Taublatt

Taublatt
Taublatt (Drosophyllum lusitanicum)
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(Rosopsida)
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Wissenschaftlicher Name Familie
Drosophyllaceae
(J.Chrtek, Z.Slavíkova & M.Studnička)
Wissenschaftlicher Name Gattung
Drosophyllum
Link
Wissenschaftlicher Name Art
Drosophyllum lusitanicum
Link

Das Taublatt (Drosophyllum lusitanicum), eine fleischfressende Pflanze, ist die einzige Art der Familie der Taublattgewächse (Drosophyllaceae). Sie findet sich fast ausschließlich auf der Iberischen Halbinsel.

Beschreibung

Das Taublatt ist ein mehrjähriger Halbstrauch mit einem nicht oder schwach verzweigtem, verholzendem Stamm, der eine Gesamthöhe von vierzig Zentimeter erreicht, selten aber auch bis zu 1,60 Meter erreichen kann. Die Pflanzen können bis zu 8 Jahre alt werden.

Das Wurzelwerk ist für eine karnivore Pflanze extrem gut ausgeprägt, es besteht aus einer starken Pfahlwurzel mit vielen, feinen Seitenwurzeln. Zweck dieses Wurzelwerks ist vor allem, zu Zeiten starker Trockenheit sich auch tieferliegende Wasserreserven zu erschliessen.

Die Chromosomenzahl ist 2n=12.

Blätter / Fallen

Die Pflanze hat zahlreiche, etwa 30 cm lange, linealische Blätter, die als Knospe ungewöhnlicherweise nicht nach innen, sondern nach außen eingerollt sind. Als junge Blätter zeigen sie aufwärts und weisen mit zunehmendem Alter mehr und mehr in die Horizontale. Sobald sie diese Position haben, sterben sie allmählich ab, wobei am oberen Ende der Sprossachse weiter kontinuierlich neue Blätter gebildet werden. Das abgestorbene Blattwerk fällt nicht ab, sondern bleibt an der Pflanze und hängt buschig gegen die Sprossachsenrichtung herab. Sie sind stark UV-reflektierend und ziehen so Beute an, möglicherweise dient dies aber auch zur Unterdrückung konkurrierender Vegetation.

Die Blätter sind mit zwei verschiedenen Typen von Drüsen besetzt, zum einen von rotgefärbten, Fangdrüsen mit mehrzelligen Stielen, die ein klebriges Sekret ausscheiden, in dem sich die Insekten verfangen und zum anderen mit meist farblosen, gelegentlich aber ebenfalls rotgefärbten Verdaungsdrüsen, die direkt auf der Blattoberfläche sitzen und das Verdauungssekret ausscheiden. Letztere sind 5- bis 10-mal häufiger als die gestielten Tentakeln. Die Sekretproduktion ist sehr intensiv, zusammen mit der relativen Flüssigkeit führt dies zu gelegentlichem Abtropfen des Sekrets von den Blättern. Als Verdauungsenzyme finden sich Esterasen, Phosphatasen, Proteasen, Peroxidase und Leucinaminopeptidase. Die Fallen des Taublatts sind - anders als bei den meisten Sonnentauarten - passiv, das heißt, sie bewegen sich nicht, trotzdem ist die Pflanze ein äußerst effektiver Insektenfänger. Zum Anlocken der Insekten dient unter anderem ein stark honigartiger Duft des Sekrets.

Die Blätter enthalten größere Mengen Plumbagin, das durch seine mikrobizide Wirkung die Pflanze wahrscheinlich vor Pilzen und Bakterien schützt.

Blüten

Die vier bis fünfzehn fünfzähligen Blüten blühen ab Februar bis Juni/Juli. Sie stehen in einer Doldentraube und haben einen Durchmesser von 2,5 bis zu 4 Zentimetern, die Blütenstiele und Kelchblätter sind dicht behaart, letztere sind am Grund miteinander verwachsen. Die fünf freien Kronblätter sind zitronengelb. Das Androeceum besteht aus zehn bis zwanzig, in zwei Kreisen angeordneten Staubblättern mit fadenförmigen Staubfäden (Filamenten), das Gynoeceum hat fünf freie, fadenförmige Griffel. Das Taublatt ist selbstbefruchtend, als Bestäuber finden sich Zottelbienen (Panurgus), Schwebfliegen und Käfer.

Die Blüten öffnen sich nur für wenige Stunden. Nach erfolgter Bestäubung reift über einen Monat eine durchscheinende Kapselfrucht, diese öffnet sich über die Länge und gibt fünf bis zehn umgekehrt eiförmige, lackschwarze Samen mit einem Durchmesser von bis zu 2,5 Millimeter frei. Die Samen bleiben bis zu mehreren Jahren keimfähig.

Verbreitung

Das Taublatt ist beheimatet auf bis zu 800 m über Meereshöhe an den westlichen Küsten Portugals und Spaniens (Andalusien), strahlt aber aus bis ins nördliche Marokko (um Tanger). Auf der Iberischen Halbinsel finden sich auch vereinzelt küstenferne Standorte.

Habitat

Es wächst bevorzugt auf schwach sauren oder neutralen, im Sommer extrem trockenen Fels-, Kies- und Sandböden in vollsonniger Lage, gern auch als Pionierpflanze an erodierten Standorten. Zur Deckung des Wasserbedarfs in Trockenzeiten dienen dabei vermutlich Küstennebel. Kurze und oberflächliche Feuer schaden den Pflanzen nur wenig und sorgen zugleich für eine Öffnung der umgebenden Vegetation zugunsten der Pflanzen, schwere und längere Feuer töten sie jedoch. Seinen Standorten angemessen ist es sehr hitzefest (Temperaturen bis zu 45° C widersteht sie klaglos), aber auch bedingt winterhart.

Häufig findet es sich gemeinsam mit Korkeichen, Steineichen, Wacholder, Erika und Kiefern, in letzterem Fall dann auch mit Zistrosen (Cistus) und Stechginster (Ulex). Weitere Pflanzengattungen, mit denen das Taublatt vergesellschaftet vorkommt, sind unter anderem Lavendel, Gänseblümchen, Seggen, Schwingel und Kreuzblumen.

Status

Die Art ist zunehmend bedroht, die Vorkommen gehen immer weiter zurück, aktuell gelten 80% aller historisch bekannten Bestände als vernichtet. Als wichtigste Einflüsse gelten dabei Siedlungsdruck und Infrastrukturmaßnahmen (z.B. Strassenbau), aber auch Aufforstungen, die die konkurrenzschwachen Pflanzen verdrängen, sowie speziell in Marokko, aber auch Andalusien die Nutzung der Standorte als Weidegebiet für Rinder. Als die intaktesten Standorte gelten die andalusischen, da dort der menschliche Einfluss am geringsten ist.

Etymologie

Der botanische Name Drosophyllum stammt aus dem Griechischen - von "drosos" für "Tau" und "phyllon" für "Blatt", daher auch der deutsche Name "Taublatt". Die Bezeichnung "lusitanicum" leitet sich von einem keltischen Stammesnamen ab und wurde von den Römern als Bezeichnung für die Provinz Lusitania übernommen, die große Teile des heutigen Portugal umfasste.

Systematik und Phylogenetik

Die Gattung ist monotypisch, das heißt, sie enthält nur die eine Art. Da die Familie keine weiteren Gattungen enthält, ist sie monogenerisch.

Die nächsten Verwandten der Art stellen die (bis auf das Hakenblatt) nichtkarnivoren Ancistrocladaceae und Hakenblattgewächse (Dioncophyllaceae) dar, sowie etwas entfernter die Kannenpflanzengewächse (Nepenthaceae).


      ┌─────────────────────── Kannenpflanzengewächse (Nepenthaceae)
      │
      │
      │                  
──────┤                  ┌──── Ancistrocladaceae               
      │                  │   
      │              ┌───┤ 
      │              │   │
      └──────────────┤   └──── Hakenblattgewächse (Dioncophyllaceae)
                     │   
                     └──────── Taublatt (Drosophyllum lusitanicum)
Kladogramm nach [1]

Botanische Geschichte

Erstmals beschrieben wurde die Pflanze 1661 in Gabriel Grisleys Viridarium Lusitanum als "chamaeleontioides". J.P. Tournefort führte sie 1689 in seiner portugiesischen Flora als "ros solis lusitanicus maximus" auf. Linné stellte die Pflanze 1753 als Drosera lusitanica zu den Sonnentau-Arten. 1805 trennte Johann Heinrich Friedrich Link sie als eigene Gattung ab, sie blieb allerdings weiterhin der Familie der Sonnentaugewächse zugeordnet. Seit den Forschungen von Chrtek et al. 1989 wird sie jedoch in eine eigene Familie, die Taublattgewächse (Drosophyllaceae) gestellt.

Literatur

  • Diels, Ludwig: Droseraceae, in Engler, A. (Hrsg.): Pflanzenr. 4, 112 : 109, 1906
  • Chrtek, J., Slavikova, Z. und Studnicka, M.: Beitrag zur Leitbündelanordnung in den Kronblättern ausgewählter Arten der fleischfressenden Pflanzen, Preslia 61, 107 - 124, (1989)
  • Meimberg, H., Dittrich, P., Bringmann, G., Schlauer, J. und Heubl, G.: Molecular phylogeny of Caryophyllales s.l. based on matK sequences with special emphasis on carnivorous taxa, Plant Biology 2, 218 - 228, (2000)
  • Barthlott, Wilhelm; Porembski, Stefan; Seine, Rüdiger; Theisen, Inge: Karnivoren, Stuttgart, 2004, ISBN 3-8001-4144-2
  • Hennern, Anja & Holger: Drosophyllum lusitanicum am Naturstandort an der Costa del Sol, in: Das Taublatt 49, p. 30 - 37, (2004)
Commons: Taublatt – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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