„Reality-TV“ – Versionsunterschied

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Als '''Reality TV''' werden gemeinhin [[Fernsehsendung|Fernsehsendungen]] bezeichnet, die im dokumentarischen Stil über bestimmte [[Mensch|Menschen]] / Themen berichten. Das Besondere an dieser medialen [[Kunst]]form ist der Versuch, das tägliche Leben (oder einen gewissen Teil davon) der Teilnehmer darzustellen. Die handelnden Personen werden durch zahlreiche Kameras beobachtet und diese Beobachtunge in Echtzeit oder in Zusammenfassungen dem interessierten Publikum im [[Fernsehen]] dargestellt.
Als '''Wirklichkeitsfernsehen''' oder englisch '''Reality TV''' werden gemeinhin [[Fernsehsendung|Fernsehsendungen]] bezeichnet, die im dokumentarischen Stil über bestimmte [[Mensch|Menschen]] / Themen berichten. Das Besondere an dieser medialen [[Kunst]]form ist der Versuch, das tägliche Leben (oder einen gewissen Teil davon) der Teilnehmer darzustellen. Die handelnden Personen werden durch zahlreiche Kameras beobachtet und diese Beobachtunge in Echtzeit oder in Zusammenfassungen dem interessierten Publikum im [[Fernsehen]] dargestellt.


Im Unterschied zu herkömmlichen [[Dokumentation|Dokumentationen]] werden diese Formate meist in Form einer wöchentlichen [[Serie]] ausgestrahlt. Meistens fehlt auch ein sozialkritischer Kommentar des Produzenten, da in diesem Fall eine Firma als [[Produzent]] auftritt und nur ein Sprecher aus dem [[Off]] die Ereignisse erklärt. Es handelt sich also bei Reality TV in keiner Weise um [[Journalismus]].
Im Unterschied zu herkömmlichen [[Dokumentation|Dokumentationen]] werden diese Formate meist in Form einer wöchentlichen [[Serie]] ausgestrahlt. Meistens fehlt auch ein sozialkritischer Kommentar des Produzenten, da in diesem Fall eine Firma als [[Produzent]] auftritt und nur ein Sprecher aus dem [[Off]] die Ereignisse erklärt. Es handelt sich also bei Reality TV in keiner Weise um [[Journalismus]].

Version vom 20. April 2006, 11:22 Uhr

Als Wirklichkeitsfernsehen oder englisch Reality TV werden gemeinhin Fernsehsendungen bezeichnet, die im dokumentarischen Stil über bestimmte Menschen / Themen berichten. Das Besondere an dieser medialen Kunstform ist der Versuch, das tägliche Leben (oder einen gewissen Teil davon) der Teilnehmer darzustellen. Die handelnden Personen werden durch zahlreiche Kameras beobachtet und diese Beobachtunge in Echtzeit oder in Zusammenfassungen dem interessierten Publikum im Fernsehen dargestellt.

Im Unterschied zu herkömmlichen Dokumentationen werden diese Formate meist in Form einer wöchentlichen Serie ausgestrahlt. Meistens fehlt auch ein sozialkritischer Kommentar des Produzenten, da in diesem Fall eine Firma als Produzent auftritt und nur ein Sprecher aus dem Off die Ereignisse erklärt. Es handelt sich also bei Reality TV in keiner Weise um Journalismus.

Mitte der 1990er wurden sie in Japan populär und seit Ende der 1990er verzeichnen diese Formate einen regelrechten Boom in Europa und den USA, vor allem bei Privatsendern. Aber auch öffentlich-rechtliche Anstalten wie ARD, ARTE oder der österreichische ORF verbuchen mit Reality-Formaten große Erfolge. Sie sind billig zu produzieren, da keine Darsteller oder Drehbuchautoren bezahlt werden müssen.

Die Protagonisten sind meist Menschen aus einem "normalen" Umfeld, damit sich möglichst viele Zuschauer mit ihnen identifizieren können. Sie werden entweder auf dem Weg zu einem Ziel (z. B. Abnehmen) begleitet oder in eine spezielle Umgebung gebracht (z. B. "Frauentausch").

Im deutschsprachigen Fernsehen sind vor allem die Themen Familie und Erziehung beliebt. Diese Formate tragen Titel wie "Frauentausch", "Die Super Nanny" oder "Diät-Duell". Der Erfolg dieses Formates besteht darin, dass der Zuschauer Erlebnisse anderer erfahren kann, ohne sich selbst in Gefahr zu begeben. Ein gewisser Grad an Voyeurismus ist zudem in allen Sendungen vorhanden, da Menschen in privaten oder sogar intimen Situationen gezeigt werden.

Der Durchbruch dieser Shows erfolgte europaweit mit dem Format Big Brother, bei dem Freiwillige monatelang in einer künstlichen Umgebung leben und ständig von Kameras beobachtet werden. Die Sendung hatte vor allem in der Anfangsphase sehr hohe Einschaltquoten. Weitere Beispiele sind "Die Insel", "Der Bachelor", "Die Alm", "Die Burg" oder die russische Show "Hunger", bei der Menschen sich durch Betteln in Berlin am Leben erhalten müssen.

Den meisten Shows ist der Spiel- bzw. Wettkampfcharakter gemeinsam, da während der Show laufend Teilnehmer durch Publikum- oder Jury-Entscheid abgewählt (ausgesondert) werden und der zuletzt Übriggebliebene ein Preisgeld einstreichen darf.

Eines der ersten erfolgreichen Formate ohne jeglichen Wettkampfcharakter war "The Osbournes" (MTV). In dieser Serie erhielt man Einblick in das Leben von Ozzy Osbourne und dessen Familie.

Die Ideen dieser Sendungen werden im Falle des Erfolges schnell von anderen Sendern kopiert. "Diät-Duell" stammt ursprünglich aus Großbritannien, "The Swan" stammt aus den USA.

Aktuell ist eine Radikalisierung zu beobachten. Besonders in den USA treibt der Kampf um Einschaltquoten die Sender zu immer bizarreren Ideen. Zuletzt wurden Schönheitsoperationen vor der Kamera durchgeführt, welche sich die teilnehmenden Kandidatinnen gewünscht hatten. Anschließend konnten dann die Zuschauer bestimmen, wer die "Schönste" war. Eine weitere Radikalisierung ist in Zukunft zu erwarten. In Japan sind diese Formate schon länger populär und entsprechend radikaler. So gab es dort z.B. Sendungen in denen junge Männer in Südafrika ausgesetzt wurden und dabei gefilmt wurden wie sie nach Skandinavien trampen mussten um ihr Heimflugticket abzuholen.

Kritik

Im Allgemeinen haben diese Formate einen zweifelhaften Ruf, da sie z. T. belanglose Themen aufgreifen oder billig produziert sind. Kritiker meinen außerdem, dass die Formate lediglich den Voyeurismus des Zusehers fördern, und die beteiligten Personen durch die ihnen plötzlich zuteil werdende Aufmerksamkeit psychisch geschädigt werden könnten.

Ein weiterer, wesentlicher Kritikpunkt ist der Einfluss dieser Formate auf die Rezipienten, denen suggeriert wird, dass jeder die Möglichkeit hat, aus der Anonymität einer gesichtslosen Massengesellschaft herauszutreten. Dabei wird natürlich ausgelassen, in welchem Verhältnis die "Stars von Nebenan" zu der Produktionsfirma stehen, die weniger den Menschen als vielmehr das Produkt sieht. Das Argument der Sender zur offensichtlichen Banalität oder Brutalität dieser Formate ist der Verweis darauf, dass die Zuschauer selbst entscheiden sollen, was sie sehen wollen und was nicht. Was allen diesen Sendungen gemein ist, ist das weitgehende Fehlen einer Metaebene, einer Reflexion des Beobachtet-werdens, denn nur so läßt sich die vorgetäuschte Authentizität aufrechterhalten.

Der Erfolg des TV-Konzeptes verdeutlicht eine Veränderung der Wahrnehmung sowohl seiner Selbst als auch Anderer durch Protagonisten wie auch Zuschauer. Der Verlust der Privat- oder Intimsphäre wird zugunsten einer, wenn auch kurzen, Popularität in Kauf genommen oder gar nicht als solche empfunden. Es wird deutlich in welcher Form Fernsehen den Maßstab für gesellschaftlichen oder persönlichern Erfolg bestimmt. Erfolg definiert sich über den erlangten Grad an Popularität und nicht mehr über klassische Erfolgskriterien wie zum Beispiel berufliche, kulturelle oder wissenschaftliche Leistungen.


Siehe auch

Doku-Soap