Wien Museum

Das Wien Museum ist eine die Museen der Stadt Wien umfassende Museumsgruppe. Neben dem Haupthaus am Karlsplatz und der Hermesvilla existieren zahlreiche Außenstellen in Form von Spezialmuseen, Musikerwohnungen und Ausgrabungsstätten.

Die ständige Kunstsammlung und die historische Sammlung zur Geschichte Wiens weisen Exponate von der Jungsteinzeit bis Mitte des 20. Jahrhunderts auf. Der Schwerpunkt liegt auf dem 19. Jahrhundert, etwa mit Werken von Gustav Klimt. Daneben veranstaltet das Wien Museum diverse Sonderausstellungen.

Wien Museum Karlsplatz

Wien Museum Karlsplatz

Der Vorläufer des Wien Museums, das „Historische Museum der Stadt Wien“, existiert bereits seit 1887 und war bis 1959 im Wiener Rathaus untergebracht. Die ersten Pläne für ein Haus am Karlsplatz wurden schon Anfang des 20. Jahrhunderts gemacht, die Umsetzung verschob sich jedoch - nicht zuletzt wegen zweier Weltkriege - um Jahrzehnte. 1959 wurde das Museum am Karlspatz als erster Museumsneubau der Zweiten Republik eröffnet. Als Architekt zeichnete Oswald Haerdtl verantwortlich, der auch die Inneneinrichtung bis hin zur Möblierung des Direktionszimmers entwarf.

Im Jahr 2000 wurde der Innenhof überdacht, Anfang 2006 erfolgte eine Umgestaltung des Foyers, außerdem wurden im Bereich eines ehemaligen Depots neue Ausstellungsflächen freigemacht. 2003, als unter der Direktion von Wolfgang Kos die Museen der Stadt Wien zu der neuen Dachmarke „Wien Museum“ zusammengeführt wurden, erfolgte die Umbenennung in „Wien Museum Karlsplatz“.

Präsentiert als Mischung aus historischer Sammlung und Kunstsammlung soll dem Besucher ein Querschnitt der Entwicklung Wiens, von den jungsteinzeitlichen Anfängen über das römische Legionslager Vindobona bis zum 20. Jahrhundert, vermittelt werden. Neben der Dauerausstellung werden in diesem Museum regelmäßig Sonderausstellungen gezeigt.

Wien Museum Hermesvilla

Hermesvilla

Seit 1971 werden in der Hermesvilla, einem Schlösschen im Lainzer Tiergarten im Westen von Wien, das Kaiser Franz Joseph für seine Frau Kaiserin Elisabeth von 1882 bis 1886 errichten ließ, Ausstellungen gezeigt. Die Dauerausstellung widmet sich der Geschichte des Gebäudes und dem Kaiserpaar, das sich bis zum Tod Elisabeths einige Tage pro Jahr dort aufhielt. Darüber hinaus werden Sonderausstellungen zu den verschiedensten kulturgeschichtlichen Themen gezeigt.

Spezialmuseen

Otto Wagner Pavillon Karlsplatz

Otto Wagner Pavillon am Karlsplatz

In dem von Otto Wagner entworfenen ehemaligen Stationsgebäude der Wiener Stadtbahn wird seit 2005 eine Dauerausstellung über das Leben und Werk Wagners gezeigt.

Im Zuge der Errichung der Stadtbahn in den 1890er Jahren, für die der Architekt Otto Wagner den Gestaltungsauftrag erhielt, entstand 1898 dieser Jugendstil-Pavillon, der einen ihm gegenüber liegenden Zwillingspavillon hat. Als in den 1960er Jahren die Planung für den neuen U-Bahn-Knoten Karlspatz voranschritt, konnte ein Abriss gerade noch verhindert werden. Die Pavillons wurden demontiert, restauriert und 1977, nach dem Ende der Arbeiten zur Neugestaltung des Karlsplatzes, nun ohne ihre ursprüngliche Funktion, als reine Design-Denkmäler wieder aufgestellt.

Otto Wagner Hofpavillon Hietzing

Der „Pavillon des k.u.k. Allerhöchsten Hofes“ in der Nähe von Schloss Schönbrunn in Hietzing wurde 1899 nach Entwürfen von Otto Wagner errichtet und diente dem Kaiser und den Mitgliedern des Hofes als Ein- und Ausstiegsstelle, so diese mit der Stadtbahn reisten. In der ursprünglichen Stadtbahn-Planung war dieser Pavillon nicht vorgesehen, aber Otto Wagner hat den Bau auf eigene Verantwortung initiiert und konnte schließlich auch den Bauherrn überzeugen. Im Gegensatz zu den anderen Stadtbahnstationen weist dieser Pavillon mit Kuppel barocke Stilelemente auf, was als eine Respektbekundung des Architekten Wagner vor dem Kaiser interspretiert werden kann. Allerdings ist nur von zwei Fällen einer Benutzung des Gebäudes durch den Monarchen bekannt, 1899 bei der Eröffnung dieser Stadtbahnlinie, und ein weiteres Mal im April 1902.

Heute werden im Pavillon der kaiserliche Wartesalon, das Arbeitskabinett des Kaisers und andere Räume als Dauerausstellung gezeigt.

Pratermuseum

Das Pratermuseum befindet sich im Gebäude des Planetariums in der Nähe des Riesenrades. Mit Exponaten wie einer alten Wahrsagermaschine und Schaustücken von Geisterbahnen und Kuriositätenshows bietet es Einblick in die Geschichte des größten Vergnügungsparks Wiens, des Wurstelpraters. Der Heimatforscher Hans Pemmer gründete das Museum 1933 in seiner Wohnung und schenkte die Sammlung 1964 der Stadt Wien, die das heutige Pratermuseum im Planetarium errichtete.[1]

Uhrenmuseum

Das in einem alten Palais in der Wiener Innenstadt untergebrachte Uhrenmuseum gilt als eines der bedeutendsten seiner Art in ganz Europa. Das Museum wurde 1917 gegründet, den Grundstock bildeten die Uhrensammlungen des ersten und langjährigen Direktors Rudolf Kaftan und der Dichterin Marie von Ebner-Eschenbach. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das „Haus der zehntausend Uhren“, wie es auch genannt wurde, geschlossen, die wertvollen Uhren versuchte man auf verschiedenen Schlössern in Niederösterreich in Sicherheit zu bringen, was allerdings nur zum Teil gelang. Nach Kriegsende wurde mit den Wiederaufbauarbeiten im Museum begonnen, dank Zuschüssen seitens der Stadt Wien sowie privater Spenden konnte die Sammlung um einige seltene Stücke bereichert werden.[2]

Öffentliche Bibliothek der Modesammlung

Im Schloss Hetzendorf in Meidling befindet sich neben der Modeschule der Stadt Wien die - öffentlich nicht zugängliche - Modesammlung des Wien Museums. Für Besucher offen steht hingegen die angeschlossene Bibliothek, die aus mehr als 12.000 Bänden und zahlreichen Journalen, Fotos und rund 3.000 Kupferstichen zum Thema Mode besteht.

Musikerwohnungen

Zahlreiche Wohnungen, aber auch Geburts- und Sterbehäuser namhafter Komponisten bestehen weitgehend im Originalzustand und sollen dem Besucher einen Einblick in Leben und Alltag der Künstler vermitteln. Zu den Exponaten zählen unter anderem deren Notenblätter, aber auch Gebrauchsgegenstände.

Mozartwohnung

Mozarthaus Vienna in der Domgasse
Mozarthaus Vienna, Gedenktafel

Die Wohnung in der Domgasse in unmittelbarer Nähe des Stephansdoms ist die einzige erhaltene Wohnung von Wolfgang Amadeus Mozart in Wien (die Originalmöblierung blieb allerdings nicht erhalten). Mozart lebte hier von 1784 bis 1787, in dieser Zeit entstand unter anderem die Oper Le nozze di Figaro, weshalb das Haus heute auch als Figarohaus bekannt ist. Die Wohnung kann bereits seit Jahrzehnten besichtigt werden, Anfang 2006 wurde sie nach einer Umgestaltung als Mozarthaus Vienna wiedereröffnet, erweitert um neue Ausstellungsflächen und Exponaten wie dem Tisch, an dem Mozart die Zauberflöte komponierte.

Beethoven Wohnung Heiligenstadt

Den Sommer 1802 verbrachte Beethoven in einem Haus in der heutigen Probusgasse in Heiligenstadt. Der damalige Vorort von Wien verfügte über eine Kur- und Badeanstalt, hier suchte Beethoven nach Heilung bzw. Besserung seines fortschreitenden Gehörleidens. Während dieses Aufenthalts schrieb er unter anderem an seiner 2. Sinfonie, er verfasste aber auch - in einer Phase von Sorge und Pessimismus über den Zustand seines Gehörs - sein Heiligenstädter Testament.

Beethoven Eroicahaus

Das Eroicahaus in Oberdöbling wurde im Sommer 1803 von Ludwig van Beethoven bewohnt, der hier einen großen Teil seiner 3. Sinfonie, der Eroica, komponierte.

Beethoven Pasqualatihaus

Das Haus seines Gönners Johann Baptist Freiherr von Pasqualati auf der Mölker Bastei in der Wiener Innenstadt diente Beethoven in den Jahren 1804 bis 1808 und 1810 bis 1814 als Wohnung. Hier komponierte er einige seiner Werke, unter anderem die 5. und 6. Sinfonie, Für Elise und seine einzige Oper Fidelio. Beethovens Wohnung im vierten Stock des Pasqualatihauses steht heute der Öffentlichkeit zur Besichtigung offen.

Haydnhaus

Joseph Haydn erwarb 1793 das Haus in der heutigen Haydngasse in Mariahilf (damals hieß die Gasse Kleine Steingasse und lag im Wiener Vorort Gumpendorf) und bewohnte es bis zu seinem Tod im Jahr 1809. Dort komponierte er unter anderem die Oratorien Die Schöpfung und Die Jahreszeiten. 1862 wurde die Haydngasse nach ihrem berühmtesten Bewohners benannt, das Haus ist seit 1899 Gedenkstätte und seit 1904 Museum.

Schubert Geburtshaus

Franz Schubert Geburtshaus

Franz Schubert verbrachte seine ersten viereinhalb Lebensjahre in diesem Haus in der Nußdorfer Straße am Alsergrund. Wichtigste Ausstellungsstück ist Schuberts äußerliches „Markenzeichen“, seine Brille. Darüber hinaus sind in dem Haus auch rund 50 Gemälde Adalbert Stifters ausgestellt, der vor allem als Schriftsteller Berühmtheit erlangte.

Schubert Sterbewohnung

In der Sterbewohnung Schuberts in der Kettenbrückengasse in Wieden, die seinem Bruder Ferdinand gehörte, verbrachte der Komponist nur die letzten zweieinhalb Monate seines Lebens. Zu den Exponaten zählen letzte musikalischen Entwürfe, sowie der letzte von ihm eigenhändig geschriebene Brief.

Johann Strauß Wohnung

Die Wohnung in der Praterstraße in der Leopoldstadt diente Johann Strauß (Sohn) in den 1860er Jahren als Unterkunft. Hier komponierte er unter anderem den Walzer „An der schönen blauen Donau“, besser bekannt unter dem Namen Donauwalzer, zu dessen Klängen die Wiener traditionell das neue Jahr begrüßen.

Ausgrabungsstätten

Alle Ausgrabungsstätten des Wien Museums befinden sich im 1. Wiener Gemeindebezirk Innere Stadt und dokumentieren verschiedene Epochen der Geschichte Wiens.

Archäologisches Grabungsfeld Michaelerplatz

Archäologisches Grabungsfeld Michaelerplatz

Im Zuge von archäologischen Untersuchungen des Michaelerplatzes zwischen 1989 und 1991 wurden unter anderem Reste der römischen Lagervorstadt Canabae des Lagers Vindobona entdeckt. Hier dürften sich vor allem Wohnhäuser der Frauen und Kinder der Soldaten befunden haben. Das Grabungsfeld wurde 1991 permanent für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, die Gestaltung übernahm der Architekt Hans Hollein.

Virgilkapelle

Die Virgilkapelle wurde um 1250 erbaut, diente aber ab dem 14. Jahrhundert einer reichen Wiener Familie als Gruft. Nachdem 1732 der Friedhof um den Stephansdom aufgelassen wurde und 1781 die Magdalenskapelle neben dem Dom abbrannte, wurde in weiterer Folge auch die Virgilkapelle zugeschüttet und geriet in Vergessenheit. 1973 wurde sie im Zuge von U-Bahn-Bauarbeiten wieder entdeckt und ist heute rund 12 Meter unter der Oberfläche als Museum integrativer Bestandteil der U-Bahn-Station Stephansplatz und auch über diese erreichbar.

Römische Ruinen

Unter dem Hohen Markt sind Reste von Häusern, die im römischen Legionslager Vindobona als Offiziersquartierte dienten, zu besichtigen. Zu den Exponaten zählen auch Keramiken, Grabsteine und andere Objekte, die einen Einblick in das Leben in einem römischen Lager vor rund 2000 Jahren geben.

Römische Baureste

Im Keller der Feuerwehrzentrale Am Hof befindet sich ein in originaler Lage erhalten gebliebenes Stück eines römischen Lagerhauptkanals, der einst dazu diente, die Abwässer aus dem südlichen Teil des Lagers über den Tiefen Graben zum Ottakringerbach zu führen. Entdeckt wurden diese Baureste in den 1950er Jahren im Zuge des Fundamentaushubs für den Neubau der Wiener Feuerwehrzentrale, die gegen Ende des Zweiten Weltkrieges durch Bombentreffer zerstört wurde. Dabei kamen in einer Tiefe von knapp drei Metern Mauerreste, ein Turm der Lagermauer, ein Teil einer entlang des Lagerwalls verlaufenden Straße, sowie ein rund fünf Meter langer Teil des darunter liegenden Kanals zum Vorschein.[3]

Neidhart Fresken

Die Neidhart-Fresken befinden sich in einem aus dem 14. Jahrhundert stammenden Gebäude am Tuchlauben und gelten als die ältesten erhaltenen nichtkirchlichen Wandmalereien Wiens. 1398 wurde ein damaliger Festsaal in dem Haus im Auftrag des wohlhabenden Wiener Händlers Michel Menschein mit dem Bilderzyklus ausgestattet, der größtenteils Szenen aus dem Leben des Minnesängers Neidhart von Reuental zeigt. Die Fresken wurden 1979 im Zuge von Umbauarbeiten unter einer Schicht Putz entdecket, seit 1982 sind sie der Öffentlichkeit zugänglich.[4]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Bezirksmuseum Landstraße: Prof. Hans Pemmer, der unermüdliche Volksbildner
  2. Wien im Rückblick: Das Haus der zehntausend Uhren
  3. Wien im Rückblick: Ein römischer Kanal unter der Feuerwehrzentrale
  4. Burgenkunde.at: Neidhart Fresken

Literatur

  • Johann Josef Böker: Architektur der Gotik. Bestandskatalog der weltgrößten Sammlung an gotischen Baurissen (Legat Franz Jäger) im Kupferstichkabinett der Akademie der Bildenden Künste Wien, mit einem Anhang über die mittelalterlichen Bauzeichnungen im Wien Museum am Karlsplatz. Verlag Anton Pustet, Salzburg 2005, ISBN 3-7025-0510-5; Rezension von Klaus Jan Philipp in: Journal für Kunstgeschichte Band 10, Heft 4, 2006, S. 314-317 Architektur und Plastik.