Barbara Horejs

Barbara Horejs (2019)

Barbara Horejs (* 5. Februar 1976 in Wien) ist eine österreichische Prähistorische Archäologin und Spezialistin für das Neolithikum, die Kupferzeit und die Bronzezeit in Südosteuropa, der Ägäis und in Anatolien. Sie ist seit dem 1. Januar 2021 wissenschaftliche Direktorin am Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI)[1] an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Von 2013 bis 2020 leitete sie als Direktorin das Institut für Orientalische und Europäische Archäologie (OREA)[2], ebenfalls an der ÖAW in Wien. Seit 2015 ist Barbara Horejs zudem Honorarprofessorin an der Eberhard Karls Universität Tübingen im Fachbereich Ur- und Frühgeschichte.[3]

Leben

Horejs wurde 1976 in Wien geboren. Sie maturierte 1994 am Bundesgymnasium Babenbergerring in Wiener Neustadt und studierte von 1994 bis 2002 Ur- und Frühgeschichte und Klassische Archäologie an den Universitäten in Wien, Athen und Berlin. An der Freien Universität Berlin schloss sie ihren Magister Artium 2002 mit Auszeichnung ab und wurde im Jahre 2005 bei Bernhard Hänsel mit „Summa cum laude“ über ihre Doktorarbeit Die spätbronzezeitliche handgemachte Keramik der Schichten 13 bis 1 der Toumba von Olynth (Agios Mamas). Vergleichsstudien innerhalb Makedoniens und benachbarter Kulturregionen promoviert. Im Anschluss wurde sie für diese Forschungsarbeit mit dem Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) ausgezeichnet.[4]

Von 2006 bis 2013 war Barbara Horejs selbstständig bzw. am Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) tätig und entwickelte dort mehrere Grundlagenforschungsprojekte, die durch den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und den Europäischen Forschungsrat (ERC) ihre Förderung fanden. Im Jahre 2013 übernahm B. Horejs die Direktion des Instituts für Orientalische und Europäische Archäologie, welches aus den ehemaligen Forschungseinrichtungen Prähistorische Kommission, Kommission für Ägypten & Levante, sowie der Mykenischen Kommission der ÖAW hervorging. Die Umstrukturierung des Instituts in eine moderne Forschungseinrichtung führte 2016 zur positiven Evaluierung durch ein internationales Komitee und somit zur dauerhaften Etablierung von OREA an der ÖAW. Seit 2007 lehrt Horejs wiederholt an der Universität Wien[5]; seit 2015 hat sie die Honorarprofessur an der Eberhard Karls Universität Tübingen inne.

Innerhalb der Österreichischen Akademie der Wissenschaften war Horejs von 2011 bis 2012 zunächst als Direktorin der Jungen Kurie und seit 2015 als korrespondierendes Mitglied der philosophisch-historischen Klasse aktiv.[6] Seit 2016 ist sie zudem korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI). Von 1.6.2013 bis 31.12.2020 war sie Direktorin des Instituts für Orientalische und Europäische Archäologie (OREA), derzeit ist sie als wissenschaftliche Direktorin am Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) tätig und hat sowohl die Leitung der Abteilung „Prähistorie und Westasien/Nordostafrika-Archäologie“ inne als auch der Forschungsgruppe „Prehistoric Phenomena“.

Horejs ist (Mit-)Herausgeberin der Zeitschrift Archaeologia Austriaca (ArchA), sowie der Publikationsreihen Mitteilungen der Prähistorischen Kommission (MPK), Mykenische Studien, Contributions to the Archaeology of Egypt, Nubia and the Levant (CAENL) und Oriental and European Archaeology (OREA).

Ihr Hauptbetätigungsfeld liegt in der Leitung von Ausgrabungen, Surveys und Materialstudien in der Türkei, in Griechenland, auf dem Balkan und in Westasien zur Schaffung und Auswertung neuer Primärquellen. Dabei stehen zentrale Fragen zur Menschheitsentwicklung im Holozän im Mittelpunkt, die großräumig eingebettet werden. Schnittpunkte verschiedener Kulturkreise, Wissenstransfer und Kommunikationsnetzwerke, relative und absolute Chronologien zwischen Donauraum und Orient sowie ökologische, ökonomische und soziale Entwicklungen gehören zu ihren Expertisen. Diverse naturwissenschaftliche Analytik und deren Auswertung mit interdisziplinär besetzten und internationalen Teams zählen zu ihren grundlegenden Methoden. Ihre Forschungen konzentrieren sich auf Neolithikum, Kupferzeit und die gesamte Bronzezeit und umfassen einen Zeitraum von rund 8000 Jahren.

Hervorzuheben ist das vom Europäischen Forschungsrat (ERC) finanzierte Projekt „Prehistoric Anatolia. From Sedentism to Protourban Societies“, bei dem Ausgrabungen (Çukuriçi Höyük) und Surveys im Umland der antiken Stätten Ephesos und Pergamon in der Westtürkei vorgenommen worden sind,[7][8] sowie das durch den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanzierte Projekt „Bronze Age Gold Road of the Balkans – Ada Tepe Mining“.[9] Im Zuge dieses Projektes wurde die Ausstellung „The First Gold“ im Kunsthistorischen Museum (KHM) von Barbara Horejs (mit-)kuratiert.[10]

Auszeichnungen

  • 2020: Ernennung zum Ordentlichen Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts
  • 2019: Ehrenmitglied des National Institute of Archaeology, Bulgarian Academy of Sciences
  • 2017: Ehrenurkunde und Plakette „Zlaten Vek“ („Das goldene Jahrhundert“) des Bulgarischen Kulturministeriums für die Förderung der österreichisch-bulgarischen Beziehungen auf dem Gebiet der Kultur und für die Vermittlung und Verbreitung der bulgarischen Kultur in Österreich[11]
  • 2014: Research Award of the City of Vienna for scientific achievements in the humanities[12]
  • 2011: Starting Grant des Europäischen Forschungsrates (ERC)
  • 2010: Verleihung des START-Preises durch den Österreichischen Forschungsfond (FWF) und das Österreichische Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung
  • 2005/06: Reisestipendium des Deutschen Archäologischen Institutes
  • 2005: Verleihung des Förderpreises für die beste Qualifikationsarbeit einer Nachwuchswissenschaftlerin für die Dissertation vom Fachbereich der Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin
  • 2003–2005: Stipendium der wissenschaftlichen Nachwuchsförderung des Senats Berlin für das Promotionsvorhaben bis 2005

Mitgliedschaften

Sie ist u. a. seit 2022 Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Röm.-Germanischen Zentralmuseums in Mainz, stellv. Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirats DAI Istanbul, Kuratoriumsmitglied des European Forum Alpbach, Mitglied im Editorial Board Studia Praehistorica (Sofia), im Advisory Board des Journal of World Prehistory, ordentliches Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI), korrespondierendes Mitglied der philosophisch-historischen Klasse der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Ausschussmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (ÖGUF). Sie war u. a. Vorsitzende der Institutsdirektori*innenkonferenz der ÖAW und Mitglied des Scientific Advisory Board GENOM Austria (ÖAW, CeMM).

Publikationen

Bislang veröffentlichte Barbara Horejs 17 Bücher, darunter einige Monographien, zahlreiche Konferenzbände, Sammelbände und Kataloge, sowie über 90 wissenschaftliche Aufsätze zu archäologischen Themen vom Neolithikum bis zur Bronzezeit und ist (Mit-)Herausgeberin verschiedener Zeitschriften- und Monographie-Reihen.[13]

Weblinks

Commons: Barbara Horejs – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

  1. Barbara Horejs, auf oeaw.ac.at
  2. Team, auf orea.oeaw.ac.at
  3. Prof. Dr. Barbara Horejs, auf uni-tuebingen.de, abgerufen am 2. Oktober 2022
  4. Geschichte der Stipendien. dainst.org, abgerufen am 31. Oktober 2017 (deutsch).
  5. Barbara Horejs an der Universität Wien
  6. ÖAW Mitglieder Detail. Abgerufen am 31. Oktober 2017.
  7. European Commission : CORDIS : Projects and Results : From Sedentism to Proto-Urban Societies in Western Anatolia. Abgerufen am 31. Oktober 2017.
  8. Prehistoric Anatolia. Abgerufen am 31. Oktober 2017.
  9. Bronze Age Gold Road of the Balkans – Ada Tepe Mining. Abgerufen am 31. Oktober 2017.
  10. The First Gold Ada Tepe: Europe's Oldest Gold Mine. khm.at, abgerufen am 31. Oktober 2017.
  11. Velina Dimitrova: Почетна грамота и отличиеЗлатен векза проф. Барбара Хореш. (bas.bg [abgerufen am 31. Oktober 2017]). Почетна грамота и отличие „Златен век” за проф. Барбара Хореш (Memento vom 4. Juli 2017 im Internet Archive)
  12. m07gra: Preisträgerinnen und Preisträger - Förderungspreise der Stadt Wien. Archiviert vom Original am 27. Dezember 2018; abgerufen am 9. Januar 2018.
  13. Ausführliches Publikationsverzeichnis 1999–2017, auf orea.oeaw.ac.at