Saulnois

Das Saulnois, offiziell Pays du Saulnois (deutsch Salzgau, lateinisch Salinensis Pagus), ist eine französische Landschaft in der Region Grand Est, die in etwa dem ehemaligen Arrondissement Château-Salins entspricht.

Gemeindeverband Saulnois 2019

Geographie

Das Pays du Saulnois liegt im Süden des Départements Moselle. Die größten Städte des Saulnois sind Château-Salins und Dieuze (Duß). Weitere Orte in der Region sind unter anderem Marsal, Vic-sur-Seille und Delme. Wichtige Gewässer sind der Linderweiher (franz.: Étang de Lindre) und die Seille. Breite, waldlose Täler bestimmen die Landschaft. Die Lage zwischen dem Elsass im Osten und den großen lothringischen Städten Metz und Nancy im Westen machte das Saulnois auch zu einem wichtigen Durchgangsland.

Der Regionale Naturpark Lothringen (Parc naturel régional de Lorraine) wird im Osten von den Orten Château-Salins, Morhange, Fénétrange und Réchicourt-le-Château begrenzt. Auch das Pays des Étangs (Land der Weiher) mit dem Linderweiher bei Lindre-Basse gehört zum Naturpark.[1]

Geschichte

Das Saulnois gehört zur historischen Region Lothringen, die bis 1766 zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen und danach zum Königreich Frankreich gehörte. Es liegt an der deutsch-französischen Sprachgrenze, die Bewohner waren schon immer französischsprachig und wurden von ihren deutschsprachigen Nachbarn als Welsche bezeichnet.[2]

Im Tal der Seille im Saulnois wird seit der Hallstattzeit (750 bis 450 v. Chr.) Salz abgebaut. Erst die Merowinger führten die Technik der Salinen ein. Zuerst gehörten die Salinen verschiedenen Abteien, dann dem Bistum Metz und dem Herzogtum Lothringen. Besonders die Salinen in Moyenvic, Marsal und Dieuze waren schon in der Merowingerzeit von wirtschaftlicher Bedeutung. Das Salz wurde auf der Seille zum Stadtteil Port-Sailly (Salzhafen) von Metz transportiert. Im Mittelalter war Salz nicht nur als Konservierungsmittel für Lebensmittel wichtig, sondern auch wegen der Gabelle (Salzsteuer).[1]

Im Vertrag von Vincennes 1661 erhielt Frankreich das Recht auf einen Zugang von Verdun im Königreich Frankreich ins Elsass durch das Herzogtum Lothringen. Das Elsass war kurz vorher französisch geworden. Dieser Korridor wurde „Route de France“ (Französische Straße) genannt. Nachdem Maria Leszczyńska 1725 über diesen Weg vom Elsass nach Paris gefahren war, um König Ludwig XV. zu heiraten, nannte man das Teilstück von Fresnes-en-Saulnois nach Chambrey „Chemin de la Reine“ (Straße der Königin).[3]

Wirtschaft und Infrastruktur

Nach 1871 wurde das Salinensalz durch das billigere Steinsalz verdrängt, die letzten Salinen schlossen in den 1970er Jahren. Die ehemaligen Wälder wurden zur Befeuerung der Salinen abgeholzt, heute werden die waldlosen Ländereien zur Viehzucht und zum Getreideanbau genutzt.[2]

Die Reste der Salinen, etwa in Dieuze, und Salzsümpfe wie der von Marsal können heute noch besichtigt werden.

In den flachen Tälern sind mehrere alte Kanäle erhalten, die früher Mühlen antrieben (Canal du Moulin bei Salonnes), Holz zu den Salinen transportierten (Canal de Flotage der Nard (Fluss)) oder der Entwässerung und dem Hochwasserschutz (Canal de la Vieille Seille bei Mulcey) dienten. Letzteres ist noch heute aktuell, daher werden diese alten Kanäle erhalten.[4]

Canal de la Vieille Seille bei Mulcey

Künstler

In Vic-sur-Seille wurde der Maler Georges de La Tour (1593–1652) geboren und lebte bis zu seiner Übersiedlung nach Lunéville hier.

Der Dichter Maurice Barrès (1862–1923) wurde in Lothringen geboren, wuchs hier auf und hat später oft seinen Freund Stanislas de Guaita in Tarquimpol besucht. Er war von dem melancholischen Charme der Gegend fasziniert und beschrieb sie in mehreren Werken.

Der Dichter Hermann Wendel (1884–1936) wurde in Metz geboren und schrieb eine Ode an die Seille.[2]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Guides Gallimard (Hrsg.): Lorraine. Gallimard, Paris 2002, ISBN 2-7424-0908-4, S. 48 f.+138 (französisch).
  2. a b c Stefan Woltersdorff: Literarisches Lothringen. Conte, Saarbrücken 2012, ISBN 978-3-941657-40-3, S. 63 ff.
  3. Bruno Capdeville, Daniel Manzi, Roger Richard: Le Saulnois au pays du sel et de la Seille. S. 51 f.
  4. Éric Bonnot, Claire Delus, Didier François: Analyse diachronique du tracé des cours d’eau et des aménagements en zone inondable dans le bassin de la Moselle aval depuis le XIXème siècle. Université Lorraine, Dezember 2020, abgerufen am 4. August 2024 (französisch).