Kimpa Vita, mit dem Taufnamen Ndona Beatrice, deshalb auch bekannt als Dona Beatriz, (* 1684; hingerichtet am 2. Juli 1706 in Evululu im östlichen Königreich Kongo), war eine kongolesische Prophetin und gründete eine eigene christliche Bewegung, die Antonier. Sie wird nicht selten als afrikanische Jeanne d'Arc bezeichnet.

Aus einer vornehmen Bakongo-Aristokratenfamilie stammend, deren Mitglieder wichtige Rollen in der traditionellen Religion innehatten, wurde Kimpa Vita als nganga marinda ausgebildet, d.h. als Medium, von dem man glaubte, dass es zur Kommunikation mit der übernatürlichen Welt fähig sei.

1704, während einer Krankheit, gab sie an, Visionen des Heiligen Antonius von Padua zu haben. Der Heilige ergriff von ihr Besitz und forderte durch die Prophetin eine gesellschaftliche Erneuerung in einer krisenhaften Situation. Sie wandte sich gegen den portugiesischen Sklavenhandel, der soziale Spannungen zwischen der städtischen Aristokratie und der verarmenden ländlichen Bevölkerungen auslöste. Angestrebt war die Wiederbelebung des früheren glorreichen Königreiches und die Wiederherstellung der zerstörten Hauptstadt Mbanza Kongo (São Salvador), wo Kimpa Vita unter großem Zulauf des Volkes predigte.

1704/06 wurden ihre Anhänger, von denen manche sich ebenfalls von Antonius besessen glaubten, zu einem wichtigen Machtfaktor. Die Bewegung lässt sich als religiös akzentuiertes Aufbegehren gegen die portugiesische Herrschaft und die fremden Missionare - portugiesische und italienische Kapuziner - verstehen, die christliche und Elemente der afrikanischen Religion verschmolz. Für Kimpa Vita war Jesus in Mbanza Kongo geboren worden und Marias Mutter eine Sklavin.

Kimpa Vita wurde 1706 gefangengesetzt und auf Betreiben der Kapuziner als Häretikerin und Hexe verbrannt.

Kirsten Rüther sieht in dieser Hinrichtung die Inszenierung einer frühneuzeitlichen Hexenverbrennung, mit der die Missionare den Bakongo hätten verdeutlichen wollen, dass es auch bei ihnen Dinge gäbe, die man in Europa als Hexerei verfolge. Da Menschenverbrennungen bis zu diesem Zeitpunkt in Afrika nicht nachweisbar seien, sei es möglich, dass ein unbekanntes Strafritual in das Königreich Kongo importiert worden sei (Sp. 482). Eigennützige ndoki (in etwa als Hexer zu übersetzen) wurden damals im Kongo nicht getötet.

Nach Kimpas Tod nutzte der kongolesische König Pedro IV., der ihren Tod gemeinsam mit einem Richterrat angeordnet hatte, die Bewegung, um die Hauptstadt wieder einzunehmen. Manchmal wird die Kimbanguistenkirche als Nachfolgerin der Antonier angesehen.

Dank der Unterlagen in den italienischen Kapuzinerarchiven, insbesondere den Tagebüchern der Missionare, gehört die Zeit Kimpa Vitas zu den quellenmäßig am besten dokumentierten Perioden des Königreichs Kongo.

• Gray, Richard: Art. Kimpa Vita, Donna; in: RGG, 4. Aufl., Bd. 4
• Rüther, Kirsten: Art. Antonier; in: Enzyklopädie der Neuzeit 1 (2005), Sp. 479-483
• Thornton, John K.: The Kongolese Saint Anthony: Dona Beatriz Kimpa Vita and the Antonian Movement, 1684-1706; Cambridge: Cambridge University Press, ²1998; ISBN 0-521-59370-0; online bei Google Print

• Kurzbiographie im Dictionary of African Biography
• Völkerkunde Museum München: Eine afrikanische Jeanne d'Arc im alten Königreich Kongo. Veranstaltungsnotiz mit Bildern
• www.metmuseum.org
• engl. Darstellung
• Theosophisch beeinflusste Biographie Kimpa Vitas (dort wird Simon Kimbangu als Reinkarnation Kimpa Vitas reklamiert)
• Besprechung der CD São Salvador von Ricardo Lemvo und Makina Loca (Das Hauptstück „São Salvador“ ist eine Ballade auf Kimpa Vita)