„Otto Jochum“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
BBKLfix
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(25 dazwischenliegende Versionen von 21 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Otto Jochum''' (* [[18. März]] [[1898]] in [[Babenhausen (Schwaben)|Babenhausen]] im Unterallgäu; † [[24. Oktober]] [[1969]] in [[Bad Reichenhall]]) war ein deutscher [[Komponist]], [[Chorleitung|Chorleiter]] und [[Musikpädagogik|Musikpädagoge]] und der ältere Bruder von [[Eugen Jochum|Eugen]] und [[Georg Ludwig Jochum|Georg Ludwig]] Jochum.
'''Otto Jochum''' (* [[18. März]] [[1898]] in [[Babenhausen (Schwaben)|Babenhausen]]; † [[24. Oktober]] [[1969]] in [[Bad Reichenhall]]) war ein deutscher [[Komponist]], [[Chorleitung|Chorleiter]] und [[Musikpädagogik|Musikpädagoge]]. Er war der ältere Bruder von [[Eugen Jochum|Eugen]] und [[Georg Ludwig Jochum|Georg Ludwig]] Jochum.


== Leben ==
== Leben ==
Der Sohn eines katholischen Lehrers, Organisten, Chorregenten und Leiters des Orchester- und Theatervereins studierte nach einer Lehrerausbildung 1922–28 wie seine Brüder am Augsburger [[Hochschule für Musik Nürnberg|Leopold-Mozart-Konservatorium]] und 1928–31 an der [[Hochschule für Musik und Theater München|Staatlichen Akademie der Tonkunst]] bei [[Joseph Haas]]. Daneben war er 1921–32 Organist an der St. Georgskirche in Augsburg und Leiter des Singschulkollegium Augsburg (1922–33). 1932/33 wurde er Leiter der Städtischen Singschule in Augsburg, an der er 1935 das Singschullehrerseminar und den Städtischen Chor gründete. Jochum konnte die Schaffung des Augsburger Singschulseminars als der ersten und einzigen deutsche Ausbildungsstätte für Singschullehrer gegen den Widerstand des Reichsunterrichtsministeriums, aber unter Befürwortung durch die [[Reichsmusikkammer]], durchsetzen. 1938 wurde ihm die Direktion des Augsburger Musikkonservatoriums übertragen.
Der Sohn eines katholischen Lehrers, Organisten, Chorregenten und Leiters des Orchester- und Theatervereins studierte nach einer Lehrerausbildung von 1922 bis 1928 wie seine Brüder am Augsburger [[Leopold-Mozart-Zentrum|Leopold-Mozart-Konservatorium]] und von 1928 bis 1931 an der [[Hochschule für Musik und Theater München|Staatlichen Akademie der Tonkunst]] bei [[Joseph Haas]]. Daneben war er von 1921 bis 1932 Organist an der St. Georgskirche in Augsburg und Leiter des Singschulkollegiums Augsburg (1922–1933). 1932 wurde er Leiter der Städtischen Singschule in Augsburg (heute: [[Sing- und Musikschule Mozartstadt Augsburg]]), an der er 1935 das Singschullehrerseminar und den Städtischen Chor gründete. Jochum konnte die Schaffung des Augsburger Singschulseminars als der ersten und einzigen deutschen Ausbildungsstätte für Singschullehrer gegen den Widerstand des Reichsunterrichtsministeriums, aber unter Befürwortung durch die [[Reichsmusikkammer]], durchsetzen. 1938 wurde ihm die Direktion des Augsburger Musikkonservatoriums übertragen.


Am 1. Mai 1937 wurde er auf seinen Antrag in die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] aufgenommen (Mitgliedsnummer: 5.346.623). Bereits seit 1934 war er Leiter der Pflegschaft der Singschulen in der Reichsmusikkammer und 1937 Chorgauführer des Reichsverbandes gemischter Chöre für die [[Gau_(Region)#Hitlerdeutschland|Gaue]] München-Oberbayern, Franken, Saarpfalz und Bayerische Ostmark. Seine damals erschienen Kompositionen sind vom Geist der Zeit geprägt: ''Der jüngste Tag'' op. 28, ''Vaterländische Hymne'' op. 54c, ''Flamme empor'' op. 61, ''Ich bin ein deutsches Mädchen'' op. 64,4, oder ''Volkwerdung der Nation'', Kantate zu einer deutschen Feier, das zum [[Volkstrauertag#Heldengedenktag des Nationalsozialismus|Heldengedenktag]] 1938 im Festsaal des [[Deutsches Museum|Deutschen Museums]] auf Einladung der NSDAP-Gauleitung München-Oberbayern aufgeführt wurde; Widmungsträger war der Gauleiter von Schwaben [[Karl Wahl]]. 1938 entstand ''Unser Lied: Deutschland!'' op. 70, volksdeutsche Hymne nach Worten von [[Arthur Maximilian Miller]].<ref>[[Fred K. Prieberg]]: ''Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945''. Kiel 2004, S. 3425.</ref>
Am 11. November 1937 beantragte Otto Jochum die Aufnahme in die [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 5.346.623).<ref>Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/18350407</ref> Bereits seit 1934 war er Leiter der Pflegschaft der Singschulen in der Reichsmusikkammer und 1937 Chorgauführer des Reichsverbandes gemischter Chöre für die [[Gau (NSDAP)|Gaue]] [[Gau München-Oberbayern|München-Oberbayern]], [[Gau Franken|Franken]], [[Gau Saarpfalz|Saarpfalz]] und [[Gau Bayreuth|Bayerische Ostmark]]. Seine damals erschienenen Kompositionen sind vom Geist der Zeit geprägt: ''Der jüngste Tag'' op. 28, ''Vaterländische Hymne'' op. 54c, ''Flamme empor'' op. 61, ''Ich bin ein deutsches Mädchen'' op. 64,4, oder ''Volkwerdung der Nation'', Kantate zu einer deutschen Feier, das zum [[Volkstrauertag#Heldengedenktag in der Zeit des Nationalsozialismus|Heldengedenktag]] 1938 im Festsaal des [[Deutsches Museum|Deutschen Museums]] auf Einladung der NSDAP-Gauleitung München-Oberbayern aufgeführt wurde; Widmungsträger war der Gauleiter von Schwaben [[Karl Wahl]]. 1938 entstand ''Unser Lied: Deutschland!'' op. 70, volksdeutsche Hymne nach Worten von [[Arthur Maximilian Miller]].


Nach dem Krieg war er als Chorleiter des 1947 von ihm gegründeten „Jochum-Chores“ und als städtischer Musikdirektor in Augsburg tätig und lebte seit 1951 als freischaffender Komponist in [[Bad Reichenhall#Stadtgliederung|Weißbach bei Bad Reichenhall]].
Nach dem Krieg war er als Chorleiter des 1947 von ihm gegründeten „Jochum-Chores“ und als städtischer Musikdirektor in Augsburg tätig und lebte seit 1951 als freischaffender Komponist in [[Bad Reichenhall#Stadtgliederung|Weißbach bei Bad Reichenhall]].
Zeile 17: Zeile 17:


== Literatur ==
== Literatur ==
* Stefan Jaeger (Hrsg.): ''Das Atlantisbuch der Dirigenten. Eine Enzyklopädie.'' Atlantis, Zürich 1986, S. 182, ISBN 3-254-00106-0.
* Stefan Jaeger (Hrsg.): ''Das Atlantisbuch der Dirigenten. Eine Enzyklopädie''. Atlantis, Zürich 1986, ISBN 3-254-00106-0, S. 182.
* ''Brockhaus-Riemann Musiklexikon''. Hrsg. von Carl Dahlhaus, Hans Heinrich Eggebrecht. Atlantis-Schott, Zürich Mainz 1995, Band 2, S. 261, ISBN 3-254-08397-0.
* Carl Dahlhaus, Hans Heinrich Eggebrecht (Hrsg.): ''Brockhaus-Riemann Musiklexikon''. Band 2. Atlantis-Schott, Zürich, Mainz 1995, ISBN 3-254-08397-0, S. 261.
* [[Fred K. Prieberg]]: ''Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945''. Kiel 2004, S. 3426 (CD-ROM-Lexikon).
* [[Fred K. Prieberg]]: ''Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945''. CD-ROM-Lexikon, Kiel 2009, 2. Auflage, S. 3687–3690. [https://ia902501.us.archive.org/7/items/handbuch-ns-musiker-prieberg/Handbuch%20NS%20Musiker%20Prieberg.pdf online]
* {{BBKL|j/jochum_o|autor=Heiko Bockstiegel|artikel=Jochum, Otto|band=19|spalten=773–776}}
* {{BBKL|archiveurl=https://web.archive.org/web/20070629092008/http://www.bautz.de/bbkl/j/jochum_o.shtml |autor=Heiko Bockstiegel|artikel=Jochum, Otto|band=19|spalten=773–776}}


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* {{PND|118712233}}
* {{DNB-Portal|118712233}}
* {{BMLO|j0103}}
* {{BMLO|j0103}}
* [https://www.bsb-muenchen.de/sammlungen/handschriften/personen/nachlaesse/ Nachlass in der Bayerischen Staatsbibliothek]


== Quelle ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Normdaten|TYP=p|GND=118712233|LCCN=nb2007012940|VIAF=69724189}}
{{DEFAULTSORT:Jochum, Otto}}

[[Kategorie:Träger des Bundesverdienstkreuzes (Ausprägung unbekannt)]]
{{SORTIERUNG:Jochum, Otto}}
[[Kategorie:Komponist (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Deutscher Komponist]]
[[Kategorie:Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse]]
[[Kategorie:Komponist klassischer Musik (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Komponist (Deutschland)]]
[[Kategorie:Dirigent]]
[[Kategorie:Dirigent]]
[[Kategorie:Chorleiter]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Leopold-Mozart-Zentrum)]]
[[Kategorie:Rektor einer Hochschule in Deutschland]]
[[Kategorie:NSDAP-Mitglied]]
[[Kategorie:NSDAP-Mitglied]]
[[Kategorie:Geboren 1898]]
[[Kategorie:Geboren 1898]]
[[Kategorie:Gestorben 1969]]
[[Kategorie:Gestorben 1969]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Mann]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Absolvent der Hochschule für Musik und Theater München]]


{{Personendaten
{{Personendaten
Zeile 44: Zeile 52:
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Komponist, Dirigent und Musikpädagoge
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Komponist, Dirigent und Musikpädagoge
|GEBURTSDATUM=18. März 1898
|GEBURTSDATUM=18. März 1898
|GEBURTSORT=[[Babenhausen (Schwaben)]] im Unterallgäu
|GEBURTSORT=[[Babenhausen (Schwaben)]]
|STERBEDATUM=24. Oktober 1969
|STERBEDATUM=24. Oktober 1969
|STERBEORT=[[Bad Reichenhall]]
|STERBEORT=[[Bad Reichenhall]]

Aktuelle Version vom 30. Dezember 2023, 12:26 Uhr

Otto Jochum (* 18. März 1898 in Babenhausen; † 24. Oktober 1969 in Bad Reichenhall) war ein deutscher Komponist, Chorleiter und Musikpädagoge. Er war der ältere Bruder von Eugen und Georg Ludwig Jochum.

Leben

Der Sohn eines katholischen Lehrers, Organisten, Chorregenten und Leiters des Orchester- und Theatervereins studierte nach einer Lehrerausbildung von 1922 bis 1928 wie seine Brüder am Augsburger Leopold-Mozart-Konservatorium und von 1928 bis 1931 an der Staatlichen Akademie der Tonkunst bei Joseph Haas. Daneben war er von 1921 bis 1932 Organist an der St. Georgskirche in Augsburg und Leiter des Singschulkollegiums Augsburg (1922–1933). 1932 wurde er Leiter der Städtischen Singschule in Augsburg (heute: Sing- und Musikschule Mozartstadt Augsburg), an der er 1935 das Singschullehrerseminar und den Städtischen Chor gründete. Jochum konnte die Schaffung des Augsburger Singschulseminars als der ersten und einzigen deutschen Ausbildungsstätte für Singschullehrer gegen den Widerstand des Reichsunterrichtsministeriums, aber unter Befürwortung durch die Reichsmusikkammer, durchsetzen. 1938 wurde ihm die Direktion des Augsburger Musikkonservatoriums übertragen.

Am 11. November 1937 beantragte Otto Jochum die Aufnahme in die NSDAP und wurde rückwirkend zum 1. Mai desselben Jahres aufgenommen (Mitgliedsnummer 5.346.623).[1] Bereits seit 1934 war er Leiter der Pflegschaft der Singschulen in der Reichsmusikkammer und 1937 Chorgauführer des Reichsverbandes gemischter Chöre für die Gaue München-Oberbayern, Franken, Saarpfalz und Bayerische Ostmark. Seine damals erschienenen Kompositionen sind vom Geist der Zeit geprägt: Der jüngste Tag op. 28, Vaterländische Hymne op. 54c, Flamme empor op. 61, Ich bin ein deutsches Mädchen op. 64,4, oder Volkwerdung der Nation, Kantate zu einer deutschen Feier, das zum Heldengedenktag 1938 im Festsaal des Deutschen Museums auf Einladung der NSDAP-Gauleitung München-Oberbayern aufgeführt wurde; Widmungsträger war der Gauleiter von Schwaben Karl Wahl. 1938 entstand Unser Lied: Deutschland! op. 70, volksdeutsche Hymne nach Worten von Arthur Maximilian Miller.

Nach dem Krieg war er als Chorleiter des 1947 von ihm gegründeten „Jochum-Chores“ und als städtischer Musikdirektor in Augsburg tätig und lebte seit 1951 als freischaffender Komponist in Weißbach bei Bad Reichenhall.

Er komponierte vor allem Chorwerke, darunter über 100 Motetten, 16 Messen, 4 Oratorien, 2 Sinfonien (die er Goethe und Bruckner widmete), ein Streichquartett sowie Liederzyklen und Kantaten, außerdem Kammermusikwerke und Symphonien; er gab zahlreiche Volksliedbearbeitungen heraus.

Auszeichnungen

  • 1932: Deutscher Staatspreis für Komposition,
  • 1958: Goldener Ehrenring des Fuggermarktes Babenhausen
  • 1959: Bundesverdienstkreuz
  • 1976: erstmalige Verleihung einer „Otto Jochum-Medaille“ durch den Schwäbisch-Bayerischen Sängerbund an Persönlichkeiten, die sich um das schwäbische Chorwesen Verdienste erworben haben.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/18350407