Alfred Ilg

Alfred Illg (1854–1916)
Alfred Illg

Alfred Heinrich Ilg (* 30. März 1854 in Frauenfeld, Thurgau; † 7. Januar 1916 in Zürich) war ein Schweizer Ingenieur und als Erster Staatsminister von Abessinien ein Berater des äthiopischen Kaisers Menelik II.[1]

Leben

Ilgs Grab

Alfred Ilg gelangte 1879 im Auftrag einer Schweizer Firma nach Abessinien, dem heutigen Äthiopien. In der Folge diente er am Hof des äthiopischen Kaisers Menelik II. (Kaiser ab 1889). Schnell lernte er die amharische Sprache. Er war am Bau der neuen Hauptstadt Abessiniens, Addis Abeba, beteiligt. Am Sieg Abessiniens gegen die Kolonialmacht Italien in der Schlacht bei Adwa 1896 hatte er erheblichen Anteil, da mit seinen Fabriken und Maschinen Abessinien selbst Waffen und Munition produzieren konnte und von deren Import unabhängig wurde.

Aktie über 500 Francs der Compagnie Impériale des Chemins de Fer Éthiopiens vom 14. Dezember 1899, unterschrieben von Alfred Ilg; Abbildung: Kaiser Menelik II, der Vater des letzten Negus’, erwartet mit seinem Hofstaat den ersten Zug.[2]

Dafür wurde 1897 Ilg von Kaiser Menelik II. mit dem Titel Staatsrat im Range einer Exzellenz geehrt. Für die Jahre 1897 bis 1907 wurde er zum Aussenminister ernannt. Dank seiner Kompetenz als Ingenieur war er in diesen Jahren für die Planung und Errichtung der Eisenbahnlinie von Addis Abeba nach Djibuti zuständig. Daneben zeichnete Ilg auch für mehrere öffentliche Bauten verantwortlich und fungierte als Protokollchef und Privatsekretär des Kaisers. Dafür wurde Ilg mit dem höchsten Orden des Staates, dem Stern von Äthiopien ausgezeichnet.

Zu Ilgs Taten zählen auch die Schaffung eines einheitlichen nationalen Münzsystems und die Errichtung eines nationalen Postsystems. Als am 7. März 1905 der Orientalist Friedrich Rosen als Leiter der nach ihm benannten Rosengesandtschaft verschiedene Verträge zwischen Äthiopien und dem Deutschen Reich schloss, begann Ilgs Einfluss bei Hof langsam zu schwinden. Verschiedenen Intrigen konnte (oder wollte) Ilg nichts entgegensetzen, und so demissionierte er 1907.

Ilg kehrte in die Schweiz zurück und liess sich in Zürich nieder. Dort starb er am 7. Januar 1916 und wurde auf dem Friedhof Enzenbühl als prominenter Verstorbener beigesetzt.[3]

Besonderes

1902 schenkte Ilg der Stadt Zürich zwei Löwen zum Dank für die Ausbildung, die er an der ETH hatte geniessen können. Dies führte Jahre später zur Gründung des Zoos Zürich.

Literatur

  • Elisabeth Biasio: Prunk und Pracht am Hofe Menileks. Verlag NZZ Libro, Zürich 2004, ISBN 3-03823-089-8.
  • Elisabeth Eggimann Gerber: Alfred Ilg. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • Alfred Ilg: Zur Geschichte der äthiopischen Eisenbahnen. In: Jahresberichte der Geographisch-Ethnographischen Gesellschaft in Zürich, Band 10 (1909–1910), S. 113 ff. (doi:10.5169/seals-11443)
  • Conrad Keller: Alfred Ilg, sein Leben und sein Wirken als schweizerischer Kulturbote in Abessinien. Huber, Frauenfeld 1918.
  • Heribert Küng: Staatsminister Alfred Ilg (1854–1916), ein Thurgauer am Hof Kaiser Menelik II. von Äthiopien. Thesis-Verl., Zürich 1999, ISBN 3-908544-34-3.
  • Willi Loepfe: Alfred Ilg und die äthiopische Eisenbahn. Atlantis-Verl., Zürich 1974, ISBN 3-7611-0446-4.
  • Willi Loepfe: Ilg, Alfred. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 131 f. (Digitalisat).
  • Wili Loepfe: Alfred Ilg – Ein Thurgauer im Dienste Äthiopiens. In: Thurgauer Jahrbuch. Bd. 51, 1976, S. 90–100. (e-periodica.ch)
  • Helmut Stalder: Alfred Ilg. Ein Thurgauer rettet Abessinien. In: ders.: Verkannte Visionäre. 24 Schweizer Lebensgeschichten. Verlag NZZ Libro, Zürich 2011, ISBN 978-3-03823-715-0, S. 73–77.
  • Bairu Tafla (Hrsg.): Ethiopian records of the Menelik era. Harrassowitz, Wiesbaden 2000, ISBN 3-447-04258-3.

Filme

Commons: Alfred Ilg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Alfred Ilg, Lebenslauf
  2. Galerie Sevogel: Historische Wertpapiere, Volume 3. NZZ Verlag, 1984, ISBN 3-85823-108-8, S. 114f.
  3. Martin Woker: Ein Schweizer Pionier. Alfred Ilg und seine chinesischen Erben. In: Neue Zürcher Zeitung vom 7. Januar 2016, S. 7.
  4. IMDb-Eintrag