Messerschmitt Kabinenroller

Messerschmitt Kabinenroller KR 200
Messerschmitt Kabinenroller

Der Messerschmitt Kabinenroller ist ein Rollermobil des deutschen Konstrukteurs Fritz M. Fend. Die ersten Mobile wurden in Rosenheim hergestellt, bevor im Januar 1953 die Serienproduktion des KR 175 im Messerschmitt-Werk Regensburg (Regensburger Stahl- und Metallbau) begann.

Fend hatte seine „Flitzer“ zunächst als Einsitzer entwickelt. Willy Messerschmitt war jedoch nur bereit, einen Zweisitzer in seinem Werk zu produzieren, woraufhin Mitte 1952 entsprechende Prototypen unter der Bezeichnung FK 150 (Fend Kabinenroller) mit 150-ccm-Fichtel-&-Sachs-Motor gebaut wurden. Im Frühjahr 1953 wurde der KR 175 auf dem Genfer Auto-Salon vorgestellt.

Der jetzt entstandene Messerschmitt-Kabinenroller verfügt über drei Räder und zwei hintereinander angeordnete Sitze, so dass ein ungewöhnlich schmaler, aerodynamisch günstiger Fahrzeugkörper gestaltet werden konnte. Die beiden Vorderräder sind lenkbar. Der Motor befindet sich im Heck des Fahrzeuges und treibt das Hinterrad an. Der Passagierraum wird von einer zur Seite schwenkbaren Plexiglashaube abgedeckt und erinnert an ein Flugzeugcockpit. (Die langgestreckte Form des Mobils und die Plexiglashaube führten zu der scherzhaften Bezeichnung „Schneewittchensarg“.) Das Fahrzeug hat kein Lenkrad, sondern eine Art Motorradlenker mit Drehgasgriff, der ohne Lenkgetriebe über zwei Spurstangen direkt auf die Achsschenkel wirkt. Die Betätigung der Kupplung ist zunächst in den Schalthebel integriert.

Der KR 175 (KR = Kabinenroller) hat einen von Fichtel & Sachs gelieferten Einzylindermotor mit 173 cm³ Hubraum und 9 PS Leistung. Das reicht für eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h. Der Tagesausstoß lag bei bis zu 80 Fahrzeugen, bei einem Endverkaufspreis von zunächst 2100 DM.

Anfang 1955 erscheint das Nachfolgemodell KR 200 mit 10-PS-Motor (191 cm³) und einer Höchstgeschwindigkeit von etwa 90 km/h. Wie ein Automobil verfügt der KR 200 über drei Pedale (Kupplung, Bremse, Gas) und an der rechten Fahrzeuginnenseite befindet sich der Ganghebel mit „sequentieller“ Schaltung: nach oben ziehen = hochschalten, nach unten drücken = runterschalten. Um rückwärts zu fahren, wird der Zweitaktmotor in umgekehrter Richtung angelassen; ein mechanischer Rückwärtsgang ist gegen Aufpreis lieferbar (Wenn der Zündschlüssel eingesteckt und gedreht wird, dreht der Motor rechtsherum und alle vier Gänge können zum Vorwärtsfahren genutzt werden. Bei Einstecken und gleichzeitigem Drücken und Drehen des Zündschlüssels läuft der Motor linksherum. Man kann somit in allen Gängen auch rückwärts fahren, theoretisch also vorwärts so schnell wie rückwärts).

Es gab die Ausführungen mit Plexiglashaube und als Cabrio. Diese Varianten konnten leicht umgerüstet werden, im Winter fuhr man Plexi, im Sommer Cabrio. Ausserdem gab es eine Ausführung Roadster.

Knapp 12000 KR 200 wurden 1955 verkauft. Im September konnte ein speziell präparierter KR 200 mit 13 PS Leistung innerhalb eines 24-stündigen Dauerlaufs insgesamt 25 Weltrekorde erringen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit betrug 103 km/h.

FMR Tg 500 im Renneinsatz auf dem Nürburgring

Der Messerschmitt war wohl das einzige Auto, das eine Anleitung zum Einsteigen brauchte:

„Einsteigen: Das Ein- und Aussteigen ist beim Kabinenroller etwas anders als Sie es bei anderen Fahrzeugen gewöhnt sind. Vor dem Öffnen der Haube überzeugen Sie sich, ob rechts des Fahrzeugs auch genügend Platz ist. Haube langsam anheben und nach rechts überkippen, bis Lederriemen straff gespannt ist.

Nun, wie folgt Platz nehmen:

  • Sitz hochschwenken
  • Lenkung leicht nach rechts einschlagen
  • Rechten Fuß in Fahrzeugmitte setzen
  • Platz nehmen
  • Linken Fuß hineinsetzen
  • Beide Füße noch vorn setzen

Jetzt erst mit beiden Händen an den schrägen seitlichen Rahmenrohren abstützen und Sitz nach vorne schwenken lassen.“ Quelle: Bedienungsanleitung

Messerschmitt Kabinenroller TG 500
Messerschmitt Kabinenroller TG 500

In Verbindung mit staatlichen Flugzeugaufträgen musste Prof. Willy Messerschmitt Mitte 1956 den Fahrzeugbau aufgeben, obwohl er kurz zuvor erklärt hatte: "Es war von jeher mein fester Entschluss, neben dem Flugzeugbau auch Fahrzeuge zu entwickeln. So ist das Werk Regensburg ausschließlich für den Fahrzeugbau eingerichtet worden und wird auch in Zukunft diesem allein vorbehalten bleiben." (Sonderbeilage "Messerschmitt" zum "8 Uhr-Blatt") Ab dem 15. Januar 1957 wurden die Kabinenroller von der neu gegründeten Fahrzeug- und Maschinenbau Regensburg GmbH weiterproduziert. Gesellschafter des Unternehmens waren der Konstrukteur Fritz M. Fend und der Fabrikant Valentin Knott.

Wagenheber: als Wagenheber diente ein etwa 60 cm langer Hebel zum Aufbocken. Gleiche Hebel werden jetzt bei der Formel eins verwendet.

1957 erfolgte noch die Weiterentwicklung zum vierrädrigen "FMR Tg 500", der als "Tiger" präsentierte wurde. Dieser Name durfte jedoch nicht verwandt werden, weil die Firma Krupp für ihre LKW-Baureihen Tiernamen wie "Tiger", "Mustang" usw. hatte schützen lassen. (Auch der Name „Messerschmitt“ durfte nicht mehr in der Typbezeichnung erscheinen.) Als Sportvariante des Kabinenrollers verfügte der Tg 500 über ansprechende Fahrleistungen. Motorisiert mit einem 493 cm³ großen Zweizylinder-Zweitaktmotor von Fichtel & Sachs mit 19,5 PS erreichte er ca. 130 km/h. (Ein Porsche 356 mit 1300-ccm-Motor von 1957 fuhr gerade mal 145 km/h) Der Verkaufspreis von 3650 DM (1958-1960) oder 3725 DM (1961) war jedoch zu hoch, um konkurrenzfähig zu sein, so dass nur wenige Exemplare gebaut wurden (die Angaben schwanken zwischen 320 und 950 Stück). 1961 lief die Fertigung des Tg 500 aus.

Der KR 200 mit seinen drei Varianten (Plexiglashaube, Kabriolet und Roadster) wurde noch bis 1964 in immer kleineren Stückzahlen weitergebaut. Der Konstrukteur Fritz M. Fend hatte zu diesem Zeitpunkt schon längst die Firma verlassen, nachdem sein Partner Valentin Knott nach und nach all seine Geschäftsanteile übernommen hatte.

Im 1979 realisierten Kinofilm Der Willi-Busch-Report von Niklaus Schilling spielt ein KR 200 eine wesentliche Rolle. Der rasende Reporter an der deutsch-deutschen Grenze namens Willi Busch macht darin so manche Geschichten. Nach dem Mauerfall in der „historischen Fortsetzung“ Deutschfieber, 1991 gedreht und ebenfalls von Niklaus Schilling, macht die Geschichte ihn. Und so reaktiviert er kurzfristig auch wieder seinen Messerschmitt nun Richtung Osten.

Die englische Firma Tri-Tech, ursprünglich Lieferant von Ersatzteilen, vertrieb noch jüngst einen Messerschmitt-Nachbau unter dem Namen „Schmitt“, erhältlich als Bausatz (2650 engl. Pfund) oder auch fertig zusammengebaut (ab 8800 engl. Pfund).

Fend griff die Idee des Kabinenrollers in seinen letzten Lebensjahren in modernisierter Form wieder auf. Er stellte noch 1999 den Fend 2000 vor. Nach seinem Tod wurde das Projekt jedoch nicht mehr zu Ende geführt. Es blieb bei einem Prototypen, der heute als Unikat eine Straßenzulassung besitzt.

Literatur

  • Hanns Peter Rosellen, "Deutsche Kleinwagen ...", Weltbild Verlag 1991, ISBN 3-89350-040-5
  • Reinhard Lintelmann, "Die Motorroller und Kleinwagen der fünfziger Jahre", Verlag W. Podszun 1995, ISBN 3-86133-136-5