Paul Wember

Paul Wember (* 25. Juli 1913 in Recklinghausen; † 9. Januar 1987 in Krefeld) war ein deutscher Kunsthistoriker, Museumsdirektor, Kurator und Buchautor.

Leben und Wirken

Paul Wember studierte katholische Theologie, Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte in Bonn, Paderborn, Freiburg i. Br. bei Martin Heidegger und Berlin bei Nicolai Hartmann. Seine Promotion erfolgte 1939 bei Wilhelm Pinder mit einer Arbeit über „Die westphälische Stein- und Holzplastik des 13. Jahrhunderts“.

1940 heiratete Paul Wember die Künstlerin Tomma Wember. Von 1943 bis 1944 war er Assistent am Kunsthistorischen Institut der Friedrich-Wilhelms-Universität, Berlin, von 1944 bis 1947 am St. Annen-Museum in Lübeck. 1947 wurde Paul Wember Direktor des Kaiser-Wilhelm-Museums in Krefeld, das er bis 1975 leitete. 1952 stellte Wember im Innenhof des Museums den für die Industrieausstellung „Rhein-Maas“ entstandenen und in den Besitz der Stadt Krefeld übergegangenen Brunnen von Joseph Beuys aus dem Jahr 1952 aus.[1]

Haus Lange, Gartenseite

1955 stellte Ulrich Lange sein 1928 bis 1930 von Ludwig Mies van der Rohe erbautes Elternhaus der Stadt Krefeld für zehn Jahre als Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst zur Verfügung. Unter der Leitung Wembers wurde das Haus Lange zu einem der führenden Ausstellungsorte avantgardistischer Kunst. 1968 schenkte Ulrich Lange das Haus der Stadt Krefeld unter der Auflage, darin 100 Jahre zeitgenössische Kunst auszustellen.

1964 nahm das Kaiser-Wilhelm-Museum mit der Ausstellung „Heutige Kunst in Museen“ an der Biennale in Venedig teil.
Mit einem minimalen Ankaufsetat war das Krefelder Museum nicht in der Lage, wie die großen Häuser in die klassische Moderne zu investieren. Wember kaufte daher unbekannte Gegenwartskunst, unter anderem Werke von Yves Klein, Tàpies und Beuys. Er nutzte dabei vielfältige Kontakte zu Galeristen wie Michael Hertz, Alfred Schmela, Rolf Ricke, Rudolf Zwirner und Conny Fischer.
Parallel dazu war es ein Anliegen Wembers, immer wieder regionale Künstler des Niederrheins durch Museums-Ausstellungen zu fördern.

Wembers Kunstpolitik war in den Jahren von 1950 bis 1970 umstritten. Sowohl in Ausschüssen der Stadt als auch in der Bevölkerung war er Anfeindungen ausgesetzt, konnte sich aber auf die Loyalität des damaligen Kulturdezernenten der Stadt, Kurt Honnen, stützen.[2] [3] Die Atmosphäre änderte sich erst mit einer verstärkt einsetzenden überregionalen und internationalen Anerkennung: Hans Strelow nannte schließlich Wember 1968 in der Zeit den führenden Museumsmann für die Avantgarde. Mit Beginn der 1970er Jahre – die Stadt war zu einer Metropole zeitgenössischer Kunst geworden – wurde die Leistung von Paul Wember auch in Krefeld mehr anerkannt.

Ab 1968 wurde Wember Berater des Sammler-Ehepaars Helga und Walter Lauffs und baute mit ihnen eine umfangreiche Sammlung zeitgenössischer Kunst auf. Die erworbenen Kunstwerke verblieben für etwa vier Jahrzehnte in der Sammlung des Museums.

Vieles aus Wembers Direktorentätigkeit wurde erst im Rückblick deutlich. So wurde 2013 nachgewiesen, dass Wember der erste war, der in Deutschland Miro, Klein, Christo und Tinguely in einem Museum ausstellte.[4][5]

Am 30. September 1975 trat Paul Wember aus gesundheitlichen Gründen (er litt an den Folgen einer schweren Kriegsverletzung) in den Ruhestand. Nach Willem Sandberg (Stedelijk Museum, Amsterdam), Alfred Barr ( Museum of Modern Art, New York) und Arnold Bode (Mitbegründer der documenta, Kassel) erhielt Paul Wember 1976 den Preis des Deutschen Kunsthandels in Düsseldorf.

2013 machten Gisela Fiedler-Bender und sein Sohn Bernward Wember erstmals den beträchtlichen Anteil von Tomma Wember an der Direktorentätigkeit von Paul Wember öffentlich.[6][7]

Ausstellungen (Auswahl)

Schriften (Auswahl)

  • Die westfälische Stein- und Holz-Plastik des 13. Jahrhunderts. Dissertation. Dresden 1941.
  • Heinrich Nauen. Düsseldorf 1948.
  • Joan Miró, Farbige Lithographien. Wiesbaden, 1959.
  • Die Jugend der Plakate 1887–1917. Krefeld o. J. (um 1960)
  • Heinrich Campendonk. Krefeld 1961.
  • Bewegte Bereiche der Kunst. Krefeld 1963.
  • Johan Thorn Prikker. Glasfenster, Wandbilder, Ornamente 1891–1932. Krefeld 1966.
  • Yves Klein. Monographie zur Zeitgenössischen Kunst. (Werkverzeichnis, Biographie, Bibliographie, Ausstellungsverzeichnis von Gisela Fiedler.) DuMont Schauberg, Köln 1969.
  • Blattkünste. Internationale Druckgraphik seit 1945. (Unter Mitarbeit von Gisela Fiedler.) Krefeld, 1973.
  • Kunst in Krefeld: Öffentliche und private Kunstsammlungen. DuMont Schauberg, Köln 1973, ISBN 3-7701-0679-2.

Auszeichnungen

Literatur

  • Sylvia Martin und Sabine Röder (Hrsg.): Paul Wember und das hyperaktive Museum. Verlag für moderne Kunst. Nürnberg 2013, ISBN 979-3-86984-421-3.
  • Paul Wember. Erinnerungen zum 100. Geburtstag. Hg. Kunst und Krefeld e. V. Krefeld 2013, ISBN 978-3-9811973-3-4.

Einzelnachweise

  1. Götz Adriani, Winfried Konnertz, Karin Thomas: Joseph Beuys. DuMont, Köln 1994, S. 28
  2. Gisela Fiedler-Bender: Paul Wember zum 100. Geburtstag. In: Paul Wember. Erinnerungen zum 100. Geburtstag. Hg. Kunst und Krefeld e. V. Krefeld 2013.
  3. Biografie Paul Wembers auf der Homepage der Stadt Krefeld
  4. Sylvia Martin und Sabine Röder (Hrsg.): Paul Wember und das hyperaktive Museum. Verlag für moderne Kunst. Nürnberg 2013.
  5. Christoph Elles: Wie Wember Krefeld groß machte, Westdeutsche Zeitung 22. Februar 2013
  6. Gisela Fiedler-Bender: Paul Wember zum 100. Geburtstag. In: Paul Wember. Erinnerungen zum 100. Geburtstag. Hg. Kunst und Krefeld e. V. Krefeld 2013.
  7. Bernward Wember: Paul und Tomma Wember. Das Museums-Direktoren-Ehepaar. In: Sylvia Martin und Sabine Röder (Hrsg.): Paul Wember und das hyperaktive Museum. Verlag für moderne Kunst. Nürnberg 2013.