„Ritterakademie“ – Versionsunterschied

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'''Ritterakademien''' (auch '''Ritter-Schulen''' und '''Ritterkollegien''' genannt) waren in der [[Frühe Neuzeit|Frühen Neuzeit]] Bildungsanstalten für die Söhne adeliger Familien. Sie entstanden im deutschsprachigen Raum nach westeuropäischen Vorbildern seit dem Ende des 16. Jahrhunderts.
'''Ritterakademien''' (auch '''Ritter-Schulen''' und '''Ritterkollegien''' genannt) waren in der [[Frühe Neuzeit|Frühen Neuzeit]] Bildungsanstalten für die Söhne adeliger Familien. Sie entstanden in den Ländern Deutschlands (deutscher Sprachraum) nach westeuropäischen Vorbildern seit dem Ende des 16. Jahrhunderts. So wurden u. a. mehrere Ritterakademien in [[Wien]] (die erste 1682), in [[Ritterakademie (Erlangen)|Erlangen]] im Jahr 1701, in [[Salzburg]], in der auch Bürgersöhne zugelassen wurden (ab 1703), in [[Ritterakademie (Brandenburg)|Brandenburg]] im Jahre 1704, in [[Kremsmünster]] (ab 1744) (ab 1744) und in [[Innsbruck]] (ab 1775) gegründet.


Bis in die Neuzeit hinein spielte schulische Bildung für die Nachkommen des Adels mit Ausnahme der Söhne, die für eine geistliche Laufbahn vorgesehen waren, kaum eine Rolle. Unter dem Eindruck des [[Humanismus]] und der Konkurrenz gebildeter bürgerlicher Gruppen in den Verwaltungen der entstehenden [[Territorialstaat|Territorialstaaten]] wurde Bildung auch für den Adel wichtiger. Zunächst beschränkte sich dies meist auf die Anstellung eines Hauslehrers. Teilweise kam es auch zum gemeinschaftlichen Unterricht der Söhne benachbarter Adelsfamilien. Mit dem Entstehen von [[Gymnasium|Gymnasien]] seit der [[Reformation]] kam es teilweise zur Entstehung einer geordneten, kollektiven Adelserziehung. Anstalten zur ausschließlichen Erziehung von Adeligen entstanden allerdings erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ihren Ursprung hatten sie in Süd- und Westeuropa und wurden von dort in das [[Heiliges Römisches Reich|Heilige Römische Reich]] übertragen. Anfangs besuchten Söhne von Adeligen aus dem Reich während ihrer [[Grand Tour|Kavaliersreise]] Ritterakademien in [[Frankreich]].
Bis in die Neuzeit hinein spielte schulische Bildung für die Nachkommen des Adels mit Ausnahme der Söhne, die für eine geistliche Laufbahn vorgesehen waren, kaum eine Rolle. Unter dem Eindruck des [[Humanismus]] und der Konkurrenz gebildeter bürgerlicher Gruppen in den Verwaltungen der entstehenden [[Territorialstaat|Territorialstaaten]] wurde Bildung auch für den Adel wichtiger. Zunächst beschränkte sich dies meist auf die Anstellung eines Hauslehrers. Teilweise kam es auch zum gemeinschaftlichen Unterricht der Söhne benachbarter Adelsfamilien. Mit dem Entstehen von [[Gymnasium|Gymnasien]] seit der [[Reformation]] kam es teilweise zur Entstehung einer geordneten, kollektiven Adelserziehung. Anstalten zur ausschließlichen Erziehung von Adeligen entstanden allerdings erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ihren Ursprung hatten sie in Süd- und Westeuropa und wurden von dort in das [[Heiliges Römisches Reich|Heilige Römische Reich]] übertragen. Anfangs besuchten Söhne von Adeligen aus dem Reich während ihrer [[Grand Tour|Kavaliersreise]] Ritterakademien in [[Frankreich]].
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Nach französischem Vorbild wurde im Jahr 1594 als erste deutsche Einrichtung dieser Art das ''[[Collegium illustre]]'' in [[Tübingen]] gegründet. Nur wenig später wurde 1598 anknüpfend an ein Pageninstitut in [[Kassel]] eine Ritterakademie gegründet. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts kamen zahlreiche weitere Einrichtungen hinzu, so etwa die [[Siegen]]er ''Kriegs- und Ritterschule''. Nach dem [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] kamen die Akademien in [[Lüneburg]] (1655) und [[Rudolph-Antoniana|Wolfenbüttel]] (1687) hinzu. Weitere Gründungen dieser Art entstanden in zahlreichen Territorien bis in das 18. Jahrhundert hinein, so wurde 1701 die [[Ritterakademie (Erlangen)|Ritterakademie Erlangen]] gegründet. Die [[Ritterakademie (Brandenburg)|brandenburgische Akademie]] wurde 1704 gestiftet und die Einrichtung in [[Ritterakademie (Liegnitz)|Liegnitz]] entstand 1708. Lange Zeit zog es der katholische Adel indes vor, seine Söhne in Akademien ins Ausland – etwa nach [[Turin]] oder [[Besançon]] – zu schicken. Als Ritterakademie vornehmlich für den katholischen Adel entstand 1711 die von [[Benediktiner|Benediktinern]] geführte Einrichtung im [[Kloster Ettal]].1837 gründete die [[Rheinische Ritterschaft|Genossenschaft des Rheinischen Ritterbürtigen Adels]] die [[Rheinische Ritterakademie]] in [[Bedburg]].
Nach französischem Vorbild wurde im Jahr 1594 als erste deutsche Einrichtung dieser Art das ''[[Collegium illustre]]'' in [[Tübingen]] gegründet. Nur wenig später wurde 1598 anknüpfend an ein Pageninstitut in [[Kassel]] eine Ritterakademie gegründet. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts kamen zahlreiche weitere Einrichtungen hinzu, so etwa die [[Siegen]]er ''Kriegs- und Ritterschule''. Nach dem [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] kamen die Akademien in [[Lüneburg]] (1655) und [[Rudolph-Antoniana|Wolfenbüttel]] (1687) hinzu. Weitere Gründungen dieser Art entstanden in zahlreichen Territorien bis in das 18. Jahrhundert hinein, so wurde 1701 die [[Ritterakademie (Erlangen)|Ritterakademie Erlangen]] gegründet. Die [[Ritterakademie (Brandenburg)|brandenburgische Akademie]] wurde 1704 gestiftet und die Einrichtung in [[Ritterakademie (Liegnitz)|Liegnitz]] entstand 1708. Lange Zeit zog es der katholische Adel indes vor, seine Söhne in Akademien ins Ausland – etwa nach [[Turin]] oder [[Besançon]] – zu schicken. Als Ritterakademie vornehmlich für den katholischen Adel entstand 1711 die von [[Benediktiner|Benediktinern]] geführte Einrichtung im [[Kloster Ettal]].1837 gründete die [[Rheinische Ritterschaft|Genossenschaft des Rheinischen Ritterbürtigen Adels]] die [[Rheinische Ritterakademie]] in [[Bedburg]].


In den österreichischen Ländern entstanden mehrere Ritterakademien in [[Wien]] (die erste 1682), in [[Salzburg]], in der auch Bürgersöhne zugelassen wurden (ab 1703), in [[Kremsmünster]] (ab 1744) und in [[Innsbruck]] (ab 1775). Im Zuge der Reformen [[Joseph II. (HRR)|Josephs II.]] wurden alle adeligen Erziehungsanstalten aufgelöst. Nach dessen Tod wurden nur das [[Öffentliches Gymnasium der Stiftung Theresianische Akademie|Theresianum]] in Wien und die Akademie in Innsbruck wieder eröffnet. Vor allem im 19. Jahrhundert verloren die Akademien unter dem Eindruck des Aufstiegs des humanistischen Gymnasiums an Bedeutung. Bis auf einige Ausnahmen wurden sie entweder geschlossen oder in Gymnasien umgewandelt.
In den österreichischen Ländern wurden im Zuge der Reformen [[Joseph II. (HRR)|Josephs II.]] alle adeligen Erziehungsanstalten aufgelöst. Nach dessen Tod wurden nur das [[Öffentliches Gymnasium der Stiftung Theresianische Akademie|Theresianum]] in Wien und die Akademie in Innsbruck wieder eröffnet. Vor allem im 19. Jahrhundert verloren die Akademien unter dem Eindruck des Aufstiegs des humanistischen Gymnasiums an Bedeutung. Bis auf einige Ausnahmen wurden sie entweder geschlossen oder in Gymnasien umgewandelt.


== Ritterakademien ==
== Ritterakademien ==

Version vom 10. April 2009, 15:12 Uhr

Ritterakademie in Brandenburg an der Havel

Ritterakademien (auch Ritter-Schulen und Ritterkollegien genannt) waren in der Frühen Neuzeit Bildungsanstalten für die Söhne adeliger Familien. Sie entstanden in den Ländern Deutschlands (deutscher Sprachraum) nach westeuropäischen Vorbildern seit dem Ende des 16. Jahrhunderts. So wurden u. a. mehrere Ritterakademien in Wien (die erste 1682), in Erlangen im Jahr 1701, in Salzburg, in der auch Bürgersöhne zugelassen wurden (ab 1703), in Brandenburg im Jahre 1704, in Kremsmünster (ab 1744) (ab 1744) und in Innsbruck (ab 1775) gegründet.

Bis in die Neuzeit hinein spielte schulische Bildung für die Nachkommen des Adels mit Ausnahme der Söhne, die für eine geistliche Laufbahn vorgesehen waren, kaum eine Rolle. Unter dem Eindruck des Humanismus und der Konkurrenz gebildeter bürgerlicher Gruppen in den Verwaltungen der entstehenden Territorialstaaten wurde Bildung auch für den Adel wichtiger. Zunächst beschränkte sich dies meist auf die Anstellung eines Hauslehrers. Teilweise kam es auch zum gemeinschaftlichen Unterricht der Söhne benachbarter Adelsfamilien. Mit dem Entstehen von Gymnasien seit der Reformation kam es teilweise zur Entstehung einer geordneten, kollektiven Adelserziehung. Anstalten zur ausschließlichen Erziehung von Adeligen entstanden allerdings erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Ihren Ursprung hatten sie in Süd- und Westeuropa und wurden von dort in das Heilige Römische Reich übertragen. Anfangs besuchten Söhne von Adeligen aus dem Reich während ihrer Kavaliersreise Ritterakademien in Frankreich.

Nach französischem Vorbild wurde im Jahr 1594 als erste deutsche Einrichtung dieser Art das Collegium illustre in Tübingen gegründet. Nur wenig später wurde 1598 anknüpfend an ein Pageninstitut in Kassel eine Ritterakademie gegründet. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts kamen zahlreiche weitere Einrichtungen hinzu, so etwa die Siegener Kriegs- und Ritterschule. Nach dem Dreißigjährigen Krieg kamen die Akademien in Lüneburg (1655) und Wolfenbüttel (1687) hinzu. Weitere Gründungen dieser Art entstanden in zahlreichen Territorien bis in das 18. Jahrhundert hinein, so wurde 1701 die Ritterakademie Erlangen gegründet. Die brandenburgische Akademie wurde 1704 gestiftet und die Einrichtung in Liegnitz entstand 1708. Lange Zeit zog es der katholische Adel indes vor, seine Söhne in Akademien ins Ausland – etwa nach Turin oder Besançon – zu schicken. Als Ritterakademie vornehmlich für den katholischen Adel entstand 1711 die von Benediktinern geführte Einrichtung im Kloster Ettal.1837 gründete die Genossenschaft des Rheinischen Ritterbürtigen Adels die Rheinische Ritterakademie in Bedburg.

In den österreichischen Ländern wurden im Zuge der Reformen Josephs II. alle adeligen Erziehungsanstalten aufgelöst. Nach dessen Tod wurden nur das Theresianum in Wien und die Akademie in Innsbruck wieder eröffnet. Vor allem im 19. Jahrhundert verloren die Akademien unter dem Eindruck des Aufstiegs des humanistischen Gymnasiums an Bedeutung. Bis auf einige Ausnahmen wurden sie entweder geschlossen oder in Gymnasien umgewandelt.

Ritterakademien

Literatur

  • Norbert Conrads: Ritterakademien der frühen Neuzeit: Bildung als Standesprivileg im 16. und 17. Jahrhundert. Göttingen 1982, ISBN 3-525-35918-7.
  • Thomas Mutschler: Schule. In: Werner Paravicini (Hrsg.): Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Bilder und Begriffe. Ostfildern 2005. (Preprintversion)
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