Rugby Union

typisches Rugby-Union-Spiel

Rugby Union (oft auch einfach nur Rugby, Union oder Fünfzehnerrugby) ist eine Sportart aus der Rugby-Familie. Sie ist die am weitesten verbreitete Rugby-Art der Welt. In diesem Kampf- und Ballspiel versuchen zwei Mannschaften zu je 15 Spielern das Spielgerät, den Rugbyball, am Gegner vorbeizutragen und so Punkte zu erzielen.

Regeln

Hauptartikel: Rugby-Union-Regeln

Ziel des Spiels

Ziel des Spiels ist es, mehr Punkte als die gegnerische Mannschaft zu erzielen. Dafür gibt es grundsätzlich drei Möglichkeiten.

  • Man kann den Ball an der gegnerischen Verteidigung vorbei in das gegnerische Malfeld tragen und dort am Boden ablegen. Ein solcher, auch so genannter, Versuch (englisch try) zählt fünf Punkte. Anschließend hat die Mannschaft, die den Versuch gelegt hat, die Chance eine Erhöhung (englisch conversion) von weiteren zwei Punkten zu erzielen. Hierbei wird versucht, den Ball mittels eines Kicks vom Boden von einer beliebigen Stelle auf der Linie, auf der der Versuch gelegt wurde, zwischen die beiden Pfosten des H-förmigen Tores und über dessen Querlatte zu kicken.
  • Ebenso kann man nach einem schweren Regelverstoß einen Strafkick „auf die Stangen setzen“, was drei Punkte einbringt.
  • Aus dem offenen Spiel ist auch ein technisch schwer auszuführender Drop-Kick durch die Stangen möglich, der ebenfalls drei Punkte wert ist.

Spieler

Die 15 Spieler jeder Mannschaft werden in acht Stürmer (Forwards, Trikotnummern 1-8) und sieben Hintermannschaftsspieler (Backs, Nummern 9-15) unterteilt. Bei den Spielern mit den Trikotnummern 11-14 redet man oft auch von den „Reihe-Spielern“ bzw. „Dreivierteln“, die den Gegensatz zum Sturm bilden. Die Nummer 10 hat daher auch im Deutschen den Namen „Verbinder“ da er zwischen dem Sturm und der Reihe vermittelt. Die folgende Skizze verdeutlicht die Aufstellung der Mannschaft etwa bei einem angeordneten Gedränge:

1 Linker Prop 2 Hakler 3 Rechter Prop
4 Lock 5 Lock
6 Linker Flanker 8 Nummer 8 7 Rechter Flanker
 
9 Gedränge-Halb
10 Verbinder
12 Erster Innen
13 Zweiter Innen
11 Kurzer Außen 14 Langer Außen
15 Schluss

Es gibt im Deutschen nur unzureichende Bezeichnungen für jede Position, weswegen die meisten Bezeichnungen dem Englischen entlehnt sind:

Nummer Name englische Bezeichnung Gruppenbezeichnung englische Gruppenbezeichnung
1 Linker Prop Loosehead Prop Erste Reihe Front Row
2 Hakler Hooker
3 Rechter Prop Tighthead Prop
4 Zweite Reihe Locks Zweite Reihe Second Row
5
6 Linker Flanker Blindside Flanker Dritte Reihe Backrow
7 Rechter Flanker Openside Flanker
8 Nummer 8 Number 8
9 Gedränge-Halb Scrum-Half Half-Backs
10 Verbinder / Die Zehn Fly-Half
11 Kurzer Außen Wing Dreiviertelreihe Three-Quarter Line
12 Erster Innen Inside Centre
13 Zweiter Innen Outside Centre
14 Langer Außen Wing
15 Schluss Full-back

Oft sind auch andere Bezeichnungen für Spieler(-gruppen) üblich. So werden zum Beispiel die Spieler 1-5 als Tight Five, 6-8 als Loose Forwards bezeichnet, da diese die ersten Stürmer sind, die vom Gedränge aufbrechen können. Die Spieler 11-14 werden Dreiviertel (engl. Three-quarters), 11, 14 und 15, die bei gegnerischen Angriffen oft wegen der Gefahr von Kicks zurückbleiben, werden auch Back Three genannt.

Standardsituationen

Ein Tackling

Standardsituationen im Rugby Union sind das Gedränge, mit dem nach einem kleineren Foul das Spiel neugestartet wird, und die Gasse, dem Einwurf des Balls, nachdem er im Aus war. Eine weitere quasi-Standardsituation ist das Tackling (oder "Tiefhalten"), mit dem gegnerische Spieler am Raumgewinn gehindert werden können.

Wettbewerbe

Internationales Fünfzehnerrugby

Im 4-Jahres-Turnus findet die Rugby-Union-Weltmeisterschaft statt.

Vorlage:Rugby-Union-Weltmeisterschaft/Tabelle

Das wichtigste Turnier der nördlichen Hemisphäre ist das jährlich stattfindende Six Nations, das aus dem Five Nations, dem ältesten Rugbyturnier der Welt, hervorging. Das Gegenstück dazu bildet auf der Südhalbkugel das Tri Nations.

Zwischen 1900 und 1924 war Rugby Union viermal Teil der Olympischen Spiele.

Club- und Provinz-Fünfzehnerrugby

Die wichtigsten Europäischen Ligen sind die englische Guinness Premiership, die französische Top 14, die Celtic League mit Mannschaften aus Wales, Irland und Schottland und die italienische Super 10. Die besten Mannschaften Europas spielen im Heineken Cup den höchsten Europapokal aus, daneben gibt es auch den European Challenge Cup.

In Südafrika gibt es den Currie Cup, in dem die beste Provinz gekürt wird. Seine Gegenstücke sind in Neuseeland der Air New Zealand Cup (ehemals NPC – National Provincial Championship) und in Australien der Australian Rugby Championship. Provinzen dieser drei Länder spielen in der Super 14 (ehemals Super 12) gegeneinander. In Deutschland existieren eine Erste und eine Zweite Bundesliga, darunter Regional- und teilweise Verbandsligen.

Popularität

Rugby Union ist vor allem auf den britischen Inseln (England, Schottland, Wales, Nordirland, Irland) sowie in Teilen des britischen Commonwealth (Neuseeland, Australien, Südafrika sowie Fidschi, Samoa und Tonga) äußerst populär, in Europa außerdem in (Süd-)Frankreich, (Nordost-) Spanien, Italien und Rumänien. Auf dem afrikanischen Kontinent hat Rugby Union außer in Südafrika noch in Simbabwe, Kenia, Namibia und der Elfenbeinküste eine gewisse Bedeutung. In Asien ist Japan das führende Land im Rugby Union mit einigen Abstand folgt Südkorea. In Südamerika ist Argentinien das dominierende Land gefolgt von Uruguay. In Nordamerika sind die Vereinigten Staaten und Kanada mit großem Abstand die stärksten Mannschaften des Kontinents.

Siehe auch: Rugby Union in Frankreich, Rugby Union in Neuseeland, Rugby in Österreich

Situation in Deutschland

Hauptartikel: Rugby in Deutschland

In Deutschland wird Rugby Union (dort mangels Alternativen meist einfach als Rugby bezeichnet) seit über 100 Jahren (seit 1878 in Heidelberg – HRK) gespielt. Bei den Olympischen Spielen 1900 in Paris errang die deutsche Mannschaft den zweiten Platz (und gewann damit die Bronzemedaille, da es damals noch keine Goldmedaille gab). Seitdem führt Rugby hierzulande allerdings ein Schattendasein. Wettkämpfe finden weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt; die deutsche Nationalmannschaft spielt derzeit in der Division II a des europäischen Rugby-Verbands FIRA-AER, unterlag jedoch in den Playoffs nach der dritten Runde der Qualifikation zur WM 2007 in Frankreich der spanischen Auswahl und verpasste so auch den Aufstieg in die Division I. In der Weltrangliste befindet sich Deutschland auf dem 27. Platz[1] (Stand 1. Dezember 2006). Der Dachverband des deutschen Rugby-Sports ist der Deutsche Rugby-Verband.

Es gibt in Deutschland nur wenige Städte, in denen es mehrere Rugby-Vereine gibt, die kleinste Stadt, die zwei Vereine hervorgebracht hat, ist Bocholt. Hochburgen des deutschen Rugby sind Heidelberg und Hannover, sowie der Großraum Frankfurt, mit Vereinen in Frankfurt (2), Offenbach am Main, Obertshausen, Heusenstamm, Babenhausen, Darmstadt, Mainz, Gießen und Marburg. Im Frauenrugby stellt Berlin mit vier Vereinen den größten Teil in Deutschland.

Organisation

Die Organisation aus deutscher Sicht:

Welt International Rugby Board (IRB)
Europa Fédération Internationale de Rugby Amateur Association Européenne de Rugby (FIRA-AER)
National Deutscher Rugby-Verband (DRV)
Landesverbände Nationale Unterverbände

Quellen

  1. IRB World Rankings (englisch)


Siehe auch