Schlacht um Điện Biên Phủ

Vorlage:Schlacht Die Schlacht von Điện Biên Phủ gilt als die entscheidende Schlacht während des ersten Indochinakrieges zwischen Frankreich und der Việt Minh, die für ein freies Vietnam kämpfte. Der Kampf um die französische Festung in der Region um Điện Biên Phủ begann am 13. März 1954 und endete mit einer vernichtenden französischen Niederlage am 7. Mai. Dieser Misserfolg beendete das französische Engagement in Südostasien.

Eine Reihe von Fehlentscheidungen der französischen Generalität hatte zu dieser Niederlage geführt. Die Entscheidung, die Festung in einem Tal anzusiedeln, stellte sich als besonders schwerwiegend heraus. Der General Võ Nguyên Giáp nutzte die strategischen Vorteile, die das hügelige Gelände rings um die Festung bot, geschickt aus und führte die Truppen der Việt Minh zum Sieg.

Nach der Niederlage Frankreichs konnten die Verhandlungen in Genf abgeschlossen werden. Die Teilnehmer teilten das Land am 17. Breitengrad in Nord- und Südvietnam. Die Teilung des Landes führte schließlich zum zweiten Indochinakrieg. In diesen Krieg traten die USA auf der Seite Südvietnams ein, damit begann der Vietnamkrieg.

Vorgeschichte

Das Land Vietnam war seit 1885 als Kolonie in die Französische Union eingegliedert. Erst mit der Besetzung des Landes durch die Japaner wurde die französische Herrschaft beendet. Nach der Niederlage der Japaner im zweiten Weltkrieg und dem Ende der Besatzung konnten die Vietnamesen ihre Souveränität beanspruchen. In Hà Nội proklamierte Hồ Chí Minh die Unabhängigkeit und rief die Demokratische Republik Vietnam (DRV) aus. Frankreich wollte nach der demütigenden Niederlage gegen Deutschland im zweiten Weltkrieg verlorenes Prestige zurückgewinnen und beanspruchte Indochina als französische Kolonie. Bereits zwei Tage nach der Unabhängigkeitserklärung landeten ein französisches Expeditionskorps im Süden Vietnams, damit hatte der französische Indochinakrieg begonnen.

Hồ Chí Minh reagierte auf die Provokation Frankreichs mit der Gründung der vietnamesischen Befreiungsbewegung, der Liga für die Unabhängigkeit Vietnams, Việt Minh. In den folgenden Jahren sah sich Frankreich einem blutigen Guerillakrieg ausgesetzt, der nur schwer zu gewinnen war. Im Frühling des Jahres 1953 stellten die Franzosen fest, dass der Krieg nicht zufriedenstellend verlief. Aus diesem Grund wurde ein neuer Oberkommandierender nach Vietnam entsandt. Die Aufgabe den Verlauf des Krieges zu verändern übertrug die Militärführung dem General Henri Navarre.

Operation Castor

Karte der Festungsanlage

Die Situation, wie sie sich General Navarre in Indochina darstellte, war schlecht. Der Konflikt hatte sich in einen schmutzigen Kolonialkrieg verwandelt und die Việt Minh setzte das französische Expeditionskorps mit ihrer Guerillataktik massiv unter Druck. Die Generalität Frankreichs wollte nach Jahren des Guerillakampfs die Truppen der Việt Minh in eine offene Feldschlacht zwingen und so dem Gegner ihre Art der Kriegsführung aufzwingen. In dieser Entscheidungsschlacht sollte die französische Überlegenheit an Ausrüstung und Technik den erforderlichen Sieg bringen und den Krieg beenden. Ein weiterer Punkt in Navarres Plan sah einen Sperrriegel entlang der laotischen Grenze vor um so die Zusammenarbeit der beiden Befreiungsbewegungen Pathet Lao und Việt Minh zu unterbinden. Ein verlassener französischer Außenposten umgeben von ca. 1000 m hohen Bergen in einer 16 Kilometer langen und acht Kilometer breiten Talmulde wurde als Ort für die Entscheidungsschlacht ausgewählt. An dieser Position errichteten die Franzosen eine Festung mit zahlreichen Außenposten. Die Festung erhielt den Namen der nahen Kleinstadt Điện Biên Phủ. Dieser Stützpunkt war von einer Hügelkette umgeben und sollte hauptsächlich aus der Luft versorgt, da die Position über den Landweg nur schwer erreichbar war.

In den Monaten vor der Schlacht bauten die Franzosen den Stützpunkt zu einer Festung aus.

Errichtung der Festung bei Điện Biên Phủ

Der Ausbau Dien Bien Phus zu einer großen Festung mit den einzelnen Außenposten begann am 20. November 1953. Die Errichtung der Festung und die Aufstockung der Soldaten erhielt den Operationsnamen Castor. An diesem Tag im November setzten die Franzosen die ersten 9.000 Fallschirmjäger über der Talmulde ab. Der Hauptstützpunkt Điện Biên Phủs liegt nahe der laotischen Grenze aber ca. 200 Km (Luftlinie) entfernt von Hanoi und der nächste größeren Basis. Die französische Garnison Lai Chau sollte ca. 100 km entfernt im Nord stationiert werde. Das Hauptquartier wurde im Komplex Claudine errichtet. Die eigentliche Festung und Verteidigungsanlagen umfassten die Stützpunkte Elaine, Dominique, Francoise und Huguette mit einer Landbahn. Im nahen Umfeld der Festung wurden mehrere Außenposten auf kleinen Anhöhen errichtet. Gabrielle im Nord mit französischen Truppen besetzt liegt auf der Anhöhe Doc Lap und hat den Status eines Vorpostens. Der Stützpunkt Beatrice auf der östlichen Anhöhe Him Lam sollte die Straße nach Osten absichern. Wegen dieses speziellen Auftrags stationierte die Generalität ein Bataillon der Fremdenlegion in diesen Außenposten. Im Westen befand sich der Außenposten Anne Marie der mit einem Regiment Thaisoldaten besetzt war. Der vierte Außenposten Isabelle lag ca. 3 km von den anderen Verteidigungsanlagen entfernt. Er wurde auf der Anhöhe Ham Cum errichtet und hatte eine eigene Landebahn. Das Expeditionskorps verfügte über ca. 17.000 Soldaten mit der härtesten Kriegserfahrung des bisherigen Krieges. Im Mittelfeld der Festung, gedeckt von den Widerstandszentren auf den östlichen Hügeln, waren die beweglichen Verbände, die Artilleriebatterien und die Panzereinheiten postiert. Auch der Kommandostab war hier untergebracht. In Reichweite lag das Hauptflugfeld. Dieses riesige Verteidigungssystem war auf Wällen und unterirdischen Gängen aufgebaut. Den Oberbefehl über gesamte Verteidigungsanlage übertrug die Führung dem Oberst Christian Marie de Castries. Die Dschungelfestung Điện Biên Phủ war für die Franzosen aber nur auf dem Luftweg zu erreichen und zu versorgen.

Angriffsvorbereitungen der Việt Minh

Die Verbände des Viet Minh störten den Festungsaufbau nur geringfügig, hin und wieder kam es zu kleinen Scharmützeln. Am 6. Dezember erhielt General Vo Nguyen Giap den Befehl die französische Armee bei Điện Biên Phủ vernichtend zu schlagen. Er begann daraufhin mit den Schlachtvorbereitungen. In monatelanger Arbeit und mit Hilfe der ansässigen Zivilbevölkerung gelang es ihm Artillerie- und Flakgeschütze auf den Berge ringsum dem Tal zu positionieren. Waffen, Munition und die zerlegten Geschützteile wurde mit Büffeln, Fahrrädern oder mit Mannpower an die Front gebracht. Für diese große Logistikleistung legte der Việt Minh Dschungelpfad an, die Geburtstunde des Ho Chi Minh Pfades. Gaip schaffte es von den Franzosen unbemerkt Gräben und Angriffsstellungen im gesamten Tal anzulegen. Die Gräben wurden während der Schlacht weiter ausgebaut. Die Front konnte durch die Gräben sicher erreicht werden und die Soldaten mussten nicht über das offene Feld vorrücken. Die Vietnamesen zogen ein Heer von ca. 33.000 Soldaten zusammen, was im Laufe der Schlacht auf ca. 100.000 vergrößert wurde. Folgende Einheiten wurden für die erste Angriffswelle nach Điện Biên Phủ beordert.

  • die 308. Infanteriedivision
  • die 312. Infanteriedivision
  • zwei Regimenter der 316. Infanteriedivision
  • ein Regiment der 304. Infanteriedivision
  • zwei Abteilungen 105-Millimeter-Haubitzen der „schweren“ 351. Division
  • zwei Abteilungen 75-Millimeter-Haubitzen
  • ein Flak-Regiment
  • ein Pionierregiment

Anfang März 1954 waren die Vorbereitungen abgeschlossen und General Gaip erhielt den Einsatzbefehl. Die folgenden Worte sprach General Vo Nguyen Giap zu seinen Soldaten:
Für unsere regulären Streitkräfte hat die Stunde der Offensive gegen Điện Biên Phủ geschlagen. Unser Sieg bei Dien Bien Phu wird bedeuten, die Masse der feindlichen Truppen zu vernichten, den ganzen Nordwesten zu befreien, das Hinterland für den Widerstandskrieg auszudehnen und zu festigen sowie zum Erfolg der Bodenreform beizutragen... Unser Sieg bei Dien Bien Phu wird den Zusammenbruch des Navarre-Plans bedeuten, der schon schwere Rückschläge erlitten hat.

Verlauf der Schlacht

Beginn der Schlacht im März

Die Überraschung der Franzosen am Morgen des 13. März 1954 war groß als das Artilleriefeuer von den umliegenden Berghängen eröffnet wurde, da man auf französischer Seite überzeugt war, dass es für die Vietnamesen unmöglich sein, schwere Artillerie durch das außerordentlich unwegsame Gelände auf den Bergen rings um das Tal in Stellung zu bringen und dies auch maßgeblich zur Auswahl des Schlachtfeldes durch die Franzosen beigetragen hatte. Doch nun hatte General Võ Nguyên Giáp den Việt Minh-Truppen den Angriffsbefehl auf die Festung Điện Biên Phủ erteilt. Die Franzosen erwiderten den Beschuss ihrerseits mit Artilleriefeuer auf die vermeintlichen Positionen der vietnamesischen Artilleriestellungen. Durch den heftigen Beschuss aus den Bergen konnten die Vietnamesen bereits am ersten Tag die wichtigste Landebahn schwer beschädigen und einen großen Teil der Vorräte an Waffen und Munition der Franzosen vernichten.

Zur selben Zeit griffen Verbände der 312. Infanteriedivisionen der vietnamesischen Befreiungsarmee den nördlichen Verteidigungsstützpunkt Gabrielle auf der Anhöhe Độc Lập an. Die verbleibenden Truppenteile schlossen den Kessel, sodass die gesamte Befestigungsanlage eingekreist war. Am selben Tag erfolgte der Angriff auf den nordöstlichen Verteidigungsraum Béatrice auf der Anhöhe Him Lam. Dieser Außenposten, den hauptsächlich Fremdenlegionären verteidigten, fiel bereits in der Nacht zum 14. März. Im Kampf um diesen Außenposten verloren die Franzosen um die 500 Soldaten.

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Angriff des Viet Minh

Die Kämpfe um den nördlichsten Posten Gabrielle dauerten noch bis zum 15. März, dann jedoch fiel auch dieser Verteidigungsposten in die Hände der Việt Minh. Nach diesem Anfangserfolg fokussierte General Võ Nguyên Giáp die Angriffsbemühungen auf den Außenposten auf der Anhöhe Bản Kéo. Diese Verteidigungsstellung mit dem Namen Anne Marie wurde hauptsächlich von rekrutierten Thais verteidigt. Am 17. März verloren die Franzosen auch diesen Posten, da die Thais zum Feind übergelaufen waren und die Stellung aufgegeben hatten. Mit dem Verlust dieser Stellung war das Gebiet nördlich der Festung komplett unter Kontrolle der Việt Minh.

Die Siege zu Beginn der Schlacht um Điện Biên Phủ resultierten aus einer guten Vorbereitung und dem für die Franzosen überraschend starkem Artillerie- und Flakfeuer. Die Taktik des Generals Võ Nguyên Giáp trug wesentlich zu den anfänglichen Erfolgen bei und nutzte in dieser ersten Phase des Angriffs das Überraschungsmoment geschickt aus. Die lange Schlachtvorbereitung schien sich auszuzahlen.

Der entscheidende Punkt für die erfolgreiche Strategie des französischen Gegners in den ersten Tagen der Schlacht war das starke Artilleriefeuer von der umliegenden Hügelkette und die Wirkungslosigkeit des französischen Beschusses der vietnamesischen Stellungen. Der Kommandeur der französischen Artillerie empfand die Situation so ausweglos, dass er Selbstmord beging. Die Festung Điện Biên Phủ war angewiesen auf die Versorgung durch die Luft, und der starke Beschuss erschwerte die ausschlaggebende Versorgung durch Lufttransporte zunehmend. Der Festungskommandanten Oberst Christian Marie de Castries forderte massive Luftunterstützung an, und diese wurde auch umgehend gewährt. In den folgenden Tagen der Schlacht wurden die Hügelkette und die vermeintlichen Positionen der Việt Minh mit Bomben und Napalm unter Beschuss genommen. Die französische Luftwaffe sah sich bei diesem Unterfangen einem starkem Flugabwehrfeuer ausgeliefert und verlor im Kampf um Điện Biên Phủ bereits in den ersten Tagen zahlreiche Transport- und Kampfflugzeuge.

Das Artilleriefeuer auf die Flugplätze ließ gegen Ende März keine Landung eines französischen Flugzeugs mehr zu. Diese Tatsache schränkte die Möglichkeiten ein, das erforderliche Material an Waffen und Munition gezielt abzuwerfen und den sich verteidigenden Truppen hinreichende Luftunterstützung zu gewähren. Trotz der ersten Erfolge der Verbände der Việt Minh verfügten die französischen Truppen in Điện Biên Phủ noch über den größten Teil ihrer Einsatzkräfte in der stark ausgebauten Befestigungsanlage. Am 14. März und 16. März setzte das französische Oberkommando zwei zusätzliche Fallschirmjägerbataillone ab, um die Garnison zu verstärken. Die französische Luftwaffe griff pausenlos die Nachschubwege der Việt Minh an.

Operation Vulture (Aasgeier)

Die Lage in Điện Biên Phủ spitzte sich bereits Ende März dramatisch zu, und die französische Regierung musste einsehen, dass der Plan von General Navarre gescheitert war. Frankreich erkannte, dass der Krieg in Indochina alleine nicht mehr zu gewinnen war. Aus diesem Grund wurden Regierungsvertreter in die USA entsandt, um Hilfe zu erbitten. Bei Gesprächen mit dem US-Außenminister John Foster Dulles und Präsident Dwight D. Eisenhower gewährte man den Franzosen die gewünschte Unterstützung. Die US-Militärführung bot der französischen Regierung sogar den Einsatz von Atomwaffen in der Schlacht um Điện Biên Phủ an. Dieses Angebot erhielt die Bezeichnung Operation Vulture. Mit dem Einsatz von Atombomben sollten Việt Minh-Truppen hinter der Front bombardiert werden und so auch gleichzeitig die Unterstützung der Landbevölkerung verringert oder ganz verhindert werden. Jedoch wollte die US-Regierung den Abwurf von Atombomben nur befehlen, wenn andere Länder, wie zum Beispiel Großbritannien, dies akzeptieren und unterstützen würden. Großbritannien lehnte den Einsatz von Atomwaffen aber ab. Die Operation Vulture verschwand in einer Schublade des Pentagon. Im Vietnamkrieg der Amerikaner kam der Einsatz von Atomwaffen gegen Nordvietnam noch einmal zur Sprache, wurde jedoch erneut verworfen.

Zweite Angriffswelle auf die Festung

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Französische Unterstützung durch Fallschirmjäger für die belagerte Festung

Nach der ersten Angriffswelle setzte eine zweiwöchige Kampfpause ein. Diese Zeit nutzte die vietnamesische Volksarmee, um frische Truppe und neues Material ins Kampfgebiet zu schicken. General Võ Nguyên Giáp verstärkte seine Truppen in der Gefechtspause um 4 weitere Infanteriedivisionen, ein Flakregiment und 5 weitere Artillerieabteilungen. Zum Start der zweiten Angriffsphase standen General Võ ca. 50.000 Mann zur Verfügung.

Die Franzosen nutzten die Pause ebenfalls, um neues Material und weitere Soldaten heranzuschaffen. Aufgrund der Einkesselung des Stützpunktes konnten keine neuen Truppen über den Landweg ins Kampfgebiet entsandt werden, sodass die Franzosen Fallschirmjäger über der Festung abspringen ließen, um so die eigenen Truppen zu verstärken. Der ständige Artillerie- und Flakbeschuss machte auch die Versorgung aus der Luft schwierig. Die Landebahn war schwer beschädigt und die am Boden stehenden Flugzeuge ein leichtes Ziel der vietnamesischen Artillerie. Am 28. März 1954 landete zum letzten Mal ein Versorgungsflugzeug in der Festung. Das französische Kommando hatte beschlossen, die Versorgung Điện Biên Phủs nur noch per Fallschirmabwurf sicherzustellen. Da ein punktgenauer Abwurf der Versorgungsgüter nicht möglich war, landete ein Teil bei der vietnamesischen Truppe. Der Flugzeugabwehr der Việt Minh gelang es, viele Flugzeuge abzuschießen.

In der zweiten Angriffswelle sollte das Zentrum der Festung attackiert werden. Am 30. März begann die 312. Infanteriedivision mit dem Angriff auf die Stellung Dominique im nordöstlichen Sektor. Der Kampf um diese Position stellte sich als der längste und erbittertst geführte Angriff der ganzen Schlacht heraus, der Kampf hielt bis Ende April an. Zur selben Zeit eröffneten die 316. im Osten, die 308. im Westen und die 304. Infanteriedivision im Süden den Angriff auf das Zentrum der stark ausgebauten Befestigungsanlage. Mehr als 30 Verteidigungsstützpunkte hatte Oberst de Castries anlegen und von gut ausgerüsteten und ausgebildeten Soldaten besetzen lassen, um das Zentrum und das Hauptquartier zu schützen. Ein großer Teil davon waren Eliteeinheiten der französischen Fallschirmjäger und der Fremdenlegion. Das französische Oberkommando setzte Kampfflugzeuge ein, die Napalm, Bomben und Bordwaffen gegen die Verbände der Việt Minh und ihre Stellungen einsetzten.

Ende März konnten die Festungen Dominique, Eliane und Huguette vorerst verteidigt werden.

Die zweite Phase der Schlacht kennzeichnete sich durch ununterbrochene, verbitterte und beiderseits verlustreicher Kämpfe. Angriffe und Gegenangriffe wechselten ständig. Die schweren Gefechte bei den östlichen Verteidigungsräumen Dominique und Eliane führte zu einer Spaltung. Im Westen konnte die 308 Division Mitte April die Stellung Huguette zum größten Teil einnehmen. Der Hauptflugplatz fiel zur gleichen Zeit. Die Blockierung des Außenpostens Isabelle im Süden durch Verbände der 304. Infanteriedivision verlief erfolgreich und eine Verstärkung der französischen Streitkräfte somit verhindert werden. Die Luftwaffe bombardierte während der zweiten Phase pausenlos die Stellung der Việt Minh im Hinterland und die Flak- und Artilleriestellungen. Die Versorgung der Truppen in der eingekesselten Festung erfolgte durch Fallschirmabwurf. Die französische Luftwaffe setzte dafür hauptsächlich Transportflugzeuge vom Typ C-47 und C-119 ein. Die Besatzung der C-119 waren zumeist Amerikaner.

Der Fall von Điện Biên Phủ

Gegen Ende April waren nur noch wenige Stellungen der Festung rund um das Hauptquartier unter französischer Kontrolle und die Lage um den Außenposten Isabelle auf der Anhöhe Hồng Cúm spitzte sich immer weiter zu. Festungskommandant Oberst Christian Marie de Castries erkannte die Aussichtslosigkeit seiner Position. Seine Soldaten waren von den schweren Kämpfen gezeichnet und fürchteten die Gefangenschaft, einige begingen Selbstmord oder desertierten.

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Französische Kriegsgefangene

Am 2. Mai 1954 gingen die Vietnamesen zum Generalangriff über. Der aussichtslose Kampf der Franzosen zog sich noch bis zum 7. Mai hin. Bereits am 6. Mai befahl der Kommandeur die Vernichtung der militärischen Dokumente, und er ließ in der Nacht weiße Fahnen nähen. In einem letzten Sturmangriff konnten die vietnamesischen Truppen die französischen Stellungen einnehmen. Am 7. Mai um 17.30 Uhr kapitulierte Oberst de Castries mit seinen verblieben Soldaten und ging in die Kriegsgefangenschaft. Einen Tag nach der Kapitulation ergaben sich auch die Soldaten des südlichen Stützpunktes Isabelle. Die letzte Bastion Frankreichs im Tal von Điện Biên Phủ war duch den Feind eingenommen worden. Die Fahne der Việt Minh wehte als Zeichen des Sieges auf dem Bunker des ehemaligen französischen Hauptquartiers.

Auswirkungen

Analyse

Die Niederlage Frankreichs in der Schlacht von Dien Bien Phu kann auf falsche Einschätzung des Feindes und einer geographischen Fehlentscheidung zurückgeführt werden. Die Entscheidung der französischen Regierung General Navarre den Oberbefehl über die Kolonialtruppen in Indochina zu übertragen erwies sich ebenfalls als Fehlentscheidung.

General Navarre schätze den Gegner falsch ein, er glaubte nicht daran, dass die Möglichkeit für den Viet Minh besteht schwere Flak- und Artilleriegeschütze auf der Hügelkette in Position zu bringen. Nach seiner Meinung war es nicht denkbar größere Truppenkontingente in Bergen zu verschanzen, da deren Versorgung mit Waffen, Munition, Medikamente und Lebensmittel nur per Flugzeug realisierbar wäre. (Welche dem Feind nicht zur Verfügung standen)

Den größten Faktor für die Niederlage hatten die Franzosen selbst gelegt. Die Entscheidung die Festung in einer von Hügeln umgebenen Talmulde anzusiedeln brachte die französischen Truppen noch vor dem ersten Schuss ins Hintertreffen. Die geographische Lage spielte so einem Feind, der das Gelände sowieso besser kannte, in die Hände. Ein zweiter Nachteil den der Festungsstandort bot, war die Tatsache, dass ein Anflug für die Versorgungsflugzeuge, aufgrund der hohen Berge, nur aus einer Richtung möglich war. Der Abschuss der einfliegenden Flugzeuge wurde so dem Feind erleichtert und viele Piloten verloren ihr Leben.

Die Vietnamesen hatten einen erfahrenen und mutigen Anführer auf ihrer Seite. General Vo Nguyen Giap war ein guter Taktiker und kannte die Vorgehensweise der Franzosen sehr genau. Er ließ Frankreich lange in dem Glauben seine militärischen Kräfte wären schwach. Er entwickelte den Angriffsplan und gab die Taktik aus. Die Entscheidung die Festung nicht mit einem Sturmangriff einzunehmen, sonder einen Außenposten nach dem nächsten zu erobern erwies sich schnell als erfolgreich. Er baute mit seiner Armee sehr gut getarnte Stellungen in den Bergen aus, legte Gräben an die dicht an die Festung reichten und entwickelte ein gute Sanitätswesen, dass auch die Dorfbevölkerung mit einbezog.

Die ländliche Bevölkerung Vietnams trug entscheidend zum Sieg des Viet Minh bei. Sie unterstützen die Truppen, gaben ihnen Unterschlupf oder halfen den Verwundeten. Die zivilen Bewohner des Tals schleppten auf Fahrrädern und Büffeln den Nachschub für die Front herbei. Das Engagement der Bevölkerung lag in der enormen Willenskraft begründet, die Freiheit für ihr Volk zu erringen.

In Frankreich stieg die Zahl der Kriegsgegner und auch die Presse sprach verstärkt von einem „sale guerre“ einem schmutzigen Kolonialkrieg.

Verluste

In der Schlacht um Điện Biên Phủ kamen auf Seiten der Franzosen ca. 20.000 Soldaten zum Einsatz. Die Việt Minh setzte ca. 100.000 Soldaten ein. Wie in jedem Krieg ist die Zahl der menschlichen Verluste umstritten. Es wurden ca. 2.293 französische Soldaten getötet oder vermisst. Auf vietnamesischer Seite waren ca. 23.000 Opfer zu beklagen.

Nach der Kapitulation gingen ca. 12.000 französische Soldaten in die Gefangenschaft.
Frankreich hatte auch einen hohen materiellen Verlust an Waffen und Versorgungsmaterial wie z.B. Munition, Medikamente, Geschütze, Treibstoff u.s.w.

Anmerkung:
Während des Indochina-Krieges starben insgesamt 10.483 Legionäre, ungefähr die Hälfte der Gefallenen waren deutsche Staatsangehörige. Im Indochina-Krieg kämpften ca. 35.000 Deutsche, zumeist (Halb-)Waisen des Weltkrieges oder ehemalige Angehörige der Wehrmacht, als Fremdenlegionäre auf Seite der Franzosen. In Điện Biên Phủ starben 1.500 Fremdenlegionäre. Es ist zu vermuten, dass auch hier die Hälfte deutscher Abstammung waren.

Die Schlacht wird auch als letzte Schlacht der Waffen-SS bezeichnet, da in der Fremdenlegion eine große Anzahl ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS kämpfte, denen nach dem Ende des 2. Weltkrieges die Rückkehr in ein Zivilleben nicht gelang und die sich daher für die Fremdenlegion - hinsichtlich Corps-Geist und Eliteverständnis mit der Waffen-SS durchaus vergleichbar - gemeldet hatten.

Kurz nach der Schlacht wurde die Indochina-Konferenz einberufen.

Genfer Indochina-Konferenz

Am 26. April 1954 tagte die Indochina-Konferenz in Genf. An der Konferenz nahmen die beiden Kriegsparteien Frankreich und die pro-kommunistische Việt Minh, sowie die USA, China, Großbritannien, die Sowjetunion, Vietnam, Laos und Kambodscha. Nach 87 Verhandlungstagen und unter dem Einfluss der vernichtenden Niederlage der Franzosen in der Schlacht um die Festung Điện Biên Phủ verständigten sich die Teilnehmer auf ein Waffenstillstandsabkommen. Dieses Abkommen trat am 21. Juli in Kraft und beendete den Indochinakrieg und die französische Kolonialzeit in Asien.

Der wichtigste Punkt des Waffenstillstandsabkommens war die Teilung Vietnams in einen Nord- und Südstaat. Die Demarkationslinie verlief entlang des 17. Breitengrades. Die Teilung des Landes sollte nur provisorisch sein und diente zur Entflechtung der vietnamesischen Streitkräfte. Die Việt Minh bekam den Norden zugesprochen, die Anderen den Süden. Geheime, allgemeine und freie Wahlen sollten im Juli 1956 eine gemeinsame Regierung für ganz Vietnam bringen, doch die Wahlen wurden von den amerikanischen Beraten in Südvietnam verhindert. Die Amerikaner fürchteten sich davor, ganz Vietnam an den Kommunismus (Domino-Theorie) zu verlieren, nachdem Nordvietnam unter der Führung von Hồ Chí Minh und der Việt Minh zu einem sozialistischen Staat geworden war.

Die beiden Königreiche Laos und Kambodscha, die ebenfalls zu Indochina gehört hatten, wurden mit diesem Abkommen wieder zu souveränen Staaten.

Zitate

„Die Überlebenden von Dien Bien Phu erzählten von der Schlacht, vom Versagen der Führung, von der schrecklichen Überraschung, als plötzlich Artilleriefeuer auf ihre unzureichenden Stellungen trommelte. Ein Thai-Bataillon war sofort übergelaufen. Die übrigen farbigen Truppen hatten sich passiv verhalten und Deckung gesucht. Wirklich gekämpft bis zum letzten Erdloch und bis aufs Messer hatten lediglich die französischen Fallschirmjäger und die Fremdenlegionäre, zu 80% Deutsche, seien zum Sterben angetreten wie in einer mythischen Gotenschlacht.“ -- Peter Scholl-Latour, Der Tod im Reisfeld - 30 Jahre Krieg in Indochina

Musik

Erwähnung findet die Schlacht in dem Lied Dien Bien Phu der Punkband Boxhamsters.

Literatur

  • Marc Frey: Das Ende eines Kolonialreiches. Dien Bien Phu, 13. März bis 7. Mai 1954. In: Schlachten der Weltgeschichte. Von Salamis bis Sinai, hrsg. v. Stig Förster (u.a.), München 2004, 358-373. ISBN 3-423-34083-5
  • Harry Thürk: Dien Bien Phu. Die Schlacht, die einen Kolonialkrieg beendete. Brandenburg 1994, ISBN 3-89488076-7
  • Saul David: Die größten Fehlschläge der Militärgeschichte, Kap. 4, Dien Bien Phu. München 2001, ISBN 3-453-19073-4
  • Peter Scholl-Latour: Der Tod im Reisfeld - Dreißig Jahre Krieg in Indochina., Deutsche Verlagss-Anstalt, 1980, ISBN 3-421-01927-4
  • Marc Frey: Geschichte des Vietnamkriegs., München 199, S.11-41. ISBN 3-406-42078-8

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