„Nok-Kultur“ – Versionsunterschied

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Die archäolgische '''Nok-Kultur''' in Zentral-[[Nigeria]] ist vor allem bekannt aufgrund ihrer eindrucksvollen [[Terrakotta|Terrakotten]], die für Tausende von Euro auf dem internationalen Kunstmarkt gehandelt werden. [[Thermolumineszenz#Archäologische Anwendung|Thermolumineszenz]]datierungen der Terrakotten, sowie die wenigen [[C14-Methode|C14]]-datierten Fundstellen, bestätigen das Alter mit Datierungen zwischen [[500 v. Chr.]] und [[200|200 n. Chr.]] Die Nok-Figuren gehören somit zur ältesten Figuralkunst [[Schwarzafrika]]s.
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[[Bild:Verbreitung Nok-Kultur.png|thumb|Verbreitung der Nok-Kultur]]
[[Bild:Verbreitung Nok-Kultur.png|thumb|Verbreitung der Nok-Kultur]]
== Kultur ==
== Kultur ==

Version vom 2. April 2010, 12:00 Uhr

Die archäolgische Nok-Kultur in Zentral-Nigeria ist vor allem bekannt durch ihre eindrucksvollen Terrakotten, die für Tausende von Euro auf dem internationalen Kunstmarkt gehandelt werden. Thermolumineszenzdatierungen der Terrakotten, sowie die wenigen C14-datierten Fundstellen, bestätigen das Alter mit Datierungen zwischen 500 v. Chr. und 200 n. Chr. Die Nok-Figuren gehören somit zur ältesten Figuralkunst Schwarzafrikas.

Verbreitung der Nok-Kultur

Kultur

Terrakottafigur der Nok-Kultur im heutigen Nigeria (Paris, Louvre)

Es gibt keine Grundlage, von Nok als einer Kultur zu sprechen, denn es ist nichts von der Wirtschafts- und Siedlungsweise der prähistorischen Bevölkerung bekannt. Zu den Fundumständen der meisten Nok-Figuren fehlt jegliche Dokumentation, meist ist auch der Fundort unbekannt. Oft sind sie beim Zinnabbau oder durch gezielte Raubgrabungen gefunden und auf Umwegen außer Landes geschafft worden. Siedlungsreste sind kaum bekannt oder nicht publiziert.

Kennzeichnend für die stilisierten Tier- und Menschendarstellungen sind die elliptischen bis dreieckigen Augen, deren Pupille durch eine Vertiefung angedeutet ist. Individuelle Merkmale wie Bärte, Schmuck und extravagante Frisuren oder Kopfbedeckungen betonen die kunstvolle Ausführung der ausdrucksstarken Figuren. Die raue und körnige Oberfläche ist auf Erosion zurückzuführen. Der ehemals glatte Engobe-Überzug ist verwittert. Die Figuren sind hohl, in Aufbautechnik hergestellt und extrem grob mit Granitgrus gemagert. Nur ausnahmsweise sind die Terrakotten vollständig. Oft sind nur Fragmente erhalten.

Die wenigen Erkenntnisse zur Lebensweise der Nok-Leute lassen ausführlichere Untersuchungen jedoch zwingend erscheinen. Denn von diesen Fundplätzen kommen nicht nur eindrucksvolle Beispiele afrikanischer Kunst, von ihnen stammen auch die ältesten Datierungen von Eisenverhüttung in Westafrika (500 v. Chr.).

Forschungsgeschichte

Die Bezeichnung „Nok“ geht auf den ersten Fund im frühen 20. Jahrhundert, 1928, beim Zinn-Abbau in der Nähe der gleichnamigen Ortschaft zurück. Die Fundstellen erstrecken sich über eine Fläche von etwa 500 x 170 km im Südwesten des Jos-Plateaus in Zentral-Nigeria. Die Ortschaften Katsina und Sokoto liegen an den nordwestlichen Grenzen des bisher bekannten Verbreitungsgebiets. Auch dort werden in jüngerer Zeit Terrakotten gefunden. Obwohl einige von ihnen ebenfalls mit großer Kunstfertigkeit hergestellt sind sowie Merkmale der klassischen Nok-Terrakotten aufweisen, fehlen bislang Datierungen und der Zusammenhang zu Nok bleibt unklar. Wie bei Nok ist von vielen Figuren der Fundort unbekannt oder lässt sich nur auf eine Region einschränken. Da somit der Kontext der meisten Funde nicht bekannt ist, sind alle Vermutungen bezüglich deren Funktion in höchstem Maße spekulativ.

Dem britischen Archäologen Bernhard Fagg sind die ersten und fast die einzigen archäologischen Untersuchungen zu verdanken, die im Zusammenhang mit Nok stattfanden. Die Entdeckung (1944) hat skurrile Züge, denn eine der ersten bekannt gewordenen Nok-Terrakotten diente als Vogelscheuche. In dieser Funktion wurde der Kopf entdeckt und Fagg zugetragen, der das archäologische Potential des Fundes sofort erfasste. Mit den ersten Veröffentlichungen stieg allerdings auch der Marktwert der Nok-Figuren und machte die Terrakotten zu einem begehrten Handelsgut auf den internationalen Kunstmärkten.

Wissenschaftlicher Stand heute

Die Zerstörung und Plünderung archäologischer Stätten droht Untersuchungen, zum Beispiel zur Funktion der Terrakotten und der Wirtschaftsweise der Nok-Leute, unmöglich zu machen. Seit 2005 ist die Erforschung der Nok-Kultur Bestandteil der seit 2003 von der DFG geförderten Forschergruppe „Ökologischer Wandel und kulturelle Umbrüche in West- und Zentralafrika“ an der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt/Main.

Literatur

  • P. Breunig, N. Rupp: Nichts als Kunst. Archäologische Forschungen zur früheisenzeitlichen Nok-Kultur in Zentral-Nigeria. in: Forschung Frankfurt. Frankfurt 2006,2-3,73-76. ISSN 0175-0992
  • P. Breunig, N. Rupp: Das Rätsel der Nok-Kultur. in: Spektrum der Wissenschaft. Heidelberg 7.2008, 64-72. ISSN 0170-2971
  • C. Boullier, A. Person, J.-F. Saliège, J. Polet: Bilan chronologique de la culture Nok et nouvelle datations sur des sculptures. in: Afrique - Archéologie & Arts. Paris 2.2001,9-28. ISSN 1634-3123
  • Angela Fagg: A preliminary report on an occupation site in the Nok valley, Nigeria: Samun Dukiya, AF/70/1. in: West African Journal of Archaeology. Ibadan 2,1972,75-79. ISSN 0331-3158
  • Bernhard Fagg: The Nok Culture in prehistory. in: Journal of the Historical Society of Nigeria. Ibadan 1.1959,4, 288-293. ISSN 0018-2540
  • B. Fagg: The Nok Culture. Excavations at Taruga. in: The West African Archaeological Newsletter. Ibadana 10.1968, 27-30. ISSN 0083-8160
  • B. Fagg: Recent work in West Africa, new light on the Nok Culture. in: World Archaeology. Abingdon 1.1969,1, 41-50. ISSN 0043-8243
  • B. Fagg: Nok terracottas. National Commission for Museums and Monuments, Lagos. London 1977. ISBN 0-905788-00-1
  • J. Jemkur: Aspects of the Nok Culture. Zaria 1992. ISBN 978-125-081-X
  • N. Rupp, J. Ameje, P. Breunig: New studies on the Nok Culture of Central Nigeria. in: Journal of African Archaeology. Frankfurt 3.2005,2, 283-290. ISSN 1612-1651
  • N. Rupp, P. Breunig, S. Kahlheber: Exploring the Nok enigma. In: Antiquity, Project gallery. Abgerufen am 21. August 2009.
  • R. Tylecote: The origin of iron smelting in Africa. in: Westafrican Journal of Archaeology. Ibadan 5.1975, 1-9. ISSN 0331-3158
  • R. Tylecote: Iron smelting at Taruga, Nigeria. in: Journal of Historical Metallurgy. London 9.1975,2, 49-56. ISSN 0142-3304
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