Sturmabteilung

Die Sturmabteilung (kurz SA) war die paramilitärische Kampforganisation der NSDAP während der Weimarer Republik und spielte eine entscheidende Rolle beim Aufstieg der Nationalsozialisten. Nach der "Machtergreifung" kurzzeitig auch als Hilfspolizei eingesetzt, verlor die SA im Sommer 1934 nach den Säuberungen zur Abwehr eines angeblichen "Röhm-Putsches" in der Zeit des Nationalsozialismus weitgehend an Bedeutung zugunsten der SS.

Die Rolle der SA bei Hitlers Machtergreifung

Ursprünglich 1921 von Ernst Röhm als Ordnertruppe gegründet, die die öffentlichen Versammlungen der NSDAP schützen sollte, entwickelte sich die SA zu einem Kampfverband zur Einschüchterung politischer Gegner. Am 3. August 1921 wurde Hermann Ehrhardt von Röhm als erster Führer des NSDAP-Versammlungsschutzes eingesetzt, Ehrhard beauftragte mit dieser Aufgabe jedoch am 8. August den Leutnant Hans Ulrich Klintzsch. Am 4. November 1921 bekam der NSDAP-Versammlungsschutz den Namen "Sturmabteilung". 1923 beteiligte sich die zu diesem Zeitpunkt von Hermann Göring geführte SA am Hitler-Putsch und wurde in der Folge - ebenso wie die NSDAP - verboten. Nach der Neugründung der Partei 1925 wurde die SA unter Franz Pfeffer von Salomon und Ernst Röhm zu einer schlagkräftigen und straff organisierten Organisation. Aufmärsche, gewalttätige Übergriffe gegen politische Gegner wie Kommunisten und Sozialdemokraten, aber auch gegen Juden, Straßen- und Saalschlachten mit dem kommunistischen Roten Frontkämpferbund und dem auf Initiative der Sozialdemokraten gegründeten republikanischen Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold sowie christlichen Gruppierungen wie der Kolping-Jugend häuften sich, während die SA - begünstigt durch Wirtschaftskrise und Wahlerfolge der NSDAP - immer stärkeren Zulauf erhielt (1930 hatte sie 60-80.000 Mitglieder, 1932 bereits etwa 220.000 Mitglieder). Ein wegen der Terrorwelle im April 1932 vom Reichskanzler Heinrich Brüning ausgesprochenes Verbot der SA wurde bereits im Juni von seinem Nachfolger Franz von Papen wieder aufgehoben. Im Vorfeld der Reichstagswahlen im Juli gab es bürgerkriegsähnliche Zustände mit insgesamt etwa 300 Toten und über 1100 Verletzten.

Die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler im Januar 1933 feierte die inzwischen auf über 400.000 Mitglieder angewachsene SA mit gewaltigen Aufmärschen und Fackelzügen.

Im Umfeld der Reichstagswahlen im März 1933 schreckte die SA auch nicht vor Folter zur Einschüchterung politisch Andersdenkender zurück. Trotz dieser und anderer Repressalien konnte die NSDAP lediglich 43,9% der Stimmen auf sich vereinen (zum Vergleich die beiden Wahlen von 1932: 37,4% im Juli und 33,1% im November).

„Röhm-Putsch“ 1934

Hauptartikel: Röhm-Putsch

Nachdem Hitler im Laufe des Jahres 1933 seine Macht immer weiter gesichert hatte (auch dank der SA), entzog er ihr im Sommer 1934 die Gunst. Am 30. Juni 1934 tauchte Hitler an Röhms Urlaubsort Bad Wiessee auf. Er beschuldigte ihn, Putschpläne zu hegen, sowie der Homosexualität. In der Parteiführung war es ein offenes Geheimnis, dass Röhm und Teile seiner Umgebung homosexuelle Neigungen hatten. Röhm und seine engsten Gefolgsleute (wie auch andere unbequem gewordene Personen) wurden verhaftet und später ermordet. Es gibt bis heute keine Hinweise darauf, dass ein Putsch durch Röhm ernsthaft geplant war oder unmittelbar bevorstand.

Die Liquidierung hatte für Hitler mehrere Vorteile:

  • Mit der Ruhigstellung der Sturmabteilung präsentierte er sich dem Ausland und dem deutschen Bürgertum als rechtschaffener Staatsmann.
  • Mit der Beseitigung der paramilitärischen Konkurrenz verschaffte er sich das Vertrauen der Reichswehrgeneräle (Röhm hatte Pläne zur Verschmelzung von SA und Reichswehr zu einer Volksmiliz unter seiner Führung).
  • Mit der Entmachtung der "sozialistisch" angehauchten SA stieg Hitler in der Gunst der deutschen Groß- und Schwerindustrie weiter auf.
  • Durch die Enthauptung der zwischenzeitlich auf 4 Millionen Mitglieder angewachsenen SA wurde eine potentiell gefährliche innerparteiliche Macht neutralisiert.
  • Außerdem bereitete die Liquidierung den Weg für die mit der SA konkurrierenden Eliteeinheit SS (Schutzstaffel).

Nach 1934

Nach der Ausschaltung Röhms und seiner Gefolgsleute - nach fundierten Schätzungen gab es etwa 130 Tote - wurde die SA nahezu bedeutungslos und diente allenfalls als Kaderreservoir für Partei und andere Organisationen.

Als Viktor Lutze zum neuen Stabschef ernannt wurde, schuf er innerhalb der SA eine SS-ähnliche Elite-Standarte. Diese trug den Namen SA-Standarte "Feldherrenhalle", war eine stehende und bewaffnete Einheit und galt als SA-Gegenstück zu den Verbänden der SS-Verfügungstruppe.

Zum landesweiten Einsatz kam die SA nochmals im November 1938 bei den Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung, die als Reichskristallnacht in die Geschichte eingegangen sind.

Aufbau und Gliederung

Bis 1926 wurde der Kommandant der SA als "Oberster SA-Führer" (OSAF) bezeichnet. Bis zu diesem Jahre galt die SA als eine von der NSDAP völlig unabhängige nationalsozialistische Kampforganisation. Aber 1926 übernahm Adolf Hitler die Führung der SA, wurde also selbst Oberster SA-Führer. Für den bisherigen Amtsinhaber wurde der neue Titel des SA-Reichsführer eingeführt und dieser stand nun auch unter der völligen Kontrolle der Partei. Mit der Schaffung des SA-Reichsführers wurde das Gegenstück des obersten SS-Kommandanten gebildet, der nun ebenfalls den Rang eines Reichsführers trug, aber formal dem SA-Reichsführer unterstellt war.

Mit der Rückkehr Ernst Röhms in die SA wurde nun der Rang des Chef des SA-Stabes - kurz: SA-Stabschef - eingeführt. Ernst Röhm wurde zum bekanntesten Träger dieses Ranges, denn nach seinem Amtsantritt ging er auf direktem Gegenkurs zu Hitler. Röhm wollte die SA-Kampforganisation erneut der Kontrolle der Partei entziehen und nach der Machtergreifung (1933) forderte er die "2. Revolution" und die Schaffung eines "NS-Volksheeres", das die Reichswehr ablösen und deren Kader nun die SA bilden sollte.

Es ist verständlich, dass dieses nicht auf die Gegenliebe Adolf Hitlers und der Reichswehrführung stieß. Durch bewusst verfälschte Zitate und von Aufrufen Röhms, die verbreitet wurden, wurde der Allgemeinheit der Eindruck vermittelt, Röhm wolle einen Aufstand proben. Und bei 3,5 Millionen SA-Angehörigen hätte die Ordnungsmacht wirklich nicht viel dagegen unternehmen können. Röhm betonte stets in internen Parteikreisen: "Bedenkt, fast vier Millionen Rabauken stehen hinter mir!"...und das war sicherlich nicht im Spaß gesagt. Verbreitet wurden diese "Revolutionsgerüchte" vor allem durch das einstige SA-Oberhaupt Hermann Göring und dem Reichsführer-SS Heinrich Himmler, der damals noch die Dienstgradabzeichen eines SS-Obergruppenführers trug. Letzterer versicherte Röhm schriftlich immer wieder, dass er und die SS Röhm bedingungslos beistehen und folgen würden. Aber dass dies nur Lippenbekenntnisse waren, bewies die brutale Ausschaltung der gesamten SA-Führung durch die SS:

Am 30. Juni/1. Juli 1934 wurde die SA-Führung durch Angehörige des - allgemein durch seine Brutalität gefürchteten - SS-Totenkopfwachsturmbannes "Oberbayern" verhaftet und sofort durch Exekutionskommando der Leibstandarte-SS Adolf Hitler erschossen. Diese standen unter dem Befehl Josef "Sepp" Dietrichs.

Röhm selbst wurde am 1. Juli durch die Dachauer Kommandeure des Wachsturmbannes "Oberbayern", Theodor Eicke und dessen Stellvertreter Michel Lippert, in seiner Zelle erschossen.

Röhms Nachfolger als Stabschef wurde Viktor Lutze.

Dienstränge

Die SA war ganz ähnlich wie die SS gegliedert, auch die Abzeichen und Ränge glichen sich stark, da die SS ursprünglich eine Untergliederung der SA gewesen war.

Rangabzeichen der SA

Die Dienstränge waren:

SA-Anwärter
SA-Sturmmann
SA-Obersturmmann
SA-Rottenführer
SA-Scharführer
SA-Oberscharführer
SA-Truppführer
SA-Obertruppführer
SA-Haupttruppführer
SA-Sturmführer
SA-Obersturmführer
SA-Hauptsturmführer
SA-Sturmbannführer
SA-Obersturmbannführer
SA-Standartenführer
SA-Oberführer
SA-Brigadeführer
SA-Gruppenführer
SA-Obergruppenführer
SA-Stabschef

Uniformierung und Abzeichen

Die Angehörigen der SA trugen braune Uniformen. Daher wurden diese auch als "Braunhemden" bezeichnet. Noch heute werden Rechtsextreme mit der Farbe braun assoziiert. Am linken Arm wurde die sogenannte "Kampfbinde" getragen. Weiterhin gehörten zur Uniform die Sturm- und Dienstgradabzeichen, die am Hemdkragen angebracht und je nach Gau (Gebietsgliederung) farblich unterschiedlich gestaltet waren.

Literatur

  • Peter Longerich: Die braunen Bataillone. Geschichte der SA, München: C.H. Beck 1989, ISBN 3-406-33624-8

siehe auch

Reichsführerschule der NSDAP