Melchior von der Decken

Senatspräsident Melchior von der Decken

Melchior von der Decken (* 14. Februar 1886 in Itzehoe; † 8. Februar 1953 in Hamburg) war ein deutscher Jurist. Als Richter wurde er Senatspräsident am Hanseatischen Oberlandesgericht in Hamburg.

Leben

Er stammte aus dem niedersächsischen Adelsgeschlecht von der Decken und wuchs in Itzehoe auf. Sein Vater, Alexander von der Decken, war dort Richter und später wurde der Vater Senatspräsident in Kiel. Melchior von der Decken studierte Jura in Göttingen und wurde Mitglied des Corps Bremensia Göttingen wie sein Vater Alexander und sein Großvater, der auch Melchior hieß.[1] Danach wurde er Amtsrichter in Hamburg und später in Cuxhaven. Er erbte 1915 von seinem Vater den Hof Klinten bei Oederquart und verpachtete den Hof.[2]

1924 wurden Wilhelm Kiesselbach und Melchior von der Decken beauftragt, in einem Schiedsverfahren für die in den Vereinigten Staaten beschlagnahmten deutschen Schiffe über eine Entschädigung zu verhandeln.[3] Ab 1928 vertrat Melchior von der Decken die deutschen Interessen vor dem Sondergericht für Kriegsansprüche in Washington, D.C.

1932 wurde nach zehnjähriger Verhandlungszeit eine Entschädigungssumme von 320 Millionen RM für die 92 deutschen Schiffe vereinbart.[4]

Er heiratete 1925 Margarete Duden und sie lebten berufsbedingt von 1925 bis 1929 in Washington, D.C., danach wohnten sie in Hamburg in ihrem Haus Inselstrasse 20. Sie hatten zwei Söhne. 1933 kaufte Melchior zusammen mit seinem Bruder, dem Marineoffizier und Landwirt Bertold von der Decken, das Gut Benzerhof in Benz (Malente) in der Nähe von Eutin.[5]

1930 trat Melchior von der Decken in den Hamburger Nationalklub und zum 1. Mai 1937 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 4.052.518).[6] Er wurde ein Jahr später Senatspräsident beim Hanseatischen Oberlandesgericht Hamburg. Aufgrund seines späten Parteieintritts und weil er nur Zivilsenate leitete und sich nicht mit Strafsachen befasste, konnte er nach dem 8. Mai 1945 weiterhin im Justizdienst bleiben. Er wurde trotz seiner NSDAP-Mitgliedschaft vom OLG-Präsidenten Kiesselbach beratend zu einer Kommission hinzugezogen, die die justizinterne Entnazifizierung betrieb.[7]

Er wurde in Oederquart bei Freiburg an der Elbe beerdigt.[8]

Literatur

  • Wulf D. Hund, Christian Seegert: Bürgerliche Hegemonie und konservative Kontinuität der Justiz. Das Beispiel der Wiedereröffnung des Hanseatischen Oberlandesgerichtes in Hamburg 1945. In: Restauration im Recht. Westdeutscher Verlag, Opladen 2004, ISBN 3-322-88216-0 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kösener Korpslisten 1798 bis 1910, Hrsg. Karl Rügemer, Verlag der Academischen Monatshefte, Druck und Verlagsanstalt Carl Gerber GmbH München, Starnberg 1910. 63, 315 + 343 + 795 + 1063
  2. Thassilo von der Decken, Claudia Bei der Wieden: Güter und Höfe der Familie von der Decken. Stade 1998, zum Gut Benzerhof: S. 224 bis 229.
  3. Wilhelm Kiesselbach, Präsident am Hanseatischen Oberlandesgerichts in Hamburg, Zusammenfassung, S. 568–574, 1933: Der Abschluß der 10-jährigen Tätigkeit der Deutsch-Amerikanischen Schadens-Kommission und die in dieser Arbeit gemachten Erfahrungen. in der Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht dort Vol. 3 1933: 16 A. Internationale Gerichtsbarkeit und Schiedsgerichtsbarkeit
  4. Melchior von der Decken, Rat am Hanseatischen Oberlandesgericht in Hamburg, S. 575–616, 1933: Die Bewertungsgrundsätze in dem Schiedsverfahren über die Entschädigung für die in den Vereinigten Staaten beschlagnahmten deutschen Schiffe. in der Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht dort Vol. 3 1933: 16 A. Internationale Gerichtsbarkeit und Schiedsgerichtsbarkeit
  5. Thassilo von der Decken, Claudia Bei der Wieden: Güter und Höfe der Familie von der Decken. Stade 1998, zum Hof Klinten: S. 66 bis 67.
  6. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/5880777
  7. Hund/Seegert, S. 18 ff.
  8. Herwart und Thassilo von der Decken: Stammtafeln der Familie von der Decken, 1994, S. 96.