Wilt Chamberlain

Wilton Norman Chamberlain (* 21. August 1936 in Philadelphia, Pennsylvania; † 12. Oktober 1999 in Los Angeles, Kalifornien) war ein US-amerikanischer Basketballspieler und einer der dominantesten Spieler in der Geschichte der NBA. Trotz seiner 2,18 m Körpergröße zeichnete er sich durch unglaubliche Beweglichkeit, Schnelligkeit und vor allem Kraft aus. Chamberlain war den Gegenspielern seiner Zeit weit überlegen und dominierte in einer Manier, die die NBA bis dahin nicht kannte und die bis heute kein Pendant fand.

Bereits während seiner Highschool-Zeit ('52-'55) war Chamberlains einmaliges Talent erkennbar. An der Overbrook Highschool in Philadelphia brach Chamberlain reihenweise Rekorde. Während eines Highschoolspiels, bei dem nur 32 Minuten gespielt wird, traf er 90 Punkte, davon über 60 in einem 12-minütigen Lauf. In seinen letzten Jahr hatte er einen Punkteschnitt von 44,5 pro Spiel. Overbrook gewann dank ihm dreimal die "Public School Championship" sowie zwei Philadelphia Stadtmeisterschaften. Chamberlain beendete seine Highschoolkarriere als landesweiter Scoring-Rekordhalter mit 2'206 Punkten.

Chamberlain war begehrt wie kein Highschool-Spieler vor und kaum einer nach ihm. NBA-Teams bemühten sich, ihn auf ein College in ihrer Nähe zu locken, da die damaligen Draftregeln den sog. "territorial pick" kannten. Danach hätte ein in der selben Stadt wie das College beheimatetes Profiteam ein Vorrecht auf Chamberlain gehabt. Allerdings ging Chamberlain auf die University of Kansas, in deren Nähe es kein Profiteam gab. Daher wählte ihn Eddie Gottlieb, Besitzer der Philadelphia Warriors als "territorial pick" in der Draft von 1955, mit der Begründung, Chamberlain sei bereits zu Highschool-Zeiten in Philadelphia ein Star gewesen.

An der Universität in Kansas durfte Chamberlain aufgrund der NCAA-Regeln im ersten Jahr nicht in der Mannschaft spielen. Mit der "Junior varsity" genannten Auswahl der Freshmen spielte er gegen die "echte" Mannschaft der Kansas Jayhawks und machte nach eigenen Angaben "etwa 40 Punkte, 30 Rebounds und 15 Blocks" in einem 81:71 Sieg der Freshmen. In der darauffolgenden Saison 1956/57 gab Chamberlain sein Debüt für die Jayhawks. Gleich in seinem ersten Spiel erzielte er 52 Punkte, den bis heute ungebrochenen Rekord bei den Jayhawks. Von da an verteidigten die gegnerischen Teams härter, die 50 Punktemarke erreichte er bei Kansas nicht mehr. Trotzdem führte er die Mannschaft ins NCAA-Finale 1957, wo Kansas erst nach der dritten Verlängerung gegen die University of North Carolina unterlag.

In den drei Jahren bei Kansas hatte Chamberlain einen Durchschnitt von 29,9 Punkten und 18,3 Rebounds pro Spiel. Neben Basketball nahm er auch an Wettbewerben in der Leichtathletik teil. So lag seine persönliche Bestleistung im Hochsprung bei 1,98 m. Beim Kugelstoßen betrug sein Rekord 17,07 m, und den 100-yard-Sprint lief er in 10.9 Sekunden. Mit den Jayhawks konnte der Finaleinzug des Vorjahres nicht wiederholt werden. Chamberlain entschied sich, auf sein letztes Studienjahr zu verzichten und wurde 1958 Profispieler. Da er aber nicht vor 1959 in die NBA durfte, unterschrieb er einen Einjahres-Vertrag bei den Harlem Globetrotters. Diese ließen ihn als besondere Attraktion als Point Guard auflaufen.

Schließlich wechselte Chamberlain 1959 in die NBA, zu den Philadelphia Warriors. Chamberlains Karrierestart hätte furioser nicht sein können: Er überbot den damaligen Punkterekord von 2105 Punkten (Bob Pettit, 1958/59) auf 2707 Punkte, ebenso wie den Reboundrekord von 1612 (Bill Russell, 1958/59) auf 1941. Er wurde folgerichtig zum MVP gewählt und gewann diese Auszeichnung als erster Rookie in der NBA-Geschichte. In der Folgesaison schraubte er beide Rekordmarken erneut in die Höhe, die 2149 Rebounds der Saison 1960/61 sind noch heute Rekord-Wert. Am 24. November 1960 holte Chamberlain 55 Rebounds in einem Spiel, ebenfalls bis heute ein unerreichter Rekord.

In der Saison 1961/62 gelangen Chamberlain historische Leistungen. Er spielte alle Spiele bis auf eines komplett durch, und hatte am Ende einen Minutenschnitt von 48,5 pro Spiel. In 45 der 80 Saisonspiele erzielte er mehr als 50 Punkte, am Ende der Saison hatte er einen Punkteschnitt von 50,4 Punkten pro Spiel. Insgesamt sammelte er in der Saison 1961/62 über 4000 Punkte. Bis heute erreichte außer Michael Jordan kein anderer Spieler überhaupt die 3000er Marke. Am 2. März 1962 erzielte er in einem Spiel gegen die New York Knicks ganze 100 Punkte, eine im Profibasketball unerreichte Leistung. Bis heute kam kein Spieler mehr auf 75 oder mehr Punkte in einem Spiel.

Lange Zeit fehlten Chamberlain die passenden Mitspieler, um die Dominanz der Boston Celtics zu brechen. Mehrfach traf Chamberlain mit seinen Teams in den Playoffs auf die Celtics, um jedesmal zu scheitern. In der Saison 1966/67 hatten die Philadelphia 76ers, zu denen Chamberlain 1965 gewechselt war, endlich ein großartiges Team zusammen (u. a. Chet Walker, Hal Greer, Billy Cunningham). Dieses Team gewann 45 der ersten 49 Saisonspiele und hatte am Ende eine Bilanz von 68:13. In den Eastern Conference Finals wurden die Celtics, die zuvor acht Jahre in Serie Meister waren, 4:1 geschlagen. Der Finalsieg über die San Francisco Warriors war eine Formsache, die Sixers und Chamberlain hatten ihre erste Meisterschaft.

Die NBA rechnete mit einer Sixers-Dynastie, die auf die der Celtics folgen sollte. Doch Chamberlain überwarf sich mit dem Teambesitzer der Sixers, Irv Kosloff, und spielte entsprechend lustlos in der 1967/68er Saison. Die Celtics gewannen wieder die Oberhand. Chamberlain verlangte einen Trade und drohte andernfalls mit einem Wechsel in die ABA. Man schickte ihn am 9. Juli 1968 zu den Los Angeles Lakers, die mit Elgin Baylor und Jerry West bereits zwei der besten Spieler der NBA in ihren Reihen hatten. Aber auch bei den Lakers gelang Chamberlain lange kein zweiter Titelgewinn. Erst nach zwei Finalniederlagen (gegen die Celtics '69 und die Knicks '70) gewannen die Lakers 1972 die Revanche gegen die Knicks. Nach einer weiteren Saison beendete Chamberlain, mittlerweile 36 Jahre alt, seine Laufbahn.

Chamberlain beendete seine NBA-Karriere als Rekordhalter bei Punkten (31.419, mittlerweile von Abdul-Jabbar, Malone und Jordan überboten) und Rebounds (23.924, bis heute unüberboten). Er führte die NBA siebenmal im Scoring an (1960-1966) und punktete 118 mal mehr als 50 Punkte sowie 32 mal mehr als 60 und sechsmal mehr als 70. In über 1200 Spielen (Regular Season und Playoffs) bekam er kein einziges Mal sechs persönliche Fouls. Sowohl bei den Kansas Jayhawks, den Warriors, den 76ers wie auch den Lakers ist seine Trikot-Nummer, die 13, zurückgezogen und wird nicht mehr vergeben. Seit dem 28. April 1979 ist er Mitglied der Basketball Hall of Fame.

Chamberlain plante eine Karriere als Trainer und bekam ein Angebot der San Diego Conquistadors aus der ABA. Er sollte als Spieler-Trainer fungieren; durch seinen laufenden Vertrag mit den Lakers wurde ihm eine Teilnahme als Spieler an ABA-Spielen allerdings gerichtlich untersagt. Nach einer Saison als Trainer bei den Conquistadors (1973/74) und einer Bilanz von 37:47 beendete Chamberlain seine Trainerlaufbahn. Anschließend versuchte er sich in verschiedenen Sportarten. Eine Zeitlang spielte er Beachvolleyball auf Weltklasse-Niveau. Er spielte Tennis und eine Zeitlang sogar Polo. Angeblich soll sogar ein Boxkampf gegen Muhammad Ali geplant gewesen sein, wurde aber nie veranstaltet.

Wilt Chamberlains nahezu unmenschliche Kraft war legendär. Nach eigenen Angaben schlug er Arnold Schwarzenegger, den er beim Dreh zum Film "Conan der Zerstörer" (1984) kennenlernte, im Bankdrücken. Angeblich stemmte Chamberlain 225 kg. Legendär ist auch eine andere Begebenheit, nach der er bei einer Rauferei während eines NBA-Spiels schlichtend dazwischen ging und den 120 kg schweren Bob Lanier wie ein Kind hochhob und davontrug. Seine Fitness behielt Chamberlain bis ins hohe Alter. Noch mit über 60 lief er einen Marathon auf Hawaii.

Chamberlain starb im Alter von 63 Jahren an Herzversagen in seiner Villa in Bel Air.

Literatur

  • Wilt Chamberlain: A View from Above, Bergenfield (NJ) ²1992. ISBN 0451174933 (engl.)
  • Robert A. Cherry: Wilt: Larger than Life, Chicago 2004. ISBN 1572436727 (engl.)
  • Gary M. Pomerantz: Wilt, 1962 : The Night of 100 Points and the Dawn of a New Era, New York 2005. ISBN 1400051606 (engl.)

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