Paolo Borsellino

Paolo Borsellino (*Palermo 19. Januar 1940, †19. Juli 1992) war ein italienischer Richter und „Mafia-Jäger“.

Biografie

Jugend

Er wurde im Armenviertel „La Kalsa“ in Palermo geboren, wo unter anderem Giovanni Falcone und Tommaso Buscetta lebten. Nachdem er das liceo classico (humanistische Ausbildung ähnlich einem Gymnasium) mit dem Namen „Meli“ besuchte, schrieb sich Borsellino in Palermo für Recht ein. Am 27. Juni 1962 schliesst er sein Studium ab, wenige Tage später verschwand sein Vater. Borsellino führte die Apotheke seines Vaters Diego weiter, bis seine Schwester Rita in Arzneimittelkunde abschloss.


Richterkarriere

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  • 1963 wird Borsellino Mitglied der Justizbehörde von Palermo.
  • 1967 wird er Amtsrichter in Mazara del Vallo, 1969 in Monreale, wo er zusammen mit Emanuele Basile arbeitete.
  • 1975 wird er wieder nach Palermo versetzt und im Juli tritt er ins "ufficio istruzione affari penali" (etwa: Amt für Untersuchung von Strafsachen) unter der Leitung von Rocco Chinnici ein.
  • 1980 werden die ersten sechs Mafiosi dank den von ihm und Emanuele Basile durchgeführten Untersuchungen verhaftet, noch Mai desselben Jahres wirde Basile ermordet und Borsellino und seine Familie ab diesem Zeitpunkt ständig bewacht.
    In jenem Jahr wurde der Antimafia-Pool gegründet, in welchem unter der Leitung von Chinnici drei Richter (Falcone, Borsellino und Barrile) und zwei Kommissäre (Ninni Cassarà und Beppe Montana) arbeiteten. Alle Mitglieder des Pools verlangten ausdrücklich eine Intervention des Staates, welche ausblieb.
  • Am 4. August 1983 starb Rocco Chinnici und wenige Tage später kam Antonino Caponnetto aus Florenz. Der Pool wollte eine Generalmobilmachung gegen die Mafia.
  • 1984 wurden Vito Ciancimino verhaftet und Tommaso Buscetta gestand als sogenannter "pentito" (wörtlich: Reuiger; Mafia-Aussteiger) seine Taten. "Don Masino", wie ihn die Mafiosi nannten, wurde in San Paolo del Brasile verhaftet und an Italien ausgeliefert.
    Buscetta beschreibt eine Mafia von welcher man bisher wenig bis nichts wusste und beschrieb sie in sehr detaillierter Weise.
  • 1985 wurden wenige Tage nacheinander die Kommissäre Beppe Monatana und Ninni Cassarà von der Cosa Nostra ermordet. Falcone und Borsellino wurden in die Fremdenherberge von Carcere dell’Asinara transferiert, wo sie an den Beweiserhebungen für den Maxi-Prozess von Palermo zu schreiben begannen, in dem später über 300 Mafiosi verurteilt werden sollten.
  • Am 19. Dezember 1986 wurde Borsellino zum Prokurat von Marsala gerufen.
  • 1987 verliess Caponnetto den Pool aus gesundheitlichen Gründen und alle erwarteten die Nomination von Falcone, aber der Oberste Richterrat CSM (Consiglio Superiore della Magistratura) sah es anders und es erwachte die Angst, man schaffe den Pool wieder ab.
    Borsellino erzählt überall über die Ereignisse im Prokurat Palermo, womit er Disziplinarmassnahmen riskiert.
  • Am 31. Juli bekam Borsellino eine Vorladung des CSM und wiederholte darauf die Anschuldigungen, was Ratlosigkeit hervorrief.
  • Am 14. September wurde Antonino Meli aufgrund des höchsten Dienstalters zum Chef des Pools ernannt.
    Borsellino kehrte nach Marsala zurück, wo er zusammen mit einigen jungen Richtern weitere Unersuchungen durchführte.
    In jenen Tagen begann die Debatte über die Erschaffung einer Superprocura, einer nationalen Anti-Mafia-Behörde nach dem Vorbild der FBI.
    Falcone ging nach Rom um die Leitung der Direktion für Strafrechtsfragen zu übernehmen und drängte darauf, die Superprocura zu schaffen.
  • Borsellino verlangte die Versetzung auf das Prokurat von Palermo und wurde dort am 11. Dezember 1991 tätig.
  • Am 23. Mai 1992 müssen im Attentat von Capaci Giovanni Falcone, seine Frau Francesca und die drei Leibwächter Antonio Montinaro, Vito Schifani und Rocco di Cillo ihr Leben lassen.

Attentat

Am 19. Juli 1992, nachdem er mit einigen Freunden zu Mittag gegessen hatte, begab sich Borsellino mit seiner Eskorte zur Via D’Amelio, wo seine Mutter lebte. Ein FIAT 127, welcher in der Nähe der Behausung seiner Mutter parkiert war, explodierte und tötete ausser Borsellino auch Emanuela Loi (die erste Frau in einer Eskorte), Agostino Catalano, Vicenzo Li Muli, Walter Eddie Cusina und Claudio Traina. Antonino Vullo überlebte als einziger. Durch Borsellinos Tod ging viel Wissen im Kampf gegen die Mafia verloren. So soll beim Attentat unter anderem seine rote Agenda abhanden gekommen sein. Diese trug er immer bei sich und hatte darin alle Termine und wichtige Informationen eingetragen. Rita Borsellino, seine Schwester, ist heute führende Aktivistin im Kampf gegen die Mafia.

Literatur

siehe: Mafia


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