Neptun (Schiff, 1693)

Neptun auf einer Darstellung von Johannes Meyer. Links hinten der Schiffschopf, rechts das Grendeltor
Neptun auf einer Darstellung von Johannes Meyer. Detailausschnitt Bug bis Mittschiffs
Neptun auf einer Darstellung von Johannes Meyer. Detailausschnitt Mittschiffs bis zum Heck
Neptun auf einer Darstellung von Johannes Meyer. Detailausschnitt Segel und Mittschiffs bis zur Top-Flagge des Flaggschiffes

Die Neptun war ein Kriegsschiff, das 1693 für die Stadt Zürich gebaut wurde.

Geschichte

Vor der Neptun besass die Stadt die beiden Kriegsschiffe Biber und Otter, die 1693 mit den zwei Schwesterschiffen Seepferd und Neptun verstärkt wurden. In einer zeitgenössischen Beschreibung heisst es: «Sie seyn in Form einer Galeere, in jedem hat es zwei Kammeren und zwey Gallereyen, auf welche man Stuck (Geschütze) pflanzen kann. Auch seyen Gablen daruf für die Doppelhacken und 2 Reihen Bänck für die ruderknechte. Man kann sie mit ringer Mühe in den See bringen, weilen das Wasser nächst bei er Hütten tief und wie ein Meerhafen eingeschranket und mit Bäumen besetzet ist. Sie seyn gleich gross. Jedes hat einen sonderbaren (besonderen) Hauptmann.»[1][2][3][4][5][6] Joseph Furttenbach beschrieb 1629 in seinem Werk Architectura navalis mehrere Bauarten von Galeassen und deren Subtypen, von denen Konstruktionsmerkmale auf den Abbildungen zur Neptun wiedererkennbar sind.[7]

Die Neptun konnte mit bis zu 18 Kanonen und Steinmörsern ausgerüstet werden. Zwei Zweipfünderkanonen aus dem Jahr 1692, der «Hecht» und der «Karpf» werden heute im Landesmuseum aufbewahrt. Die Besatzung bestand aus 25 mit Gewehr und Bajonett bewaffneten Ruderknechten und 12 Kanonieren. Für den Kriegsfall war Platz für zusätzliche 32 Seesoldaten. Die Inschrift auf dem Segel lautet «Deo Duce» («mit Gott als Führer»). Schiffsoffizier auf der Neptun war Johann Obrist von Zollikon. Am 8. September 1783 nahm die Neptun mit zahlreichen anderen Schiffen an einem Übungsmanöver zu einer Seeschlacht auf dem Zürichsee teil. Im Toggenburgerkrieg diente die Neptun für den Transport von Truppen nach dem Toggenburg.[4][6][8][9]

Der Hafen der zwei Kriegsschiffe lag ungefähr an der Stelle des heutigen Hotels «Baur au Lac». Das Marinearsenal am Schiffschopf wurde 1656 erstellt und war von einer hölzernen Palisade geschützt. Um 1840 wurde das Gebiet bis zum Bürkliplatz aufgeschüttet.[10]

In den 1790er Jahren waren Neptun und Seepferd baufällig geworden und mussten ersetzt werden. Das weitaus grössere Nachfolgeschiff wurde nach englischen Plänen ab 1791 von einem Bregenzer Schiffsbauer gebaut und später vom Brunnenmacher Fenner aus Wiedikon fertiggestellt. Es hatte 1793 die erste Fahrt, erhielt um 1795 die Bewaffnung und wurde Stadt Zürich genannt.[1][2][3][4][5]

Siehe auch

Literatur

  • Friedrich Paul David Bürkli: Der Zürcher Kalender, Zürich Bürkli 1873, Seiten 10–11 (online)
  • Joseph Furttenbach: Architectura navalis. Das ist von dem Schiffgebäw, auff dem Meer und Seekusten zu gebrauchen. Ulm 1629 (http://digital.bibliothek.uni-halle.de/hd/content/titleinfo/53427 Digitalisat).
  • Thomas Germann, Jürg E. Schneider: Zürich im Zeitraffer: von 1621 bis zur ersten Stadtvereinigung 1893, Band 2 von Zürich im Zeitraffer, Werd-Verlag, 2000, ISBN 978-3-85932-322-3.
  • Konrad Girsberger, in Die Schweiz : schweizerische illustrierte Zeitschrift, 4. Band 1900, Seiten 376 bis 383 Erzählung einer Begebenheit auf der Neptun im Jahr 1672: Wie Jungfer Luise holzhalb über den Zürichsee schwamm. (Volltext online, doi:10.5169/seals-574081#493)
  • A. Heer: Die Kriegsflotte auf dem Zürichsee, Zollikon, 1914 (Volltext online)
  • B. Knell: Kriegsflotten auf dem Zürichsee, in Oldtimer Times, Ausgabe 32, Februar 1996, Herausgeber: Oldtimer Boot Club Zürich, Seiten 2 bis 5. (online-PDF 1,1 MB) (Memento vom 30. August 2019 im Internet Archive)
  • Gerold Ludwig Meyer Von Knonau: Der Kanton Zürich historisch, geographisch, statistisch geschildert, Band 2, Huber, St. Gallen & Bern, 1846. (Volltext online)
  • E. Stauber : Kriegs-Bilder vom Zürichsee, 1904 (online) (Memento vom 23. Mai 2018 im Internet Archive)
  • Friedrich Vogel: Die alten Chroniken oder Denkwürdigkeiten der Stadt und Landschaft Zürich: von den ältesten Zeiten bis 1820, Schulthess, 1845. (Volltext online)
  • Anthonius Werdmüller: Memorabilia Tigurina, oder Merkwürdigkeiten der Stadt und Landschaft Zürich, Band 2, Orell, Geßner, Füßli, Erni & Co., Zürich, 1820, 1846. (Volltext online)
  • Bündnerisches Monatsblatt : Zeitschrift für bündnerische Geschichte, Landes- und Volkskunde, Seite 245 (Text über Zeughäuser und Schiffschopf) https://www.e-periodica.ch/digbib/view?pid=bmb-001:1950:0::263#263
  • Alain François Berlincourt, Marco Jorio: Kriegsschiffe. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. November 2007.
  • Peter Ziegler: Zürichsee. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 10. Juni 2015.
Commons: Neptun (Schiff, 1693) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Gerold Ludwig Meyer Von Knonau: Der Kanton Zürich historisch, geographisch, statistisch geschildert, Band 2, Huber, St. Gallen & Bern, 1846, Seiten 301, 304–305 (Volltext online)
  2. a b Anthonius Werdmüller: Memorabilia Tigurina, oder Merkwürdigkeiten der Stadt und Landschaft Zürich, Band 2, Orell, Geßner, Füßli, Erni & Co., Zürich, 1820, 1846, Seite 289. (Volltext online)
  3. a b Verein Regionales Historisch-Waffentechnisches Armeemuseum: „Geschichte der Schweizer Marine“ (Memento vom 14. Juli 2014 im Internet Archive)
  4. a b c A. Heer: Die Kriegsflotte auf dem Zürichsee
  5. a b E. Stauber: Kriegs-Bilder vom Zürichsee
  6. a b B. Knell: Kriegsflotten auf dem Zürichsee
  7. Joseph Furttenbach: Architectura navalis. „Der Erste Theil/ Wie mann die Galea, Galeazza, Galeotta, Bergantino, Filucca, Fregata, Liudo, Barchetta und Piata Erbawen soll“. Ulm 1629, S. 10–14 zuzüglich Illustrationen (Digitalisat bei Bibliothek.Uni-Halle.de).
  8. Sammlungszentrum Schweizerisches Nationalmuseum Affoltern: Schiffskanone „Karpf“ (Memento vom 30. August 2019 im Internet Archive)
  9. Major Keller: Vorstellung einer Action auf dem Zürichsee, Hrsg. Militärisches Collegio in Zürich, 1794, doi:10.3931/e-rara-65177
  10. Thomas Germann: Zürich im Zeitraffer II, Werd-Verlag, Zürich 2000