Martin Braun (Orgelbauer)

Martin Braun (* 9. Juli 1808 in Hofen; † 17. September 1892 ebenda) war ein deutscher Orgelbauer der überwiegend in Südwürttemberg sowie Südbaden und der Schweiz tätig war.

Leben

Martin Braun war verwandt mit dem Orgelbauer Anton Braun (1776–1840).[1] Er soll von diesem und danach von Jacob Deutschmann in Wien ausgebildet worden sein. 1833 gründete er eine eigene Orgelwerkstatt die spätestens seit 1835 auch unter der Bezeichnung Martin Braun & Sohn bekannt war und beschäftigte 1847 sieben, 1875 dann acht Gesellen.[2]

Übergehend ins jugendliche Alter zeichnete er 1820 die von Johann Georg Aichgasser 1777 geschaffene Disposition der St. Leodegar geweihte Kirche in Gammertingen.

Einem Schreiben vom 27. Dezember 1851 nach wird er wie folgt beschrieben: „Braun nämlich ist ein Meister in hohem Sinne, lebt nur in seiner und für seine Kunst, rückt alles daran, um wieder eine neue Vollendung zu erreichen, rechnet nicht, bis ihm die Mittel ausgegangen sind.“[1]

Im Jahr 1859 erhielt Martin Braun den Auftrag, die bestehende Hauptorgel in der Pfarrkirche St. Mauritius in Appenzell zu besichtigen und einen Plan für ein neues Instrument vorzulegen.

Seine Söhne Johann Michael (1838–1893) und Matthias Braun übernahmen 1878 die Firma, die sich ab 1890 auf die Produktion von Zinnpfeifen spezialisierte. Im Jahr 1901 wurde Martin Eugen Braun (* 1872) letzter Inhaber der Werkstatt und verkaufte sie im Zuge der Inflation nach dem Ersten Weltkrieg. Er wanderte in die USA aus und war in St. Louis als Orgelbauer tätig.[3]

Werke

Neubauten

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1837KolbingenAlte Pfarrkirche St. XystusI/P11op. 2, mechanische Schleiflade; heutige Friedhofskirche in Kolbingen[4]
1842/44NiederwihlKath. PfarrkircheII/P151962 umdisponiert von Orgelbauer Bernhard Scudlik (Spaichingen).[5]
1848NeudingenKath. PfarrkircheI/P14
1853Möhringen an der DonauKath. PfarrkircheII/P18[6]
1856St. GallenKirche St. LaurenzenIII/P25Architekt Johann Christoph Kunkler entwarf den neugotischen Prospekt; dieser und etwa 20 Register sind erhalten.[7]
1857KonstanzEv. Kirche1864 von Orgelbauer Konrad Albiez erworben und in St. Bartholomäus in Görwihl aufgestellt.[8]
1858Hausen an der AachSt. Agatha
1861IttendorfSt. Martin
II/P19erhalten, 1942 umgebaut, 2003 restauriert; Gehäuse von Merkur Neurohr[9]
1866FurtwangenPfarrkirche St. CyriakII/P281979 ersetzt, Gehäuse erhalten[10]
1867WeinfeldenEvang. KircheII/P201921 ersetzt
1871LuttingenPfarrkirche St. MartinII/P111935 Umbau unter Verwendung alter Register.[11]
1878KonstanzKonstanzer Münsterunter Beibehaltung des Renaissance-Prospekts der 1520 von Hans Schentzer geschaffenen und von Matthäus Gutrecht bemalten Orgel; zwölf Register erhalten[12]
1879MüllheimHerz-JesuII/P18Originaldisposition von Orgelbau Pfaff aus Überlingen 1977 verändert, neuer Spieltisch und um ein Rückpositiv mit Schleifladen auf III/P/27 erweitert → Orgel
1880BachheimPfarrkirche St. Peter und PaulI/P10[13]
1880DöggingenPfarrkirche Sankt MauritiusII/P14[14]
1882MühlingenPfarrkirche St. MartinII/P14[15]
1890Titisee-NeustadtEvang. KircheI/P7nicht erhalten[16]
Wieden (Schwarzwald)Pfarrkirche Allerheiligen1901 ersetzt
Walldorf bei Mißbach18[9]

Umbauten

  • 1875: Pfarrkirche St. Sigismund und Waldburga in Muotathal

Reparaturen

  • Konstanzer Münster: Eine Quelle belegt eine Reparatur durch Anton Hieber 1845 und eine Reparatur aus dem Jahre 1851 durch Martin Braun sowie einen Neubau mit seinem Sohn Michael Braun 1853.[17] Ein anderes Datum für den Neubau der Orgel wird mit 1858 angegeben.

Literatur

  • Bernd Sulzmann: Mitteilungen über das Wirken schwäbischer Orgelmacher in badischen Landen vom 16. bis 19. Jahrhundert. In: Mundus organorum. Festschrift Walter Supper zum 70. Geburtstag, hg. v. Alfred Reichling. Berlin 1978, S. 322–361.
  • Bernd Sulzmann: Die Martin-Braun-Orgeln in Möhringen und Döggingen. In: Ars organi 26 (1978), H. 56, S. 348–352.
  • Horst Schmidt: Die Orgeln des Landkreises Waldshut. Eggingen 1989.
  • Holger Brandt: Vergessene Meister. Die Orgelbauer Braun, Hecht und Schuhmacher aus Spaichingen (Württemberg). In: Orgel International. 2001, S. 74–81.

Einzelnachweise

  1. a b Biografische Angaben (Memento vom 26. Juni 2013 im Webarchiv archive.today)
  2. Hermann Fischer: 100 Jahre Bund deutscher Orgelbaumeister. Orgelbau-Fachverlag, Lauffen 1991, ISBN 3-921848-18-0, S. 158.
  3. Hermann Fischer, Theodor Wohnhaas: Lexikon süddeutscher Orgelbauer. Florian Noetzel Verlag, Wilhelmshaven 1994, ISBN 3-7959-0598-2, S. 45.
  4. Kolbingen, Alte Pfarrkirche St. Xystus, heutige Friedhofskirche, abgerufen am 16. Juni 2013
  5. Schmidt, S. 58.
  6. Orgel in Möhringen, gesehen 16. Juni 2013.
  7. Farbfotografie, abgerufen am 16. Juni 2013.
  8. Schmidt, S. 57
  9. a b Domorgelbau Mutterer (Memento des Originals vom 5. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gratis-homepage.net, abgerufen am 16. Juni 2013.
  10. Pfarrei St. Cyriak Furtwangen (Memento desOriginals vom 8. Juli 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.se-furtwangen.de, abgerufen am 16. Juni 2013.
  11. Schmidt, S. 67 f.
  12. Markus Utz: Geschichte der Orgeln (PDF; 120 kB), abgerufen am 6. März 2016.
  13. Orgel in Bachheim, gesehen am 9. August 2016
  14. Orgel in Döggingen, gesehen 16. Juni 2013.
  15. Informationen zur Orgel der Mühlinger St.-Martin-Kirche im Internetauftritt der Seelsorgeeinheit Stockach; abgerufen am 16. November 2023.
  16. Orgel in Titisee-Neustadt, gesehen 16. Juni 2013
  17. Manfred Schuler: Ein Plan von 1777 zur Renovierung der großen Konstanzer MünsterorgelReparaturarbeiten und Neubau (Memento desOriginals vom 12. März 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.muensterkonzerte.com (PDF; 141 kB), gesehen am 18. Juni 2013