VW Käfer

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VW Käfer-Cabrio, 1949

Der VW Käfer ist ein legendäres Automodell der Firma Volkswagen und wurde in 70 Jahren mehr als 21,5 Millionen Mal gebaut.

Entwicklung

Der Käfer wurde bereits Anfang der 1930er von Ferdinand Porsche entwickelt. Erwin Komenda, Porsches Chefdesigner, entwickelte die Form der Käferkarosserie, die millionenfach nach seinen Vorstellungen gebaut wurde, während Franz Xaver Reimspiess den Boxermotor und das VW-Logo entwarf.

Als direkter Vorläufer des Käfers gilt der 1933 von Hans Ledwinka für das tschechoslowakische Tatra-Werk entwickelte Prototyp V-570. Ausschlaggebend für den Bau eines Prototypen war jedoch ein mit 20.000 Reichsmark (RM) dotierter Auftrag, den Porsche 1934 vom Reichsverband der Deutschen Automobilindustrie erhielt. Innerhalb von 10 Monaten sollte er den ersten Prototyp des Volkswagens vorstellen. Am 3. Juli 1935 war die erste Präsentation in der Öffentlichkeit. Drei Versuchsfahrzeuge gingen Ende 1936 auf ausgedehnte Testfahrten.

Technik

Charakteristisch für den VW-Käfer ist der luftgekühlte 4-Zylinder-Boxermotor im Heck. Dieses Grundkonzept blieb während der ganzen Produktionszeit gleich, während in den 1960er und 1970er Jahren sowohl die Luftkühlung als auch der Heckmotor aus dem Automobilbau weitgehend verschwanden.

Geschichte

Das 3. Reich

Allrad Käfer der dt. Wehrmacht in den Farben des Afrika-Korps

Ursprünglich sollte der Volkswagen als KdF-Wagen für 990 RM verkauft werden. Durch den Zweiten Weltkrieg bekam jedoch keiner der 300.000 Menschen, die Raten dafür bezahlt hatten, das Auto geliefert. Zwar legte Adolf Hitler 1938 selbst den Grundstein für das erste Volkswagen-Werk, dort wurden jedoch etwa 60.000 Kübelwagen und Schwimmwagen für den Krieg produziert. Bis Kriegsanfang wurden jedoch nicht mal 700 Käfer fertig gestellt.

Die Nachkriegszeit

1945 bekam der Produktionsstandort, an dem bereits 17.000 Menschen lebten, den Namen Wolfsburg, und der totgeglaubte Volkswagen kam wieder ins Laufen.

VW Käfer mit seinem typischen "Gesicht"

Am 5. August 1955 wurde der millionste Käfer gebaut. Wie kaum ein zweiter Artikel symbolierte er das Wirtschaftswunder der Nachkriegsjahre im Westen Deutschlands.

VW setzte auf Weiterentwicklung des Modells bis zum (Beinahe-)Kollaps des Unternehmens. Am deutlichsten waren die Veränderungen der Karosserie: 1952/53 Ovals Rückfenster, 1957 rechteckiges Fenster, 1963 wieder ein Größeres Rückfenster, 1967 Generalüberholung mit Aufrecht stehenden Scheinwerfern und kastenförmigen Stoßstangen.

Die 70er Jahre

Technischer Höhepunkt war 1972 der 1302 (langer Vorderwagen, McPherson Federbeine), der auch als Cabrio produziert wurde. 1973 ging der große 1303 (wie 1302 jedoch mit völlig neuem Armaturenbrett und gewölbter Scheibe, ein Tribut an die US-Sicherheitsvorschriften), als Cabrio und legendär als Variante Gelb-Schwarzer-Renner in Rallye-Optik in Serie. Es war ein 1302-Modell, das 1973 als 15.007.032. Fahrzeug vom Band lief und damit als Weltmeister Fords Modell T, die legendäre Tin Lizzy als meistgebautes Auto ablöste.

Im August 1974 endete die Käfer-Produktion am ersten Standort in Wolfsburg, der neue VW Golf forderte Platz. Damit wurde auch gleichzeitig die Weiterentwicklung des Käfers und die Produktion der modernen Variante 1303 eingestellt. Als Trostpflaster sind selbst 30 Jahre später, trotz der kurzen Bauzeit, die großen Modelle noch häufig auf den Straßen anzutreffen.

Die auf dem Urkäfer basierende Spar-Version (VW 1200) wurde weiter in Emden produziert. Die letzte Käfer-Limousine aus deutscher/europäischer Fertigung lief in Emden im Januar 1978 vom Band. Das Cabrio auf Basis des 1303 wurde bei Karmann in Osnabrück bis 1980 weitergebaut und war lange Zeit das erfolgreichste Cabrio aller Zeiten (später abgelöst vom Nachfolger Golf-Cabrio).

Der Mexico Käfer

In Mexiko wurde 1981 der 20-millionste Käfer gebaut (Basis: VW 1200). Hier wurde der Käfer vor allem gern als Taxi eingesetzt, für einen bequemeren Einstieg des Fahrgastes in die enge Kabine wurde meist durch einen ausgebauten Beifahrersitz nachgeholfen. Ein Umstand, der schließlich für das Ende des Käfers sorgen sollte.

Die letzte offizielle Lieferung nach Deutschland wurde am 12. August 1986 auf den Weg geschickt.

Der südamerikanische Markt

Der Käfer kam im fernen Exil sogar noch in den Genuß einiger technischer Neuerungen wie Einspritzung und Katalysator für den nunmehr 1,6l großen und mit Katalysator 47 PS starken Motor.

Die Handelskette REWE sorgte im Juli 1995 für Furore, als sie den Käfer wieder in Deutschland in ihren Supermärkten anbot. Auch andere Händler sprangen auf den Boom auf und importierten weiterhin Fahrzeuge aus Mexico.

Mitte der 90er war der Käfer gleichzeitig in Südamerika so beliebt, dass sogar die Produktion der brasilianischen Variante wieder aufgenommen wurde: der 1200er mit alter Technik und der 60er Jahre- Karosserie, erkennbar an den kleinen Fenstern, die es in Deutschland nur bis Mitte 1964 gegeben hatte. VW in Wolfsburg hatte die brasilianische Niederlassung unterstützt, indem der komplette Satz der teuren schweren Preßwerkzeuge der alten Käfer-Karosserie nach Braslien verschifft worden war.

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VW New Beetle

1994 stellte Volkswagen den Concept 1 vor, ein Auto, das vom Design stark an den ursprünglichen Käfer erinnert. Seit 1998 wird das Modell als New Beetle neben dem Käfer ebenfalls im mexikanischen Puebla (ca. 70 km südlich von Mexiko-Stadt) in Serie produziert und seit 2003 um ein Cabrio ergänzt.

Eine neue mexikanische Taxi-Verordnung versetzte jedoch dem kleinen Krabbeltier schließlich den Todesstoß. Um Überfällen in Taxis vorzubeugen, durften fortan nur noch 4-türige Fahrzeuge zugelassen werden. Mit Ausbleiben der Taxi-Bestellungen reduzierte sich die Nachfrage zu stark für eine Fortführung der Produktion. Eine viertürige Variante, die es in Deutschland ernsthaft als Berliner Taxi gab, war aber keine Alternative für die Großserie. Ein Ex-Taxi-Exemplar, gebaut von der Berliner Karosseriefirman Rometsch, die einst noch vor Karmann auch Cabrios gebaut hatte, steht heute im Automuseum von VW.

Die letzte Serie mit dem Namen Nostalgie-Edition (auch Ultima Edicion) wurde Anfang Juli 2003 vorgestellt. Davon wurden 3.000 Exemplare gebaut. Die Wagen sind in zarten Pastelltönen lackiert (blau und beige) und haben farblich passende Felgen sowie Weißwandreifen und wie in den 60er ein Wolfsburg-Emblem auf der Kofferraumhaube sowie Chromzierleisten.

Insgesamt wurden weltweit 21.529.464 Käfer gebaut. Der letzte Käfer lief schließlich am 30. Juli 2003 vom Band. Das pastellblaue Modell erhielt einen Platz in der Sammlung von VW.

Aber auch andere Modelle der letzten Version sind noch für einen Sonderstatus gut: Der vorletzte Käfer (beige) z.B. ist in Hamburg auf die zum Axel Springer Verlag gehörende Zeitschrift Auto Bild zugelassen und nimmt regelmäßig an Ausfahrten teil.

Mehrere Fahzeuge aus der Edition beschäftigen zunächst die Gerichte, bis sie in 2004 nach einem Rechtsstreit des letzten Importeurs nun doch zugelassen werden durften.

Ein Modell wurde Papst Johannes Paul II. zum Geschenk gemacht, der bereits als junger Priester in Polen Käfer gefahren war.

Um die letzten Käfer in Deutschland kümmert sich der VW Käfer-Club Última Edicion e.V. (www.k-ue.de).

Produktionsstandorte

  • Deutschland: Werke Wolfsburg, Emden, Hannover, Osnabrück
  • Belgien
  • Mexiko
  • Brasilien
  • Australien
  • Irland
  • Neuseeland
  • Südafrika
  • Uruguay
  • Venezuela
  • Peru
  • Portugal
  • Philippinen
  • Malaysia
  • Nigeria
  • Singapur
  • Costa Rica
  • Indonesien
  • Thailand
  • Jugoslawien

Filme

Es gab mindestens zwei Filmreihen mit dem VW Käfer in der Hauptrolle, die eine Dudu und die andere Herbie.

Dudu

Dudu ist ein gelber, dank Computertechnik intelligenter Käfer für die Verbrechensbekämpfung mit Fähigkeiten, die an James-Bond-Filme erinnern.

Diese Filmreihe wurde in den 1970er Jahren in Deutschland von Rudolf Zehetgruber alias Robert Mark (dem Hautdarsteller "Jimmy Bondi") produziert.

Gerüchteweise diente diese Serie dem Produzenten Glen A. Larson als Inspiration für die ab 1981 ausgestrahlte US-Serie "Knight Rider".

Herbie

Herbienachbau eines Fans

Die Walt Disney Studios erschufen mit der Herbie-Serie ein Denkmal für den in den USA ab den 1960er Jahren sehr populären VW Käfer.

Es handelte sich dabei um einen hellgrauen Export-Käfer, dessen Fahrer (Dean Jones) die Qualitäten zum Rennwagen entdeckte. Der Film erhielt vier nicht logisch aufeinander aufbauende Fortsetzungen bis in die 90er Jahre hinein. Für 2005 ist ein Remake mit Matt Dillon in der Hauptrolle geplant.

Verschiedene "Herbies" stehen in Museen und Sammlungen oder treten in den Disneyland Parks (z.B. der Stunt Show in Paris) auf. Einige Fahrer und Fans richten sich auch Ihr Auto im "Herbie"-Stil her (siehe Foto).

Modellgeschichte

Typ 51 (1945-1946), Standard-Modell (1946-1953), Hebmüller-Cabriolet (1949-1953), 1300 (1965-1974), 1500 (1966-1969), 1302 (1970-1972), 1303 (1972-1975 bzw. Cabrio: 1979)

Limousine (Standard- und Export-Modell)

  • 1946 Standardlimousine (Typ 11) ("Brezelkäfer")
  • 1949 Export-Modell (Chromstoßstangen)
  • 1950 Rollschiebedach (Textil)
  • 1951 "Rheumaklappen" zur Belüftung in den Seitenteilen
  • 1952 Drehfenster in den Türen, 15 anstatt 16-Zoll-Räder
  • 1953 Ovales Heckfenster löst das Brezelfenster ab
  • 1955 Leistungssteigerung des Motors: 30 PS
  • 1957 Größere Frontscheibe und rechteckige Heckscheibe (statt oval)
  • 1958 Inland-Käfer mit größerem Außenspiegel
  • 1959 Feststehende Türgriffe mit Drucktasten (statt Klappgriffe), Vorderachse mit Stabilisator
  • 1960 Blinker anstatt Winker, Motor mit 34 PS für Exportmodell

Cabriolet (Typ 15)

  • 1949 Das Karmann-Cabriolet wird vorgestellt
  • 1965 1300 40 PS
  • 1966 1500 44 PS
  • 1970 1302 S 50 PS
  • 1972 1303 S 50 PS
  • 1979 Ende der Produktion (Januar 1980)

Technische Neuerungen wurden jeweils von der stärksten Limousine übernommen.

VW 1200/1300/1500

  • 1961 Tankuhr anstatt Kraftstoffhahn
  • 1962 Heizungsluft bläst indirekt (statt direkte Kühlluft des Motors)
  • 1963 Stahlkurbeldach neu im Programm, keine Seilzugbremsen mehr beim Standard
  • 1964 Rundherum größere Scheiben, ab Nov. Modell 1200 A mit 30 PS-Motor anstelle Standard
  • 1965 Der VW 1300 mit 1,3 l-Motor und 40 PS wird vorgestellt, 1200 A mit 34 PS
  • 1966 Der VW 1500 mit 44 PS wird vorgestellt, Scheibenbremsen vorne
  • 1967 Verkürzte Motorhaube und Kastenstoßstangen
  • 1968 Seitliche Tankklappe
  • 1969 silbern lackierte Felgen

VW 1302

  • 1970 VW 1302 mit Federbeinvorderachse, Schräglenker-Hinterachse, 1300ccm und 44 PS, optional S-Typ mit 1600ccm und 50 PS, Entlüftungsschlitze hinter Seitenscheiben ("Bananen")
  • 1971 Neue Motorhaube mit mehr Luftschlitzen
  • 1972 am 17.Februar wird der Produktionsrekord des Ford T-Modells gebrochen

VW 1303 Ab Sommer 1972 VW 1303 mit Panoramafrontscheibe und neuen Heckleuchten ("Elefantenfüße")

  • 1974 Blinker vorne in Stoßstange integriert, Umzug der Käfermontage nach Emden
  • 1975 VW 1303 nur noch als Cabriolet aus Fertigung Karmann/Osnabrück

"Sparkäfer"

  • 1964 VW 1200 A als Nachfolger des Standard, 30 PS
  • 1965 34 PS
  • 1968 Sparkäfer weiterhin mit schmalen Stoßstangen (=keine "Eisenbahnschienen")
  • 1974 Sparkäfer mit der Technik des VW 1200 wird eingeführt, "Eisenbahnschienen" am "Jeans Käfer"
  • 1978 Ende der Produktion in Deutschland
  • 1981 In Puebla/Mexico läuft am 15. Mai der 21 millionste Käfer vom Band
  • 1985 Ende des Imports aus Mexico