„Sattelpeilnstein“ – Versionsunterschied

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== Lage ==
== Lage ==
Das [[Pfarrdorf]] liegt in einer Höhenlage von etwa 530 bis 560 Metern im sogenannten Traitschinger Hügelland in der Nähe der alten Handelsroute von [[Straubing]] nach [[Cham (Oberpfalz)|Cham]].
Das [[Pfarrdorf]] liegt in einer Höhenlage von etwa 530 bis 560 Metern im sogenannten Traitschinger Hügelland in der Nähe der alten Handelsroute von [[Straubing]] nach [[Cham (Oberpfalz)|Cham]].
== Etymologie ==
In alten Urkunden heißt die heutige Burgruine ''Pilstein'', ''Peilstein'' und ''Peylstein'', sowie ''Peilnstein'' und ''Peylnstein''. Über den Ursprung des Namens Sattelpeilnstein können nur Vermutungen angenommen werden. So könnte Peilnstein von Bil (=Beil, Schlachtmesser) und Stein (Opferstein), der eine schüsselartige Vertiefung mit einer Blutrinne hatte, abgeleitet sein. Wann und wie das Wort "Sattel" dazukam ist ebenso fragwürdig. Die Vermutung liegt nahe, dass die Burg die Form eines Sattels hatte.
<ref>Johann Brunner, Schloß und Herrschaft Sattelpeilnstein, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 57 (1905), S. 4 f.</ref>
Im Dialekt wird das Dorf nur als ''Beistoi'' bezeichnet.
== Geschichte ==
== Geschichte ==
=== Burg und Schloss ===
Auf einer unter Naturschutz stehenden Granitkuppe befinden sich die Mauerreste der [[Burg Sattelpeilnstein]]. Sie war gegen die [[Bogen (Adelsgeschlecht)|Grafen von Bogen]] angelegt worden.
Auf einer unter Naturschutz stehenden Granitkuppe, ''Hoher Gockel'' genannt, befinden sich die Mauerreste der [[Burg Sattelpeilnstein]]. Sie war von den Diepoldingern gegen die [[Bogen (Adelsgeschlecht)|Grafen von Bogen]] angelegt worden.
<ref>Regierung der [[Oberpfalz]]: [http://www.regierung.oberpfalz.bayern.de/leistungen/umwelt/info/naturschutzgebiete/nsg_cha/sattelpeilnstein/015_info.htm Schlossberg von Sattelpeilnstein]</ref>
<ref>Regierung der [[Oberpfalz]]: [http://www.regierung.oberpfalz.bayern.de/leistungen/umwelt/info/naturschutzgebiete/nsg_cha/sattelpeilnstein/015_info.htm Schlossberg von Sattelpeilnstein]</ref>
<ref>Regierung der Oberpfalz: [http://www.ropf.de/leistungen/umwelt/info/naturschutzgebiete/nsg_cha/sattelpeilnstein/015_karte.htm Schlossberg von Sattelpeilnstein (Karte)]</ref>
<ref>Regierung der Oberpfalz: [http://www.ropf.de/leistungen/umwelt/info/naturschutzgebiete/nsg_cha/sattelpeilnstein/015_karte.htm Schlossberg von Sattelpeilnstein (Karte)]</ref>
<ref>[[EBIDAT]]: [http://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=1470 Sattelpeilnstein]</ref> Über Jahrhunderte war die Burg der Stammsitz der Peilsteiner. Nach deren Erlöschen diente das Schloss als Sitz eines Pfleg- und Landgerichts.
<ref>[[EBIDAT]]: [http://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=1470 Sattelpeilnstein]</ref>
Genaue Daten zur Entstehung der Burg sind nicht bekannt. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird ein „Rapoto von Pilstein“ im Jahre 1166. Über Jahrhunderte war die Burg der Stammsitz der Peilsteiner.
Nach deren Erlöschen wurde Peilstein der Sitz von Pfandinhabern, beginnend im Jahre 1348 mit Wolfhart Zenger.
Um das Jahr 1370 wurde die Burg Peilstein als Sitz eines Pflege und Landgerichts erwähnt, wozu unter anderem Chamerau, sowie die Städte Furth und Kötzting gehörten. Die Namen der Pfleger wechselten häufig. Im Laufe der Zeit wurde die Burg stark baufällig, der Sitz des Landgerichts wurde sogar verlegt. Auch unter den folgenden Pflegern verfiel die Burg weiter, wodurch sich [[Albrecht V. (Bayern)|Herzog Albrecht V.]] entschloss sie seinem Cousin Justinian zu schenken, der sich ab diesem Zeitpunkt von Peilnstein nannte.
Jedoch war die Burg inzwischen so stark verfallen, dass Justinian um das Jahr 1571 unterhalb der Ruine das [[Schloss Sattelpeilnstein]] errichten ließ. Nach seinem Tod im Mai 1591 übernahm sein Sohn Hans Georg das Gut, der ähnlich seinem Vater in der Bevölkerung als habgierig und ungerecht bekannt war. Dieser starb 1622 ohne Nachkommen zu hinterlassen.
Daraufhin schenkte [[Maximilian I. (Bayern)|Herzog Maximilian]] das Schloss dem Präsidenten der [[Hofkammer]] und Pfleger zu Rottenburg Oswald Schuß. Die Familie von Schuß brachte sich und das Gut zu großen Ehren und Reichtümern, trotz den harten Zeiten des Dreißigjährigen Krieges. Ihren Spenden ist der Neubau der Pfarrkirche in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu verdanken. Dem letzten von Schuss folgten verschiedene Schlossherren. Ab dem Jahre 1778 war das Schloss im Besitz des Freiherren von Pelkoven. Ihm folgte 1780 ein Reichsfreiherr von und zu Weichs. Ab 1790 residierte der Reichsedle Johann Georg von Silberbauer im Schloss. Er versuchte die Erträge des Gutes zu steigern, indem er damals unbekannte Gewächse pflanzte. Ein Kastanienbaum (in Mundart: ''Stechanussbam'') aus dieser Zeit steht noch heute unterhalb des Brauereigebäudes. Auf Grund von Verschwendungssucht und Unverstand seiner zweiten Gemahlin verkam der Besitz in elendsten Zustand. So erwarb 1830 die Kirchenverwaltung Sattelpeilnstein das gesamte Gut und verkaufte viele Grundstücke davon an die Dorfbevölkerung. Den Rest des völlig verfallenen Schlossgutes kaufte schließlich im Jahre 1842 ein Otto Schauer aus Passau. Durch ihn erreichten die Besitztümer bald wieder das alte Ansehen. Noch heute befinden sich das Schloss und die Brauerei im Besitz der Familie Schauer.
=== Brauerei ===
Die [[Brauerei]] im Ort wurde 1348 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und zählt damit zu einer der ältesten in der Gegend. Die zahlreich wechselnden Besitzer kümmerten sich stets gut darum. Sie wurde 1842 zum Gut des Schlosses Sattelpeilnstein gehörend von Otto Schauer miterworben. Sein Sohn Vinzenz Schauer übernahm im Jahre 1874 den Gutsbesitz und ließ die Schlossbrauerei neu aufbauen, um so der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Unter Schloss- und Brauereibesitzer Adolf Schauer wurde die Brauerei bis in die 1920er Jahren nochmals erweitert, worauf die jetzige Gestalt des Bräuhauses zurückgeht. Die Familie brachte die Brauerei gut über viele wechselvolle und krisenreiche Jahre, zudem über die schwierigen Zeiten der beiden Weltkriege mit den nachfolgenden Notzeiten und Geldentwertungen. Im Jahre 1992 endeten diese goldenen Zeiten jedoch, als der Brauereibetrieb auf Grund des allgemeinen Brauereisterbens eingestellt werden musste.
=== Pfarrkirche St. Peter und Paul ===
Der jetzigen Pfarrkirche St. Peter und Paul ging eine frühere voraus. Über diese erste Kirche sind leider keine Daten bekannt. Auch die Gründungszeit der Pfarrei ist weitestgehend unbekannt. Man weiß, dass im Jahre 739 Mönche aus dem Benediktinerkloster [[Kloster Sankt Emmeram|St. Emmeram]] in Regensburg das Kloster [[Chammünster]] gründeten und in dieser Gegend die Christianisierung voran brachten. Da alle Kirchen des Landkreises, ebenso St. Jakob in Cham, Filialen der Urkirche Chammünster darstellten, wird angenommen, dass diese Mönche auch die Erbauer der ersten Kirche waren. Die alte Kirche stand am selben Ort, an dem die heutige Pfarrkirche steht. Von ihr ist nur noch der viereckige, aus Granitquadern erbaute Turm vorhanden. Dessen Lage und Höhe lassen darauf schließen, dass die alte Kirche kleiner war. Der Kirchturm war mit einem stumpfen Spitzdach eingedeckt. Die Ausstattung war innen wie außen sehr notdürftig.
Im Jahre 1728 war die alte Pfarrkirche jedoch so baufällig, dass ein Neubau unumgänglich war, der nur durch die großzügige Unterstützung der Schlossherren von Schuss (1622-1767) möglich war. Ihnen zu Ehren wurden von der Kirchenverwaltung in der Kirche Grabtafeln angebracht. Den Bau der Kirche führte Pfarrer Matthäus Deser durch<ref>Brief des Bischöflichen Zentralarchivs vom 17.01.1991</ref>, an den noch heute ein Grabstein in der Pfarrkirche erinnert. Der Turm wird um ein achteckiges Stockwerk erhöht und mit einer barocken Zwiebelkuppel versehen. Der Taufstein, der Hochaltar sowie die Seitenaltäre stammen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
In den Jahren von 1977 bis 1981 wurde die Kirche unter Pfarrer Konrad Senft mit einem Kostenaufwand von über 1 Millionen DM außen und innen gründlich renoviert.


Außer der Pfarrkirche standen im Friedhof noch zwei Kapellen. Die eine im Nordosten war der Gottesmutter geweiht und dient heute als Friedhofskapelle, die andere war dem hl. Josef geweiht und befand sich wahrscheinlich im Südwesten.
Der jetzt noch in Resten erhaltene Schlossbau wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtet. Schlossherren waren bis 1767 die Freiherren von Schuß, später die Pelkofen, Weichs und Silberbauer. 1842 übernahm die Familie Schauer das Schloss. Die katholische Pfarrkirche St. Peter und Paul wurde Ende des 18. Jahrhunderts erbaut.


Aus dem ursprüngliche Pfarrhof wurde 1687 ein Schulhaus (heute: Tiedemann-Haus). Diesem folgte während des Dreißigjährigen Krieges ein neues Pfarrhaus, welches 1645 bezogen wurde. Im Jahre 1979 musste dieses allerdings im Zuge der Friedhofserweiterung einem Neubau weichen.
Die [[Brauerei]] im Ort wurde 1348 gegründet, 1874 in ''Schloßbrauerei Otto Schauer'' umbenannt und 1977 in ''Schloßbrauerei Vinzenz Schauer''. Von 1860 bis 1970 verringerte sich die Zahl der Einwohner des Pfarrdorfes von 195 auf 157. Gründe waren die insgesamt ungünstige landwirtschaftliche Betriebsstruktur mit geringer Hofgröße und Mangel an alternativen Einkommensmöglichkeiten. 1970 hatte die Gemeinde Sattelpeilnstein 980 Einwohner. 28,4 % waren in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt, 35,6 % im produzierenden Gewerbe.
=== Heute ===
Von 1860 bis 1970 verringerte sich die Zahl der Einwohner des Pfarrdorfes von 195 auf 157. Gründe waren die insgesamt ungünstige landwirtschaftliche Betriebsstruktur mit geringer Hofgröße und Mangel an alternativen Einkommensmöglichkeiten. 1970 hatte die Gemeinde Sattelpeilnstein 980 Einwohner. 28,4 % waren in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt, 35,6 % im produzierenden Gewerbe.


Im Jahr 1946 wurde die ehemalige Gemeinde Birnbrunn eingemeindet. Die Gemeinde Sattelpeilnstein wurde am 1. Januar 1972 zusammen mit [[Sattelbogen (Oberpfalz)|Sattelbogen]] nach Traitsching eingemeindet.<ref>{{ Literatur | Autor = Wilhelm Volkert (Hrsg.) | Titel = Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980 | Jahr = 1983 | Verlag = C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung | Ort = München | ISBN = 3-406-09669-7 }} Seite 439</ref> Im Jahre 1989 erhielt Sattelpeilnstein den Landespreis im Wettbewerb naturnaher Lebensraum sowie in den Jahren 1990 bis 1995 Gold- und Silbermedaillen im Wettbewerb [[Unser Dorf soll schöner werden]] auf Kreis-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene.
Im Jahr 1946 wurde die ehemalige Gemeinde Birnbrunn eingemeindet. Die Gemeinde Sattelpeilnstein wurde am 1. Januar 1972 zusammen mit [[Sattelbogen (Oberpfalz)|Sattelbogen]] nach Traitsching eingemeindet.<ref>{{ Literatur | Autor = Wilhelm Volkert (Hrsg.) | Titel = Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980 | Jahr = 1983 | Verlag = C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung | Ort = München | ISBN = 3-406-09669-7 }} Seite 439</ref> Im Jahre 1989 erhielt Sattelpeilnstein den Landespreis im Wettbewerb naturnaher Lebensraum sowie in den Jahren 1990 bis 1995 Gold- und Silbermedaillen im Wettbewerb [[Unser Dorf soll schöner werden]] auf Kreis-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene.
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*Pfarrkirche St. Peter und St. Paul. Die aus dem 18. Jahrhundert stammende Kirche besitzt Rokokoaltäre und Grabdenkmäler des 16. Jahrhunderts.
*Pfarrkirche St. Peter und St. Paul. Die aus dem 18. Jahrhundert stammende Kirche besitzt Rokokoaltäre und Grabdenkmäler des 16. Jahrhunderts.
*Seelenkapelle aus dem 18. Jahrhundert
*Seelenkapelle aus dem 18. Jahrhundert
*Druidenstein

== Vereine ==
== Vereine ==
*Freiwillige Feuerwehr Sattelpeilnstein, 1869 gegründet
*Freiwillige Feuerwehr Sattelpeilnstein, gegründet 1869
*Schützenverein "Pylsteinia" e.V., gegründet 1882
*TSV Sattelpeilnstein e.V. 1970
*TSV Sattelpeilnstein e.V., gegründet 1970
*Burschenverein Beistoi e.V., gegründet 2003
*Soldaten- und Kriegskameradschaft Sattelpeilnstein
*KDFB Sattelpeilnstein
*KDFB Sattelpeilnstein
*KLJB Sattelpeilnstein
*KLJB Sattelpeilnstein

Version vom 8. Oktober 2013, 22:54 Uhr

Sattelpeilnstein
Gemeinde Traitsching
Koordinaten: 49° 8′ N, 12° 40′ OKoordinaten: 49° 7′ 39″ N, 12° 39′ 54″ O
Höhe: 556 (530–560) m
Eingemeindung: 1. Januar 1972
Postleitzahl: 93455
Vorwahl: 09974
Karte
Sattelpeilnstein um 1900

Sattelpeilnstein ist ein Ortsteil und eine Gemarkung der Gemeinde Traitsching im Landkreis Cham.

Pfarrkirche St. Peter und Paul
Schloss Sattelpeilnstein

Lage

Das Pfarrdorf liegt in einer Höhenlage von etwa 530 bis 560 Metern im sogenannten Traitschinger Hügelland in der Nähe der alten Handelsroute von Straubing nach Cham.

Etymologie

In alten Urkunden heißt die heutige Burgruine Pilstein, Peilstein und Peylstein, sowie Peilnstein und Peylnstein. Über den Ursprung des Namens Sattelpeilnstein können nur Vermutungen angenommen werden. So könnte Peilnstein von Bil (=Beil, Schlachtmesser) und Stein (Opferstein), der eine schüsselartige Vertiefung mit einer Blutrinne hatte, abgeleitet sein. Wann und wie das Wort "Sattel" dazukam ist ebenso fragwürdig. Die Vermutung liegt nahe, dass die Burg die Form eines Sattels hatte. [1] Im Dialekt wird das Dorf nur als Beistoi bezeichnet.

Geschichte

Burg und Schloss

Auf einer unter Naturschutz stehenden Granitkuppe, Hoher Gockel genannt, befinden sich die Mauerreste der Burg Sattelpeilnstein. Sie war von den Diepoldingern gegen die Grafen von Bogen angelegt worden. [2] [3] [4] Genaue Daten zur Entstehung der Burg sind nicht bekannt. Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird ein „Rapoto von Pilstein“ im Jahre 1166. Über Jahrhunderte war die Burg der Stammsitz der Peilsteiner. Nach deren Erlöschen wurde Peilstein der Sitz von Pfandinhabern, beginnend im Jahre 1348 mit Wolfhart Zenger. Um das Jahr 1370 wurde die Burg Peilstein als Sitz eines Pflege und Landgerichts erwähnt, wozu unter anderem Chamerau, sowie die Städte Furth und Kötzting gehörten. Die Namen der Pfleger wechselten häufig. Im Laufe der Zeit wurde die Burg stark baufällig, der Sitz des Landgerichts wurde sogar verlegt. Auch unter den folgenden Pflegern verfiel die Burg weiter, wodurch sich Herzog Albrecht V. entschloss sie seinem Cousin Justinian zu schenken, der sich ab diesem Zeitpunkt von Peilnstein nannte. Jedoch war die Burg inzwischen so stark verfallen, dass Justinian um das Jahr 1571 unterhalb der Ruine das Schloss Sattelpeilnstein errichten ließ. Nach seinem Tod im Mai 1591 übernahm sein Sohn Hans Georg das Gut, der ähnlich seinem Vater in der Bevölkerung als habgierig und ungerecht bekannt war. Dieser starb 1622 ohne Nachkommen zu hinterlassen. Daraufhin schenkte Herzog Maximilian das Schloss dem Präsidenten der Hofkammer und Pfleger zu Rottenburg Oswald Schuß. Die Familie von Schuß brachte sich und das Gut zu großen Ehren und Reichtümern, trotz den harten Zeiten des Dreißigjährigen Krieges. Ihren Spenden ist der Neubau der Pfarrkirche in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu verdanken. Dem letzten von Schuss folgten verschiedene Schlossherren. Ab dem Jahre 1778 war das Schloss im Besitz des Freiherren von Pelkoven. Ihm folgte 1780 ein Reichsfreiherr von und zu Weichs. Ab 1790 residierte der Reichsedle Johann Georg von Silberbauer im Schloss. Er versuchte die Erträge des Gutes zu steigern, indem er damals unbekannte Gewächse pflanzte. Ein Kastanienbaum (in Mundart: Stechanussbam) aus dieser Zeit steht noch heute unterhalb des Brauereigebäudes. Auf Grund von Verschwendungssucht und Unverstand seiner zweiten Gemahlin verkam der Besitz in elendsten Zustand. So erwarb 1830 die Kirchenverwaltung Sattelpeilnstein das gesamte Gut und verkaufte viele Grundstücke davon an die Dorfbevölkerung. Den Rest des völlig verfallenen Schlossgutes kaufte schließlich im Jahre 1842 ein Otto Schauer aus Passau. Durch ihn erreichten die Besitztümer bald wieder das alte Ansehen. Noch heute befinden sich das Schloss und die Brauerei im Besitz der Familie Schauer.

Brauerei

Die Brauerei im Ort wurde 1348 zum ersten Mal urkundlich erwähnt und zählt damit zu einer der ältesten in der Gegend. Die zahlreich wechselnden Besitzer kümmerten sich stets gut darum. Sie wurde 1842 zum Gut des Schlosses Sattelpeilnstein gehörend von Otto Schauer miterworben. Sein Sohn Vinzenz Schauer übernahm im Jahre 1874 den Gutsbesitz und ließ die Schlossbrauerei neu aufbauen, um so der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Unter Schloss- und Brauereibesitzer Adolf Schauer wurde die Brauerei bis in die 1920er Jahren nochmals erweitert, worauf die jetzige Gestalt des Bräuhauses zurückgeht. Die Familie brachte die Brauerei gut über viele wechselvolle und krisenreiche Jahre, zudem über die schwierigen Zeiten der beiden Weltkriege mit den nachfolgenden Notzeiten und Geldentwertungen. Im Jahre 1992 endeten diese goldenen Zeiten jedoch, als der Brauereibetrieb auf Grund des allgemeinen Brauereisterbens eingestellt werden musste.

Pfarrkirche St. Peter und Paul

Der jetzigen Pfarrkirche St. Peter und Paul ging eine frühere voraus. Über diese erste Kirche sind leider keine Daten bekannt. Auch die Gründungszeit der Pfarrei ist weitestgehend unbekannt. Man weiß, dass im Jahre 739 Mönche aus dem Benediktinerkloster St. Emmeram in Regensburg das Kloster Chammünster gründeten und in dieser Gegend die Christianisierung voran brachten. Da alle Kirchen des Landkreises, ebenso St. Jakob in Cham, Filialen der Urkirche Chammünster darstellten, wird angenommen, dass diese Mönche auch die Erbauer der ersten Kirche waren. Die alte Kirche stand am selben Ort, an dem die heutige Pfarrkirche steht. Von ihr ist nur noch der viereckige, aus Granitquadern erbaute Turm vorhanden. Dessen Lage und Höhe lassen darauf schließen, dass die alte Kirche kleiner war. Der Kirchturm war mit einem stumpfen Spitzdach eingedeckt. Die Ausstattung war innen wie außen sehr notdürftig. Im Jahre 1728 war die alte Pfarrkirche jedoch so baufällig, dass ein Neubau unumgänglich war, der nur durch die großzügige Unterstützung der Schlossherren von Schuss (1622-1767) möglich war. Ihnen zu Ehren wurden von der Kirchenverwaltung in der Kirche Grabtafeln angebracht. Den Bau der Kirche führte Pfarrer Matthäus Deser durch[5], an den noch heute ein Grabstein in der Pfarrkirche erinnert. Der Turm wird um ein achteckiges Stockwerk erhöht und mit einer barocken Zwiebelkuppel versehen. Der Taufstein, der Hochaltar sowie die Seitenaltäre stammen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In den Jahren von 1977 bis 1981 wurde die Kirche unter Pfarrer Konrad Senft mit einem Kostenaufwand von über 1 Millionen DM außen und innen gründlich renoviert.

Außer der Pfarrkirche standen im Friedhof noch zwei Kapellen. Die eine im Nordosten war der Gottesmutter geweiht und dient heute als Friedhofskapelle, die andere war dem hl. Josef geweiht und befand sich wahrscheinlich im Südwesten.

Aus dem ursprüngliche Pfarrhof wurde 1687 ein Schulhaus (heute: Tiedemann-Haus). Diesem folgte während des Dreißigjährigen Krieges ein neues Pfarrhaus, welches 1645 bezogen wurde. Im Jahre 1979 musste dieses allerdings im Zuge der Friedhofserweiterung einem Neubau weichen.

Heute

Von 1860 bis 1970 verringerte sich die Zahl der Einwohner des Pfarrdorfes von 195 auf 157. Gründe waren die insgesamt ungünstige landwirtschaftliche Betriebsstruktur mit geringer Hofgröße und Mangel an alternativen Einkommensmöglichkeiten. 1970 hatte die Gemeinde Sattelpeilnstein 980 Einwohner. 28,4 % waren in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt, 35,6 % im produzierenden Gewerbe.

Im Jahr 1946 wurde die ehemalige Gemeinde Birnbrunn eingemeindet. Die Gemeinde Sattelpeilnstein wurde am 1. Januar 1972 zusammen mit Sattelbogen nach Traitsching eingemeindet.[6] Im Jahre 1989 erhielt Sattelpeilnstein den Landespreis im Wettbewerb naturnaher Lebensraum sowie in den Jahren 1990 bis 1995 Gold- und Silbermedaillen im Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden auf Kreis-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene.

Sehenswürdigkeiten

  • Schloss Sattelpeilnstein. Das 1571 bis 1580 erbaute und im 17. Jahrhundert ergänzte dreigeschossige Schloss hat vier Türme.
  • Burg Sattelpeilnstein. Von der mittelalterlichen, auf einem Felsen liegenden Burg sind einige Reste erhalten.
  • Pfarrkirche St. Peter und St. Paul. Die aus dem 18. Jahrhundert stammende Kirche besitzt Rokokoaltäre und Grabdenkmäler des 16. Jahrhunderts.
  • Seelenkapelle aus dem 18. Jahrhundert
  • Druidenstein

Vereine

  • Freiwillige Feuerwehr Sattelpeilnstein, gegründet 1869
  • Schützenverein "Pylsteinia" e.V., gegründet 1882
  • TSV Sattelpeilnstein e.V., gegründet 1970
  • Burschenverein Beistoi e.V., gegründet 2003
  • Soldaten- und Kriegskameradschaft Sattelpeilnstein
  • KDFB Sattelpeilnstein
  • KLJB Sattelpeilnstein
  • Seniorenrunde Sattelpeilnstein

Literatur

  • Johann Brunner, Schloß und Herrschaft Sattelpeilnstein, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 57 (1905), S. 1 ff.
  • Ulrich Pietrusky, Donatus Moosauer: Der Bayerische Wald − im Fluge neu entdeckt, Verlag Morsak, Grafenau, 1985, ISBN 3-87553-228-7

Einzelnachweise

  1. Johann Brunner, Schloß und Herrschaft Sattelpeilnstein, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 57 (1905), S. 4 f.
  2. Regierung der Oberpfalz: Schlossberg von Sattelpeilnstein
  3. Regierung der Oberpfalz: Schlossberg von Sattelpeilnstein (Karte)
  4. EBIDAT: Sattelpeilnstein
  5. Brief des Bischöflichen Zentralarchivs vom 17.01.1991
  6. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7. Seite 439