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'''Veganismus''' ist eine [[Ethik|ethisch]] begründete Einstellung und Lebensweise, welche die Nutztierhaltung und den Konsum tierischer Produkte aus prinzipiellen Gründen ablehnt. Menschen, die sich vegan ernähren, vermeiden somit den Konsum von [[Fleisch]], [[Milch]], [[Hühnerei|Eiern]], [[Gelatine]] und anderen tierischen Lebensmitteln. Einige wenige Veganer konsumieren [[Honig]], was andere Veganer vermeiden. Weiter gefasst achten viele Veganer auch bei Kleidung (Leder, Wolle) und anderen Gegenständen des Alltags auf Tierproduktefreiheit (Waschmittel, Putzmittel, Kleinbildfilme, Kleber, Farben etc.). HODENSACk
'''Veganismus''' ist eine [[Ethik|ethisch]] begründete Einstellung und Lebensweise, welche die Nutztierhaltung und den Konsum tierischer Produkte aus prinzipiellen Gründen ablehnt. Menschen, die sich vegan ernähren, vermeiden somit den Konsum von [[Fleisch]], [[Milch]], [[Hühnerei|Eiern]], [[Gelatine]] und anderen tierischen Lebensmitteln. Einige wenige Veganer konsumieren [[Honig]], was andere Veganer vermeiden. Weiter gefasst achten viele Veganer auch bei Kleidung (Leder, Wolle) und anderen Gegenständen des Alltags auf Tierproduktefreiheit (Waschmittel, Putzmittel, Kleinbildfilme, Kleber, Farben etc.).


Manchmal wird auch der strenge [[Vegetarismus]] als Veganismus bezeichnet. Diese Verwendung des Begriffs ist allerdings umstritten.
Manchmal wird auch der strenge [[Vegetarismus]] als Veganismus bezeichnet. Diese Verwendung des Begriffs ist allerdings umstritten.

Version vom 27. März 2007, 16:00 Uhr

Vegane Lebensmittel

Veganismus ist eine ethisch begründete Einstellung und Lebensweise, welche die Nutztierhaltung und den Konsum tierischer Produkte aus prinzipiellen Gründen ablehnt. Menschen, die sich vegan ernähren, vermeiden somit den Konsum von Fleisch, Milch, Eiern, Gelatine und anderen tierischen Lebensmitteln. Einige wenige Veganer konsumieren Honig, was andere Veganer vermeiden. Weiter gefasst achten viele Veganer auch bei Kleidung (Leder, Wolle) und anderen Gegenständen des Alltags auf Tierproduktefreiheit (Waschmittel, Putzmittel, Kleinbildfilme, Kleber, Farben etc.).

Manchmal wird auch der strenge Vegetarismus als Veganismus bezeichnet. Diese Verwendung des Begriffs ist allerdings umstritten.

Nach einer Umfrage lebten 1995 etwa 170.000 Menschen in Großbritannien und Nordirland vegan[1], nach jüngsten Aussagen der Vegan Society mehr als 200.000 (2005). Laut der Internetseite veganwelt.de[2] gibt es in Deutschland zwischen 250.000 und 460.500 Veganer (ca. 0,3 %–0,5 % der Gesamtbevölkerung), in den USA ca. 0,9 %, und die Tendenz ist steigend. Allerdings sind die angeführten Zahlen nicht sehr verlässlich.

Begriff

Das Wort vegan geht auf den Engländer Donald Watson zurück, der 1944 die Vegan Society als Abspaltung der englischen Vegetarian Society (Vegetarier-Gesellschaft) gründete. Ihn und eine Gruppe von Mitstreitern störte, dass der Begriff vegetarisch zunehmend als Abkürzung für ovo-lacto-vegetarische Ernährung gebräuchlich war. So erfand er aus dem Anfang und Ende von „vegetarian“ (engl. Vegetarier) ein neues Wort, welches symbolisch dafür steht, dass Veganismus mit Vegetarismus beginne und ihn zu seinem logischen Schluss führe. Vor der Einführung des Begriffes Veganismus wurde dieser auch als Konsequenter oder Radikaler Vegetarismus bezeichnet. Es gab während und nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Einsatz der Vegetarian Society schon ovo-lacto-vegetarische Essensrationen, die Vegan Society erreichte u. a. die Versorgung mit extra Rationen von Nüssen für Veganer.

Das Adjektiv zu Veganismus lautet vegan. In den deutschsprachigen Ländern wird oft auch das Adjektiv veganisch (als Ableitung aus Veganismus) gebildet. In der Fachliteratur wird der Begriff veganisch abgelehnt und findet keine Verwendung. Der Duden kennt nur den Begriff vegan.

Anhänger des ethischen Veganismus sehen rein ernährungsbezogene Verwendungen des Begriffs Veganismus im allgemeinen sehr kritisch, weil sie eine mangelnde Abgrenzung und Vermischung von Lebensweise und Beweggründen befürchten. Besonders distanzieren möchten sie sich davon wegen des im allgemeinen fehlenden Zusammenhangs zu ihrer Ethik und entsprechend der nur selten vorhandenen Umsetzung in anderen Lebensbereichen als der Ernährung. Sie befürworten dafür stattdessen die Benutzung von Begriffen wie strenger Vegetarismus. Solche alternativen Bezeichnungen haben jedoch in der Realität nur wenig Anklang gefunden und beschränken sich fast ausschließlich auf die Verwendung durch die Anhänger des ethischen Veganismus selbst.

Beweggründe

Laut Definition der Vegan Society versucht der Veganismus, „soweit wie möglich und praktisch durchführbar, alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeiten an Tieren für Essen, Kleidung oder andere Zwecke zu vermeiden und darüber hinaus die Entwicklung tierfreier Alternativen zu fördern, was dem Nutzen der Tiere, Menschen und der Umwelt dienen soll“.

Die meisten Anhänger des Veganismus sehen in der Nutztierhaltung ein Verhältnis, das Ausbeutung und Leid bedingt. Das Leid habe seinen Ursprung in der Tötung von Tieren, die produktionstechnisch bedingt auch in der Milch- und Eiererzeugung vorkommt. Über die Betrachtung des Leidens der Tiere hinaus spricht der Veganismus den meisten Tieren das Recht auf Leben, Unversehrtheit und Freiheit zu. Der Veganismus geht daher meist mit der Befürwortung von Tierrechten einher. Da menschliches Leben ohne Beeinträchtigung anderer Lebewesen nicht möglich ist, wird es als persönliche Entscheidung betrachtet, wo eine nicht vertretbare Schädigung beginnt.

Ethik und Tierrechte

Die Entscheidung, vegan leben zu wollen, entsteht meist aus Gründen der persönlichen Ethik. Das aus dem Konsum tierischer Produkte resultierende Halten von Nutztieren sowie das Jagen oder Schlachten von Tieren werden als Gewalt und Ausbeutung empfunden. Veganer gehen davon aus, dass alle Tiere ein Recht auf die Wahrung ihrer artspezifischen Bedürfnisse haben, und lehnen die Verletzung dieser Interessen, soweit es möglich ist, ab. Es gibt unterschiedliche Begründungen, aber einer der Kernsätze der Tierrechtsethik ist der Gleichheitsgrundsatz, dass man dort, wo Mensch und Tier gleich sind, sie auch mit gleichen Rechten behandeln solle. Es gibt unterschiedliche Ansichten bei den Veganern, welchen Tieren wieviele Rechte zugesprochen werden sollen (siehe auch: Tierrechte). Kontrovers diskutiert wird unter Veganern auch, ob eine vegane Lebensweise allgemein moralisch vorgeschrieben werden sollte.

Veganer führen an, dass das permanente Legen von Eiern bei Haushühnern angezüchtet sei und dass der wildlebende Vorfahre des Haushuhns, das Bankivahuhn, nur zwei- bis dreimal im Jahr ein bis zwölf Eier lege. Wenn die Legeleistung nach einem Jahr nachließe, würden die Hennen meist schnell getötet. Von den Küken, die später die Legehennen ersetzen sollen, ist die Hälfte männlich. Diese werden deshalb in der Regel sofort getötet, entweder vergast oder vermust, und in einigen Fällen der Nahrung der Legehennen beigefügt.

Die Vermeidung von Milch begründen Veganer damit, dass Kühe nur dann Milch geben, wenn sie jährlich neu besamt werden und regelmäßig Kälber gebären. Die Kälber gelangen danach auf den Fleischmarkt (siehe auch: Herodes-Prämie). Von den Tieren wird eine hohe Milchleistung erwartet, weswegen sie nach wenigen Jahren nicht mehr produktiv genug sind und getötet werden. Die meisten Veganer vertreten darüber hinaus die Ansicht, dass es nicht notwendig sei, die Muttermilch anderer Spezies/außerhalb des Säuglingsalters zu trinken.

Der österreichische Tierrechtler Helmut Kaplan hat dazu ein “Vegetarisch-veganes Manifest verfasst, in dem er sich einerseits zur ethischen Maximalforderung einer veganen Ernährung bekennt, andererseits aber auch versucht, pragmatischen Aspekten und Erfordernissen Rechnung zu tragen.

Ökologische Aspekte

Als problematisch werden die mit der Massentierhaltung verbundenen Umweltprobleme gesehen. Leute, die eine sogenannte vegane Diät betreiben, um den Verbrauch finanzieller Mittel oder ihren ökologischen Fußabdrucks zu reduzieren, weiten die Idee des ökologischen Vegetarismus auf alle Tierprodukte aus. Die fundamentalen Beweggründe zielen darauf ab, dass jedes zusätzliche Trophieniveau in einer Nahrungskette nur einen Bruchteil der jeweils verbrauchten Energie weitergibt. Daher würde eine Diät, die aus pflanzlichen anstatt aus tierlichen Produkten bestünde, generell deutlich weniger aller Ressourcen verbrauchen und indirekt auch weniger Schäden für die Umwelt verursachen.

Gidon Eshel und Pamela Martin, Wissenschaftler der University of Chicago, errechneten in einer Studie, für die Ernährung ohne tierische Produkte 1.485 Kg weniger CO2-Äquivalente, pro Kopf und Jahr, als die typische amerikanische Ernährung. Die Autoren meinen, dass sie einige umweltschädliche Faktoren der Viehwirtschaft nicht eingerechnet hätten, die mindestens ebenso hoch wären, wie die Umweltprobleme durch den höheren Bedarf nach Pflanzen, bei einer veganen Ernährung. [3] Das entspricht etwa dem pro Kopf Ausstoß durch Autoverkehr in Deutschland (ca. 1.3T/Jahr CO2 2004). Eine im Auftrag der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) durchgeführte Studie schreibt der Viehwirtschaft mehr Treibhausgas-Ausstoß zu, als dem gesamten Transport- und Verkehrbereich. Die Studie bezieht den Regenwaldverlust und die freigesetzten Treibhausgase bei der Verdauung und aus der Gülle mit ein, und beziffert den weltweiten Anteil am vom Menschen verursachten Ausstross mit 18%. Die Autoren zitieren auch aus einer US-Studie, nach der eine stärker vegetarisch orientierte Ernährung bei gleichhohem Proteinanteil im Mississippi-Becken zu einer Halbierung des Land- und Düngemittelbedarfs führen könne. [4]

Die Herstellung sowie der Verbrauch von Fleisch und anderer Tierprodukte sind auch mit der Abholzung von Regenwäldern, Abbau von Ressourcen, der Luft- und Wasserverschmutzung, vermehrter Flächen- und Wasserverbrauch, Artensterben und anderen ernsthaften Umweltproblemen verbunden.[5]

Menschliche Biologie und „natürliche Ernährung“

Viele Veganer sind der Überzeugung, dass der Mensch biologisch eher einem sehr anpassungsfähigen Fruktivoren (Fruchtfresser) als einem Omnivoren (Allesfresser) gleiche. Sie führen an, dass Körperbau, Zähne sowie Verdauungstrakt mehr denen von Fruktivoren glichen. Die Fähigkeiten, körperfremdes Cholesterin auszuscheiden und größere Mengen Harnsäure zu spalten, ist beim Menschen verglichen mit anderen Omnivoren eingeschränkt. siehe auch: Tabelle zum Vergleich von Merkmalen des Menschen mit Fleisch- und Pflanzenfressern

Die meisten Veganer vertreten zudem die Ansicht, dass es nicht natürlich sei, die Muttermilch anderer Spezies zu trinken. Dies begründet sich unter anderem darauf, dass (je nach Quelle) 66 % bis 80 % der erwachsenen Weltbevölkerung (geschätzte 10 % bis 15 % in Deutschland) wegen Laktoseintoleranz Tiermilch nicht ohne Beschwerden verdauen können. Die Fähigkeit, Laktose (Milchzucker) zu verdauen, nimmt mit zunehmendem Alter ab. Bei Kindern wird das verantwortliche Verdauungsenzym Laktase normalerweise in ausreichender Menge produziert. Generell verringert sich die erzeugte Laktasemenge mit zunehmendem Alter, jedoch je nach Weltregion unterschiedlich: Während z. B. ein Großteil der erwachsenen asiatischen Bevölkerung keine Milchprodukte mehr verträgt, bereitet in nördlichen Bereichen (bei den meisten Bewohnern Europas und des nahen Ostens oder Menschen europäischer/nahöstlicher Abstammung) die Milchzuckeraufnahme überwiegend keine Probleme, allerdings sind etwa 70 % der Europäer ab dem Alter von 60 Jahren von Laktoseintoleranz betroffen.

Ein Erklärungsversuch dafür geht davon aus, dass die Laktoseintoleranz eigentlich eine Schutzfunktion darstelle – durch „Abschaltung“ der Milchzuckerverarbeitung bei ausgewachsenen Lebewesen soll die Milchversorgung der nachwachsenden Generationen nicht gefährdet werden. Während dieser Schutz bei allen Säugetierarten vorkommt, ist er bei einigen Teilen der menschlichen Weltbevölkerung jedoch aufgrund einer vor ca. 6.000 Jahren entstandenen und weitergegebenen Genmutation auf Chromosom 2 nicht mehr wirksam. Wann eine derartige Mutation stattgefunden hat, ist umstritten; die Wissenschaft geht entweder von einer einzigen Mutation etwa 4.500 v. Chr. im Nahen Osten oder von mehreren, voneinander unabhängigen Mutationen gegen 4.000 v. Chr. in Schweden und auf der arabischen Halbinsel aus. Vom Ursprung aus breitete sich die Mutation in der eurasischen Bevölkerung aus, gemeinsam mit der Viehwirtschaft.

Tierrechts-Aktion-Nord

Herrschaftskritische Aspekte

Herrschaftskritik fordert die Ablehnung von Herrschaftsverhältnissen, also der Ausübung von Macht. Dies umfasst auch das Herrschaftsverhältnis des Menschen über andere Spezies (Speziesismus), woraus die Forderung nach Veganismus resultiert. [6]

Einige Menschen praktizieren Veganismus auch aus einer herrschaftskritischen Haltung. Veganismus und insbesondere Antispeziesismus wird hier als Teil einer anarchistischen Herrschaftskritik betrachtet. Diese Ansichten sind sehr stark mit ökologischen Aspekten verbunden.[6] Allerdings ist ausschließlicher Veganismus hier nicht dogmatisch gefordert, auch freegane Arten der Selbstversorgung (Containern, Diebstahl, Schnorren) sind hier vertreten.

Aus dem Umfeld der Tierrechts-Aktion-Nord gibt es den Versuch, die Kritische Theorie von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer mit der Idee der Tierbefreiung zu verknüpfen und Speziesismus von einer marxistischen Position zu kritisieren.

Spirituelle/religiöse Motivation

Es gibt darüber hinaus auch Veganer, die aus spirituellen Gründen vegan leben. Motive können unter anderem Ansichten über die Seele von Tieren, die Sehnsucht nach einem stärkeren Einklang mit der Natur oder auch religiöser Art sein. Die spirituellen Gründe sind im wesentlichen deckungsgleich mit den spirituellen Gründen der Vegetarier.

Der Jainismus legt teilweise das Prinzip des Ahimsa soweit aus, dass die Mönche immer einen Besen mit sich führen, mit dem sie den Weg vor sich fegen, um nicht versehentlich ein Insekt zu zertreten. Die jainistischen Priester tragen ein Tuch vor Mund und Nase, um nicht versehentlich ein Insekt einzuatmen und dadurch zu töten. Selbst Pflanzen werden vom „Töten“ verschont: In bestimmten Lebensphasen werden nur Früchte verzehrt, die die Pflanzen „freiwillig“ hergeben (Fruganismus); von einem Familienvater wird dieses Verhalten nicht erwartet.

Die neue religiöse Bewegung Universelles Leben legt ebenfalls vegane Ernährung nahe, und zwar aus ethischen und aus gesundheitlichen Gründen. Jedoch wird von den zugehörigen Betrieben auch Honig produziert und vertrieben, was bei den meisten Veganern auf Ablehnung stößt. [7].

Im Hinduismus ebenso wie im Buddhismus gilt vegetarische Ernährung als ethisch überlegen, und einige Richtungen sind strikt vegan. Die Siebenten-Tags-Adventisten ernähren sich teilweise vegetarisch mit einer Bevorzugung des Veganismus.

Formen des Veganismus

Leitgedanke ist die Verminderung von Leid durch das Vermeiden von tierischen Produkten und Tiernutzung, doch innerhalb dieses Rahmens sind eine Vielzahl individueller Lebens- und Ernährungsweisen möglich. Im Gegensatz zum Vegetarismus gibt es im Veganismus keine feststehenden, gebräuchlichen Begriffe (wie z. B. „Ovo-Lacto-Vegetarier“). Es existieren eingebürgerte Begriffe, z. B. „Pudding-Veganer“ für Veganer, die wenig auf ausgewogene Ernährung achten und großteils Fertiggerichte und Süßes bevorzugen.

Vorwiegend wird auf Honig verzichtet, doch sprechen einige den Bienen Leidempfindungsfähigkeit ab. Vorwiegend werden lederfreie Alternativen bevorzugt, doch manche Veganer kaufen weiterhin Lederschuhe, begründet mit der „hohen Überschussproduktion“ von Leder durch die Milch- und Fleischtierhaltung, die durch eine sinkende Nachfrage nicht reduziert werden könne. Daunenjacken und -kissen und ähnliches werden abgelehnt, Wollprodukte als Ursache für den frühen Tod und teilweise auch Pein der Tiere angesehen. Die Welt ohne Jagd und ohne Tierversuche stellt ein Ideal dar. Allgemein werden unter Veganern alle möglichen Verhaltensweisen auf Leidvermeidungsmöglichkeiten geprüft, so sind auch Reiten, Zoos, Delphinarien, Zirkusse und anderes Gegenstand von Ablehnung und Diskussion.

Allgemein sind Veganer in allen Bevölkerungsgruppen und -schichten vertreten. Im subkulturellen Bereich gibt es sie in der Anarcho-Punk- und Straight-Edge-Bewegung. In der „alternativen Szene“ gibt es einige Strömungen, in denen Veganismus verbreitet ist.

Spezielle Formen veganer Ernährung

  • Vegane Rohkost beschränkt sich auf die pflanzlichen Teile einer Rohkosternährung.
  • Fruganismus/Fruitarismus unterscheidet sich vom „klassischen“ Veganismus dadurch, dass nur Früchte gegessen werden, die schon am Boden liegen (etwa Fallobst oder Nüsse). Dadurch soll verhindert werden, dass den Bäumen, Sträuchern usw. Nährstoffe entzogen werden bzw. der ökologische Kreislauf gestört wird. Bei fruganer Ernährung muss besonders darauf geachtet werden, dass alle nötigen Nährstoffe in der richtigen Menge dem Körper zugeführt werden. [8] Auch wenn diese Ernährungsform eher Modellcharakter hat, gibt es Menschen, die sich hauptsächlich frugan ernähren.
  • Biovegane Ernährung beschränkt sich auf Lebensmittel, die unter Berücksichtigung ökologischer Gesichtspunkte produziert wurden. Insbesondere schließt das Konzept bioveganer Ernährung die Haltung von Tieren bei der landwirtschaftlichen Produktion der Lebensmittel aus. Dieses Konzept steht damit anderen Konzepten ökologischer Landwirtschaft, auch z.B. Demeter-Landbau, entgegen.

Gesundheitliche Aspekte

Probleme

Da Vegetarier schon länger in die öffentliche Wahrnehmung getreten sind und auch eine wesentlich größere Gruppe darstellen, sind hier erheblich mehr wissenschaftliche Daten verfügbar. Veganismus ist erst seit wenigen Jahren populär geworden und ist somit ein ziemlich junges Thema, mit dem sich die Wissenschaft ebenfalls erst seit kurzer Zeit intensiver beschäftigt. Einzelfälle über Fehlernährung und Mängel sind bekannt, gestritten wird aber darüber, ob sie auf die Masse der Veganer übertragen werden können.

Eine weitere Schwierigkeit ergibt sich dadurch, dass der Begriff der veganen Ernährung in sehr vielen verschiedenen Nebenbedeutungen benutzt wird und damit auch manchmal Ernährungsweisen wie Makrobiotik, Schnitzer Intensivkost, anthroposophische Ernährungslehre und insbesondere Rohkost bezeichnet werden. All diese Ernährungsformen enthalten vegetarische oder vegane Elemente, unterscheiden sich aber dennoch so sehr, dass sie in gesundheitlicher Hinsicht nicht miteinander vergleichbar sind.

Aus den oben genannten Gründen sind negative und positive Berichte über die Bedarfsdeckung bzw. Mangelvermeidung von „veganer Ernährung“ getrennt aufgelistet.

Motivation

Studien ergaben für die vegane Nahrung eine niedrigere Energiedichte, insbesondere einen geringeren Fettanteil und mehr Ballaststoffe als bei Mischkost, was als gesundheitlich vorteilhaft eingeschätzt wird. Der oft höhere pflanzliche Nahrungsanteil erleichtert es Veganern offenbar, die empfohlene Menge an Gemüse und Obst aufzunehmen. Veganer nehmen auch weniger Schadstoffe auf; so wies zum Beispiel in vielen Studien die Muttermilch von Veganerinnen und Vegetarierinnen deutlich geringere Belastungen auf als die der übliche Mischkost essenden Vergleichsgruppe, da sich in Tieren einige Schadstoffe in größeren Mengen als in Pflanzen ansammeln. Dazu gehören z. B. Schwermetalle und Biozide wie DDT. Bei Tier-Krankheiten wie im Falle von BSE oder H5N1 können Erreger auf den Menschen überspringen.

Ein häufiger Grund für den Wechsel zum Veganismus sind gesundheitliche Beschwerden, vor allem im Herz-Kreislauf-System, oder Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Psoriasis. In diesen Fällen kann ein Wechsel zum Veganismus symptomlindernde Auswirkungen haben. Viele Veganer vertreten die Ansicht, dass ihre Ernährung besonders gesund sei und das Risiko ernährungsbedingter Krankheiten senke. Kritiker des Veganismus bezweifeln, dass vegane Ernährung die optimale Kostform hinsichtlich gesundheitlicher Aspekte darstelle und verweisen auf mögliche Mangelerscheinungen. Eine eindeutige Aussage kann dazu, vor allem angesichts der geringen Zahl an aussagekräftigen Studien über die Bedarfsdeckung an Nährstoffen bei veganer Ernährung, heute noch nicht endgültig getroffen werden.

Gesundheitliche Vorteile veganer Ernährung

Für eine vegane Diät könnten aus gesundheitlichen Gründen eine Allergie gegen tierisches Eiweiß sprechen, beispielsweise bei Neurodermitis.

Die „American Dietetic Association“ und die „Dietitians of Canada“ kommt in ihrem Journal [9][10] zu dem Schluss, dass „vegetarische Ernährung (ovo-lakto, lakto, vegan) gesund ist, dem Bedarf angemessen und für einen Gesundheitsvorteil sorgt, weil sie vor zahlreichen Krankheiten schützt.“ Ihren Publikationen nach ist „eine angemessen geplante Art der vegetarischen Ernährung für jede Lebensphase geeignet, inklusive der Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und in der Pubertät“.

Da insbesondere tierisches Protein die Kalziumausscheidung aus dem Körper unterstützt, sollte sich eine Ernährung ohne tierisches Eiweiß positiv auf die Kalziumbilanz auswirken. So wird bei veganer Ernährung zwar aufgrund der fehlenden guten Quellen weniger Kalzium aufgenommen, eine Bedarfsdeckung durch geringe/keine Kalziumausscheidung ist dennoch möglich [11]. Gerade deswegen wird ein hoher Verzehr von tierischem Eiweiß mit Osteoporose in Verdacht gebracht. Weiterhin korreliert Milchverzehr positiv mit Prostatakrebs und Brustkrebs [12].

Gesundheitliche Risiken

Einige Studien kommen zu dem Ergebnis, dass bereits fleischlose, also vegetarische Ernährung (bei der auf z. B. Eier und Milch nicht verzichtet wird), in der Schwangerschaft die Gefahr eines Mangels an Eisen, Zink, Kupfer [13] sowie an Vitamin B12 [14] mit sich bringt, weshalb schwangeren Vegetarierinnen neben einer sorgfältigen Ernährungsplanung insbesondere der regelmäßige Verzehr von Milchprodukten und Fisch angeraten wird. Der Veganismus kann einen solchen jedoch nicht vertreten. Die Gefahr der Mangelernährung rührt dabei weniger von einer zu geringen Aufnahme der genannten Stoffe her, als von deren bei fleischloser Ernährung geringeren Speicher- und Bioverfügbarkeit [15].

Ein sehr umstrittenes Thema ist, ob der Veganismus die Gefahr von Osteoporose steigere. Aufgrund des Verzichts auf Kuhmilch in der Ernährung und einiger anderer tierischer Calciumquellen wird angenommen, dass dem Körper nicht genügend Calcium zum Knochenaufbau und -erhalt zugeführt werde. Eine Studie, die zeigt, dass Osteoporose nicht häufiger vorkommt als bei Omnivoren, bestätigt diese theoretische Überlegung jedoch nicht [16].

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät für jede Lebensphase von einer veganen Ernährung grundsätzlich ab [17].

Vegane Lebensmittel

Vegane Lebensmittel sind generell alle Lebensmittel, die frei von tierischen Produkten wie Fleisch, Milch oder Eiern sind.

  • Eialternativen: Sojamehl (in Gebäck als Bindemittel), Tofu für „Rührei“

Siehe auch

Quellen

  1. The Realeat Survey, 1984–1995. Conducted by Social Surveys (Gallup Poll)
  2. http://www.veganwelt.de/inhalt/vegan/v-faq.html
  3. http://geosci.uchicago.edu/~gidon/papers/nutri/nutri3.pdf Diet, Energie and Globalwarming (eng. Ernährung, Energie und Globaleerwärmung) Mai 2005
  4. http://www.virtualcentre.org/en/library/key_pub/longshad/A0701E00.pdf FAO-Studie „Livestock's long shadow“ zu den Umweltauswirkungen der Viehhaltung (2006)
  5. http://www.vegetarismus.ch/info/oeko.htm Schweizerische Vereinigung für Vegetarismus: Ökologie und Fleischkonsum
  6. a b Andre Gamerschlag, Tierrechte und Tierbefreiung - Einführende Untersuchung der Positionen und Methoden einer Geschwisterbewegung, Universität Hannover, Institut für politische Wissenschaft - http://projekte.free.de/atah/download/diplomvorarbeit/tierrechts-tierbefreiungsbewegung.pdf
  7. Video vom „Sender Neu Jerusalem“ Kapitel 4.3: „Ein emsiges Volk: Die Bienen
  8. http://de.veganwiki.org/cgi-bin/wiki.pl/Fruganismus - GNU FDL :D
  9. Journal of the American Dietetic Association, Volume 103, Number 6, 748 – 765 (2003)
  10. Position of the American Dietetic Association and Dietitians of Canada: Vegetarian diets
  11. „Ernährung neu entdecken“, Prof. Walter Veith, 2. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart (1996), S.67
  12. Deutsche Übersetzung des ADA Positions-Papiers
  13. Eisen-, Zink- und Kupferstatus: Ovo-Lacto-Vegetarisch
  14. Corinna Koebnick: Einfluß der Kostform auf den Vitamin-B12- und Folatstatus in der Schwangerschaft
  15. Nutrient intake and nutritional status of vegetarians and low-meat eaters consuming a diet meeting preventative recommendations
  16. Vgl. Dyett, Patricia Adelle: Developing a valid screening tool for assessing nutritional adequacy and osteoporosis risk among vegans in the United States. (Diss.) Loma Linda University (CA)/USA, (UMI ProQuest) 2005
  17. DGE: Ist vegetarische Ernährung für Kinder geeignet?

Literatur

  • Wilfried Breyvogel: Eine Einführung in Jugendkulturen. Veganismus und Tattoos. Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2005
  • Kath Clements: Vegan. Über Ethik in der Ernährung & die Notwendigkeit eines Wandels. Echo Verlag, Göttingen, 1996 ISBN 3-926914-28-9
  • Angela Grube: Vegane Lebensstile. Diskutiert im Rahmen einer qualitativen/quantitativen Studie, ibidem-Verlag, Stuttgart 2006, 150 Seiten
  • Gill Langley: Vegane Ernährung. Echo Verlag, Göttingen 1999, ISBN 3-926914-33-5
  • Bernd-Udo Rinas: (Art)gerecht ist nur die Freiheit. Gießen: Focus-Verlag, 2005
  • Beate Schmitt: Ohne Milch und ohne Ei – Allergien und Laktose-Intoleranz. Rezepte und Praxistipps für den Familienalltag. Darmstadt: Pala-Verlag, 2003
  • Thomas Schwarz: Veganismus und das Recht der Tiere. Historische und theoretische Grundlagen sowie ausgewählte Fallstudien mit Tierrechtlern bzw. Veganern aus musikorientierten Jugendszenen. In: Breyvogel, Wilfried (Hg.): Eine Einführung in Jugendkulturen. Veganismus und Tattoos. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2005
  • Arnold Wiegand: Vegan + Sport, Vegane Ernährung und Ausdauersport. Tipps für eine optimale Ernährung und Ausdauersport von einem Ausdauerprofi (Schwimmen bis 26 km, Laufen bis 162 km, Triathlon-Ironman). Verlag: BOD, Norderstedt 2006 ISBN 3-8334-4129-1