nicht halten.[3]

Werk

Mützes Orgeln lassen westfälische Einflüsse erkennen, was vor allem an der Prospektgestaltung erkennbar ist. Ausgehend vom großen runden oder polygonalen Mittelturm schließen sich niedrigere doppelgeschossige Flachfelder oder Spitztürme an, deren Gesimse nach außen stufenförmig abfallen. Die Prospekte weisen verschiedene Übergangsformen zum mitteldeutschen Normaltyp auf. Bei den erhaltenen Werken verwendete Mütze aber keine Springladen, sondern Schleifladen. Mütze baute vorwiegend kleine einmanualige Orgeln ohne selbstständiges Pedal.

Pfarrer Johann Caspar Sauer, der als Orgelgutachter tätig war, empfahl Mütze für den Orgelneubau in der Marburger Elisabethkirche und schreibt, Mütze sei als Orgelbauer „wohl der renommierteste im Lande, während die in der Nähe wohnenden weniger Wissenschaft hätten und ihre Werke von keiner langen Dauer seien.“[4] Aus finanziellen Gründen wurde dieser Neubau einer dreimanualigen Orgel nicht verwirklicht. Der Unterstützung durch Sauer ist es wohl zu verdanken, dass Mütze etliche Aufträge im Raum Marburg erhielt.[5]

Werkliste

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1704BromskirchenEv. KircheII/P10Zuschreibung: gemeinsames Werk mit Andreas/Bernhard Reinecke?; hängende Pfeifen im mittleren Pfeifenturm; 1913 umgebaut
1713StausebachMariä Himmelfahrt
I9Prospekt erhalten
um 1714SachsenbergEv. KircheI8nicht erhalten
1714–1715Hallenberg
1716–1719KorbachSt. Kilian
1720Mardorf (Amöneburg)St. HubertusII/P261858–1862 Neubau von Friedrich Helbig, der Register von der Vorgängerorgel übernahm; 1977 Neubau von Bernhardt Schmidt hinter hist. Gehäuse von Helbig und Verwendung weniger älterer Register; 2008 Erweiterungsumbau, Sanierung und Teilrestaurierung durch Gerald Woehl[6]
1724AnzefahrSt. MichaelIim 20. Jahrhundert um ein Brustpositiv auf zwei Manuale erweitert; Prospekt und einige Register von Mütze erhalten
1725JesbergEv. Kircheerhalten
1727–1728ThalitterBergkircheI/P14Vollendung des Neubaus von Andreas Reinecke (1724); 1882 Umbau durch Eduard Vogt; Prospekt mit originalen Pfeifen erhalten
1732ArmsfeldEv. KircheI9Älteste erhaltene Orgel im Landkreis Waldeck; bis auf ein Register vollständig erhalten, bei Renovierung 1980 stark beeinträchtigt, 2001 erneute Renovierung durch Dieter Noeske
1733DillichI8nicht erhalten
1737AllendorfSt. Katharina
Prospekt erhalten
1738Sachsenhausen (Waldeck)St Nikolaus
?VöhlMartinskirche1887 nach Ober-Werbe versetzt und dort erhalten,[7] 2012 restauriert

Literatur

  • Gerhard Aumüller: Johann Jacob John, die Brüder Reinecke und ihre Beziehungen zum Orgelbau in Westfalen und Waldeck. In: Westfälische Zeitschrift. Band 145, 1995, S. 73–128.
  • Gerhard Aumüller: Westfälische Stilelemente barocker Orgeln in Waldeck und im Marburger Land. Die Orgelbauer Andreas Reinecke und Daniel Mütze und ihre Beziehungen zum westfälischen Orgelbau. In: Alma mater Philippina. Band 70, 1997, S. 17–21.
  • Eckhard Trinkaus, Gerhard Aumüller: Orgelbau im Landkreis Waldeck-Frankenberg. In: Friedhelm Brusniak, Hartmut Wecker (Hrsg.): Musik in Waldeck-Frankenberg. Musikgeschichte des Landkreises. Bing, Korbach 1997, ISBN 3-87077-098-8, S. 144–202.
  • Eckhard Trinkaus: Orgeln und Orgelbauer im früheren Kreis Ziegenhain (Hessen) (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Band 43). Elwert, Marburg 1981, ISBN 3-7708-0713-8.
  • Franz Vogel: Orgeln im nordwestlichen Hessen. In: Ars Organi. Band 34, 1986, S. 34–40.

Einzelnachweise

  1. Trinkaus, Aumüller: Orgelbau im Landkreis Waldeck-Frankenberg. 1997, S. 182.
  2. Trinkaus: Orgeln und Orgelbauer im früheren Kreis Ziegenhain (Hessen). 1981, S. 268.
  3. Trinkaus, Aumüller: Orgelbau im Landkreis Waldeck-Frankenberg. 1997, S. 191f.
  4. Aumüller: Westfälische Stilelemente barocker Orgeln. 1997, S. 20f.
  5. Aumüller: Westfälische Stilelemente barocker Orgeln. 1997, S. 20.
  6. Orgel in Mardorf. Abgerufen am 16. April 2024.
  7. Orgel in Ober-Werbe. Abgerufen am 16. April 2024.