Pfarrkirche Schellenberg

Pfarrkirche Unbeflecktes Herz Mariä in Schellenberg

Die römisch-katholische Pfarrkirche Schellenberg steht in der Gemeinde Schellenberg im Unterland im Fürstentum Liechtenstein. Sie ist dem heiligen Unbefleckten Herz Mariä geweiht und liegt im Erzbistum Vaduz. Seit 1992 steht die Kirche unter Denkmalschutz.[1]

Geschichte

In den Jahren 1855 und 1856 wurde eine erste Kirche nach Plänen von Ferdinand Malang erbaut. Der Bau wurde gänzlich aus privaten Mitteln abgewickelt. Das Gotteshaus wurde 1858 geweiht und 1865 an die Gemeinde übergeben. Ab 1858 wurde in unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche das Kloster Schellenberg errichtet. Nach einer Umgestaltung wurde die Kirche 1873 dem Unbefleckten Herzen Mariä geweiht.[1] 1874 wurde Schellenberg, das bisher zur Pfarrei Bendern gehörte, eine von dieser abhängige Kuratie und 1881 eine eigenständige Pfarrei. Die ursprüngliche Kirche wurde 1972 abgebrochen, weil sie zu klein wurde und baufällig war.[1]

Madonna (Kopie), 18. Jahrhundert

In den Jahren 1960 bis 1963 wurde die neue Kirche am heutigen Standort nach Plänen des Architekten Eduard Ladner (1929–2023) errichtet. Es handelt sich um den ersten Kirchenbau der Moderne in Liechtenstein. Der Entwurf für den Bau wurde im ersten internationalen Architekturwettbewerb in Liechtenstein mit dem Ersten Preis bedacht. Dieser Kirchenbau gilt laut W. Walch »als Markstein der modernen liechtensteinischen Architektur«.[1] Seit 1992 steht die Schellenberger Kirche unter Denkmalschutz.

Ausstattung

Die Innenausstattung ist nüchtern gehalten. Den Marmoraltar im halbrunden Chor schuf Georg Malin (* 1926) aus Mauren. Bewusst wurde hier auf weiteren Schmuck verzichtet, um nicht vom Zentrum des katholischen Glaubens, dem Altarsakrament abzulenken. Lediglich ein Kruzifix mit einem historischen Korpus aus Schellenberg, der vergoldete Tabernakel und ein Ambo ergänzen den Altar. Der Taufstein ist so platziert, dass er sowohl in der Nähe des Eingangs als auch des Altars steht. Tabernakel, Ambo und Taufstein stammen ebenfalls von Georg Malin. Belichtet wird der Chorraum auf der Ostseite von zwei der stark stilisierten farbenfrohen Kirchenfenster, die von Fritz Weigner (1913–1974) gestaltet wurden. Sie sind unregelmässig an drei Seiten des rechteckigen Kirchenraums platziert.

In der hinteren Südostecke des Kirchenraums steht ein gemauerter Kubus, der die Sakristei enthält. Über diesem sitzen ohne Gehäuse die Orgelpfeifen in drei Gruppen. Neben dem Kubus befindet sich noch eine weniger hohe Plattform für die Sängerinnen und Sänger des Kirchenchors.

Zwei Madonnenskulpturen haben ihren Platz in der Kirche: Eine zeitgenössische Maria mit Kind wurde von Rico Galizia (1921–1985) geschaffen; sie ist 173 cm hoch und befindet sich rechts vom Halbrund des Chors. Ein weiteres Marienbildnis auf der linken Seite ist die Kopie einer aus dem 18. Jahrhundert stammenden Figur, deren Original sich im Liechtensteinischen Landesmuseum befindet.[1]

Orgel

Die in drei Gruppen über der Sakristei aufgebaute Orgel wurde 1963 von der Manufaktur Orgelbau Zeilhuber aus Sonthofen-Altstädten (Deutschland) errichtet. Sie verfügt über 21 Register auf zwei Manualen und Pedal. Die 1993 anlässlich einer Innenrenovierung erwogene Anschaffung einer neuen Orgel wurde verworfen; die bestehende Orgel wurde 2008 von der in Urspringen, Gemeinde Ostheim vor der Rhön (Deutschland) ansässigen Firma Hey Orgelbau renoviert.[2]

Glocken

Im nach Art eines Campanile frei stehenden, runden und flach gedeckten Kirchturm hängt ein Geläut von fünf Glocken, die 1961 von der Erdinger Glockengießerei Czudnochowsky gegossen wurden.

Glocke Widmung Funktion Gewicht Schlagton Inschrift
1 Hl. Dreifaltigkeit Festtagsglocke 2813 kg Heiligste Dreifaltigkeit, ein einiger Gott
2 Hl. Herz Jesu Sonntagsglocke 1632 kg des′ Herz Jesu, Feuerherd der Liebe, erbarme dich unser
3 Unbeflecktes Herz Mariä Aveglocke 1157 kg es′ Unbeflecktes Herz Mariä, sei unsere Rettung
4 Hl. Josef Totenglocke 842 kg f′ Heiliger Josef, Patron der Kirche, bitte für uns
5 Hl. Kaspar Armenseelenglocke 572 kg as′ Heiliger Kaspar, bitte für uns Sünder. Amen

Literatur

  • Poeschel: Kunstdenkmäler, 1950, 276f.; Die Pfarrkirche zum Unbefleckten Herzen Mariä in Schellenberg, 1963; W. Haas: Die ältere und jüngere Schwester, in: Vobiscum, 2005, H. 3, 12–20; Herrmann: Kunstdenkmäler 1, 2013.
  • Cornelia Herrmann: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein, hg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bd. 1: Das Unterland, Bern 2013 (= Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Neue Ausgabe, Bd. 122), S. 252 ff.: Neue Pfarrkirche zum Unbefleckten Herzen Mariä. (Online)

Weblinks

Commons: Pfarrkirche Schellenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Judith Niederklopfer-Würtinger: Pfarrkirche zum Unbefleckten Herzen Mariä. In: Historisches Lexikon des Fürstentums Liechtenstein
  2. Herrmann, Bern 2013, S. 255

Koordinaten: 47° 13′ 55,9″ N, 9° 32′ 45,2″ O; CH1903: 759559 / 233395