KONTAKTE-KOHTAKTbI

KONTAKTE-KOHTAKTbI
Rechtsform eingetragener Verein
Gründung 1990
Sitz Berlin
Umsatz 925.533 Euro (2022)
Website www.kontakte-kontakty.de

Kontakte-Контакты e.V. – Verein für Kontakte zu Ländern der ehemaligen Sowjetunion ist ein gemeinnütziger Verein mit humanitären Zielen. Er setzt sich für überlebende Opfer des NS-Regimes – darunter vor allem für ehemalige sowjetische Soldaten in deutscher Kriegsgefangenenschaft[1] – sowie für die Opfer der Kraftwerkskatastrophe von Tschernobyl von 1986 ein. Der Verein wurde 1990 zunächst unter dem Namen „Deutsch-Sowjetische Kontakte“ gegründet. Derzeitiger Vorsitzender ist Gottfried Eberle, ehrenamtlicher Geschäftsführer ist Eberhard Radczuweit. Dem Beirat des Vereins gehören namhafte Persönlichkeiten wie zum Beispiel Peter Jahn, Jutta Limbach, Lothar C. Poll, Hilde Schramm und Wolfram Wette an.

Ziele und Aktivitäten

Ein Ziel des Vereins ist unter anderem die materielle und ideelle Anerkennung des Leids sowjetischer Soldaten in deutscher Kriegsgefangenenschaft während des Zweiten Weltkriegs. Dazu setzt er sich aktiv für Überlebende in Ländern der ehemaligen Sowjetunion ein. Dahinter steht Kritik an der Deutschen Wiedergutmachungspolitik der Nachkriegsära. Mehr als die Hälfte der rund 5,7 Millionen sowjetische Soldaten in deutscher Kriegsgefangenenschaft kam während der Gefangenschaft in Kriegsgefangenen-, Konzentrations- oder Zwangsarbeitslagern aufgrund der Rassen- und Eroberungspolitik des NS-Regims ums Leben. Die Behandlung der sowjetischen Gefangenen durch die deutsche Wehrmacht und andere Stellen war ein bewusster Verstoß gegen internationale Bestimmungen, da sie nicht nach den Genfer Konventionen behandelt wurden. Die Überlebenden, die zum großen Teil massive psychische und psychische Schäden erlitten, wurden in der ehemaligen Sowjetunion zeitweise diskriminiert[2]. Der Verein arbeitet eng mit zahlreichen Organisationen auf nationaler und internationaler Ebene zusammen. Zu nennen ist zum Beispiel die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“. Gemeinsam mit dem Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst gab der Verein Bücher unter anderem mit Briefen ehemaliger sowjetischer Kriegsgefangener heraus. Diese [3] werden auch als Unterrichtsmaterial genutzt.[4] Außerdem konzipiert und organisiert der Verein auch Ausstellungen zum Thema.[5]

2006 richtete der Verein eine Petition an den Deutschen Bundestag mit dem Ziel, dass Deutschland jedem der noch lebenden rund 4.000 ehemaligen sowjetischen Kreigsgefangenen eine symbolische Entschädigung von 2.500 Euro zahlt. Die Petition wurde im Sommer 2013 durch den Petitionsausschuß des Bundestages abschlägig bewertet. Eine zweite Petition mit dem Titel „Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts – Anerkennung des von sowjetischen Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg in deutscher Kriegsgefangenschaft erlittenen Unrechts“[6] reichte er im Februar 2014 ein, nachdem das Thema Anfang des Jahres unter anderem aufgrund der Rede des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert zum Holocaust-Gedenktag am 27. Januar 2014 vor dem Deutschen Bundestag[7] erneut in die Medien gelangte. Der Vorschlag wird unter anderem von dem Berliner Historiker Wolfgang Benz unterstützt.[8]

Seit 1991 fördert der Verein auch ein Therapieprogramm für leukämiekranke Kinder in Russland (Folgen der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl in der heutigen Ukraine), indem über Moskauer Kinderonkologen und Krankenschwestern Stipendien und Medikamente und medizinisches Material regelmäßig und langfristig aus Spendengeldern vermittelt werden.

Unter anderem bringt der Verein deutsche und russische Lehrer und Schüler zu einer „Demokratie-Erziehung“ in Ost und West als Voraussetzung einer humanistischen Gesellschaft zusammen. 1998 begann dazu eine Partnerschaft zwischen Kontakte-Контакты e.V. und der staatlichen Moskauer Experimentalschule „Schule der Selbstbestimmung“. Er pflegt auch sonstigen kulturellen Austausch.

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. www.deutschlandradiokultur.de: Kontakte in die Vergangenheit, abgerufen am 27. Februar 2014
  2. siehe zum Beispiel das Interview mit der Mitarbeitern Sibylle Suchan-Floß von Kontakte-KOHTAKTbI zur Frage der Entschädigung sowjetischer Zwangsarbeiter und Kriegsgefangener: Heute gibt es nur noch rund 4000 überlebende Kriegsgefangene. In: Mindener Tageblatt vom 11. Juli 2012, abgerufen am 28. Februar 2014
  3. "Freitagsbriefe": Briefe ehemaliger sowjetischer Kriegsgefangener
  4. Unterrichtsmaterial der Universität Bielefeld auf www.uni-bielefeld.de, abgerufen am 27. Februar 2014
  5. Ausstellung mit Begeleitprogramm an der TU Berlin, 2011: „‚Russenlager‘ und Zwangsarbeit - Bilder und Erinnerungen sowjetischer Kriegsgefangener“
  6. Petition an den Deutschen Bundestag lfd. Nr. 49326 „Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts – Anerkennung des von sowjetischen Kriegsgefangenen im Zweiten Weltkrieg in deutscher Kriegsgefangenschaft erlittenen Unrechts“, Mitzeichnungsfrist vom 17.2. - 16.3.2014
  7. 27.01.2014 – Rede zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus: Prof. Dr. Norbert Lammert
  8. ARD, Magazin FAKT, Sendung vom 7.1.2014: "Historiker für Entschädigung sowjetischer Kriegsgefangener", Bericht auf mdr.de, abgerufen am 27. Februar 2014
  9. Internationalen Liga für Menschenrechte, Berlin: Verleihung der Carl-von-Ossietzky-Medaille 2002 an Eberhard Radczuweit und Marina Schubarth, August, 2002
  10. Berliner Rathaus aktuell: Moskauer Tage in Berlin - Auszeichnungen für Verdienste um die Partnerschaft
  11. Nominierte 2011 für den taz Panter Preis: Eberhard Radczuweit - Gegen das Vergessen
  12. Preis für das Projekt "Kriegsgefangene".

Vom Verein herausgegebene Literatur

  • Schule und Demokratie : Seminare in Moskau und Berlin / ein Projekt von Kontakte-Kontakty. e.V., Berlin und der Wissenschaftlich-Pädagogischen Vereinigung Schule der Selbstbestimmung, Moskau., Kontakte-Kontakty e.V., Berlin 1999
  • Zwangsarbeit. Begegnungen mit "Ostarbeitern", Berlin 2003, ISBN 3-00-010586-7
  • Nach 60 Jahren: Erinnerungen ehemaliger sowjetischer Kriegsgefangener", Kontakte-Kontakty e.V., 2005
  • Ich werde es nie vergessen. Briefe sowjetischer Kriegsgefangener 2004-2006. Hrsg. vom Verein "KONTAKTE - KONTAKTY" e.V., Verein für Kontakte zu Ländern der Ehemaligen Sowjetunion in Kooperation mit dem Deutsch-Russischen Museum Berlin-Karlshorst, Chr. Links Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-439-6
  • Stratievski, Dmitri: Zu Gast in Wolgograd: Begegnungen mit ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen. Kontakte-Kontakty e.V., Berlin 2008
  • Nickel, Lars: "Russenlager" und Zwangsarbeit. Bilder und Erinnerungen sowjetischer Kriegsgefangener. Kontakte-Kontakty e.V., Berlin 2011

Koordinaten: 52° 29′ 9,1″ N, 13° 21′ 34,9″ O