Burg Niehuus

Burg Niehuus
Die Erhebung des Schloßberges wo die Turmburg stand, in der Dämmerung

Die Erhebung des Schloßberges wo die Turmburg stand, in der Dämmerung

Alternativname(n) Dat niege Huus
Staat Deutschland
Ort Niehuus (in der Gemeinde Harrislee) nahe Flensburg
Entstehungszeit um 1345
Burgentyp Niederungsburg, Motte
Geographische Lage 54° 50′ N, 9° 23′ OKoordinaten: 54° 49′ 43,7″ N, 9° 22′ 36,1″ O
Burg Niehuus (Schleswig-Holstein)
Burg Niehuus (Schleswig-Holstein)

Die Burg Niehuus (dänisch: Nyhus), auch Dat niege Huus genannt, ist eine abgegangene Niederungsburg vom Typus einer Turmhügelburg (Motte) in einer Niederung bei Niehuus, einem kleinen Ort in der Gemeinde Harrislee westlich der Stadt Flensburg im Schleswig-Flensburg in Schleswig-Holstein. Sie gehört zu den archäologischen Kulturdenkmalen des Ortes.[1]

Geschichte

Errichtung und Funktion

In der Umgebung Flensburgs existierten schon früh verschiedene Burganlagen. Von einigen dieser Burganlagen berichtet der Sagenstoff um die fünf bösen Burgherren. Zu diesen früher entstandenen Burgen gehört die Burg Niehuus, das 'neue Haus', offenbar nicht. Die Burg Niehuus wurde erst um 1345[2] von Graf Klaus von Holstein-Rendsburg erbaut.[3] Sie wurde am Krummen Weg errichtet, der schon zuvor, ungefähr im 12. Jahrhundert, angelegt worden war.[4] Der Krumme Weg führte von der Stadt Flensburg bis zum Ochsenweg, dem mittelalterlichen Hauptverkehrsweg durch Jütland, den er bei Bau erreichte.[5] Die Burg diente zum einen als Zollstelle und zum anderen diente sie dem Schutz der Stadt Flensburg aus dem Norden.[6] Zeitgleich ließ Graf Klaus zusammen mit seinem Bruder Heinrich von Holstein auch die Stadt Flensburg unmittelbar befestigen. Burg Niehuus war also auch ein Bestandteil der Flensburger Stadtbefestigung.[3] Die beiden Grafen waren Pfandherren des Herzogtums Schleswig. Sie befürchteten, dass der dänische König Waldemar IV. versuchen würde, das Herzogtum zu erobern.[3] Nahe der Burg entstand in der Folge die kleine Siedlung Niehuus, welche 1371 erstmals erwähnt wurde.[7]

Zollgeschehen

Nutzer des Weges mussten wie erwähnt Zoll entrichten.[5] Zu den Nutzern des Weges gehörten nicht nur Händler, sondern auch Pilger, die die heiligen Stätten der Christenheit in Rom, Jerusalem und Santiago de Compostela besuchen wollten.[5]

Nur weniges von den damaligen Zollformalitäten wurde überliefert. Am 4. Juni 1365 wurde auf Niehuus (novo castrum prope Flenzb(urg)) eine Quittung des holsteinischen Adeligen Hermann Wonsflet in lateinischer Sprache über 150 Mark für die beiden Schauenburger Grafen ausgestellt.[8] Aus dem Jahr 1423 ist eine Klage hinsichtlich des durch die Burg Niehuus erhobenen Ochsenzolls überliefert. Der vom dänischen König beauftragte Burgvogt hatte acht Schillinge Zoll pro Ochse verlangt.[6]

Zerstörung

Anfang des 15. Jahrhunderts wurde oberhalb des westlichen Teils des Stadtkerns von Flensburg die Duburg errichtet.[9] Während der Bauphase schützte die Burg Niehuus dementsprechend offenbar auch diese südlich gelegene neue, größere Burganlage. Aus dieser Zeit ist der einzig bekannte Burg-Hauptmann von Niehuus überliefert, nämlich der Knappe Lorentz v. Heesten (* ca.1384, † ca.1436) auf Stovgård in Nordschleswig, der um 1405 bis 1409 Pfandherr von Niehuus war. Die Burg Niehuus wurde 1431 zerstört.[3]

Heutiger Bestand

Von der ehemaligen Burganlage ist nur wenig erhalten. Gut erkennbar ist der Burghügel,[10] welcher auf eine Turmhügelburg (Motte) hinweist. Der Bergfried hatte eine Grundfläche von 40 mal 30 Metern, umgeben von einem Halbringwall von 120 mal 80 Metern.[11]

Neben dem Burghügel ist im Übrigen auch noch der erwähnte Krumme Weg erhalten geblieben. Die heutige Wegverbindung, vom Burgplatz zum 800 Meter nördlich liegenden Grenzort Rønsdam, ist Teil dieses historischen Weges.[4] Die unweit des Burghügels liegende Holzbrücke über die Krusau, ein Bestandteil des Krummen Weges, wurde im Jahr 1800 durch eine Steinbrücke ersetzt.[12] Bis heute führen an der Burgstelle der Wanderweg Gendarmstien[13] sowie der Pilgerweg Jakobsweg von Flensburg kommend vorbei.[10]

In der Nähe des Burgstandortes von Niehuus liegt des Weiteren Oldemorstoft, wo verschiedene Könige gewohnt haben sollen.

Literatur

  • Carl-Heinrich Seebach: 800 Jahre Burgen, Schlösser und Herrenhäuser in Schleswig-Holstein. Verlag Wachholtz, 1988.

Weblinks

Commons: Burg Niehuus – Sammlung von Bildern
  • Eintrag zu Niehuus in der privaten Datenbank Alle Burgen.

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste unbeweglicher archäologischer Kulturdenkmale des Archäologischen Landesamtes Schleswig-Holstein (PDF 32MB), S. 2893 f.
  2. Niehuus. In: Marsch und Förde. Dietmar König, 6. Juni 2010, abgerufen am 15. März 2015 (private Website).
  3. a b c d Das Radrundum. “Dat nige Hus”. Eine Turmhügelburg am Ochsenweg, S. 13; abgerufen am: 16. Februar 2017.
  4. a b Marsch und Förde, Krummer Weg, abgerufen am: 12. Oktober 2014.
  5. a b c Faltblatt Krummer Weg - Gemeinde Harrislee (PDF): abgerufen am 12. Oktober 2014.
  6. a b Oliver Auge (Hg.): Burgen in Schleswig-Holstein. Zeugen des Mittelalters einst und jetzt, Kiel/Hamburg 2019, S. 161.
  7. Zeittafel. (Memento vom 7. März 2018 im Internet Archive) Gemeinde Harrislee.
  8. Schleswig-Holsteinische Regesten und Urkunden. Band 4 (1341–75), 4. Juni 1365, Nr. 1123.
  9. Vgl. Der Gendarmenpfad, Ein Wanderführer der Augen öffnet (PDF) (Memento vom 22. Dezember 2014 im Internet Archive), Seite 8; abgerufen am: 2. Januar 2020
  10. a b Von Krusau / Flensburg nach Handewitt. In: Jakobsweg/Via Jutlandica. fernwege.de, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Juni 2015; abgerufen am 15. März 2015 (Auf Krummem Wege, Naturschutzgebiet Schäferhaus).
  11. Das Radrundum. “Dat nige Hus”. Eine Turmhügelburg am Ochsenweg, S. 13; abgerufen am: 16. Februar 2017.
  12. Thomas Pantléon, Gemeinde Harrislee (Hrsg.): Chronik – 650 Jahre Harrislee – 1352–2002. Horst Dieter Adler 2002, S. 438.
  13. Der Gendarmenpfad, Ein Wanderführer der Augen öffnet (PDF) (Memento vom 22. Dezember 2014 im Internet Archive), Seite 8 und 11; abgerufen am: 2. Januar 2020