„Bernard L. Madoff“ – Versionsunterschied

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Auf dem zweitgrößten Fondsmarkt nach den USA, den Luxemburg darstellt, fürchtet man nun die Abwanderung von Kapitalanlegern. In Luxemburg sind fast 3400 Fonds registriert, die Vermögen von über 1,6 Billionen Euro verwalten - vor 20 Jahren waren dies erst 50 Milliarden -, was fast einem Drittel des europäischen Fondsvermögens entspricht.<ref>[http://www.boerse-express.com/pages/739721 16 Luxemburger Anbieter frieren nach Madoff-Verlusten Fonds ein, in: BörseExpress, 21. Januar 2009]</ref>
Auf dem zweitgrößten Fondsmarkt nach den USA, den Luxemburg darstellt, fürchtet man nun die Abwanderung von Kapitalanlegern. In Luxemburg sind fast 3400 Fonds registriert, die Vermögen von über 1,6 Billionen Euro verwalten - vor 20 Jahren waren dies erst 50 Milliarden -, was fast einem Drittel des europäischen Fondsvermögens entspricht.<ref>[http://www.boerse-express.com/pages/739721 16 Luxemburger Anbieter frieren nach Madoff-Verlusten Fonds ein, in: BörseExpress, 21. Januar 2009]</ref>


In Zusammenhang mit dem Madoff-Skandal sollen in Luxemburg Werte in Höhe zwischen 5 und 7 Milliarden Euro betroffen sein. Zu den am stärksten betroffenen Fonds sollen Luxalpha, Luxinvest und Herald Fund Luxembourg gehören. [http://www.wort.lu/wort/web/business/artikel/06004/pariser-staatsanwaltschaft-untersucht-madoff-skandal.php]
In Zusammenhang mit dem Madoff-Skandal sollen in Luxemburg Werte in Höhe zwischen 5 und 7 Milliarden Euro betroffen sein. Zu den am stärksten betroffenen Fonds sollen Luxalpha, Luxinvest und Herald Fund Luxembourg gehören. [http://www.wort.lu/wort/web/business/artikel/06004/pariser-staatsanwaltschaft-untersucht-madoff-skandal.php]. Diese Summe ist umso brisanter, wenn man bedenkt, dass der Staatshaushalt Luxemburgs gerade einmal ca. 15 Milliarden Euro pro Jahr beträgt. Falls Luxemburg wegen mangelnder Umsetzung von EU-Recht dafür haften muss, steht Luxemburg vor dem Staatsbankrott.
[http://de.encarta.msn.com/fact_631504805/Luxemburg.html].


=== Schweiz ===
=== Schweiz ===

Version vom 22. Januar 2009, 16:37 Uhr

Bernard Lawrence „Bernie“ Madoff (* 29. April 1938 in New York City) ist ein US-amerikanischer Unternehmer, der als Mitgründer der Technologiebörse NASDAQ und als mutmaßlicher Betreiber eines über Jahrzehnte betriebenen Betrugssystems Ende 2008 bekannt wurde, das nach eigenen Angaben einen Schaden von 50 Milliarden US-Dollar verursachte.[1][2]

Das Ehepaar Ruth und Bernard Madoff wirkte zugleich als Spender für zahlreiche wohltätige und kulturelle Einrichtungen, und beide waren Mitglieder im Vorstand mehrerer Theater, Stiftungen und Colleges.[3]

Leben

Madoff wurde 1938 in Queens, New York City, in eine jüdische Familie geboren.[4] Seine Eltern waren Sylvia und Ralph Z. Madoff. Bernard Madoff besuchte die Far Rockaway Highschool, wo er 1956 seinen Abschluss erreichte,[5] Dort lernte er auch Ruth Alpern kennen, seine spätere Frau. 1960 beendete er sein Studium am Hofstra College auf Long Island, einer höheren Schule, die seit 1963 Hofstra University heißt.

Mit einer Ersparnis von 5.000 Dollar aus Ferienjobs als Rettungsschwimmer (im Silver Point Beach Club in Atlantic Beach, Long Island) und Installateur für Gartenbewässerungsanlagen gründete er 1960 eine Investmentfirma, die zehn Jahre später eine große Anzahl Kunden aufwies, die er vornehmlich in Country Clubs der High Society, wie dem Palm Beach Country Club, gewonnen hatte. Zudem bot er früh den Computerhandel mit Wertpapieren an, und konnte so häufig günstigere Kurse bieten, was wiederum für Fonds Vorteile bot.

Im August 1963 wurde die Zulassung von Sylvia Madoff, der Mutter von Bernard Madoff, die als „Broker-Dealer“ arbeitete, von der SEC infrage gestellt. Im Januar 1964 verzichtete die SEC auf weitere Maßnahmen im Zusammenhang mit ihren unklaren Vermögensverhältnissen, doch musste Sylvia Madoff im Gegenzug auf ihre Tätigkeit verzichten. Unklar ist, ob ihr Ehemann Ralph die Geschäfte führte, obwohl sie dafür registriert war. Inwieweit dies mit Steuerschulden des Ehepaars in Zusammenhang steht, ist ebenfalls noch unklar.[6]

Madoff wirkte an der National Association of Securities Dealers (NASD) mit, die den NASDAQ regulierte. Sein Unternehmen war eine der treibenden Kräfte bei der Entwicklung desselben, und er war ab 1990, 1991 und 1993 non-executive Chairman des Board of Directors und Mitglied des Board of Governors. [7].

Der Finanzmakler besitzt Immobilien in der Upper East Side Manhattans, den Hamptons, Palm Beach und Paris. Zusammen mit seiner Frau Ruth wirkte er als Philanthrop und Spender für Colleges, Theater, Bildungseinrichtungen, jüdische Wohltätigkeitsorganisationen sowie als Kunstmäzen [8].

Bernard L. Madoff Investment Securities-Logo Madoffs Firma Bernard L. Madoff Investment Securities LLC agierte vor allem als Broker an der Börse, aber auch als Investor. Sie ist in einen der größten Betrugsskandale verwickelt, die die Börse New York erlebt hat. Das Wall Street Journal meinte, es sei ein Vorgang, der „sich als der größte Finanzbetrug der Geschichte erweisen könnte“.[9] Das Unternehmen ist als so genannter Market Maker tätig. Das Broker-Haus verwaltete Anlagegelder für vermögende Kunden und, nach Angaben der New York Times, zwei Dutzend Hedgefonds mit 17 Milliarden Dollar[10]. 1970 stieg sein Bruder Peter B. Madoff in das Geschäft ein. Er leitete zusammen mit seinem Bruder Cohmad Securities, ein Unternehmen, das im selben Gebäude ansässig war wie das Unternehmen Bernard Madoffs.[11]

Verdacht auf kriminelle Machenschaften

Im Dezember 2008 wurde Madoff vom FBI verhaftet und soll wegen Betrugs vor Gericht gestellt werden. Die U.S. Securities and Exchange Commission hat das verbliebene Vermögen von rund 70 Millionen Dollar eingefroren. Insgesamt geht es bei dem über Jahrzehnte durchgeführten Schneeballsystem um rund 50 Milliarden Dollar,[12] rund 38 Milliarden Euro (Stand Januar 2009).

Madoff wird vorgeworfen, er habe versprochene Gewinne aus immer neuen Kundeneinlagen ausbezahlt, was sich im Laufe der Zeit auf Verluste von 50 Milliarden Dollar summiert habe. Als einer seiner Kunden mehrere Milliarden an Einlagen zurückforderte, brach das System zusammen. [13] Die Securities and Exchange Commission erhob daraufhin am 11. Dezember 2008 Anklage. Der Fall ist am US-Bezirksgericht in Manhattan (U.S. District Court for the Southern District of New York, Manhattan) mittlerweile unter der Bezeichnung US versus Madoff, 08-MAG-02735, anhängig. [14] In einer Funktion ähnlich der eines Ermittlungsrichters (genauer als US Magistrate Judge) tritt Gabriel Gorenstein auf.

Anscheinend hatte Madoff vor, sich zu stellen, nachdem sein System, das wohl mindestens seit 1990 betrieben wurde, kurz vor dem Zusammenbruch stand. Seit Dezember 2007 bestanden Probleme, weil Kunden im Zuge der Finanzkrise ihre Einlagen abzogen. Auffällig war auch, dass die Stiftung der Familie Madoff im Jahre 2007 nur $ 95.000 an wohltätige Organisationen spendete, während im Jahr zuvor noch $ 1.277.600 gespendet worden waren.[15]

Aus den Klageschriften geht hervor, dass Madoff auch seine Söhne Andrew und Mark betrogen hat. Nachdem er ihnen am Abend des 10. Dezember eröffnet hatte, dass von den Milliarden der Anleger nur noch 200 bis 300 Millionen Dollar übrig waren, hatten die Brüder Anwälte verständigt und die Behörden eingeschaltet.

Für die Prüfung der Bücher waren laut der New Yorker Anlageberatung Aksia die Firma Friehling & Horowitz verantwortlich, eine Firma mit drei Angestellten: einem 78-Jährigen in Florida, einer Sekretärin und einem 47-jährigen Buchhalter in einem 22 Quadratmeter großen Büro in New York. [16]

Bernard Madoff ist zwar gegen 10 Millionen Dollar Kaution freigekommen, darf aber den Bundesstaat New York nicht verlassen. Am 16. Dezember ordnete die Staatsanwaltschaft an, dass die Ausgangssperre, die bisher von 19 Uhr bis 9 Uhr gegolten hatte, auf den ganzen Tag ausgedehnt werden sollte. Seitdem darf Madoff sein Haus nicht mehr verlassen.[17]

Am 17. Dezember wurde ein erster vereinbarter Gerichtstermin abgesagt, Madoff erklärte sich bereit, eine elektronische Fußfessel zu tragen und seinen Pass abzugeben, seine Frau Ruth gab ihren Pass ab, obwohl sie nicht beschuldigt wird.[18]

In einem Bericht von TheStreet.com heißt es, Attorney General Michael Mukasey (Chefankläger) habe sich nach Mitteilung des Justizministeriums aus dem Verfahren zurückgezogen, weil sein Sohn Marc Mukasey Frank DiPascali vertritt, einen gehobenen Angestellten in Madoffs Unternehmen.[19]

Am 13. Januar versuchte die Staatsanwaltschaft erneut, Madoff in Haft nehmen zu lassen,[20] doch District Judge Lawrence McKenna wies sie ab, da keine Fluchtgefahr bestehe.[21] Dies sorgte vor allem deshalb für Aufsehen, weil Madoff aus dem Hausarrest heraus Schmuck für mehr als eine Million Dollar an Freunde und Verwandte verschenkt hatte.[22]

Geschädigte

Mit Stand vom 25. Dezember 2008[23] waren unmittelbar Geschädigte unter anderem Emittenten verschiedenartiger Investmentfonds, aber auch wohlhabende Privatpersonen, wie:

  • Fairfield Sentry Ltd, ein Hedgefonds der Walter Noel's Fairfield Greenwich Group. [24] Laut Bloomberg (s. u.) handelt es sich um den größten Verlust. Er soll bei 7,3 Milliarden Dollar liegen, und umfasst damit mehr als die Hälfte seiner Gesamtanlagen von 14,1 Milliarden Dollar.
  • Die Kingate Global Fund Ltd, ein Hedgefonds der Kingate Management Ltd. [25]
  • Der Hedgefonds Bramdean Alternatives von Nicola Horlick in London. [26][27]
  • Die Maxam Capital Management LLC, gegründet von Sandra Manzke, verlor rund 280 Millionen Dollar.[28] Frau Manzke war selbst eine derjenigen, die Investoren an Madoff vermittelten.
  • Die Tremont Group Holdings Inc., ein Hedgefonds der Oppenheimer Funds Inc., hatte die Hälfte seines Anlagevermögens, rund 3,1 Milliarden Dollar bei Bernard Madoff investiert, wie Bloomberg am 16. Dezember meldete.[29]
  • Die Robert I. Lappin Charitable Foundation, eine karitative jüdische Organisation in Salem, Massachusetts, die beispielsweise Reisen jüdischer Kinder nach Israel finanzierte[30], musste in Folge der Entwicklungen am 12. Dezember 2008 Konkurs anmelden. [31]
  • Die Picower Stiftung in New-York, die u.a. medizinische Forschungsprojekte finanziert, und das gesamte Stiftungsvermögen von rund 1 Milliarde Dollar von Madoff Securities verwalten ließ, musste am 20. Dezember 2008 ihre Tätigkeit einstellen [32].

Am 7. Januar 2009 veröffentlichte das Wall Street Journal eine sehr viel umfangreichere Liste der Geschädigten, die zurzeit den Stand vom 16. Januar wiedergibt und mehr als 110 „Opfer“ aufführt. Die Schäden summieren sich derzeit auf weit über 30 Milliarden Dollar.[33]

Vereinigte Staaten von Amerika

Zu den schon kurz nach Madoffs Verhaftung bekannt gewordenen Geschädigten kamen auch renommierte Wissenschaftler wie Gabriel Bitran vom Massachusetts Institute of Technology. Er hatte Anlegern suggeriert, Preisschwankungen minimieren zu können, hatte jedoch einen Teil des Geldes über einen Fonds bei Madoff investiert[34]

Luxemburg

Die Fonds „Lux-Alpha“, „Lux-Invest“ der Schweizer UBS und „Thema“ der englischen HSBC, die bei Madoff engagiert waren, wurden nach Luxemburger Recht betrieben.[35] Die französische Regierung kritisiert in diesem Zusammenhang, die Luxemburger Gesetzgebung zur Finanzaufsicht sei nicht ausreichend.[36]

Am 20. Januar erklärte die Luxemburgische Investmentfondsvereinigung (ALFI), sie habe 16 Fonds geschlossen. Zu diesen gehören der Herald (Lux) US Absolute Return Fund, der LuxAlpha Sicav - American Selection von Access International Advisors LLC und der Luxembourg Investment Fund - U.S. Equity Plus. Dabei handelt es sich insgesamt um Anlagen im Wert von 1,9 Milliarden Euro.

Auf dem zweitgrößten Fondsmarkt nach den USA, den Luxemburg darstellt, fürchtet man nun die Abwanderung von Kapitalanlegern. In Luxemburg sind fast 3400 Fonds registriert, die Vermögen von über 1,6 Billionen Euro verwalten - vor 20 Jahren waren dies erst 50 Milliarden -, was fast einem Drittel des europäischen Fondsvermögens entspricht.[37]

In Zusammenhang mit dem Madoff-Skandal sollen in Luxemburg Werte in Höhe zwischen 5 und 7 Milliarden Euro betroffen sein. Zu den am stärksten betroffenen Fonds sollen Luxalpha, Luxinvest und Herald Fund Luxembourg gehören. [1]. Diese Summe ist umso brisanter, wenn man bedenkt, dass der Staatshaushalt Luxemburgs gerade einmal ca. 15 Milliarden Euro pro Jahr beträgt. Falls Luxemburg wegen mangelnder Umsetzung von EU-Recht dafür haften muss, steht Luxemburg vor dem Staatsbankrott. [2].

Schweiz

Die Schweizer Banque Benedict Hentsch Fairfield Partners SA mit Sitz in Genf gab bekannt, dass sie 56 Millionen Schweizer Franken (47,5 Millionen US-Dollar) ihrer Kunden bei Madoff investiert habe.[38] Nach diesem Bericht sind auch Carl und Ruth Shapiro, wichtige Spender für das Museum of Fine Arts, aber auch die Brandeis University und das Beth Israel Deaconess Medical Centre betroffen. Allein die Shapiros haben danach die Hälfte ihres Vermögens, rund 220 Millionen Dollar, eingebüßt. Ebenfalls geschädigt wurden Avram und Carol Goldberg, die früheren Besitzer von Stop and Shop, einer Supermarktkette, sowie Stephen Fine, Präsident der Biltrite Corp.. Wie Reuters berichtet[39], haben allein Schweizer Banken 4,22 Milliarden Dollar verloren.

Allein die auf Hedgefonds spezialisierte Union Bancaire Privée, die im Juni noch 127 Milliarden Schweizer Franken verwaltete, verlor nach eigenen Angaben 800 Millionen Schweizer Franken.[40] Sie dementierte im Januar 2009, Warnungen ignoriert zu haben.[41]

Die Bank Benedict Hentsch war erst im August mit Fairfield Greenwich Group fusioniert worden, die 7,5 Milliarden Dollar bei Madoff angelegt hatte. Auch die EIM Group, die 2 % ihres Kapitals, oder 220 Millionen Dollar bei Madoff investiert hatte, zählt zu den Geschädigten. Ebenso betroffen sind Notz, Stucki & Cie, von denen noch keine Zahlen vorliegen, sowie Benbassat & Cie. Nicht betroffen ist nach eigenen Aussagen Credit Suisse.

Bei den Schäden ist beim derzeitigen Stand der Ermittlungen noch nicht auszumachen, in welchem Ausmaß die Banken selbst oder ihre Kunden betroffen sind. So sind 500 Kunden der Hyposwiss Genf betroffen, damit jeder vierte Kunde. Der Betrug kostet diese Kunden 175 Millionen Franken. Hyposwiss, die der St. Galler Kantonalbank gehört, betreut vermögende Anleger mit Portefeuilles von drei bis zehn Millionen Franken.[42]

Syz & Co sowie Pictet sind nach eigener Aussage nicht betroffen, ebenso Lombard Odier Darier Hentsch, Mirabaud und die Man Group, GAM (von Julius Bär, Gottex und Rotschild kontrolliert). Die Bank Julius Bär teilte der Nachrichtenagentur Reuters mit, es gebe keine Schäden.

Die UBS teilte mit, die Schäden seien bedeutungslos. Der französische Vermögensverwalter Oddo jedoch, der die Aktien seiner Kunden, die im luxemburgischen Fonds Lux Alpha lagen, dessen Depositärin wiederum die UBS war, und der am 4. November verkauft hatte, verklagte die UBS. Er habe das Geld nie erhalten, sagte eine Firmensprecherin der französischen Nachrichtenagentur AFP. Darum habe Oddo gegen die UBS in Luxemburg ein Verfahren eingeleitet.[43] Am 15. Januar wurde die UBS Luxemburg zu einem Schadenersatz in Höhe von 30 Millionen Euro verurteilt.

Im Grundsätzlichen dreht sich dabei der Rechtsstreit um die Verantwortlichkeiten der Depotbanken von Fonds. „Laut Bloomberg könnten die Grossbanken UBS und HSBC auf bis zu 3,2 Milliarden Dollar verklagt werden“, meldete am 15. Januar die Neue Züricher Zeitung.[44]

Österreich

In Österreich sind vor allem Privatanleger geschädigt worden, nach Schätzung der Nationalbank um rund 350 Millionen Euro. Sie hatten in Primeo-Fonds von Pioneer Alternative Investment Management, die zur UniCredit in Mailand gehören, und in Herald Fonds[45] der österreichischen Privatbank Medici investiert, die in Wien ansässig ist.[46] Das Unternehmen gehört zu einem Viertel der Bank Austria, der Rest gehört Sonja Kohn, die die Regierung in Wirtschaftsangelegenheiten beraten hat, und die Chairwoman der Bank ist. [47] Am 31. Dezember 2008 wurde die Privatbank Medici zwangsweise unter staatliche Aufsicht gestellt und ein Regierungskommissär bestellt. Die von der Bank verwalteten Fonds und die bei Madoff LLC angelegten Gelder sollen ein Volumen von 3,6 Milliarden Dollar umfassen. Die Bank selbst, die 15 Mitarbeiter hat, beziffert die Summe auf 2,1 Milliarden. Noch im November 2008 hatte die Wiener Banker bei „Germany's Hedgefund-Award“ den ersten Platz belegt. [48] Laut einem Beitrag der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 11. Januar 2009[49] kannte Kohn seit den 80er Jahren Bernard Madoff persönlich. Sie hatte ihn in Monsey kennen gelernt, [50]einem hauptsächlich von jüdisch-orthodoxen Gemeinden bewohnten Ort nahe New York. 1990 gründete sie die Firma Eurovaleur und, nachdem sie nach Wien zurückgekehrt war, Medici Finanzservice GmbH - wobei sie den ungeschützten Namen „Medici“ übernahm, ohne irgendwelche Kontakte zum Florentiner Bankhaus aufzuweisen. Von 1996 bis 2000 beriet sie den österreichischen Finanzminister Johann Farnleitner und erhielt 1999 das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich. Nach Ansicht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung könnte Kohn ganz überwiegend Madoffs Beteiligungen vertrieben haben. Kohn behauptet, nichts von Madoffs Schneeballsystem gewusst zu haben.

Gegen die Medici Bank führt die Oesterreichische Nationalbank eine Prüfung durch. Kohn soll mit Madoffs Betrugssystem 50 Millionen Euro pro Jahr verdient haben. Sie soll dazu Fonds-Gelder in Irland und Luxemburg eingeworben und über die Cayman Islands zu Madoff transferiert haben. Davon sollen jährlich nur 8 Millionen Euro nach Wien geflossen sein, der Rest in die Schweiz, möglicherweise an die Privatbank Genevalor, Benbassat & Cie.[51]

Repex Ventures SA, ein auf den britischen Virgin Islands ansässiges Unternehmen, hat in den USA die Medici Bank verklagt. Es hatte 700.000 Dollar in den Herald (LUX) US Absolute Return Fund der Bank Medici investiert[52] Die Klage richtet sich auch gegen Sonja Kohn, und den ehemaligen Vorstandschef Peter Scheithauer. Laut Bloomberg wird eine Sammelklage oder Gruppenstatus für die Klage angestrebt.

Bereits 18. Dezember gab der ehemalige Börsenchef Stefan Zapotocky seinen Sitz im Kontrollgremium der Banken-Österreichische Industrie-Holding AG Fimbag auf. Er hatte im Board des von Madoff gemanagten Fonds Alpha-Prime gesessen, [53]der von Sonia Kohn mitentwickelt worden war.[54]

Deutschland

Laut Reuters sind keine deutschen Banken betroffen,[55] jedoch, nach Informationen der Financial Times Deutschland rund 20 frei vertriebene Dachfonds und Zertifikate und damit private Kunden.

Danach erfolgten deren Investitionen „offenbar über den Umweg zweier von Österreich aus vertriebener Fonds mit den Namen "Thema US Equity" und "Herald US Absolute Return"“. Vertreiber war die Wiener Privatbank Medici. Weiter hieß es: „Die … Gesellschaften - Frankfurt-Trust, Ampega-Gerling, Carat, Alceda und Universal-Investment - mussten den Wert der beiden Fonds in ihren Portfolios auf einen Wert von 10 Cent abschreiben. Entsprechend sank auch der Kurs der Dachfonds ab.“ Dies ist ein Hinweis auf weitere Schäden, die Kunden durch veränderte außerbörsliche und börsliche Bewertungen entstehen. Im Artikel heißt es zudem „Die Depotbank, eine irische Tochtergesellschaft der Großbank HSBC, ist für die Verwahrung der Vermögensgegenstände im Fonds verantwortlich. Sie haftet auch gegenüber Anlegern, wenn sie den Verwahr- und Prüfpflichten nicht nachgekommen ist. Wirtschaftsprüfer ist PricewaterhouseCoopers.“[56]

Namhafte Vertriebsquelle in Deutschland war die UBS, die für besonders vermögende Kunden über Dachfonds der UBS Sauerborn Trust in Thema und Herald investierte. [57]

Italien

In Italien ist bisher der Fonds Pioneer Alternative Investments der Bank UniCredito betroffen, der in Dublin ansässig ist. Es handelt sich nach Angaben der Bank um 75 Millionen Euro, wobei Privatkunden praktisch nicht betroffen seien.[58] Die indirekte Verwicklung in die Bernard L.Madoff Investment Securities liegt bei rund 805 Mio EUR.[59] Deren Geld floss dabei vor allem in den Herald USA Fund der Wiener Bank Medici.[60]

Mediobanca verneinte jede Investition bei Madoff,[61] räumte aber am 16. Dezember ein, mit 671.000 Dollar über die Compagnie Monegasque de Banque investiert gewesen zu sein.[62]

Frankreich

In Frankreich meldet die BNP Paribas Verluste von 350 Millionen Euro. Sie soll nicht direkt, sondern über den Handel und durch Kredite in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Der Finanzdienstleister Natixis weist bisher Verluste von rund 450 Millionen Euro auf.[63] Die Société Générale war nach eigenen Angaben mit weniger als 10 Millionen Euro investiert.[64] Sie hatte Madoff nach einem Besuch in New York auf ihre interne schwarze Liste gesetzt und ihre Kunden vor einem Investment gewarnt.[65]

Laut Medienberichten vom 24. Dezember 2008 beging der Gründer und Fondmanager René-Thierry Magon de la Villehuchet des Investmentfonds Access International Advisors in Folge der Verluste von 1,4 Milliarden Dollar in seinem Pariser Büro Selbstmord. Der Fondsmanager entstammte einer traditionsreichen aristokratischen französischen Familie. [66]

Spanien und Portugal

Deutlich stärker betroffen ist die spanische Banco Santander, die eine sogenannte „Exposure“ von bis zu 3 Milliarden Dollar aufweist[67], laut Bloomberg möglicherweise auch 3,6 Milliarden. Die Investitionen erfolgten durch das Tochterunternehmen Optimal, das insgesamt rund 10,5 Milliarden Euro verwaltet. Auf eigene Rechnung hat Santander nur 17 Millionen investiert. Die spanische Antikorruptionsbehörde untersucht die Beziehungen, die Santander mit dem Investmentfonds Fairfield Greenwich Group und den Fonds des US-Vermögensverwalters von Madoff unterhielt.[68]

Die nach Santander zweitgrößte Bank Spaniens, die Banco Bilbao Vizcaya Argentaria SA, verneinte, in Madoff investiert zu sein.

Nach Angaben der Bank von Portugal beläuft sich der dortige Schaden auf mindestens 67 Millionen Euro, wobei 18 Millionen von Banken getragen werden müssen. Die portugiesische Regulierungsbehörde geht allerdings von mindestens 76 Millionen aus.[69]

Großbritannien

In Großbritannien ist Bramdean Alternatives, das über 9 % seines Kapitals bei Madoff eingesetzt hatte, von hohen Verlusten bedroht. Auch die Royal Bank of Scotland fürchtet Verluste von 400 Millionen Euro,[70] wie AP meldet. Die HSBC (Hongkong and Shanghai Banking Corporation) ist, wie am 15. Dezember die Financial Times meldete, besonders betroffen, denn sie ist mit rund einer Milliarde Dollar investiert.[71] Nach Angaben der Bank sind nur eine „kleine Anzahl“ institutioneller Anleger sowie Depotkunden betroffen.[72]

Japan

Die japanische Nomura meldete Verluste von rund 225 Millionen Euro,[73] und auch Aozora ist mit mindestens 137 Millionen Dollar bei Madoff investiert.[74]

Australien

Keine der fünf großen australischen Banken ist direkt in den Madoff-Fall verwickelt, doch untersuchen die Commonwealth Bank und die National Australia Bank, ob sie indirekt verwickelt sind. Diese Untersuchungen wurden durch Klagen von Investmentfonds gegen UBS und HBSC ausgelöst. Mitte Januar 2009 galt unter den Banken Australiens nur Westpac als nicht betroffen.[75]

International

Die Elie-Wiesel-Stiftung des Nobelpreisträgers und Holocaustüberlebenden Elie Wiesel hat im Zuge des Madoff-Skandals nahezu ihr gesamtes Vermögen in Höhe von 15,2 Millionen Dollar verloren. [76]

Nach einer Auflistung diverser Medien ergeben sich mit Stand vom 25. Dezember 2008 folgende Verluste:[77][78]

Name Land Verlust in Millionen US$
Fairfield Greenwich USA 7.300
Banco Santander Spanien 3.600
Kingate Management USA 2.800
Bank Medici [79] Österreich 2.000
HSBC Großbritannien 1.200
Picower Foundation USA 1.000
Benbassat & Cie Schweiz 935
Union Bancaire Privée Schweiz 850
Natixis Frankreich 450
Fix Asset Management ? 400
Reichmuth Matterhorn Schweiz 330
Maxam Capital USA 280
EIM Group Schweiz 230
Shapiro Foundation USA 145
Banque Bénédict Hentsch Schweiz 48
Madoff Family Foundation USA 18
Elie Wiesel-Stiftung USA 15,2

Am 16. Dezember gab Fortis bekannt, durch indirekte Investitionen bis zu einer Milliarde Euro verloren zu haben.[80]

Unter den prominenten Privatinvestoren finden sich neben dem Ehepaar Shapiro auch Steven Spielberg sowie sein Geschäftspartner und Chef von DreamWorks Animation, Jeffrey Katzenberg.[81] Laut Herald Sun ist auch seine gemeinnützige Stiftung, die Wunderkinder Foundation betroffen.[82] Irwin Kellner, Wirtschaftswissenschaftler bei MarketWatch, verklagte nach diesem Beitrag des Herald Sun Bernard Madoff am 16. Dezember auf 2,2 Millionen Dollar Schadensersatz. Auch Organisationen städtischer Angestellter, wie das employees board sowie das police und das fire board, die 971 Arbeiter vertraten, hatten 41,9 Millionen Dollar investiert.

Nach Medienberichten ist auch eine Pensionskasse von Shell betroffen, die nach eigenen Angaben Verluste von rund 29 Millionen Euro hinnehmen muss.[83]

Schäden für das Sponsoring für wohltätige und gemeinnützige Organisationen

Die Stiftung Justice, Equality, Human dignity, and Tolerance (JEHT) muss aufgrund des Skandals auf Zuwendungen von Madoff verzichten. Sie sah sich gezwungen, aufzugeben, wie ihr Leiter Robert Crane beim Sender Democracy Now! erklärte.[84][85]

Das Museum of Jewish Heritage musste inzwischen 12 % seiner Angestellten kündigen, weil die Sponsorenzuwendungen eingebrochen sind. Vor dem Hintergrund, dass laut Bloomberg 25 % des Spendenaufkommens für höhere Bildungsinstitute von Juden kommen, trifft diese Katastrophe eine ganze Reihe weiterer Organisationen. So leiden etwa die Brandeis University und Bostons Museum of Fine Arts, Stiftungen, die bei Madoff investiert hatten, wie die Frank Lautenberg Foundation erlitten zudem Verluste und sind daher doppelt betroffen. Die von dem Demokraten Lautenberg aus New Jersey gegründete Stiftung investierte 12,8 ihrer 13,8 Millionen Dollar betragenden Einlagen bei Madoff. Diese Stiftung allein gab 352.500 Dollar an den United Jewish Appeal of MetroWest NJ in Whippany, New Jersey (beides 2006). Die Jewish Federation of Greater Los Angeles hat nach dem gleichen Bericht 6,4 Millionen Dollar eingebüßt, was 11 % ihres Vermögens entspricht. Sie unterstützt die verarmten Mitglieder der Gemeinde. Die Yeshiva University verlor wohl 110 Millionen. Ramaz, eine Schule an der New Yorker Upper Eastside hat rund 6 Millionen eingebüßt, die Maimonides School, eine orthodoxe Tagesschule in Brookline, Massachusetts, 5 Millionen. Die UJA-Federation, die rund 100 Gesundheits-, Bildungs- und Gemeindeeinrichtungen unterstützt, konnte beim Wall Street Dinner des Jahres 2008 nur noch 18,8 statt 21,6 Millionen Dollar an Spenden einsammeln, wie noch 2007.[86]

Eine weitere, erst 2007 gegründete Stiftung, muss um die Jahreswende 2008 auf 2009 geschlossen werden, die Fair Food Foundation of Ann Arbor. Ihre Aktivitäten basierten auf den Einlagen einer unbekannten, vermögenden Person bei Madoff. Sie hatte u. a. die Lebensmittelversorgung verarmter Bezirke in Detroit zum Ziel.[87]

Steuerausfälle

Die Seattle Times stellte Spekulationen darüber an, wie sich die Vermögensverluste auf die Steuereinnahmen der USA auswirken könnten. Sie kommt dabei zu Steuerausfällen von bis zu 17 Milliarden Dollar.[88]

Schäden bei Rückversicherern

Gegen die Schadensbelastung aus Klagen gegen Vermittler und Fondsmanager, die Kundengelder bei Madoff investiert hatten, und die ihre Sorgfalts- und Aufklärungspflichten verletzt haben, haben die Fondbetreiber spezielle Haftpflichtversicherungen abgeschlossen.

Nach Schätzung des Rückversicherungsmaklers Aon Benfield müssen die Versicherer mit einer Schadenbelastung von 1,8 Milliarden Dollar rechnen. Insgesamt ist mit maximalen Versicherungsdeckungen von über sechs Milliarden Dollar zu rechnen. Die versicherten Schäden belaufen sich demnach auf 760 Millionen bis 3,8 Milliarden Dollar.[89]

Juristische Reaktionen der Geschädigten

Da die wenigsten Geschädigten direkt bei Madoff engagiert waren, richten sich die betreffenden Vermögensverwalter auf Klagen der Kunden ein, denn es wird in jedem Einzelfall festgestellt werden müssen, ob die Verwalter ihren Obliegenheiten nachgekommen sind. So hat etwa die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. einen Informationsdienst „für Madoff-Geschädigte“ eingerichtet. Ausgangspunkt sind danach die Fonds Thema US Equity und Herald US Absolute Return, in die über Dachfonds und Zertifikate investiert worden ist. Sie hatten nach Schätzung der SdK zuletzt ein Volumen von 1,5 Milliarden Euro. Die Investmentgesellschaften Alceda, Ampega-Gerling, Carat, Frankfurt-Trust und Universal-Investment haben den Wert der beiden Fonds in ihren Portfolios vorsorglich auf 0,10 Euro gestellt. Der Schaden wurde am 19. Dezember auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt.[90]

Einige Dachfonds mit einem Absolute-Return-Ansatz sahen die zu dieser Zeit noch nicht als Madoff-Fonds erkannten Anlageformen als geeignetes Instrument für ihr Portfolio an. Das galt etwa für den Dachfondsmanager Bernd Greisinger, in dessen fünf Fonds die Madoff-Anteile durchschnittlich 40 Prozent betrugen. Er erwarb zudem im zweiten Halbjahr 2008 Herald-Fonds. Dachfonds wie der BG Global Dynamic oder der Carat Global One mit ihrem hohen Anteil an Herald- und Thema-Fonds haben ihre Preisfeststellung inzwischen ausgesetzt, da die Depotbank HSBC den Handel einstellte. Andere Dachfonds schrieben die Verluste ab und mussten am 16. Dezember einen deutlichen Kursrückgang hinnehmen. Betroffen ist u. a. der UBS Sauerborn-Vermögensstrategie I mit einem Volumen von über 500 Millionen Euro.

Anfang Dezember lagen noch Kauforders im Umfang von vielleicht 100 Millionen Euro vor, wie etwa beim Finanzdienstleister Carat, wo 1,2 Millionen Euro auf den Anlagetermin Mitte Dezember warteten. Diese Verzögerung wiederum lag daran, dass die Fonds, wie bei derlei Anlagen üblich, nur zweimal im Monat gehandelt wurden. Das Geld lag also zu dieser Zeit noch bei der Depotbank in Luxemburg, einer Tochter der HSBC. Die HSBC stornierte, als Madoff verhaftet wurde, sofort alle Aufträge, doch ist der Verbleib des deponierten Geldes unklar.[91] Christine Lagarde, die französische Finanzministerin, forderte die EU-Finanzminister auf, die Regeln in dieser Hinsicht zu ändern. Dies betrifft die als undertakings in collective investment in transferrable securities oder UCITS bekannten Regularien, die von Land zu Land differieren. Dagegen wehrte sich Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker, denn die bereits eingezahlten, aber noch nicht investierten Gelder werden überall deponiert und bei Bedarf wieder ausgezahlt. Das gilt jedoch nicht für von Depositenbanken beauftragte Unternehmen und Banken. Die Kette der jeweiligen Zwischeneigentümer müsse genauer überwacht werden.[92]

Letztlich müssen Gerichte entscheiden, wer für welchen Schaden aufkommen muss. So ist etwa unklar, ob Hedgefonds, die noch vor dem Zusammenbruch des Madoff'schen Systems ihr Geld und die Gewinne abgezogen haben, zur Herausgabe ihrer Gewinne veranlasst werden. Dies würde wiederum Klagen der Anleger bei den betroffenen Fonds nach sich ziehen.[93]

Ähnliches könnte für Privatanleger gelten, die Gewinne aus Madoffs System gezogen haben. Sie könnten zur Rückzahlung gezwungen werden. Dies hat jedoch Bedingungen: „Während die tatsächlichen betrügerischen Handlungen (fraudulent transfers) Vorsatz bzw. Kenntnis voraussetzen, was wohl nur in den wenigsten Fällen nachzuweisen sein wird, ist dieser Nachweis beim sogenannten constructive fraud nicht notwendig, wenn (1) die Veranlagungen vor Eröffnung des Konkurses erfolgt sind, (2) sie inkongruent waren (d.h. für weniger als einen angemessenen Gegenwert erfolgten) und (3) der Schuldner zum Zeitpunkt der Zahlung schon insolvent war.“[94]

In Österreich strebt die Advofin, eine Anwaltskanzlei, die rund 200 Investoren vertritt, eine Sammelklage gegen die Bank Austria an, der die Medici Bank zu 25 % gehört.[95] Ähnliches gilt für Zwerling, Schachter & Zwerling, die in New York und Seattle ansässig sind.[96]

Zwangsliquidation des Unternehmens

Am Abend des 15. Dezember gab ein New Yorker Richter dem Antrag des Anlegerschutzfonds Securities Investor Protection Corporation (SIPC) statt, das Unternehmen Bernard Madoffs zu liquidieren, um es einem Treuhänder zu unterstellen. Stephen Harbeck, Leiter der SIPC, vermutete jedoch, dass das Unternehmen nur noch geringfügige Reserven besitze. Die SIPC verfügt über einen Reservefonds, um Investoren von Finanzunternehmen mit bis zu 500.000 Dollar pro Kunde beizustehen. Der Reservefonds ist wiederum vom Kongress genehmigt.[97]

Die Behörden haben den 17. Stock von Madoffs Firmensitz im Lipstick Building an der Third Avenue in Manhattan abgeriegelt und durchsuchen die Geschäftsunterlagen. Der zuständige Treuhänder der SIPC Irving Picard konnte bis zum 21. Januar 2009 Vermögenswerte von rund 830 Millionen Dollar bei Madoffs BMIS sichern.[98]

Netzwerke

Madoff hat die Anwerbung immer neuer Investoren bis zuletzt persönlich betrieben, doch hat ein Teil der von ihm Angeworbenen weitere Investoren angesprochen. Unter ihnen ist der am härtesten von Verlusten betroffene die Fairfield Greenwich Group. Diese Gruppe verwaltete seit Anfang der 80er Jahre Investorengelder im Umfang von 14,1 Milliarden Dollar. Geleitet wurde sie von Walter Noel, dessen vier Schwiegersöhne, die aus Kolumbien, der Schweiz und Italien stammen, nach einem Beitrag des International Herald Tribune die Anwerbung von Neukunden in Europa und Südamerika betrieben.[99] Das Unternehmen gab an, 7,5 Milliarden Dollar verloren zu haben, was vor allem auf den Fairfield Sentry fund zurückzuführen ist, der ausschließlich bei Madoff investierte. Von den Investoren verlangte es 1 % der Einlage, dazu 20 % von den Gewinnen. Die in Manhattan ansässige Fairfield-Greenwich-Gruppe arbeitete wiederum mit Jeffrey Tucker, einem ehemaligen Angestellten der Securities and Exchange Commission zusammen, sowie Andrés Piedrahita, dem Ehemann von Corina Noel, einer der fünf Töchter von Walter Noel. In Italien warb Lisina Noels Ehemann, Yanko Della Schiava, im schweizerischen Lausanne Alix Noels Ehemann Philip Toub.

Andere „Zubringer“, wie J. Ezra Merkin und sein Ascot Partners fund oder Gerald Breslauer aus Los Angeles, die für Steven Spielberg und Jeffrey Katzenberg investierten, vereinnahmten 1,5 % der Anlagesummen. Auch gegen Merkin und Ascot soll Anklage erhoben werden.

In enger Verbindung mit Madoff stand Robert Jaffe, ein 64-jähriger aus Massachusetts, der über gute Kontakte zu Investoren in Boston und Palm Beach verfügte. Jaffe ist der Schwiegersohn von Carl Shaprio, dem Gründer von Kay Windsor. Er war Vizepräsident der Cohmad Securities, eines Brokerhauses, das zu 20 & Madoff gehörte. Cohmad zahlte Provisionen an Zubringer, die Kunden für Madoff warben. Auch Jaffe erhielt von der Ersteinlage jedes Kunden 1 - 2 %, doch behauptet er, von dem Schneeballsystem Madoffs nichts gewusst zu haben.[100]

Mangelhafte Aufsicht durch die SEC

Christopher Cox, der Leiter der Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) äußerte am 16. Dezember, er sei sehr besorgt darüber, dass über Jahre „glaubhaften und gezielten Anschuldigungen“[101] und Hinweisen auf das betrügerische Verhalten des ehemaligen NASDAQ-Verwaltungsratschefs nicht nachgegangen worden sei. Die ersten Hinweise stammen aus dem Jahr 1999.[102] Cox, der erst im Juni 2005 Leiter der SEC geworden ist, ließ eine Untersuchung des Vorgangs einleiten.[103] Dabei steht laut obigem Bericht der Times auch die Beziehung in Rede, die zwischen der Nichte Madoffs, Shana Madoff, und dem leitenden SEC-Angestellten Eric Swanson bestand, die 2007 heirateten. Swanson hatte von 1996 bis 2006 bei der SEC gearbeitet.

Der designierte US-Präsident Barack Obama äußerte sich zu dem Skandal mit den Worten, der Fall „hat uns erneut daran erinnert, wie dringend Reform nötig ist“ („has reminded us yet again of how badly reform is needed“).[104]

Am 14. Januar 2009 meldete die Financial Times, dass die Financial Industry Regulatory Authority (Finra), die mehr als 5.000 registrierte Wertpapierhändler zu überwachen hat, seit 1999 bereits 19 mal wegen Beschwerden gegen Madoff Untersuchungen durchgeführt habe.[105]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Bernard L. Madoff Investment Securities LLC, Business Week, 12. Dezember 2008
  2. Business Week Online abgefragt am 14. Dezember 2008
  3. P. Sherwell"Bernie Madoff: Profile of a Wall Street star", Telegraph, abgefragt am 17. Dezember 2008
  4. P. Sherwell "Bernie Madoff: Profile of a Wall Street star", Telegraph, abgefragt am 14. Dezember 2008
  5. Thanks to Myrna Aarons Lackey, Class of 1956 for this Commencement Program from Far Rockaway High School. Den Hinweis hierauf habe ich The Education of Bernie Madoff: The High School Years, in: Clusterstock, 22. Dezember 2008 entnommen.
  6. Madoff's mother tangled with the feds. The late Sylvia Madoff was registered as a broker-dealer in the 1960s but left the business after being cited for failing to file reports, in: CNN Money, 16. Januar 2009
  7. Website der Madoff-Gesellschaft zur Firmengeschichte
  8. Profile of a Wall Street star, Telegraph, 14. Dezember 2008
  9. Wörtlich: „what could prove to be history's largest financial scam“ (Robert Frank, Peter Lattman, Dionne Searcey und Aaron Luccetti:Fund Fraud Hits Big Names, in: The Wall Street Journal, 13. Dezember 2008)
  10. Prominent Trader Accused of Defrauding Clients, New York Times, 11. Dezember 2008
  11. ‘Falsified’ records hamper Madoff inquiry, in: Financial Times, 17. Dezember 2008
  12. SEC Charges Bernard L. Madoff for Multi-Billion Dollar Ponzi Scheme, Presseerklärung der SEC
  13. Madoff Charged in $50 Billion Fraud at Advisory Firm (Update3), Bericht von Bloomberg, 11. Dezember 2008
  14. Madoff Charged in $50 Billion Fraud at Investment Advisory Firm abgefragt am 11. Dezember 2008
  15. "Charity Caught Up in Wall Street Ponzi Scandal" bei foxnews.com (englisch, abgerufen am 12. Januar 2009)
  16. Mitteilung der New Yorker Anlageberatung Aksia (in English)
  17. Milliardenbetrüger Madoff. Totale Ausgangssperre, in: Süddeutsche Zeitung, 20. Dezember 2008
  18. US justice boss leaves fraud case, in: BBC News, 17. Dezember 2008
  19. Madoff Scandal Plot Thickens, in: The Street.com, 17. Dezember 2008
  20. U.S. tries again to jail Madoff, Reuters, 13. Januar 2009
  21. Judge allows Madoff to remain free, in: Times Online, 14. Januar 2009
  22. Madoff bleibt U-Haft erspart, in: Der Standard, 15. Januar 2009
  23. Im Januar 2009 veröffentlichte Morningstar eine List Of Entities Announcing Exposure To Madoff Investments (Liste der Einheiten, die von Madoffs Investments betroffen sind.
  24. Madoff's alleged $50 billion fraud hits other investors abgefragt am 13. Dezember 2008
  25. Madoff's alleged $50 billion fraud hits other investors abgefragt am 13. Dezember 2008
  26. Nicola Horlick is a possible victim of the Bernard Madoff scandal
  27. For Investors, Trust Lost, and Money Too
  28. Robert Frank, Peter Lattman, Dionne Searcey und Aaron Luccetti:Fund Fraud Hits Big Names, in: The Wall Street Journal, 13. Dezember 2008
  29. Tremont Invested More Than Half Its Assets With Bernard Madoff, in: Bloomberg.com 16. Dezember 2008
  30. Website der Robert I. Lappin Charitable Foundation
  31. New York Times abgefragt am 13. Dezember 2008
  32. The Picower Foundation, a charity that supports programs ranging from medical research to education, said it was shutting down because of losses from investments with Bernard Madoff. in: Reuters 20. Dezember 2008
  33. Madoff's Victims, in: Wall Street Journal, 7. Januar 2009
  34. Unicredit-Kunden hatten 800 Mio. Euro in Madoff-Fonds. MIT-Professor musste Hedge Fonds schliessen, in: BoerseExpress, 13. Januar 2009
  35. Streit um Finanzstandort Luxemburg, in: Handelsblatt 14. Januar 2009
  36. Französische Wirtschaftsministerin attackiert Luxemburg, in: Luxemburger Wort, 13. Januar 2009
  37. 16 Luxemburger Anbieter frieren nach Madoff-Verlusten Fonds ein, in: BörseExpress, 21. Januar 2009
  38. So berichtet The Seattle Times, 13. Dezember 2008
  39. Geneva banks lost more than $4 billon to Madoff: report
  40. Madoff: UBP ist mit 800 Millionen Franken investiert, in: Cash, 18. Dezember 2008
  41. Bank dementiert Betrugswarnung, in: Financial Times Deutschland, 15. Januar 2009
  42. Madoff-Betrug: Hunderte von Hyposwiss-Kunden betroffen, in: Cash, 18. Dezember 2008
  43. Französischer Vermögensverwalter leitet im Madoff-Betrug Verfahren gegen UBS ein, in: MoneyCab.com, 13. Januar 2009
  44. UBS zu Zahlungen im Fall Madoff verurteilt. Depotbanken von Fonds drohen Milliardenklagen, in: NZZ Online, 15. Januar 2009
  45. Es handelt sich um die Fondes Herald USA und Herald Luxemburg. Ersterer wies noch für 2008 eine Rendite von 6,5 % aus.
  46. Betrugsfall Madoff schlägt höhere Wellen: Spielberg zählt zu den prominenten Opfern, in: NewsAT, 16. Dezember 2008
  47. Supervisory Board Website der Bank Medici
  48. Medici-Bank kommt unter Staatskuratel, Der Standard, 31. Dezember 2008
  49. Sven Prange: Die falsche Erbin der Medici, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11. Januar 2009, S. 32
  50. In „einem jüdisch-orthodoxen Vorort von New York“, wie die Zeitung fälschlicherweise meint. Es handelt sich jedoch um einen Ortsteil von Ramapo im Rockland County, der sich im Bundesstaat New York befindet. Der Name rührt entweder von einem Häuptling namens Munsee oder vom zugehörigen Indianerstamm. Hier leben viele Auswanderer aus Mittel- und Osteuropa, überwiegend jüdischen Glaubens.
  51. Nationalbank: Sonderprüfung der Medici-Bank wegen Madoff-Fonds, in: Die Presse, 15. Januar 2009
  52. Madoff-Fonds: Erste Klage gegen Bank Medici, in: ORF, 16. Januar 2009 und Causa Madoff: Investor klagt Bank Medici. Auch Bank Austria unter den Geklagten, in: Wiener Zeitung, 14. Januar 2009
  53. Rücktritt Zapotockys , Der Standard, 18. Dezember 2008
  54. Sven Prange: Die falsche Erbin der Medici, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 11. Januar 2009, S. 32
  55. Kreise: Auch Commerzbank nicht vom Madoff-Skandal betroffen, in: Reuters, 16. Dezember 2008
  56. Madoff kommt in Deutschland an, in: Financial Times Deutschland, 19. Dezember 2008
  57. Verdammt viel Geld, Wirtschaftswoche vom 12. Januar 2009
  58. Statement on Madoff, Website der UniCredito Europe, 15. Dezember 2008
  59. UniCredit indirekt in hohem Maße von Madoff betroffen, in: Finanznachrichten, 12. Januar 2009
  60. Unicredit-Kunden hatten 800 Mio. Euro in Madoff-Fonds. MIT-Professor musste Hedge Fonds schliessen, in: BoerseExpress, 13. Januar 2009
  61. Market Watch, 13. Dezember 2008
  62. http://news.morningstar.com/newsnet/ViewNews.aspx?article=/DJ/200812161931DOWJONESDJONLINE000759_univ.xml News, in: Morningstar, 16. Dezember 2008
  63. Morningstar, News, 15. Dezember 2008
  64. Presseerklärung, PDF 36 kB
  65. European banks tally losses linked to Madoff, in: International Herald Tribune, 17. Dezember 2008
  66. Madoff-Skandal: Fondsmanager begeht Selbstmord abgefragt am 24. Dezember 2008
  67. Santander has big exposure to Madoff, Marketwatch, 13. Dezember 2008
  68. Behörden untersuchen Santander-Engagement bei Madoff - WSJ, Finanznachrichten, 13. Januar 2009
  69. Morningstar, 17. Dezember 2008
  70. RBS says Madoff could cost it 400 million pounds, 15. Dezember
  71. HSBC joins victims of Madoff’s alleged fraud, Financial Times, 15. Dezember 2008
  72. http://media.ft.com/cms/4c58fa0a-cab1-11dd-87d7-000077b07658.pdf
  73. Madoff-Skandal: Drei europäische Banken betroffen
  74. Japan's Aozora has $137 mln exposure to Madoff, Finanznachrichten, 16. Dezember 2008
  75. Australian banks look at Madoff exposure, in: Business Day, 15. Januar 2009
  76. Elie Wiesel Stiftung
  77. Nach Angaben der Financial Times Deutschland: Madoff erleichtert Santander um 2 Mrd. Euro, 15. Dezember 2008.
  78. Madoff lässt auch Österreich zittern, 15. Dezember 2008.
  79. Bank Medici an prominenter Stelle, Der Standard, abgefragt am 6. Januar 2009
  80. Madoffs Anlagefirma aufgelöst, in: Süddeutsche Zeitung, 16. Dezember 2008
  81. Madoffs Anlagefirma aufgelöst, in: Süddeutsche Zeitung, 16. Dezember 2008
  82. Paralysis sets in after Madoff's touch, in: Herald Sun, 17. Dezember 2008
  83. Shell OAPs are latest victims of Madoff, in: ThisIsMoney, 18. Dezember 2008
  84. JEHT Foundation Website der Stiftung
  85. Madoff Scandal Unveiled on Democracy Now (2 of 2) 12/17/08
  86. Madoff Case Creates Worst Loss for Jewish Charities, in: Bloomberg, 17. Dezember 2008
  87. Michigan Foundation Closes Because of Madoff, 18. Dezember 2008
  88. Madoff scandal could lead to tax losses nationwide, in: The Seattle Times, 18. Dezember 2008
  89. Madoff-Crash belastet Versicherer, in: Süddeutsche Zeitung, 21. Januar 2009
  90. SdK richtet Infodienst für Madoff-Geschädigte ein auf der Website der SdK
  91. Drama für Investmentbranche. Madoff-System verschlingt selbst Stornos, in: Financial Times Deutschland, 15. Januar 2009
  92. EU reviews fund rules in light of Madoff scandal, in: finanznachrichten.de, 20. Januar 2009
  93. Funds fear clawback by Madoff trustee, in: Financial Times, 18. Januar 2009
  94. Zitiert nach Madoff-Gewinnern drohen in den USA Rückzahlungen, in: Der Standard, 20. Januar 2009
  95. Madoff Pushes Medici To The Brink, in: Forbes, 21. Januar 2009
  96. Auf Wertpapierbetrug spezialisierte Anwaltskanzlei Zwerling, Schachter & Zwerling vertritt Opfer in Österreich und Deutschland im Betrugsfall Madoff, in: finanznachrichten.de, 21. Januar 2009
  97. Madoffs Anlagefirma aufgelöst, in: Süddeutsche Zeitung, 16. Dezember 2008
  98. Madoff associate skips court hearing, in: Times Onlne, 21. Januar 2009
  99. Madoff's biggest victim also helped sell the fund to others, in: International Herald Tribune, 17. Dezember 2008
  100. Madoff associate skips court hearing, in: Times Onlne, 21. Januar 2009
  101. Times Online, 17. Dezember 2008. Dort heißt es: „credible and specific allegations“.
  102. Mass. investor saw inside Madoff scam, AP, 19. Dezember 2008
  103. Börsenaufsicht räumt Fehler im Madoff-Skandal ein, in: NZZ online, 17. Dezember 2008
  104. Obama: Madoff Reminds us Reform is Needed, in: New York Post, 18. Dezember 2008
  105. Finra probed 19 Madoff complaints, in: Financial Times, 14. Januar 2009