„Maria Ouspenskaya“ – Versionsunterschied

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== Leben und Werk ==
== Leben und Werk ==
Geboren wurde Maria Ouspenskaya am 29. Juli 1876 in der Stadt Tula rund 200 km südlich von [[Moskau]] als Tochter eines Anwalts. (Sie gab später als Geburtsjahr häufig auch 1886 an.) Sie wollte zuerst Opernsängerin werden und studierte klassischen Gesang am [[Konservatorium]] von [[Warschau]], schrieb sich aber später an der renommierten Adashjew-Akademie für Drama in Moskau ein. Zuerst reiste sie mit Wandertheatern durch die russische Provinz, bis sie ein [[Engagement (Theater)|Engagement]] am [[Tschechow-Künstlertheater Moskau|Künstlertheater]]“ in Moskau annahm.
Maria Ouspenskaya wollte zuerst Opernsängerin werden und studierte klassischen Gesang am Konservatorium von Warschau, schrieb sich aber später an der renommierten Adashjew-Akademie für Drama in Moskau ein. Zuerst reiste sie mit Wandertheatern durch die russische Provinz, bis sie ein Engagement am [[Tschechow-Künstlertheater Moskau]] annahm.


Dort feilte sie unter der Anleitung des großen Regisseurs [[Konstantin Sergejewitsch Stanislawski]] (1863-1938) an ihrer Darstellungskunst. Der [[Dramaturg]] entstammte einer der reichsten Familien des Zarenreiches und hatte mit Freunden zusammen das „Künstlertheater“, das erste Ensembletheater Russlands, gegründet. Er brachte die Dramen von [[Anton Pawlowitsch Tschechow|Anton Tschechow]] auf die Bühne, die einen völlig neuen Inszenierungsstil verlangten, und so entwickelte er eine so genannte [[Method Acting|Methode]] der Bühnenkunst, die über Maria Ouspenskaya und andere Meisterschüler in die Vereinigten Staaten gelangte und dort die Theaterpraxis bis auf den heutigen Tag nachhaltig geprägt hat.
Dort feilte sie unter der Anleitung von [[Konstantin Sergejewitsch Stanislawski]] an ihrer Darstellungskunst. Zwischen 1915 und 1922 wirkte die Schauspielerin in eingen russischen [[Stummfilm]]en mit, bevor sie ihrer 1922 nach einem Gastspiel des „Künstlertheaters“ in den USA nicht mehr zurückkehrte. Schon 1924 holte [[Richard Boleslawski]], ein Studien- und Schauspielerkollege aus Moskauer Zeiten, Ouspenskaya an die von ihm kurz zuvor gegründete Schauspielschule [[American Laboratory Theatre]] in New York kurz „The Lab“ genannt. Bis 1929 unterrichtete Ouspenskaya hier neben ihrer Theaterkarriere junge Mimen in der von Stanislawski übernommenen „Methode“.


Im Jahre 1932 begründete Maria Ouspenskaya die noch heute bestehende [[School of Dramatic Art]] in New York. Um diesem ehrgeizigen Projekt aus einer schweren Finanzkrise zu helfen, nahm sie 1936 ihre erste Rolle in Hollywood an. Sie spielte unter der Regie von [[William Wyler]] in ''[[Zeit der Liebe, Zeit des Abschieds]]''. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von [[Sinclair Lewis]], in dem Maria Ouspenskaya bereits auf der Bühne gespielt hatte. Für ihre Darstellung erhielt sie eine [[Oscar/Beste Nebendarstellerin|Nominierung für den Oscar als beste Nebendarstellerin]]. Drei Jahre später wurde sie für ihren Auftritt in ''[[Ruhelose Liebe]]'' erneut in dieser Kategorie nominiert.
Zwischen 1915 und 1922 wirkte die Schauspielerin in vier oder fünf russischen [[Stummfilm]]en mit, bevor sie ihrer von Krisen geschüttelten Heimat den Rücken kehrte. Nach einem Gastspiel des „Künstlertheaters“ in den USA im Jahre 1922 kehrte sie nicht mehr ins revolutionäre Russland zurück, sondern engagierte sich auf Emigrantenbühnen und etablierte sich auch auf englischsprachigen Bühnen als bejubelte Darstellerin. Schon 1924 holte [[Richard Boleslavsky]], ihr alter Studien- und Schauspielerkollege aus Moskauer Zeiten, die Emigrantin an die von ihm kurz zuvor gegründete Schauspielschule des „American Laboratory Theatre“ in New York – kurz „The Lab“ genannt. Bis 1929 unterrichtete Ouspenskaya hier neben ihrer Theaterkarriere junge Mimen in der von Stanislawski übernommenen „Methode“ und setzte damit einen Standard für die Bühnenkunst in den USA, die sich bislang eher am Vorbild der französischen [[Vaudeville]]-Komödie orientiert hatte. Ihr Meisterschüler war der aus Ungarn stammende [[Lee Strasberg]] (1901-1982), der die „Methode“ übernahm und auf dieser Basis an mehreren von ihm gegründeten Schauspielschulen eine ganze Generation von Superstars und Oscar-Preisträgern wie [[Marlon Brando]], [[Dustin Hoffman]], [[Al Pacino]], [[Jack Nicholson]] und [[Robert De Niro]] ausbildete.


Zu ihren bekanntesten Auftritten gehören ''[[Maria Walewska (Film)|Maria Walewska]]'' neben [[Greta Garbo]] und [[Charles Boyer]] sowie ''[[Ihr erster Mann]]'' an der Seite von [[Vivien Leigh]]. Am 3. Dezember 1949 starb Maria Ouspenskaya in Los Angeles an den Folgen eines Wohnungsbrandes.
Um ihre von Stanislawski erlernte und von ihr weiter entwickelte „Methode“ zu unterrichten, trennte sie sich von ihrem Freund Boleslavsky, der sich zunehmend auf eine Karriere als Regisseur konzentrierte. Im Jahre 1932 begründete Maria Ouspenskaya die noch heute bestehende, renommierte „School of Dramatic Art“ in New York. Um diesem ehrgeizigen Projekt aus einer schweren Finanzkrise zu helfen, nahm sie 1936 ihre erste Rolle in Hollywood an, in dem Streifen ''[[Zeit der Liebe, Zeit des Abschieds]]''. Der Film unter der Regie von [[William Wyler]] ging auf ein Theaterstück von [[Sinclair Lewis]] zurück, in dem Maria Ouspenskaya bereits auf der Bühne große Erfolge gefeiert hatte. An der Seite ihres Bühnenpartners Walter Huston spielte sie die Baronin Oberndorf und erhielt sofort eine [[Oscar]]-Nominierung für die beste weibliche Nebenrolle. Auch eine weitere Nominierung für die Nebenrolle in ''Ruhelose Liebe'' (1939) brachte ihr nicht den erhofften Filmpreis ein. In der Rolle der erbarmungslosen Ballettlehrerin Olga Kirowa trieb sie in dem Melodram ''Waterloo Bridge'' (1940) die Elevin [[Vivien Leigh]] in den moralischen Abgrund.


In den Jahren bis zu ihrem Tod folgten zwanzig Filme, in denen Maria Ouspenskaya die unterschiedlichsten Rollen verkörperte, fast ausschließlich in A-Filmen an der Seite von Stars wie [[Greta Garbo]], [[Charles Boyer]], Vivian Leigh und [[David Niven]], aber auch [[B-Movie]]s mit [[Bela Lugosi]] und [[Johnny Weissmuller|Johnny „Tarzan“ Weissmuller]] (''[[Tarzan und die Amazonen]]''). Meistens wurde die kleine, schmächtige Künstlerin als würdige ältere Dame osteuropäischer oder sogar ostasiatischer Herkunft oder als Indianerin eingesetzt, denn ihren Akzent konnte die große Dame des amerikanischen Schauspiels nie ablegen. In Erinnerung ist sie dem Publikum jedoch als die Zigeunerin Maleva geblieben, die in den Gruselstreifen ''The Wolf Man'' und ''[[Frankenstein trifft den Wolfsmenschen]]'' mit sorgenvoller Miene und fremdartigem Akzent das Unheil abzuwenden versucht, das sich über Larry Talbot alias [[Lon Chaney jun.]]. zusammenbraute. Filmhistoriker halten es für einen Glücksfall, dass die Russin für die Rolle der Maleva ausgesucht wurde. Mit einer weniger begabten Darstellerin wären die Szenen, in denen sie als Zigeunerin, wissend um das furchtbare Schicksal ihres Sohnes Béla (Bela Lugosi) und des jungen Larry Talbot (Lon Chaney), auftritt, zum unfreiwillig komischen Melodrama degeneriert. Vor allem ihrer Ausstrahlung, trotz der wenigen und meistens relativ kurz geratenen Auftritte, verdankte der [[Werwolf]]klassiker seine mystische Atmosphäre, während der Hauptdarsteller eher blass blieb. Dass sie selbst in kurzen Auftritten eine dominante Erscheinung war, beweist ihre Nominierung für den „Academy Award“ für die beste Nebenrolle in ihrem Erstlingsstreifen ''Dodsworth'', obwohl sie insgesamt nur zehn Minuten zu sehen war.

Am 3. Dezember 1949, kurz nach der Premiere ihres zwanzigsten Films in den USA (''A Kiss in the Dark'' mit David Niven in der Hauptrolle) starb Maria Ouspenskaya in Los Angeles an den Folgen eines Wohnungsbrandes.

== Anmerkungen ==
Eine von Maria Ouspenskayas letzten Schülerinnen an der New York School of Dramatic Art war [[Anne Bancroft]] (1931-2005), die spätere Ehefrau von Regisseur und Schauspieler [[Mel Brooks]]. In seiner Horrorfilmparodie ''[[Dracula – Tot aber glücklich]]'' tritt Anne Bancroft als weissagende Zigeunerin nach dem Vorbild der Maleva auf und heißt ebenfalls Ouspenskaya.
Eine von Maria Ouspenskayas letzten Schülerinnen an der New York School of Dramatic Art war [[Anne Bancroft]] (1931-2005), die spätere Ehefrau von Regisseur und Schauspieler [[Mel Brooks]]. In seiner Horrorfilmparodie ''[[Dracula – Tot aber glücklich]]'' tritt Anne Bancroft als weissagende Zigeunerin nach dem Vorbild der Maleva auf und heißt ebenfalls Ouspenskaya.



Version vom 19. April 2013, 16:30 Uhr

Maria Ouspenskaya (russisch Мария Успенская/Marija Uspenskaja; * 29. Juli 1876 in Tula; † 3. Dezember 1949 in Los Angeles) war eine US-amerikanische Bühnen- und Filmschauspielerin und Schauspiellehrerin russischer Abstammung.

Leben und Werk

Maria Ouspenskaya wollte zuerst Opernsängerin werden und studierte klassischen Gesang am Konservatorium von Warschau, schrieb sich aber später an der renommierten Adashjew-Akademie für Drama in Moskau ein. Zuerst reiste sie mit Wandertheatern durch die russische Provinz, bis sie ein Engagement am Tschechow-Künstlertheater Moskau annahm.

Dort feilte sie unter der Anleitung von Konstantin Sergejewitsch Stanislawski an ihrer Darstellungskunst. Zwischen 1915 und 1922 wirkte die Schauspielerin in eingen russischen Stummfilmen mit, bevor sie ihrer 1922 nach einem Gastspiel des „Künstlertheaters“ in den USA nicht mehr zurückkehrte. Schon 1924 holte Richard Boleslawski, ein Studien- und Schauspielerkollege aus Moskauer Zeiten, Ouspenskaya an die von ihm kurz zuvor gegründete Schauspielschule American Laboratory Theatre in New York – kurz „The Lab“ genannt. Bis 1929 unterrichtete Ouspenskaya hier neben ihrer Theaterkarriere junge Mimen in der von Stanislawski übernommenen „Methode“.

Im Jahre 1932 begründete Maria Ouspenskaya die noch heute bestehende School of Dramatic Art in New York. Um diesem ehrgeizigen Projekt aus einer schweren Finanzkrise zu helfen, nahm sie 1936 ihre erste Rolle in Hollywood an. Sie spielte unter der Regie von William Wyler in Zeit der Liebe, Zeit des Abschieds. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Theaterstück von Sinclair Lewis, in dem Maria Ouspenskaya bereits auf der Bühne gespielt hatte. Für ihre Darstellung erhielt sie eine Nominierung für den Oscar als beste Nebendarstellerin. Drei Jahre später wurde sie für ihren Auftritt in Ruhelose Liebe erneut in dieser Kategorie nominiert.

Zu ihren bekanntesten Auftritten gehören Maria Walewska neben Greta Garbo und Charles Boyer sowie Ihr erster Mann an der Seite von Vivien Leigh. Am 3. Dezember 1949 starb Maria Ouspenskaya in Los Angeles an den Folgen eines Wohnungsbrandes.

Eine von Maria Ouspenskayas letzten Schülerinnen an der New York School of Dramatic Art war Anne Bancroft (1931-2005), die spätere Ehefrau von Regisseur und Schauspieler Mel Brooks. In seiner Horrorfilmparodie Dracula – Tot aber glücklich tritt Anne Bancroft als weissagende Zigeunerin nach dem Vorbild der Maleva auf und heißt ebenfalls Ouspenskaya.

Literatur