„Vorname“ – Versionsunterschied

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Der '''Vorname''' einer Person ist der Teil des Namens, der nicht die Zugehörigkeit zu einer [[Familie (Soziologie)|Familie]] ausdrückt, sondern diese innerhalb der Familie identifiziert.
Der '''Vorname''' einer Person ist der Teil des Namens, der nicht die Zugehörigkeit zu einer [[Familie (Soziologie)|Familie]] ausdrückt, sondern diese innerhalb der Familie identifiziert.


Die Vornamen eines Menschen werden nach seiner Geburt von seinen Eltern bestimmt. In manchen Ländern, so in den deutschsprachigen Ländern, gibt es Reglementierungen, die die Freiheit der Wahl des Vornamens einschränken.
Die Vornamen eines Menschen werden nach seiner Geburt von seinen Eltern bestimmt. In manchen Ländern (wie z. B. [[Bundesrepublik Deutschland|Deutschland]]) gibt es Reglementierungen, die die Freiheit der Wahl des Vornamens einschränken.


Im [[Deutsche Sprache|Deutschen]] und in den meisten anderen europäischen Sprachen stehen die Vornamen (als individuelle Namen) ''vor'' dem Familiennamen (von regionalen Ausnahmen abgesehen), während beispielsweise im [[Ungarische Sprache|Ungarischen]], [[Vietnamesische Sprache|Vietnamesischen]], [[Chinesische Sprache|Chinesischen]], [[Japanische Sprache|Japanischen]] oder [[Koreanische Sprache|Koreanischen]] der von den Eltern bestimmte individuelle Name ''hinter'' dem [[Familienname]]n steht. In Deutschland bezeichnet man als ''Rufnamen'' den- oder diejenigen Vornamen, unter denen eine Person angesprochen wird.<!-- Es gibt allerdings auch Länder, in denen Menschen nicht mit ihrem Vornamen angesprochen werden (Beispiel?). -->
Im [[Deutsche Sprache|Deutschen]] und in den meisten anderen europäischen Sprachen stehen die Vornamen (als individuelle Namen) ''vor'' dem Familiennamen (von regionalen Ausnahmen abgesehen), während beispielsweise im [[Ungarische Sprache|Ungarischen]], [[Vietnamesische Sprache|Vietnamesischen]], [[Chinesische Sprache|Chinesischen]], [[Japanische Sprache|Japanischen]] oder [[Koreanische Sprache|Koreanischen]] der von den Eltern bestimmte individuelle Name ''hinter'' dem [[Familienname]]n steht. Im deutschen Sprachraum bezeichnet man als ''Rufnamen'' den- oder diejenigen Vornamen, unter denen eine Person angesprochen wird.<!-- Es gibt allerdings auch Länder, in denen Menschen nicht mit ihrem Vornamen angesprochen werden (Beispiel?). -->


Im anglo-amerikanischen Sprachraum sind [[Zwischenname]]n gebräuchlich, die auch ''Mittelnamen (middle names)'' genannt und meistens mit dem Anfangsbuchstaben abgekürzt werden ''(middle initials)''. Im [[Russische Sprache|Russischen]] steht der [[Vatersname]] zwischen dem Vor- und dem Familiennamen.
Im anglo-amerikanischen Sprachraum sind [[Zwischenname]]n gebräuchlich, die auch ''Mittelnamen (middle names)'' genannt und meistens mit dem Anfangsbuchstaben abgekürzt werden ''(middle initials)''. Im [[Russische Sprache|Russischen]] steht der [[Vatersname]] zwischen dem Vor- und dem Familiennamen.


== Funktion ==
== Funktion ==
In westlichen [[Kultur]]en dient der Vorname innerhalb einer Familie zur Unterscheidung zwischen den Familienmitgliedern (im Unterschied zum [[Familienname]]n, der die Zugehörigkeit zu einer Familie ausdrückt).
In westlichen [[Kultur]]en dient der Vorname innerhalb einer Familie zur Unterscheidung zwischen den Familienmitgliedern (im Unterschied zum [[Familienname]]n, der die Zugehörigkeit zu einer Familie ausdrückt).

Es gab Gegenden in Deutschland (zum Beispiel in [[Thüringen]]), in denen es durchaus möglich war, zwei oder mehrere, ja alle gleichzeitig lebenden Kinder derselben Familie mit demselben Vornamen taufen zu lassen. Man unterschied dann zwischen „Groß-Hans“ und „Klein-Hans“ usw. Manchmal ist die Gleichnamigkeit nur sekundär oder scheinbar, wenn etwa bei einem Doppelnamen wie „Johann Christoph“ ein Namensteil im praktischen Gebrauch ausfiel oder vergessen wurde und nicht selten bei der Heirat oder beim Tode dieser Person dann ein neuer Doppelname erfunden wurde. [[Genealogie|Genealogische]] Nachforschungen werden dadurch erschwert (siehe auch [[Toter Punkt (Genealogie)|Toter Punkt]]).

Im ostfriesischen Raum war es bis in die 1970er-Jahre üblich, dem erstgeborenen Sohn den Namen des Großvaters väterlicherseits zu geben. Dem Großvater seinerseits wurde dann der als ehrenvoll empfundene Zusatz „-Ohm“ gegeben. Beispiel: Großvater: Hinrich, Vater: Harm, Sohn: Hinrich. Aus dem Großvater wurde somit „Hinnerk-Ohm“. Bei weiblichen Namen galt das gleiche, nur wurde hier dem Mädchen der Name der Großmutter gegeben, die Ahnin selbst wurde angesprochen durch den Zusatz „-möh“. Beispiel: Großmutter: Gertje, Mutter: Jantje, Tochter: Gertje. Aus der Großmutter wurde dann „Gerthe-Möh“. Diese Regelung wird aber kaum noch praktiziert.

Soziologisch gesehen gibt es einen Ablauf der Namensgebung, der sich in Wellenform immer wiederholt: Die soziale [[Oberschicht]] gibt ihren Kindern Vornamen, die besonders erwählt sind und sie vom einfachen Volk unterscheiden sollen. In den folgenden Jahrzehnten gibt die [[Unterschicht]] ihren Kindern auch diese Namen. Dadurch werden diese Namen „gewöhnlich“, und die Oberschicht sieht sich veranlasst, neue Vornamen zu geben oder auf sehr alte und ungebräuchlich gewordene Namen zurückzugreifen oder Doppelnamen zu bilden. Um 1600 begann auf diese Weise die Bildung von Doppel-Vornamen. Als schließlich alle Kinder mehrere Vornamen hatten, begann die Oberschicht wieder, nur einen einzigen Vornamen zu vergeben. So folgt seit Jahrhunderten [[Mode]]welle auf Modewelle.


Die Namensgebung spielte im deutschen Sprachraum lange auch eine politische Rolle: Zum einen wurden von den Kirchen christliche und hebräische Namen gefördert (so ließ [[Johannes Calvin]] zur Taufe nur biblische Namen zu), zum anderen nahm die Zahl der gebräuchlichen unterschiedlichen Vornamen mit der Zeit ab.
Die Namensgebung spielte im deutschen Sprachraum lange auch eine politische Rolle: Zum einen wurden von den Kirchen christliche und hebräische Namen gefördert (so ließ [[Johannes Calvin]] zur Taufe nur biblische Namen zu), zum anderen nahm die Zahl der gebräuchlichen unterschiedlichen Vornamen mit der Zeit ab.
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Funktion (erster Teil eines zusammengesetzten Namens) und Bedeutung (Unterscheidungsname zwischen Familienmitgliedern) fallen in westlichen Kulturen zusammen. In vielen [[Asien|asiatischen]] und [[Afrika|afrikanischen]] Kulturen wird allerdings erst der Familienname und danach der Familienmitgliedsname genannt. Das ist auch im [[Ungarn|Ungarischen]] der Fall. Im süddeutschen Sprachraum ist es gängige Praxis in der [[Umgangssprache]]. Beispiel: „der Köhlers Werner“ oder auch „der Köhler Werner“. Obwohl der Familienmitgliedsname in diesen Fällen nicht mehr vor dem Familiennamen steht, wird er trotzdem von Mitgliedern westlicher Kulturen ''Vorname'' genannt.
Funktion (erster Teil eines zusammengesetzten Namens) und Bedeutung (Unterscheidungsname zwischen Familienmitgliedern) fallen in westlichen Kulturen zusammen. In vielen [[Asien|asiatischen]] und [[Afrika|afrikanischen]] Kulturen wird allerdings erst der Familienname und danach der Familienmitgliedsname genannt. Das ist auch im [[Ungarn|Ungarischen]] der Fall. Im süddeutschen Sprachraum ist es gängige Praxis in der [[Umgangssprache]]. Beispiel: „der Köhlers Werner“ oder auch „der Köhler Werner“. Obwohl der Familienmitgliedsname in diesen Fällen nicht mehr vor dem Familiennamen steht, wird er trotzdem von Mitgliedern westlicher Kulturen ''Vorname'' genannt.


In einigen Ländern gibt es zwischen Vornamen und Familiennamen noch den [[Vatersname]]n, wie zum Beispiel in [[Russland]]. Als Rufnamen dienen dann oft Vor- und Vatersnamen gemeinsam, zum Beispiel ''Iwan Wassiljewitsch''. Der Vatersname ist dabei vom Vornamen des Vaters abgeleitet. Aus einigen Vornamen haben sich im Lauf der Zeit auch Familiennamen entwickelt. Andererseits leiten sich auch viele heute als Vorname gebräuchliche Namen von Familiennamen ab. Die wissenschaftliche Disziplin der [[Namenforschung]] beschäftigt sich mit der Bedeutung, Herkunft und Verbreitung von Namen.
In einigen Ländern gibt es zwischen Vornamen und Familiennamen noch den [[Vatersname]]n, wie zum Beispiel in [[Russland]]. Als Rufnamen dienen dann oft Vor- und Vatersnamen gemeinsam, zum Beispiel ''Iwan Wassiljewitsch''. Der Vatersname ist dabei vom Vornamen des Vaters abgeleitet. Aus einigen Vornamen haben sich im Lauf der Zeit auch Familiennamen entwickelt. Andererseits leiten sich auch viele heute als Vorname gebräuchliche Namen von Familiennamen ab. Die wissenschaftliche Disziplin der [[Namenforschung]] beschäftigt sich mit der Bedeutung, Herkunft und Verbreitung von Namen.

Soziologisch gesehen gibt es einen Ablauf der Namensgebung, der sich in Wellenform immer wiederholt: Die soziale [[Oberschicht]] gibt ihren Kindern Vornamen, die besonders erwählt sind und sie vom einfachen Volk unterscheiden sollen. In den folgenden Jahrzehnten gibt die [[Unterschicht]] ihren Kindern auch diese Namen. Dadurch werden diese Namen „gewöhnlich“, und die Oberschicht sieht sich veranlasst, neue Vornamen zu geben oder auf sehr alte und ungebräuchlich gewordene Namen zurückzugreifen oder Doppelnamen zu bilden. Um 1600 begann auf diese Weise die Bildung von Doppel-Vornamen. Als schließlich alle Kinder mehrere Vornamen hatten, begann die Oberschicht wieder, nur einen einzigen Vornamen zu vergeben. So folgt seit Jahrhunderten [[Mode]]welle auf Modewelle.


== Motivation zur Namensgebung ==
== Motivation zur Namensgebung ==
Die Wahl des Vornamens hängt natürlich vorerst vom Kulturkreis und vielerorts vom Geschlecht des Kindes ab. Es gibt jedoch eine Anzahl weiterer Einflussfaktoren.
Die Wahl des Vornamens hängt natürlich vorerst vom Geschlecht und der Herkunft (Nationalität) des Kindes ab. Es gibt jedoch eine Anzahl weiterer Einflussfaktoren.


''Bewusste'' Faktoren:
''Bewusste'' Faktoren:


* Hinweis auf ein physisches oder charakteristisches Merkmal: z.&nbsp;B. ''Melanie'' für ein schwarzhaariges Mädchen, da griech. {{Polytonisch|μελανός}} ''melanos'', „schwarz“ bedeutet. (Dies war eher zu altgriechisch-römischen Zeiten Brauch.)
*Hinweis auf ein physisches oder charakteristisches Merkmal: z.&nbsp;B. ''Melanie'' für ein schwarzhaariges Mädchen, da griech. {{Polytonisch|μελανός}} ''melanos'', „schwarz“ bedeutet. (Dies war eher zu altgriechisch-römischen Zeiten Brauch.)
*Segnung und Wünsche für das Leben dieses Kindes, z.&nbsp;B. [[Linda (Vorname)|Linde]]: der [[Sommer-Linde|(Linden)Baum]] als Symbol<ref>http://zauber-pflanzen.de/tilia.htm</ref> ehelicher [[Liebe]], der [[Güte]], der [[Gastfreundschaft]] und [[Bescheidenheit]] oder z.&nbsp;B. [[Mandy]] als Kurzform von [[Amanda]], die Liebenswerte, die Liebende (lat. amare= dt. lieben)
*Segnung und Wünsche für das Leben dieses Kindes, z.&nbsp;B. [[Linda (Vorname)|Linde]]: der [[Sommer-Linde|(Linden)Baum]] als Symbol<ref>http://zauber-pflanzen.de/tilia.htm</ref> ehelicher [[Liebe]], der [[Güte]], der [[Gastfreundschaft]] und [[Bescheidenheit]] oder z.&nbsp;B. [[Mandy]] als Kurzform von [[Amanda]], die Liebenswerte, die Liebende (lat. amare= dt. lieben)
*Hinweis auf die Abstammung/[[Tradition]]: Benennung nach Vorfahren, dem Taufpaten, Heiligen, oder biblischen Figuren, etc. − Diese Motivation gibt es heute eher selten, war aber früher oft gebräuchlich. – Heute geschieht auch das Gegenteil: Von Ausländern kann ein Kind einen Namen erhalten, der in der deutschen Sprache geläufig ist, auch wenn die Familie einen aus ihrer Sprache bevorzugen würde. Das Motiv liegt im Wunsch, einer [[Ausgrenzung]] aufgrund der Ungewöhnlichkeit des Namens vorzubeugen.
*Hinweis auf die Abstammung/[[Tradition]]: Benennung nach Vorfahren, dem Taufpaten, Heiligen, oder biblischen Figuren, etc. − Diese Motivation gibt es heute eher selten, war aber früher oft gebräuchlich. – Heute geschieht auch das Gegenteil: Von Ausländern kann ein Kind einen Namen erhalten, der in der deutschen Sprache geläufig ist, auch wenn die Familie einen aus ihrer Sprache bevorzugen würde. Das Motiv liegt im Wunsch, einer [[Ausgrenzung]] aufgrund der Ungewöhnlichkeit des Namens vorzubeugen.
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* Erfahrungen mit dem eigenen Namen.
* Erfahrungen mit dem eigenen Namen.


== Vornamen nach Regionen ==
== Entwicklung in Deutschland ==
: ''Hauptartikel: [[Deutscher Vorname|Vornamen in Deutschland]]''
=== Deutscher Sprachraum ===
In Deutschland dominierten seit dem Mittelalter Vornamen [[Christentum|christlicher]] und [[Germanischer Name|germanischer]] Herkunft.<ref>[http://www.ellipsis.cx/~liana/names/german/15thcbavarian.html Beispiel der Namensgebung im 15. Jahrhundert in Süddeutschland]</ref> Erst seit den 1950er-Jahren änderte sich dies massiv. Besonders [[Englische Sprache|englische]] und [[Romanische Sprachen|romanische]] Vornamen wie ''Jennifer'', ''Kevin'' oder aber ''Natalie'' und ''Marco'' gewannen an Bedeutung. Obwohl in beiden Teilen Deutschlands verschiedene Namen die größte Beliebtheit hatten (''Peggy'', ''Mandy'' und ''Cindy'' sind oft zitierte Beispiele für die [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] <sup>Beleg fehlt</sup>), war die Tendenz in beiden Staaten gleich. Ende des 20. Jahrhunderts besaßen knapp zwei Drittel der Vornamen weder einen christlichen noch einen germanischen Hintergrund.

==== Historische Entwicklung der Namen====
===== Vorname/Rufname =====
Vornamen sind schon seit früheren Zeiten in Verwendung. Der Begriff „Vorname“ mag aber zur Verwirrung führen, da ein Mensch mehrere Vornamen besitzen kann und der VOR-Name einen NACH-Namen voraussetzt. Die Bezeichnung „Rufname“ ist also vielleicht für die Zeit der Einnamigkeit geeigneter, da bis ins Mittelalter bei den Germanen überhaupt bloß ein einziger Name üblich war.

===== Bildung von Rufnamen (historische Entwicklung) =====
Die germanischen Rufnamen waren bis zum 4. Jahrhundert nach dem Prinzip aufgebaut, zwei Namenglieder sinnvoll zu verbinden; z.&nbsp;B.: ''Gud-run, Sieg-run'' (''run'' = Zauber, Geheimnis), ''Ger-hart'' (''ger'' = Speer, ''hart'' = hart/streng). Viele Namensteile waren nur einseitig verwendbar, das heißt sie waren entweder nur als Erstglied (z.&nbsp;B. ''man'') oder nur als Zweitglied (z.&nbsp;B. ''run'') in Gebrauch. Viele von ihnen konnten sowohl als Vorder- wie als Hinterglied des zusammengesetzten Namens fungieren (z.&nbsp;B. ''her'' und ''bert'' wie in ''Walt-her'', ''Her-bert'', ''Bert-hold''). Außerdem hatten manche Namenglieder bloß ein Geschlecht inne, wohingegen manche sowohl für weibliche als auch für männliche Namen verwendet werden konnten (z.&nbsp;B. ''Sieg'' in ''Sieglinde'' und ''Siegfried''). Die anfänglich inhaltliche Wichtigkeit hielt sich aber nicht, mit der Zeit wurde der Rufname mit mehr Augenmerk auf Wohlklang und Abstammung gewählt.

Nicht-germanische Namen waren, nach der [[Römerzeit]] des Südens, erst ab dem 7./8. Jahrhundert wirklich präsent; man findet in dieser Zeit vorwiegend der [[Bibel]] entlehnte Namen; z.&nbsp;B. ''[[Christian_(Vorname)#Herkunft_und_Bedeutung|Christian]], [[Elisabeth#Herkunft_und_Bedeutung_des_Namens|Elisabeth]]'' oder ''[[Daniel (Vorname)|Daniel]]'' etc.

Im 12. Jahrhundert (dem „christlichen“ [[Mittelalter]]) waren Namen aus dem [[Neues Testament|Neuen Testament]] verbreitet, die dem Deutschen oft angepasst oder verkürzt wurden, z.&nbsp;B.:
* [[Johannes]] → dt.: Johann, Hans, Hannes, etc.
* [[Magdalena]] → dt.: Magda, Lena, Leni, etc.
* [[Immanuel]] → dt.: Emanuel, Manuel, etc.

Auch Heiligennamen breiteten sich zu dieser Zeit vom Westen und Süden nach Norddeutschland aus, wobei diese von den Verehrungsgebieten abhingen, da je nach Region bestimmten Heiligen mehr Wichtigkeit beigemessen wurde; z.&nbsp;B.: ''Benedikt, Andreas, Elisabeth, Florian, Anton(ius).''<ref>[http://www.ellipsis.cx/~liana/names/german/15thcbavarian.html Beispiel der Namensgebung im 15. Jahrhundert in Süddeutschland]</ref>

Mit der [[Renaissance]] unter dem Einfluss des [[Humanismus]] fanden griechische und lateinische Namen aus der [[Antike]] Eingang in die deutsche Namenwelt wie ''Hektor'', ''Agrippa'', ''Claudius'', ''Julius'', ''Augustus''. [[Hohenzollern]]fürsten hießen zu dieser Zeit ''Albrecht Achilles'', ''Albrecht Alcibiades'', ''Johann Cicero''. Vornamen wie Nachnamen von Gebildeten wurden gewöhnlich latinisiert wie beispielsweise ''Henricus'', ''Martinus'', ''Joachimus''. Humanisten waren auch am germanischen Altertum interessiert und verbreiteten somit Namen wie ''Hildebrand'', ''Hartmann'', ''Reinhold''.<ref name="keller1995"/>

Die [[Reformation]] führte zu einem allgemeinen Rückgang im Gebrauch von Heiligennamen und es wurden bis in das 18. Jahrhundert alttestamentliche Namen wie ''Benjamin'', ''Jonas'', ''Daniel'', ''David'', ''Rebekka'', ''Martha'' bevorzugt. Der 1566 erstmals herausgegebene [[Catechismus Romanus]] bestimmte,<ref>Pars. II, Caput II., dann unterschiedliche Zählung, Textstelle beginnend mit "Nomen ab aliquo sumendum est, ..."</ref> dass man (weiterhin) Namen von Heiligen wählen sollte. Eine ebensolche Empfehlung findet sich im 1614 erschienen [[Rituale Romanum]]. Bestimmte Namen entwickelten sich zu ausgesprochen katholischen Vornamen wie ''Ignaz'' / ''Ignatius'', ''Vincenz'', ''Xaver'', ''Franz'', ''Josef'', ''Maria''.<ref name="keller1995"/> Maria entwickelte sich auch zu einem beliebten zweiten Vornamen bei Männern.

Im 17./18. Jahrhundert wurden dann auch französische (z.&nbsp;B. ''Charlotte, Babette'') und englische (z.&nbsp;B. ''Alfred, Edith'') Vornamen vergeben, die aber erst im 20. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum noch gängiger wurden.

Die kalvinistische Vorliebe für alttestamentarische Namen überdauerte das 18. Jahrhundert nicht und während dieses Jahrhunderts entwickelten sie eine Vorliebe für deutsche Namensbildungen mit moralischem Anklang wie beispielsweise ''Gottfried'', ''Gotthold'', ''Gotthelf'', ''Fürchtegott'', ''Liebfried''. „Im großen und ganzen bereitete der Protestantismus eine Rückkehr zu germanischen Namen vor.“<ref name="keller1995">Rudolf E. Keller, Karl-Heinz Mulagk (Hrsg.): ''Die deutsche Sprache und ihre historische Entwicklung'', 2. Ausgabe, Buske Verlag, 1995, ISBN 3-87548-104-6, S. 450 ({{Google Buch|BuchID=T-IjxHYxvqcC|Seite=450}})</ref>

Ende des 19. Jahrhunderts nahmen die ''Doppelnamen'' (auch „Bindestrichnamen“ genannt) an der Zahl zu. Diese erfreuten sich besonders in den 1930ern und 1950ern großer Beliebtheit; z.&nbsp;B. ''Hans-Peter, Eva-Maria, Klaus-Dieter.'' Früher oder später existieren einige dieser Doppelnamen auch in zusammengeschriebener Form (Hanspeter 1810er, Evamaria 1880er, Klausdieter 1930er).

Die Welt der Vornamen wurde im 20. Jahrhundert immer internationaler. Nach dem 2. Weltkrieg gingen die germanischen Namen eher unter (auch als Reaktion auf den [[Nationalsozialismus]] zu interpretieren), die hebräischen, griechischen und lateinischen nahmen ihren Platz ein; in weiterer Folge herrschte ein starker anglo-amerikanischer Einfluss. Vor allem durch internationale Medien wie Fernsehen und Rundfunk oder Literatur kam man mit vielen fremdsprachigen Namen in Kontakt und übernahm sie ins Deutsche. Heute ist auch die Entlehnung aus allen europäischen Ländern − von Skandinavien bis zum Balkan − gängig.

Als Kontrast zur internationalen Namenvielfalt entwickelt sich teilweise eine Gegenströmung zur Bewahrung der alten germanischen Namen.

Seit den 1950er-Jahren gewannen [[Englische Sprache|anglophone]] und [[Romanische Sprachen|romanische]] Vornamen wie ''Jennifer'', ''Mike'' oder aber ''Natalie'' und ''Marco'' an Bedeutung. Obwohl in beiden Teilen Deutschlands verschiedene Namen die größte Beliebtheit hatten (''Peggy'', ''Mandy'' und ''Cindy'' sind oft zitierte Beispiele für die [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]]), war die Tendenz in beiden Staaten gleich. Ende des 20. Jahrhunderts besaßen knapp zwei Drittel der Vornamen weder einen christlichen noch einen deutschsprachigen Hintergrund.


Vor allem folgende Faktoren sind für diese Änderungen verantwortlich:
Vor allem folgende Faktoren sind für diese Änderungen verantwortlich:
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* Das Vermeiden von Namen, die für die Eltern- und Großelterngeneration typisch sind.
* Das Vermeiden von Namen, die für die Eltern- und Großelterngeneration typisch sind.
* Der Bedeutungsverlust des christlichen Glaubens in der Gesellschaft (somit auch unbewusste Verwendung von Namen mit christlichem Hintergrund).
* Der Bedeutungsverlust des christlichen Glaubens in der Gesellschaft (somit auch unbewusste Verwendung von Namen mit christlichem Hintergrund).
* Der nach [[Holocaust]] und [[Zweiter Weltkrieg|Zweitem Weltkrieg]] als problematisch empfundene Rückgriff auf nationale deutsche [[Tradition]]en.
* Der nach [[Holocaust]] und [[Zweiter Weltkrieg|Zweitem Weltkrieg]] als problematisch empfundene Rückgriff auf nationale deutsche [[Tradition]]en. Seit Mitte der 1980er-Jahre kamen jüdische Namen in Mode (zunächst [[Daniel (Vorname)|Daniel]] und [[Sara (Name)|Sara/Sarah]], später u.&nbsp;a. [[Hannah]], [[Lea]] oder [[Jan]]).
* Das hohe [[Prestige]] der westeuropäischen und nordamerikanischen Länder in beiden Teilen Deutschlands.
* Das hohe [[Prestige]] der westeuropäischen und nordamerikanischen Länder in beiden Teilen Deutschlands.
* Erhöhter Konsum der [[Massenmedien]], in denen Produktionen aus den [[Vereinigte Staaten|USA]], [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] und [[Frankreich]] dominieren.
* Erhöhter Konsum der [[Massenmedien]], in denen Produktionen aus den [[Vereinigte Staaten|USA]], [[Vereinigtes Königreich|Großbritannien]] und [[Frankreich]] dominieren.
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Einflussfaktoren, die ausgeschlossen werden können:
Einflussfaktoren, die ausgeschlossen werden können:
* [[Einwanderung|Immigration]] in die deutschsprachigen Länder – Typische Vornamen der Immigrantengruppen blieben auf diese beschränkt.
* [[Einwanderung|Immigration]] nach Deutschland – Typische Vornamen der Immigrantengruppen blieben auf diese beschränkt.
* Internationaler [[Fremdenverkehr|Tourismus]] – Zunahme westlicher Vornamen, obwohl die Reiseziele verschieden waren.
* Internationaler [[Fremdenverkehr|Tourismus]] – Sowohl Bundesrepublik als auch die DDR erlebten die Zunahme westlicher Vornamen, obwohl die Reiseziele verschieden waren.


Bei der Übernahme fremder Namen war von jeher eine lautliche Anpassung zu beobachten. Zuerst wurden Namen adaptiert, die an traditionelle phonetische Gewohnheiten anschlussfähig waren. So wurde im Mittelalter aus ''Johannes'' ''Hans'', aus ''Christian'' ''Christen'' und aus ''Marcus'' zunächst ''Marx''. Manche Namen wurden auch in ihrer geschriebenen Form übernommen, obwohl die Aussprache in den Herkunftsgebieten eine andere war: So wurde [[Spanische Sprache|span.]] ''Xavier'' als ''[[Xaver]]'' übernommen und nicht als ''Schabier'' und [[Norwegische Sprache|norweg.]] ''Harald'' als [[Harald]] und nicht als ''Harall''.
Bei der Übernahme fremder Namen war von jeher eine lautliche Anpassung zu beobachten. Zuerst wurden Namen adaptiert, die an traditionelle phonetische Gewohnheiten anschlussfähig waren. So wurde im Mittelalter aus ''Johannes'' ''Hans'', aus ''Christian'' ''Christen'' und aus ''Marcus'' zunächst ''Marx''. Manche Namen wurden auch in ihrer geschriebenen Form übernommen, obwohl die Aussprache in den Herkunftsgebieten eine andere war: So wurde [[spanische Sprache|span.]] ''Xavier'' als ''[[Xaver]]'' übernommen und nicht als ''Schabier'' und [[norwegische Sprache|norweg.]] ''Harald'' als [[Harald]] und nicht als ''Harall''.


{{Siehe auch|Liste deutscher Vornamen aus der Bibel}}
''Siehe auch [[Liste deutscher Vornamen aus der Bibel]]''


=== Vornamenswahl nach Bevölkerungsschichten ===
==== Deutschland ====
: ''Hauptartikel: [[Vorname (Deutschland)|Vornamen in Deutschland]]''


Eine Einteilung von Namensvergebung in einzelne „Bevölkerungsschichten“ bleibt schwierig, jedoch haben Studien eine Tendenz festgestellt. Demnach richtet sich die sogenannte „Oberschicht“, also die wohlhabende Bevölkerung mit einem Bruttogehalt von etwa 4000 Euro im Monat, vor allem nach religiösen Namen wie [[Michael]], ([[Emanuel|E-]])[[Manuel]] oder [[Maria]] und [[Anna]]. Ebenso werden hier häufiger „klassische“ Namen wie [[Caspar]], [[Christian (Vorname)|Christian]], [[Katharina]] und [[Elisabeth]] vergeben.
==== Österreich ====
Die sogenannte „Mittelschicht“ mit einem Einkommen von über 3000 Euro bevorzugt demnach exotische Namen und solche, die auch von Prominenten vergeben werden. Eltern der sogenannten finanziellen „Unterschicht“ (Menschen mit unter 2000 Euro brutto Einkommen monatlich) ließen sich eher von englischen Namen inspirieren. So sind dort [[Lee (Name)|Lee]] und [[Robbie]] als Jungen- oder [[Cassidy]] und Sky als Mädchennamen populär. Aus diesen Namenstrends wurden die Begriffe [[Kevin#Verbreitung_des_Namens|Kevinismus]] und [[Chantal (Vorname)|Chantal]]ismus entwickelt.<ref>[http://www.ariva.de/Was_Kindernamen_ueber_Papas_Gehalt_verraten_t268271 "Was Kindernamen über Papas Gehalt verraten" - ariva.de]</ref> <ref>http://www.welt.de/politik/article1727650/Wie_Namen_die_Zukunft_von_Kindern_beeinflussen.html</ref> <ref>http://www.dw-world.de/dw/article/0,1564,1602911,00.html</ref>
===== Rechtliche Situation =====
In [[Österreich]] darf eine Person mehrere Vornamen tragen. Für die Namenswahl gelten diese Einschränkungen:<ref>[http://www.help.gv.at/Content.Node/8/Seite.081100.html Namensrecht auf help.gv.at] (abgerufen am 26. Mai 2008)</ref>
* Nicht als Vorname gebräuchliche Bezeichnungen dürfen nicht verwendet werden
* Bezeichnungen, die dem Wohl des Kindes abträglich sind, sind ebenfalls verboten
* Zumindest der erste Vorname muss dem Geschlecht des Kindes entsprechen


So könnte die Namensgebung auch Rückschlüsse auf die soziale und kulturelle Herkunft zulassen.<ref>http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~E15321DC9855A4AD384CAE256E8FA0A58~ATpl~Ecommon~Scontent.html</ref> In der Wissenschaft wird teilweise vermutet, dass Vornamen manchmal grob der sozialen Herkunft „zuzuordnen“ seien oder zumindest gesellschaftlich in einer bestimmten Weise angesehen werden. So würden für manche Firmenleiter Namen wie [[Heiko]] und [[Kerstin]], die besonders in den 60er Jahren populär waren, eher auf eine Herkunft aus der „Unterschicht“ hindeuten. Ebenso könne dies später auf Kevins oder Chantals zutreffen. Durch diese These bekannt wurde der Chemnitzer Professor Udo Rudolph. <ref>[http://www.tu-chemnitz.de/tu/presse/2006/10.12-11.20.html "Ein Vorname sagt mehr als 1.000 Worte" - TU Chemnitz]</ref> <ref>http://www.beliebte-vornamen.de/geschaeftsleben.htm</ref> <ref>http://www.tu-chemnitz.de/tu/presse/2006/10.12-11.20.html</ref> Nach einer Studie von [[Astrid Kaiser]] an der Universität Oldenburg aus dem Jahr 2009 neigen Lehrer an Grundschulen dazu, bestimmte Vorannahmen über Leistungsstärke, Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensauffälligkeit mit Vornamen zu verbinden.<ref>[http://www.presse.uni-oldenburg.de/mit/2009/390.html Ungleiche Bildungschancen schon durch Vornamen? Studie zu Vorurteilen und Vorannahmen von Lehrern] Pressedienst der Uni Oldenburg</ref>
Zur Wahl des Vornamens eines Kindes sind die Eltern berechtigt, bei unehelicher Geburt ist es das Recht der Mutter. Beim zuständigen [[Standesamt]] muss dafür schriftlich die Erklärung des Vornamens eingereicht werden; sie ist Voraussetzung für die Ausstellung der [[Geburtsurkunde]]. Wird die Erklärung nicht gleich bei der Anzeige der Geburt abgegeben, muss sie spätestens innerhalb eines Monats nach der Geburt beim Standesamt erfolgen. Können sich die Eltern eines ehelich geboren Kindes nicht auf den oder die Vornamen einigen, oder geben sie keinen oder unzulässige Vornamen an, wird das [[Pflegschaftsgericht]] verständigt.
===== Häufigkeit =====
Im Jahr 2010 wurden Neugeborene unter den österreichischen Staatsbürgern mit den Vornamen [[Anna]] und [[Lukas]] als häufigste benannt. Lukas ist dabei bereits seit 1996 der häufigste Name.<ref>[http://www.statistik.at/web_de/statistiken/bevoelkerung/geburten/haeufigste_vornamen/index.html Häufigste Vornamen bei Neugeborenen mit österreichischer Staatsbürgerschaft] auf der Seite de [[Statistik Austria]] abgerufen am 30. Dezember 2011</ref>


==== Deutschschweiz ====
=== Vornamenswahl nach Region ===
Das Vorkommen von speziellen Vornamen in verschiedenen Regionen von Deutschland deutet auf regionale Vornamenspräferenzen hin. Die Verteilung in Deutschland nach dem Telefonverzeichnis von 1998<ref>[http://www.gen-evolu.de/index.php?id=80 Verteilung in Deutschland nach dem Telefonverzeichnis von 1998]</ref> zeigt auf, dass sich die männlichen Vornamen ''Hauke'' und ''Carsten'' besonders in Norddeutschland finden, während sich ''Katharina'' und ''Maria'' vor allem in Bayern und in der Eifel finden. ''Gerold'' und ''Jan'' sind typisch für [[Ostfriesland]], während ''Anton'' und ''Xaver'' nur in Süddeutschland vorkommen. ''Stefan'' und ''Alexander'' findet sich vor allem im Westen und ''Frank'' und ''Kerstin'' sind hauptsächlich im Osten populär.
===== Häufigkeit =====
In der [[Deutschschweiz]] sind einige Vornamen üblich, die im restlichen deutschen Sprachraum so gut wie nicht vorkommen. Dazu gehören [[Beat (Vorname)|Beat]], [[Reto]], [[Urs]] und [[Regula (Vorname)|Regula]].


In der ehemaligen DDR gab es Tendenzen innerhalb der Bevölkerung, anhand von Vornamen eine Ausrichtung zur Internationalität zu zeigen. Mehr als im damaligen Westdeutschland wurden beispielsweise französisch klingende Namen vergeben.
===== Rechtliche Situation =====
Nach [[Schweizer]] Namensrecht gibt es Vornamen wie [[Andrea]], die das Geschlecht nicht eindeutig bestimmen. Solche Vornamen müssen mit einem anderen eindeutig männlichen oder weiblichen Vornamen kombiniert werden (z. B. Andrea Luigi, Andrea Franziska), oder man muss ausweichen auf eine eindeutig das Geschlecht bezeichnende Namens-Variante (z. B. Andreas, Andre, André für Knaben bzw. Andrée, Andreina, Andrina, Andrietta für Mädchen). Weitere Beispiele solcher Namen sind Dominique, Gabriele, Sascha und Simone.


=== Vornamenswahl nach Religion und Konfession ===
=== Griechenland ===
Die Religionszugehörigkeit der Eltern hat Einfluss auf die Vornamenswahl. Während die Religionszugehörigkeit in vergangenen Jahrhunderten sehr entscheidend bei der Namenswahl war, ging dieser Einfluss im 20. und 21. Jahrhundert sehr zurück und ist heute kaum noch messbar.
In [[Griechenland]] werden zumeist christliche, seltener antike Vornamen vergeben. Früher wurde bei der ersten Tochter immer der Vorname der Großmutter väterlicherseits und beim ersten Sohn der Vorname des Großvaters väterlicherseits vergeben. Entsprechend bei den zweiten Kindern die Namen der Großeltern mütterlicherseits. Modenamen sind eher selten und ein Phänomen der letzten Jahre (auch hier oft antike Namen wie Iason oder Danae, aber kaum je solche z.B. aus dem angelsächsischen Raum).


In Deutschland setzten sich nach der Christianisierung nur sehr langsam die christlichen Namen durch. Erst im Spätmittelalter trug die Mehrheit der Bevölkerung christliche Vornamen<ref>http://www.beliebte-vornamen.de/253-geschichte-2.htm</ref>.
=== Italien ===
Ab der Reformation wurden bei Katholiken und Protestanten unterschiedliche Namen bevorzugt. Die katholische Bevölkerung orientierte sich sehr lange an den Namen verschiedener Heiliger oder den Namenstagen.
Die zehn beliebtesten Namen für Neugeborene in [[Italien]] im Jahr 2007 waren bei Mädchen Giulia, Sofia, Martina, Sara, Chiara, Aurora, Giorgia, Alessia, Francesca, Alice, und bei Jungen Alessandro, Andrea, Matteo, Lorenzo, Gabriele, Mattia, Luca, Davide und Riccardo.<ref>[http://www.nomix.it/nomi-piu-frequenti-nati-in-italia-2007.php Vornamen 2007, ISTAT 2009]</ref>


Die evangelische Bevölkerung verwendete nach der Reformation die bislang unüblichen Namen aus dem Alten Testament<ref>http://www.beliebte-vornamen.de/256-geschichte-3.htm</ref>, um damit ihrer Ablehnung gegenüber der Heiligenverehrung Ausdruck zu verleihen. Dadurch kommen im 16. Jahrhundert Namen wie Elias, Samuel, David und Salome in Mode. Auch werden Namen, die die Silbe "Christ" enthalten (Christian, Christina), wieder verstärkt vergeben<ref>http://www.onomastik.com/namenberatung_vorname_christa.php</ref>. Durchgehend wird unter Protestanten die Sitte, Jungen den Vornamen Maria beizugeben, abgelehnt. Im 18. Jahrhundert kamen durch den Pietismus gänzlich neue Namen unter den Protestanten auf. Dazu zählen die Namen Fürchtegott, Gottlieb, Gotthilf, Gottlob, Gotthold und Christlieb<ref>http://wiki-de.genealogy.net/Christlieb_%28Vorname%29</ref>.
Aufgrund des hohen Bevölkerungsanteils von Katholiken sind viele Vornamen an den Namen von [[Heilige]]n und der Jungfrau [[Maria (Mutter Jesu)|Maria]] orientiert.

Bei einigen Namen, wie beispielsweise ''Josef'', wirkt sich die [[Religionen in Deutschland|Verteilung der Konfessionen]] in der jeweiligen Region bis heute stark auf die Namenshäufigkeit aus.

== Vornamen in anderen Sprachen ==

=== [[Italien]] ===

Die zehn beliebtesten Namen für Neugeborene im Jahr 2007 waren bei Mädchen Giulia, Sofia, Martina, Sara, Chiara, Aurora, Giorgia, Alessia, Francesca, Alice, und bei Jungen Alessandro, Andrea, Matteo, Lorenzo, Gabriele, Mattia, Luca, Davide und Riccardo.<ref>[http://www.nomix.it/nomi-piu-frequenti-nati-in-italia-2007.php Vornamen 2007, ISTAT 2009]</ref>

Aufgrund des hohen Bevölkerungsanteils von Katholiken sind viele Vornamen an den Namen von [[Heilige]]n und der Jungfrau [[Maria (Mutter Jesu)|Maria]] orientiert.


In einigen italienischen Regionen ist es Tradition, den ersten Sohn nach dem Großvater väterlicherseits, den zweiten Sohn nach dem Großvater mütterlicherseits, die erste Tochter nach der Großmutter väterlicherseits und die zweite Tochter nach der Großmutter mütterlicherseits zu benennen. Dies führt zu einer starken Verbreitung von traditionellen Vornamen.
In einigen italienischen Regionen ist es Tradition, den ersten Sohn nach dem Großvater väterlicherseits, den zweiten Sohn nach dem Großvater mütterlicherseits, die erste Tochter nach der Großmutter väterlicherseits und die zweite Tochter nach der Großmutter mütterlicherseits zu benennen. Dies führt zu einer starken Verbreitung von traditionellen Vornamen.


=== Ostasien ===
Siehe auch: [[Italienische Personennamen germanischer Wurzel]]
In [[Chinesischer Name#Persönlicher Name|China]], [[Koreanischer Name|Korea]], [[Vietnam]] und anderen ostasiatischen Staaten haben Vornamen eine andere Funktion. Sie identifizieren ihren Träger mehr als in Europa, was notwendig ist, da in diesen Ländern die Bevölkerung sich nur wenige [[Familienname#Ostasien|Familiennamen]] teilt. Der Vorname kann beliebig aus einem oder zwei [[Morphem|Morphemen]] der Sprache gebildet werden, die klassisch jeweils als [[Chinesische Schriftzeichen|chinesische Schriftzeichen]] geschrieben werden. Es besteht also eine fast unbeschränkte Anzahl an zulässigen Eigennamen. In vielen Familien wird ein Morphem des Vornamens identisch an alle Nachkommen derselben Generation vergeben (Generationenname).


Anders als bei europäischen Vornamen gibt es keine festgelegte Zuordnung von Eigennamen zum Geschlecht des Trägers (bis auf Modewellen, die gewisse Eigennamen gehäuft auftreten lassen und manchmal ein bestimmtes Geschlecht des Trägers vermuten lassen). Die Bezeichnung "Vorname" für die ostasiatischen Eigennamen ist irreführend, da sie in Ostasien durchweg hinter den Familiennamen gestellt werden. Auch die Bezeichnung "Rufname" ist unpassend, da der Eigenname in Ostasien außer im engsten Familienkreis fast nie zur Anrede verwendet wird. Zur formalen Anrede wird entweder der vollständige Name gebraucht oder der Familienname, ggf. ergänzend mit einer Funktionsbezeichnung (zum Beispiel "Kollege"). Im Freundeskreis werden meistens der Familienname mit dem Zusatz "ehrwürdiger/junger" oder Spitznamen zur Anrede verwendet, und unter Verwandten ist die Anrede mit dem Verwandtschaftsgrad üblich, wofür es sprachlich differenziertere Begriffe als in Europa gibt (zum Beispiel mèimèi = "jüngere Schwester", dàbó = "älterer Bruder des Vaters" etc.).
=== Ostasien (China, Korea, Vietnam) ===
In [[Chinesischer Name#Persönlicher Name|China]], [[Koreanischer Name|Korea]], [[Vietnam]] und anderen ostasiatischen Staaten haben Vornamen eine andere Funktion. Sie identifizieren ihren Träger mehr als in Europa, was notwendig ist, da in diesen Ländern die Bevölkerung sich nur wenige [[Familienname#Ostasien|Familiennamen]] teilt. Der Vorname kann beliebig aus einem oder zwei [[Morphem]]en der Sprache gebildet werden, die klassisch jeweils als [[chinesische Schriftzeichen]] geschrieben werden. Es besteht also eine fast unbeschränkte Anzahl an zulässigen Eigennamen. In vielen Familien wird ein Morphem des Vornamens identisch an alle Nachkommen derselben Generation vergeben (Generationenname).


=== [[Griechenland]] ===
Anders als bei europäischen Vornamen gibt es keine festgelegte Zuordnung von Eigennamen zum Geschlecht des Trägers (bis auf Modewellen, die gewisse Eigennamen gehäuft auftreten lassen und manchmal ein bestimmtes Geschlecht des Trägers vermuten lassen). Die Bezeichnung „Vorname“ für die ostasiatischen Eigennamen ist irreführend, da sie in Ostasien durchweg hinter den Familiennamen gestellt werden. Auch die Bezeichnung „Rufname“ ist unpassend, da der Eigenname in Ostasien außer im engsten Familienkreis fast nie zur Anrede verwendet wird. Zur formalen Anrede wird entweder der vollständige Name gebraucht oder der Familienname, ggf. ergänzend mit einer Funktionsbezeichnung (zum Beispiel „Kollege“). Im Freundeskreis werden meistens der Familienname mit dem Zusatz „ehrwürdiger/junger“ oder Spitznamen zur Anrede verwendet, und unter Verwandten ist die Anrede mit dem Verwandtschaftsgrad üblich, wofür es sprachlich differenziertere Begriffe als in Europa gibt (zum Beispiel ''mèimèi'' = ‚jüngere Schwester‘, ''dàbó'' = ‚älterer Bruder des Vaters‘ etc.).
In Griechenland werden oft biblische Vornamen vergeben. Früher wurde bei Mädchen immer der Vorname der Großmutter väterlicherseits und bei Jungen der Vorname des Großvaters väterlicherseits vergeben.

== Rechtliche Situation ==
=== Deutschland ===
{{Hauptartikel|Deutscher Vorname}}

Nach der [[Geburt]] eines Kindes wird dessen Vorname von den Eltern (oder dem allein [[Elterliche Sorge|Sorgeberechtigten]]) bestimmt. Das Recht der Vornamensgebung ist nicht gesetzlich geregelt. Es handelt sich um reines [[Gewohnheitsrecht|Gewohnheits]]- und um [[Richterrecht]]. Ausnahmen bestehen bei Vornamensänderungen im Rahmen einer [[Adoption]] ({{§|1757|bgb|juris}} Abs. 4 BGB) sowie im Rahmen des [[Transsexuellengesetz]]es (§ 1 TSG).

=== Österreich ===
Eine Person darf mehrere Vornamen tragen. Für die Namenswahl gelten diese Einschränkungen:<ref>[http://www.help.gv.at/Content.Node/8/Seite.081100.html Namensrecht auf help.gv.at] (abgerufen am 26. Mai 2008)</ref>
* Nicht als Vorname gebräuchliche Bezeichnungen dürfen nicht verwendet werden
* Bezeichnungen, die dem Wohl des Kindes abträglich sind, sind ebenfalls verboten
* Zumindest der erste Vorname muss dem Geschlecht des Kindes entsprechen

Zur Wahl des Vornamens eines Kindes sind die Eltern berechtigt, bei unehelicher Geburt ist es das Recht der Mutter. Beim zuständigen [[Standesamt]] muss dafür schriftlich die Erklärung des Vornamens eingereicht werden; sie ist Voraussetzung für die Ausstellung der [[Geburtsurkunde]]. Wird die Erklärung nicht gleich bei der Anzeige der Geburt abgegeben, muss sie spätestens innerhalb eines Monats nach der Geburt beim Standesamt erfolgen. Können sich die Eltern eines ehelich geboren Kindes nicht auf den oder die Vornamen einigen, oder geben sie keinen oder unzulässige Vornamen an, wird das [[Pflegschaftsgericht]] verständigt.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

*[[:Kategorie:Vorname]] – Wikipedia-Verzeichnis der Vornamen
*[[:Kategorie:Vorname]] – Wikipedia-Verzeichnis der Vornamen
*[[Hamburger Sie]]
*[[Namensrecht]]
*[[Namensrecht]]


== Literatur ==
== Literatur ==
;Namenkunde allgemein:
;Namenkunde allgemein:
* Andrea Brendler / Silvio Brendler: ''Europäische Personennamensysteme. Ein Handbuch von Abasisch bis Zentralladinisch'', Hamburg: Baar 2007, ISBN 978-3-935536-65-3
* [[Jürgen Gerhards]]: ''Die Moderne und ihre Vornamen. Eine Einladung in die Kultursoziologie'', Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2003. ISBN 3-531-13887-1
* [[Jürgen Gerhards]]: ''Die Moderne und ihre Vornamen. Eine Einladung in die Kultursoziologie'', Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2003. ISBN 3-531-13887-1
* [[Jürgen Gerhards]]: ''Globalisierung der Alltagskultur zwischen Verwestlichung und Kreolisierung: Das Beispiel Vornamen''. In: ''Soziale Welt. Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis''. Jg. 54, Heft 2, Bonn 2003.
* [[Jürgen Gerhards]]: ''Globalisierung der Alltagskultur zwischen Verwestlichung und Kreolisierung: Das Beispiel Vornamen''. In:'' Soziale Welt. Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis''. Jg. 54, Heft 2, Bonn 2003.
* [[Michael Mitterauer]]: ''Traditionen der Namengebung'', [[Verlag Böhlau]] Wien Köln Weimar 2011 ISBN 978-3205786450
;Deutsch, allgemein:
;Deutsch, allgemein:
* Michael Mitterauer: ''Ahnen und Heilige'', München 1993. ISBN 3-406-37643-6
* Michael Mitterauer: ''Ahnen und Heilige'', München 1993. ISBN 3-406-37643-6
* [[Dieter Geuenich]], Ingo Runde (Hrsg.): ''Name und Gesellschaft im Frühmittelalter. Personennamen als Indikatoren für sprachliche, ethnische, soziale und kulturelle Gruppenzugehörigkeiten ihrer Träger'' (= Deutsche Namenforschung auf sprachgeschichtlicher Grundlage 2), Hildesheim / Zürich / New York 2006, ISBN 3-487-13106-4
* [[Dieter Geuenich]], Ingo Runde (Hrsg.): ''Name und Gesellschaft im Frühmittelalter. Personennamen als Indikatoren für sprachliche, ethnische, soziale und kulturelle Gruppenzugehörigkeiten ihrer Träger'' (= Deutsche Namenforschung auf sprachgeschichtlicher Grundlage 2), Hildesheim / Zürich / New York 2006, ISBN 3-487-13106-4
* Dieter Geuenich [u.a.] (Hrsg.): ''Nomen et gens. Zur historischen Aussagekraft frühmittelalterlicher Personennamen'', Berlin u. New York 1997 ISBN 3-11-015809-4
* Dieter Geuenich [u.a.] (Hrsg.): ''Nomen et gens. Zur historischen Aussagekraft frühmittelalterlicher Personennamen'', Berlin u. New York 1997 ISBN 3-11-015809-4
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* [http://www.onomastik.com/Vornamen-Lexikon/ Vornamen mit Onogramm – wie Namen wahrgenommen werden]
* [http://www.onomastik.com/Vornamen-Lexikon/ Vornamen mit Onogramm – wie Namen wahrgenommen werden]
* [http://www.behindthename.com/ Namenslexikon] (englisch)
* [http://www.behindthename.com/ Namenslexikon] (englisch)
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* [http://www.askoxford.com/dictionaries/name_dict/?view=uk Concise Dictionary of First Names] (englisch)
* [http://www.askoxford.com/dictionaries/name_dict/?view=uk Concise Dictionary of First Names] (englisch)
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* [http://www.gen-evolu.de/index.php?id=80 Karten zur geographischen Verteilung jedes einzelnen Rufnamens (in Deutschland)]
* [http://www.gen-evolu.de/index.php?id=80 Karten zur geographischen Verteilung jedes einzelnen Rufnamens (in Deutschland)]
* [http://www.gfds.de/vornamen/beliebteste-vornamen/ Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfDs) – Beliebteste Vornamen und Vornamenberatung] Kostenpflichtige Auskünfte
* [http://www.gfds.de/vornamen/beliebteste-vornamen/ Gesellschaft für Deutsche Sprache (GfDs) – Beliebteste Vornamen und Vornamenberatung] Kostenpflichtige Auskünfte
* [http://www.vornamenberatung.eu Vornamenberatungsstelle]
* [http://www.vornamenberatung.eu Vornamenberatungsstelle]
* [http://www.chrislages.de/muslvn.htm Muslimische Vornamen]
* [http://www.namengifs.de Animierte Vornamen aus aller Welt]


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
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{{Rechtshinweis}}


[[Kategorie:Vorname| ]]
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[[sv:Förnamn]]
[[te:ఇవ్వబడిన పేరు]]
[[wa:Pitit no]]
[[wa:Pitit no]]

Version vom 4. März 2012, 13:05 Uhr

Der Vorname einer Person ist der Teil des Namens, der nicht die Zugehörigkeit zu einer Familie ausdrückt, sondern diese innerhalb der Familie identifiziert.

Die Vornamen eines Menschen werden nach seiner Geburt von seinen Eltern bestimmt. In manchen Ländern (wie z. B. Deutschland) gibt es Reglementierungen, die die Freiheit der Wahl des Vornamens einschränken.

Im Deutschen und in den meisten anderen europäischen Sprachen stehen die Vornamen (als individuelle Namen) vor dem Familiennamen (von regionalen Ausnahmen abgesehen), während beispielsweise im Ungarischen, Vietnamesischen, Chinesischen, Japanischen oder Koreanischen der von den Eltern bestimmte individuelle Name hinter dem Familiennamen steht. Im deutschen Sprachraum bezeichnet man als Rufnamen den- oder diejenigen Vornamen, unter denen eine Person angesprochen wird.

Im anglo-amerikanischen Sprachraum sind Zwischennamen gebräuchlich, die auch Mittelnamen (middle names) genannt und meistens mit dem Anfangsbuchstaben abgekürzt werden (middle initials). Im Russischen steht der Vatersname zwischen dem Vor- und dem Familiennamen.

Funktion

In westlichen Kulturen dient der Vorname innerhalb einer Familie zur Unterscheidung zwischen den Familienmitgliedern (im Unterschied zum Familiennamen, der die Zugehörigkeit zu einer Familie ausdrückt).

Es gab Gegenden in Deutschland (zum Beispiel in Thüringen), in denen es durchaus möglich war, zwei oder mehrere, ja alle gleichzeitig lebenden Kinder derselben Familie mit demselben Vornamen taufen zu lassen. Man unterschied dann zwischen „Groß-Hans“ und „Klein-Hans“ usw. Manchmal ist die Gleichnamigkeit nur sekundär oder scheinbar, wenn etwa bei einem Doppelnamen wie „Johann Christoph“ ein Namensteil im praktischen Gebrauch ausfiel oder vergessen wurde und nicht selten bei der Heirat oder beim Tode dieser Person dann ein neuer Doppelname erfunden wurde. Genealogische Nachforschungen werden dadurch erschwert (siehe auch Toter Punkt).

Im ostfriesischen Raum war es bis in die 1970er-Jahre üblich, dem erstgeborenen Sohn den Namen des Großvaters väterlicherseits zu geben. Dem Großvater seinerseits wurde dann der als ehrenvoll empfundene Zusatz „-Ohm“ gegeben. Beispiel: Großvater: Hinrich, Vater: Harm, Sohn: Hinrich. Aus dem Großvater wurde somit „Hinnerk-Ohm“. Bei weiblichen Namen galt das gleiche, nur wurde hier dem Mädchen der Name der Großmutter gegeben, die Ahnin selbst wurde angesprochen durch den Zusatz „-möh“. Beispiel: Großmutter: Gertje, Mutter: Jantje, Tochter: Gertje. Aus der Großmutter wurde dann „Gerthe-Möh“. Diese Regelung wird aber kaum noch praktiziert.

Soziologisch gesehen gibt es einen Ablauf der Namensgebung, der sich in Wellenform immer wiederholt: Die soziale Oberschicht gibt ihren Kindern Vornamen, die besonders erwählt sind und sie vom einfachen Volk unterscheiden sollen. In den folgenden Jahrzehnten gibt die Unterschicht ihren Kindern auch diese Namen. Dadurch werden diese Namen „gewöhnlich“, und die Oberschicht sieht sich veranlasst, neue Vornamen zu geben oder auf sehr alte und ungebräuchlich gewordene Namen zurückzugreifen oder Doppelnamen zu bilden. Um 1600 begann auf diese Weise die Bildung von Doppel-Vornamen. Als schließlich alle Kinder mehrere Vornamen hatten, begann die Oberschicht wieder, nur einen einzigen Vornamen zu vergeben. So folgt seit Jahrhunderten Modewelle auf Modewelle.

Die Namensgebung spielte im deutschen Sprachraum lange auch eine politische Rolle: Zum einen wurden von den Kirchen christliche und hebräische Namen gefördert (so ließ Johannes Calvin zur Taufe nur biblische Namen zu), zum anderen nahm die Zahl der gebräuchlichen unterschiedlichen Vornamen mit der Zeit ab.

Funktion (erster Teil eines zusammengesetzten Namens) und Bedeutung (Unterscheidungsname zwischen Familienmitgliedern) fallen in westlichen Kulturen zusammen. In vielen asiatischen und afrikanischen Kulturen wird allerdings erst der Familienname und danach der Familienmitgliedsname genannt. Das ist auch im Ungarischen der Fall. Im süddeutschen Sprachraum ist es gängige Praxis in der Umgangssprache. Beispiel: „der Köhlers Werner“ oder auch „der Köhler Werner“. Obwohl der Familienmitgliedsname in diesen Fällen nicht mehr vor dem Familiennamen steht, wird er trotzdem von Mitgliedern westlicher Kulturen Vorname genannt.

In einigen Ländern gibt es zwischen Vornamen und Familiennamen noch den Vatersnamen, wie zum Beispiel in Russland. Als Rufnamen dienen dann oft Vor- und Vatersnamen gemeinsam, zum Beispiel Iwan Wassiljewitsch. Der Vatersname ist dabei vom Vornamen des Vaters abgeleitet. Aus einigen Vornamen haben sich im Lauf der Zeit auch Familiennamen entwickelt. Andererseits leiten sich auch viele heute als Vorname gebräuchliche Namen von Familiennamen ab. Die wissenschaftliche Disziplin der Namenforschung beschäftigt sich mit der Bedeutung, Herkunft und Verbreitung von Namen.

Motivation zur Namensgebung

Die Wahl des Vornamens hängt natürlich vorerst vom Geschlecht und der Herkunft (Nationalität) des Kindes ab. Es gibt jedoch eine Anzahl weiterer Einflussfaktoren.

Bewusste Faktoren:

  • Hinweis auf ein physisches oder charakteristisches Merkmal: z. B. Melanie für ein schwarzhaariges Mädchen, da griech. Vorlage:Polytonisch melanos, „schwarz“ bedeutet. (Dies war eher zu altgriechisch-römischen Zeiten Brauch.)
  • Segnung und Wünsche für das Leben dieses Kindes, z. B. Linde: der (Linden)Baum als Symbol[1] ehelicher Liebe, der Güte, der Gastfreundschaft und Bescheidenheit oder z. B. Mandy als Kurzform von Amanda, die Liebenswerte, die Liebende (lat. amare= dt. lieben)
  • Hinweis auf die Abstammung/Tradition: Benennung nach Vorfahren, dem Taufpaten, Heiligen, oder biblischen Figuren, etc. − Diese Motivation gibt es heute eher selten, war aber früher oft gebräuchlich. – Heute geschieht auch das Gegenteil: Von Ausländern kann ein Kind einen Namen erhalten, der in der deutschen Sprache geläufig ist, auch wenn die Familie einen aus ihrer Sprache bevorzugen würde. Das Motiv liegt im Wunsch, einer Ausgrenzung aufgrund der Ungewöhnlichkeit des Namens vorzubeugen.
  • Euphonie (Wohlklang): Man sucht einen „schönen“ Namen. Manchmal werden Namen mit vielen Vokalen (besonders /a/ und /i/) bevorzugt. Stimmhafte Gleitlaute (/m/ und /l/) am Wortbeginn gelten als besonders schön. Auch kurze, wenn nicht sogar einsilbige Namen sind beliebt (wie z. B. Tim oder Paul). Außerdem soll oft der Vorname mit dem Familiennamen harmonieren.
  • Individualität: Das Kind soll einen individuellen, besonderen Namen haben.
  • Motivation durch Bewunderung eines/r Prominenten: Eltern benennen ihr Kind nach einem ihrer Sport-, Musik- oder anderer Idole. (Heute eher selten; aber auch politische Einflüsse sind − auch umgekehrt als Vermeidung − möglich: So wurde der Name Adolf nach der Zeit des Nationalsozialismus bedeutend weniger oft zur Benennung herangezogen.)
  • Aus beiden Gründen, Individualität und Bewunderung, bekommen deutsche Kinder (häufiger als früher) fremdsprachige Namen.

Unbewusste Faktoren:

  • Erfahrungen mit Namensträgern − positiv oder negativ: Angenommen man sympathisiert überhaupt nicht mit einer Person namens „Karin“, wird man seinem Kind auch nicht jenen Namen geben, da man Schlechtes damit assoziiert.
  • Erfahrungen mit dem eigenen Namen.

Entwicklung in Deutschland

Hauptartikel: Vornamen in Deutschland

In Deutschland dominierten seit dem Mittelalter Vornamen christlicher und germanischer Herkunft.[2] Erst seit den 1950er-Jahren änderte sich dies massiv. Besonders englische und romanische Vornamen wie Jennifer, Kevin oder aber Natalie und Marco gewannen an Bedeutung. Obwohl in beiden Teilen Deutschlands verschiedene Namen die größte Beliebtheit hatten (Peggy, Mandy und Cindy sind oft zitierte Beispiele für die DDR Beleg fehlt), war die Tendenz in beiden Staaten gleich. Ende des 20. Jahrhunderts besaßen knapp zwei Drittel der Vornamen weder einen christlichen noch einen germanischen Hintergrund.

Vor allem folgende Faktoren sind für diese Änderungen verantwortlich:

  • Das Aufgeben familieninterner Traditionen (zum Beispiel: Benennung des ältesten Sohnes nach dem Vater oder Großvater, Erbnamen; Benennung nach den Taufpaten).
  • Das Streben nach Individualität: Die Einzigartigkeit der Kinder soll sich auch in einzigartigen Namen widerspiegeln.
  • Das Vermeiden von Namen, die für die Eltern- und Großelterngeneration typisch sind.
  • Der Bedeutungsverlust des christlichen Glaubens in der Gesellschaft (somit auch unbewusste Verwendung von Namen mit christlichem Hintergrund).
  • Der nach Holocaust und Zweitem Weltkrieg als problematisch empfundene Rückgriff auf nationale deutsche Traditionen. Seit Mitte der 1980er-Jahre kamen jüdische Namen in Mode (zunächst Daniel und Sara/Sarah, später u. a. Hannah, Lea oder Jan).
  • Das hohe Prestige der westeuropäischen und nordamerikanischen Länder in beiden Teilen Deutschlands.
  • Erhöhter Konsum der Massenmedien, in denen Produktionen aus den USA, Großbritannien und Frankreich dominieren.
  • Verstärkte Internationalisierung der Kultur.
  • Verstärkte Berücksichtigung phonetischer Kriterien (möglichst vokalreiche Namen für beide Geschlechter, Mädchennamen auf -a, Zurückhaltung gegenüber den Phonemen /p/, /t/ und /k/).[3]

Einflussfaktoren, die ausgeschlossen werden können:

  • Immigration nach Deutschland – Typische Vornamen der Immigrantengruppen blieben auf diese beschränkt.
  • Internationaler Tourismus – Sowohl Bundesrepublik als auch die DDR erlebten die Zunahme westlicher Vornamen, obwohl die Reiseziele verschieden waren.

Bei der Übernahme fremder Namen war von jeher eine lautliche Anpassung zu beobachten. Zuerst wurden Namen adaptiert, die an traditionelle phonetische Gewohnheiten anschlussfähig waren. So wurde im Mittelalter aus Johannes Hans, aus Christian Christen und aus Marcus zunächst Marx. Manche Namen wurden auch in ihrer geschriebenen Form übernommen, obwohl die Aussprache in den Herkunftsgebieten eine andere war: So wurde span. Xavier als Xaver übernommen und nicht als Schabier und norweg. Harald als Harald und nicht als Harall.

Siehe auch Liste deutscher Vornamen aus der Bibel

Vornamenswahl nach Bevölkerungsschichten

Eine Einteilung von Namensvergebung in einzelne „Bevölkerungsschichten“ bleibt schwierig, jedoch haben Studien eine Tendenz festgestellt. Demnach richtet sich die sogenannte „Oberschicht“, also die wohlhabende Bevölkerung mit einem Bruttogehalt von etwa 4000 Euro im Monat, vor allem nach religiösen Namen wie Michael, (E-)Manuel oder Maria und Anna. Ebenso werden hier häufiger „klassische“ Namen wie Caspar, Christian, Katharina und Elisabeth vergeben. Die sogenannte „Mittelschicht“ mit einem Einkommen von über 3000 Euro bevorzugt demnach exotische Namen und solche, die auch von Prominenten vergeben werden. Eltern der sogenannten finanziellen „Unterschicht“ (Menschen mit unter 2000 Euro brutto Einkommen monatlich) ließen sich eher von englischen Namen inspirieren. So sind dort Lee und Robbie als Jungen- oder Cassidy und Sky als Mädchennamen populär. Aus diesen Namenstrends wurden die Begriffe Kevinismus und Chantalismus entwickelt.[4] [5] [6]

So könnte die Namensgebung auch Rückschlüsse auf die soziale und kulturelle Herkunft zulassen.[7] In der Wissenschaft wird teilweise vermutet, dass Vornamen manchmal grob der sozialen Herkunft „zuzuordnen“ seien oder zumindest gesellschaftlich in einer bestimmten Weise angesehen werden. So würden für manche Firmenleiter Namen wie Heiko und Kerstin, die besonders in den 60er Jahren populär waren, eher auf eine Herkunft aus der „Unterschicht“ hindeuten. Ebenso könne dies später auf Kevins oder Chantals zutreffen. Durch diese These bekannt wurde der Chemnitzer Professor Udo Rudolph. [8] [9] [10] Nach einer Studie von Astrid Kaiser an der Universität Oldenburg aus dem Jahr 2009 neigen Lehrer an Grundschulen dazu, bestimmte Vorannahmen über Leistungsstärke, Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensauffälligkeit mit Vornamen zu verbinden.[11]

Vornamenswahl nach Region

Das Vorkommen von speziellen Vornamen in verschiedenen Regionen von Deutschland deutet auf regionale Vornamenspräferenzen hin. Die Verteilung in Deutschland nach dem Telefonverzeichnis von 1998[12] zeigt auf, dass sich die männlichen Vornamen Hauke und Carsten besonders in Norddeutschland finden, während sich Katharina und Maria vor allem in Bayern und in der Eifel finden. Gerold und Jan sind typisch für Ostfriesland, während Anton und Xaver nur in Süddeutschland vorkommen. Stefan und Alexander findet sich vor allem im Westen und Frank und Kerstin sind hauptsächlich im Osten populär.

In der ehemaligen DDR gab es Tendenzen innerhalb der Bevölkerung, anhand von Vornamen eine Ausrichtung zur Internationalität zu zeigen. Mehr als im damaligen Westdeutschland wurden beispielsweise französisch klingende Namen vergeben.

Vornamenswahl nach Religion und Konfession

Die Religionszugehörigkeit der Eltern hat Einfluss auf die Vornamenswahl. Während die Religionszugehörigkeit in vergangenen Jahrhunderten sehr entscheidend bei der Namenswahl war, ging dieser Einfluss im 20. und 21. Jahrhundert sehr zurück und ist heute kaum noch messbar.

In Deutschland setzten sich nach der Christianisierung nur sehr langsam die christlichen Namen durch. Erst im Spätmittelalter trug die Mehrheit der Bevölkerung christliche Vornamen[13]. Ab der Reformation wurden bei Katholiken und Protestanten unterschiedliche Namen bevorzugt. Die katholische Bevölkerung orientierte sich sehr lange an den Namen verschiedener Heiliger oder den Namenstagen.

Die evangelische Bevölkerung verwendete nach der Reformation die bislang unüblichen Namen aus dem Alten Testament[14], um damit ihrer Ablehnung gegenüber der Heiligenverehrung Ausdruck zu verleihen. Dadurch kommen im 16. Jahrhundert Namen wie Elias, Samuel, David und Salome in Mode. Auch werden Namen, die die Silbe "Christ" enthalten (Christian, Christina), wieder verstärkt vergeben[15]. Durchgehend wird unter Protestanten die Sitte, Jungen den Vornamen Maria beizugeben, abgelehnt. Im 18. Jahrhundert kamen durch den Pietismus gänzlich neue Namen unter den Protestanten auf. Dazu zählen die Namen Fürchtegott, Gottlieb, Gotthilf, Gottlob, Gotthold und Christlieb[16].

Bei einigen Namen, wie beispielsweise Josef, wirkt sich die Verteilung der Konfessionen in der jeweiligen Region bis heute stark auf die Namenshäufigkeit aus.

Vornamen in anderen Sprachen

Die zehn beliebtesten Namen für Neugeborene im Jahr 2007 waren bei Mädchen Giulia, Sofia, Martina, Sara, Chiara, Aurora, Giorgia, Alessia, Francesca, Alice, und bei Jungen Alessandro, Andrea, Matteo, Lorenzo, Gabriele, Mattia, Luca, Davide und Riccardo.[17]

Aufgrund des hohen Bevölkerungsanteils von Katholiken sind viele Vornamen an den Namen von Heiligen und der Jungfrau Maria orientiert.

In einigen italienischen Regionen ist es Tradition, den ersten Sohn nach dem Großvater väterlicherseits, den zweiten Sohn nach dem Großvater mütterlicherseits, die erste Tochter nach der Großmutter väterlicherseits und die zweite Tochter nach der Großmutter mütterlicherseits zu benennen. Dies führt zu einer starken Verbreitung von traditionellen Vornamen.

Ostasien

In China, Korea, Vietnam und anderen ostasiatischen Staaten haben Vornamen eine andere Funktion. Sie identifizieren ihren Träger mehr als in Europa, was notwendig ist, da in diesen Ländern die Bevölkerung sich nur wenige Familiennamen teilt. Der Vorname kann beliebig aus einem oder zwei Morphemen der Sprache gebildet werden, die klassisch jeweils als chinesische Schriftzeichen geschrieben werden. Es besteht also eine fast unbeschränkte Anzahl an zulässigen Eigennamen. In vielen Familien wird ein Morphem des Vornamens identisch an alle Nachkommen derselben Generation vergeben (Generationenname).

Anders als bei europäischen Vornamen gibt es keine festgelegte Zuordnung von Eigennamen zum Geschlecht des Trägers (bis auf Modewellen, die gewisse Eigennamen gehäuft auftreten lassen und manchmal ein bestimmtes Geschlecht des Trägers vermuten lassen). Die Bezeichnung "Vorname" für die ostasiatischen Eigennamen ist irreführend, da sie in Ostasien durchweg hinter den Familiennamen gestellt werden. Auch die Bezeichnung "Rufname" ist unpassend, da der Eigenname in Ostasien außer im engsten Familienkreis fast nie zur Anrede verwendet wird. Zur formalen Anrede wird entweder der vollständige Name gebraucht oder der Familienname, ggf. ergänzend mit einer Funktionsbezeichnung (zum Beispiel "Kollege"). Im Freundeskreis werden meistens der Familienname mit dem Zusatz "ehrwürdiger/junger" oder Spitznamen zur Anrede verwendet, und unter Verwandten ist die Anrede mit dem Verwandtschaftsgrad üblich, wofür es sprachlich differenziertere Begriffe als in Europa gibt (zum Beispiel mèimèi = "jüngere Schwester", dàbó = "älterer Bruder des Vaters" etc.).

In Griechenland werden oft biblische Vornamen vergeben. Früher wurde bei Mädchen immer der Vorname der Großmutter väterlicherseits und bei Jungen der Vorname des Großvaters väterlicherseits vergeben.

Rechtliche Situation

Deutschland

Nach der Geburt eines Kindes wird dessen Vorname von den Eltern (oder dem allein Sorgeberechtigten) bestimmt. Das Recht der Vornamensgebung ist nicht gesetzlich geregelt. Es handelt sich um reines Gewohnheits- und um Richterrecht. Ausnahmen bestehen bei Vornamensänderungen im Rahmen einer Adoption (§ 1757 Abs. 4 BGB) sowie im Rahmen des Transsexuellengesetzes (§ 1 TSG).

Österreich

Eine Person darf mehrere Vornamen tragen. Für die Namenswahl gelten diese Einschränkungen:[18]

  • Nicht als Vorname gebräuchliche Bezeichnungen dürfen nicht verwendet werden
  • Bezeichnungen, die dem Wohl des Kindes abträglich sind, sind ebenfalls verboten
  • Zumindest der erste Vorname muss dem Geschlecht des Kindes entsprechen

Zur Wahl des Vornamens eines Kindes sind die Eltern berechtigt, bei unehelicher Geburt ist es das Recht der Mutter. Beim zuständigen Standesamt muss dafür schriftlich die Erklärung des Vornamens eingereicht werden; sie ist Voraussetzung für die Ausstellung der Geburtsurkunde. Wird die Erklärung nicht gleich bei der Anzeige der Geburt abgegeben, muss sie spätestens innerhalb eines Monats nach der Geburt beim Standesamt erfolgen. Können sich die Eltern eines ehelich geboren Kindes nicht auf den oder die Vornamen einigen, oder geben sie keinen oder unzulässige Vornamen an, wird das Pflegschaftsgericht verständigt.

Siehe auch

Literatur

Namenkunde allgemein
  • Jürgen Gerhards: Die Moderne und ihre Vornamen. Eine Einladung in die Kultursoziologie, Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2003. ISBN 3-531-13887-1
  • Jürgen Gerhards: Globalisierung der Alltagskultur zwischen Verwestlichung und Kreolisierung: Das Beispiel Vornamen. In: Soziale Welt. Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis. Jg. 54, Heft 2, Bonn 2003.
Deutsch, allgemein
  • Michael Mitterauer: Ahnen und Heilige, München 1993. ISBN 3-406-37643-6
  • Dieter Geuenich, Ingo Runde (Hrsg.): Name und Gesellschaft im Frühmittelalter. Personennamen als Indikatoren für sprachliche, ethnische, soziale und kulturelle Gruppenzugehörigkeiten ihrer Träger (= Deutsche Namenforschung auf sprachgeschichtlicher Grundlage 2), Hildesheim / Zürich / New York 2006, ISBN 3-487-13106-4
  • Dieter Geuenich [u.a.] (Hrsg.): Nomen et gens. Zur historischen Aussagekraft frühmittelalterlicher Personennamen, Berlin u. New York 1997 ISBN 3-11-015809-4
  • Jürgen Eichhoff, Wilfried Seibicke, Michael Wolffsohn, Duden-Redaktion, Gesellschaft für deutsche Sprache (Hrsg.) Thema Deutsch, Band 2, Name und Gesellschaft: Soziale und historische Aspekte der Namengebung und Namenentwicklung, Bibliographisches Institut, Mannheim 2001, ISBN 3-411-70581-7
Vornamenlexika, deutsch
  • Duden. Das große Vornamenlexikon. Bearbeitet von Rosa und Volker Kohlheim. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Dudenverlag, Mannheim 2007, ISBN 978-3-411-06083-2.
  • Margit Eberhard-Wabnitz, Horst Leisering: Knaurs Vornamen-Buch. Herkunft und Bedeutung. Lexikographisches Institut, München 1984.
Vornamenlexika, deutsch regional
  • Reinhold Trautmann: Die altpreußischen Personennamen. 1925.
Commons: Vornamen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Vorname – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. http://zauber-pflanzen.de/tilia.htm
  2. Beispiel der Namensgebung im 15. Jahrhundert in Süddeutschland
  3. http://www.uni-leipzig.de/~kuwi/forsch_C_02.html
  4. "Was Kindernamen über Papas Gehalt verraten" - ariva.de
  5. http://www.welt.de/politik/article1727650/Wie_Namen_die_Zukunft_von_Kindern_beeinflussen.html
  6. http://www.dw-world.de/dw/article/0,1564,1602911,00.html
  7. http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~E15321DC9855A4AD384CAE256E8FA0A58~ATpl~Ecommon~Scontent.html
  8. "Ein Vorname sagt mehr als 1.000 Worte" - TU Chemnitz
  9. http://www.beliebte-vornamen.de/geschaeftsleben.htm
  10. http://www.tu-chemnitz.de/tu/presse/2006/10.12-11.20.html
  11. Ungleiche Bildungschancen schon durch Vornamen? Studie zu Vorurteilen und Vorannahmen von Lehrern Pressedienst der Uni Oldenburg
  12. Verteilung in Deutschland nach dem Telefonverzeichnis von 1998
  13. http://www.beliebte-vornamen.de/253-geschichte-2.htm
  14. http://www.beliebte-vornamen.de/256-geschichte-3.htm
  15. http://www.onomastik.com/namenberatung_vorname_christa.php
  16. http://wiki-de.genealogy.net/Christlieb_%28Vorname%29
  17. Vornamen 2007, ISTAT 2009
  18. Namensrecht auf help.gv.at (abgerufen am 26. Mai 2008)