„Knochenmühle“ – Versionsunterschied

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In einer '''Knochenmühle''' werden menschliche oder tierische [[Knochen]] durch [[Mahlwerk|Mahlen]] oder [[Pochwerk|Stampfen]] zerkleinert. Knochenmühlen sind heute hauptsächlich in [[Krematorium|Krematorien]] in Gebrauch. Im vor allem 19. Jahrhundert wurden überwiegend Tierknochen zerkleinert, das gewonnene [[Knochenmehl]] wurde als organischer [[Dünger]] in der [[Landwirtschaft]] eingesetzt. Der Begriff ''Knochenmühle'' findet im übertragenen Sinne Verwendung für in besonderem Maße aufreibende bis zerstörerische Lebenssituationen.
[[Datei:Bone crusher.jpg|miniatur|Knochenmühle]]
[[Datei:Fotothek df rp-a 0730046 Meißen-Buschbad. Buschmühle, Fahrzeug mit Knochen beladen.jpg|miniatur|Fahrzeug mit Ladung Knochen für die [[Buschbad#Die Buschmühle|Buschmühle]], 1980]]
[[Datei:Leipzig - Goerdelerring - 20Schulmuseum in 10 ies.jpg|mini|Knochenmühle auf der Schautafel "Die Verwertung des Knochens"]]
{{lückenhaft|Kleine hand- oder motorbetriebene Geräte für den Eigenbedarf von Einzelbauern und Tierzüchtern fehlen gänzlich. Knochenmehl dient(e) überdies nie nur als Dünger}}
Eine '''Knochenmühle''' ist eine [[Arbeitsstelle]], die in der Regel Mitarbeiter wie luiz schlecht behandelt.Zudem bekommt man von der Knochenmühle Albträume und geistiges sowie körperliches Versagen.
Also geh einfach in die Schule mach dein Abitur und hab ein besseres Leben wie ich luiz


== Gewinnung von Knochenmehl ==
== Geschichte ==
[[Datei:Bone crusher.jpg|mini|Wassergetriebene Knochenmühle im [[Freilichtmuseum Ballenberg]], Schweiz]][[Datei:Leipzig - Goerdelerring - 20Schulmuseum in 10 ies.jpg|mini|Schulwandbild „Die Verwertung des Knochens“, um 1937]]
Knochenmühlen gibt es seit der frühen Neuzeit, aber erst im beginnenden 19. Jahrhundert, als die traditionelle [[Dreifelderwirtschaft]] durch moderne agrarische Bewirtschaftung unter Einsatz von Düngemitteln ersetzt wurde, wurde Knochenmehl im industriellen Maßstab hergestellt. Knochenmehl eignet sich aufgrund seiner Mineralhaltigkeit und chemischen Zusammensetzung gut als Pflanzendünger. Um 1828 gab es im gesamten [[Rheinland]] 29 Knochenmühlen, davon die meisten im [[Bergisches Land|Bergischen Land]]. Üblicherweise wurden diese durch [[Wasserkraft]] angetrieben.
Knochenmühlen gibt es seit der [[Frühe Neuzeit|frühen Neuzeit]]. Im beginnenden 19. Jahrhundert, als die traditionelle [[Dreifelderwirtschaft]] durch moderne agrarische Bewirtschaftung unter Einsatz von [[Düngemittel]]n ersetzt wurde, wurde Knochenmehl als Dünger im industriellen Maßstab hergestellt. Knochenmehl eignet sich aufgrund seiner Mineralhaltigkeit und chemischen Zusammensetzung gut als Pflanzendünger.


Um 1828 gab es im [[Rheinland]] 29 Knochenmühlen, davon die meisten im [[Bergisches Land|Bergischen Land]]. Üblicherweise wurden diese durch [[Wasserkraft]] angetrieben.
Ab 1900 wurde das Knochenmehl durch das [[Thomasmehl]] ersetzt, das beim [[Thomas-Verfahren|Thomasstahl-Verfahren]] anfiel.
In der Mühle von Kings Lynn in England wurden die ausgegrabenen Überreste von Friedhöfen und Grabstätten aus Hamburg. Ein ökonomisches Lexikon aus dem Jahr 1853 vermerkt: „In England, Belgien und Frankreich ist bis jetzt das Düngen mit Knochenmehl am allgemeinsten und die Engländer haben noch bis in die neueste Zeit ganze Schiffsladungen Knochen aus Deutschland, selbst 1816 von dem [[Schlacht bei Waterloo|Schlachtfelde bei Waterloo]], geholt [...].“<ref>Wilhelm Hoffmann (Hrsg.): Allgemeine Enzyklopädie für Kaufleite, Fabrikanten … Leipzig 1853. Stichwort „Knochen“.</ref> Die Knochen wurden teilweise über Hunderte von Kilometern mittels Karren antransportiert (z.&nbsp;B. aus [[Ostpreußen]] zur Bücheler Knochenmühle bei [[Kürten]])<ref>[https://rmdz.de/node/465]</ref> und anschließend bis zu zwei Jahre zum Trocknen gelagert. Die so abgelagerten und anschließend gemahlenen Knochen wurden teilweise auch als Hühnerfutter verwertet, das [[Tierfett|Knochenöl]] war in der [[Feinmechanik]] sehr begehrt.


Ab 1900 wurde das Knochenmehl nach und nach durch das [[Thomasmehl]] ersetzt, das bei der Stahlproduktion anfällt. In der [[Zeit des Nationalsozialismus]] förderten die Machthaber im Sinne ihres Konzepts der [[Autarkie]] eigenproduzierte Düngemittel und Knochenmühlen wurden erneut eingesetzt.<ref>Elisabeth Vaupel: ''Wertvolle Knochen. Ein Thema im Schulunterricht der NS-Zeit.'' In: ''Kultur & Technik'' 3/2017, S.&nbsp;54–59 ([https://www.researchgate.net/publication/325589508_Kinder_sammelt_Knochen_Lehr-_und_Propagandamittel_zur_Behandlung_des_Themas_Knochenverwertung_an_deutschen_Schulen_im_Dritten_Reich PDF]).</ref> Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] schlossen fast alle Knochenmühlen.
Die Knochen wurden teilweise über Hunderte von Kilometern mittels Karren antransportiert (z.&nbsp;B. aus [[Ostpreußen]] zur Bücheler Knochenmühle bei [[Kürten]]) und anschließend bis zu zwei Jahre zum Trocknen gelagert. Die so abgelagerten und anschließend gemahlenen Knochen wurden teilweise auch als Hühnerfutter verwertet, das [[Tierfett|Knochenöl]] war in der [[Feinmechanik]] sehr begehrt.


=== Erhaltene historische Knochenmühlen ===
[[Datei:Jewish prisoners forced to work for a Sonderkommando 1005 unit pose next to a bone crushing machine in the Janowska concentration camp.jpg|mini|Ehemalige Zwangsarbeiter der Sonderaktion 1005 demonstrieren die Funktion einer Knochenmühle im [[Zwangsarbeitslager Lemberg-Janowska|Lager Janowska]], August 1944.]]


In [[Westfalen]] sind noch wenige Knochenmühlen erhalten, darunter die [[Knochenmühle (Fretter)|Knochenmühle in Fretter]] bei Finnentrop, die [[Knochenmühle (Mühlhofe)|Knochenmühle Meinerzhagen-Mühlhofe]] und die Knochenmühle in [[Isingheim]]. Im Erzgebirge die [[Dorfchemnitz (Zwönitz)#Sehenswürdigkeiten|Knochenstampfe Dorfchemnitz]].
Erneut eingesetzt wurden die Knochenmühlen in der [[Zeit des Nationalsozialismus]], als die Machthaber im Sinne der [[Autarkie]] eigenproduzierte Düngemittel förderten.<ref>Elisabeth Vaupel: ''Wertvolle Knochen. Ein Thema im Schulunterricht der NS-Zeit.'' In: Kultur & Technik 3/2017, S. 54–59 ([http://deutsches-museum.de/fileadmin/Content/010_DM/060_Verlag/060_KuT/2017/3-17-%C3%9Cbers_Meer/58-59.pdf PDF])</ref> Knochenmühlen kamen auch bei der [[Sonderaktion 1005]] zum Einsatz, als das [[Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete]] 1942–1944 die Spuren der während der [[Aktion Reinhardt]] [[Holocaust|ermordeten Juden]] beseitigte.


== NS-Vernichtungsstätten ==
Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] schlossen fast alle Knochenmühlen. In [[Westfalen]] sind noch wenige Knochenmühlen erhalten, darunter die [[Knochenmühle (Fretter)|Knochenmühle in Fretter]] bei Finnentrop, die [[Knochenmühle (Mühlhofe)|Knochenmühle Meinerzhagen-Mühlhofe]] und die Knochenmühle in [[Isingheim]].


[[Datei:Jewish prisoners forced to work for a Sonderkommando 1005 unit pose next to a bone crushing machine in the Janowska concentration camp.jpg|mini|Ehemalige Zwangsarbeiter der [[Sonderaktion 1005]] demonstrieren die Funktion einer Knochenmühle im [[Zwangsarbeitslager Lemberg-Janowska]], August 1944.]]
== England ==
Die Knochenmühle Narborough war eine Wassermühle am Fluss Nar im Westen der englischen Grafschaft [[Norfolk]]. Die ausgegrabenen Überreste von Friedhöfen und Grabstätten aus Hamburg wurden in der Mühle von Kings Lynn zu landwirtschaftlichem Dünger verarbeitet. Ähnlich makaber klingt der Text einer Eintragung in einem ökonomischen Lexikon des 19. Jahrhunderts:


Als die Spuren der [[Aktion Reinhardt|Ermordung der Juden im besetzten Polen]] beseitigt werden sollten, wurden dafür auch Knochenmühlen verwendet. Für die Zerkleinerung der Knochen der in der [[Tötungsanstalt Hartheim]] getöteten und anschließend verbrannten Opfer setzte man eine elektrische Knochenmühle ein.<ref>[https://www.bizeps.or.at/die-toetungsanstalt-hartheim/ Die Tötungsanstalt Hartheim], Webseite www.bizeps.or.at, abgerufen am 3. August 2017</ref><ref>{{OoeGeschichte |pfad=archiv/epochen/nationalsozialismus/orte-des-terrors/hartheim |autor=Josef Goldberger, Cornelia Sulzbacher |titel=Hartheim |abruf=2022-08-07}}</ref>
{{Zitat|… In England, Belgien und Frankreich ist bis jetzt das Düngen mit Knochenmehl am allgemeinsten und die Engländer haben noch bis in die neueste Zeit ganze Schiffsladungen Knochen aus Deutschland, selbst 1816 von dem Schlachtfelde bei Waterloo, geholt, um sie in England zu Knochenmehl zu verarbeiten und teuer zu verkaufen|ref=<ref>Wilhelm Hoffmann (Hrsg.): Allgemeine Enzyklopädie für Kaufleite, Fabrikanten … Leipzig 1853. Stichwort „Knochen“</ref>}}


== Bestattungswesen ==
== Bestattungswesen ==
Nach der [[Feuerbestattung|Kremierung]] von [[Leiche]]n verbleiben z.&nbsp;B. Knochen. Nachdem große metallische Bestandteile (z.&nbsp;B. künstliche Gelenke) ausgesondert wurden, werden die verbliebenen Überreste in einer Trommel durch große Stahlkugeln zu Totenasche zerkleinert, die danach in [[Bestattungsurne|Urnen]] abgefüllt werden kann.
Nach der [[Feuerbestattung|Kremierung]] von [[Leichnam|Leichen]] verbleiben z.&nbsp;B. Knochen. Nachdem große metallische Bestandteile (z.&nbsp;B. künstliche Gelenke) ausgesondert wurden, werden die verbliebenen Überreste in einer Trommel durch große Stahlkugeln zu Totenasche zerkleinert, die danach in [[Bestattungsurne|Urnen]] abgefüllt werden kann.


== Medizin ==
== Medizin ==
Wenn körpereigenes Knochenmaterial während einer Operation zerkleinert und wiederverwendet werden soll, kommen chirurgische Knochenmühlen zum Einsatz.
Wenn körpereigenes Knochenmaterial während einer Operation zerkleinert und wiederverwendet werden soll, kommen chirurgische Knochenmühlen zum Einsatz.
{{Lückenhaft|Kleine hand- oder motorbetriebene Geräte für den Eigenbedarf von Einzelbauern und Tierzüchtern.}}

== Begriffsübertragung ==
== Begriffsübertragung ==
* Die zeitgenössische Beschreibung der außerordentlich verlustreichen [[Schlacht um Verdun]] (1916) als „Knochenmühle“ hat sich bis heute im Sprachgebrauch gehalten.
* Die zeitgenössische Beschreibung der außerordentlich verlustreichen [[Schlacht um Verdun]] (1916) als „Knochenmühle“ hat sich bis heute im Sprachgebrauch gehalten.
* Der Volksmund verwendet gelegentlich die Bezeichnung „Knochenmühle“ für Orte, an denen sehr anstrengende Arbeit geleistet wird.<ref>Duden online: [https://www.duden.de/rechtschreibung/Knochenmuehle ''Knochenmühle''], siehe Bedeutung 2.</ref>
* Der Volksmund verwendet gelegentlich die Bezeichnung „Knochenmühle“ für Orte, an denen sehr anstrengende Arbeit geleistet wird.<ref>[[Duden online]]: [https://www.duden.de/rechtschreibung/Knochenmuehle ''Knochenmühle''], siehe Bedeutung 2.</ref>
* Im Volksmund als ''Knochemiehl'' (Knochenmühle) wurden auch die [[Triebwagen]] der ersten kommerziellen deutschen [[Straßenbahn]]-[[Linienverkehr|Linie]] der [[Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft]] (FOTG) bezeichnet. Der Antrieb über [[Zahnrad|Zahnräder]], die [[Spurweite (Eisenbahn)|Spurweite]] von 1000&nbsp;mm, die aus Holz gefertigten [[Eisenbahnrad|Räder]] mit [[Eisenbahnrad#Radreifen|Radreifen]] aus Stahl und die fehlende [[Federung]] führten zu unruhigen Laufeigenschaften und der Bezeichnung ''Knochemiehl''.
* Im Volksmund als ''Knochemiehl'' (Knochenmühle) wurden auch die [[Triebwagen]] der ersten kommerziellen deutschen [[Straßenbahn]]-[[Linienverkehr|Linie]] der [[Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft]] (FOTG) bezeichnet. Der Antrieb über [[Zahnrad|Zahnräder]], die [[Spurweite (Eisenbahn)|Spurweite]] von 1000&nbsp;mm, die aus Holz gefertigten [[Eisenbahnrad|Räder]] mit [[Eisenbahnrad#Radreifen|Radreifen]] aus Stahl und die fehlende [[Federung]] führten zu unruhigen Laufeigenschaften und der Bezeichnung ''Knochemiehl''.


== Literatur ==
== Literatur ==
* [[Herbert Nicke]]: ''Bergische Mühlen'', Martina Galunder Verlag, Wiehl, 1998, ISBN 3-931251-36-5
* [[Herbert Nicke]]: ''Bergische Mühlen'', Martina Galunder Verlag, Wiehl, 1998, ISBN 3-931251-36-5

== Weblinks ==
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== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
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== Weblinks ==
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Aktuelle Version vom 13. Mai 2024, 08:32 Uhr

In einer Knochenmühle werden menschliche oder tierische Knochen durch Mahlen oder Stampfen zerkleinert. Knochenmühlen sind heute hauptsächlich in Krematorien in Gebrauch. Im vor allem 19. Jahrhundert wurden überwiegend Tierknochen zerkleinert, das gewonnene Knochenmehl wurde als organischer Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt. Der Begriff Knochenmühle findet im übertragenen Sinne Verwendung für in besonderem Maße aufreibende bis zerstörerische Lebenssituationen.

Gewinnung von Knochenmehl

Wassergetriebene Knochenmühle im Freilichtmuseum Ballenberg, Schweiz
Schulwandbild „Die Verwertung des Knochens“, um 1937

Knochenmühlen gibt es seit der frühen Neuzeit. Im beginnenden 19. Jahrhundert, als die traditionelle Dreifelderwirtschaft durch moderne agrarische Bewirtschaftung unter Einsatz von Düngemitteln ersetzt wurde, wurde Knochenmehl als Dünger im industriellen Maßstab hergestellt. Knochenmehl eignet sich aufgrund seiner Mineralhaltigkeit und chemischen Zusammensetzung gut als Pflanzendünger.

Um 1828 gab es im Rheinland 29 Knochenmühlen, davon die meisten im Bergischen Land. Üblicherweise wurden diese durch Wasserkraft angetrieben. In der Mühle von Kings Lynn in England wurden die ausgegrabenen Überreste von Friedhöfen und Grabstätten aus Hamburg. Ein ökonomisches Lexikon aus dem Jahr 1853 vermerkt: „In England, Belgien und Frankreich ist bis jetzt das Düngen mit Knochenmehl am allgemeinsten und die Engländer haben noch bis in die neueste Zeit ganze Schiffsladungen Knochen aus Deutschland, selbst 1816 von dem Schlachtfelde bei Waterloo, geholt [...].“[1] Die Knochen wurden teilweise über Hunderte von Kilometern mittels Karren antransportiert (z. B. aus Ostpreußen zur Bücheler Knochenmühle bei Kürten)[2] und anschließend bis zu zwei Jahre zum Trocknen gelagert. Die so abgelagerten und anschließend gemahlenen Knochen wurden teilweise auch als Hühnerfutter verwertet, das Knochenöl war in der Feinmechanik sehr begehrt.

Ab 1900 wurde das Knochenmehl nach und nach durch das Thomasmehl ersetzt, das bei der Stahlproduktion anfällt. In der Zeit des Nationalsozialismus förderten die Machthaber im Sinne ihres Konzepts der Autarkie eigenproduzierte Düngemittel und Knochenmühlen wurden erneut eingesetzt.[3] Nach dem Zweiten Weltkrieg schlossen fast alle Knochenmühlen.

Erhaltene historische Knochenmühlen

In Westfalen sind noch wenige Knochenmühlen erhalten, darunter die Knochenmühle in Fretter bei Finnentrop, die Knochenmühle Meinerzhagen-Mühlhofe und die Knochenmühle in Isingheim. Im Erzgebirge die Knochenstampfe Dorfchemnitz.

NS-Vernichtungsstätten

Ehemalige Zwangsarbeiter der Sonderaktion 1005 demonstrieren die Funktion einer Knochenmühle im Zwangsarbeitslager Lemberg-Janowska, August 1944.

Als die Spuren der Ermordung der Juden im besetzten Polen beseitigt werden sollten, wurden dafür auch Knochenmühlen verwendet. Für die Zerkleinerung der Knochen der in der Tötungsanstalt Hartheim getöteten und anschließend verbrannten Opfer setzte man eine elektrische Knochenmühle ein.[4][5]

Bestattungswesen

Nach der Kremierung von Leichen verbleiben z. B. Knochen. Nachdem große metallische Bestandteile (z. B. künstliche Gelenke) ausgesondert wurden, werden die verbliebenen Überreste in einer Trommel durch große Stahlkugeln zu Totenasche zerkleinert, die danach in Urnen abgefüllt werden kann.

Medizin

Wenn körpereigenes Knochenmaterial während einer Operation zerkleinert und wiederverwendet werden soll, kommen chirurgische Knochenmühlen zum Einsatz.

Begriffsübertragung

  • Die zeitgenössische Beschreibung der außerordentlich verlustreichen Schlacht um Verdun (1916) als „Knochenmühle“ hat sich bis heute im Sprachgebrauch gehalten.
  • Der Volksmund verwendet gelegentlich die Bezeichnung „Knochenmühle“ für Orte, an denen sehr anstrengende Arbeit geleistet wird.[6]
  • Im Volksmund als Knochemiehl (Knochenmühle) wurden auch die Triebwagen der ersten kommerziellen deutschen Straßenbahn-Linie der Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft (FOTG) bezeichnet. Der Antrieb über Zahnräder, die Spurweite von 1000 mm, die aus Holz gefertigten Räder mit Radreifen aus Stahl und die fehlende Federung führten zu unruhigen Laufeigenschaften und der Bezeichnung Knochemiehl.

Literatur

Commons: Knochenmühlen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Hoffmann (Hrsg.): Allgemeine Enzyklopädie für Kaufleite, Fabrikanten … Leipzig 1853. Stichwort „Knochen“.
  2. [1]
  3. Elisabeth Vaupel: Wertvolle Knochen. Ein Thema im Schulunterricht der NS-Zeit. In: Kultur & Technik 3/2017, S. 54–59 (PDF).
  4. Die Tötungsanstalt Hartheim, Webseite www.bizeps.or.at, abgerufen am 3. August 2017
  5. Josef Goldberger, Cornelia Sulzbacher: Hartheim. In: ooegeschichte.at. Virtuelles Museum Oberösterreich, abgerufen am 7. August 2022.
  6. Duden online: Knochenmühle, siehe Bedeutung 2.