Soziotop

Unter Soziotop (lateinisch socius ‚Gemeinschaft‘, griechisch τόπος topos, deutsch ‚Ort‘) versteht man den Lebensraum einer Gruppe bzw. einen Lebensraum, der die Entwicklung einer Gruppe besonders fördert. In Soziotopen gibt es einen engen Zusammenhang zwischen der Gemeinschaft und dem von ihnen bewohnten Raum. Der Begriff wird aber manchmal auch – entgegen dem Wortsinn – zur Bezeichnung eines sozialen Milieus oder einer Subkultur ohne Bezug auf eine feste räumliche Bindung benutzt. Geprägt wurde er vermutlich 1982 von Michael Rutschky.[1][2] Hasso Spode benutzte den Begriff 1994 bei der Analyse der soziokulturellen Zusammensetzung des Berliner Bezirks Kreuzberg.[3] In der Architektur und Stadtplanung wird er als Bezeichnung für verschiedene urbane soziale Settings (räumlich fixierbare Milieus) genutzt.

Tino Bargel und andere nutzten den Begriff zur Bezeichnung der sozialen Umgebungsfaktoren im Prozess der kindlichen Sozialisation.[4]

Literatur

  • Michael Rutschky (Hrsg.): Zeichen und Wunder. Ein Reisebericht in Errungenschaften. Eine Kasuistik. edition suhrkamp 1101, Neue Folge Band 101. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1982

Einzelnachweise

  1. Christian Schröder: Michael Rutschy. Der Mann, der das Soziotop erfand. In: Der Tagesspiegel. 24. Mai 2013 (tagesspiegel.de).
  2. Nachrufe: Michael Rutschky, 74. In: Der Spiegel 13/2017, 24. März 2018, S. 141.
  3. Kreuzberg. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Geschichtslandschaft Berlin, Orte und Ereignisse. Band 5. Nicolai, Berlin 1994, ISBN 3-87584-474-2.
  4. Tino Bargel, Richard Fauser, Jörn W. Mundt: Soziotope und soziale Infrastruktur – Die Lokalität als Grundlage einer Sozialpolitik für das Kind. In: J. W. Mundt (Hrsg.): Grundlagen lokaler Sozialpolitik. Beltz, Weinheim / Basel 1982, S. 125–162.