Liste von Briefmarkengattungen

Die Liste enthält Gattungen von Briefmarken, die zu Voraus- oder Nachbezahlung postalischer Dienstleistungen durch Privatpersonen, Firmen, Behörden und Institutionen verwendet werden oder wurden und daher auf Postsendungen (Briefe, Postpakete, Postkarten, Päckchen, Drucksachen usw.) vorkommen können. Zur besseren Übersicht, werden die verschiedenen Gattungen in fünf Gruppen sortiert, die sich aus der Funktion der Wertzeichen ergeben. Viele Briefmarkengattungen wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts oder im frühen 20. Jahrhundert eingeführt und wurden nur in einem oder wenigen Ländern verwendet. Rationalisierungsmaßnahmen bei den Postverwaltungen fielen die meisten Briefmarkengattungen zum Opfer, so dass bis auf wenige Ausnahmen heute nur noch die fett dargestellten Gattungen in Gebrauch sind.

GattungErste bekannte Ausgabe
Datum u. Land
Weitere VerbreitungKommentarBild
Beispiel
Wertzeichen, die zur Vorausbezahlung der postalischen Beförderung dienen
Frei- oder Dauermarke6. Mai 1840
Großbritannien
weltweitSonderformen sind Automatenmarken und personalisierte MarkenOne Penny Black von 1840
Sonder- oder Gedenkmarke1888[1]
New South Wales
weltweitGedenkmarke von New South Wales 1888
Auslandsmarke1880
Peru
Griechenland, Guatemala, Kolumbien, TürkeiObligatorisch für Auslandspostsendungen, in einigen Ländern mit „harter“ Metallwährung zu bezahlen (Griechenland, Guatemala), in der Türkei mit Rabatt versehen. Italien führte spezielle Auslands-Eilmarken mit französischer Beschriftung ein.italienische Auslandspost-Eilmarke
Autopaketmarke1. Januar 1949
Finnland
nur Finnlandfür Pakete und Päckchen, die mit Postautobussen befördert werdenSatz von Autopaketmarken aus dem Jahr 1949
Besuchskartenmarke21. Dezember 1951
Monaco
nur Monacobesonders kleine Marken für kleinformatige Briefchen zur Übersendung von Visitenkarten
DienstmarkeJuli 1854
Spanien
nahezu weltweitVerwendung nur durch Behördenerste Dienstmarke von 1854 aus Spanien
Dienstzählmarke1. Januar 1903
Deutsches Kaiserreich
für das Land Preußen, 1905 auch für Baden, 1963 in ThailandDie Marken wurden wie Freimarken 12 Monate auf alle Dienstsendungen geklebt, aus dem Verbrauch wurde der jährlich als Abschlagszahlung zu entrichtende Betrag an die Post ermittelt.Dienstzählmarke für Preußen
Eilmarke1. Oktober 1885
USA
Albanien, Ecuador, Italien und Kolonien, Kuba, Mexiko, San Marino, Sowjetunion, Spanien und Kolonienzur Frankierung von EilbriefenEilmarke (Special Delivery) der USA von 1885
Einschreibemarke1. Dezember 1854
Victoria
Kanada, viele lateinamerikanische Staatenzur Abdeckung der Einschreibegebührerste Einschreibemarke von 1854
Geldbriefmarke1865
Kolumbien
nur Kolumbienfür Wertbriefe, die dem Empfänger zugestellt werden sollten (im Normalfall musste der Empfänger Sendungen bei der Post abholen)Geldbriefmarke von 1965
Flugpostmarke (einschl. Zeppelinmarken und Ballonmarken)20. Mai 1917
Italien
weltweitzur Frankierung von Luftpost, inzwischen weitgehend von Frei- und Sondermarken verdrängtCurtiss Jenny auf einer Flugpostmarke von 1918
Lebensversicherungsmarke, auch Lebensversicherungs-Dienstmarke1891
Neuseeland
nur Neuseelandfür Sendungen der staatlichen Lebensversicherungs-GesellschaftMarke der Lebensversicherungsgesellschaft von 1905
Paketmarke1884
Italien
45 Länder weltweitFrankierung von Paketen oder PaketkartenPaketmarke Italiens von 1884
Phonopostmarke1939
Argentinien
nur Argentinienfür Mitteilungen, die auf Schallplatten gesprochen waren (Sprechbriefe)argentinische Phonopostmarke von 1939
Postfährenmarke1. Oktober 1907
Dänemark
nur Dänemarkzur Beförderung von Postsendungen auf FährenPostfährenmarke von 1919
Postkartenmarke1889
Oranjefreistaat
Neuseeland
Rohrpostmarke1913
Italien
nur Italienfür Rohrpost-SendungenRohrpostmarke von 1913
Rückscheinmarke1894
Chile
Montenegro, Panamazur Frankierung eines Rückscheins; Chile gab 1897 auch eine Geldempfangs-Bestätigungsmarke heraus, die der Frankierung von Rückscheinen bei Wertsendungen dienteRückscheinmarke von Montenegro 1895
Sonntagszustellungsmarke1925
Bulgarien
nur BulgarienZusatzgebühr für Sonntags zuzustellende PostsendungenSonntagszustellungsmarke von 1926
Soldatenmarke, auch Militärmarke1901
Frankreich
Italien, Schweden, VietnamVerwendung nur durch Militärpersonal, Kriegsinvalide und deren Angehörige in Friedenszeiten durch den zivilen Postdienst; in Kriegszeiten kamen Militärpostmarken und Feldpost-Zulassungsmarken zum Einsatzfranzösische Militärmarke von 1902
VerspätungsmarkeJanuar 1855
Victoria (Australien)
Kolumbien, Antioquia, Bolivar, Ecuador, Panama, Uruguayfür Zusatzgebühr bei Auflieferung von Postsendungen außerhalb der Schalterstundenerste Verspätungsmarke aus Victoria
Wohltätigkeitsmarke oder Wohlfahrtsmarke1897
New South Wales
nahezu weltweitBriefmarke mit nichtpostalischem Zuschlag, der wohltätigen Organisationen, Katastrophenopfern usw. zugutekommt. Postalisch auch als Zuschlagmarke bezeichnet.New South Wales 1897: 2'6 Shilling Marke, Frankaturwert 2½ Pence
Zeitungsmarke1851
Kaisertum Österreich
USA, Deutsches Reich, Türkei und weitere Länderfür Zeitungen und Drucksachenösterreichische Zeitungsmarke von 1851
Zustellungsmarke1935
Dominikanische Republik
Tschechoslowakei, Slowakischer StaatVorausbezahlung der Gebühr für die Zustellung ausschließlich an den genannten Adressaten („eigenhändig“), scherzhaft auch Liebesbriefmarken genannt
Briefmarke ohne Wertangabe
Briefmarken ohne Nennwert, international auch „non-value indicator (NVI)“ oder nich-denominiertes Porto. Diese Briefmarken entsprechen einem Portotarif, nicht einem exakten Wert, z. B. Standardbrief national.
Amtlich vorgeschriebene Wertzeichen, deren Erlös nicht der Post zugutekommt
Gebührenfreiheitsmarke1869
Spanien
Italien, Rumänienzur Kennzeichnung portofreier Sendungen, z. B. von Parlamentsmitgliedern oder wohltätigen OrganisationenGebührenfreiheitsmarke für den Bibliotheksverband von Bologna, 1924
Feldpost- oder Militärpostzulassungsmarke1. November 1941
Finnland
Deutsches Reich, Iran, Italien, Kroatien, Maltaeine Anzahl an Marken wurde monatlich an Soldaten ausgegeben, um das Aufkommen an (kostenloser) Feldpost zu limitierenZulassungsmarke Tunis 1943
Kurierdienstmarke1956
DDR
nur DDRfür Kurierdienste zwischen Behörden, staatseigenen Betrieben, Parteidienststellen usw.Kurierdienstmarke von 1958
Militärpostmarken, auch Feldpostmarken1900
Britisch-Indien für die Seymour-Expedition nach China
Britische Militärpost in Ägypten und Saloniki, deutsche Militärposten im Ersten und Zweiten Weltkrieg, tschechoslowakische Armee in Sibirien, indische Wacheinheiten und UNO-Truppen in Korea, Kongo und Gaza, BelgienMilitär- bzw. Feldpost arbeitet unabhängig von der zivilen Post. Meist waren Feldpostbriefe kostenlos, in den genannten Fällen waren allerdings Gebühren zu entrichten, teilweise nur für spezielle Dienstleistungen wie Einschreiben. Einige der Militärposten konnten auch von Zivilisten genutzt werden.Marke der tschechoslowakischen Legion 1919
Paketgebührenmarke1. Juli 1928
Italien
Triest Zone Aobligatorische Gebühr für Pakete und Briefe, die durch private Botendienste befördert werdenitalienische Paketgebührenmarke von 1928
Postkartensteuermarke1904
Persien
Rumänien (1932)Steuer auf Bildpostkarten
Tauschkontrollmarke1922
Sowjetunion
Republik des Fernen OstensKontrolle von Briefmarkentauschsendungen; eine Marke war der Sendung an den Tauschpartner im Ausland aufzukleben, eine weitere beizulegen, die dieser auf die Rücksendung kleben musste. Die Tauschkontrollmarken der DDR waren keine Wertzeichen und sind deshalb in Katalogen nicht gelistet, erfüllten aber die gleiche Funktion.
Zeitungsstempelmarke1853
Kaisertum Österreich
FrankreichSteuer auf Zeitungen, die Entrichtung der Steuer erlaubte aber auch die kostenlose Postbeförderungösterreichische Stempelmarke von 1859
Zwangszuschlagsmarke1874
Spanien
weltweit 55 LänderSteuer auf Postsendungen, darunter auch spezielle Kriegssteuermarken, obligatorisch meist nur im InlandverkehrNotopfer Berlin 1948
Wertzeichen, die der Nacherhebung von Porto beim Empfänger dienen
Gerichtszustellungsmarke1898
Österreich
nur für Galizien, ab 1909 auch in RusslandZustellgebühr für Boten von Gerichtsdokumentenrussische Gerichtszustellungsmarke von 1909
Paketportomarke1912
USA
nur USAvom Empfänger zu entrichtende PaketgebührUS-Paketportomarke zu 10 Cent von 1912
Portomarke1. Januar 1859
Frankreich
nahezu weltweitgibt das vom Empfänger zu entrichtende (Nach-)Porto anfranzösische Portomarke von 1859
Zwangssteuerportomarke (auch: Zwangszuschlagsportomarke)1925
Portugal
Portugal und seine Kolonien, Jugoslawien, in Rumänien KriegssteuerportomarkenNachporto, bei fehlenden Zwangszuschlagsmarkenjugoslawische Zwangszuschlagsportomarke von 1933
Wertzeichen für sonstige postalische Dienstleistungen
Brandkasten-Versicherungsmarke1. Februar 1921
Niederlande
Niederländisch-IndienVersicherungsgebühr für Beförderung der Post in versiegelten „Brandkästen“ an Deck von Schiffen. Die Marken wurden wegen der Minengefahr auf Schifffahrtsrouten nach dem Ersten Weltkrieg etwa zwei Jahre verwendet.Niederländische Barndkasten-Versicherungsmarke von 1921
Gebührenmarke21. März 1923
Dänemark
nur DänemarkGebühr für das Ausfüllen von Formularen, Anschriftenermittlung usw.Gebührenmarke von 1923
Geldüberweisungsmarke[2]1888
Ceylon
nur Ceylon
Postanweisungsmarke1884
Niederlande
El Salvador, Italien, San Marino, Spaniennicht zur Frankierung von Postanweisungen, sondern zu Kontrollzwecken der Auszahlung gebraucht
Postauftragsmarke, auch Postauftragsportomarke1908
Frankreich
Monaco, Andorrazur Verrechnung nicht eingelöster PostaufträgePostauftragsmarke aus Frankreich, 1908
Postpaket-Verrechnungsmarke1923
Niederlande
nur Niederlandeinterne Verrechnung von entrichteten Paketgebühren
Postsparmarke1916
Spanien
USA, Sowjetunion, Italienzum Ansparen kleiner Beträge, bei Markenmangel auch als Porto verwendetrussische Postsparmarke von 1918
Postversicherungsmarke1935
Mexiko
Italienzusätzliche Versicherungsgebühr für Postsendungen
Seepostmarke1875
Mexiko
nur MexikoGebühr für Postbeförderung auf nicht-mexikanischen SchiffenSeepostmarke von 1875
U-Bootmarke1916
Deutsches Kaiserreich
Spanische Republikdie Marken vereinigten Porto und Versicherungsbetrag
Verrechnungsmarke1. Oktober 1907
Dänemark
Uruguay, Italienisch-Eritrea, Italienisch-Libyenzur Verrechnung von entrichteten Gebühren für Massensendungen wie Drucksachen oder Zeitungendänische Marke von 1907
Wertbriefversicherungsmarke1865
Kolumbien
kolumbianische Departamentos Cundinamarca, Santander und TolimaBeleg der Entrichtung einer speziellen Versicherungsgebühr und Versiegelung eines Wertbriefeskolumbianische Cubierta von 1892
Nichtpostalische Wertzeichen, die in Ausnahmefällen auf Postsendungen auftreten
Eisenbahnpaketmarke1. Mai 1879
Belgien
Belgisch-KongoPakete wurden in Belgien grundsätzlich durch die Eisenbahn befördertbelgische Eisenbahnpaketmarke von 1879
Notgeldmarke1915
Russland
auf Karton gedruckte Briefmarken, die auch Frankaturkraft hattenrussische Notgeldmarke von 1915
Stempel- oder Fiskalmarke1854
Österreich[3]
viele Länder bei Markenmangel, besonders umfangreich in Venezuelain einigen Ländern bei Markenmangel geduldete oder zugelassene Frankierungvenezolanische Fiskalmarke von 1874 für Schulgebühren
Telegrafenmarke1861
Britisch-Indien
etwa 60 Länder weltweitfür Telegramme, in Belgien auch für postalische Eilsendungen, bei Markenmangel auch als Brieffrankatur zugelassenfranzösische Telegrafenmarke von 1868
Zeitungspaketmarke der Eisenbahnverwaltung1928
Belgien
nur BelgienVerwendung für Zeitungspakete

Literatur

  • Ullrich Häger: Großes Lexikon der Philatelie. Bertelsmann, Gütersloh 1973, ISBN 3-570-03229-9.
  • J. Nováček: Das Nachschlagebuch für den Briefmarkensammler. Dausien, Hanau/M. 1984, S. 70–93.
  • James Mackay: Guinness Buch der Briefmarken. 2. Auflage. Ullstein, Frankfurt/M., Berlin, Wien 1986, ISBN 3-550-07695-9, S. 84–118.

Einzelnachweise

  1. Umstritten, schon 1871 gab Peru eine Marke zu 5 Centimos heraus, die in einigen Katalogen als erste Gedenkmarke bezeichnet wird. Laut J. Mackay, S. 97, ist der Zusammenhang zwischen einer dargestellten Lokomotive und der 20 Jahre zuvor eröffneten Bahnlinie Lima–Callao zufällig, wie aufgefundene Dokumente belegen.
  2. J. G. Winters: The Postal Commission Stamps of Ceylon 1888–1890. 48 S., Ceylon Study Group of Great Britain 2009, ISBN 978-0-9528149-3-1
  3. In den ersten Jahren nach ihrer Einführung wurde in Österreich die Verwendung von Stempelmarken zur Frankierung von Briefen generell geduldet. Siehe: Michel-Katalog Europa, S. 981, Schwaneberger-Verlag 1957.
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