Konzentrationslager (historischer Begriff)

Konzentrationslager – abgekürzt auch nur Lager – ist eine Bezeichnung für verschiedene Formen von Internierungslagern. Im deutschen Sprachraum und auch darüber hinaus wird der Begriff jedoch seit der Zeit des Nationalsozialismus mit den Arbeits- und Vernichtungslagern des NS-Regimes assoziiert, in Verbindung mit der hierfür üblichen Abkürzung KZ.

Woher das Kürzel „KZ“ stammt, ist unklar. Ursprünglich wurde von nationalsozialistischen Funktionären die naheliegendere Abkürzung „KL“ verwendet. Nach Eugen Kogon (Der SS-Staat) gaben SS-Wachmannschaften dann später der Abkürzung „KZ“ wegen ihres härteren Klanges den Vorzug.

Der Begriff ( Etymologie )

Der Begriff bezeichnete ursprünglich alle möglichen Arten von Sammel-, Internierungs- und Arbeitslagern. Sammellager für Kriegsgefangene, Strafgefangenen- und Strafarbeitslager waren schon längere Zeit verbreitet, daneben entwickelte sich ab dem 19. Jahrhundert die Form des Internierungs- oder Auffanglagers im Kontext von Vertreibung, Auswanderung und kolonialistischer Eroberung.

Ursprünglich stammt der Begriff aus dem Spanischen. Verwendet wurde er erstmals während der Niederschlagung eines Aufstands gegen die spanische Kolonialmacht auf Kuba 1896. Dort wurden Bauern, die nicht als Aufständische behandelt werden wollten, aufgefordert sich in campos de concentración zu begeben. Im Jahre 1900 richteten die USA auf der Insel Mindanao, die sie den Spaniern abgenommen hatten, Konzentrationslager ein; dort wurden philippinische Guerilleros interniert.

Der britische General Horatio Herbert Kitchener ließ während des Burenkrieges (1899-1902) in Südafrika Concentration Camps einrichten, um dort etwa 120.000 Farmbewohner, vor allem Frauen und Kinder, zu internieren, wovon über 26.000 aufgrund katastrophaler Lebensbedingungen an Hunger und Krankheiten starben.

Seit der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland 1933–1945 verbindet man den Begriff jedoch vor allem mit der gezielten staatlichen Verfolgung und Ermordung von Andersdenkenden und anderweitig gesellschaftlich Ausgegrenzten, insbesondere mit der Verfolgung der europäischen Juden und dem Holocaust. Die Nazis selbst verwendeten ihn, ohne zwischen den während ihrer Gewaltherrschaft errichteten Arbeitslagern und Vernichtungslagern zu unterscheiden. Damit verschleierten sie den geplanten und industriell durchgeführten Massenmord an Millionen von Menschen, der ihre Lager von allen bisherigen Gefangenenlagern unterscheidet.

Vor diesem Hintergrund wirkt der Gebrauch des Wortes für alle Arten von Sammellagern leichtfertig. Er soll meist auf massive und eklatante Menschenrechtsverletzungen hinweisen, die verschiedene Lagerarten verbindet. Manchmal werden sogar nach den Genfer Konventionen zulässige Kriegsgefangenenlager fälschlich als „Konzentrationslager“ bezeichnet. Dies kann die Vernichtungslager der NS-Zeit durch Relativierung zusätzlich verharmlosen.

Es gibt bis heute Gefangenenlager, die die Genfer Konvention missachten oder ihrem Geltungsbereich entzogen werden (s.u.), auch wenn diese anders genannt werden.

Definition

Ein Konzentrationslager ist eine Einrichtung, um politische Gegner oder missliebige Menschen aus ethnischen, religiösen oder sozialen Gruppen festzuhalten und zu isolieren. Dies geschieht meistens auf unbestimmte Zeit durch bürokratische, administrative Verwaltungsakte, ohne Gerichtsurteil, ohne die Möglichkeit einer Rechtsvertretung, Verteidigung oder gar des Widerspruches und der Haftprüfung.

In Arbeitslagern müssen die Insassen zudem Zwangsarbeit verrichten. In Vernichtungslagern, zu denen viele deutsche Konzentrationslager zählten, werden sie gezielt ermordet oder kommen durch menschenunwürdige Haftbedingungen, Krankheit, Unterernährung, Erschöpfung, Hitze oder Kälte ums Leben.

Zu den Vorgehensmethoden zählen drastische Bestrafungen, Folter und willkürliche Hinrichtungen. In den Konzentrationslagern des Nationalsozialismus verfolgte man das Programm der „Vernichtung durch Arbeit“ (Überschrift: „Arbeit macht frei“). Die Parole der „Erziehung durch Arbeit“ wurde bereits vorher in den sowjetischen, später in den chinesischen und anderen Umerziehungslagern angewendet.

Ein Internierungslager dient der Kontrolle über politische Gegner oder als politisch unzuverlässig geltende Bevölkerungsgruppen. Ein Kriegsgefangenenlager hat den Zweck der Unterbringung gefangener Soldaten gegnerischer Streitkräfte. Nach dem Genfer Abkommen III haben Internierte und Kriegsgefangene humanitäre Mindestrechte. Sie dürfen zur Arbeit herangezogen, jedoch nicht gegen ihren Willen für gefährliche oder gesundheitsschädliche Tätigkeiten eingesetzt werden. Diese Regeln wurden und werden oft missachtet.

Es gab auch Gefangene, die durch Gerichtsurteil für eine bestimmte Zeit in ein Arbeitslager oder Konzentrationslager eingewiesen wurden, die Mehrheit der Häftlinge war jedoch ohne Gerichtsverfahren in Unfreiheit. Auch manche Flüchtlingslager unterscheiden sich von den Konzentrationslagern nur in Kleinigkeiten, oft werden Flüchtlinge genau so interniert und isoliert wie andere Missliebige, und deren schlechte Behandlung und Unterbringung soll gezielt weiteren Flüchtlingstrom unterbinden - so beispielsweise die Lager für Vietnamflüchtlinge in Hong Kong und Macao, Flüchtlingslager in Australien, auf Nauru und auch anderswo heute. Während des Zweiten Weltkriegs wurden sogar die Flüchtlingslager in der Schweiz „Konzentrationslager“ genannt. Das karge Leben dort war jedoch keinesfalls mit dem Dasein und Sterben in den Konzentrationslagern des Nationalsozialismus vergleichbar.

Es ist oft auch für den objektiven Beobachter schwer, die verschiedenen Lagertypen voneinander abzugrenzen. Allen Lagertypen ist gemeinsam, dass die Menschenrechte der Insassen missachtet und verletzt werden.

Zeit des Nationalsozialismus

Die in der Zeit des Nationalsozialismus etablierten Konzentrationslager sind weltweit am bekanntesten: Liste der deutschen Konzentrationslager, davon waren sieben ausschließlich Vernichtungslager.

Wachturm vom Vernichtungslager Majdanek

Als Besonderheit der auf Veranlassung der deutschen nationalsozialistischen Führung errichteten Konzentrations- und Vernichtungslager galt die rationalisiert-bürokratische Organisation der Vernichtung von Menschen durch Arbeit oder Ermordung, auch unter kontrollierter Einbeziehung der Rüstungs- und Chemieindustrie und der Infrastruktur der Deutschen Reichsbahn.

Man schätzt heute, dass ca. zwei Drittel der sechs Millionen Juden, die dem Holocaust zum Opfer fielen, direkt in den Lagern des Dritten Reiches ermordet worden oder dort an Folgen von Misshandlungen und Krankheiten gestorben sind. Das verbleibende Drittel starb in Ghettos, bei Massenerschießungen und auf den sogenannten Todesmärschen. Es wurden in den KZ auch viele andere Menschen ermordet, z. B. Homosexuelle, geistig Behinderte und sogenannte Asoziale. Die Anzahl der Toten ist bis heute unklar, da die Mörder längst nicht über alle Opfer Akten führten, am Ende des Krieges keine Ermordungen mehr festgehalten wurden und viele Unterlagen wie Zeugen vernichtet wurden bzw. unwiederbringlich verloren gingen.

*Siehe auch den Artikel zu Häftlingskatgorien unter: Kennzeichnung der Häftlinge in den Konzentrationslagern. (Sie diente zur Gruppierung und Stigmatisierung der Häftlinge für die Bewacher; hatte aber zum Teil auch Folgen unter den Häftlingen.)

Historische Entwicklung

Man kann die Entwicklung der nationalsozialistischen Konzentrationslager in vier Phasen einteilen.

Während der ersten Phase in den frühen Jahren der NS-Diktatur bis zum Frühsommer 1934 begann man überall in Deutschland damit, größere oder kleinere Lager aufzubauen. Diese Lager ähnelten allerdings mehr Gefängnissen, die dazu da waren, die politischen Gegner des NS- Regimes einzusperren. Der Aufbau dieser Lager wurde anfangs nicht von einer einzigen, sondern von verschiedenen Institution geleitet, u.a von der SA, von den verschiedenen nationalsozialistischen Polizeichefs und natürlich von der SS. In dieser ersten Phase der Konzentrationslager waren ca. 26.000 Menschen inhaftiert, die der Willkür ihrer Bewacher ausgesetzt waren. Diese erste Phase der KZs kann man als eine Art „Vorbereitung“ auf das sehen, was später kam. Spätestens mit Entmachtung der SA unterstanden alle Konzentrationslager der SS. Theodor Eicke war Inspekteur, auf ihn ging räumliche Bauweise und Lagerordnung zurück. Die Konzentrationslager wurden „rechtsfreier Raum“ und abgeschirmt von der Außenwelt. Auch die Feuerwehr durfte das Gelände nicht betreten, um etwa die Einhaltung feuerpolizeilicher Vorschriften zu prüfen.[1]

Die zweite Phase begann 1936 und dauerte bis 1938. In dieser Zeit wurde der Bau von Lagern u.a wegen steigender Häftlingszahlen vorangetrieben. Es veränderte sich aber auch die Zusammensetzung der Häftlinge. Während in der ersten Phase noch hauptsächlich politische Gegner des Regimes inhaftiert waren, wurde in der zweiten Phase damit begonnen, diejenigen zu inhaftieren, die nicht dem nationalsozialistischen Bild entsprachen. Das waren vor allem „Asoziale“, Kriminelle und „Arbeitsscheue“ sowie alle anderen „Unnormalen“. Es wurde also versucht, die Menschen „auszurotten“, die in den Augen der Nationalsozialisten den Wert des deutschen Volkes minderten. Dazu wurden auch die Kriminalpolizei und die Gestapo zur sogenannten „Sicherheitspolizei“ unter Reinhard Heydrich zusammengelegt und außerdem wurden unter der Aufsicht der IKL neue Lager gebaut. In dieser zweiten Phase wurden auch die Konzentrationslager Sachsenhausen und Buchenwald gebaut, die schon ein Zeichen des drohenden Krieges und damit verbundenen steigenden Häftlingszahlen waren. Das Konzentrationslager Sachsenhausen wurde nach seinem Bau auch zum Zentrum der Konzentrationslager (Sitz des IKL). Nach der Reichspogromnacht im November 1938 begann man verstärkt, Juden in Konzentrationslagern zu inhaftieren, was zu einer Überfüllung der bestehenden und Errichtung weiterer Konzentrationslager führte.

Datei:Konzentrazionslager.png
NS-Konzentrationslager 1943


Zur weiteren Entwicklung der Konzentrationslager in der dritten Phase, die mit dem Krieg anfing und bis Mitte 1941 bzw. Anfang 1942 andauerte, trugen mehrere Faktoren bei. Nach einer Inhaftierungswelle in Deutschland stiegen die Häftlingszahlen rapide an und verdoppelten sich binnen kürzester Zeit. Außerdem veränderte sich wieder die Zusammensetzung der Häftlinge. Waren es am Anfang vor allem noch Deutsche, also politische Gegner, „Asoziale“ und „Unnormale“, die inhaftiert waren, so kamen mit Beginn des Krieges vor allem Menschen aus den von Deutschland eroberten Gebieten, also Polen, Franzosen, Tschechen, Jugoslawen, Holländer und Belgier. Unter diesen Häftlingen waren viele Juden und Zigeuner. Auch in den eroberten Gebieten wurden viele neue Lager errichtet; bald waren mehr Häftlinge in diesen Lagern eingesperrt als im Reichsgebiet (Deutschland und Österreich). Mit Beginn der dritten Phase wurden die Konzentrationslager in drei Kategorien eingeteilt, welche die Härte der Behandlung und die Lebensbedingungen der Häftlinge anzeigten. Die Todeszahlen stiegen in der dritten Phase wie die Häftlingszahlen enorm an.

Die letzte Phase begann Anfang 1942 und endete 1945. Sie war vor allem durch die massive Judenverfolgung und durch den Krieg gegen Russland gekennzeichnet. In dieser letzten Phase lag die Hauptverwaltung der Konzentrationslager beim SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt WVHA. Die Häftlinge in dieser Phase wurden vor allem für die Verlagerung von Waffenfabriken in unterirdische Anlagen benötigt. Ungefähr 2,5 bis 3 Millionen Menschen waren in dieser Zeit in den Konzentrationslagern eingesperrt.

Allgemein kann man zwei Arten von Konzentrationslagern unterscheiden: die nach den drei vorher genannten Kategorien unterschiedenen und die reinen Vernichtungslager wie z.B. Treblinka. In den Lagern des nationalsozialistischen Regimes starben über 6 Millionen Menschen. Die meisten wurden in den Gaskammern ermordet, erschossen oder erschlagen bzw. starben aufgrund der harten Arbeitseinsätze an Unterernährung und Krankheiten. Viele der Häftlinge verstarben auch bei verbrecherischen medizinischen Versuchen, die an ihnen durchgeführt wurden.

KZ als Arbeitslager

Arbeitslager Plaszow in der nähe des polnischen Krakau
  • Siehe auch den Artikel zur Inspektion der Konzentrationslager (IKL). Sie war die zentrale Verwaltungs- und Führungsbehörde für die nationalsozialistischen Konzentrationslager.

Im Unterschied zu Arbeitslagern des allgemeinen historischen Typus diente bei der nationalsozialistischen Ausprägung die Ausbeutung der Arbeitskraft der Gefangenen in erster Linie der Vernichtung von verfolgten Bevölkerungsgruppen durch Zwangsarbeit. Die Zustände, unter denen Menschen in Arbeitslagern interniert wurden, waren oft von der Lagerkommmandantur abhängig. Menschen, die keine Arbeit mehr leisten konnten, wurden, soweit sie nicht an den unmenschlichen Bedingungen oder der Willkür des Lagerpersonals zugrunde gingen, ermordet. Diejenigen Kranken, die nicht in voraussichtlich vier Wochen wieder arbeitsfähig waren, wurden vom medizinischen Personal mit Phenol oder anderen Mitteln zu Tode gespritzt. In den Arbeitslagern überlebten viele Gefangene nur kurze Zeit.

Im Verlauf des Krieges erlangten die Arbeitslager eine kriegswichtige Funktion, die zu dem Vernichtungsziel in gewissem Gegensatz stand. Die Lager waren Produktionsstätten der SS, zunächst zur Gewinnung von Natur- und Ziegelsteinen, später in vielen anderen Bereichen. Außerdem wurden Arbeitskräfte an die (Rüstungs-)Industrie ausgeliehen. Der bekannteste Fall betrifft die I.G. Farben. Praktisch die gesamte Großindustrie machte von solchen Zwangsarbeitern Gebrauch.

Jugendschutzlager

Hauptartikel: Jugendkonzentrationslager

Jugendkonzentrationslager (zu Zeiten des Nationalsozialismus wurden sie „Jugendschutzlager“ oder „Jugendverwahrlager“ genannt) waren einige wenige Konzentrationslager, welche die Nationalsozialisten zur Internierung widerständiger oder auffälliger Jugendlicher (z. B. Swingjugend) und auch Kindern aus ganz Europa nutzten: KZ Moringen (offiziell „Polizeiliches Jugendschutzlager“; Juni 1940; bei Göttingen) für Jungen, das KZ Uckermark (seit Juni 1942 in unmittelbarer Nähe des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück bei Berlin) für Mädchen und junge Frauen und das Lager im Ghetto Litzmannstadt (Łódź, offiziell: „Polenjugendverwahrlager“) mit insgesamt drei Außenlagern. Die Gefangenkapazität betrug dort mindestens 3000 heranwachsende Personen. Kinder und Jugendliche waren aber auch in allen anderen Konzentrationslagern eingesperrt und ermordet worden.

Diese Lager unterstanden dem Reichssicherheitshauptamt und dienten offiziell der „Jugendfürsorge“. Die Jugendlichen wurden z. T. durch die „Rassenhygienische und Bevölkerungsbiologische Forschungsstelle“ nach rassistischen beziehungsweise „kriminalbiologischen“ Merkmalen und auf ihre „Entwicklungs- oder Erziehungsfähigkeit“ begutachtet.

Weiterhin gab es sogenannte „Ausländerpflegestätten“ für die Kinder von Zwangsarbeitern, in denen wie in den anderen genannten Einrichtungen unmenschliche Bedingungen herrschten. Direkt im KZ Litzmannstadt wurden mindestens 500 Jugendliche ermordet. Das KZ Uckermark wurde im Januar 1945 zu einem Todeslager für Erwachsene.

Vernichtungslager

Hauptartikel: Vernichtungslager

Vernichtungs- oder Todeslager wurden zu dem einzigen Zweck errichtet, jüdische Menschen, Roma, Sinti und Jenische und auch andere Minderheiten, Homosexuelle und andere Missliebige zunächst mit Hilfe von Gaswagen, später vor allem in Gaskammern massenhaft zu ermorden. Der nationalsozialistische Mordapparat konzentrierte sich dabei auf Juden und die anderen genannten Gruppen, zu den Opfern zählten aber auch russische Kriegsgefangene. Lager dieses Typs wurden zwischen Dezember 1941 und Juli 1942 in Chelmno im Wartheland, Belzec, Sobibor und Treblinka im Generalgouvernement, sowie Maly Trostinez in Weißrussland errichtet.

Etwas anders gelagert sind die Fälle KZ Auschwitz-Birkenau und Majdanek. In beiden Konzentrationslagern wurden erst nach Inbetriebnahme der ersten Vernichtungslager Gaskammern zum Massenmord an Juden eingerichtet. Wegen der ungeheuren Opferzahl werden daher auch Auschwitz-Birkenau und Majdanek zu den Vernichtungslagern gezählt. Anders als die erstgenannten Vernichtungslager waren sie aber zugleich Konzentrationslager im herkömmlichen Sinn.

Vernichtungslager unterscheiden sich weiter von den anderen Konzentrationslagern durch die Zahl jüdischer Opfer. In allen KZ zusammen, Birkenau und Majdanek ausgenommen, kamen weniger Juden um als im kleinsten Vernichtungslager. Auschwitz-Birkenau ist zwar das weltweit bekannteste aller Vernichtungslager, dennoch wurden im weniger bekannten Treblinka deutlich mehr jüdische Menschen vergast als in Auschwitz-Birkenau.

Organisation

Der Lagerkomplex

Insgesamt gab es unter der Inspektion der Konzentrationslager 24 selbstständige KZ-Stammlager, denen weit über 1000 Außenlager, z. T. unter der Bezeichnung „Außenkommandos“, organisatorisch unterstellt waren. Diese Stammlager waren in Deutschland die Konzentrationslager Arbeitsdorf, Bergen-Belsen, Buchenwald, Dachau, Flossenbürg, Groß-Rosen, Dora-Mittelbau, Neuengamme, Ravensbrück, Sachsenhausen und Niederhagen-Wewelsburg, in Österreich Mauthausen, in Polen Auschwitz I Stammlager, Auschwitz-Monowitz, Majdanek, Warschau, Plaszow und Stutthof, in Estland Waiwara, in Litauen Kauen, in Lettland Riga-Kaiserwald, in Frankreich Natzweiler-Struthof sowie in den Niederlanden Herzogenbusch. Waren die Häftlinge als Arbeitskräfte nicht bzw. nicht mehr einsetzbar, wurden sie direkt am Ort z. B. durch Schikane oder im Krankenrevier umgebracht oder in die sieben Vernichtungslager transportiert. „Außenkommandos“ sind ansonsten Arbeitsstellen, zu denen die Gefangenen während der jeweiligen Arbeitszeit vom jeweiligen Lager aus hinmarschieren mussten und dorthin auch wieder zurückkehren.

Diesem System waren Durchgangslager und Sammellager vorgeschaltet. Als Sammellager vom übrigen Ort abgetrennte Stadtteile wurden als Ghettos bezeichnet. Damit wurde eine Bezeichnung aus dem Mittelalter aufgenommen, die es in Europa so längst nicht mehr gab. Allein in Osteuropa gab es ca. 600 Ghettos, in denen mindestens 4 Millionen Menschen zwischenzeitlich interniert wurden. Diese Ghettos wurden meist von Beginn an nur für den vorübergehenden Einsatz eingerichtet.

Interne Organisation jedes Lagers

Alle SS-Angehörigen zur Bewachung der Lager gliederten sich nach Aufgaben und Zuständigkeitsverteilung in fünf (andere Angabe: 6) Bereiche

  • Lagerkommandant, Adjutant als Leiter der Kommandantur mit Personalverwaltung, Waffenkammer und der Postzensurstelle. Darunter die anderen Abteilungen
Todesbenachrichtigung
  • Politische Abteilung und der Erkennungsdienst. Zuständigkeiten: Registrierung von Neuzugängen, Entlassungen, Verlegungen, Tod oder Flucht der Häftlinge, deren Vernehmung, Führung der Häftlingskartei. Leiter war immer ein Beamter der Geheimen Staatspolizei oder der Kriminalpolizei
  • Schutzhaftlagerführer und Adjutant. Zuständigkeiten: der „Betrieb“ des Lagers im Sinne aller Befehle zur inneren Ordnung, Tagesablauf, Appelle etc.
  • Verwaltung; dazu gehörten die örtliche Bauleitung, Wirtschaftslager und evtl. SS-Landwirtschaft.
  • Lagerarzt mit dem Krankenrevier für SS-Angehörige, Apotheke
  • evtl. Abteilung VI zur Fürsorge, Schulung und Truppenbetreuung der SS
Die Hierarchie der Wächter
Ränge und Abzeichen der SS-Aufseher

Die Rapportführer, der Arbeitseinsatzführer und evtl. die Oberaufseherin (wenn ein Frauenlager bestand) unterstanden dem Schutzhaftlagerführer. Sie waren für die Ordnung im ganzen Lager und die Zuteilung in Aussenkommandos zuständig.

Sie standen den Blockführern vor, die jeweils einen oder wenige Blocks beaufsichtigten, für die sie gegenüber der Lagerleitung verantwortlich waren. (Die Blockführer bestimmten die Zusammensetzung der Arbeitskommandos, die jeweiligen Blockältesten und Stubenältesten aus den Reihen der Häftlinge. Als „Funktionshäftlinge“ wurden in einer weiteren „Teile-und- Herrsche-Strategie“ Häftlinge quasi als Hilfspolizei eingesetzt.)

Medizinische Experimente

An Inhaftierten wurden von Ärzten wie Josef Mengele (Auschwitz), Robert Ritter (KZ Buchenwald) u.a. medizinische Experimente vorgenommen, in deren Verlauf die Häftlinge meist qualvoll starben. Sie wurden beispielsweise mit Fleckfieber ([1]), Malaria- oder TBC-Erregern infiziert, um Impfstoffe zu testen, ihnen wurden Brandbombenverletzungen zugefügt ([2]) und an ihnen erfolgten Salzwasserversuche. Der Nürnberger Ärzteprozess fand vom 9. Dezember 1946 bis zum 20. August 1947 vor dem Ersten Amerikanischen Militärgerichtshof in Nürnberg statt. Angeklagt war u.a. der Abteilungsleiter für Tropenmedizin am Robert-Koch-Institut in Berlin, Dr. med. Gerhard Rose für die Fleckfieberversuche an Sinti und Roma in Buchenwald ([3]). Weiterhin wurde der SS-Hauptsturmführer Dr. med. Waldemar Hoven, Lagerarzt KZ Buchenwald angeklagt.

Quellengrundlage für die Experimente in Buchenwald sind das Stationstagebuch von Dr. med. Erwin Ding-Schuler SS-Hauptsturmführer, Aussagen von europäischen Medizinern, die im KZ inhaftiert waren, sowie Häftlingen wie der österreichische Soziologe und Philosoph Eugen Kogon, der 1946 unter dem Titel Der SS-Staat über das Leben in Buchenwald berichtete. Die Publikation der vollständigen Dokumentation, der Wortprotokolle, des Anklage- und Verteidigungsmaterials erfolgte erst 1999 durch den Saur-Verlag München. Die Analyse dazu lieferte 2001 Angelika Ebbinghaus/Klaus Dörner (Hg.): Vernichten und Heilen. Der Nürnberger Ärzteprozess und seine Folgen. Die Bundesärztekammer weigerte sich, diese Edition finanziell zu unterstützen. Erst Einzelspenden von 8000 Ärzten ermöglichten sie.

Todesarten der KZ-Häftlinge

Die Todesursachen der Häftlinge wurden im Aktenverkehr der NS-Organe zum Zweck der Geheimhaltung häufig chiffriert. Als Kürzel wurden die Aktenzeichen verwendet, unter denen der Aktenvorgang bei der übergeordneten Inspektion der Konzentrationslager (IKL) bearbeitet wurde.

Folgende Chiffre-Formen wurden verwendet:

  • 14 f 1 : „natürliche Todesfälle“
  • 14 f 2 : „Freitod oder Tod durch Unglücksfall“
  • 14 f 3 : „Erschießung auf der Flucht“
  • 14 f I : „Exekution“
  • 14 f 13 : „Sonderbehandlung kranker und gebrechlicher Häftlinge“ (siehe auch: Aktion 14f13, Sonderbehandlung)

Todesmärsche

Der Holocaust-Überlebende Arno Lustiger trug in seiner Rede vor dem deutschen Bundestag am 27. Januar 2005 vor: „Zwischen November 1944 und Mai 1945 wurden etwa 700.000 Häftlinge, 200.000 von ihnen Juden, bei der Räumung und Liquidierung der KZs in Polen und Deutschland, auf etwa hundert Todesmärschen durch ganz Deutschland getrieben. Es wird geschätzt, daß über die Hälfte von ihnen umgekommen ist. Sie wurden erschossen, in Scheunen verbrannt, sind verhungert oder an Seuchen verstorben. (...) Bis heute gibt es keine Gesamtdarstellung dieser sich auf Deutschlands Straßen abspielenden tausendfachen Tragödien, ...“

„Siehe auch" zum Absatz deutsche Konzentrationslager:

Zu Einzelaspekten der deutschen Konzentrationslager siehe auch die Artikel über:

Verschiedene Lager aus der Geschichte

Nach obiger Definition gab es nicht nur im Nationalsozialismus Konzentrationslager.

Erste Lager

Erstmalig wurden 1838 von der US-Armee die Cherokee-Indianer vor ihrer zwangsweisen Umsiedlung in Lagern gefangengehalten. Diese Maßnahme wurde vom Präsidenten Andrew Jackson angeordnet, um den Indian Removal Act durchzusetzen. Die Cherokee erinnern sich noch heute an den „Trail of Tears“ ihrer Umsiedlung.

Auch die in der Folgezeit von den USA angelegten Indianerreservationen für zahlreiche indigene (eingeborene) Ethnien sind als Konzentrationslager anzusehen: die Menschen wurden aus rassistischen Motiven unter inhumanen Umständen auf Gebieten festgehalten, die ein eigenes Auskommen unmöglich machten und dazu führten, dass Kinder, Frauen und auch Männer verhungerten. Flucht oder Gegenwehr wurden mit dem Tod bestraft.

Die Geschichte des Begriffes Konzentrationslager beginnt wohl im kubanischen Unabhängigkeitskampf gegen Spanien 1868-1898, als zunächst der spanische General Valmaseda und später in weitaus größerem Umfang General Valeriano Weyler y Nicolau anordneten, dass sich diejenigen Bauern, die nicht als Aufständische behandelt werden wollen, in befestigten Lagern konzentrieren müssen, den so genannten campos de reconcentración. (siehe auch: Guerilla)

Burische Frauen und Kinder in einem Britischen concentration camp ( Zweiter Burenkrieg )

Der Begriff „concentration camp“ (Konzentrationslager) wurde danach vom Militär Großbritannien benutzt, um die im zweiten Burenkrieg (1899-1902) angelegten Lager zu beschreiben. Frauen und Kinder der Buren sowie Afrikaner, die im Burengebiet lebten, wurden in Lagern in Südafrika zusammengetrieben. Obwohl diese Lager keine speziellen Vernichtungslager waren, bedingten die schlechte Ernährung sowie die schlechten hygienischen Verhältnisse eine hohe Sterblichkeitsrate. Hier starben etwa 26.000 Frauen und Kinder. Die Offenlegung der Verhältnisse in Südafrika durch Emily Hobhouse führte dort zu einer Entspannung der Situation.

Auch die deutschen Kolonialtruppen setzten in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika beim Völkermord an den Herero und Nama entsprechende Lager ein. Nach Angaben der deutschen Militärverwaltung starben zwischen Oktober 1904 und März 1907 insgesamt 7682 Inhaftierte. Die Sterblichkeit betrug je nach Lager zwischen 30 und 50% der insgesamt Gefangenen.

In Deutschland wurden um 1920 die ersten als „Konzentrationslager“ bezeichneten Einrichtungen zur Abschiebung unter anderem in Stargard errichtet. In diesen Lagern wurden vor allem Juden aus Osteuropa, aber auch Sinti, Jenische und Roma interniert. Sie wurden 1923 nach Protesten aufgrund der unmenschlichen Bedingungen aufgelöst.

Nord-Amerika

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges richteten die USA Concentration camps für potentiell gefährliche Bürger japanischer, italienischer oder deutscher Abstammung ein. Aber auch Menschen mit anderem Hintergrund wurden zwangsinterniert (z.B. Zeugen Jehovas). Bekannt wurden insbesondere die kalifornischen Camps, weil sich dort die meisten japanstämmischen Familien aufhielten. Ein Gerichtsbeschluss war für die Zwangseinweisungen nicht nötig. Knapp 120.000 Männer, Frauen und Kinder aus den vier US-Bundesstaaten Washington, Oregon, Kalifornien und Nevada wurden auf diese Weise verhaftet. Sie verbrachten den größten Teil des Krieges in Arrest, viele Familien mussten in Räumen von 7x8 Quadratmetern hausen, die mit Teerpappe verkleidet waren. Im Gegensatz zu den deutschen Konzentrationslagern allerdings wurde dabei niemand beabsichtigt ermordet.

Süd-Amerika, Chile

Nach der faschistischen Machtergreifung sperrte die Junta ihre Gegner in Fußballstadien ein, unter freiem Himmel wurden sie der glühenden Sonne, dem Durst und dem Hunger ausgesetzt, aber auch gefoltert und ermordet. In der von Paul Schäfer und anderen faschistischen deutschen Kolonisten gegründeten Colonia Dignidad sind viele Menschen nach dem blutigen Putsch von 1973 ums Leben gekommen oder bis heute verschwunden. Nach der Verhaftung Schäfers im Jahr 2005 fand man umfassende Waffenlager auf dem Gelände.

Siehe auch: Geschichte Chiles

Australien, Neuseeland, Schweiz

Während beider Weltkriege wurden fast überall Staatsangehörige von Kriegsgegenparteien in Internierungslager eingesperrt, in der Schweiz auch Menschen, die zuvor noch dem Schicksal eines Nazi-KZ geflohen waren. Diese Lager wurden ganz ungeniert Konzentrationslager genannt; das Wort hatte damals noch einen anderen, rationalen Klang. Jedoch waren die Lebensbedingungen darin auf keinen Fall mit denen in einem deutschen KZ zu vergleichen. Die damit verbundene Zielsetzung war ganz anders.

Siehe auch: Die Schweiz im Zweiten Weltkrieg


Italien

Die größten Konzentrationslager des faschistischen Italiens

Bezeichnung von bis Geschätzte Anzahl gefangener Menschen Geschätzte Anzahl ermordeter Menschen
Arbe (Lager Kampor (Rab)) Juli 1942 11. September 1943 15.000 1.500
Chiesanuova in der Nähe von Padua Juni 1942      
Gonars in der Nähe von Palmanova März 1942 8. September 1943 7.000 453; >500
Molat        
Monigo in der Nähe von Treviso Juni 1942      
Renicci di Anghiari, in der Nähe von Arezzo Oktober 1942      
Visco in der Nähe von Palmanova Winter 1942      

In italienischen Konzentrationslagern im besetzten Dalmatien und der besetzten nordkroatischen Küste Bakar, Kraljevica, Molat, Rab, Zlarin wurden von 1941 bis 1943 einige zehntausend gefangener Zivilisten festgehalten.

Zwangsarbeit und widrige Lebensumstände kosteten zahlreiche Insassen, die nicht gleich hingerichtet wurden, das Leben.

Die Lager in Molat und in Rab (34% der Insassen überlebten nicht) waren als Todeslager besonders berüchtigt.

Jugoslawien

Zur Zeit der deutschen und italienischen Okkupation Jugoslawiens, während des Zweiten Weltkrieges, wurden von der faschistischen Ustascha und der italienischen Besatzungsmacht im besetzten Teil Kroatiens und Kollaborateuren in Serbien Konzentrationslager errichtet. Diese befanden sich in: Topovske Supe, Šabac, Rab, Molat Jasenovac. In den Konzentrationslagern wurden mindestens 66.000 jugoslawische Juden ermordet. Dies entspricht in etwa 83 % der damals dort ansässigen jüdischen Bevölkerung. Es starben auch Regimegegner sowie Sinti und Roma. Die Gefangenen starben nicht durch Gas, sondern wurden erschlagen, erhängt, lebend verbrannt und mittels anderer grausamer Tötungsarten ermordet.


Japan

In den besiegten Ländern richteten im Zweiten Weltkrieg auch die japanischen Besatzer zahlreiche Konzentrationslager ein, die Umstände waren den deutschen Vorbildern ähnlich, besonders tragisch war das Schicksal der vielen koreanischen Sklavenarbeiter und noch mehr der vielen Tausenden von jungen chinesischen und koreanischen Frauen, die als Trostfrauen (Zwangsprostituierte) den japanischen Frontsoldaten zur Verfügung gestellt wurden.

Zudem wurden medizinischen Versuche an russischen, chinesischen und anderen Gefangenen, bei denen beispielsweise mit Krankheitserregern experimentiert wurde, durchgeführt. In diesem Zusammenhang tritt besonders die Einheit 731 hervor. Das offizielle Japan hat bis heute keine Stellung zu dieser Kriegsschuld bezogen und auch nie Entschädigungen an die Opfer bezahlt.

Kroatien

Das während des Zweiten Weltkrieges selbständige Kroatien errichtete nach dem Vorbild des Deutschen Reichs für seine Gegner, aber auch hauptsächlich für die serbische, jüdische und antifaschistische kroatische Bevölkerung Konzentrationslager, die jüdische Bevölkerung wurde auch willig den deutschen Mördern ausgeliefert. Im Konzentrationslager Jasenovac wurden zwischen 100.000 und 700.000 Serben, Juden, Sinti und Roma und Kroaten (Antifaschisten) umgebracht. Die Angaben schwanken stark und sind Gegenstand politisch-historiografischer Kontroversen.


Österreich

Zwischen 1933 und 1938 waren in Österreich Anhaltelager die den deutschen KZs entsprechende Form ungesetzlicher Haft.

Siehe auch: Geschichte Österreichs

Polen

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Polen in den vorher - bis 1918 - zum Deutschen Reich gehörenden Gebieten das ehemalige deutsche Kriegsgefangenenlager Szczypiorno vom polnischen Staat als Internierungslager für die in ihrer Heimat verbliebene deutsche Zivilbevölkerung und deutsche Kriegsgefangene weitergenutzt, ebenso das Lager im Kernwerk Posen [2]. Es kam dort zu schwersten Menschenrechtsverletzungen, Morden und unmenschlichen Quälereien (Folter), wie sie für Konzentrationslager kennzeichnend sind. Allein in Szczypiorno waren etwa 1500 Zivilisten im Alter von 13 bis 70 Jahren inhaftiert.

Nach 1926 wurden weitere Lager eingerichtet, nicht nur für Deutsche, sondern auch für Ukrainer und andere Minderheiten in Polen sowie für polnische Oppositionelle, die Lager Bereza-Kartuska und Brest-Litowsk. Über die Zahl der dort Inhaftierten und Ermordeten wurden offizielle Zahlen nicht bekanntgegeben.

Von Anfang bis September des Jahres 1939 kamen weitere Lager für Deutsche hinzu, u.a. in Chodzen. Es kam in diesem Zeitraum zu einer gesteigerten Anzahl von Massenverhaftungen und Pogromen an der deutschen Bevölkerung, die zur Flucht von Zehntausenden führte. Aus 1131 Ortschaften in Posen und Pommerellen kam es zu Verschleppungsmärschen in Lager.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es im Zuge der Vertreibung der deutschen Zivilbevölkerung aus den Gebieten des Deutschen Reiches, die damals unter polnische Verwaltung gestellt wurden und seitdem zu Polen gehören, zur Errichtung von 1255 Konzentrationslagern mit einer Sterblichkeitsrate von 20 bis 50 %, z.B. in Tost (Toszek), Lamsdorf, Potulice, Schwientochlowitz. Tost stand allerdings nicht unter polnischem Oberkommando, sondern war ein Lager des sowjetischen NKWD. In den Lagern wurden Misshandlungen, exzessive Grausamkeiten und planmäßige Morde verübt. Besonders bekannt wurden die Fälle der Lagerkommandanten Lola Potok, Czesław Gęborski und Salomon Morel (KZ Zgoda). Der in jüngster Zeit ergangene Auslieferungsantrag des polnischen Staates bezüglich Morels an Israel als dessen jetzigem Aufenthaltsort wurde abschlägig beschieden, da Israel auch Staatsbürger, die der Verbrechen gegen die Menschlichkeit beschuldigt werden, nicht an andere Staaten ausliefert.

Zu nennen ist hier auch das Lager für Ukrainer, Polen und Deutsche in Jaworzno. Tausende Insassen mussten in schlesischen Gruben arbeiten, wo viele starben.

Bei den Inhaftierten handelte es sich nicht um NS-Täter, sondern um deutsche Wohnbevölkerung, die 1945 nicht schnell genug hatte fliehen können. Inhaftierungsgrund war nicht irgendeine persönliche Täterschaft, sondern die deutsche Nationalität oder Sprache. Die Bevölkerung ganzer Dörfer - vom Säugling bis zum Greis - wurde in Lager verschleppt, dort ermordet oder vorsätzlich dem Hungertod ausgesetzt. Dabei spielte auch die etwaige polnische Staatsangehörigkeit, die manche hatten, keine Rolle.

Proteste des amerikanischen Roten Kreuzes, des US-Senators Langer (North-Dakota), des britischen Botschafters Bentinck und des britischen Premierministers Winston Churchill bei der polnischen Regierung mit der Mahnung, sich an die Genfer Konventionen und das Völkerrecht zu halten, bewirkten nichts.

Belegt ist die Zahl von mindestens 60.000 bis 80.000 Menschen, die in diesen Lagern der Nachkriegszeit ums Leben kamen.

Serbien

In Serbien im Zweiten Weltkrieg wurden von den faschistischen Besatzern und dem serbischen Kollaborationsregime unter der Führung von Milan Nedic mehrere Konzentrationslager errichtet.

Sowjetunion und Osteuropa

Das seit August 1918 unter Lenin errichtete und verstärkt zur Zeit des Stalinismus in der Sowjetunion existierende Lagersystem wird heute oft als „Gulag“ bezeichnet, nach der Hauptabteilung des sowjetischen Innenministeriums, die maßgeblich für die Verwaltung der Lager zuständig war. Sie dienten als Gefangenenlager sowohl für „gewöhnliche“ Kriminelle als auch für politische Opponenten und waren in erster Linie Arbeitslager. Alexander Solschenizyn hat in seinen Werken „Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch“ und „Archipel Gulag“ die Haftbedingungen in literarischer Form offengelegt. Viele Bauvorhaben, beispielsweise der Weißmeer-Ostsee-Kanal, die Stadt Norilsk oder die Moskauer Universität, wurden von Lagerhäftlingen gebaut. „Der erste Kreis der Hölle“ beschreibt die „Scharaschka“, in denen Wissenschaftler und Ingenieure gezwungen wurden, für den Staat zu arbeiten. Von 1930 bis 1959 haben insgesamt etwa 18 Millionen Menschen das Lagersystem durchlaufen, mindestens 1,5 Millionen Menschen sind im Lager umgekommen. Die Schätzungen der Opfer der Jahrzehnte des leninistischen und stalinistischen Terrors sind jedoch schwierig, manche gehen in mehrere Millionen.

Gefangene eines sowjetischen Arbeitslagers zwischen 1936 und 1937

Unter der Herrschaft Lenins und vor allem Stalins konnte es passieren, dass jemand wegen einer kritischen Äußerung im Familienkreis oder wegen des Diebstahls eines Apfels denunziert und verhaftet wurde. Während des Großen Terrors (1937-38) wurden von der Staats- und Parteiführung Verhaftungsquoten festgelegt, die dazu führten, dass eine Vielzahl Unschuldiger inhaftiert und verurteilt wurden, viele darunter zu Lagerhaft. Ähnliche Methoden wurden teilweise schon in der Bauzeit des Weißmeer-Ostsee-Kanals angewandt. Derartige Urteile stützten sich meist auf vom Geheimdienst fabrizierte „Beweise“ oder auf unter Folter erpresste Geständnisse. Sehr vage und undeutlich war insbesondere der berüchtigte Paragraph 58 des sowjetischen Stafgesetzbuches, der „konterrevolutionäre Verbrechen“ betraf. Sogar „Verbeugung vor dem Westen“, das „Äußern von Hoffnungen auf das Ende des Kommunismus“ und der angeblich „beabsichtigte Versuch der Spionage“ waren strafbar.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in Osteuropa Menschen, die wirklich oder angeblich mit dem deutschen Kriegsverbrechern zusammengearbeitet hatten oder selbst Deutsche waren, in Lagern interniert (zum Beispiel in der Tschechoslowakei, wo auch viele Ungarn und Polen interniert wurden). Die Bedingungen für die deutschen Kriegsgefangenen entsprachen ebenfalls nicht den Vorschriften der dritten Genfer Konvention und viele Menschen starben oder überlebten nur mit Folgeschäden.

Unter der kommunistischen Diktatur Nicolae Ceauşescus in Rumänien „verschwanden“ Regimekritiker in Gefängnissen und Irrenhäusern. Ceauşescus Versuch, die Anzahl der Rumänen zu vergrößern und im Übrigen die „Qualität des Volkes“ zu verbessern, führte zur Einrichtung von „Kinder-GULAGs“ z.B. für behinderte Kinder, wie beispielsweise in Cighid.

Eine juristische Aufarbeitung der Konzentrationslager hat auch nach den Demokratisierungen der Länder nur in wenigen Fällen stattgefunden. Hierfür werden auch noch vorhandene Machtstrukturen aus der Zeit der staatlichen Unterdrückung verantwortlich gemacht, die an einer kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nicht interessiert sind.

Volksrepublik China

Die in der Volksrepublik China Laogai 劳改 (Umerziehungslager, wörtl. Umerziehung durch Arbeit) genannten Gefangenenlager werden auch als eine Art von Konzentrationslagern angesehen. Sie wurden nach der Machtergreifung der Kommunistischen Partei eingerichtet.

Nach Kotek/Rigoulot gibt es bis heute nur wenige offizielle Dokumente zu den Lagern, „das Geheimnis wird...gut gehütet“. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt nähmen Berichte und Studien über die Lager jedoch zu. Die kommunistische Führung soll zugegeben haben, seit 1949 10 Millionen Menschen in Lagern inhaftiert und im Jahr 1995 in 685 Lagern 1,2 Millionen Gefangene festgehalten zu haben. Diese Zahlen seien jedoch bei weitem zu niedrig angesetzt. Die Lager seien fabrikmäßig organisierte Produktionsstätten und nach außen abgeschirmt, ihre Existenz jeweils getarnt als besondere Farm oder Dorf, so gibt es Bezeichnungen dafür wie „Das edle Dorf des Nordens“. Produkte werden im In- und Ausland abgesetzt. Es gäbe auch Arbeitslager in Landwirtschaft, Kohle- und Uranminen. Die Höhe des wirtschaftlichen Nutzens sei jedoch fraglich. Im Mittelpunkt stehe die „Umerziehung“ der Häftlinge. Nach J. Pasqualini stehe nicht nur die Arbeit im Vordergrund, sondern die „Befreiung“ von „schlechten Gedanken über die Regierung, ihre Führer,die Regierungspolitik, die Verbündeten der Regierung und die kommunistische Partei.“ Die Häftlinge werden von der Außenwelt isoliert. Ihre Haftbedingungen sollen - mit einigen Unterschieden - denen des sowjetischen Gulag ähneln. Sie sind von Hunger, schwersten Strafen, Misshandlungen und Folterungen gekennzeichnet. Nach bisherigen Erkenntnissen soll die Todesrate etwa 280.000 Menschen pro Jahr betragen. [3]

Quellen

  1. Dr. Zdenek Zofka, http://www.km.bayern.de/blz/report/01_04/1.html, Landeszentrale für Politische Bildungsarbeit in Bayern, Aufruf vom 02.02.2007
  2. Joseph Lamla: Der Aufstand in Posen. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1919
  3. Joel Kotek/Pierre Rigoulot Das Jahrhundert der Lager, Propyläen 2001, ISBN 3549071434
  • Congressional Record, Senate, Vol. 92, 2. August 1946 (Evacuation and Concentration Camps in Silesia)
  • US-Nationalarchiv, Washington
  • Parliamentary Debates, House of Commons, Fifth Series, Vol. 413, London
  • Provinzgericht Kattowitz, Polen
  • Staatsarchiv Kattowitz, Polen
  • Archiv des IKRK (Internationales Komitee des Roten Kreuzes), Genf
  • Zivilverschollenenliste des Suchdienstes des DRK
  • UOKG (Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft): Dokumentationen der Einzelverbände
  • Deutsches Bundesarchiv, Koblenz: Dokumentation der Vertreibungsverbrechen
  • Deutsches Bundesamt für Statistik
  • Bundesministerium für Vertriebene: Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa, Bonn 1953-1962
  • Zentralstelle des Kirchlichen Suchdienstes: Gesamterhebung zur Klärung des Schicksals der deutschen Bevölkerung in den Vertreibungsgebieten, München 1965
  • John Sack-Collection, Boston University

Siehe auch

Literatur

zu NS-Konzentrationslagern

  • Amerikanisches Kriegsinformationsamt im Auftrag des Oberbefehlshabers der Alliierten Streitkräfte: KZ - Bildbericht aus fünf Konzentrationslagern ca. April 1945. Rekonstruktion durch VVN-BdA NRW 2006 (PDF)
  • Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. 9 Bände (bis 2006 erschienen: 3 Bände). C. H. Beck, München 2005– (Rezension)
  • Alfred M. DeZayas: Die Anglo-Amerikaner und die Vertreibung der Deutschen. Ullstein, Berlin 1999, ISBN 3-548-33206-4
  • Heinz Esser: Die Hölle von Lamsdorf. Dokumentation über ein polnisches Vernichtungslager. Landsmannschaft der Oberschlesier, Bonn 1969 (13. unveränderte Auflage 2000), ISBN 3-89960-000-2
  • Fritz, Ulrich; u.A. (Hrsg.): Tatort KZ. Neue Beiträge zur Geschichte der Konzentrationslager. Klemm & Oelschläger, Münster, Ulm 2003. ISBN 978-3-932577-46-8
  • Haustein, Petra; u.A. (Hrsg.): Konzentrationslager. Geschichte und Erinnerung. Neue Studien zum KZ-System und zur Gedenkkultur. Klemm & Oelschläger, 2. Auflage, Münster, Ulm 2002. ISBN 978-3-932577-36-9
  • Ulrich Herbert (Hrsg.): Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Entwicklung und Struktur. 2 Bände. Fischer, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-596-15516-9
  • Jah, Akim; u.A. (Hrsg.): Nationalsozialistische Lager. Neue Beiträge zur NS-Verfolgungs- und Vernichtungspolitik

und zur Gedenkstättenpädagogik. Klemm & Oelschläger, Münster 2006. ISBN 978-3-932577-55-0

  • Stephan Jegielka: Das KZ-Aussenlager Genshagen. Struktur und Wahrnehmung der Zwangsarbeit in einem Rüstungsbetrieb 1944/45. Tectum, Marburg 2005, ISBN 3-8288-8895-X
  • Kienle, Markus: Gotteszell das frühe Konzentrationslager für Frauen in Württemberg. Die Schutzhaftabteilung im Frauengefängnis Gotteszell in Schwäbisch Gmünd März 1933 bis Januar 1934. Klemm & Oelschläger, Münster, Ulm 2002. ISBN 978-3-932577-39-0
  • Eugen Kogon (Hrsg.): Nationalsozialistische Massentötungen durch Giftgas. Eine Dokumentation. Fischer, Frankfurt am Main 1983, ISBN 3-10-040402-5 (zuletzt 1995, ISBN ISBN 3-596-24353-X)
  • Eugen Kogon: Der SS-Staat. Das System der deutschen Konzentrationslager. Alber, München 1946 (zuletzt: Heyne, München 2004, ISBN 3-453-02978-X)
  • Karin Orth: Das System der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Hamburger Edition, Hamburg 1999, ISBN 3-930908-52-2
  • Johannes Tuchel: Die Inspektion der Konzentrationslager 1938-1945. Edition Hentrich, Berlin 1994, ISBN 3-89468-158-6

andere

  • Brunello Mantelli: Kurze Geschichte des italienischen Faschismus. Wagenbach, Berlin 1998, ISBN 3-80312-300-3
  • Carlo Spartaco Capogreco: I Campi di Duce. Del duce. L'internamento civile nell'Italia fascista (1940-1943). Einaudi, Turin 2004, ISBN 88-06-16781-2
  • Carlo Spartaco Capogreco: I campi die concentramento fascisti per gli ebrei (1940-1943). In: Storia contemporanea 22 (1990) (Rezension)
  • Michele Sarfatti: La persecuzione antiebraica nel periodo 1938-1943 e il suo difficile ricordo. In: Anna Lisa Carlotti (Hrsg.): Italia 1939-1945. Storia e memoria, Milano 1996, S. 73-85
Commons: Nationalsozialistische Konzentrationslager – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien