„Notfunk“ – Versionsunterschied

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== Beispiele für Notfunkaktionen der Funkamateure ==
== Beispiele für Notfunkaktionen der Funkamateure ==


In Notfällen, z.B. bei Schnee-Katastrophen oder Überflutungen, boten Funkamateure so oft die letzte Möglichkeit die Kommunikation aufrecht zu erhalten, wenn andere Kommunikationsmittel wie Telefon oder Handy ausfielen. So spielte der Funkamateur Nikolaj Schmidt eine wesentliche Rolle bei der Rettung eines Teiles der [[Nobile]]-Expedition, als er deren [[SOS]]-Ruf empfing.
In Notfällen, z.B. bei Schnee-Katastrophen oder Überflutungen, boten Funkamateure oft die letzte Möglichkeit die Kommunikation aufrecht zu erhalten, wenn andere Kommunikationsmittel ausfielen.


=== 2. Juni 1928 - Nobile Nordpolexpedition===
=== 2. Juni 1928 - Nobile Nordpolexpedition===
Beim einer Nordpolexpedition ist der italienische Polarforscher [[Umberto Nobile]] mit dem Luftschiff Italia auf dem Rückweg vom Nordpol in einen Schneesturm geraten und nördlich von Spitzbergen abgestürzt. Einige Überlebende treiben auf einer Eisscholle.
Beim einer Nordpolexpedition ist der italienische Polarforscher [[Umberto Nobile]] mit dem Luftschiff Italia auf dem Rückweg vom Nordpol in einen Schneesturm geraten und nördlich von Spitzbergen abgestürzt. Einige Überlebende treiben auf einer Eisscholle.
Der russische Funkamateur Nikolai Reinhold Schmidt empfängt mit einen selbst gebastelten Kurzwellenempfänger einen SOS Ruf der Überlebenden. Eine weltweite Rettungsaktion wird eingeleitet.
Der russische Funkamateur Nikolai Reinhold Schmidt empfängt mit einem selbst gebastelten Kurzwellenempfänger einen [[SOS]]- Ruf der Überlebenden. Eine weltweite Rettungsaktion wird eingeleitet.
Hierzu gibt es ein Hörspiel [[SOS_..._rao_rao_..._Foyn|SOS ... rao rao ... Foyn – "Krassin" rettet "Italia"]].
Hierzu gibt es ein Hörspiel [[SOS_..._rao_rao_..._Foyn|SOS ... rao rao ... Foyn – "Krassin" rettet "Italia"]].


=== 16. Februar 1962 - Sturmflut in Hamburg ===
=== 16. Februar 1962 - Sturmflut in Hamburg ===
Während der [[Sturmflut 1962| Hamburger Sturmflut 1962]] hatten Polizei, Rettungs- und Hilfsdienste ihre eigenen Frequenzbereiche und waren nicht in der Lage direkt miteinander zu kommunizieren. Funkamateure mit ihren durchstimmbaren Geräten konnten hier einfach aushelfen.
Während der [[Sturmflut 1962| Hamburger Sturmflut 1962]] hatten Polizei, Rettungs- und Hilfsdienste ihre eigenen Frequenzbereiche und waren nicht in der Lage, direkt miteinander zu kommunizieren. Funkamateure mit ihren durchstimmbaren Geräten konnten hier einfach aushelfen.


=== 6. Mai 1976 - Erdbeben Italien ===
=== 6. Mai 1976 - Erdbeben Italien ===
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=== 1979 - Seenotfall ===
=== 1979 - Seenotfall ===
Der 13 Jährige Funkamateur Mike Davis WD6FFV empfängt einen Notruf von einem sinkenden Segelschiff dass sich über 3000km entfernt in der Karibik befindet und leitet diesen weiter. Die zuständige Küstenwache konnte keine Funkverbindung aufbauen, also hielt der 13 Jährige den Notfunkverkehr mit dem sinkenden Schiff über eine Stunde aufrecht und leitete Nachrichten an die Küstenwache in Miami weiter. Drei Menschen wurden gerettet.
Der 13 Jährige Funkamateur Mike Davis WD6FFV empfängt einen Notruf von einem sinkenden Segelschiff, das sich über 3000km entfernt in der Karibik befindet und leitet diesen weiter. Die zuständige Küstenwache konnte keine Funkverbindung aufbauen, also hielt der 13 Jährige den Notfunkverkehr mit dem sinkenden Schiff über eine Stunde aufrecht und leitete Nachrichten an die Küstenwache in Miami weiter. Drei Menschen wurden gerettet.


=== Juli 1983 - Überschwemmung in Blumenau ===
=== Juli 1983 - Überschwemmung in Blumenau ===
Die [[Blumenau (Brasilien)|Stadt Blumenau]] war über einen Monat lang überschwemmt. Ständig neue Regenfälle sorgen dafür das der Pegel immer wieder ansteigt. In der Hochwassererfahrenen Stadt rechnete niemand mit einem Höchststand von 15,3 Metern.
Die [[Blumenau (Brasilien)|Stadt Blumenau]] war über einen Monat lang überschwemmt. Ständig neue Regenfälle sorgen dafür, dass der Pegel immer wieder ansteigt. In der hochwassererfahrenen Stadt rechnete niemand mit einem Höchststand von 15,3 Metern.
Ortsteile die zuerst als hoch genug und sicher galten wurden überflutet. Strom und Telefonnetz brachen zusammen, es gab kein Trinkwasser und keine Lebensmittel.
Ortsteile, die zuerst als hoch genug und sicher galten, wurden überflutet. Strom- und Telefonnetz brachen zusammen, es gab kein Trinkwasser und keine Lebensmittel.
Funkamateure bauten ein Notfunknetz auf und stellten die Kommunikation sicher, dadurch wurde eine Koordinieung der Hilfsmaßnahmen erst möglich.
Funkamateure bauten ein Notfunknetz auf und stellten die Kommunikation sicher, dadurch wurde eine Koordinieung der Hilfsmaßnahmen erst möglich.
Die starke Strömung und mitgerissene Bäume, Häuser und Autos machen Evakuierungsmaßnahmen mit Booten unmöglich, Hubschrauber waren das einzige Transportmittel.
Die starke Strömung und mitgerissene Bäume, Häuser und Autos machten Evakuierungsmaßnahmen mit Booten unmöglich, Hubschrauber waren das einzige Transportmittel.


Diese Überschwemmung der Stadt Blumenau, Santa Catarina in Brasilien und der Notfunk der Funkamateure wird im Buch „Ein Tal ruft um Hilfe“ dokumentiert.
Diese Überschwemmung der Stadt Blumenau, Santa Catarina in Brasilien und der Notfunk der Funkamateure wird im Buch „Ein Tal ruft um Hilfe“ dokumentiert.
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=== 28. August 1988 - Flugzeugabsturz in Ramstein ===
=== 28. August 1988 - Flugzeugabsturz in Ramstein ===
Als nach dem [[Flugtagunglück von Ramstein|Unglück bei der Flugschau in Ramstein]] das Telefonnetz zusammenbrach setzten Funkamateure über mobile und portable Stationen Notrufe ab, leiteten Nachrichten weiter, organisierten dringend benötigte Blutkonserven und überbrachten Angehörigen Nachrichten von Überlebenden.
Als nach dem [[Flugtagunglück von Ramstein|Unglück bei der Flugschau in Ramstein]] das Telefonnetz zusammenbrach, setzten Funkamateure über mobile und portable Stationen Notrufe ab, leiteten Nachrichten weiter, organisierten dringend benötigte Blutkonserven und überbrachten Angehörigen Nachrichten von Überlebenden.


=== 7. Dezember 1988 - Erdbeben in Armenien ===
=== 7. Dezember 1988 - Erdbeben in Armenien ===
Das nördliche [[Armenien]] wird morgens um 11:41h von einem Schweren Erdbeben erschüttert, Wert 6,8 auf der Richterskala. Die Stadt Spitack mit 60 000 Einwohnern wird dem Erdboden gleichgemacht, 25.000 Menschen starben. Andere Städte und Dörfer sind ebenfalls schwer betroffen. Sowjetische Funkamateure nehmen sofort Notfunkverbindungen in andere Teile des Landes auf. Das [[Technisches Hilfswerk|Technische Hilfswerk THW]] entsendet eine Spezialeinheiten darunter auch ein Funkamateur, der Verbindungen zur Einsatzleitung und nach Deutschland aufnimmt. Das [[Deutsches Rotes Kreuz|Deutsche Rote Kreuz DRK]] installiert in Armenien ein umfangreiches Kurzwellenfunknetz mit drei ortsfesten Stationen (Eriwan, Stepanavan und Leninakan) uns stattet mehrere Einsatzfahrzeuge mit mobilen Kurzwellenanlagen aus. Über diese Anlagen wird über einen Zeitraum von fast sechs Monaten die Verbindung zur Kurzwellenstation des DRK in Meckenheim-Merl - vorwiegend in der Betriebsart AMTOR - gehalten. Der Betrieb wird über die komplette Zeit durch DRK-Kurzwellenfunker, die häufig auch Funkamateure sind, aufrechterhalten.
Das nördliche [[Armenien]] wird morgens um 11:41h von einem schweren Erdbeben erschüttert, Wert 6,8 auf der Richterskala. Die Stadt Spitack mit 60 000 Einwohnern wird dem Erdboden gleichgemacht, 25.000 Menschen sterben. Andere Städte und Dörfer sind ebenfalls schwer betroffen. Sowjetische Funkamateure nehmen sofort Notfunkverbindungen in andere Teile des Landes auf. Das [[Technisches Hilfswerk|Technische Hilfswerk THW]] entsendet eine Spezialeinheiten darunter auch ein Funkamateur, der Verbindungen zur Einsatzleitung und nach Deutschland aufnimmt. Das [[Deutsches Rotes Kreuz|Deutsche Rote Kreuz DRK]] installiert in Armenien ein umfangreiches Kurzwellenfunknetz mit drei ortsfesten Stationen (Eriwan, Stepanavan und Leninakan) und stattet mehrere Einsatzfahrzeuge mit mobilen Kurzwellenanlagen aus. Über diese Anlagen wird über einen Zeitraum von fast sechs Monaten die Verbindung zur Kurzwellenstation des DRK in Meckenheim-Merl - vorwiegend in der Betriebsart [[AMTOR]] - gehalten. Der Betrieb wird über die komplette Zeit durch DRK-Kurzwellenfunker, die häufig auch Funkamateure sind, aufrechterhalten.


=== 17. Oktober 1989 - Erdbeben in Kalifornien ===
=== 17. Oktober 1989 - Erdbeben in Kalifornien ===

Version vom 18. Januar 2007, 19:09 Uhr

Als Notfunk (oder auch Katastrophenfunk) bezeichnet man den Funkbetrieb, mit dem Funkamateure Rettungsdienste und andere Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben unterstützen oder empfangene Notrufe weiterleiten.

Allgemeines

Amateurfunk ist ein internationaler Funkdienst gemäß ITU http://www.itu.int/

Gesetz über den Amateurfunk - Amateurfunkgesetz - AfuG 1997 §2 Abs. 2. Amateurfunkdienst ein Funkdienst, der von Funkamateuren untereinander, zu experimentellen und technisch-wissenschaftlichen Studien, zur eigenen Weiterbildung, zur Völkerverständigung und zur Unterstützung von Hilfsaktionen in Not- und Katastrophenfällen wahrgenommen wird; der Amateurfunkdienst schließt die Benutzung von Weltraumfunkstellen ein. Der Amateurfunkdienst und der Amateurfunkdienst über Satelliten sind keine Sicherheitsfunkdienste, Quelle: http://bundesrecht.juris.de/afug_1997/

Seit jeher haben Funkamateure weltweit ihre Gerätschaften und ihr Wissen für Hilfeleistungen zur Verfügung gestellt. Für Notrufe, bei Naturkatastrophen, in Entwicklungsländern, bei Kriegen, dringend benötigten Medikamenten, Seenotfällen, etc. Egal bei welcher Krisenlage, Funkamateure sind bei einem Ausfall der kommerziellen Telekommunikationsnetze weltweit oft die ersten, die wieder Kontakt zur Außenwelt herstellen können.

Um z.B. eine interkontinentale Funkverbindung auf Kurzwelle aufzubauen reichen neben den nötigen Kenntnissen über die Ausbreitungsbedingungen, einige Meter Draht als Antenne notfalls zwischen Trümmern und Bäumen gespannt, eine (Auto-) Batterie/ Solarzelle, und ein (selbstgebautes) Funkgerät mit rund 1 - 5W Sendeleistung und eine Morsetaste bzw. Mikrofon aus. Bei rund zwei Millionen Funkamateuren weltweit die dank der Zeitverschiebung rund um die Uhr aktiv sind erreicht man immer jemanden.

(Viele Funkamateure nehmen regelmäßig an internationalen Wettbewerben (Fielddays) teil, wo es darum geht, unabhängig vom Stromnetz mit portablen Antennen von der grünen Wiese aus in 24h so viele internationale Funkverbindungen wie möglich, mit größtmöglicher Distanz zu tätigen.)

Viele Funkamateure tragen auch ohne offizielle Anforderung in Krisensituationen dazu bei, Kommunikationsnetze zu errichten und zu betreiben.

Funkamateure sind genau wie jeder andere zur Hilfeleistung verpflichtet, dazu gehört u.a. auch das absetzen/ die Weiterleitung von (empfangenen) Notrufen, die für einen Funkamateur jederzeit zumutbar sein dürfte. (§ 232c StGB) Unterlassene Hilfeleistung. (§ 145 StGB)

In der Gesetzgebung (z.B. im deutschen Amateurfunkgesetz) gibt es keine Zugriffsmöglichkeit auf einen Funkamateur von Seiten des Staates und erst recht nicht auf das private Eigentum. Die Hinweise in der Gesetzgebung sind nur als eine Art Selbstverpflichtung für die Funkamateure anzusehen und als eine Berechtigung ihrerseits zur Unterstützung von Hilfsaktionen in Not- und Katastrophenfällen tätig zu werden. Die Amateurfunkregelungen sind keine ordnungsrechtlichen Generalklauseln, um pauschal Funkamateure in Notständen zu verpflichten! Dies kann sich nur aus Spezialgesetzen und für den Einzelfall ergeben. Wie z.B. dem Grundgesetz Artikel 14 Abs. 2 "Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen". [1] oder z.B. den Feuerschutzgesetzen der Länder (Güterabwägung, Verhältnismäßigkeit der Mittel), somit kann jeder (auch Funkamateure) jederzeit zur Hilfe bei der Schadensabwehr herangezogen werden.

Auf der anderen Seite gilt: Hochwasser, Erdbeben, Großfeuer und andere schwere Katastrophen zerstören und beschädigen fast immer Telekommunikationseinrichtungen. Dabei ist es irrelevant, ob die Technik neu oder alt ist. Ohne die entsprechende Infrastruktur und ohne Strom- und Telefonleitungen funktioniert sie nicht mehr. Besonders hier zeigt sich die Stärke des Amateurfunks. Funkamateure betreiben ihre Station unabhängig von einer Infrastruktur. Sie verfügen regional und länderübergreifend über zahlreiche Kontakte und leisten damit eine der wichtigsten Beiträge bei der Unterstützung von Behörden und Hilfsorganisationen in der Notfallkommunikation.

Ein großer Vorteil des Amateurfunkdienstes sind hierbei weltweit zugewiesene Frequenzbereiche. Somit ist eine unkomplizierte Grenzüberschreitende Kommunikation jederzeit möglich, während es bei der Zusammenarbeit verschiedener Hilfskräfte wie z.B. BOS, Bundeswehr, örtliche Energieversorger, etc. schon bei regionalen/ nationalen Großschadenslagen immer wieder an den unterschiedlichen Funkdiensten und Frequenzen scheitert.

Geschichte

Neben der technischen Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat sich auch der Notfunk der Funkamateure und seine Bedeutung gewandelt. Funkamateure betrieben bereits mobile Funkanlagen vom Auto aus, während die meisten noch nicht einmal ein Autoradio besaßen. Sie gehörten damals zu den privilegierten die mobil kommunizieren konnten, lange bevor es CB-Funk oder gar Mobilfunknetze gab.

Spätestens seit den späten 1990er Jahren ist es durch den besseren Netzausbau der D- und E-Netze sowie den Kosteneinbruch auf dem Mobilfunkmarkt heute für jedermann selbstverständlich, ein Mobiltelefon bei sich zu tragen und sich in der Sicherheit zu wägen, jederzeit einen Notruf absetzen zu können. Die Feststationen in den Mobilfunknetzen sind überwiegend nicht gegen Ausfall der Netzstromversorgung gesichert, die Handys sind deshalb bei Netzstromausfall nutzlos. Funkamateure können auch dann Notrufe mit ihren mobilen und portablen Geräten weiterleiten.

Auch heute noch haben CB-Funk und Amateurfunk zum Absetzen von Notrufen den Vorteil gegenüber Mobiltelefonen, daß sie auf Frequenzen mit besseren Ausbreitungsbedingungen arbeiten und somit auch Verbindungen unter Umständen herstellen können, wenn Mobiltelefone keine Basisstation mehr erreichen können.

Jahrzehntelang nutzten Hilfsorganisationen und Entwicklungshelfer den internationalen Amateurfunkdienst zur zuverlässigen Nachrichtenübertragung. Bei den Hilfsorganisationen setzt man bei internationalen Einsätzen heute auf Satellitentelefone. Ebenfalls nutzen aber auch Korrespondenten der internationalen Presse diese Systeme, sodass teilweise die Hilfsorganisationen auch bei internationalen Hilfseinsätzen wieder auf Funkamateure als Rückfallebene zurückkommen.

Notfunkfrequenzen

Grundsätzlich wird jede Amateurfunkfrequenz, auf der ein Notruf abgesetzt wird (Mayday im Sprechfunk oder SOS in CW), automatisch zur Notfunkfrequenz. Für alle anderen Stationen gilt dann grundsätzlich erstmal QUF = Sendebetrieb einstellen und zuhören. Darüber hinaus wurden international folgende Notruffrequenzen im Amateurfunkdienst vereinbart.

    • 80m 3760 kHz alle Betriebsarten - Aktivitätszentrum Region 1 Notfunk
    • 40m 7060 kHz alle Betriebsarten - Aktivitätszentrum Region 1 Notfunk
    • 20m 14300 kHz alle Betriebsarten - Aktivitätszentrum weltweiter Notfunk
    • 17m 18160 kHz alle Betriebsarten - Aktivitätszentrum weltweiter Notfunk
    • 15m 21360 kHz alle Betriebsarten - Aktivitätszentrum weltweiter Notfunk
    • 2m 145.500 MHz FM - (mobil) Anruf
    • 70cm 433.500 MHz FM - Anruf International

Früher war auch die Frequenz 500 kHz eine Notfunkfrequenz.

Beispiele für Notfunkaktionen der Funkamateure

In Notfällen, z.B. bei Schnee-Katastrophen oder Überflutungen, boten Funkamateure oft die letzte Möglichkeit die Kommunikation aufrecht zu erhalten, wenn andere Kommunikationsmittel ausfielen.

2. Juni 1928 - Nobile Nordpolexpedition

Beim einer Nordpolexpedition ist der italienische Polarforscher Umberto Nobile mit dem Luftschiff Italia auf dem Rückweg vom Nordpol in einen Schneesturm geraten und nördlich von Spitzbergen abgestürzt. Einige Überlebende treiben auf einer Eisscholle. Der russische Funkamateur Nikolai Reinhold Schmidt empfängt mit einem selbst gebastelten Kurzwellenempfänger einen SOS- Ruf der Überlebenden. Eine weltweite Rettungsaktion wird eingeleitet. Hierzu gibt es ein Hörspiel SOS ... rao rao ... Foyn – "Krassin" rettet "Italia".

16. Februar 1962 - Sturmflut in Hamburg

Während der Hamburger Sturmflut 1962 hatten Polizei, Rettungs- und Hilfsdienste ihre eigenen Frequenzbereiche und waren nicht in der Lage, direkt miteinander zu kommunizieren. Funkamateure mit ihren durchstimmbaren Geräten konnten hier einfach aushelfen.

6. Mai 1976 - Erdbeben Italien

Um 22:05 Ortszeit erschüttert ein Schweres Erdbeben der Stärke 6,5 Friaul, den nordöstlichen Teil Italiens, es gab ca. 1000 Tote. Strom und sämtliche Nachrichtenverbindungen sind sofort unterbrochen. Nur wenige Minuten später erfolgte ein Notruf von einem Funkamateur, der in Triest aufgefangen und an die Behörden weitergeleitet wurde. In den nächsten drei Stunden erfolgten 110 Lagemeldungen von Funkamateuren. In diesen zwei Wochen übernehmen Italienische, Österreichische, Schweizer und Jugoslawische Funkamateure ununterbrochen die Nachrichtenübermittlung auf UKW und 80m Kurzwelle.

17. Juli 1977 - Seenotfall

Um 08:30 UTC auf 14.251 MHz fängt Chris Janker als deutscher Austauschschüler (WD4CPK) an der Technischen Universität Georgia einen Notruf des Holländischen Kapitäns Wolf Jasper des panamaischen 30m langen Küstenschiffes „Rhinoczeros“ auf. Die Lenzpumpen des Schiffes können den Wassereinbruch nicht entgegenwirken. Der Notruf wird an die Küstenwache Miami weitergeleitet. Diese kann mit dem sinkenden Frachter jedoch keine Funkverbindung aufnehmen. Nachdem die Position des Frachters angepeilt wurde, wirft ein Flugzeug Schlauchboote ab. Nach sieben Stunden kann die Besatzung von einem anderen Schiff gerettet werden. Während der ganzen siebenstündigen Rettungsaktion wurde die Amateurfunkverbindung aufrecht erhalten.

28. Dezember 1978 - Schneekatastrophe in Norddeutschland

Bei der Schneekatastrophe in Schleswig Holstein am 31.12.1978, als es zum Ausfall von Strom- und Telefonnetzen kam und sich herausstellte, dass Hilfsorganisationen, Stromversorger, Bundeswehr und die damalige Bundespost aufgrund unterschiedlicher Funksysteme und Frequenzen nicht miteinander kommunizieren konnten. Funkamateure sprangen damals mit ihren z.T. selbstgebauten Geräten in die Bresche und leiteten Nachrichten weiter, besetzten Leitstellen, Werkstattwagen, Hubschrauber und Panzer und ermöglichten die Koordinierung der Einsatzkräfte.

1979 - Seenotfall

Der 13 Jährige Funkamateur Mike Davis WD6FFV empfängt einen Notruf von einem sinkenden Segelschiff, das sich über 3000km entfernt in der Karibik befindet und leitet diesen weiter. Die zuständige Küstenwache konnte keine Funkverbindung aufbauen, also hielt der 13 Jährige den Notfunkverkehr mit dem sinkenden Schiff über eine Stunde aufrecht und leitete Nachrichten an die Küstenwache in Miami weiter. Drei Menschen wurden gerettet.

Juli 1983 - Überschwemmung in Blumenau

Die Stadt Blumenau war über einen Monat lang überschwemmt. Ständig neue Regenfälle sorgen dafür, dass der Pegel immer wieder ansteigt. In der hochwassererfahrenen Stadt rechnete niemand mit einem Höchststand von 15,3 Metern. Ortsteile, die zuerst als hoch genug und sicher galten, wurden überflutet. Strom- und Telefonnetz brachen zusammen, es gab kein Trinkwasser und keine Lebensmittel. Funkamateure bauten ein Notfunknetz auf und stellten die Kommunikation sicher, dadurch wurde eine Koordinieung der Hilfsmaßnahmen erst möglich. Die starke Strömung und mitgerissene Bäume, Häuser und Autos machten Evakuierungsmaßnahmen mit Booten unmöglich, Hubschrauber waren das einzige Transportmittel.

Diese Überschwemmung der Stadt Blumenau, Santa Catarina in Brasilien und der Notfunk der Funkamateure wird im Buch „Ein Tal ruft um Hilfe“ dokumentiert.

29. September 1983 - Bergunfall

Am Schwarzgletscher im Berner Oberland ereignet sich ein Bergunfall. Vier Bergsteiger stürzten in eine 11 Meter tiefe Gletscherspalte. Unter ihnen Tobias Maier HB9CAM, er ruft mit seinem 70cm HFG über das Relais Weissenstein um Hilfe. Die Funkamateure übernehmen die Einweisung des Hubschraubers. 30 Minuten später wurden alle vier Verunglückten gerettet.

28. August 1988 - Flugzeugabsturz in Ramstein

Als nach dem Unglück bei der Flugschau in Ramstein das Telefonnetz zusammenbrach, setzten Funkamateure über mobile und portable Stationen Notrufe ab, leiteten Nachrichten weiter, organisierten dringend benötigte Blutkonserven und überbrachten Angehörigen Nachrichten von Überlebenden.

7. Dezember 1988 - Erdbeben in Armenien

Das nördliche Armenien wird morgens um 11:41h von einem schweren Erdbeben erschüttert, Wert 6,8 auf der Richterskala. Die Stadt Spitack mit 60 000 Einwohnern wird dem Erdboden gleichgemacht, 25.000 Menschen sterben. Andere Städte und Dörfer sind ebenfalls schwer betroffen. Sowjetische Funkamateure nehmen sofort Notfunkverbindungen in andere Teile des Landes auf. Das Technische Hilfswerk THW entsendet eine Spezialeinheiten darunter auch ein Funkamateur, der Verbindungen zur Einsatzleitung und nach Deutschland aufnimmt. Das Deutsche Rote Kreuz DRK installiert in Armenien ein umfangreiches Kurzwellenfunknetz mit drei ortsfesten Stationen (Eriwan, Stepanavan und Leninakan) und stattet mehrere Einsatzfahrzeuge mit mobilen Kurzwellenanlagen aus. Über diese Anlagen wird über einen Zeitraum von fast sechs Monaten die Verbindung zur Kurzwellenstation des DRK in Meckenheim-Merl - vorwiegend in der Betriebsart AMTOR - gehalten. Der Betrieb wird über die komplette Zeit durch DRK-Kurzwellenfunker, die häufig auch Funkamateure sind, aufrechterhalten.

17. Oktober 1989 - Erdbeben in Kalifornien

Bericht über die Aktivitäten der Funkamateure nach dem Loma-Prieta-Erdbeben in Kalifornien. Siehe http://www.intel.com/cd/corporate/europe/EMEA/deu/240331.htm

23. Dezember 1989 - Rumänienhilfe des DRK

Vor dem Hintergrund der Erschöpfung der eigenen Kräfte durch die vorhergehenden Einsätze in Ungarn und Ostdeutschland fordert das Deutsche Rote Kreuz kurz vor Weihnachten 1989 über das Notfunkreferat des Deutschen Amateur-Radio-Clubs Unterstützung von Funkamateuren an. Ihre Aufgabe wird es sein, die Funkverbindungen eines Vorauskommandos des Bonner DRK-Präsidiums im Einsatzgebiet zu gewährleisten. Das seinerzeit bestehende Notfunkreferat war für weltweite Schnelleinsätze vorbereitet. Die drei eingesetzten Funkamateure werden innerhalb von Stunden durch das DRK eingekleidet, mit Rot-Kreuz-Ausweisen ausgestattet und gelangen (Weihnachten auf der Autobahn...) mit einem der ersten Hilfskonvois in das Einsatzgebiet an der rumänisch-ungarischen Grenze. Dort verbleiben sie über mehrere Wochen. Im Laufe des Einsatzes wird eine Funkstation zur Unterstützung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in einem Hotel in Timişoara errichtet. Funkbetrieb erfolgt über Kurzwellenamateurfunk mit dem BMI, IRK, IKRK, MAR und DRK.

Siehe http://www.darc.de/distrikte/l/16/bis1999/OMs/dk8jb/yo.htm

1991 - Besetzung Litauens

Während der Besetzung Litauens 1991 zerstörten die Besetzer u.a. Rundfunk und Fernsehsender. Über eine Amateurfunkstation im eingeschlossenen Parlamentsgebäude wurden Informationen gesendet und von Funkamateuren in ganz Europa weitergeleitet. Bei zwei von ihnen, G4OBB und HC7SK, bedankte sich der President Vytautas Landsbergis mit einem Brief für die geleistete Hilfe.

23. Februar 1999 - Lawinenunglück in Galtür

Beim Lawinenunglück in Galtür im österreichischen Tirol brach das Handy- und Telefonnetz zusammen. Die Zufahrt nach Galtür war durch die Lawine versperrt. Viele Urlauber waren dort mit den Dorfbewohnern eingeschlossen. Um die Verbindung nach außen sicherstellen zu können, wurde am Abend eine Funkschiene über Amateurfunk hergestellt, zunächst über 80 m, etwas später auch über das Zugspitzrelais auf 70 cm.

1999 / 2000 - beim befürchteten Jahr 2000 Ausfall

Netzbetreiber wie z. B. Telekom und T-Mobile holten sich neben dem Telekom-Katastrophenschutz auch Funkamateure vom VFDB nebst KW- und UKW-Gerätschaften und vollen Akkus an wichtige Knotenpunkte, um die Kommunikation beim befürchteten möglichen Ausfall sicherzustellen. Bei D2-Mannesmann (heute Vodafone) besetzten ebenfalls Funkamateure wichtige Netzknoten um beim befürchteten Blackout noch auf den Amateurfunk als Rückfallebene zurückgreifen zu können. Auch BOS-Leitstellen baten damals Funkamateure um Hilfe. Das DRK hatte sein nationales Kurzwellenfunknetz aktiviert.

1. Juni 2000 - Seerettungsaktion

Der 13-jährige Willie van Tuijl wurde auf dem elterlichen Segelboot von nicaraguanischen Seeräubern angeschossen. Via Amateurfunk rief der Vater um Hilfe. Ein Arzt und Funkamateur half, das mit einem Bauchschuss lebensgefährlich verletzte Kind so lange am Leben zu halten, bis über die ebenfalls über Amateurfunk herbeigerufene Küstenwache die weitere Versorgung des Jungen organisiert werden konnte.

11. September 2001 - Anschläge auf das World Trade Center

Nach Überlastung und Ausfall von Telefon und Internet infolge des Terroranschlags am 11. September 2001 wurde u.a. auch der Siemens-Standort in Iselin, New Jersey abgeschnitten. Der deutsche Krisenstab bei Siemens erhielt Informationen über eine Amateurfunkstation von Siemens-Mitarbeitern in Deutschland, von wo aus eine Funkverbindung u.a. zur New Yorker Niederlassung aufgebaut wurde.

26. Dezember 2004 - Seebeben im Indischen Ozean

Bei der Flutwelle, die dem Erdbeben folgte, stellten Funkamateure, die gerade zu einer DXpedition in dem Gebiet waren, ihre Funkgeräte zur Verfügung. Mit Hilfe herkömmlicher Autobatterien und einfacher Dipolantennen wurden Funkstationen errichtet und eine direkte Verbindung zum Katastrophenstab eingerichtet. Während der ersten beiden Tage nach dem Beben war der Amateurfunk die einzige Möglichkeit, Freunde und Angehörige auf dem indischen Festland zu informieren.

23. August 2005 - Hurrikan Katrina

Die Funkamateure, die sich in dem Salvation Army Team Emergency Radio Network (SATERN) und im West Gulf ARES Emergency Net zusammen geschlossen haben, stellten mit ihren Amateurfunkstellen zusätzliche Kommunikationswege zur Verfügung, um zügigen Informationsfluss zu ermöglichen. Tagsüber werden die Frequenzen 7,285 und 14,265 MHz und abends die Frequenzen 3,873 und 14,265 MHz benutzt. Die sonst üblichen UKW-Frequenzen sind wegen des großflächigen Stromausfalls nicht zu gebrauchen, da die Reichweite nicht ausreicht und die Relaisstationen dem Stromausfall zum Opfer gefallen sind. So bleibt nur, auf die Kurzwelle auszuweichen. Mindestens 1000 Funkamateure sind täglich an diesen Funknetzen beteiligt und stellen kontinuierlichen Betrieb (24h/7Tage) sicher.

Siehe auch: Der Hurrikan Katrina

24. August 2005 - Alpenhochwasser

Während der Hochwasserkatastrophe am Alpenrand wurden die Einsatzkräfte von österreichischen Funkamateuren unterstützt, da in weiten Teilen Vorarlbergs die komplette Kommunikations-Infrastruktur zusammengebrochen war oder beschädigt wurde. Unter dem Rufzeichen OE9XRK, der Amateurfunkstelle des österreichischen Roten Kreuzes, und unter den Rufzeichen der in Voralberg ansässigen Amateurfunkstationen lief wichtiger Katastrophen-Funkverkehr. Auch ein deutscher Funkamateur, der sich im Bezirk Bregenz befand, unterstützte unter dem Rufzeichen OE/DL3TA den Funkverkehr.

25. November 2005 - Schneechaos in Norddeutschland

Innerhalb von 24 Stunden fielen 30 bis 50 Zentimeter Schnee. Rund 250000 Menschen in Teilen Nordrhein-Westfalens und Niedersachsens waren bis zu drei Tage und Nächte ohne Strom und Heizung. Zwar fielen die Mobilfunknetzte aus, aber das Telefonfestnetz funktionierte größtenteils. Informationen per Rundfunk erreichten jedoch vielerorts nicht die Bevölkerung, da die wenigsten batteriebetriebene Radios besitzen. Da das Schöppinger Amateurfunkrelais DB0EG über eine USV verfügt, funktionierte es trotz des Stromaufalls, es wurde daher zum regen Informationsaustausch über die aktuelle Situation und Wetterlage, sowie zum Organisieren von Materialien wie Stromerzeugern, Verlängerungsleitungen, Kraftstoff und Batterien genutzt. Beim DRK-Landesverband Westfalen-Lippe in Münster, in dessen Zuständigkeitsbereich ein großer Teil des Einsatzes stattfand, war die Kurzwellenstation rund um die Uhr für Nachrichten aus dem Einsatzgebiet empfangsbereit.

Organisierte Hilfe der Funkamateure

Einige Funkamateure haben sich zusammengeschlossen um Hilfe über den Amateurfunk zu organisieren. Einige Beispiele sind:

Seenotfall Formular von Intermar e.V. und DGzRS: http://www.intermar-ev.de/pages/body_seenot_form.html

Übungen und Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen

Neben lokalen Aktivitäten findet zweimal im Jahr ein weltweiter Fieldday statt. Bei dieser speziellen Form des Wettbewerbs geht es darum, ohne festen Stromanschluß, mit portablen Stationen und Antennen von der Wiese/vom Feld aus zu funken.

Ein weiteres internationales Projekt ist Young Helpers on the Air - YHOTA jeweils am zweiten Maiwochenende und am letzten Samstag im September, ein internationales Treffen der Jugendgruppen der Hilfsorganisationen und Schulsanitätsdienste auf den Amateurfunkbändern.

Viele Funkamateure unter den BOS-Angehörige haben sich in der Interessengemeinschaft Funkamateure in Hilfsorganisationen (IG-FiH) zusammengeschlossen. Hier findet man auch viele Amateurfunk-Clubstationen der BOS.

Notfunkgruppen

In einigen Orten gibt es Notfunkgruppen des DARC bzw. des VFDB die bei Übungen regelmäßig mit den BOS zusammenarbeiten. Früher waren diese Notfunkgruppen im Rahmen des ZS Katastrophenschutzes weit verbreitet, wurden aber nach der Wiedervereinigung und dem Ende des Kalten Krieges in den 90er Jahren aufgelöst.

Rotes Kreuz

Das Rote Kreuz betreibt ein weltweites Kurzwellenfunknetz mit der Hauptfunkstelle in Versoix (Nähe Genf) in der Schweiz (Rufzeichen HBC88). Die dem Roten Kreuz zugewiesenen Frequenzen liegen meist den Amateurbändern unmittelbar benachbart. Als Betriebsart wird häufig AMTOR bzw. PACTOR benutzt.

Amateurfunkgruppen des Roten Kreuzes

Notfunk im Amateurfunk in Nachbarländern

In Österreich

In der Schweiz

In den Niederlanden

In Großbritannien

Literatur

  • Antonio B. Barreto und Alda S. Niemeyer: Ein Tal ruft um Hilfe. Debras Verlag 2004 ISBN 978-3-937150-00-0 Dokumentation der Überschwemmung in Blumenau von 1983
  • Stan Gülich (SM7WT): Thanks to Amateur Radio (englisch). Lunds Offset 1994 Bezug über Debras Verlag
  • Reinhard Klein-Arendt:"Not- und Katastrophenfunk auf Kurzwelle Hilfsorganisationen und ihre Frequenzen vth Verlag 11/2006, ISBN 978-3-88180-655-8

Notfunk in Film und Fernsehen