Dün

Dün
Ausgedehnte Buchen-Plenterwälder prägen den mittleren Dün
Ausgedehnte Buchen-Plenterwälder prägen den mittleren Dün

Ausgedehnte Buchen-Plenterwälder prägen den mittleren Dün

Höchster Gipfel Kuppe im Keulaer Wald (522,3 m ü. NHN)
Lage Landkreise Eichsfeld, Nordhausen, Unstrut-Hainich und Kyffhäuserkreis in Thüringen in Deutschland
Teil der Haupteinheit Ringgau–Hainich–Obereichsfeld–Dün–Hainleite, Thüringer Becken (mit Randplatten)
Einteilung nach Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands
Dün (Thüringen)
Dün (Thüringen)
Koordinaten 51° 22′ N, 10° 15′ OKoordinaten: 51° 22′ N, 10° 15′ O
Typ Schichtstufengebirge
Gestein Muschelkalk
Fläche 270[1] km²

Der Dün, auch Dünwald genannt, ist ein bis 522,3 m ü. NHN[2] hoher, rund 270 km²[1] großer Höhenzug der Nordwestlichen Randplatte des Thüringer Beckens. Er liegt im Nordwesten Thüringens in den Landkreisen Eichsfeld und Nordhausen sowie im Unstrut-Hainich-Kreis und Kyffhäuserkreis. Der Höhenzug ist etwa zur Hälfte bewaldet und besteht aus Muschelkalk.

Geographie

Lage

Der Dün liegt im Städtedreieck von Heiligenstadt (Landkreis Eichsfeld) im Nordwesten, dem etwas vom Höhenzug entfernten Bleicherode (Landkreis Nordhausen) im Nordosten und dem ebenfalls etwas entfernten Mühlhausen (Unstrut-Hainich-Kreis) im Süden.

Die steile Nordflanke des Höhenzugs erstreckt sich in einem knapp 40 km langen, erst südöstlich und dann nordöstlich geneigten Bogen entlang der rund 200 m tiefer gelegenen Täler von Leine und Wipper. Sie reicht von (jeweils südlich der genannten Orte) Heiligenstadt im Westen vorbei an Leinefelde und die Eichsfelder Pforte bei Sollstedt bis Großlohra im Ostnordosten. Von dieser Linie aus dacht der Höhenzug allmählich nach Südosten zum Thüringer Becken zwischen Mühlhausen und Ebeleben ab. Von Heiligenstadt bis zum Rand des Volkenroder Waldes erstreckt sich die Abdachung nach Südosten auf etwa 33 km Länge, weiter östlich deutlich weniger (je nach Stelle und Grenzziehung etwa 11 bis 15 km).

Auf dem westlich der B 247 liegenden Westteil des Höhenzugs breiten sich Teile des Naturparks Eichsfeld-Hainich-Werratal.

Abgrenzung zum Oberen Eichsfeld

Die Südwestgrenze zum Oberen Eichsfeld folgt im Südosten der oberen Unstrut flussaufwärts von Dachrieden bis Dingelstädt und im Nordwesten der Geislede von Kreuzebra über Geisleden bis Heiligenstadt. Am Sattel südöstlich Kreuzebras beträgt die Geländehöhe knapp 470 m.

Abgrenzung zur Hainleite

Das mittlere Helbetal der Helbe von seinem nördlichsten Punkt aus südostwärts bis Wiedermuth nördlich Ebelebens bildet eine vergleichsweise scharfe südliche Ostgrenze zur Hainleite.

Nach Norden verwischt diese Grenze etwas; von Nord nach Süd verläuft die Grenze von Großlohra bis zur Helbe wie folgt: Renkgraben mit Landesstraße 1016, Wurzelweg (L 1033), Kaltes Tal und Martinsgrund.

Diese Grenzziehung entspricht insbesondere den Benennungen von Schutzgebieten; so verläuft entlang des Wurzelweges und des Renkgrabentals die Grenze vom Landschaftsschutzgebiet Dün–Helbetal zum Naturschutzgebiet Westliche Hainleite. Auch entspricht sie den Bezeichnungen auf Karten. Der Bergsattel zwischen beiden Höhenzügen liegt hiernach auf gut 410 m am Wurzelweg.

Im Gebiet um Sollstedt wird landläufig üblicherweise ein etwas anderer Grenzverlauf angenommen, siehe den entsprechenden Abschnitt im Hainleite-Artikel, insbesondere den folgenden Unterabschnitt.

Naturräumliche Zuordnung

Nach der Einteilung des Handbuchs der naturräumlichen Gliederung Deutschlands[3] nebst Blatt Kassel (1969)[4] ist der Dün wie folgt zugeordnet:

Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) hat eine etwas abweichende Gliederung entsprechend den Landschaftssteckbriefen erstellt:

  • 48301 Dün und Hainleite (für die überwiegend bewaldeten nördlichen Anteile des Dün)[6]
  • 48300 Ringau Obereichsfeld sowie Südabdachung von Dün und Hainleite (für die überwiegend unbewaldete Südabdachung des Dün)[7]

Die Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG) verfügt über ein etwas gröberes naturräumliches System, wonach der Dün in der Einheit Hainich–Dün–Hainleite liegt.[8]

Berge und Erhebungen

Blick aus Richtung des Zementwerks Deuna ostwärts nach Vollenborn am Dün
Blick zum westlichen Dün mit dem Heiligenberg bei Wingerode

Zu den Bergen und Erhebungen des Dün und seiner Südabdachung gehören – sortiert nach Höhe in Meter (m) über Normalhöhennull (NHN):[2]

Geologie

Felsabbruch im Dün: Die Teufelslöcher bei Hüpstedt

Der oberflächennahe geologische Untergrund im Dün wird fast ausschließlich von den Kalken und Mergeln sowie tonigen Zwischenlagen des Unteren Muschelkalks gebildet.

Der Steilhang des Dün ist als Schichtstufe ausgebildet. Hauptstufenbildner ist der Obere Wellenkalk und im Speziellen die sogenannte Schaumkalkzone, ein Abschnitt des Unteren Muschelkalks. Am Mittelhang stehen die plattigen Wechsellagen des Unteren Wellenkalks an. Der Fuß des Stufenhangs wird von den Roten Schiefertonen und vom Gips des Oberen Buntsandsteins (Röt) gebildet. Dieser sogenannte Rötsockel ist in der Regel meist nicht bewaldet. Die Schaumkalkstufe verläuft fast geradlinig und wird allenfalls durch den Worbiser Graben jäh gestört, eine parallel zum Leinegraben verlaufende Grabenverwerfung, die bei Kallmerode von Norden in den Dün eingreift.

Nach Süden und Südwesten schließt sich an die Steilstufe die schwach geneigte Dün-Hochfläche an. In Richtung auf das Thüringer Becken werden die Gesteine des Muschelkalks von Löß überlagert.

Unter den Gesteinen von Muschelkalk und Buntsandstein stehen Stein- und Kalisalze des Zechstein an.

Südlich von Deuna wird in einem großflächigen Tagebau Kalkstein abgebaut, der im nahe gelegenen Zementwerk Deuna als Grundstoff für die Zementherstellung verwendet wird.

Waldgebiete

Größere Waldgebiete innerhalb des Dün mit Eigennamen sind Geisledener und Beurener Wald sowie der Dingelstädter Stadtwald im westlichen Dün, Dünholz, Beberstedter und Hüpstedter Wald im mittleren Dün sowie Keulaer, Holzthalebener, Niedergebraer und Obergebraer Wald bzw. Mittelwald im östlichen Dün.

Die Wälder des Dün unterliegen einer intensiven forstlichen Nutzung. Verbreitet sind Plenterwaldbewirtschaftung in den Privatwäldern der Laubgenossenschaften Holzthaleben, Keula (u. a.). Landeswaldflächen und Kommunalwälder werden überwiegend als Altersklassenwälder genutzt. Hauptbaumart ist die Rotbuche.

Auf der ansonsten weniger bewaldeten Südabdachung des Dün befinden sich noch die Waldgebiete Mühlhäuser Hardt und Volkenroder Wald.

Schutzgebiete

Auf dem Westteil des Dün westlich der Bundesstraße 247 liegen Teile des Landschaftsschutzgebiets (LSG) Obereichsfeld (CDDA-Nr. 390325; 2009; 384,7677 km²), auf östlichen Teilen liegt das LSG Dün–Helbetal (CDDA-Nr. 320473; 1963; 55,9256 km²).[2]

Ab Mitte der 1980er Jahre war die Einrichtung des Landschaftsschutzgebietes Mittlerer Dün durch die Organe der DDR vorgesehen, welches sich vom Stausee Birkungen, über den Wingert, die Alte Burg und den Sonder bis zum Dünwald südlich von Kleinbartloff erstrecken sollte.[10] Eine Unterschutzstellung erfolgte schließlich nach 2004 durch den Freistaat Thüringen als FFH-Gebiet Nr. 199 Mittlerer Dün (DE 4628-30).[11]

Im Höhenzug und Randlagen liegen diese Naturschutzgebiete (NSG; mit CDDA-Nr., Jahr der Ausweisung und Größe km²/ha), der Größe nach geordnet:[2]

Sehenswürdigkeiten

Zu den Sehenswürdigkeiten im Dün gehören:

Von der Abbruchkante des Dün ergeben sich vielerorts herausragende Fernsichten auf die Täler von Leine und Wipper, das Eichsfeld, sowie die dahinter angeordneten Höhenzüge von Ohmgebirge, Bleichröder Bergen und Harz. Folgende Aussichtspunkte zählen zu den Attraktionen des Dün:

Wirtschaft

Das Gebiet des Dün ist eine überwiegend durch Land- und Forstwirtschaft geprägte Landschaft. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam es mit der Errichtung von zahlreichen Kalischächten zu einer gewissen Industrialisierung. Folgende Schachtanlagen existierten am und auf dem Dün:

Als größerer Industriebetrieb betreibt seit 1975 das Zementwerk Deuna einen großen Tagebau zur Gewinnung von Kalkstein am nördlichen Rand des Düns. Dort werden jährlich etwa 2 Millionen Tonnen Kalkstein abgebaut. Die Erweiterungen des Tagebaus sorgten im Sommer 2014 für Unruhen und Proteste in der Bevölkerung der Anliegergemeinden.[12]

Verkehr und Wandern

Der Steilabfall des Düns bildet ein Hindernis für die Verkehrsentwicklung. Der Höhenzug befindet sich daher abseits großer Verkehrswege und wird von nur wenigen Straßen gequert. Als wichtigste Straßenverbindung überquert ihn die Bundesstraße 247 zwischen Dingelstädt und Leinefelde, etwas östlich verläuft die Bahnstrecke Gotha–Leinefelde zwischen Dachrieden und Birkungen. Die mit den Kalischachtanlagen errichteten Bahnstrecken der Obereichsfelder Kleinbahn (von Silberhausen nach Hüpstedt) und Greußen-Ebeleben-Keulaer Eisenbahn (von Ebeleben nach Keula) sind mit dem Ende der Kaliindustrie stillgelegt worden. Durch den Dün führt unter anderem der Rundweg Eichsfeld-Wanderweg.

Literatur

  • Rolf Aulepp: Die Burgen und alten Straßen des Dün. In: Eichsfelder Heimathefte, Heft 1/1985 Seiten 65–74 und Heft 2/1985 Seiten 144–151
  • Rolf Aulepp: Die Schanze auf dem Schönberg des Düns und die Katzenburg. In: Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen 17 (1992), Seiten 52–57
  • Helmut Heiland: Heimatkundliche Geologie des Eichsfeldes (7). Der Dün. In: Eichsfelder Heimatzeitschrift. 59. Jg. (2015), Heft 6, Seiten 210–212

Einzelnachweise

  1. a b Messung über Geopfade, nach naturräumlichen Grenzen; ohne Helbetal sowie ohne Unstrut- und Geisledetal (kmz; 7 kB)
  2. a b c d Karten und Daten des Bundesamtes für Naturschutz (Hinweise)
  3. Emil Meynen, Josef Schmithüsen (Herausgeber): Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands. Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen/Bad Godesberg 1953–1962 (6. Lieferung, 1959 – Haupteinheitengruppen 39–57; Östliche Mittelgebirge nebst Vorland, Niederrhein und Nordwestfalen); Seiten 609–882
  4. Hans-Jürgen Klink: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 112 Kassel. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1969. → Online-Karte (PDF; 6,9 MB)
  5. Der östliche Dün und die Hainleite lagen bereits östlich außerhalb des Blattes Kassel. Da zum Zeitpunkt der Erstellung von Blatt Kassel (1969) keine ostdeutschen Kartenblätter mehr geplant waren, wurde keine tiefergehende Nummerierung des Naturraumes 483.0 vorgenommen.
  6. Landschaftssteckbrief Dün und Hainleite@1@2Vorlage:Toter Link/www.bfn.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., auf bfn.de
  7. Landschaftssteckbrief Ringgau Obereichsfeld sowie Südabdachung von Dün und Hainleite@1@2Vorlage:Toter Link/www.bfn.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., auf bfn.de
  8. Walter Hiekel, Frank Fritzlar, Andreas Nöllert und Werner Westhus: Die Naturräume Thüringens. Hrsg.: Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie (TLUG), Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt. 2004, ISSN 0863-2448.
    Naturraumkarte Thüringens (TLUG) – PDF; 260 kB
    Landkreisweise Karten (TLUG)
  9. Der Dün ist ein Berg- und Gebirgsname nach: → Die Mikrotoponyme der Gemarkung Heiligenstadt (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sprachwissenschaft.uni-jena.de, auf sprachwissenschaft.uni-jena.de (PDF; 3,5 MB)
  10. Gerhard Baumgarten, Bernhard Pusch: Der mittlere Dün soll Landschaftsschutzgebiet werden. In: Eichsfelder Heimathefte 29. Jg., Heft 1 (Seiten 44–52) und Heft 2 (Seiten 131–146)
  11. FFH-Gebiet Mittlerer Dün.pdf
  12. Reiner Schmalzl: Kompromiss zum Kalkstein-Tagebau in Zaunröden überwiegend begrüßt. In: Mühlhäuser Allgemeine vom 20. Februar 2015, S. TAMU2.

Weblinks

Commons: Dün – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien