„40-mm-Bofors-Geschütz“ – Versionsunterschied

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|'''Hochexplosivgrantate HE'''
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'''Panzerbrechende Granate AP (armour piercing) SAP (Semi armour piercing capped'''
'''Panzerbrechende Granate AP (armour piercing) SAP (Semi armour piercing capped)'''
|'''Hochexplosiv-Granate'''
|'''Hochexplosiv-Granate'''
|'''Hochexplosiv-Granate Mark 1, Mark 2'''
|'''Hochexplosiv-Granate Mark 1, Mark 2'''

Version vom 27. August 2022, 10:54 Uhr

40-mm-Bofors-Flugabwehrkanone auf Radlafette: Hier die britische Version mit den zusätzlich angebrachten Schutzschilden
„Bedienseite“ einer kanadischen Version des Bofors-Geschützes auf dem sog. „Boffin-Mounting“ (Pivot)
40-mm-L/70-MEL-Flak (Marineeinzellafette) eines deutschen Torpedoschnellbootes der Jaguar-Klasse

Das vom schwedischen Rüstungshersteller Bofors entwickelte 40-mm-Bofors-Geschütz aus den 1920er-Jahren wird noch heute von vielen Armeen verwendet. Seine hohe Feuerrate und die hohe Mündungsgeschwindigkeit machten es zu einer effektiven Vielzweckwaffe. Dieses Geschütz gab es auch als Doppellafette (MDL – Marinedoppellafette) in verschiedenen Ausführungen. Es wurde auch auf Schiffen zur Flugabwehr und zur Seezielbekämpfung eingesetzt.

Das Waffensystem wurde beim deutschen Heer durch das modernere Flugabwehrraketensystem Roland ersetzt.

Danach war es noch bei der Bundesmarine in Verwendung, auch zur Fliegerabwehr auf Marinefliegerstationen MFG 1 in Jagel, MFG 2 in Tarp-Eggebek und MFG 3 in Nordholz. Hier war die Kanone mit einer Mehrladeeinrichtung mit 154 Schuss versehen. Die Waffe hatte ein 2,80 m langes Rohr (Kaliberlänge 70) und konnte über das NIFE-Reflexvisier manuell, aber hauptsächlich über das Feuerleitgerät Fledermaus D7B gerichtet werden.

Entwicklungsgeschichte

1922 kaufte die schwedische Marine einige Pom-Poms von Vickers als Flugabwehrkanonen. Letztlich war die Marine jedoch mit den Geschützen unzufrieden und wandte sich an Bofors mit der Bitte, einen leistungsfähigeren Ersatz zu entwickeln.

Bofors zögerte zunächst, da die schwedische Marine einen sehr kleinen Abnehmermarkt darstellte. Als sich die Marine aber bereit erklärte, die Entwicklung eines Prototyps zu bezahlen, wurde Ende 1928 der Entwicklungsauftrag unterschrieben. Bofors antwortete mit einer Waffe, die in gewisser Weise eine kleinere Version der 1922 von Finspong zur Abwehr von Torpedobooten entwickelten 57-mm-Kanone war. Das erste Testmuster war tatsächlich eine Nordenfelt-Version der Finspong-Kanone, die mit einem angepassten Rohr und einem halbautomatischen Lademechanismus ausgestattet war.

Tests dieser Waffe im Jahre 1929 ergaben, dass die Munitionszufuhr das Hauptproblem darstellte. Ein Mechanismus, der stark genug war, die große Patrone zu handhaben, war gleichzeitig zu schwer, um eine hohe Feuerrate zu erzielen. Einen interessanten Ansatz zur Lösung dieses Problems stellte die Verwendung von Patronenhülsen aus Zink dar, die beim Abfeuern verbrannten. Allerdings erzeugte dieses Verfahren starke Zinkablagerungen in den Rohren und musste deshalb aufgegeben werden. Im Sommer 1930 begannen Versuche mit einer neuen Testwaffe, die auf die gesteuerte Munitionszufuhr verzichtete und die leeren Hülsen nach hinten auswarf. Gleichzeitig führte ein zweiter Mechanismus eine frische Patrone aus dem Magazin in den offenen Verschluss ein. Dies erschien als praktikable Lösung, da man damit eine akzeptable Feuergeschwindigkeit erreichte. Die Arbeiten am Prototyp begannen kurz darauf.

Zeitgleich erwarb Krupp ein Drittel an Bofors. Die Ingenieure des neuen Teilhabers begannen damit, die Fabriken von Bofors auf moderne Ausrüstung und Metallurgie umzustellen. Das Projekt der 40-mm-Kanone wurde aber geheim gehalten. Trotzdem behaupten viele Quellen, dass die 40-mm-Entwicklung in Wirklichkeit von einer Kruppentwicklung abgeleitet wurde. Die einzige deutsche Waffe mit ähnlichem Kaliber und Einsatzzweck war jedoch die von Rheinmetall gefertigte 3,7 cm SK C/30. Diese beiden Waffen unterscheiden sich aber so stark voneinander, dass sich für diese Annahme keinerlei Beweise finden lassen.

Anfang November 1931 wurde der Prototyp fertiggestellt und erstmals abgefeuert, und Mitte des Monats konnten Feuerstöße von zwei und drei Schuss abgegeben werden. So blieben nur noch Verbesserungen an der Munitionszufuhr übrig, und Ende des Jahres war eine Kadenz von 130 Schuss pro Minute erreicht. Weitere Entwicklungsschritte waren nötig, um die Waffe produktionsreif zu machen, und dieses Ziel war im Oktober 1933 erreicht. Da die Abnahmetests bereits im Vorjahr absolviert worden waren, wurde die Waffe als 40 mm akan M/32 bekannt. Die meisten Streitkräfte bezeichneten sie als Bofors 40 mm L/60, obwohl die Rohrlänge tatsächlich nur 56,25 Kaliberlängen betrug und nicht 60, wie es die Bezeichnung vermuten ließe.

Nachdem die Entwicklung nun erfolgreich abgeschlossen war, wünschte sich die schwedische Marine eine leichtere, manuell bedienbare Waffe im Kaliberbereich von 13 bis 25 Millimetern und begann damit, unterschiedliche Modelle ausländischer Hersteller zu testen. Basierend auf der fortgeschrittenen Entwicklung der 40-mm-Kanone bot Bofors 1932 eine Variante im Kaliber 25 Millimeter an, die unter der Bezeichnung 25 mm akan M/32 eingeführt wurde.

Die erste von der Marine bestellte Version des 40-mm-Modells war für den Einsatz auf U-Booten gedacht. Das Rohr wurde auf 1,68 Meter (Kaliberlänge 42) verkürzt, was die Mündungsgeschwindigkeit auf 700 m/s reduzierte. Wenn die Waffe nicht gebraucht wurde, konnte sie mit senkrecht aufgerichtetem Rohr in einen wasserdichten Zylinder versenkt werden.

Die erste Bestellung für eine „echte“ L/60 kam von der niederländischen Marine, welche im August 1934 fünf Zwillingslafetten für den Kreuzer De Ruyter bestellte. Diese Geschütze wurden auf der sogenannten Hazemeyer Lafette montiert. Dabei handelt es sich um eine in drei Achsen stabilisierte Montage, die – zumindest theoretisch – die Waffe komplett von den Schiffsbewegungen entkoppeln konnte. Sie wog allerdings 7000 Kilogramm. Alle fünf Geschützstände wurden durch ein einziges Feuerleitsystem gesteuert.

Finnische Bofors 40 mm. Das Geschütz zeigt die originale Zieleinrichtung und besitzt im Unterschied zu britischen Modellen keine Schutzschilde.

Bofors begann daneben mit der Entwicklung einer passenden Radlafette für den Einsatz an Land, die erstmals im April 1935 auf einer Messe in Belgien vorgestellt wurde. Diese vierrädrige Lafette sorgte für Aufsehen, da das Geschütz ohne abzuprotzen direkt abgefeuert werden konnte, auch wenn dabei ein Teil der Genauigkeit auf der Strecke blieb. Falls Zeit für einen geordneten Aufbau verfügbar war, konnte die Bedienungsmannschaft unter Verwendung der Schleppstange und der Rohrarretierung als Hebel die Räder vom Boden abheben und dadurch das Geschütz auf Stützplatten absenken. Zwei zusätzliche Stützbeine wurden seitlich ausgeklappt und das Geschütz mittels Handkurbeln ausgerichtet. Der gesamte Aufbau konnte von geübten Mannschaften in weniger als einer Minute abgeschlossen werden.

Unmittelbar nach dieser Präsentation begannen die Bestellungen für die landgestützte Version, wobei Belgien im August 1935 mit acht Geschützen den Anfang machte. Danach folgte eine Flut von Aufträgen anderer Streitkräfte einschließlich jener Polens, Norwegens, Österreichs und Finnlands. Von der schwedischen Armee wurde die Waffe erst im Folgejahr unter der Bezeichnung 40 mm Ivakan m/36 übernommen, wobei das kleingeschriebene „m“ auf ein Armeemodell hinweist – im Gegensatz zum Marinemodell mit großgeschriebenem „M“.

Das 40-mm-Bofors-Geschütz wurde als Folge der Annexion Österreichs 1938 auch in der deutschen Wehrmacht als 4-cm-FlaK 28 eingeführt. Auf Seiten der Alliierten war es eines der Standardflugabwehrgeschütze im Zweiten Weltkrieg. Es wird noch heute von vielen Armeen verwendet, auch auf Schiffen zur Flugabwehr und zur Seezielbekämpfung.

40-mm-Bofors-Geschütze in einem Spectre Gunship

Seit den 1970er-Jahren wird die Kanone auch auf verschiedenen Versionen US-amerikanischer Gunships eingesetzt. Hier sei beispielhaft die Lockheed AC-130 genannt. Diese verwendet in einigen Baureihen zwei 40-mm-Bofors-Geschütze zur Bekämpfung von Bodenzielen.[1] Die Gatling-Kanonen und die Bofors-Geschütze in neueren Versionen des Gunships sollten durch 30-mm-Maschinenkanonen ersetzt werden. Dieses Vorhaben wurde aber aus verschiedenen Gründen wieder eingestellt und es wird weiterhin die Kombination aus Gatling und Bofors verwendet.[2]

Technische Daten

Übungsmunition für 40-mm-Geschütz L/70

40 mm L/60

  • Kaliber: 40 Millimeter
  • Granate: 40×311R
  • Geschossgewicht: 900 Gramm
  • Gewicht: 1981 Kilogramm
  • Mündungsgeschwindigkeit: 810 m/s
  • Kadenz: 120 Schuss pro Minute
  • Schussweite: maximal 7160 Meter, 9830 Meter bei 45° Schusswinkel
abhängig vom Munitionstyp Selbstzerlegung nach 2700 bis 3200 Metern[3]

40 mm L/70

  • Kaliber: 40 Millimeter
  • Granate: 40×364R
  • Geschossgewicht: 870 Gramm
  • Gewicht: 5150 Kilogramm
  • Mündungsgeschwindigkeit: 1030 m/s
  • Kadenz: 240 Schuss pro Minute, spätere Versionen bis 330 Schuss pro Minute
  • Schussweite: maximal 12.500 Meter

Benutzer während des Zweiten Weltkriegs

[4] Großbritannien Deutschland USA Japan
40 mm L/56 OQF 4 cmL/56 Flak 40 mm L/56 4 cmL/60
Varianten Mk III, IV, VIII, IX, X, XI, NI, NI/I 28. Mark 1, Mark 2, M1 Type 5
Geschosstypen Hochexplosivgrantate HE

Panzerbrechende Granate AP (armour piercing) SAP (Semi armour piercing capped)

Hochexplosiv-Granate Hochexplosiv-Granate Mark 1, Mark 2

Panzerprechende Granate AP

AP M81A1, M81A2

Hochexplosiv-Granate
Lafetten Zweifach Mk IV, Mk V

Sechsfach Mk VI

Einzel Mk II

Einzel Einzel, Mark 3

Zweifach, Mark 1

Vierfach Mark 2, Mark 4

Einzel
Elevation +90 Grad +90 Grad +90 Grad +95 Grad
Seitenrichtbereich 360 360 360
Reichweite 9.830 9.600 10.180 10.000
Mündungsgeschwindigkeit 853 – 885 854 881 900
Steighöhe 7.160 7.000 6.797 8.000

Benutzerländer

40-mm-Bofors-Geschütz im Einsatz der US-Army 1943 in Algerien
40-mm-Bofors-Flak L/70 Mod. 58, eines der zwei Schiffsgeschütze des Minensuchers Hameln
Feuernde 40-mm-Bofors-Geschütze auf Vierlingslafette an Bord des Flugzeugträgers USS Hornet 1945 im Pazifik
Commons: 40-mm-Bofors-Geschütz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Terry Gander: The Bofors Gun. Pen & Sword Military, 2013, S. 99 ff.
  2. A Spookier Spooky, 30mm at a Time? Nope. In: defenseindustrydaily.com. Defense Industry Daily, 1. März 2012, abgerufen am 11. Oktober 2013 (englisch).
  3. Bofors 40 mm L/60 Model 1936. In: navweaps.com. NavWeaps, 8. August 2018, abgerufen am 8. August 2019 (englisch).
  4. Bofors 40 mm L/60. Abgerufen am 22. August 2022.