Henrike Naumann

Henrike Naumann mit West-Zigarettenschachtel, 2019
Henrike Naumann in ihrer Installation Evolution Chemnitz (2020)

Henrike Naumann (* 1984 in Zwickau) ist eine deutsche Installationskünstlerin.

Leben

Naumann studierte Bühnen- und Kostümbild an der Hochschule für Bildende Künste Dresden und Szenografie an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf. Sie lebt in Berlin.[1] Sie ist die Enkelin des Max-Pechstein-Preisträgers und Künstlers Karl Heinz Jakob.

Aufgewachsen in der nach ihrem Eindruck durch Neonazis geprägten Jugendkultur ihrer Heimatstadt setzt sie sich in ihren Installationen mit der Geschichte des Rechtsterrorismus und der Ästhetik alltäglicher Privaträume auseinander. Sie bezeichnet Möbel als das Medium ihrer Wahl.[2] Mit einer schnell wachsenden Zahl von Ausstellungen erreichte sie ein breites Echo in den Medien.[3] Ihre künstlerische Arbeit verbindet sie mit Vortrags- und Lehrtätigkeit.[4]

Werke

  • Triangular Stories (2012) kontrastiert hedonistische und Neonazi-Jugendkultur in den Neunzigern.[5]
  • Aufbau Ost (2016) widmet sich anhand von Alltagsästhetik der Transformation der DDR und der Integration von Ost- und Westdeutschland.[6]
  • Das Reich (2017) zeigt rechtsextreme Ideologie und Reichsbürgerbewegung versinnbildlicht in einer Rauminstallation.[7]
  • 2000 (2018) setzt die Expo 2000 in Bezug zur deutsch-deutschen Wiedervereinigung.[8]
  • 14 Words (2018) zeigt ein ehemaliges ostdeutsches Einzelhandelsgeschäft mit Bezug auf den Nationalsozialistischen Untergrund und seine größtenteils als Selbständige in ihren eigenen Unternehmen erschossene Opfer.[9]
  • DDR Noir (2018) stellt Arbeiten ihres Großvaters, des DDR-Grafikers Karl Heinz Jakob zwischen Möbeln der Nachwendezeit aus.[10][11]
  • Eurotique (2018) auf der Riga International Biennial of Contemporary Art beschäftigt sich mit dem Phänomen der „Eiroremonts“ (lettisch für „Euro-Reparatur“).[12][13]
  • Ostalgie (2019) setzt sich mit dem Geschichtsbild der DDR sowie den Erinnerungsformen an die DDR auseinander.[14]
  • Tag X (2019) basiert auf einem Netzwerk von Prepper-Gruppen und inszeniert eine Gedenkstätte, in welcher als Waffen interpretierte Wohnaccessoires und Designklassiker ausgestellt sind.[15][16]
  • Ruinenwert (2019) ist eine Beschäftigung mit Ideologie und Geschichte des Nationalsozialismus und dessen Ästhetik.[17]
  • Aesthetics of Power (2021) zeigt Aufnahmen von 2017 einer scheinbar unstrukturierten Ansammlung unterschiedlicher Möbel und Haushaltsgeräte im Berliner Kronprinzenpalais. Die Installation ist unterlegt mit Live Tonszenen der Capitolerstürmung 2021.[18]
  • Das Reich (2017), Rauminstallation, Teil der Ausstellung Der Katalysator. Joseph Beuys und Demokratie heute im Museum Morsbroich Leverkusen (Mai bis August 2021)
  • Die Monotonie des Yeah, Yeah, Yeah (2020), 2021 im Museum of History and Archeology of the Urals, Jekaterinburg, Russland
  • Evolution Chemnitz (2020), Video und Installationen (Hotel Elisenhof) zu 100 Jahren revolutionäre Aktionen in und um Chemnitz
  • mit Bastian Hagedorn: The Museum of Trance (2021), Multimedia Arbeit (Überlegungen zu Spiritualität, Rave-Kultur, Exotismus u. a.) auf Techno Worlds (2021), Budapest (basierend auf ihrem Museum of Trance in Port-au-Prince, Haiti, 2015)
  • weitergestaltete Installation 2000 (2018–2021), 2021–2022 auf der Ausstellung Future Generation Art Prize, Kiew, Ukraine

Solo-Ausstellungen

Publikationen

Preise, Stipendien und Residenzen

Ausstellungen

  • Illiberal Lives im Ludwig Forum Aachen, mit Pauline Curnier Jardin, Johanna Hedva, Ho Rui An, Blaise Kirschner, Jota Mombaça, Henrike Naumann, Melika Ngombe Kolongo, Bassem Saad, Mikołaj Sobczak and Jordan Strafer, 22. April bis 27. August 2023 mit fünf Installationen von Henrike Naumann

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Henrike Naumann - About (Memento vom 2. August 2019 im Internet Archive)
  2. Ideologie in Sperrholzschrankwänden Kulturschwarm Onlinemagazin 23. Mai 2018.
  3. Henrike Naumann - Archive (Memento vom 2. August 2019 im Internet Archive)
  4. Möbel erzählen vom Rechtsradikalismus. In: Neues Deutschland. 30. Juli 2019 (neues-deutschland.de).
  5. Die U-30-Party. In: Tagesspiegel. 11. August 2012 (archive.org).
  6. Inhabiting Henrike Naumann’s Aufbau Ost AQNB Reviews 15. April 2016
  7. Ideologie in Sperrholzschrankwänden Kulturschwarm Onlinemagazin 23. Mai 2018
  8. Henrike Naumann 2000 Mensch. natur. Twipsy.
  9. Weil ich nun mal hier lebe
  10. Henrike Naumann DDR Noir. In: Monopol Magazin. 2018 (monopol-magazin.de).
  11. Karl Heinz Jakob im Bildatlas Kunst in der DDR
  12. Eurotique auf facebook.com.
  13. Lesung mit Pauls Bankovskis in der Installation „Eurotique“ (lettisch, kurpes.lv).
  14. Die Ostalgie der Schrankwand Die Zeit Nr. 12/2019
  15. Künstlerin Henrike Naumann - Gedankenspiele um "Tag X". Abgerufen am 11. März 2021 (deutsch).
  16. »Die ›Erfolgsgeschichte Einheit‹ ist ambivalent«. Abgerufen am 11. März 2021.
  17. Catrin Lorch: Schrankwand-Panorama. Abgerufen am 11. März 2021.
  18. Aesthetics of Power auf fridericianum.org; abgerufen am 18. Februar 2022
  19. Thomas Kaestle: Henrike Naumann zeigt ihre Ausstellung „2000. Mensch. Natur. Twipsy.“ in Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 12. Juli 2019
  20. Annual programme 2023 - e-flux Agenda. Abgerufen am 24. Januar 2023 (englisch).
  21. 24.01.–16.04.2023. Henrike Naumann: WESTALGIE, Webseite des IKOP zur Ausstellung; abgerufen am 21. April 2023
  22. Goethe Institut Kinshasa: Künstlerresidenz
  23. Schränke und Schmerzen: Henrike Naumann erhält den LVZ-Kunstpreis 2019